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Benutzername: 
c-bird
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 101 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Spannung bis zur letzten Seite

Sara Linton und Will Trent haben endlich geheiratet. Ihre Flitterwochen verbringen sie abgeschieden von der Zivilisation in der exklusiven McAlpine Lodge in den Bergen Georgias. Doch kaum angekommen, geschieht ein Verbrechen. Beim nächtlichen Baden im See werden Sara und Will durch die Schreie einer Frau aufgeschreckt. Die beiden eilen sofort los, doch sie kommen zu spät. Mercy McAlpine, die Tochter und Managerin der Familie wurde auf brutale Weise niedergestochen und stirbt. Flitterwochen hin oder her: Sara und Will nehmen die Ermittlungen auf. In der abgelegenen Gegend sind die beiden ziemlich auf sich alleine gestellt. Und jeder der anderen Anwesenden scheint ein Geheimnis zu hüten.
LETZTE LÜGEN ist bereits der zwölfte Band aus der Reihe rund um Will Trent und Sara Linton. Eine Reihe, die Karin Slaughter bereits vor 18 Jahren ins Leben gerufen hat. Man kann die Fälle zwar alle unabhängig voneinander lesen, doch wer die privaten Entwicklungen zwischen den beiden Protagonisten verfolgen möchte, dem sei die chronologische Reihenfolge ans Herz gelegt.
Auch in diesem Thriller ist die Spannung von Beginn an vorhanden und kann sich bis zum Ende halten.
In verschiedenen Rückblenden erfährt man, was sich in der Zeit vor dem Mord abgespielt hat und lernt so die Familie und die Bewohner der Lodges kennen.
In diesem Band ist die Anzahl der Verdächtigen gut überschaubar. Karin Slaughter gelingt es dennoch den Leser auf falsche Fährten zu lenken und überrascht dann mit unvorhersehbaren Wendungen. Man dringt tief in die Abgründe einer Familie hinein.
Wieder ist Karin Slaughter ein brillanter Thriller gelungen, der bis zum Ende hin spannend bleibt. Ich hoffe noch auf viele Werke von meiner Lieblingsautorin.

Bewertung vom 12.08.2024
Hast du Zeit?
Winkelmann, Andreas

Hast du Zeit?


sehr gut

Nicht der große Wurf

Wenn es einen Preis gäbe für den besten Bezug zwischen Inhalt und Cover, dann hätte dieses Buch ihn auf jeden Fall verdient. Denn das große Thema in dem neuesten Thriller von Andreas Winkelmann ist die Zeit. Und nichts symbolisiert verrinnende Zeit besser als eine Sanduhr.
Ein psychotischer Täter will sich seine Zeit zurückholen. Zeit, die ihm andere Menschen „gestohlen“ haben und nun dafür mit ihrem Leben bezahlen sollen. Zwei Angehörige der Opfer machen sich auf die Suche nach den Vermissten. Lilly telefonierte gerade mit ihrer Partnerin Felicitas, als diese entführt wurde und versucht nun verzweifelt sie zu finden. Auch Lars Erik Grotheer hat es sich zur Aufgabe gemacht den Täter zu finden. Zum einen, weil der ehemalige Bundestagspolizist ein Opfer nicht schützen konnte und der Täter zudem noch in seinem persönlichen Umfeld ein zweites Mal zuschlägt.

Da ich bisher alle Bücher von Andreas Winkelmann mit Begeisterung gelesen haben, war ich sehr gespannt auf sein neuestes Werk. Das Buch beginnt auch wirklich spektakulär, doch nach wenigen Seiten nahm der Spannungsbogen rapide ab. Man erfährt zwar als Leser von den verschiedenen Entführungen und Morden, doch ein Zusammenhang ist überhaupt nicht erkennbar. Erst als endlich die sympathische Fotografin Lilly und Grotheer sich kennenlernen, kommt langsam Licht ins Dunkel.
Die beiden nehmen auch praktisch die Ermittlerrolle ein, denn die Polizei sieht weder einen Zusammenhang zwischen den verschwundenen Personen, noch werden Ermittlungen vorangetrieben.
Die Kapitel fand ich angenehm kurz, die aus der Täterperspektive waren immer durch ihre Überschrift klar gekennzeichnet.
Etwas genervt haben auch die vielen Redewendungen und Sprüche, die das Thema Zeit beinhalten. Egal ob gestohlene Zeit, Zeitverschwendung oder verlorene Zeit. Irgendwie wurde versucht so viel wie möglich dieser Redewendungen in dem Text unterzubringen.
Zum Ende hin offenbart sich eine etwas traurige Geschichte, die mir eher wie eine Notlösung vorkam.

Insgesamt war „Hast du Zeit?“ nicht der große Wurf. Da ich aber die anderen Bücher des Autors immer gefeiert habe, weiß ich, dass es auch anders geht und freue mich einfach auf das nächste Buch von ihm.

Bewertung vom 01.08.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


ausgezeichnet

Spannung mit vielen Perspektivwechseln

Mit „Signum“ setzt der Autor John Ajvide Lindqvist seine Stormland-Trilogie fort. Im ersten Band „Refugium“ durfte man die Protagonisten Kim Ribbing und Julia Malmros bereits näher kennenlernen. Nahtlos knüpft nun der zweite Band an die Ereignisse des Vorgängers an. Es werden jedoch genügend Informationen geliefert und so lässt sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen.
Kim Ribbing will verstehen. Verstehen, was ein Mensch empfindet, wenn er andere „im Dienste der Wissenschaft“ quält. So wie es der Schockdoktor Martin Rudbeck mit Kim in seiner Jugend getan hat. Aus diesem Grund hat er seinen einstigen Peiniger gekidnappt und hält ihn im Keller seiner Villa gefangen. Doch Kim ist nicht allein im Haus. Und so passiert es, dass die Sache total aus dem Ruder läuft…
Allein schon die Entführung bzw. die Verschleierung der Entführung war einfach nur genial. Kim hatte hier eigentlich an alles gedacht, so dass das Verschwinden Rudbecks fast gar nicht aufgefallen wäre. Aus der Leserperspektive war es für mich nicht nur faszinierend, sondern teilweise auch amüsant, wie die einzelnen Reaktionen auf das Verschwinden bzw. das Verwirrspiel waren.
Kim empfand ich als einen recht schwierigen, aber auch sympathischen Charakter. Zwar hochintelligent, aber man weiß nie genau woran man bei ihm ist. Das merkt auch Ex-Polizistin Julia, die viel älter als Kim ist und doch so gerne eine feste Beziehung mit Kim hätte. Mal funktionieren die beiden als ein perfektes Paar und in der nächsten Sekunde stößt Kim Julia wieder vor den Kopf. Trost sucht Julia in solchen Situationen bei ihrer Freundin Irma, einer 30 Jahre älteren Krimiautorin, die aber mit allen Wassern gewaschen ist. Julia selbst recherchiert gerade zu ihrer neuen Buchidee über die Wahren Schweden. Ein Thema, dass hier aufgegriffen wird, aber noch nicht zum Abschluss gebracht wurde. Hier wird wohl der finale Band die Antworten über die Wahren Schweden bereithalten. Ein weiterer wichtiger Charakter ist auch Astrid Helander, die ebenfalls bereits im ersten Band eingeführt wurde. Mit ihren 14 Jahren erschien sie mir bodenständiger und raffinierter als alle anderen Figuren in diesem Buch. Zudem ist sie eine Meisterin der Manipulation ihrer Mitmenschen. Insgesamt fand ich alle Charaktere sehr interessant und gut ausgearbeitet. Sie machen die Geschichte richtig lebendig.
Erzählt wird auf eine sehr spannende Weise. Die ständigen wechselnden Sichtweisen lassen keine Langeweile aufkommen. Man ist sofort mitten in der Geschichte drin. Zudem wird manchmal ein und dieselbe Situation aus verschiedenen Perspektiven geschildert, die natürlich unterschiedlich empfunden werden. Natürlich gibt es auch noch das Team der Polizei, das versucht Licht ins Dunkel zu bringen. Allen voran mit Kriminalkommissar Johnny Munter, dem Ex-Mann von Julia.
Insgesamt eine spannende und sehr gelungene Fortsetzung der Mittsommer-Trilogie. Ich freue mich schon auf den finalen Band.

Bewertung vom 27.07.2024
Ken und Barbie / Im Kopf des Bösen Bd.2
Petermann, Axel;Mattfeldt, Petra

Ken und Barbie / Im Kopf des Bösen Bd.2


sehr gut

Spannung mit unerwartetem Ausgang

Durch die Hitze des Sommers führen die Flüsse Niedrigwasser. Im Rhein bei Köln wird dadurch die einbetonierte und zerstückelte Leiche einer jungen Frau gefunden. Bereits zwei weitere tote Mädchen wurden gefunden, die beide jung und blond waren. Alles weist auf einen Serienmörder hin, der seine Opfer über einen längeren Zeitraum gefangen hält, sie quält und anschließend tötet. Ein Fall für die Profilerin Sophie Kaiser vom BKA und ihr Team.
Sophie hat das Asperger-Syndrom und betrachtet manche Dinge auf eine andere und spezielle Weise. Eine Methode, die bereits sehr erfolgreich war bei der Lösung des Sandmann-Falls, dem ersten Band aus der Reihe „Im Kopf des Bösen“.
Diesen Vorgängerband hatte ich nicht gelesen, kam aber dennoch problemlos in die Geschichte rein. Sophie hat schon ihre Eigenarten und eckt damit bei ihren Mitmenschen an. Erkennt man aber die Gründe für ihr Verhalten, so wirkt sie insgesamt sehr sympathisch. Ebenso ihr Partner Leonhard Michels, der nicht nur ihr Kollege ist, sondern man spürt förmlich, wie sich da langsam eine Beziehung entwickelt.
Geschrieben ist das Buch auf eine spannende Weise. Mit der Bestsellerautorin Petra Mattfeldt und dem ehemaligen Fallanalytiker Axel Petermann hat sich ein perfektes Autoren-Duo gefunden.
Sophie nimmt in dem Buch sehr viel Raum ein. Zum einen, weil ihre Eigenarten dem Leser vermittelt werden, damit man ihr Denken besser verstehen kann. Aber auch bei der Befragung der Beteiligten und Zeugen spielt Sophie eine zentrale Rolle. Auf ihren Partner Leonhard kann sie sich dabei immer verlassen, denn er steht ihr stets zur Seite.
Es gibt ein paar Einschübe, die aus der Perspektive des Täters geschrieben sind. Diese waren für mich gleich ein Anlass ein wenig mitzurätseln. Doch mit meinen Vermutungen lag ich komplett daneben und war am Ende wirklich total überrascht. Mit so einem Ausgang hatte ich absolut nicht gerechnet. Aber die Handlung war ja an einen True Crime angelehnt und hier empfiehlt es sich auch das erklärende Nachwort der beiden Autoren zu lesen.
Insgesamt ein spannender Fall mit einem sympathischen und auch außergewöhnlichen Ermittler-Team. Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 17.07.2024
Der Betrachter: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Betrachter: Thriller


ausgezeichnet

Das Rätsel um Lillys Bilder

In ihrem bereits neunten Fall bekommt es Spezialermittlerin Laura Kern erneut mit einem Serienmörder zu tun. Ein Obdachloser hat eine Frauenleiche in einer alten Lagerhalle gefunden. Das Opfer wurde in eine extrem kleine Holzkiste gezwängt, in ihrer Hand hält die tote Frau Teile eines Schmetterlings. Während Laura und ihr Kollege Max Hartung noch am Anfang ihrer Ermittlungen stehen, zeichnet Lilly, die in einer psychiatrischen Einrichtung lebt genau diese Auffindesituation nach. Lilly lebt seit Jahren abgeschirmt von der Außenwelt in der Psychiatrie und spricht kein Wort. Das Bild bleibt kein Einzelfall. Lilly fertigt weitere Zeichnungen an, die bizarre Morde ankündigen und diese auch folgen lassen. Woher hat Lilly dieses Wissen? Laura muss nicht nur einen Serienmörder jagen, sondern auch das Rätsel um Lillys Bilder lösen.
Wer die Bücher von Catherine Shepherd kennt, weiß dass die Autorin es immer wieder aufs Neue schafft einen unglaublich spannenden Thriller zu schreiben. Wie immer wird man von Beginn an in das Geschehen hineingeworfen und ist sofort von der Geschichte gefesselt. Geschickt werden falsche Fährten ausgelegt und die Liste der Verdächtigen wird immer länger. Doch dieses Mal kam noch dazu das Rätsel der Zeichnungen Lillys hinzu. Ein Mysterium, das kaum zu knacken ist. Die privaten Entwicklungen zwischen Laura und Taylor nehmen in diesem Band kaum Raum ein, dafür steht das Privatleben ihres Kollegen eher mal im Vordergrund. Doch hauptsächlich handelt das Buch von diesem extrem spannenden Fall, den ich jedem nur empfehlen kann.

Bewertung vom 04.07.2024
Die Vermisste von Holnis
Johannsen, Anna

Die Vermisste von Holnis


sehr gut

Spannende Protagonisten und gut zu lesen

In der Nähe der dänischen Stadt Odense wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass der dänische Pass, den die Tote bei sich trug gefälscht ist. Ein DNA-Abgleich zeigt jedoch, dass es sich bei dem Opfer um Sophia Jepsen handelt, die bereits vor vier Jahren im Alter von 16 Jahren von der Halbinsel Holnis verschwand.
Gemeinsam mit ihren dänischen Kollegen ermitteln die beiden Kommissarinnen Lena Lorenzen und Naya Olsen in dem Mordfall und rollen gleichzeitig dabei den alten Vermisstenfall wieder auf.

Es ist bereits der 11. Fall für die Inselkommissarin, doch für mich war es der erste. Dennoch konnte ich problemlos der Handlung folgen. Die Familie und Freunde von Lena Lorenzen fand ich dabei aber so interessant, dass ich unbedingt die Entwicklung des privaten Umfelds verfolgen möchte und daher die Reihe noch in ihrer chronologischen Reihenfolge lesen möchte. Ebenso spannend fand ich Naya mit ihren grönländischen Wurzeln. Auch hier erfährt man das eine oder andere interessante Detail. Der Mordfall und auch die Frage wo Sophia die letzten vier Jahre untertauchen konnte sind ebenfalls absolut spannend erzählt. Verdächtige gibt es mehrere und die Ermittlungen führen von einer Spur zur nächsten. Die angenehm kurzen Kapitel lassen einen nur so durch das Buch fliegen. Das Ende ist schlüssig und nicht vorhersehbar.
Insgesamt ein spannender Fall mit tollen Figuren. Fesselnd erzählt mit einer gesunden Mixtur aus privater Nebenhandlung und Ermittlungsarbeit.

Bewertung vom 24.06.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


ausgezeichnet

Top Thriller mit überraschenden Wendungen

Fast 20 Jahre ist es her, dass die Freundesclique rund um Norah und Goran zerbrach. Die damals 17jährige Norah verliebte sich in den vier Jahre älteren David. Doch die junge Liebe endete recht schnell und kurz darauf wurde David zum Mörder eines jungen Pärchens. Auf der Flucht kam er dabei ums Leben. Norah wurde daraufhin zur „Freundin des Killers“ abgestempelt und floh nach Dresden während Goran sein Glück in Berlin suchte.
Doch nun erhält Norah Drohbriefe, die klingen als würde David sie geschrieben haben. Ist er bei seiner Flucht doch nicht ertrunken? Norahs Mutter, die für Goran wie eine Ersatzmutter war, bittet ihn um Hilfe. Obwohl er seine Vergangenheit hinter sich lassen wollte, kehrt er dennoch zurück um Norah, die seine beste Freundin war, zu helfen. Doch um die Wahrheit ans Licht zu bringen, müssen sich beide auch ihrer Vergangenheit stellen.

Linus Geschke ist für mich schon seit jeher ein Garant für einen spannenden Thriller. Wie gewohnt geht es auch hier wieder gleich von Beginn an sehr spannend los.
Erzählt wird wechselweise aus der Sicht von Norah und Goran, die ihre wohlgehüteten Geheimnisse mit sich tragen. Erst sind es kleine Unstimmigkeiten und Widersprüche, dann kommen nach und nach die Lügen ans Licht. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblicke in die Zeit vor 19 Jahren, als das Unglück begann und anschließend seinen Lauf nahm. So formt sich langsam ein Gesamtbild für den Leser. Zudem gibt es auch ein paar Passagen aus der Täterperspektive, doch wer dahintersteckt wird erst ganz zum Schluss aufgelöst.
Ein durchweg fesselnder Thriller auf einem hohen Spannungsniveau. Hat man erst einmal mit dem Lesen begonnen, mag man gar nicht mehr aufhören. Dafür sorgen auch die angenehm kurzen Kapitel und der ständige Wechsel der Perspektive. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen mit denen man nicht gerechnet hat.
Wieder mal ein Top-Thriller in gewohnter Manier. Nachdem mir der letzte stand-alone „Die Verborgenen“ nicht so ganz zugesagt hat, bin ich von dem neuen Werk wieder vollauf begeistert. Angekündigt ist eine neue Trilogie, ich bin gespannt!

Bewertung vom 06.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3


sehr gut

Spannend, aber der bisher schwächste Band der Reihe

In ihrem bereits dritten Fall der Akte Nordsee-Reihe rund um die Anwältin Fentje Jacobsen und dem Journalisten Niklas John geht es um einen etwas skurrilen Fall.
Fentje erhält zu nächtlicher Stunde einen Anruf. Darin behauptet ein Mann, dass er einen Menschen getötet hat und ihre Hilfe benötige. Danach ist das Gespräch beendet. Am folgenden Tag erfährt Fentje, dass im kleinen Nachbardorf Helenendeich zwei Tote gefunden wurde. Eines der Opfer ist ihr neuer Mandant, der anscheinend den anderen Mann ermordete und anschließend aufgehängt wurde. Obwohl Fentje keinen Auftraggeber mehr hat, beginnt sie gemeinsam mit dem Journalisten Niklas eigene Nachforschungen anzustellen. Kein einfaches Unterfangen, denn die Bewohner des Dorfes hüllen sich in Schweigen.

Auch wenn es bereits der dritte Band der Reihe ist, lässt sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen, denn der Fall ist in sich geschlossen. Die privaten Entwicklungen zwischen Fentje und Niklas bauen zwar auf einander auf, aber die Autorin liefert alle notwendigen und wissenswerten Informationen, so dass man problemlos der Handlung folgen kann.
Gleich zu Beginn des Buches bekommt man es zudem mit einem ehemaligen Polizisten zu tun, der zu nächtlicher Stunde heimlich den Kanal absucht. Was diese Nebenhandlung mit den beiden Morden zu tun hat, bleibt lange ein Rätsel. Der Krimi ist sehr packend und spannend geschrieben. Dies liegt auch an den ständigen Perspektivwechseln zwischen den beiden Protagonisten. Diese ermitteln zwar in der gleichen Sache, doch die Ansätze sind unterschiedlich. So weiß man als Leser immer ein bisschen mehr, doch bei der Tätersuche ist es trotzdem nicht sehr hilfreich. Die Bewohner des Dorfes Helenendeich mauern nämlich komplett und keiner will Fentjes Fragen beantworten. Dennoch wirkten die Figuren authentisch und gut aufeinander abgestimmt.
Der Küstenkrimi bietet auch jede Menge Lokalkolorit, dafür sorgt allein schon Fentjes Großmutter Greetje, die mit ihren schrägen Ideen und der plattdeutschen Sprache auch den humorvollen Teil nicht zu kurz kommen lässt.
Insgesamt ein spannender und unterhaltsamer Krimi, allerdings der bisher schwächste der noch jungen Reihe. Dennoch freue ich mich schon jetzt auf einen Folgeband mit den beiden sympathischen Protagonisten.

Bewertung vom 30.05.2024
Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1
Piontek, Sia

Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt einer neuen Serie

Nach traumatischen Erlebnissen lässt sich die Hamburger Mordermittlerin Clara Seidel ins idyllische Wendland versetzen. Hier will sie mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana einen Neuanfang wagen. Doch mit der vorgeblichen Idylle ist es schnell vorbei als der 18-jährige Schüler Justus grausam ermordet aufgefunden wird. Der Täter hat seine Augen entfernt und durch Spiegelscherben ersetzt. Ein symbolisches Ritual? Carla stellt bei ihren Ermittlungen schnell fest, dass Justus nicht unbedingt der war, den alle zu kennen glaubten. Und auch ein Tattoo spielt eine wichtige Rolle.

„Die Sehenden und die Toten“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe rund um die Ermittlerin Carla Seidel. Carla ist eine recht resolute Frau, die das Trauma ihrer Ehe hinter sich lassen will und recht sympathisch wirkt. Als Mordermittlerin in Hamburg war sie sehr erfolgreich und ist nun für ihre Tätigkeit auf dem Land überqualifiziert. Ihre Kollegen sind die sonst eher eintönige Arbeit gewohnt, sodass Carla praktisch wie eine treibende Kraft wirkt und selbst dem Chef ab und zu mal klarmachen muss, wie Polizeiarbeit geht.
Unerwartete Hilfe bekommt Carla von ihrer Tochter Lana, die die gleiche Schule wie Justus besucht. Sie ist es auch, die bei einer weiteren Mitschülerin das Tattoo entdeckt, das auch Justus trug. Obwohl verboten, macht Lana ihre eigene undercover Mission und gerät dabei in so manche brenzlige Situation. Überhaupt ist das Mutter-Tochter-Verhältnis ein sehr spezielles. Interessant wurde es immer dann, wenn eine und die gleiche Situation aus deren verschiedenen Blickwinkeln geschildert wurde.
Der Erzählstil der Autorin, die hier unter einem Pseudonym schreibt, hat mir sehr gut gefallen. Anfänglich zwar nicht sehr temporeich, entwickelt sich das Ganze ab der Mitte zu einem richtigen Pageturner. Der Fall selbst ist recht kniffelig und gut konstruiert. Die Ermittlungsarbeit verläuft aber eher klassisch, indem ein Puzzleteil zum nächsten führt. In das Ende ist dann noch ein kleiner Cliffhanger eingebaut, der natürlich die Neugier auf den nächsten Fall aufbaut. Ich bin gespannt und freue mich auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 09.05.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Einfach gnadenlos gut!

„Härter, blutiger, spannender – ein atemberaubender Thriller“ lautet die vielversprechende Werbung für diesen Thriller. Worte, denen man normalerweise nicht viel Glauben schenken darf. Doch in diesem Fall trifft es absolut zu: „Krähentage“ ist ein Hammerthriller, der diese Versprechungen vollkommen erfüllt.
Der erste Fall für die neue Ermittlereinheit „Gruppe 4“, eine Einheit zur Aufklärung von Serienverbrechen, stellt alle vor ein Rätsel. Die Leiche einer älteren Frau wird gefunden, die schon längere Zeit tot ist. Doch nachweislich wurde die Frau noch vor kurzem von Nachbarn gesehen. Bald darauf liegt ein junger Student tot in seiner Wohnung. Auch ihn wollen Zeugen noch zu einem Zeitpunkt gesehen haben, als dieser bereits tot war.
In den abgedunkelten Wohnungen der Opfer finden sich zudem ausgehungerte Krähen, die eine mysteriöse Botschaft mit sich tragen. Schnell wird klar, dass das Team es hier mit einem perfiden Mörder zu tun hat, der vor nichts zurückschreckt.

Jakob Krogh und Mila Weiss sind die beiden leitenden Ermittler der neuen Sondereinheit, die aus insgesamt sechs Ermittlern besteht. Davon ist jeder auf ein anderes Fachgebiet spezialisiert. Insgesamt ein bunter Mix an Charakteren, die zwar unterschiedlich, aber allesamt sympathisch sind. Zusammen ergänzen sie sich zu einem sehr guten und kompetenten Team. Auch Jakob und Mila müssen sich erst einmal kennenlernen und zusammenraufen. Zudem tragen beide Ermittler ein belastendes Geheimnis mit sich herum.
Das Buch ist von Beginn an sehr spannend. Das Kuriose ist, dass man recht früh den Täter kennenlernt und trotz dieses Wissens die Spannung weiterhin sehr hoch bleibt. Auch das Tempo ist hoch, es passiert ständig etwas. Die Beschreibungen der Opfer und Taten sind teilweise heftig, man bekommt Bilder in den Kopf, die man schnell wieder vergessen möchte. Trotzdem habe ich dieses Buch geliebt, ein richtiger Pageturner. Zum Ende hin gibt es noch mal eine große Überraschung, mit dem man absolut nicht rechnen konnte. Einfach gnadenlos gut!

Für mich war es das erste Buch von Benjamin Cors, aber bestimmt nicht das letzte. Ein Thriller, den ich mit gutem Gewissen gerne weiterempfehlen kann. Da auch noch ein paar kleine Fragen offengeblieben sind, hoffe ich auf eine Fortsetzung der Reihe mit diesem tollen Ermittlerteam.

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