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Benutzername: 
Haugmar
Wohnort: 
Paderborn

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
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Bewertung vom 10.08.2011
Zum Verständnis von Auferstehung
Blaser, Felix

Zum Verständnis von Auferstehung


gut

Felix Blaser, Schriftgelehrter evangelischer Ausrichtung, untersucht in dieser theologischen Arbeit das Scheidende wie das Gemeinsame zwischen der dogmatischen Deutung der 'Auferstehung' und der Deutung derer durch den Schriftsteller Patrick Roth in dessen Novelle "Riverside".
Dazu bietet Blaser zunächst eine dreifache Analyse des Rothschen Werkes und stellt dessen Auferstehungsverständnis heraus: "Wiedererkennen, das ist der Augenblick der Auferstehung des einen im anderen". Das klingt nicht theologisch fundiert. Ein umfassender Vergleich der Novelle und der Bibelstellen durch Blaser hat denn auch "eine ungleich reichhaltigere Verdichtung des Motivs in den biblischen Schriften ergeben, die insbesondere in ihrer Thematisierung der Auferstehung Jesu und der Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten in Riverside keine Entsprechung fand" (S.163). So stellt sich Blaser am Ende "die Frage nach der Angemessenheit der Begriffsverwendung" durch Roth (S.166). Immerhin nennt er danach Ansätze einer biblisch orientierten Reformulierung der 'Auferstehung', kommt jedoch zu keiner Neufindung des Lebens.
Formal gesehen ist das Buch hochwertig. Die Arbeit Blasers ist ausführlich, gründlich und in erfreulich ansprechendes Deutsch gefasst, das ohne abgestandene Phrasen auskommt. Inhaltlich ist Felix Blaser wenn auch schuldlos an den Hürden der eigenen Fakultät gescheitert, zu einer spirituelleren Auferstehungseröffnung zu gelangen. Das Christus-verständnis ist immer am Menschenverständnis orientiert; so eingeschränkt dies ist, so fehlerhaft und unzulänglich bleibt jenes. So lange Menschen (einerlei welcher (Trennungs-)Kirchenzugehörigkeit) sich nicht auf ihre Weltdeutungsgründe besinnen, werden sie immer glauben, die (von ihnen nur erdeutete) Welt sei wahr und mit der Schöpfung letztlich selbig. Somit scheinen auch der Mensch als Körperperson und sogar der Christus als eine Person (wenn auch mit zwei Naturen in sich) mit Namen 'Jesus' wahr zu sein. Die Auferstehung, die der CHRISTUS (körperlos und körperglaubenlösend) LEBT und IST, wird demzufolge einerseits zu der körperlichen Wiedererscheinung Jesu und anderseits zu der Wiederaus-stattung Gestorbener mit einem neuen Körper im Jenseits umgedeutet, um die ego-morphische Grunddeutung des Menschen als körperlicher Person nicht in Frage stellen zu müssen, denn der Körper ist des verlorenen Sohnes "Beweis" für die "Wahrheit" seines beträumten In-der-Fremde-Seins, also in der (unwahren weil unmöglichen) Getrenntheit vom Vater, die er aber als seinen größten Schatz nicht zur Vergebung freigibt. Welch ungeheuere weltdeutungsfügende Anmaßung auf diese Weise pseudowissenschaftlich vollzogen wird, bleibt solches Glaubenden dunkel, weil die gedankliche Annäherung daran ihnen verboten zu sein scheint: unumgänglich fiele sie wider Dogma, Katechismus oder zumindest wider die katechistisch besiegelte Deut- und Denkgewohnheit aus.
Ebenso bleibt stets ununtersucht, wieso der Christus das Leben ist, zugleich aber das körperliche vergängliche Dasein in der Welt eben so als das "Leben" gelten könne und bedenkenlos so benannt werde, nach dessen körperlichem Ende der an das ewige Leben glaubende Mensch 'tot', sprich: leblos sei. Wer erlöst die Theologen endlich aus ihrer babylonischen Wortverwirrung?
Unter 'Auferstehung', 'Totenerweckung', 'Neugeburt' und 'Wiedergeburt' müsste klarer geschieden werden: Wenn die Aufforderung, die Toten ihre Toten begraben zu lassen, sinnvoll sein soll, dann sind diese Toten keine Gestorbenen. Ergo ist der 'Tod' als etwas Anderes zu denken denn als das 'Sterben' oder die 'Gestorbenheit'. Eingedenk des ewigen Lebens kann der Name 'Tod' nur einen fundamentalen Glaubensirrtum des verlorenen Sohnes nennen, nämlich den, ein sterblicher Körper und nur dieser zu sein. Muss er diesen Irrtum erst nach dem Sterben bemerken? Wer sagt also, dass der Mensch erst nach dem Sterben aus dem Tode auferstehen möge? "Weckt Tote auf!" heißt: weckt an denTod Glaubende aus dem falschen Glauben auf!

Bewertung vom 10.08.2011
Die Wunderschönheit des Lebens
Elfers, Achim

Die Wunderschönheit des Lebens


ausgezeichnet

Begegnungen mit dem Geiste

Das Buch "Die Wunderschönheit des Lebens" enthält zehn Erzählungen, die dem Leser Begegnungen mit dem Unsichtbaren bieten, das alle suchen, obwohl sie es nicht unbedingt wissen. Alle suchen das Glück in der Welt und finden es dort entweder nicht oder aber nur für kurze Zeit, bis es nämlich vergeht. Eigentlich aber suchen alle das Glück, das nicht vergeht. Also suchen sie etwas, das unsichtbar ist: den Geist. Aber weil dieser Geist unsichtbar ist, fürchten die Menschen sich vor Ihm und versuchen vor Ihm wegzulaufen, der ihr Glück bedeutet. In seinem neuesten Buch erzählt Achim Elfers über die Angst vor dem Bodenlosen, dem Unergründlichen und Geheimnisvollen. Zugleich aber erzählt er über die wunderbaren Begegnungen mit der Liebe, die aus der unbegründeten Angst befreit. In schöner, poetischer Sprache durchlebt er außergewöhnliche Situationen in besonderer Deutung. Er zeigt, dass Christentum nicht in sonntäglichen Kirchbesuchen und Weihnachtsfeiern besteht, sondern jenseits der alltäglichen Gewohnheit, die Angst als Vernunft zu deuten und Angsthörigkeit als Klugheit, um nur ja vor Einem wegzulaufen: vor dem Geist.
Spannend und lesenswert!

Bewertung vom 10.08.2011
Andacht an das Wunderbare
Elfers, Achim

Andacht an das Wunderbare


ausgezeichnet

Im Wunder erweist sich die Liebe als Wahrheit

In diesem wunderschönen Gedichtband sind tiefsinnige, spirituelle Gedichte versammelt, die den non-concreten Weg zur Wahrheit im Sinne des unermesslichen CHRISTUS besingen. Dieser Weg beginnt im leidgetränkten Dualismus, in dem zwei Gegenpole des Menschen (Poet und Denker) versuchen, aus dem Vernommenen um sie herum entweder die Welt zu erdichten oder eine Ordnung zu fügen. Beide Versuche aber erweisen sich unter den Nagezähnen der Zeit oder den Faustschlägen des Schicksals als haltlos. Erst die Liebe erlaubt den angemessenen, weil nicht dualistischen Blick auf das große, eine Vernommene: Es möge nur als Erscheinung bemerkt und erst das dahinter Seiende als Träger der unzerteilten ewigen Schöpfung liebevoll verstanden werden, weil hinter allem Vergänglichen immer auch das Unvergängliche anwest: nämlich die Liebe als Heimat des Geistes, der als der verlorene Sohn in der Welt nichts Anderes denn diese Heimat sucht, doch sie nur dann findet, wenn er sie dort sucht, wo sie wahrhaftig ist: nicht in der Welt, sondern in und hinter dem Wunderbaren.
Unvergessliche Wortfolgen in seltenster Kunstsprache bieten dem tiefer sinnenden Leser ein entrückendes Erlebnis.

Bewertung vom 10.08.2011
Solo-Eurythmieformen zum Seelenkalender Rudolf Steiners
Schwedeler-van Goudoever, Esther

Solo-Eurythmieformen zum Seelenkalender Rudolf Steiners


ausgezeichnet

Der uns begegnende Christus

Was ist Wahrheit?", ist die bekannte Frage des Heiden Pontius Pilatus. Die Christgläubigen sind geneigt zu bekennen, dass der Christus die Wahrheit sei (Joh 14,6). Was aber ist der Christus, dass er nicht einfach die Wahrheit sage, sondern sie sei? Und muss die Christus-Wahrheit nicht etwas weit Höheres sein denn bloße Ungelogenheit oder Zutreffendheit einer Aussage oder ihre Übereinstimmung mit einem Gegenstande, den wir doch nicht vollständig zu beurteilen vermögen? Muss sie nicht auch die Unschuld implizieren oder gar sein, die der Christus als Erlöser aus Sünde und Schuld gewährt? Wieso aber glauben so viele Menschen an den Christus und dennoch an die Wahrheit der Schuld? Wissen sie denn genau, an was sie glauben? Wissen sie, was der Christus sei? Dieser Christus aber ist höchst merkwürdig. Er begegnet dem Menschen gern in einer ihm unliebsamen, ja: widerwärtigen Gestalt. So kam er einst nicht als prachtvoll strahlender König mit unüberwindlichen Heerscharen, um die Feindes Israels ruhmreich zu besiegen, sondern als ärmlich staubiger Wanderprediger mit einer langhaarigen Jüngerhorde, um den Feindglauben Israels unauffällig zu vergeben. So entging den meisten Zeitgenossen jenes Wanderpredigers die Größe Christi hinter der weltlichen Kleinheit Jesu. Nun ist ein neues Buch erschienen, dessen Botschaft so einsam verhallt, wie die ersten Predigten des Johannes des Täufers in der Wüste. Das Evangelium der Unschuld" von Achim Elfers predigt das Evangelium Jesu in einer Sprache, die den Erwartungen nicht entspricht. Da werden ,Synagoge' und ,Sympathie' mit u statt y geschrieben, ,Gleichnis' mit doppeltem s, der ,Prophet' und ,amen' mit ä statt e, und latinisiert-verdeutschte Namen wie ,Jesus' und Judas' werden zu ,Jeschua' und ,Jehuda' rehebraifiziert. Wozu das? Soll hinter einer sprachlich unliebsamen Gestalt wiederum der Christus oder seine Botschaft verkannt werden? Der Mensch - auch der gebildete! - möge nicht seine Gewohnheit mit Wissenschaft verwechseln und nicht seine Umgangssprache mit Gottes Wort. Hinter der ungewohnten Gestalt der Elfersschen Kunstsprache atmet der Geist des Erkennens der Unschuld. Dieser aber wird nur äußerst schwer willkommen geheißen werden, so lange der Mensch noch an die bewiesene Wahrheit seiner sprachlichen Gewohnheiten und seines Schulddenkens glaubt. Ist aber die Schuld wahr? Kann sie dies sein, wenn der Christus die Wahrheit ist, welcher aus der Schuld erlöst? Der Mensch ist aber noch nicht aus der Schuld erlöst, sondern wohnt gedanklich in ihr und sie in ihm. Tagtäglich wird dies offenbar. Er weiß aber nicht, dass er an Schuld glaubt und dies nur aus dem Grunde glauben kann, weil er nicht an den Christus glaubt, sondern höchstens an "den lieben Herrn Jesus". Er weiß nicht, dass der Christus die Einsheit der Menschen wie der ganzen ewigen Schöpfung ist, darinnen der Schaden unmöglich ist, auf den er sein eben nur weltliches Schulddenken stützt. Er glaubt ja an die vergängliche Welt als Wahrheit und setzt sie prüflos und fälschlich mit der unvergänglichen Schöpfung gleich und staunt dann bestürzt, wenn diese Welt und deren Dinge, an die er sein Herz gehängt hat, vergehen und zerstört werden. Das wertet er als den Schaden, welchen er als Grundlage für seinen doch eher heidnisch anmutenden Schuldglauben verwendet. Im "Evangelium der Unschuld" aber wird nun gepredigt und erklärt, dass Unschuld nicht durch Gesetzestreue und Unterlassung des verbrecherischen Gesetzesbruches und Schuldvermeidung entsteht, sondern durch der Schuld Vergebung. Erst die Schau der Unschuld eines Verbrechers wird als der Weg zu der Erkenntnis eigenen Unschuld benannt. Das ist eigentlich nicht neu, jedoch noch immer genau so brisant wie vor zweitausend Jahren. Möge es nicht wiederum an der schuldgläubigen Verfallenheit der Menschen an die Welt abprallen wie seitdem immer wieder.

Bewertung vom 10.08.2011
Geistersehen
Poschmann, Marion

Geistersehen


gut

Ein Buch für Alle und Keinen

Gerade erst gewann Marion Poschmann mit ihrem Buche "Geistersehen" den Ernst-Meister-Preis der Stadt Hagen 2011. Dieser Titel des Buches erinnert nur formal an Schillers Novelle "Der Geisterseher", birgt jedoch keine inhaltlichen Bezüge dazu. Das Buch aus dem Jahre 2010 enthält 89 Gedichte nach alter Rechtschreibung von vor 1996 über die Frage, ob "Welt" gesehen wird oder "Geist". Dass die materiellen Konturen des Seienden nicht Alles sein können, ist der Dichterin deutlich aufgefallen, den Geist jedoch hinter oder in allem scheinbar Einzelnen findet sie noch nicht so deutlich. Manche schöne Bilddétails ergeben noch kein ganzes oder fertiges Bild. So erscheinen etwa „unscharfe Ränder des Lächeln wie Spähtrupps des Unterbewusstseins“: Nennt der Name ‚Unterbewusstsein’ eine Quelle, die Etwas oder Jemanden zum Spähen aussendet? Oder wird hier dieser Name für eine Art wahres Ding genommen und als eine Hirninstanz gedacht, wobei Hirn dunkel mit Geist gleichgesetzt und dann über dessen Dunkelheit gestaunt wird? Diese Kluft ist symptomatisch: Der Geist wird nicht geschaut noch besungen, sondern nur geahnt. In die Tiefe der Worte, die auf der Nennung des Unsichtbaren aufbauen und ein Hinzugedachtes enthalten, wird nicht hineingedacht, sondern sie werden als dem Benannten Gleichgesetztes geschrieben und verwendet. So bleibt der Geist eine Ahnung, die Er nicht ist, und Schuld ein Gefühl, das sie nicht ist. Geistloses ‚befindet sich’ bei etwas, bei dem ohne Geist sich nichts (be)finden kann, und Unver-sehr-tes ist trotzdem ‚sehr’; das ‚Tabuthema’ ist ein spannendes Gemeinplatzwörtchen. Spannend für Suchende, die ob ihres Suchanfanges stolz sind und die Sache an die große Glocke hängen und sie damit auf sich beruhen lassen.

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