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Möp

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Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2013
Und dann kam Ute
Schröder, Atze

Und dann kam Ute


sehr gut

Atze lebt sein Leben ganz nach dem Motto „Man lebt ja nur einmal“ und lässt wirklich nichts anbrennen, denn jede Frau, die bei drei noch nicht auf dem Baum ist, wird umgehend von ihm angebaggert. Anschließend sogar noch der Baum selbst.

Doch dann tritt auf einmal die schwangere Ute in Atzes Leben und der Gute muss zusehends feststellen, wie sehr ihm die ökologisch eingestellte Waldorfschullehrerin trotz ihrer Eigenheiten an Herz wächst …

Ich bin an dieses Buch sehr offen herangegangen und hatte keine besonders großen Erwartungen, da ich bei anderen Comedians bereits die Erfahrung gemacht habe, dass ihre Bücher oft weniger witzig sind, als ihre Bühnenshows. Doch ich bin glücklich sagen zu können, dass dies bei Atze Schröders Debüt definitiv nicht der Fall ist, denn der Leser kann hier wirklich an jeder Stelle Atze und seine typischen Sprüche heraushören, sodass man durchgängig merkt, dass er das Buch selbst geschrieben hat und so sehr viel Authentizität entsteht. Atze bleibt sich selbst und seiner Rolle als Kunstfigur nämlich ganz und gar treu.

Inhaltlich kann man über die Geschichte sagen, was man will, denn so ganz astrein fand ich sie nicht. Die viel versprochene tiefgründige Liebesgeschichte konnte ich leider nicht finden, denn dafür überwiegen Atzes Affären dann doch zu sehr und auch auf die ein oder andere Handlung hätte ich auch verzichten können. Allerdings muss man auch einräumen, dass der Ansatz wirklich gut ist und es dem Autor immerhin einigermaßen gelungen ist, die Waage zwischen Ernst und Komik zu halten.

Denn wer sich so ein Buch kauft, sollte sich auch immer bewusst machen, mit welcher Art von Komiker man es hier zu tun hat, dass man dafür womöglich eine ganze Menge Humor braucht und auch mal über den ein oder anderen frauen- oder dickenfeindlichen Witz hinwegsehen können muss.

Fazit:
Alles in allem ist mein Resümee jedoch äußerst positiv, da ich wirklich an vielen Stellen immer wieder lauthals Loslachen musste, denn es gelingt Atze einfach unglaublich gut, den Leser mit diversen sprachlichen Wunderwerken und einfallsreichen Wortneuschöpfungen zu überrumpeln.

Bewertung vom 03.10.2013
Und konnten es einfach nicht fassen
Thomas, Sabine

Und konnten es einfach nicht fassen


sehr gut

Inhalt:
Mit diesem Buch haben wir eine Sammlung 16 ganz besonderer Kurzgeschichten, die die Autorin Sabine Thomas aus ihrem Alltag als Rechtsanwältin für Familienrecht erzählt. Bereits im Titel drückt sie die Grundstimmung des Buches, nämlich eine unglaubliche Fassungslosigkeit und das Gefühl der Ohnmacht durch die letzte Zeile aus Kästners „sachlicher Romanze“ aus. Denn oft bringt das Schicksal die Protagonisten ihrer Geschichten in Situationen, in denen man es „einfach nicht fassen kann“, nicht weiß, wie es weitergehen soll und einem auch schnell mal die Kraft fehlt, sich diesen Schicksalsschlägen zu widersetzen.

Häufig haben wir es hier mit den juristischen „Rosenkriegen“ ehemals Liebender zu tun, die in ihrem Hass aufeinander meist das Wohl ihrer Kinder aus den Augen verlieren oder gar vernachlässigen. Aber auch andere, noch viel tragischere Fälle aus dem strafrechtlichen Bereich sind hier von nicht zu unterschätzender Bedeutung und so lässt sich insgesamt sagen, dass alle Geschichten von unglaublicher Vielfalt und jede für sich einfach einzigartig sind.

Meine Meinung:
Auch, wenn ich die ein oder andere Geschichte jetzt vielleicht eher ein wenig langweilig und nicht so besonders aufregend fand, muss ich ganz klar sagen, dass andere Geschichten, andere Fälle dagegen so stark waren, dass sie die Gesamtwirkung des Buches noch mal um so Einiges anhoben.

Man merkt, wirklich wie sehr die Autorin an ihrem Beruf hängt, mit welchem Engagement und welcher Hingabe sie ihm nachgeht. Denn so schreibt sie zwar zum Teil sehr sachlich, erklärt dem Leser alle juristischen Hintergründe, bleibt aber gleichzeitig emotional genug, um den Leser durch die Geschehnisse zu berühren. So wird man durch die beeindruckende Authentizität der Schicksale sehr zu Nachdenken angeregt und weiß sogleich das eigene Leben ein bisschen mehr zu schätzen.

Fazit:
Ein sehr authentisches und bewegendes Werk, das Geschichten erzählt, so erschütternd, wie nur das Leben sie schreiben kann und das auch im Schreibstil vollends überzeugt, gerade wenn man bedenkt, dass die Autorin in ihrem Beruf eher nüchterne Texte verfasst und hiermit ihr Debüt veröffentlicht hat.

Bewertung vom 20.09.2013
Genau mein Beutelschema
Lehmann, Sebastian

Genau mein Beutelschema


sehr gut

Inhalt:
In diesem Roman lernen wir den Kleinanzeigenbetreuer Mark kennen, einen jungen Mann Anfang 30, der mit seinem Leben derzeit nicht besonders zufrieden ist, denn seinen Job kann er eigentlich nicht leiden und auch sonst läuft es bei ihm nicht gerade rund. Doch dann tritt eines Tages Christina mit ihrem etwas eigenartigen Mitbewohner – genannt Dr. Alban – in sein Leben und entführt ihn in die doch etwas gewöhnungsbedürftige Hipsterkultur. Doch dort kommt Mark kaum richtig an, denn schon bald tragen sich in Berlin ungewöhnliche Vorfälle zu, bei denen Hipster plötzlich morgens im völlig fremden Stadtteil Tiergarten aufwachen und dies gilt es nun zu ergründen …

Meine Meinung:
Eines muss man diesem Buch und vor allem dem Stil des Autors lassen: Die ganze Geschichte ist einfach unglaublich witzig! Ich musste beim Lesen schon so das eine oder andere Mal laut auflachen, weil unser Hipster-Protagonist einen ganz besonderen Humor an den Tag legt.

Und man muss dazu sagen, dass ich wirklich kein Berliner bin, mich mit der Hipster-Szene in Berlin kaum auskenne und von einer Milife-Crisis wie Marks sie gerade erlebt, bin ich auch noch lange entfernt. Somit könnte man also meinen, dieses Buch sei überhaupt nicht „Genau mein Beutelschema“, doch ich muss gestehen, dass es mich trotz allem überzeugt hat und ich sogar behaupten kann, mal wieder etwas dazu gelernt zu haben.

So kommen nunmehr die ernsten Themen und somit auch der etwas nachdenkliche Leser hier nicht zu kurz, denn der Autor setzt sich über weite Teile auch mit den ganz fundamentalen Fragen des Lebens auseinander. So weiß Mark immer wieder nicht, was er eigentlich wirklich will, was er braucht, um glücklich zu sein und natürlich wird auch die obligatorische Frage nach dem Sinn des Lebens nicht ausgelassen.

Soweit, so gut, doch leider konnte mich das Buch nicht vollständig vom Hocker hauen, da die Handlung insbesondere gegen Ende hin immer mehr an symbolischem Charakter zunimmt und vom Leser interpretiert werden muss. Das ist allerdings auch Ansichtssache, schließlich gibt es ja auch Menschen, denen ein Buch dann besonders gut gefällt, wenn einige Fragen offen bleiben und Freiraum für Interpretationen gelassen wird.

Fazit:
Alles in allem wirklich ein sehr innovatives wie auch aktuelles Thema, das der Autor mit einer Menge Witz und Humor sowie der richtigen Portion Ernsthaftigkeit umgesetzt hat, sodass „Genau mein Beutelschema“ nicht nur gut unterhält, sondern gleichermaßen zum Nachdenken anregt.

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Bewertung vom 02.09.2013
Liebe und andere Parasiten
Meek, James

Liebe und andere Parasiten


weniger gut

„Die zehn Gebote des alten Testaments scheinen in heutigen Zeiten von einem einzigen abgelöst zu sein: Lass Dich nicht erwischen!“
Inhalt:
Der Protagonist Ritchie war früher einmal ein berühmter Rockstar, heute versucht er sich mit einer Fernsehtalent-Show für Teenies über Wasser zu halten und begeht gleich aus dieser Situation heraus einen riesigen Fehler, indem er sich auf eine Affäre mit einem 15-jährigen Mädchen aus eben dieser Show einlässt. Seine Schwester Bec hingegen ist leidenschaftliche Wissenschaftlerin und derzeit bestrebt, einen wirksamen Malaria Impfstoff zu entwickeln. Nur leider läuft es privat bei ihr nicht sonderlich rund und als sie ihren langjährigen Freund Val eine Abfuhr erteilt, macht dieser von seinem Einfluss und seiner Macht als Redakteur einer großen Zeitung Gebrauch, denn er hat Ritchies kleines Geheimnis herausgefunden...

Meine Meinung:
Selten wurde ich von einem Buch, das ich zu Beginn noch voller Euphorie und purer Begeisterung kaum aus der Hand legen konnte, im weiteren Verlauf so dermaßen enttäuscht und gelangweilt. Man muss James Meek eines lassen: Er weiß, sein Buch zu vermarkten. Der Klappentext verspricht eine Geschichte, die sich mit den ganz großen Fragen des Lebens auseinander setzt und so hofft man, mit Moral, Ethik und Schwarz-Weiß-Malerei konfrontiert zu werden; sich selbst Gedanken über Gut und Böse machen zu müssen.

Doch leider werden da viel zu hohe Erwartungen aufgebaut und es scheitert letztendlich an der Umsetzung wie auch an der Idee, die eigentlich keine mehr ist. Damit wären wir nämlich schon bei dem Punkt, der mich am meisten gestört hat: Der Autor weicht zunehmend von der ursprünglichen Handlung ab, sodass man sich zwischendurch nur noch fragt, was das noch mit dem Klappentext zu tun hat. Außerdem führt er gefühlte eine Million Charaktere ein, die durch die unterschiedlichsten wie komplexesten Beziehungen miteinander verstrickt sind, sodass man schnell nicht mehr durchblickt.

Dies wird spätestens dann zum Problem, wenn der Autor Ritchie, den eigentlichen Protagonisten, für eine Weile aus den Augen verliert, sich stattdessen lieber auf dessen Schwester und ihren Freund konzentriert, die – ja äh was machen die eigentlich? Tut nichts zur Sache, denn voran kommt die Handlung dadurch auch nicht. Man hat einfach das Gefühl, sich nicht wirklich von der Stelle zu bewegen, denn hier passiert 500 Seiten lang gefühlt einfach gar nichts.

Fazit:
„Liebe und andere Parasiten“ erhält von mir nur deshalb 2 Sterne, weil ich auf den ersten 150 Seiten tatsächlich noch begeistert von der Handlung, dem Autor und seinem Stil war. Die restlichen 3 verliert es deshalb, weil ich mich wirklich selten so zu Tode gelangweilt habe und es James Meek wirklich außerordentlich gut gelungen ist, eine so geniale wie vielseitige Idee mit einer Menge Potential durch eine schlechte Umsetzung einfach mal so richtig in den Sand zu setzen.

Bewertung vom 22.08.2013
43 Gründe, warum es AUS ist
Handler, Daniel;Kalman, Maira

43 Gründe, warum es AUS ist


weniger gut

Entweder
du fühlst es
oder Du fühlst es nicht.
Inhalt:
Bei diesem Buch haben wir es nicht mit einem Roman im eigentlichen Sinne zu tun, sondern lesen vielmehr einen sehr langen Brief, den Min (kurz für Minerva) an ihren jetzt Ex-Freund Ed schreibt. Diesen Brief (bzw. dieses Epos) möchte sie zusammen mit einer Kiste voller Gegenstände (43 an der Zahl) vor Eds Haustür werfen und reflektiert anhand eines jeden dieser Dinge ihre Beziehung zu Ed. Dennoch hat man als Leser nicht das Gefühl, als werde die Geschichte lediglich nacherzählt, sondern man kann durchaus sagen, dass hier chronologisch eine Handlung, sprich die ganze Story von Mins und Eds Beziehung erzählt wird, da auch des Öfteren Gespräche lebendig wieder gegeben werden.

Meine Meinung:
„Ich habe zu diesem Buch keine Meinung“, würde Mins bester Freund Al jetzt wohl sagen, denn er hat zu nichts eine Meinung. Nein, im Ernst, ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Werk herangegangen und hatte mir eine tolle Geschichte erhofft, die in ihrer Umsetzung total einzigartig ist, da ich vor allem diesen Gedanken, in einem Brief mit 43 Gründen mit seinem Ex-Freund abzurechnen, zugegebenermaßen ziemlich inspirierend fand. Doch da wurde ich enttäuscht, vor allem vor dem Hintergrund, dass Daniel Handler und „Lemony Snicket“, der Autor von „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“ ein und dieselbe Person sind. Seine Ausführungen über die Baudelaire Waisen habe ich nur seines tollen Stils wegen gelesen und genau den habe ich bei „43 Gründe, warum es aus ist“ schmerzlich vermisst.

Doch auch inhaltlich konnte mich das alles nicht überzeugen, denn so gab es nunmehr so einige Punkte, die mich an der Protagonistin Min wirklich störten und verhinderten, dass ich sie verstehen, mit ihr mitfühlen und mich mit ihr identifizieren konnte.

Zum Einen wäre da diese Sache mit den Filmen. Min ist verrückt nach irgendwelchen nostalgischen Schwarz-Weiß Filmen, die kein Mensch kennt und die auch kein Mensch sehen möchte. Und dann zieht sie in den belanglosesten Szenen Vergleiche zu diesen total abgedrehten Filmen und bereits nach den ersten 50 Seiten hatte ich so mehr oder weniger die Nase voll davon. Das nervt dann einfach nur noch.

Zum Anderen ist Min einfach ein echt merkwürdiges Mädchen. Ich meine, natürlich gibt es Bücher über merkwürdige Mädchen, die dann sogar sehr gut, weil besonders sind, aber hier ist das ein Störfaktor. Sie ist sich ihres „Andersseins“ und ihrer „Besonderheit“ so dermaßen bewusst, dass sie das in gefühlt jedem zweiten Satz raushängen lässt und mir dadurch sehr unsympathisch wird. Außerdem hat man manchmal das Gefühl, es mit einem außerordentlich naiven 11-jährigen Teenie Girl zu tun zu haben und dann wiederum denkt man, da spricht eine verbitterte 45-jährige in ihrer Midlife-Crisis. Viele ihrer Darstellungen, warum es aus sein soll, warum sie sich über Ed geärgert hat oder warum irgendwelche anderen Leute blöd sein sollen, kann man oft auch einfach nicht nachvollziehen, da Mins Gedankengänge da viel zu unübersichtlich und teilweise unlogisch erscheinen. Anstrengend dieses Mädchen.

Und mich stört, dass alles an diesem Buch so unrealistisch ist. Als ob – Wirklich, als ob Ed diesen Brief lesen würde. Min war ihm doch so egal und warum schreibt sie diesen Brief überhaupt und – Es bleibt am Ende einfach ein großes „HÄ?!“ und eine Menge Fragen.

Fazit:
Daniel Handler hat sich hier wirklich mal etwas ganz Neues und wie ich finde, auch sehr Inspirierendes ausgedacht und seine Idee bietet beeindruckendes Potential, dass der Autor an vielen Stellen durch eine unverständliche Protagonistin und ebenso unverständliche Film-Vergleiche total versaut. Nur an wenigen Stellen merkt man an seinem zum Teil recht gelungenen Schreibstil, dass er es besser kann.

Bewertung vom 18.08.2013
Mitternachtssonne am Fjord
Ligensa, Elfie

Mitternachtssonne am Fjord


schlecht

Inhalt:
Die deutsche Ärztin Dr. Andrea Sandberg ist vor vielen Jahren nach Norwegen auf die Inselgruppe der Lofoten eingewandert und war dort lange Zeit mit ihrem Mann Magnus sehr glücklich, doch seit sie ihn vor anderthalb Jahren bei einem Segelunfall verloren hat, ist sie todunglücklich. Gemeinsam mit ihrem zweijährigen Sohn Lars versucht sie, den Verlust zu überwinden und ihren Alltag zu meistern, denn sie hat schließlich die Arztpraxis eines alteingesessenen Arztes der Insel übernommen. Deshalb genießt sie auch ein gewisses Ansehen, bei den Bewohnern und Nachbarn, die sie mit ihrem Tun in jeder Hinsicht unterstützen.

Bald jedoch steht Andrea vor einer schwierigen Entscheidung, denn sie lernt zwei neue Männer kennen: Den attraktiven Jacob, der sich die größte Mühe gibt, Eindruck bei ihr zu schinden und Kristian, der als der Cousin von Magnus plötzlich auf den Lofoten auftaucht und Magnus unglaublich ähnlich sieht...

Meine Meinung:
Also vorweg muss ich schon einmal sagen, dass mich dieses Buch echt nicht von den Socken gehauen, sondern streckenweise sehr enttäuscht hat, auch wenn man ihm durchaus den ein oder anderen positiven Aspekt abgewinnen konnte.

So wusste ich gar nicht, dass es sich bei „Mitternachtssonne am Fjord“ um die Fortsetzung des ersten Bandes handelte und konnte deshalb der Handlung sofort gut folgen, da man an den richtigen Stellen auch noch die nötigen Informationen bekommt, um alles verstehen zu können. Das ist der Autorin wirklich mal gut gelungen.

Aber da hört es dann leider auch schon auf, denn die Handlung ist so ein Problem für sich. Denn eigentlich reicht es, den Klappentext zu lesen und dann weiß man auch schon alles, was passiert, da sich die Autorin über 400 Seiten mit unnötigen Details und unwichtigen Handlungssträngen aufhält. Außerdem weiß man als Leser von der ersten Seite an, was geschehen wird und die Geschichte ist so vorhersehbar, dass man eigentlich nur noch wartet, bis Andrea und ihre Freunde es auch endlich mal begreifen. Ich finde das immer recht nervig, wenn man ein Buch liest und hinterher nicht sagen kann, worum es ging, weil es kaum Handlung gab.

Auch die Figuren konnten da nicht mehr viel retten, denn so sind sie durchgängig in Schwarz-Weiß gehalten und es gibt ausschließlich gute und böse Menschen. Das Ganze ist so dermaßen klischeehaft kitschig gestaltet, dass es fast schon wieder lustig ist. Nein, im Ernst, dieses Buch liest sich, als würde man einen ohnehin schon viel zu süßen Tee trinken, nachdem man eine ganze Packung Süßstoff dazu gekippt hat. Es ist einfach zu viel des Guten, sodass einem irgendwann regelrecht schlecht wird.

Die Gestaltung dieses Romans als eine Art Reiseroman tut dazu sein Übriges, denn diese ganzen Möchtegern-romantischen Landschaftsbeschreibungen waren mir einfach zu viel und bewirkten dann bei mir eher eine Abneigung gegenüber der skandinavischen Natur.

Fazit:
Alles in allem ist dieses Buch wohl so eine abstruse Mischung aus einer unrealistisch-kitschigen Liebesschnulze, einem Arztroman, einem Reisebericht und einem Krimi für Grundschulkinder, sodass ich mir nicht vorstellen kann, dass eine Frau, die noch ganz bei Sinnen ist, sich mit dieser Geschichte identifizieren kann und würde es daher eher nicht empfehlen. Es ist einfach so ein Buch, das vielleicht süße alte Omis noch richtig klasse finden, aber mein Fall war es definitiv nicht.

Bewertung vom 28.07.2013
Ein Teelöffel Land und Meer
Nayeri, Dina

Ein Teelöffel Land und Meer


sehr gut

Inhalt:
In diesem außergewöhnlich emotionalen Buch erzählt uns das iranische Mädchen Saba ihre Geschichte wie auch die ihrer Zwillingsschwester Mahtab. Doch so einfach ist das mit Mahtabs Geschichte nicht, denn in jungen Jahren wurden die beiden zuvor unzertrennlichen Schwestern auseinander gerissen und seit jeher wird Saba erzählt, dass ihre Schwester im Kaspischen Meer ertrunken sei. Saba kann das nicht glauben, verdrängt diesen Verlust sowie auch das spurlose Verschwinden ihrer Mutter, denn sie hält an dem Gedanken fest, dass Mahtab mit der Mutter aus dem Iran nach Amerika geflohen sei.
Denn sie glaubt an ihren Zwillingssinn, der ihr sagt, dass unmöglich sie am Leben sein kann, ihre Schwester aber nicht und so beginnt sie, Geschichten darüber zu erzählen, wie Mahtabs Leben in den USA wohl aussehen könnte...

Meine Meinung:
Wir haben es hier wirklich mit einer besonders einfühlsamen Geschichte zu tun, die einen durch ihre unglaublich dichte Atmosphäre sofort in die unbekannte und mysteriöse Welt des Iran eintauchen lässt.

Man erfährt eine Menge über die persische Kultur und auch die eindrucksvollen Beschreibungen der Landschaft und der Menschen im Iran lassen an nichts zu wünschen übrig, denn man hat die ganze Zeit so klare Bilder im Kopf als schaue man einen Film. Auch politische und gesellschaftliche Aspekte werden an dieser Stelle nicht ausgelassen, sodass man einen Eindruck von den herrschenden Zu- wie auch Missständen bekommt.

So gehört es nun einmal leider auch zu diesem Buch, dass man vielen tragischen Schicksalen begegnet, die die Welt des Iran um Einiges weniger schön machen. Es fällt einem wirklich schwer, sich vorzustellen, dass derartige Grausamkeiten noch heute jeden Tag Menschen auf unserer Welt geschehen und man kann sich da an dieser Stelle wunderbar mit den Figuren identifizieren, mit ihnen mitleiden und fühlen.

Ein Buch, dass den Leser zu Nachdenken anregt, denn es werden so viele Aspekte des Lebens aufgegriffen und beleuchtet. Hier fallen die ganz großen Begriffe wie Gerechtigkeit, Widerstand, aber auch Liebe und Tod sind von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Doch so hoch ich dieses Buch jetzt auch loben möchte, so hatte ich auch gewissermaßen an der ein oder anderen Stelle meine Schwierigkeiten. Es gab nämlich eine Vielzahl iranischer Eigennamen, sodass es schnell unübersichtlich wurde und auch blieb. Vor allem waren auch viele alltägliche Begriffe auf iranisch (z.B. Khanom oder Agha), deren Bedeutung sich einem als Laien nicht sofort erschloss und auch in keinem Anhang erläutert wurde.

Fazit:
Trotz der ein oder anderen Verständnisschwierigkeit ist und bleibt dieses Buch ein ganz besonderes Werk über die Ungerechtigkeit in islamisch geprägten Staaten wie auch über den Sinn des Lebens und die Suche nach sich selbst.

Bewertung vom 27.07.2013
Shotgun Lovesongs
Butler, Nickolas

Shotgun Lovesongs


ausgezeichnet

Hier ist mein Zuhause. Hier ist der Ort, der als Erstes an mich geglaubt hat.
Der immer noch an mich glaubt.

Inhalt:
Dieser ganz besondere Roman nimmt uns mit in eine idyllische Kleinstadt in der Nähe von Chicago und erzählt uns eine Geschichte über fünf unzertrennliche Freunde so voller Sehnsucht und Gefühl, wie es beeindruckender nicht sein könnte.

Sie kennen sich seit der Kindheit, wuchsen zusammen auf, gingen auf dieselbe Schule und können auch noch heute, mit Mitte 30, nicht ohne einander: Kip, Henry, Lee, Ronny und Eddie. Fünf Jungs, deren berufliche Laufbahnen nicht hätten unterschiedlicher sein können und doch verbindet sie immer noch die ungebrochene Liebe zu ihrer Heimatstadt Little Wing. Sie sprechen von magischer Anziehungskraft, denn eines Tages kehren sie alle zurück, seien sie erfolgreiche Rohstoffexperten an der Börse, populäre Musikstars, die es geschafft haben, sich weltweit zu etablieren oder seien sie ein Rodeostar, der durch den Alkohol beinahe ins Gras gebissen hätte. Oder seien sie einfach nur ein glücklich verheirateter Ehemann und Vater von zwei bezaubernden Kindern.

Doch wie die Dinge im Leben nun einmal so laufen, so sind sie alle nicht unbedingt mit bedingungsloser Harmonie und Glück gesegnet und es kommt so Einiges ans Tageslicht, worüber man lieber für immer geschwiegen hätte...

Meine Meinung:
Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin mit absolut 0 Erwartungen an dieses Buch herangegangen und dachte mir, es sei möglicherweise ein philosophisch dahinplätschernder Roman ohne viel Tiefgang, dem die Langeweile doch schon aufs Cover geschrieben steht. Und wie ich mich geirrt habe! Zum Glück, denn dieses Buch ist einfach nur grandios.

Ich weiß gar nicht, wie ich ausdrücken soll, was diese Geschichte so besonders macht. Denn eine Handlung gibt es im Grunde nicht. Und Spannung? Naja, nicht so richtig. Die Stärken der Handlung liegen viel mehr zwischen den Zeilen, in dem beeindruckend gefühlvollen Schreibstil des Autors, in seinem Gefühl für schöne Worte.

Es gelingt Butler hierbei wirklich außerordentlich geschickt, ein sehr komplexes Bild von seinen Figuren zu offenbaren, sodass man sich als Leser nicht nur ganz wunderbar mit ihnen identifizieren, sondern auch noch die verschiedenen Beziehungen der Fünf untereinander in ihrer gesamten Kompliziertheit erfassen kann.


Dieses Buch nimmt einen einfach mit, denn es hat diese Art, einen eiskalt zu erwischen und unter der Oberfläche zu berühren. Es setzt sich mit den ganz großen Begriffen Freiheit, Liebe und Freundschaft wie aber auch Einsamkeit auseinander, wirft die Frage auf, was uns in unserem Leben heute eigentlich noch etwas bedeutet und lässt dabei auch die obligatorische Frage nach dem Sinn des Lebens nicht aus. „Shotgun Lovesongs“ trumpft also mit einer Menge Tiefsinn und Stoff zum Nachdenken auf.

Fazit:
Ein wirklich einzigartiger Roman, der nicht nur zeigt, wie schön Lesen sein kann, wenn der Autor Worte nahezu künstlerisch einsetzt, sondern auch auf eine ganz besondere und bewegende Art von Menschen erzählt, die durch ihre Freundschaft, ihre Liebe und ihre Sehnsucht nach der Heimat zu sich selbst finden.