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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2024
Als wir im Schnee Blumen pflückten
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


sehr gut

Bildhafte, mystische Sprache in berührender Geschichte

Durch die Auszeichnung Lieblingsbuch der Schweden bin ich auf dieses Buch Als wir im Schnee Blumen pflückten aufmerksam geworden und vom Klappentext gefesselt worden. Denn in diesem Roman lernen wir Máriddja kennen, die mit dem Schicksal einer schweren Krankheit zu kämpfen hat und auf ihre ganz eigene Weise umgeht.
Sie selbst und ihr Mann Bierra sind schon alt und leben in einfachen Verhältnissen auf dem Land. Während sie sich um Bierra kümmert, der an einer fortschreitenden Demenz leidet, erfährt sie selbst von ihrer Krebsdiagnose. All das macht sie mit sich selbst aus und erträgt ihr Schicksal in einer stoischen Ruhe, ganz ohne Selbstmitleid. Lediglich einen Wunsch möchte sie sich vor ihrem Ableben noch erfüllen. Sie möchte ihren Neffen wiedersehen, der als in Kind bei ihnen gewohnt und den sie mehrere Jahre großgezogen haben, bis ihn schließlich seine Mutter wieder zu sich geholt hat. Wir begleiten sie von der Diagnose an in ihrem Alltag und bei ihren Plänen.
In einem Parallelstrang, der sich kapitelweise mit dem oben beschriebenen abwechselt, begegnen wir einem weiteren Paar. Dieses Mal sind es allerdings zwei junge Menschen, die als Ärzte fest im Berufsleben stehen und die nach dem Tod von Kajs Mutter raus aufs Land ziehen. Kaj und Mimmi richten sich häuslich in ihrem neuen Leben ein und sind jung und dynamisch.
Zunächst habe ich nur lose Vermutungen anstellen können, wie die Leben der beiden Paare zusammenhängen könnten oder wie sich die Geschichte verbindet. Mit und mit fügt sich aber alles und ich habe diese parallellaufenden Geschichten sehr gemocht. Besonders gut gefällt mir an diesem Roman aber die bildhafte und manchmal sogar mystische Sprache. In der ein oder anderen Situation würde ich sogar so weit gehen, dass das Lesevergnügen mehr aus der besonderen Erzählweise kam als aus der beschriebenen Situation selbst. Das hat mir sehr gefallen und war ganz anders für mich. Aber auch das alte Ehepaar hat der Geschichte einen besonderen Touch gegeben. Denn erstens lese ich gerne Geschichten, in denen alte Menschen ihre Sicht auf die Dinge einbringen und in ihrer Vergangenheit schwelgen und zweitens kam durch die leichte Schrulligkeit der beiden auch eine gewisse Situationskomik auf.
Wer einen Roman lesen mag, der besonders durch seinen Schreibstil überzeugt und der nicht sofort durchblicken lässt, wie alles zusammenhängt, sollte hier definitiv zugreifen.

Bewertung vom 25.11.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


ausgezeichnet

Spannend, emotional und echt interessant!

Dass sich während der Besatzungszeit in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg junge deutsche Mädchen in britische oder amerikanische Soldaten verliebten, habe ich auf meinen bisherigen Streifzügen durch historische Romane durchaus schon gelesen. Wie solche Verbindungen gesellschaftlich gesehen wurden und wie schwer es vor allem war, dass die deutschen Verlobten ihren Geliebten in die USA folgen durften, wusste ich allerdings nicht. Mit im Warten sind wir wundervoll habe ich unheimlich viel über die sogenannten War Brides lernen dürfen. Die Geschichte hat mich emotional berührt und war durch ihren Bezug zur Gegenwart besonders spannend für mich.
Wir lernen zu anfangs des Buches Luise Adler kennen, wie sie mit ihrer Familie die Besatzungszeit erlebt. Mit der Zeit und aus der Not heraus, verschafft sie sich einen Job bei den amerikanischen Besatzern als Zeitungsausträgerin. So lernt sie auch Jo Hunter kennen, den amerikanischen Soldaten, in den sie sich später verliebt. Sie folgt ihm bis in die USA, wo sie bange Tage verbringen muss, weil er sie nicht, wie geplant, abholt. Und als wäre diese Vergangenheit, die sich an den echten War Brides orientiert, nicht aufregend genug, gibt es auch noch eine Gegenwartsschiene in der Erzählung. In ihrem Zentrum steht die Enkelin von Luise, die ebenfalls wegen eines Mannes in die vereinigten Staaten gereist ist. Auch bei ihr läuft es anders, als sie sich das vorgestellt hatte.
Für mich war diese Geschichte sehr emotional. Einerseits wird die Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland sehr nahbar herübergebracht, sodass ich die Stimmung gut nachempfinden konnte. Andererseits lernen wir zwei Frauen kennen, die bereit sind, für die Liebe alles zu opfern und die sich damit sehr verletzlich machen. Sie sind stark in ihren Entscheidungen und doch weich, weil sie ihre Träume teilen und auf die Liebe hoffen. Die gewisse Spannung kam dadurch in die Geschichte, dass man bei Luises Enkelin nicht wusste, wie es mit ihrem Verlobten ausgeht und wie sich ihr Verhältnis zu dem fremden Mitreisenden entwickelt. Dagegen fiebert man bei Luise selbst mit, weil man schon zu Anfang erfährt, dass sie am Flughafen nicht abgeholt wird. Danach aber bekommen wir zunächst die ganze Kennlerngeschichte aus Deutschland von Jo und Luise erzählt, bis schließlich die Auflösung folgt, was aus Luise in den USA wird. Dieser Spannungsbogen hat mir sehr gut gefallen. Ebenso mochte ich die zwei Zeitschienen der Erzählung sehr gerne.
Für mich war das eine wirklich gelungene, emotionale Geschichte zweier starker Frauen, die ihren Herausforderungen auf ganz ähnliche, anpackende Weise mutig begegnen.

Bewertung vom 22.11.2024
Friesenmeermagie
Janz, Tanja

Friesenmeermagie


ausgezeichnet

Mich hat es richtig in den Advent katapultiert

Zu Weihnachten gelten bei mir andere Romanbewertungskriterien als das restliche Jahr über. Denn normalerweise bin ich der erste, der es realistisch haben möchte und dem es wichtig ist, dass die Handlungen der Protagonisten genauso schlüssig sind, als hätten sie im echten Leben stattgefunden. Wenn es aber in Richtung Advent geht, dann mag ich die modernen Weihnachtsmärchen, in denen die Protagonistin oder Protagonist die Extrameile für einen Unbekannten geht oder aus reiner Nächstenliebe jemand unbekanntem einen riesigen Gefallen tut. Und da Friesenmeermagie ein Weihnachtsbuch ist sind wir mit den Kriterien à la Wintermärchen goldrichtig.
Malin ersteigert mit ihrer besten Freundin und Arbeitskollegin aus Jux einen kleinen roten, glänzenden Kinderkoffer bei einer Auktion für verloren gegangene Gepäckstücke der deutschen Bahn. Was sie nicht weiß, ist, dass genau dieser Koffer von der Besitzerin Irma Witt absichtlich abgestellt wurde. Sie hat darin nicht nur die typischen Nordseeurlaubsmitbringsel verstaut, sondern auch einen Brief, in dem sie dem Finder ihr kleines Häuschen in St. Peter Ording vermacht. Schließlich kann sie dort nicht mehr alleine leben und hofft irgendwie auf ein Wunder, dass sie aus dem fernen München, wo sie bei ihrer Tochter untergekommen ist, wieder zurück an die Nordsee bringt. Und jetzt kommen meine Weihnachtsbewertungskriterien: Malin ist hin und weg von dem Brief. Sie setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um das Häuschen ausfindig zu machen und es möglich zu machen, dass Frau Witt wieder alleine darin leben kann. Belohnt wird ihr Einsatz durch eine große Portion Knistern und vielleicht durch die große Liebe ihres Lebens.
Für mich ist Friesenmeermagie das perfekte, moderne Weihnachtsmärchen. Denn natürlich würde man unter normalen Umständen bezweifeln, dass jemand aufgrund eines Briefes wirklich die Suche nach einem Haus beginnt. Und vermutlich würde man auch kritisieren, dass jemand ein Haus für einen wildfremden Menschen renoviert. Aber zu Weihnachten liebe ich solche Geschichten der Nächstenliebe. Und so habe ich mit Malin mitgefiebert, ob ihr Plan funktioniert und es ein Weihnachtswunder für Frau Witt geben wird. Das wird durch den besonderen Schreibstil unterstützt, der uns Leser postwendend an die Nordsee transportiert und Atmosphäre schafft. Ich konnte es mir richtig vorstellen und bin richtig in Weihnachtsstimmung gekommen.
Für mich war es ein wunderschönes Leseerlebnis, das ich sehr gerne weiterempfehle an alle, die sich gerne in Weihnachtsstimmung bringen lassen möchten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2024
Goldene Träume / Die Münchner Ärztinnen Bd.1
Bach, Ina

Goldene Träume / Die Münchner Ärztinnen Bd.1


sehr gut

Spannend und mitreißend erzählt, wie Frauen damals ihre Träume verfolgt

Manchmal, wenn ich historische Romane aus Zeiten lese, als Gleichberechtigung noch ein Fremdwort war, dann kann ich gar nicht glauben, dass es mal anders war als heute. Man nimmt es so selbstverständlich, dass Frauen wählen dürfen, nicht mehr von ihrem Mann die Erlaubnis einholen müssen und dass sie auch den Sport machen dürfen, den sie selbst wählen. Ich brauche dann immer ein bisschen, um mich in die Gepflogenheiten der Zeit, in der das Buch spielt, einzufinden und vor allem einzufühlen. So ging es mir auch, als ich die Protagonistinnen Lulu, Elsa und Fanny sowie ihre Freundin Änny dieses historischen Romans kennengelernt haben. Sie stehen leidenschaftlich für ihren Traum vom Medizinstudium ein und versuchen alles Erdenkliche, um ihn doch noch in die Tat umzusetzen. Das beeindruckt.
Dieses Buch erzählt aus wechselnden Perspektiven der hauptsächlich drei Frauen. Sie alle lassen uns teilhaben an ihrem Alltag und ihren Lebensumständen. Sie alle hegen eine Liebe zur Medizin, die ihnen auf unterschiedlichsten Wegen nähergebracht wurde. Doch gemeinsam haben sie, dass ihnen der offizielle Weg zur Universität versperrt bleibt. Spannend zu verfolgen ist für uns als Leser, wie sie dagegen aufbegehren und sich Gedanken machen, wie sie es doch schaffen und wie sie vor allem mehr Selbstbestimmung nicht nur beruflich erlangen können. Dabei lernen wir sie sehr gut kennen und fühlen mit ihnen mit. Elsa, die Tochter aus gutem Hause, deren Vater sie ins Medizinstudium bringen wollte, was die Mutter aber nach seinem Tod zu verhindern versuchte, sodass Elsa sich mit verschiedenen Jobs über Wasser halten muss, um zumindest in München bleiben zu können. Fanny, die eigentlich als bessere Haushaltshilfe für ihren Bruder nach München geschickt wurde und die sich dann aber den Studienplatz ihres faulen Bruders mithilfe eines Tricks einverleibt. Und schließlich Lulu, die als jüngstes Kind vom Klinikleiter von Ranke, eigentlich so schnell wie möglich verheiratet werden soll, aber gar nicht daran denkt, das Mithelfen im Hospital gegen Herd und Ehemann einzutauschen. Und obwohl sie so verschieden sind, entwickelt sich zwischen ihnen eine richtige Freundschaft, die sie durch die ein oder andere Tiefe bringt.
Die Erlebnisse der drei Frauen fand ich sehr spannend. Ich war neugierig nicht nur auf die gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten der Zeit, sondern auch darauf, wie es den jungen Frauen mit ihren Träumen ergeht. Man kann sehr gut mit ihnen mitfühlen und fiebert nach jedem Perspektivwechsel mit, wie es wohl für die eine oder andere weitergeht, bis endlich wieder ein Kapitel aus ihrer Sichtweise geschrieben ist. Das hat mir sehr gefallen. Auch der Schreibstil und die zeitweisen bayrischen Dialekte mochte ich sehr. Lediglich beim Ende war ich zunächst etwas enttäuscht, weil ich selbst bei dem Band eine Triologie zumindest einen abgeschlossenen Erzählstrang erwartet hätte. Da meine Neugier hier leider nicht befriedigt wurde, muss ich einen Stern abziehen und mich noch mehr auf die Auflösung im Folgeband freuen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2024
Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4
Goldfarb, Tobias

Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4


ausgezeichnet

Sehr süß geschrieben und ein Muss im Kinderbuchregal

Spekulatius den Weihnachtsdrachen kennen wir bislang nur aus der Adventszeit. Denn eigentlich darf er nur während dieser von der Weihnachtsinsel runter und zu den Menschen. In diesem Glauben sind auch seine Menschenkinderfreunde Mathilda und Mats. Doch in diesem Jahr kommt ihr kleiner Drachenfreund ausnahmsweise auch schon im Advent vorbei, um Ihnen bei einem Abenteuer im Wald beizustehen.
Mathilda und Mats sind in der Schule in der Waldgruppe und freuen sich tierisch darauf, mit ihren Schulkameraden und der Lehrerin viel Neues über den Wald zu lernen. Leider begegnet ihnen schon am ersten Waldtag der fiese Freiherr von Freysinn, der sie aus seinem Wald verscheucht und obendrein noch eine Jagd auf die Waldtiere veranstalten will. Das müssen die Kinder verhindern, wobei die Hilfe von Spekulatius nicht fehlen darf.
Dass Spekulatius jetzt nicht mehr nur ein Weihnachtsdrache ist, sondern auch den Herbst unsicher macht, tut der Lesefreude keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil sogar. Es ist eine Freude von dem kleinen Drachen, der mit seinen vielen ös, äs und üs so lustig spricht, zu lesen. Es ist spannend und sehr abwechslungsreich. Man könnte fast sagen, es ist wie ein Kinderkrimi, in dem ein Wilddieb zur Strecke gebracht wird. Unterstützt wird die wendungsreiche Erzählung durch viele bunte Bilder von den beschriebenen Szenen, sodass Spekulatius und seine Freunde leicht vor dem inneren Auge erwachen.
Bei uns kam der Drache wahnsinnig gut an, auch außerhalb der Adventszeit und ich mag die lustige Erzählweise in dieser Buchreihe sehr. Von daher gibt es auf jeden Fall 5 Sterne!

Bewertung vom 22.11.2024
Love Me Like It's Yesterday
Käppler, Juliane

Love Me Like It's Yesterday


ausgezeichnet

Absolut realistisch, modern, emotional und grandios

Leben ohne Social Media, ohne Messenger, ja sogar ohne E-Mail-Dienst und ohne Handy – das klingt doch unvorstellbar oder? Zumindest klingt es reichlich konstruiert, denn zumindest ich kenne niemanden meiner Generation, der so lebt. Umso neugieriger war ich auf dieses Buch. Schließlich ist es bei Protagonistin Juno genau so, sie lebt komplett analog und nutzt keinerlei digitale Kommunikationsmedien abgesehen vom schnurgebundenen Werkstatttelefon. Wie muss es dann wohl sein, wenn ein Social Media Influencer – also das komplette Gegenteil – in ihre Welt eintaucht, woraus sich sogar Gefühle entwickeln?
Juno betreibt eine Schreinerei, die sie von ihrem Opa übernommen hat und in der sie alte Möbel liebevoll restauriert. Als dann Taro mit einem alten Apothekerschränkchen vor ihrer Tür steht, beginnt deren gemeinsame Geschichte, in deren Verlauf sich die beiden immer sympathischer werden, bis es schließlich gehörig knistert. Was Juno jedoch nicht weiß, ist, dass Taro als Dating Coach auf Youtube sein Geld verdient und in eine leicht fragwürdige Wette hineingerutscht ist. Man hat ihm unterstellt, dass seine Tipps nicht funktionieren würden. Davon angestachelt hat er sich zu einer Wette hinreißen lassen, bei der er mit seinen Flirttechniken die Handynummer einer vorgegebenen Frau ergattern soll. Blöd nur, dass diese Frau ausgerechnet die handylose Juno ist. Obwohl Juno zunächst gar nicht Taros Typ ist und das andersherum genauso zutrifft, verbringen die beiden immer mehr Zeit miteinander. Es entsteht eine Romanze, die es gehörig knistern lässt und die Taro in ganz schöne Gewissenskonflikte bringt.
Vermutlich geht es der ein oder anderen Leser*in ähnlich wie mir, deshalb teile ich zunächst meine Gedanken beim Lesen des Klappentextes. Dieses Buch hat mich magisch angezogen, auch wenn ich gleichzeitig zwei Befürchtungen hatte, was mir eventuell nicht gefallen könnte. Die Anziehung kam daher, weil ich authentische Liebesgeschichten mag, bei denen ich überzeugt sein kann, dass sie genauso geschehen können. Da ich mir schwer vorstellen konnte, wie eine Person meiner Generation komplett ohne Handy, Internet, Social Media und co. zurechtkommt, war ich neugierig, wie die Autorin das wohl umgesetzt hat und natürlich ob es ihr authentisch gelungen ist. Hieraus ergab sich auch direkt meine erste Befürchtung im Sinne von hoffentlich ist es nicht so unrealistisch. Meine zweite Befürchtung bezog sich eher auf die Wette. Ich hatte die Sorge, dass es sich hierbei um eine platte, aber klassische Bad Boy-Erzählung handelt: Ein Bad Boy sucht sich immer wieder Frauen, interessiert sich nicht für ihre Gefühle, sagt sorglos zu einer Wette zu, dass er es nicht schaffen würde, diese spezielle Frau für sich zu gewinnen, verliebt sich in sie und mutiert einfach nur durch die Liebe beflügelt zum Softie. Solche Geschichten liest man vielleicht als Teenie gerne, aber als erwachsene Frau glaube ich an solche Spontanheilungen nicht.
Die Auflösung nehme ich gerne schon vorweg: Das Buch war absolut realistisch und ganz besonders möchte ich die Emotionen loben, die dieses Buch so gut transportiert hat, wie ich es selten erlebt habe. Ich wurde regelrecht mitgerissen. Für mich war auch Junos analoger Lebensstil komplett verständlich. Die Autorin bekommt es sehr gut hin, Junos Sicht nachvollziehbar zu machen, indem immer wieder Details aus ihrem Leben ans Licht kommen, die dies als logische Konsequenz erscheinen lassen. Auch bezogen auf die Wette bin ich ganz begeistert: Da es Kapitel sowohl aus Taros als auch aus Junos Perspektive gibt, wird relativ schnell klar, in welcher Situation Taro steckt. Er ist kein Bad Boy, ganz im Gegenteil, denn er wird von einem Wettbewerber und einigen Follower mehr oder weniger zu der Wette gedrängt. Diese bereitet ihm immer mehr Kopfzerbrechen, weil er moralische Bedenken hat und dennoch keinen Ausweg findet. Das hat dafür gesorgt, dass man Taro ab Seite eins mag und über seine falschen Schritte lediglich den Kopf schüttelt, statt ihn als den Bösen abzustempeln.
Die Liebesgeschichte gefällt mich ebenso deswegen so gut, weil die beiden Protagonisten so unterschiedlich sind. Sie haben zwar Zweifel daran, dass die Unterschiede zusammenpassen, aber sie gehen mit so viel Rücksicht miteinander um und lassen sich auf die Sicht des anderen ein. Dennoch haben sie beide ihre Meinung und begegnen sich auf Augenhöhe. Auch die langsame Entwicklung der Gefühle und die vielen Wendungen, von denen ich keine im Detail vorausgeahnt habe, haben mich überzeugt. Bei Liebesromanen habe ich meistens ab einem bestimmten Punkt eine relativ detaillierte Vorstellung davon, wie die Geschichte weitergeht. Hier hatte ich zwar geahnt, dass die Wette auffliegt und es irgendwie ein Happy End geben könnte, aber alles dazwischen war komplett unvorhergesehen für mich, sodass ich mich richtig gut unterhalten gefühlt habe.
Für mich war Love me like its Yesterday einfach eine wunderbare, andersartige Liebesgeschichte!

Bewertung vom 01.11.2024
Der coolste Schwarm der Welt / Flip, der Einhornfisch Bd.1
Boehme, Julia

Der coolste Schwarm der Welt / Flip, der Einhornfisch Bd.1


ausgezeichnet

Flip macht vor wie Freundschaft geht

Wenn ich an Kindergeschichten mit einem Fisch denke, dann fallen mir sofort zwei ein: Der Regenbogenfisch und findet Nemo. Beides habe ich als Kind geliebt. Mit diesen positiven Fischerinnerungen habe ich auch direkt bei Flip dem Einhornfisch zugegriffen und bin nicht enttäuscht worden.
Flip ist ein kleiner Einhornfisch, der in einem riesigen Schwarm lebt. Doch so richtig gut gefällt es ihm dort nicht. Denn, weil er ein kleines bisschen anders aussieht, wird er von den anderen nicht akzeptiert und sogar gehänselt. Als einiges Tages eine große Dunkelheit aufkommt, schicken ihn die anderen Fische hoch, um nachzusehen. Dort tobt ein riesiger Sturm, der Flip davonweht, wodurch er von seinem Schwarm getrennt wird. Ganz auf sich allein gestellt, muss er einigen Gefahren aus dem Weg gehen und sich neue Freunde suchen. Flip lernt, dass es nicht darauf ankommt, Teil es eines riesigen, gleichen Schwarms zu sein, sondern dass echte Freundschaft, unabhängig vom Äußerlichen viel mehr Wert ist.
Diese Botschaft berührt und macht Kindern gerade in der heutigen Zeit deutlich, dass es nicht darauf ankommt, genau wie alle anderen zu sein. Und es erklärt auch, dass deine Freunde nicht genauso sein müssen wie Du, sondern sich der Wert von Freundschaft daran zeigt, wie gut man zusammenhält. Das gefällt mir wirklich gut. Besonders schön finde ich auch die Umsetzung in diesem Buch. Denn für mich ist es kein klassisches Vorlesebuch mit viel Text auf den Seiten und untergeordneten Bildern. Vielmehr liegt das Hauptaugenmerk auf den Bildern. Jede Doppelseite ist grafisch aufwendig und detailreich bebildert und die Texte pro Seite sind fast so gering wie bei einem Comic. Das fand ich beim Vorlesen für kleinere Kinder sehr angenehmen, weil die Kleinen so beim Vorlesen immer etwas zu gucken haben und man zwischendurch immer wieder anhalten und die Bilder gemeinsam betrachten kann.
Für mich bekommt Flip ein dickes Lob und eine große Leseempfehlung. Wenn ich jetzt an meine Lieblingsfischgeschichten denke, dann reiht sich Flip direkt beim Regenbogenfisch und Nemo ein.

Bewertung vom 01.11.2024
Jo und die eiligen drei Könige
Bertram, Rüdiger

Jo und die eiligen drei Könige


ausgezeichnet

Sehr schön geschrieben und tolle, kindgerechte Bilder

Ich mag Geschichten, die mit einem Augenzwinkern erzählt werden, aber dennoch nicht albern sind oder ein Ereignis ins lächerliche ziehen. Genau das hat das Kinderbuch Jo und die eiligen drei Könige geschafft.
Jo ist ein kleiner Hund, der in der Wüste lebt und dort von seinem Herrchen zurückgelassen wurde. So ganz ohne Karawane schleicht er umher und findet eines Tages einen König, der irgendwie ziemlich ärmlich aussieht und auf der Suche nach einem besonderen Baby ist. Auf Jo macht der König den Eindruck, als bräuchte er bei diesem Vorhaben dringend Hilfe, sodass er die Sache mit seiner superguten Spürnase in die Pfoten nimmt. Denn schließlich ist es viel zu wolkig und der König fast blind, als dass Jo den König weiter hinter einem Stern herlaufen lassen könnte. Es dauert nicht lange, bis sie auch noch den zweiten und dritten König finden und sich gemeinsam auf den Weg zu diesem besagten Baby machen.
Das Buch ist süß geschrieben und präsentiert Jo als kleinen Helfer, den es brauchte, damit das Wunder in Betlehem tatsächlich von den Königen gefunden werden konnte. Es zieht die Weihnachtsgeschichte damit keineswegs ins Lächerliche, sondern zeigt, dass es zwar magisch gewesen sein kann, aber vielleicht noch mehr helfende Hände oder Pfoten daran beteiligt sein könnten, als heute überliefert ist. Gerade für Kinder finde ich diese humorvolle Geschichte schön, denn es gibt etwas zu lachen und dennoch etwas Großes zu bestaunen. Der Erzählstil ist wirklich gut gemacht und selbst ich, als Erwachsene, musste oft über die Situationskomik lachen. Denn Jo ist ein wirklicher Held, der es nicht leicht hatte mit den Königen.
Eine wirklich coole, alternative Geschichte zur gängigen Erzählung von den heiligen Dreikönigen, die mit wunderschönen, bunten und detailreichen Bildern punktet.

Bewertung vom 01.11.2024
Der Erinnerungshändler
Gidali, Orit

Der Erinnerungshändler


ausgezeichnet

Hat mich emotional gepackt

Welche Erinnerung würdest Du niemals weggeben können? Die Frage habe ich mir nach diesem wunderbaren Bilderbuch gestellt. Ehrlich gesagt konnte ich sie mir nicht beantworten und je länger man darüber nachdenkt, desto eher stellt man fest, dass man eigentlich erst durch die ganzen Erinnerungen zu dem Menschen wird, der man ist.
Genau diese Botschaft vermittelt auch das Bilderbuch der Erinnerungshändler. Wenn Bilderbuch hier den Eindruck vermittelt, es handele sich dabei um ein Kinderbuch, möchte ich diese Interpretation direkt korrigieren. Für mich ist der Erinnerungshändler ein Buch für jeden – natürlich nicht für die allerkleinsten, für die die Geschichte wahrscheinlich schwer zu verstehen ist, aber ansonsten für alle. Die Hauptfigur in dieser Erzählung ist ein alter Mann, der dem Erinnerungshändler und seinem Sohn begegnet und ihnen eine seiner Erinnerungen verkauft. Doch nach nicht langer Zeit merkt der alte Mann, dass nicht nur die Erinnerung fehlt, sondern ihm auch weitere Puzzleteile seines Ichs abhandenkommen und er ohne diese Erinnerung nicht leben kann. Er will die Erinnerung schließlich zurückhaben und teilt dafür eine schöne andere Erinnerung mit den beiden.
Untermalt wird diese Geschichte mit detailreichen Bleistiftzeichnungen, die schwarzweiß gehalten sind und in denen nur die Erinnerungen farbig sind. Sie symbolisieren durch ihren goldigen Farbton den Wert für den alten Mann, was mir wirklich gut gefallen hat.
Mich hat das Buch dazu gebracht, über meine Erinnerungen nachzudenken und welchen Wert sie für mich haben. Wie der alte Mann habe ich festgestellt, dass sie viel öfter erzählt und geteilt werden müssen, wodurch sie richtig aufblühen und ein bisschen glücklich machen.
Danke für dieses tolle Buch und das, was es mit meinen Erinnerungen gemacht hat.

Bewertung vom 01.11.2024
Das große Wichtel-Handbuch
Livia Grünwald

Das große Wichtel-Handbuch


ausgezeichnet

Süße Tradition, die hiermit kinderleicht umgesetzt werden kann

Als ich das erste Mal von der Tradition gehört habe, Kindern zur Weihnachtszeit vorzuspielen, ein Wichtel sei in die Familie eingezogen, habe ich gestockt. Wer selbst mit Nikolausstiefel, Adventskalender und Christkind aufgewachsen ist, fragt sich bei dem Wichtelthema höchstwahrscheinlich, ob das nicht eher ein lustiges Veräppeln des Kindes zum Spaß der Eltern ist. Das ging mir zumindest so. Nachdem aber immer mehr Eltern aus meinem Bekanntenkreis davon sprachen, habe ich mich näher damit beschäftigt. Meine Meinung jedenfalls habe ich revidiert und finde den Wichteleinzug mittlerweile richtig gut. Da ich aber nicht wusste, wie man das am besten angeht, habe ich bei diesem Buch zugegriffen.
Das große Wichtelhandbuch hilft Wichtelneulingen wie mir auf die Sprünge: Zunächst klärt es nochmal über das wichtigste aus der Tradition auf. Dann erläutert es einige wichtige Vorbereitungen, wie zum Beispiel den Bau der Wichteltür, die ja zwingend erforderlich ist. Und es liefert schließlich tolle Ideen für fast jeden Tag in der Weihnachtszeit, wie man die Wichteltradition umsetzen kann. So kann man beispielsweise den Wichtel Briefe an die Kinder schreiben oder ihn um etwas bitten lassen, aus dem er etwas Anderes zaubert. Er kann den Kindern auch kleine Aufgaben geben, sodass sie ihm zum Beispiel eine kleine Sitzbank basteln sollen oder ihm ihren Wunschzettel hinlegen müssen. Dabei dürfen auch kleinere Streiche nicht fehlen: Der Wichtel hat zum Beispiel eine kleine Modenschau mit den Puppen des Kindes veranstaltet und anschließend vergessen, aufzuräumen und die Puppen wieder umzuziehen, sodass das Kind aufräumen muss.
Mit dem Wichtelhandbuch ist das zum Glück leicht und ohne viel Aufwand umsetzbar. Denn hier finden sich nicht nur die Ideen, sondern auch schon fertig geschriebene Briefe des Wichtels und Links zu weiteren Unterlagen im Internet. Es ist also schon alles perfekt vorbereitet, sodass man gleich loslegen kann.
Wenn ich mir die leuchtenden Kinderaugen vorstelle, wenn sie Spuren oder Briefe von dem Wichtel finden, muss ich mich geschlagen geben. Der Wichtel kann vermutlich doch mehr als der schnöde Adventskalender, der zwar jeden Tag eine Kleinigkeit liefert, der aber weder magisch ist, noch Aufgaben stellt oder Briefe hinterlässt. Ich bin ab jetzt echter Wichtelfan und bereit, es auszuprobieren! Dieses Buch überzeugt und macht die Umsetzung kinderleicht.