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Benutzername: 
fireez
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 22.07.2013
Ihr schafft mich!
Nützel, Nikolaus

Ihr schafft mich!


ausgezeichnet

Ein Sachbuch über Normen und Regeln im sozialen Miteinander - kann das unterhaltsam sein? Ja, es kann! Und Nikolaus Nützel beweist, dass es das sogar sehr gut kann, denn in "Ihr schafft mich" wird dem jungen Leser unterhaltsam und anhand anschaulicher und vor allem jugendgerechter Sprache eine neue Sicht auf seine Umgebung vermittelt. Es werden Augen geöffnet und der Leser wird dazu angehalten, besser über das nachzudenken, was er tut und vor allem auch selbst zu entscheiden, ob er etwas wirklich will.

Nikolaus Nützel greift dabei auf gängige Theorien der Sozialwissenschaft zurück, verpackt sie aber äußerst verständlich und nennt sie auch nur dann beim Namen, wenn es den jungen Leser nicht langweilen oder überfordern würde. Er hat somit eine gute Balance zwischen Wissensvermittlung und Unterhaltung geschaffen und dank der anschaulichen und aktuellen Beispiele bleiben die neuen Erkenntnisse lange in Erinnerung.

Das Buch ist aber bei Weitem nicht nur für Jugendliche. Das Cover wird zwar höchstwahrscheinlich (leider) keinen einzigen Erwachsenen ansprechen, aber der Inhalt ist durchaus auch für ältere Generationen interessant. Ich würde sogar behaupten, dass einige Dinge von Erwachsenen sogar besser oder zumindest anders verstanden werden, und dass man dieses Buch auch mit der ganzen Familie lesen und darüber sprechen kann. Genug Stoff für Diskussionen dürfte es jedenfalls liefern.

Besonders gut hat mir auch gefallen, dass der Autor sich nicht lange mit einem Thema aufhält, sondern schnell einen neuen Faden aufnimmt und daher viele verschiedene Denkanstöße gibt, ohne aber immer eine endgültige Lösung vorgeben zu wollen. Er spricht über Politik und soziales Miteinander, aber auch über Homosexualität oder illegales Downloaden von Musik. Der erhobene Zeigefinger bleibt dabei aber größtenteils aus - und das ist gut so!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2013
Der Sarg
Strobel, Arno

Der Sarg


sehr gut

Anfangs hat man den Eindruck, dass "Der Sarg" ein Thriller, wie jeder andere ist, mit einem blutigen Kapitel als Einstieg. Bald wird jedoch klar, dass Arno Strobel zumindest teilweise eine andere Richtung einschlägt. Zwar gibt es einen kleinen Schocker zum Einstieg, aber etwas anders, als man es gewohnt ist.

Danach geben sich verschiedene Charaktere und Handlungsstränge in rasanten Kapitelwechseln immer wieder die Klinke in die Hand. Man lernt Eva, die Schlüsselfigur, kennen, begleitet die Ermittler Menkhoff und Reithöfer bei ihrer Suche nach dem Mörder, lernt aber auch eine ganze Reihe Nebencharaktere kennen und irgendwann steht zwangsläufig die große Frage im Raum, wie alles zusammenhängt.

Ich persönlich kam etwa in der Mitte des Buches auf die mögliche Lösung, aber Arno Strobel hat es immer wieder geschafft, mich zu verwirren, sodass ich mir nie sicher war, ob ich denn nun richtig liege. Das Ende war dann auch nicht ganz so einfach, wie ich es mir ausgemalt hatte, barg aber auch keine riesigen Überraschungen mehr.

Mir haben die verschiedenen Sichtweisen und das langsame Zusammenpuzzeln sehr gut gefallen, stellenweise hätten die Szenen und Dialoge aber gerne etwas natürlicher sein können. Sie wirkten manchmal einfach etwas zu steif. Andere Beschreibungen berührten wiederum sehr, weshalb ich das Buch doch recht schnell gelesen hatte, denn immerhin wollte ich wissen, wie das alles nun endet.

Insgesamt kann ich sagen, dass "Der Sarg" zwar das Rad nicht neu erfindet, aber ein solider Vertreter seines Genres ist und durchaus zu überraschen weiß.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2012
Geheime Tochter
Gowda, Shilpi Somaya

Geheime Tochter


sehr gut

"Geheime Tochter" beginnt bereits auf den ersten Seiten sehr mitreißend, denn man erlebt den indischen Umgang mit einer neugeborenen Tochter aus nächster Nähe mit. Man erfährt, wie ungewollt ein Mädchen dort ist, so ungewollt, dass man es oft abtreibt, nach der Geburt tötet oder weggibt. Von Anfang an steckt man mittendrin in der indischen Lebensweise, wird aber bald durch einen Szenenwechsel an das andere Ende der Welt geschubst, um zu sehen, wie die Amerikanerin Somer mit ihrem indischen Ehemann Krishnan verzweifelt versucht, ein Kind zu bekommen. Nach jedem Kapitel dreht sich die Kugel wieder und man ist erneut in einer anderen Welt. Auf diese Weise werden die Leben der beiden Frauen perfekt gegenübergestellt und man hätte die Unterschiede nicht deutlicher machen können.

Es ist von Anfang an klar, dass es darauf hinauslaufen wird, dass Somer Kavitas Tochter adoptiert und ich war so gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte. Man erlebt mit, wie Asha, das adoptierte indische Mädchen, in Amerika aufwächst und später ihre Wurzeln sucht. Man erfährt aber auch, wie es mit Kavita weitergeht, mit ihrem Mann, mit Somer und mit Krishnan. Und genau da kommt leider auch der Knackpunkt, der die Geschichte etwas zerfallen lässt: Zu viele Sichtweisen zerstören irgendwann die Atmosphäre des Buches. Ich fand es perfekt gewählt, immer zwischen Somer und Kavita hin und her zu springen und als der Blick dann auf die erwachsene Asha wechselte und die Geschichte aus ihrer Sicht weitererzählt wurde, fand ich das auch noch gut. Allerdings erfährt man ab da auch weiterhin Episoden aus Kavitas Sicht und aus Somers und hintendran kamen nun auch noch Krishnan und Jasu, Kavitas Ehemann, dazu. Das war einfach zu viel des Guten und ich hatte das Gefühl, das die Autorin einfach nicht loslassen konnte und unbedingt jede Geschichte bis ins Detail zu Ende erzählen musste.

Dennoch war das Ende dann wieder sehr schön erzählt, teilweise auch gerade wegen dieser vielen Sichtweise, sodass ich dem Ganzen etwas gespalten gegenüberstehe. Es ist auch kein Missgriff in dem Sinne, sondern halt einfach ein wenig zu viel des Guten. Durch den langen Zeitraum, der erzählt wird, blieben mir aber manchmal auch Situationen zu offen und einzelne Handlungsweisen der Personen konnte ich nicht nachvollziehen. Besonders Somers Denkweise war mir teilweise schleierhaft und sie war mir einfach zu gefühlskalt.

Viel besser fand ich dafür die Beschreibung Indiens, der Kultur und der Lebensweise dort. Nicht zu negativ beleuchtet, aber auch nicht hochgelobt. Viele Missstände wurden aufgezeigt, aber manchmal auch erklärt. Man erfährt, wie Kavitas bäuerliches Leben aussieht, es wird aber auch die Lebensweise von Krishnans höher gestellter Familie gezeigt. Viele Gegensätze, aber auch Gemeinsamkeiten zeigen sich dabei auf und durch die häufige Verwendung indischer Begriffe ist man schnell mittendrin in der Kultur und ich hatte kein Problem damit, mir die Frauen im Sari in der Hitze Indiens vorzustellen.

Insgesamt ist der Autorin ein guter Blick auf die indische Kultur (bzw. auf das, was sie davon zeigen wollte) gelungen, aber auch darauf, was Familie wirklich bedeutet. Gerade gegen Ende gibt sie dem Leser auch noch einige kleine Weisheiten mit auf dem Weg, die jeder für sich beherzigen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2012
Weil ich euch liebte
Barclay, Linwood

Weil ich euch liebte


gut

In einem Satz:
Die Kernaussage ist wohl, dass jeder Dreck am Stecken hat und das wird anhand zahlreicher Beispiele durchgekaut, ohne dass dabei allzu viel Spannung aufkommt.

Inhalt:
Glen Garbers Frau stirbt bei einem Verkehrsunfall und lässt ihn und seine achtjährige Tochter allein zurück. Doch Glen glaubt nicht an einen Unfall, und als ein Privatdetektiv bei ihm auf der Fußmatte steht und sich immer mehr offene Fragen um seine Frau aufwerfen, beginnt er selbst nachzuforschen und findet in seiner ansonsten so sauberen Vorstadt-Welt mehr schmutzige Westen, als er es sich jemals hätte ausmalen können.

Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich von dem Buch mehr erwartet hatte. Zwar kannte ich bisher noch kein Buch von Linwood Barclay, aber er wird ja groß als Bestseller-Autor angepriesen. Dafür fand ich die Handlung dann aber doch etwas zu weit schweifend und konstruiert, wenn auch nichtunbedingt schlecht.

Was mich am meisten gestört hat, war dir Blickwinkel, den man als Leser vorgegeben bekommt. Im Prolog hat man eine Szene um zwei Frauen, von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben. Darauf folgt dann plötzlich die Ich-Perspektive von Glen Garber, der Hauptperson der Geschichte. Je nach Kapitel steigt dann aber immer wieder der auktoriale Erzähler mit ein und zeigt Momente im Leben von bestimmt zehn verschiedenen anderen Personen. Mal abgesehen davon, dass ich mich als Leser ständig umstellen muss, erfährt man auf diese Weise auch viel zu viele Dinge, die Glen noch nicht weiß und die Spannung ist an vielen Stellen damit vorweggenommen. Mir hätte es um einiges besser gefallen, die Geschichte nur aus Glens Sicht zu lesen, mit allen Lücken, die das mit sich gebracht hätte. Dann hätte ich mehr rätseln können und es wäre vielleicht auch ein wirkliches Thriller-Gefühl aufgekommen.

Hat man sich erst einmal durch die Vielzahl von Charakteren gekämpft, ist man direkt schon dankbar dafür, dass der Autor wenigstens allen das gleiche Problem anlastet: so ziemlich jeder hat Dreck am Stecken, beliebtestes Thema sind dabei Geldsorgen. Das nervt irgendwann und lässt bald Langeweile aufkommen. Taucht eine neue Figur auf, so kann man sich schon vorher denken, dass sie alles, was sie macht, wohl aus "Geldgier" tut. Und auch die achtjährige Tochter wurde sehr unglaubhaft konstruiert, hängt sie doch fast nur am Telefon, im Internet oder skypt mit Oma. Aus ihr eine 12 oder 13-jährige zu machen, wäre leichter gewesen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen, da gibt es nichts zu meckern. Ich hatte auch nie das Gefühl, das Buch vor Langeweile aus den Händen legen zu müssen. Aber es gab auch nichts, was mich wirklich gefesselt hat. Die Charaktere waren mir zu blass und die Handlung zu durchschaubar, sodass ich es flüssig weglesen konnte, aber nicht wirklich das Gefühl hatte, einen Thriller zu lesen. Die Auflösung am Ende war zu einem Teil zu weit hergeholt und zum anderen Teil hatte ich es zu schnell raus, sodass es keine Überraschung mehr war.

Man kann diesen Thriller lesen und wird gut unterhalten, aber man sollte auch nicht zu viel Spannung und Tiefe erwarten. Das perfekte Buch für zwischendurch oder die nächste Zugfahrt, aber auch kein Bestseller.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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