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frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1


ausgezeichnet

Diese Lektüre macht einfach nur Spaß!
Das Cover ist bereits wunderschön gestaltet und der Titel gibt für mich eindeutig Signale, mit welchem Inhalt zu rechnen ist: Ein Wohlfühlkrimi vom Feinsten. Ich wurde nicht enttäuscht. Beim Auftakt mit Maddie, die vor Gericht sitzt, weil sie ihre Schwester verteidigt hat, bringt, denke ich, bei jedem Menschen mit Gerechtigeitssinn das Blut zur Wallung. Spannend bleibt es bei der Zusammensetzung der Detektive der Hausboot-Detektei und der Hausordnung. Die Geschichte mit den zwei konkurrierenden Carteren ist super locker und unterhaltsam geschrieben, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Besonders gefallen hat mir (Achtung Spoiler!) als im Kapitel 29 eine Leiche auftaucht und ich nur dachte: Endlich mal ein Krimi, in dem es nicht in den ersten drei Kapitel einen Toten gibt! Und auf Seite 230 steht geschrieben, was die erfolglose Detektiv-Autorin sagt: "In einem Krimi muss innerhalb der ersten vier Kapitel jemand sterben, sonst liest es niemand!" Bei diesem Buch mit den erstem Fall der Detektei, ist der Beweis erbracht:
Nein, muss es nicht!
Als ich zum Ende hin kam, wurde der Wunsch in mir wach, dass es hoffentlich eine Fortsetzung geben würde. Jubel! Im Anhang findet man die Leseprobe für den nächsten Roman. Kommt sofort auf meine Wunschliste.

Bewertung vom 30.01.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


gut

Sehr besonders.
Das Buch erzählt (fast) das gesamte Leben von Hans.
Zunächst wird sein Zuhause in einem Zimmer beschrieben, indem er mit seinen Eltern zur Untermiete lebt. Die Eltern, die Freunde der Eltern und die Nachbarn sind realistisch beschrieben. Es ist ein Ausflug ins Milleu, der trotz der poetischen Sprachgewalt, oder gerade deswegen, eher traurig macht. Für mich ist das kein, wie im Klapentext beschriebener, melancholischer Roman, sondern eher eine Geschichte, die depressiv macht. Das Schweigen der Eltern, deren Unfähigkeit zu sprechen und zu lieben beschreibt der Autor sehr eindringlich. Warum die kleine Familie auf die Insel muss - diese Antwort bleibt der Autor leider schuldig. Mir stellt sich die Einsamkeit von Hans auf der Insel, seine Sehnsucht nach Leben und zu seinem Freund als schmerzhaft dar. Sein einziger Gefährte auf der Insel ist ein Hund. Dann kommt die Einberufung zur Schule und Hans trifft den widerlichen Schäger Manne wieder und findet nicht zurück zu seinem Freund Kalle. Da er die Schule schwänzt kommt er in eine Anstalt. Das triste Leben mit körperlicher Arbeit, Gewalt und Demütigung wird nur kurz angerissen. Nach sieben Jahren, zunächst nur für einen kurzen Besuch, dann ganz zurück auf der Insel, ist nichts mehr so, wie es vorher war. Der Rest seines Lebens wird leider nur noch als kurzer Abriss wiedergegeben. Die Erzählung bleibt dabei sehr knapp und beschreibt nur kurz, wie sich Hans vor seiner Rückkehr auf die Insel mit Handlangerarbeiten durchs Leben schlägt.

Das Buch kann als eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und den Institutionen, die das Leben des Jungen zur Hölle machen, gelesen werden. Im Gegensatz dazu stellt sich das einsame Leben auf der Insel eher paradiesisch dar.

Der Schreibstil schafft eine sehr düstere und tieftraurige Atmosphäre. Diese Kunst macht es lesenswert. Die Story allerdings hat mir nicht gefallen, sie ist zu wenig auserzählt und lässt mich mit offenen Fragen zurück.

Bewertung vom 16.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


sehr gut

Aufstieg und Fall einer Familie

Jakob Auber fährt zu seinem, im Sterben liegenden, Vater von Berlin nach Trier. Dort findet er in seinem ehemaligen Jugendzimmer, nach einer unglaubwürdigen Suche des Schlüssels, Tonbandaufnahmen und Tagebücher seines Vaters und Großvaters.

Jakobs Mutter ist früh verstorben und das Verhältnisse zum Vater war distanziert und lieblos. Erst über die Aufzeichnungen, die er in seinem alten Zimmer findet, wird er mit der Geschichte seiner Familie im Dritten Reich konfrontiert und erfährt, woher der kurzzeitige Reichtum seiner Großeltern stammt.

Der Autor versteht es, durch eindringliche Sprache eine große Spannung zu erzeugen. Es wird in den Zeiten hin- und her gesprungen und hier wurde das Kunststück geschaffen, dass man sofort weiß, in welcher Zeit man gerade ist und und um welche Protagonisten es geht.

Jakob Aubers Nachforschungen kommen mir teilweise sehr unüberlegt vor. Die Suche nach der Drogerie und des großelterlichen Hauses erscheinen irgendwie hilflos und naiv, genauso wie seine Reise nach Rio de Janeiro, ohne vorher zu recherchieren, ob und wie Bella dort lebt.

"Saubere Zeiten" ist ein gekonnter Titel, zum einen geht es um das berühmte Auber-Waschmittel zum anderen um die Nazizeit und die Enteignung jüdischer Mitbürger:innen - da bekommen "Saubere Zeiten" noch mal eine ganze andere Bedeutung, die ein beklemmendes Gefühl zurück lassen.

Es hätte mir gut gefallen, wenn der Austausch zwischen Bella und Jakob etwas länger erzählt worden wäre. Die "Abrechnung" mit den alten Freunden fand ich unpassend und überflüssig.
Der Roman ist in jedem Fall eine sehr interessante Geschichte über den unrechtmäßigen Aufstieg einer Familie und deren Fall. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.11.2022
Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch
Bavaria Fiction GmbH

Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch


ausgezeichnet

Bodenständige Rezepte
Für Fans der Serie ist dieses Kochbuch genau richtig: Es gibt viele Fotos der Darsteller in der Reihenfolge der Staffeln, dazu gibt es jeweils die passenden Rezepte. Diese Anordnung ist natürlich Klasse und macht einfach Lust aufs Anschauen. De Lieblingsgerichte von Alfons wie die Fleischpflanzerl und Hildegards Schweinebraten sind genauso zu finden wie Werners Böfflamott oder Nils Rib-Eye-Burger. Ich vermisse die Auftritts-Gemüsesuppe von Natascha (ohne Glutamat) :-)
Besonders freue ich mich auf "Akatogo" - das ist für mich das einzig außergewöhnliche Rezept, welches ich auf jeden Fall nachkochen werde!

Wer hier, wie ich, Sterneküche erwartet, weil es in der Serie um ein 5*-Hotel geht, liegt leider falsch. Die Rezepte sind allesamt sehr bodenständig und mit einfachen Zutaten völlig unkompliziert nachzukochen.

Ich hätte mir anspruchsvollerer Rezepte gewünscht. Besonders auf den berühmten "Zitronen-Lavendel-Kuchen" und die "Süßen Küsse" war ich sehr gespannt. (Waren letztere in der Serie nicht kleine ovale Stückchen?), leider sind diese Rezepte ohne jede Raffinesse und haben mich doch sehr entäuscht.

Dafür ist das Buch sehr schön gestaltet und so wie es sich anfühlt, ist das Cover abwaschbar - perfekt für die Küche! Von mir eine klare Empfehlung für alle Fans.

Bewertung vom 27.10.2022
Shorty
Maurer, Jörg

Shorty


ausgezeichnet

Was für ein herrlicher Lesespaß mit bitterernsten Anklängen. Jörg Maurer ist mit diesem Roman der ganz große Wurf gelungen - davon bin ich überzeugt. Sein Protagonist Shorty nimmt uns mit in Welten, die ganz und gar unvorstellbar für uns sind. Immer neue Lebensformen tauchen auf, die Handlung wird schneller und schneller - das lässt einen nur so durch die Zeilen, Zeiten und Welten fliegen. Die ganze Story gespickt mit der Nennung dauerpräsenter Zeitgenossen vergnügten mich ein ums andere Mal. Es wird klar: auch in der Wissenschaft gewinnt der medial Erfolgreiche. Und die allgegenwärtige Handy-Abhängigkeit lässt den Konsum durchaus kritisch betrachten.

Als im Roman wegen einer Anomalie am Himmel das Chaos ausbricht, ist es durchaus denkbar: Genauso könnte es in der Realität passieren: Die verschiedenen Ordnungsbehörden würden, während geplündert und gemordert wird, sich gegenseitig die Kompetenzen abstreitig machen, die Politik ist hilflos, die Medien stacheln alles noch mehr an, die Schwurbler kommen mit eigenen Theorien, der Lautesteste wird gewinnen - also, alles wie im echten Leben. Das Ende des Romans ist angenehm überraschend. Allerdings: SI INTELLEXERIS, SERO EST.

Bewertung vom 20.09.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


gut

Das Cover mit dem dreckigverschmierten Lümmel, der nur so vor Lebensfreude strotzt, verbunden mit dem Namen des Schauspielers Michael Brandner machen Lust aufs Lesen.

Zunächst beschrebt er seine frühe Kindheit und wie er aus seinem warmherzigen bayrischen Zuhause von der leiblichen Mutter herausgerissen und in den Pott verfrachtet wird, für den sich die geltungssüchtige Mutter doch nur schämt, so wie auch für ihren Mann und ihren Sohn, der nicht die von ihr erhoffte Schullaufbahn einschlägt.

Die beschriebene Kindheit und Lebensumstände gleicht Millionen anderer Nachkriegskindern. Spannend wird es erst, als der autobiographisch angelehnte Roman vom unsteten Leben des Protagonisten berichtet: Drogen, Alkohol, Frauen. Er rutscht in alle Jobs rein, Freundschaften und Wohngemeinschaften ergeben sich von alleine, er ist ein absoluter Glückspilz und übersteht auch schwere Krankheiten und Unfälle fast unbeschadet. Mir persönlich ist das alles zu glatt und oberflächlich. Von Schwierigkeiten, Einsamkeit, Traurigkeit, Geldmangel ist hier nie die Rede - das hätte dem Roman wesentlich mehr Tiefe verliehen. Sprachlich hat man das Gefühl, als würde man einem Mann seinen Erzählungen zuhören. Das gefällt mir sehr gut, weil es aus diesem Grund leicht und schnell zu lesen ist. Wer dieser Gemeration angehört und/oder gerne Biographien liest, liegt mit diesem Buch richtig. Drei gute Sterne und eine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 19.09.2022
Bullauge
Ani, Friedrich

Bullauge


gut

Dieser Roman ist bemüht, Misstände zu beschreiben, die bei der Polizei herrschen, aber auch Zustände, unter denen die Polizei zu leiden hat. Dies wird mit einem Fall erzählt, bei dem ein Beamter bei einer Demostration der "Spaziergänger" das Sehvermögen an einem Auge verliert und durch die, von dem Protagonisten selbst herbeigeführte Begegnung mit einer Dame, die durch Schuld von Polizisten gehbehindert wurde. Es folgt eine scheinbar endlose Beschreibung, wie sich der Polizist quält, trostlos, einsam, verzweifelt. Wie sich die beiden Versehrten einander stützen. Wie man dann gemeinsam versucht, ein bevorstehendes Attentat duch die rechte Szene zu verhindern. Das Ende war dann allerdings vorhersehbar und auch recht schnell auf den letzten Seiten erzählt. Dieses Tempo hätte ich mir bei manchen Längen in dem Roman gewünscht. Schade.
Warum hier alle von einem Krimi schreiben, ist mir ein Rätsel. Das ist dieser Roman definitv nicht und wird so auch nicht eingeordnet. Auf dem Cover steht es übrigens sehr deutlich zu lesen. Für Fans von Friedrich Anis Schreibe sicher ein Genuss, für mich war es zu langatmig und dröge.
PS Halfter haben nur Pferde. Solche Fehler dürfen dem Lektorat eigentlich nicht durchrutschen.