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TPC
Wohnort: 
Offenbach

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2022
Wo die Toten tanzen
Doughty , Caitlin

Wo die Toten tanzen


ausgezeichnet

Die US-Amerikanerin Caitlin Doughty, die sich als Inhaberin eines Bestattungsinstituts für alternative Bestattungsmethoden einsetzt, stellt hier acht außergewöhnliche Begräbnisrituale aus aller Welt vor. Dazu gehört die einzige Möglichkeit einer traditionellen Leichenverbrennung unter offenem Himmel in den USA, das Zusammenleben mit den Mumien der Angehörigen in Indonesien und eine hochmoderne Buddha-Lightshow zu Ehren der Toten in Japan. Diese Schilderungen sind mal witzig, mal makaber, aber immer höchst interessant und das Buch ist ein lesenswertes Plädoyer für einen menschlicheren und aufgeschlosseneren Umgang mit den Toten und dem Tod.

Bewertung vom 08.04.2022
Der Klang brechender Rippen
Lorn, Edward

Der Klang brechender Rippen


ausgezeichnet

Belinda Walsh hat gerade erfahren, dass ihr Mann sie seit Jahren betrügt, all ihr Geld gestohlen hat und sie aus ihrer Wohnung geschmissen werden wird. Außer sich vor Wut und Hass setzt sie sich ins Auto und fährt ziellos umher. Als sie eine einsame Joggerin am Straßenrand laufen sieht, brennen ihr alle Sicherungen durch, sie überfährt die Frau und rast danach davon. Doch das Opfer, die erfolgreiche und glücklich verheiratete Schriftstellerin Lei Duncan überlebt gerade so. Während der langen Monate der Rekonvaleszenz im Krankenhaus schmiedet Duncan finstere Rachepläne. Dabei entdeckt sie ein dunkles Wesen, dass zu ihr spricht und sie bei ihren Vergeltungsgedanken bestärkt. Sobald sie wieder gesund ist, macht sich Duncan auf die Suche nach ihrer Peinigerin …
Edward Lorns Roman ist auf den ersten Blick eine klassische Rachegeschichte. Was ihn jedoch von der Genre-Masse abhebt, ist die brutale Konsequenz, mit der darin teils gerade erst eingeführte Charaktere gleich schon wieder das Zeitliche segnen, wodurch angenehm mit üblichen Erzählkonventionen gebrochen wird. Die genaue Schilderung der Leidenszeit des Opfers erinnert dabei, was Intensität und Schrecken angeht, wohltuend an Andrew Davidsons „Gargoyle“. Außerdem wird der Gegensatz in Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Protagonistinnen zuerst sehr deutlich gemacht und dann in letzter Konsequenz wieder aufgehoben, wodurch das Handeln von Menschen in Extremsituationen einer Art universellen Gesetzmäßigkeit zu unterliegen scheint. Dazu sorgen die teils heftigen, blutigen und verstörenden Gewaltexzesse dafür, dass auch Gore-Hounds nicht enttäuscht werden. „Der Klang brechender Rippen“ ist also ein etwas ungewöhnlicher und gerade deswegen umso lesenswerterer Rache-Thriller mit hartem Horror-Einschlag.

Bewertung vom 08.04.2022
Viren für Anfänger
Benecke, Mark

Viren für Anfänger


ausgezeichnet

Bei diesem Buch handelt es sich um die Umsetzung der Beantwortung der Fragen zum Thema „Corona“, die Deutschlands bekanntesten Kriminalbiologen auf einer eigens dafür eingerichteten Website und über die sozialen Netzwerke erreichten. Diese Fragen werden dann, nach verschiedenen Themenbereichen geordnet, in einfachen (teils zu flapsigen) Worten ohne Fachjargon beantwortet. Die Antworten reichen, je nach Fragestellung, von interessant und aufschlussreich, bis hin zu banal und selbstverständlich. Einen Extrapunkt gibt es für die deutliche Benennung von Massentierhaltung und Fleischkonsum als Ursache für zahlreiche Krankheiten.

Bewertung vom 06.04.2022
Nur Heringe haben eine Seele
Sellin, Fred

Nur Heringe haben eine Seele


ausgezeichnet

Im Alter von 23 Jahren wird Rudolf Pleil zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er einen Kaufmann erschlagen hat. Während der Haft gesteht er jedoch, mindestens 25 Frauen missbraucht und getötet zu haben. Als sich einige seiner Aussagen verifizieren lassen, kommt es 1950 zu einem spektakulären Prozess. True-Crime-Experte Fred Sellin („Spuren des Todes“) gibt in diesem, in der Zeit um und während des zweiten Weltkriegs angesiedelten Tatsachenroman einen verstörenden Einblick in einen brutalen, psychopathischen Triebtäter, bei dem vor allem die Ich-Perspektive für besondere Intensität sorgt, aber auch Fragen zur Akkuratheit aufwirft.

Bewertung vom 04.04.2022
Bleiche Knochen
Masterton, Graham

Bleiche Knochen


ausgezeichnet

Auf einer Farm in Irland werden die Skelette von elf Frauen gefunden. Diese liegen schon seit Jahrzehnten unter der Erde, die Opfer wurden zu Lebzeiten grausam gefoltert, verstümmelt und gehäutet. Dennoch gibt es kaum noch Spuren oder Zeugen aus dieser Zeit und auch der Mörder ist heute wahrscheinlich bereits verstorben, weswegen der Fall eigentlich gleich wieder zu den Akten gelegt werden soll. Als jedoch plötzlich die Leiche einer jungen Frau auftaucht, die auf die gleiche Art gequält und ermordet wurde wie die damaligen Opfer, übernimmt die ehrgeizige Detective Superintendent Katie Maguire den Fall. Dabei stößt sie auf ein uraltes Opferritual, bei dem durch die Verstümmelung und Ermordung von Frauen eine mythische Göttin, die ihrem Befreier jeden Wunsch erfüllt, heraufbeschworen werden soll. Maguire tappt zuerst völlig im Dunkeln, und als eine weitere junge Frau verschwindet, wird auch noch die Zeit knapp …
„Bleiche Knochen“ ist der erste Roman rund um die irische Ermittlerin von Graham Masterton, einem der erfolgreichsten britischen Autoren von Horror- und Spannungsliteratur. Leider sind die Zutaten bei der Charakterzeichnung der Heldin – der übertriebene Ehrgeiz, um es dem vergötterten Vater, einem Ex-Polizisten, zu beweisen; das verstorbene Kind, für das sie sich selbst die Schuld gibt; der in kriminelle Kreise abrutschende Ehemann – nicht wirklich neuartig. Dafür punktet der Roman auf anderen Gebieten: Die Story ist rasant und sehr packend, der mythologische Hintergrund sorgt für Abwechslung und vor allem die Folterszenen sind so finster und blutig, dass einem schier der Atem stockt. Zusammen mit der originellen Auflösung ist „Bleiche Knochen“ also ein lesenswerter Ersteinsatz einer neuen Ermittlerin.

Bewertung vom 04.04.2022
Grausame Frauen
Saimeh, Nahlah

Grausame Frauen


sehr gut

Ärztin Nahlah Saimeh („Jeder kann zum Mörder werden“), die fast zwanzig Jahre Kliniken für Forensische Psychiatrie leitete und sich zuletzt als Gutachterin mit dem Fall des „Horror-Hauses“ in Höxter befasste, gibt hier Einblicke in die Taten und die Psyche von weiblichen Gewalttäterinnen. Dies tut sie exemplarisch anhand von acht verschiedenartigen, anonymisierten Fällen, wie dem „Probemord“ einer Frau an ihrem Dealer, die eigentlich ihren Lebensgefährten umbringen wollte, oder dem sehr seltenen Fall eines (geplanten) weiblichen Schulamoklaufs. Dadurch ist „Grausame Frauen“ ein interessanter, wenn auch stilistisch etwas dröger True-Crime-Beitrag.

Bewertung vom 01.04.2022
Dahmer ist nicht tot
Lee, Edward;Steffen, Elizabeth

Dahmer ist nicht tot


ausgezeichnet

Nach seinen unsäglichen Untaten sitzt der weltbekannte Serienmörder Jeffrey Dahmer in Haft. Nach drei Jahren wird er dort von einem Mitinsassen erschlagen. Er wird obduziert und begraben. Bereits nach kurzer Zeit geschehen aber weitere kannibalistische Morde, bei denen sowohl der Modus Operandi, als auch die Fingerabdrücke und die DNA des Täters mit denen von Dahmer übereinstimmen. Ermittlerin Helen Cross ist sich zunächst sicher, dass es sich um einen sehr gewitzten Nachahmungstäter handeln muss, der Spuren verfälscht und die Rechtsmedizin auf eine falsche Fährte gelockt hat. Doch eines Tages klingelt das Telefon und Dahmer selbst spricht zu ihr …
Die Idee hinter diesem packenden Serienkiller-Roman scheint auf den ersten Blick etwas konstruiert, entpuppt sich aber schnell als äußerst originelles und beängstigendes Gedankenspiel. Die absolute Ratlosigkeit und das ungläubige Entsetzen, mit der die Ermittler dem Wiederauftauchen Dahmers gegenüber stehen, überträgt sich auf den Leser. Extrem-Horror-Ikone Edward Lee reichert die Story dann auch mit fiesem Gore und makabrem Blutvergießen an, sodass Genre-Fans wieder eine Vollbedienung bekommen. Wie bei ihrem ersten gemeinsamen Roman („Porträt der Psychopathin als junge Frau“) ist es aber Co-Autorin Elizabeth Steffen, die mit ihrem kriminologischen Insider-Wissen über die Abläufe und Mechanismen bei der Tätersuche, sowie über die Details bei Spurenauswertung und Obduktion, für die Authentizität und den Realismus sorgt, der Lees überbordenden Gewaltfantasien oft abgeht. Eine perfekte Kombination beider Welten also, die für ebenso blutigen und brutalen, wie auch für glaubwürdigen und durchdachten Serienkiller-Thrill rund um einen der gefürchtetsten, abgründigsten und profiliertesten Mörder unserer Zeit sorgt.

Bewertung vom 01.04.2022
Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.9
Benecke, Mark;Menschik, Kat

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.9


ausgezeichnet

Hinter dem altertümlich anmutenden Titel verbirgt sich eine Art „Brehms Tierleben“ des bekannten deutschen Kriminalbiologen. Darin stellt er skurrile Besonderheiten, makabre Details und abergläubige geschichtliche Deutungen aus der Tierwelt vor. Das tut er mit schwarzhumoriger Allgemeinverständlichkeit und der Leser schwankt nicht nur bei den Abhandlungen über Pfeilstörche, nekrophile Enten und Vampirfledermäuse zwischen Lachen und Ungläubigkeit. Außerdem sind die grandiosen Illustrationen und eines der schönsten Cover der letzten Jahre auch optisch ein Hammer!