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Benutzername: 
Savashanim
Wohnort: 
Backnang

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 30.10.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


sehr gut

Dieses Buch ist wunderschön. Lesen ist ja auch ein sinnliches Vergnügen und dieses Buch bietet besonders viel. Es ist haptisch sehr angenehm und es macht große Freude darin zu blättern und es in den Händen zu halten. Es bietet die Schönheit und Festigkeit eines Hardcovers und das Handling und Gewicht eines Taschenbuches. Auch das Umschlagcover ist sehr schön gestaltet und sehr ansprechend.
Zur Geschichte: Die Welt wie wir sie kennen wurde 2029 von Menschenhand zerstört. Zurück blieben eine verwüstete Natur und wenige Menschen sowie einige Mutanten, durch Umweltschäden hervorgerufen. Einige Überlebende gründeten auf dem ehemaligen Gebiet der Vereinigten Staaten neue Stämme, Clans und Familienverbände. Um die Menschheit zu schützen erließen sie das Gesetz der Natur, das besagt, dass alle bleiernen Waffen geächtet und vernichtet werden müssen und dass niemand, bis auf wenige Auserwählte, des Lesens mächtig sein soll damit alle Geschichten und das Wissen aus der Vergangenheit, das soviel Unheil gebracht hat, für immer in Vergessenheit geraten sollen.
Ebenso sollen die Mutanten geopfert werden, da sie als Gefahr angesehen werden. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 22. Jahrhunderts. Die letzte Mutantin, Gaia Marinos, wird als Kind gerettet, an Kindes statt geliebt und, versteckt in der Wildnis, aufgezogen vom Lehrer.
Dieser bringt ihr Lesen und Schreiben bei und alles, was sie zum Überleben benötigt. Eines Tages tritt der Jäger in ihr Leben, der ihr das Kämpfen und das Töten beibringt und sie schließlich auch schändet. Doch Gaia ist überzeugt, dass er sein Kind nie in den Armen halten wird. Als schließlich Fremde ihr Versteck aufspüren und Gaia gefangen nehmen um sie zu opfern, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der Sohn wird geboren und ein neuer Krieg bricht aus.
Der Schreibstil ist sehr eigenwillig, auf eigene Art poetisch aber sehr distanziert, als würde aus weiter Ferne auf die Geschichte geschaut. Ich habe mich sehr an die Herr der Ringe Trilogie erinnert gefühlt, einerseits wegen der vielen Schlachten aber auch, weil die Erzählung nicht sehr gefällig ist aber dennoch eine unheimliche Sogwirkung entwickelt. Ein wirklich schönes Buch.

Bewertung vom 02.10.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


sehr gut

Der beliebte Schauspieler Michael Brandner zeigt einmal mehr, dass er ein Multitalent ist. Er hat mit diesem Roman nicht nur die Geschichte der Bundesrepublik von der Nachkriegszeit bis in die Neunzehnhundertneunziger Jahre beschrieben, er hat vor allem dem Ruhrgebiet ein Denkmal gesetzt.
Der recht autobiografisch anmutende Roman erzählt die Geschichte von Paul, einem Lebenskünstler, der als Kind aus der bayerischen Heimat ins Ruhrgebiet verpflanzt wird, aber sich dort auch schnell heimisch fühlt. So schafft er es eigentlich immer, aus Nichts etwas zu machen und seinen Weg zu gehen. Paul gibt es nicht wirklich, aber er ist ein Abbild aller möglichen Menschen, denen Michael Brandner im Laufe seines Lebens begegnet ist.
Vom verwöhnten Bub, der die bayerische Küche liebt zum Ruhrpottkind, dass mit seinem Papa, der gar nicht wirklich sein Papa ist, die Zeiten des Wirtschaftswunders genießt, wo plötzlich Fernseher in jedes Wohnzimmer einziehen und er mit seinen Freunden seine Freiheit genießt, wenn er es auch seiner Mutter nie recht machen kann.
Die Lebensgeschichte geht über die Zeit beim Bund, die Berufsausbildung und seinen weiteren Werdegang über diverse Liebschaften bis hin zum gefragten Schauspieler, der es immer wieder schafft, etwas Neues zu erleben und aus sich zu machen, so wie es eben die Menschen in der Nachkriegszeit auch tun mussten. Sie mussten aus dem Nichts wieder etwas Neues erschaffen und ließen sich nicht unterkriegen, egal, was das Leben ihnen abverlangt hat.
Die Geschichte ist kurzweilig geschrieben, spaßig und vor allem, wer in einer ähnlichen Zeit geboren ist, wird ein nostalgisches Kribbeln nicht verleugnen können.

Bewertung vom 02.10.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Ich bin bislang keine erfahrene Brotbäckerin, aber auch ich bin beim aktuellen Trend des Selbermachens angekommen. Bewusstes Essen, zuckerfrei und nachhaltig ist in aller Munde, im wahrsten Sinne des Wortes. Wer wissen will, was in seinem oder ihrem Essen drin ist, kommt ums Selbermachen gar nicht mehr herum. Vor allem auch, wer sich glutenfrei oder zuckerfrei ernähren möchte oder muss, ist bei selber gebackenem Brot auf der sicheren Seite. Brot backen ist eine äußerst sinnliche Erfahrung, es macht Spaß, schmeckt gut und günstiger ist es außerdem.
Nun gibt es wahrhaftig einige Bücher zum Thema, auch ich besitze einige davon. Allerdings fehlten mir bisher in den meisten Büchern einige Kapitel, die ich in diesem Buch gefunden habe. Nicht nur, dass es wirklich wunderschön ist, groß und dick und echt was her macht. Es findet sich darin alles, was man übers Brotbacken wissen muss.
Es beginnt mit Tipps zur Teigherstellung, zu den unterschiedlichen Arten des Knetens, die ja je nach Mehlsorte unterschiedlich sind. Es gibt ein Extra-Kapitel zum Thema Sauerteig. Hier erfährt man, wie man Sauerteig herstellt, pflegt, aufbewahrt und was beim Backen zu beachten ist. Und vor allem gibt es eine Tabelle, in der beschrieben wird, was man wodurch austauschen kann, bzw. was man beachten muss, wenn man z.B. Weizenmehl gegen Roggenmehl oder Dinkelmehl gegen Gerstenmehl austauschen möchte. Somit muss man sich nicht mehr sklavisch an Rezeptvorgaben halten und kann flexibel nutzen, was man gerade zu Hause hat, bzw. kann nach Gutdünken verzichten oder ersetzen und ist auch als unerfahrener Bäcker oder Bäckerin auf der sicheren Seite.
Das Buch beinhaltet einen riesigen Rezeptteil mit unterschiedlichsten Backwaren, von Broten mit und ohne Sauerteig, Brötchen, Kleingebäck, süß oder herzhaft, es ist für alle etwas dabei. Und am Ende gibt es auch noch Tipps und Rezepte für den Fall, dass doch mal etwas übrigbleiben sollte. Somit muss niemand etwas wegwerfen und alles kann verwertet werden.
Kurzum, ein rundum gelungenes Buch zum Thema Brot und ich kann es nur empfehlen

Bewertung vom 05.09.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


gut

Zunächst mal, das Buch ist nicht schlecht. Ich hatte aber eine andere Erwartungshaltung.
Das Cover mutet an,wie eines der Bücher, die wir in den 1970er und 80er-Jahren in der Schule lesen mussten. Es weckt Nostalgie und hebt sich wohltuend ab. Die Geschichte spielt aber in einer nicht näher bestimmten Zeit, in naher Zukunft. Die Welt steht kurz vor dem Kollaps, deshalb hat Yadas Vater in der Ostsee eine Seestatt gegründet, um für seine Tochter, sich selbst und einige talentierte Wissenschaftler eine Zukunft sicherzustellen. Yadas Mutter Helena, eine Künstlerin, hatte eine geistige Krankheit, bevor sie starb. Yada befürchtet, genau wie ihr Vater, dass Yada diese geerbt haben könnte.
Je älter Yada wird, desto mehr fällt ihr auf, dass vieles in der Seestatt seltsam ist und wohl einiges nicht zu sein scheint, wie ihr Vater sie Glauben machen will.
Was ursprünglich wie eine Dystopie beginnt, Menschen, die in einer sterbenden Welt um ihr Überleben kämpfen, entwickelt sich schnell als ein Spiegelbild verschiedener Gesellschaftsformen. Der Fokus liegt weniger auf dem drohenden Ende der Welt, als vielmehr auf den Ideen, die Menschen entwickeln können, um dieses für sich auszunutzen und ihre eigenen Interessen durchzusetzen und darüber Macht zu erlangen.
Wie gesagt, das Buch ist nicht schlecht, ich habe es sogar recht schnell gelesen. Aber es weckt letztlich andere Erwartungen, als es erfüllt und für mich bleibt vieles offen.

Bewertung vom 05.09.2022
Stille blutet
Poznanski, Ursula

Stille blutet


ausgezeichnet

Diese Frau kann einfach alles schreiben, ob Science-Fiction, Fantasy oder Thriller, Jugendbücher oder für Erwachsene, es ist einfach immer gut.
Normalerweise bin ich kein großer Thriller-Fan, mir ist alles immer so sehr Schema F, die immer gleichen gestörten Täter wie Ermittler. Aber nicht so im Ursula-Poznanski-Universum, das mich immer von der ersten Seite an gefangen nimmt und erst wieder ausspuckt, wenn die Geschichte zu Ende ist. Sie schafft es, immer wieder neue Geschichten zu erfinden, neue Figuren in die Welt zu setzen, die auch oftmals keine einfachen oder angenehmen Persönlichkeiten besitzen. Dennoch wird es nie langweilig.
Eine berühmt-berüchtigte Fernsehmoderatorin kündigt vor laufender Kamera ihre Ermordung an und wird kurz darauf tatsächlich tot aufgefunden. Die junge Ermittlerin, Serafina Plank, die ganz neu im Wiener Kommissariat angefangen hat, muss sich nicht nur mit der Tatsache herumschlagen, dass es keinen Mörder gibt, sondern auch mit ihrem äußerst unangenehmen Kollegen, der ihr bei jeder Gelegenheit das Leben schwer macht. Es bleibt natürlich nicht bei diesem einen Mord und ein potentieller Täter ist auch bald gefunden. Dennoch passt einiges nicht zusammen, aber die Schlinge um den Kopf des mutmaßlichen Mörders zieht sich immer enger zusammen.
Wendungsreich, spannend und mit einem außergewöhnlichen Ende, das zumindest bei mir Hoffnung geweckt hat, dass wir irgendwann noch einmal in das Universum um die Wiener Mord-Ermittler eintauchen dürfen.

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