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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1367 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2024
Das Wohlbefinden
Lenze, Ulla

Das Wohlbefinden


gut

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, es kam mir von der Thematik her so unglaublich spannend vor. Als ich es in den Händen hielt, brannte ich förmlich darauf, zu beginnen und überlegte bereits, wie ich mich denn soweit zurückhalten könnte, um wirklich nur den jeweils vorgegebenen Abschnitt - ich las es im Rahmen einer Leserunde - zu genießen.

Nun, diese Befürchtung war vollkommen grundlos - leider, muss ich sagen, denn bereits der Einstieg bedeutete für mich den Start in ein ziemliches Wirrwarr und das, obwohl ich einst - zugegeben vor sehr langer Zeit - Geschichte studiert habe und leidenschaftlich gerne Romane über historische Themen lese. So war ich auch auf diesen gekommen: Er handelt von der Autorin Johanna,, die Anfang des 20. Jahrhunderts ein Buch über eine Heilanstalt schreiben wollte und nicht ihren Gatten, einen Arzt, sondern eine ehemalige Insassin dieser Einrichtung, die dem Vernehmen nach hellsichtige Anna zu Rate zog, die zum Verdruss des Gatten bei ihnen einzog.

Die zweite Erzählebene widmet sich Vanessa, der Urenkelin Johannas, die sich auf die Spuren ihrer Ahnin begibt.Und eigentlich gibt es auch noch eine dritte, nämlich Johanna selbst als alte Frau in den 1960er Jahren zur Zeit der Studentenunruhen. Was für tolle Themen!

Doch ach, wie verzwickt wird das alles dargestellt, ich fühlte mich von Beginn an nicht zum Weiterlesen ermuntert, sondern fand mich häufig verwirrt oder gelangweilt mitten in einem Leseabschnitt, von dem ich hoffte, er wäre doch bitte schon längst vorbei. Es fällt mir schwer, es zu beschreiben, aber ich konnte der Handlung oft nicht recht folgen, verlor den Faden , das Interesse oder gar beides.

Nun, ich bin enttäuscht, wobei ich nicht so recht sagen kann, ob von dem Buch oder von mir selbst. Kannte und mochte ich doch bereits einen Roman der Autorin Ulla Lenze, "Der Empfänger", den ich vollkommen anders empfunden habe als diesen hier. Aber es hilft alles nichts, besser kann ich ihn einfach nicht bewerten!

Bewertung vom 30.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


sehr gut

Diesmal hat es ausgerechnet Geoffrey Lushington, den allseits beliebten Bürgermeister von Marlow, erwischt und schnell ist klar, dass es sich um Mord handelt. Hatte er möglicherweise doch Dreck am Stecken?

Eigentlich kann das nicht sein und so gehen die drei Damen vom (innoffiziellen Mordclub der Judith Potts gleich in medias res - inzwischen allerdings als formal bevollmächtigte Unterstützung der lokalen Polizei mit entsprechenden Bevollmächtigungen, was so einiges an Befragungen erleichtert.

Ich habe das Buch wieder mit Begeisterung gelesen, habe aber beim inzwischen bereits (auch für mich) dritten Band schon bestimmte Vorlieben und auch Abneigungen entwickelt. Wenn es nach mir ginge, könnte die vorlaute und taktlose Suzie gerne ausgetauscht werden, die einfühlsame Becks hingegen, die diesmal wegen des Einzugs ihrer bankrotten Schwiegermutter besonders leidet, dürfte eine deutlich zentralere Position einnehmen - wenn es nach mir ginge, natürlich nur.

Der Tod ereilte den Würdenträger ausgerechnet in einer Stadtratssitzung, was den Kreis der Verdächtigen ziemlich einengt. Dennoch ist es nicht einfach für die Damen, weiterzukommen, aus unterschiedlichen Gründen.

Mir hat dieser ausgesprochen heitere Krimi wieder richtig gut gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Band!

Bewertung vom 29.09.2024
Die vergessenen Kinder
Gunnis, Emily

Die vergessenen Kinder


sehr gut

Auf der Suche nach der Wahrheit

Wir Leser:innen begleiten Superintendent Jo Hamilton durch die letzten Tage ihres Berufslebens - ausgerechnet da wird die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Jo ist sich sicher, dass es sich um das Mädchen handelt, das sie selbst seit langen Jahren sucht und mit zu dem sie eine ganz besondere Bindung hat - durch ein Schlüsselereignis, das sich in den ersten Tagen ihres Berufsleben, also vor rund vierzig Jahren zutrug.

Doch wenn Sie meinen, dass diese beiden Punkte den Rahmen der Geschichte bilden, sind Sie auf dem Holzweg. Denn die Geschichte reicht viel, viel länger zurück, bis in die letzten Kriegsjahre, als Jos Mutter Olive sich auf eine weite Fahrt in einen anderen Teil des Landes aufmachte, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellte.

Emily Gunnis schreibt eindringlich und faszinierend und hat zudem sorgfältig recherchiert. Für alle, sie sich wie ich für Historisches interessieren, wird es besonders bereichernd sein, hier den ein oder anderen bisher unbekannten Umstand kennenzulernen - und das sind nicht gerade wenige.

Zudem erfährt man viel über die Lebensumstände von Frauen in früheren Zeiten, die eigentlich noch gar nicht so lange zurück liegen - ich war froh, dass so manches davon inzwischen Geschichte ist. Aber längst nicht alles!

Bewertung vom 29.09.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


sehr gut

Die Vergangenheit ruht nicht
Das bekommen Polizeikommissarin Hanna und ihr Kollege Daniel in ihrem aktuellen Fall hautnah zu spüren. Diesmal ist das Mordopfer im auch zu Ostern tief verschneiten Nordschweden eine Investorin, die ein längst verlassenes Hotel neu aufbauen will. Und zwar eines, das sie aus ihrer Kindheit, aus den Urlauben mit ihren Eltern kennt. Das ist vielleicht nicht jedem in Are recht, aber ermorden und dazu noch besonders übel zurichten muss man deswegen doch niemanden.

Wer wie ich Hannas vorherige Fälle mit großem Genuss verfolgt hat, der darf sich freuen: es geht mindestens genauso spannend weiter. Ich empfand diesen Fall als besonders spannend: auch wenn einiges verdächtig erscheint, ist am Ende wenn auch nicht alles, so doch vieles ganz anders, als es scheint.

Auch einen Vermisstenfall - die Autorin scheint zumindest im Rahmen dieser Reihe eine Vorliebe dafür zu haben - gibt es im Zusammenhang mit dem Mord: Hanna und ihr Kollege Daniel haben wieder gut zu tun und wir lernen auch andere Kollegen des Teams besser kennen.

Viveca Sten schreibt wie gewohnt so fesselnd und mitreißend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und die gut 500 Seiten in zwei Tagen durch hatte. Ich habe mich durch den Fall gefressen, muss ich sagen. Denn nicht nur der Stil der Autorin vermag zu begeistern, nein, mehr noch ist es der Inhalt. Diesmal hat mich besonders das Schicksal junger Frauen in früheren Jahren - lange vor Me Too und deren Hilflosigkeit in manchen Situationen berührt. Wie froh bin ich, in (zumindest etwas) gerechteren Zeiten leben zu dürfen! Wieder einmal hält die Autorin geschickt die Balance zwischen Zufällen und den Entwickungen der letzten Jahrzehnte. Das Einzige was mich ein wenig stört, sind die Liebesgeschicke der Ermittler:innen, die teilweise etwas zu sehr im Mittelpunkt stehen.

Bewertung vom 27.09.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Befremdend und erhellend zugleich

Ganz besondere Aussichten, Blicke und Einsichten sind es, die Marc-Uwe Kling in seinem zugleich mutigen wie auch erschreckenden neuen Roman seinen Lesern vermittelt. Denn sie erscheinen utopisch, sind es aber längst nicht mehr.

Richtig: es handelt sich um KI, um Künstliche Intelligenz, die seit Jahren in aller Munde und seit einiger Zeit auch in unser aller Blick ist. Denn was kann man alles mit Künstlicher Intelligenz machen! Im Klartext - es gibt nur sehr, sehr wenig, was überhaupt nicht funktioniert.

In diesem neuen Krimi des Autoren Kling nimmt sie derart umfassend Einzug in einen laufenden Fall, dass man kaum unterscheiden kann, was echt ist und was konstruiert. Gemeinsam mit der ermittelnden Kommissarin lassen sich die Leser die künstlich erstellte Welt und deren Rolle in unserem Leben in der Gegenwart erklären.

Ein ungewöhnliches Buch - eines, das - wie alles von Kling - richtig gut zu lesen ist, mich jedoch gehörig erschreckt hat. Und zwar anhaltend! Und ich bin froh darüber, denn jetzt bin ich vorgewarnt.

Ein passendes Geschenk nicht nur für Tagträumer, sondern für alle, mit denen man es gut meint.

Bewertung vom 23.09.2024
Bevor es geschah
Spierer, Céline

Bevor es geschah


ausgezeichnet

"Bevor es geschah" von Céline Spierer ist ein ruhiges, doch außerordentlich gehaltvolles Buch mit so einigen Botschaften in Bezug auf Familie und deren Bedeutung für jedes einzelne Mitglied. Es geht um ein sonntägliches Familienessen im Hause der Mutter, das die ältere Tochter - eine von insgesamt vier längst erwachsenen Kindern von Elisabeth und ihrem verstorbenen Mann - immer mal wieder für alle vorbereitet. Wir erfahren die Wahrnehmung jedes erwachsenen Familienmitglieds, auch der eingeheirateten - jede/r der beiden Töchter und der beiden Söhne ist in Begleitung seiner/s Partner/in, teils auch mit Kindern erschienen - sowohl auf diese Geselligkeit als auch auf die Familie insgesamt, lesen von Tabus, von Verbindungen, Einsamkeiten und anderen verbindenden oder auch trennenden Faktoren.

Doch dann passiert ein Unglück und alle sind gefordert - jede/r Einzelne auf seine ganz eigene Art - und auf einmal setzt sich das Familienpuzzle neu zusammen.

Ich habe daraus gelernt, dass jeder seinen Platz hat, dieser sich im Laufe der Zeit aber auch ändern kann - man muss nur den Mut haben, das zuzulassen! Sowohl im Hinblick auf sich selbst als auch in seiner Sichtweise anderer Personen innerhalb der eigenen Familie.

Ich bin wirklich dankbar, dass ich dieses ganz besondere Buch kennenlernen durfte, es ist auf jeden Fall eine große literarische Bereicherung für mich!

Bewertung vom 20.09.2024
Aus dem Haus
Böttger, Miriam

Aus dem Haus


weniger gut

Leider ausgesprochen flach
Eine Familie und ihr Haus - darum geht es in diesem Roman und leider hat sich mir nicht erschlossen, was der Sinn dieser Handlung sein sollte.

Das Elternhaus der namenlosen Erzählerin soll veräußert werden und dieser Umstand, sowie das Wesen der Eltern, vor allem der Mutter, die gerade verwitwet ist, wird in allen Einzelheiten erörtert. Nicht zu vergessen die Problematik der Stadt Kassel, in der sich Haus und (Rest)Familie befinden.

Obwohl die Autorin schreiben kann und ich hier eine Anreihung unterhaltsam gestalteter Sätze vorfand, war ich mir doch nicht im geringsten darüber im Klaren, was ich mit diesen wohl anfangen könnte. Leider ist deren Bedeutung aus meiner Sicht ausgesprochen geringfügig.

Nein, ich verstehe absolut nicht, was dieses Werk uns sagen soll und bin nach dieser Erfahrung definitiv nicht bereit, mich auf weitere Werke der Autorin einzulassen!

Bewertung vom 19.09.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


gut

Leben und/oder lieben
Muss man eigentlich unbedingt lieben oder ist es besser, einfach so zu leben? Mit ein bisschen Sex da und dort, auch wenn der Partner eigentlich ein totaler Idiot ist? Erin hat die Sehnsucht nach der großen Liebe noch nicht ganz in die Tonne gekloppt, auch wenn sie ihren gelegentlichen Sexpartner, den zufälligen Mitbewohner, überhaupt nicht toll findet. Aber sie hat auch jede Menge seelische Verletzungen, die sie mit sich herumschleppt, vor allem die Trauer um die beste Freundin, die sie nun schon seit drei Jahren mit sich rumschleppt. Doch dann entwickelt sich eine Art Brief-, nein, Kommentarfreundschaft über einen Bücherschrank und Erin fiebert der nächsten Nachricht entgegen. Genauso wie James, ihr (noch unbekannter) Schreibpartner.

Wobei: so unbekannt ist er gar nicht, aber das wissen beide erst mal noch nicht. Eine ganze Menge an Hürden der Vergangenheit liegen zwischen ihnen - werden sie sie überwinden können? Ein Roman, in dem mir nur wenige Charaktere durchgehend sympathisch waren - die beiden Hauptfiguren jedenfalls nicht, vor allem Erin nicht. Doch beide lernen eine ganze Menge im Handlungverlauf, wenn auch der belehrende Zeigefinger ein bisschen sehr hoch erhoben ist.

Bewertung vom 18.09.2024
Verlassene Nester
Hempel, Patricia

Verlassene Nester


gut

Die Zurückgelassenen
Die Nester der ostdeutschen Kleinstadt wurden nach der Wende nur zum Teil verlassen - in den Nestern nisten noch Restfamilien oder anderweitig Ungewollte. Als solche jedenfalls fühlen sie sich und als solche blickt auch die Dorfgemeinschaft auf sie.

Am schwersten hat die dreizehnjährige Pilly daran zu tragen, deren strahlend schöne Mutter eines Tages einfach fort ging. Pilly blieb zurück mit dem hilflosen Vater, der immer mehr trinkt und dem auch sonst nicht viel einfällt. Um sie herum: ihre Tante mit Lebensgefährtin, eine alte Lehrerin ihrer Eltern, die sich um sie kümmert: beide sind im Dorf nicht gerade angesehen. Die Tante, weil sie reizlos, behindert und eben so ist, wie sie ist. Die Lehrerin, weil sie eine recht stramme DDR-Bürgerin war. Dann gibt es noch Katja und Bine, mit denen Pilly befreundet sein will.

Eine trostlose Szenerie, wie es sie nach der Wende sicher so einige gab. Den Ausweg aus der Misere kennt hier keiner. Doch dann kommt eine fremde Frau mit der Frisur der englischen Prinzessin zurück, die angeblich Pillys Mutter ist und die Dinge beginnen sich zu klären.

Ein Roman, der mich sehr neugierig werden ließ! Ein spannendes Thema, dem ich gern auf den Grund gehen wollte. Doch irgendwie verlaufen sich hier alle Strönge, viele Zusammenhänge und so einige Intentionen bleiben unklar. Und ich selbst blieb unbefriedigt zurück. Hier ist leider zu vieles offen und unerklärt gelassen worden, so dass ich das Gefühl hatte, unterwegs irgendwo allein gelassen zu sein.

Bewertung vom 08.09.2024
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


sehr gut

Eine ganz eigene, ausgesprochen exotische Familiendynamik ist es, die Caroline Peters hier entworfen hat. In deren Mittelpunkt steht Hanna, die Mutter, die drei Töchter von drei Männern hat und als erstes Mitglied dieser ungewöhnlichen Kernfamilie bereits vor einigen Jahren verstarb.

Die Schilderung aus der Perspektive der jüngsten Tochter ist an sich eher traditionell, die Familie selbst jedoch fast revolutionär anders - und zwar als alles. Wir begegnen ihr, ihren beiden Halbschwestern und deren Vätern auf der Beerdigung ihres Vaters, von Hannas letztem Ehemann, mit dem diese auch nicht glücklich geworden ist.

Mir gefällt diese teilweise richtig lakonische, auf jeden Fall aber ausgesprochen unblumige Art, in der die Autorin uns diese Familie(n) immer näher bringt.

Interessant und mit viel Mut zum Anderssein!