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Benutzername: 
vielleser18
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Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 830 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Dieser Roman ging unter die Haut, hat mich berührt, gefesselt, zu Tränen gerührt und vollständig gepackt. Die Autorin hat ein wirklich tolles Sprachgefühl. Sie webt mit Feingefühl eine komplexe Geschichte. Die Sätze sind weich wie Seide und sie zeichnet mit Worten große Szenarien, in die man hineingezogen wird. Der Inhalt ist starker Tobak und nicht zu leicht zu vergessen.

Doch beinahe hätte ich diesen Buchschatz übersehen. Allein vom Titel her, der aber eigentlich so passend ist und die Hauptfigur so treffend charakterisiert, hätte ich wahrscheinlich nicht zu dem Roman gegriffen. Doch der Klappentext hatte mich zum Glück neugieriger gemacht. Es ist die Geschichte der jungen Irin Honora, die 1849, als die Hungersnot in Irland am größten ist, mit sehr vielen anderen aus ihrem Dorf und dem Umland aufbricht, um Hilfe anzunehmen, die ihnen versprochen wurde. Doch es kommt alles anders als erhofft. Es ist eine tragische Geschichte. Den Marsch im irischen Doolough mit seinem fatalen Ende gab es übrigens wirklich.

Honora wandert nach Amerika aus, als sie alles verloren hat. Über New York gelangt sie in den Westen. Doch ihre Freiheit findet sie erst nach einer langen Zeit von Unterdrückung und Ausbeutung. Es ist wie vom Regen in die Traufe fallen. Doch Honora ist eine starke Frau, sie weiß, wann es zu kämpfen lohnt und wann sie ihre Ressourcen einteilen muss. Sie nutzt ihre wenigen Chancen, die sich ihr bieten. Sie ist auch eine kluge Frau, auf eine stille, aber sehr tiefgründige Art und Weise. "Sing, wilder Vogel, Sing" ist die ganz besonders eindrucksvolle Geschichte dieser Frau, die schon in ihre Kindheit sehr viel ertragen musste, an den Umständen gereift ist, als Erwachsene viel Leid sehen und am eigenen Leib ertragen musste, aber trotz allem Leid nie aufgegeben hat.

Die Autorin hat nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch sprachlich einen richtig starken Roman geschrieben.

Ein weiteres Jahreshighlight von mir ! Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.09.2024
Der kleine Schlaubär lernt zu teilen
Hartman, Bob

Der kleine Schlaubär lernt zu teilen


ausgezeichnet

Bislang gibt es aus der Reihe "𝘿𝙚𝙧 𝙠𝙡𝙚𝙞𝙣𝙚 𝙎𝙘𝙝𝙡𝙖𝙪𝙗ä𝙧" folgende Büchlein:
Der kleine Schlaubär macht sich Sorgen und Der kleine Schlaubär lernt zu teilen

Es sind Bibelgeschichten für Kinder ab 3 Jahren

Die kleinen Büchlein ( Maxi-Pixi) sind komplett auf griffigen, festeren Papier gedruckt. Auch die Größe gefällt mir, es liegt gut in der Hand, wenn man vorliest. Die Texte auf jeder Seite sind weder zu lang noch zu kurz. Die tiefgründigen Geschichten mit christlichem Bezügen wurden detailliert und ansprechend mit vielen farbigen Bildern kindgerecht illustriert und sind daher besonders geeignet für Kindergartenkinder ab ca drei Jahren. Die durchgehenden durchgehend farbigen Zeichnungen unterstreichen zudem die kurzen Texte passend.

In beiden Büchern geht es um einen kleinen neugierigen Bären. In „Der kleine Schlaubär lernt zu teilen“ will er mit seinem Freund nicht teilen und es gibt Streit. Zum Glück kennt Papa Bär die Geschichte aus der Bibel von einem kleinen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen, der ein unfassbares Wunder erleben durfte. Im anderen Band macht sich der kleine Schlaubär (unnötige) Sorgen, aber Mama Bär erzählt ihm, was Jesus in der Bergpredigt über das Sorgenmachen erzählt.

Am Ende jeder Geschichte hat Autor Bob Hartmann alles noch einmal kurz auf den Punkt gebracht und mit ein paar wenigen Fragen auch direkt den Leser/das Kind direkt angesprochen, um auch zu einer persönlichen Reflexion des Inhaltes einzuladen.

Bewertung vom 29.09.2024
Der kleine Schlaubär macht sich Sorgen
Hartman, Bob

Der kleine Schlaubär macht sich Sorgen


ausgezeichnet

Bislang gibt es aus der Reihe "𝘿𝙚𝙧 𝙠𝙡𝙚𝙞𝙣𝙚 𝙎𝙘𝙝𝙡𝙖𝙪𝙗ä𝙧" folgende Büchlein:
Der kleine Schlaubär macht sich Sorgen und Der kleine Schlaubär lernt zu teilen

Es sind Bibelgeschichten für Kinder ab 3 Jahren

Die kleinen Büchlein ( Maxi-Pixi) sind komplett auf griffigen, festeren Papier gedruckt. Auch die Größe gefällt mir, es liegt gut in der Hand, wenn man vorliest. Die Texte auf jeder Seite sind weder zu lang noch zu kurz. Die tiefgründigen Geschichten mit christlichem Bezügen wurden detailliert und ansprechend mit vielen farbigen Bildern kindgerecht illustriert und sind daher besonders geeignet für Kindergartenkinder ab ca drei Jahren. Die durchgehenden durchgehend farbigen Zeichnungen unterstreichen zudem die kurzen Texte passend.

In beiden Büchern geht es um einen kleinen neugierigen Bären. In „Der kleine Schlaubär lernt zu teilen“ will er mit seinem Freund nicht teilen und es gibt Streit. Zum Glück kennt Papa Bär die Geschichte aus der Bibel von einem kleinen Jungen mit fünf Broten und zwei Fischen, der ein unfassbares Wunder erleben durfte. Im anderen Band macht sich der kleine Schlaubär (unnötige) Sorgen, aber Mama Bär erzählt ihm, was Jesus in der Bergpredigt über das Sorgenmachen erzählt.

Am Ende jeder Geschichte hat Autor Bob Hartmann alles noch einmal kurz auf den Punkt gebracht und mit ein paar wenigen Fragen auch direkt den Leser/das Kind direkt angesprochen, um auch zu einer persönlichen Reflexion des Inhaltes einzuladen.

Bewertung vom 29.09.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

in Jahreshighlight von mir! Was für eine fesselnde Geschichte! Sie geht unter die Haut, berührt, man fiebert, leidet und hofft mit.

Der Roman spielt 1913, in Rückblenden 1896/1897. Die Hauptfigur ist Alice, die mit Mann und der fünfjährigen Tochter Rosa im Elendsviertel Hamburgs lebt. Doch was Alice durch ihren Ehemann an häuslicher Gewalt erleben muss, ist kaum auszuhalten. Alice kann und will nicht mehr. Eine Scheidung zu der damaligen Zeit gegen den Willen des Mannes ist schier aussichtslos. Doch Alice kann durch ihr beharrliches Auftreten in der Sozialstunde den Rechtsanwalt John Reeven für sich gewinnen. Wider jeder Vernunft willigt dieser ein, sie zu vertreten, aber das Wagnis birgt ein hohes Risiko. Für Alice steht alles auf dem Spiel. Und auch für John ändert sich alles.

Ich bin durch die fast 600 Seiten nur so geflogen. Bin eingetaucht in diese Welt, in das Leben in Hamburg vor mehr als 100 Jahren, konnte mir die Figuren hautnah vorstellen und habe mich gefühlt, als wäre ich mittendrin dabei. Zu den Hauptthemen gehören auch die Schausteller des Hamburger „Doms“, die Arbeiter der Holstenbrauerei, das Leben in dem herrschaftlichen Haus Reeven und der Alltag im Elendsviertel. Ein Kaleidoskop von unterschiedlichen Menschen und unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Doch der Mittelpunkt ist die Rolle der Frau zu der damaligen Zeit. Miriam Georg hat einen authentischen Roman geschrieben, im Anhang berichtet sie über ihre vielen Recherchen. Trotz oder auch gerade wegen der düsteren Grundstimmung, die dieser erste Teil der Dilogie verströmt, ist dieser Roman ein unheimlich wichtiges Buch. Vieles hat sich natürlich verändert seit der damaligen Zeit, zum Glück, leider eben auch nicht alles.

Wer historische Romane gerne liest, sollte unbedingt diesen Roman lesen! MIriam Georg kann so fesselnd erzählen, ihre Figuren sind so lebendig geschildert. Eine Geschichte, die man nicht vergisst!

Das Ende ist ein absoluter Cliffhanger, daher freue ich mich, dass im Oktober der 2. Band erscheint. Länger hätte ich es auch glaub ich nicht ausgehalten.

Daher eine absolute Leseempfehlung von mir!!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2024
Bevor uns die Luft ausgeht
Töpfner, Astrid

Bevor uns die Luft ausgeht


ausgezeichnet

Astrid Töpfners Roman „Bevor uns die Luft ausgeht“ ist ein eindrucksvoller fesselnder Roman über Identitäten und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 40-jährige Elsa, der alles zuviel geworden ist: die pubertierenden Kinder, eine Ehe, aus der irgendwie die Luft raus ist, ihr riesengroßes soziales Engagement, endlose To-do-Listen und das plötzliche Auftauchen einer Frau, die ihr in der Jugend das Leben schwer gemacht hat. Sie fühlt sich immer mehr in die Ecke gedrängt, ihr fehlt schlichtweg die Luft zum Atmen.
Als sie dann auch noch durch eine unerwartete Erbschaft erfährt, dass ihre Mutter sie ihr Leben lang belogen hat, braucht sie nicht nur den geographischen Abstand, sondern auch einen emotionalen, um herauszufinden, wer sie wirklich ist und was sie wirklich will. In der geerbten Wohnung in Barcelona sucht sie nach Antworten.

Als Leserin kann man sich sehr gut in Elsa hineinversetzen, entdeckt man doch in Elsa auch ein mehr oder weniger großes Stückchen von einem selbst.
Die Autorin hat Elsa sehr authentisch portraitiert, eine nach außen hin starke Frau, die sehr viel für andere managt , immer vorne weg geht, aber im Inneren vieles nicht verarbeitet hat, sich erdrückt fühlt und bei der zwei neue „Einschläge“ dafür gesorgt haben, dass das ganze sorgsam aufgebaute Konstrukt zusammenfällt.
Elsa zeigt, dass Stärken und Schwächen zusammen gehören, dass hinter glänzenden Fassaden die gleichen Ängste, Überforderungen oder Unsicherheiten stecken können, wie bei jedem anderen auch. Auch Anna, Elsas Mutter, steckt in einer Krise. Sie ist ein ganz anderer Charakter als ihre Tochter, auch hier versteht man am Ende, warum und wieso sie so geworden ist. Erst wenn man alles weiß, kann man auch verstehen, andernfalls verurteilt man jemanden anderen vielleicht auch vorschnell.

Ein Roman über das Leben "in den besten Jahren", Emotionen und Familiengeheimnissen, tiefsinnig und auch humorvoll, nachdenklich machend, aber auch spannend geschrieben, mit lebensnahen Protagonisten, die einem ans Herz wachsen, gefühlvoll und abwechslungsreich erzählt.

Bewertung vom 29.09.2024
Das Weingut im Tal der Loreley
Böhm, Jule

Das Weingut im Tal der Loreley


ausgezeichnet

Das war mal wieder ein richtig fesselnder Wohlfühlroman. Natürlich gab es einige Verwicklungen und Turbulenzen! Ein Roman, bei dem man am Ende irgendwie auch ein bisschen traurig ist, dass es schon vorbei ist, denn ich habe mich auf diesem Weingut und mit den Protagonisten richtig wohl gefühlt.
Da ist einmal Mia, Köchin, die nach einer gescheiterten Beziehung auch Job und Wohnung los ist (merke: lass dich nicht mit deinem Chef ein!) und daher erst mal bei ihrer Freundin Franzi in ihrem alten Wohnort Spay Unterschlupf sucht. Doch das ist keine Dauerlösung. Ausgerechnet auf dem Weingut, das bis vor 14 Jahren ihren Eltern gehört hat, findet sie einen neuen Job und auch ein Zimmer. Und da ist Hannes , ihr neuer Chef. Wortkarg, abweisend, aber irgendwie auch mächtig anziehend….

Jule Böhm hat einen fesselnden Schreibstil. Ihre Figuren sind authentisch, lebendig, sympathisch und so gut vorstellbar. Man fühlt sich beim Lesen, als wäre man an ihrer Seite und mittendrin im Geschehen. Zudem ist es nicht nur ein Liebesroman, mir haben auch die Beschreibungen der Landschaft, der Weinberge und des Alltags auf dem Weingut , die so lebendig und detailreich waren, dass man beim Lesen (Achtung Doppeldeutig!) den Duft der Trauben beinahe riechen konnte, sehr gefallen. Die Liebe zum Detail macht den Roman nicht nur zu einer schönen Geschichte, sondern auch zu einer Liebeserklärung an die Region um Spay und den traditionellen Weinbau und an die „gute Küche“, denn Mia kocht von Herzen gern und gut. So einige Male habe ich Appetit auf die vielen beschriebenen Gerichte bekommen, schön, dass es auch ein paar Rezepte im Anhang gibt.
Mittelpunkt sind aber Mia, ihre Familie und die Personen auf dem Weingut. Die Mischung aus den Turbulenzen, die geschehen, und der Liebesgeschichte ist sehr gut gelungen.

„Das Weingut im Tal der Loreley“ ist fesselnd und emotional und klingt noch eine Weile nach!

Bewertung vom 29.09.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


sehr gut

Letztes Jahr habe ich „Über Carl reden wir morgen“ als Hörbuch gehört und nun war ich gespannt auf die Fortsetzung dieser Geschichte. "Nur nachts ist es hell" ist aber auch ein eigenes Buch, das ganz unabhängig gelesen werden kann. Diesmal ist es die Geschichte von Elisabeth, der Schwester von Carl und Eugen. Elisabeth blickt 1972 auf ihr Leben zurück. Sie ist die Ich-Erzählerin in diesem Roman, die von sich und den Ereignissen in ihre Leben berichtet. Die Rückblicke sind nicht immer chronologisch, Elisabeth springt bei ihren Erzählungen immer mal wieder vor oder zurück, diese Art der Erzählweise erzeugt so allerdings auch Spannung, da manche Situationen angerissen und erst später aufgeklärt werden. Elisabeths Leben verlief nicht immer einfach. Sie musste sich nicht nur als Frau und Ärztin in einer Zeit durchsetzen, als Frauen noch kaum Rechte besaßen, sondern auch einiges in diesen schweren Zeiten ertragen. Während des 1. Weltkrieges war sie als Lazarettschwester tätig. Danach hat sie Medizin studiert. Sie heiratete in Wien in eine Ärzte Familie hinein, Georg, ihr Ehemann, ebenfalls Arzt, verlor im ersten Weltkrieg einen Arm. Elisabeth und ihr Mann übernehmen eine Praxis und bekommen zwei Söhne. Aus dem Kaiserreich wird eine Republik, es folgt das 3. Reich und der zweite Weltkrieg. Gespannt habe ich Elisabeths Werdegang hier verfolgt und natürlich auch, was aus Carl und Eugen geworden ist. Doch der Fokus liegt eindeutig auf Elisabeth, auf der Medizingeschichte, auf Frauen und Frauenrechte zu der damaligen Zeit. Ich mag den Schreib- und Erzählstil der Autorin sehr. Diesmal ist es eine ganz andere Art als bei dem ersten Band, aber es passt sehr gut zu Elisabeths Geschichte. Die Autorin hat es geschafft mit ihr eine authentisch wirkende Figur zu erschaffen, ihr Leben einzuhauchen. Eine Lebensgeschichte, die zudem berührt. Fesselnd sind auch die Gedankengänge, die die Autorin in dem Buch aufwirft, zB über Frauenrechte oder Gedankenspiele „ was wäre, wenn…, dann wären historischer Ereignisse anders verlaufen“. Alles wurde fein verwebt in einen fesselnden Unterhaltungsroman, den ich sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 08.09.2024
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


ausgezeichnet

Was für ein mega Thriller! Gefühlt besteht er nur aus Action und Spannung. Er ist wahrlich nichts für schwache Nerven, es gibt doch auch ein paar sehr heftige Szenen . Aber man "überlebt" es (zumindest als Leser) ! Ich bin jedenfalls nur so durch die Seiten geflogen. Aichners Schreibstil ist klar und schnörkellos, er konzentriert sich auf das Wesentliche: die Handlung, ohne dabei Gefühle und Emotionen außer Acht zu lassen. Als Beispiel für seine auf den Punkt gebrachte Erzählweise sind seine Art Dialoge darzustellen: Diese werden einfach ohne weitere verbale Ausschmückung, nur mit jeweiligen Gedankenstrichen als "Satzanfang" versehen, untereinander „aufgelistet“. Man kann es schlecht beschreien, man muss es selbst lesen. Am Anfang fand ich es erst ungewöhnlich, aber schnell habe ich es geliebt. So kommt viel Dynamik ins Geschehen, keine Ablenkung, es befeuert das Geschehen.

Aichners Talent atmosphärische Schauplätze und intensive Szenen zu beschreiben, trägt maßgeblich zur dichten, oft düsteren Stimmung des Thrillers bei. Gefühlt jagt man von einem Schauplatz zum nächsten, Spannung pur. Irgendwie kann man daher auch nicht aufhören zu lesen und jagt auch als Leser durch den Thriller.

Hauptfigur Joko ist eine vielschichtige, tragische Figur, die den Leser herausfordert und fasziniert . Einerseits Opfer, andererseits Heldin, aber auch kompromisslose eiskalte Mörderin. Das ganze Geschehen produzierte bei mir ein Wechselbad der Gefühle, die von Wut, Entsetzen, Fassungslosigkeit, Trauer, Abscheu, Hoffnung bis Faszination reichten. Es geht um Missbrauch und Rache. Und man fragt sich, was ist richtig und was ist falsch. Und gibt es für Yoko überhaupt noch einen Ausweg?

Eine klare Leseempfehlung für alle, die starke Nerven haben und auch nichts gegen so einige hardcore Szenen haben.
Bei einer Triggerwarnung dürfen auf alle Fälle die Stichpunkte Vergewaltigung, Blut und Gewalt nicht fehlen.

Ich fiebere jedenfalls nun dem nächsten Band „John“ entgegen, der im Juni 2025 erscheinen soll.

Bewertung vom 08.09.2024
Der Blick einer Frau
Bernard, Caroline

Der Blick einer Frau


gut

𝑫𝒆𝒓 𝑩𝒍𝒊𝒄𝒌 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒓 𝑭𝒓𝒂𝒖
𝘃𝗼𝗻 𝗖𝗮𝗿𝗼𝗹𝗶𝗻𝗲 𝗕𝗲𝗿𝗻𝗮𝗿𝗱

ist die (Lebens-)Geschichte von Gerda Taro, einer Fotografin, deren künstlerisches Werk erst Jahrzehnte nach ihrem Tod gewürdigt wurde. Die Autorin hat das Wirken und Leben von Gerda Taro von 1931 bis 1937 in einer romanhaften Biografie erzählt. Wie Gerta Pohorylle (so hieß sie eigentlich) im Pariser Exil den Fotografen Endre Friedmann kennen und lieben gelernt hat, wie sie durch ihn selbst zum fotografieren gekommen ist, wie sie die Künstlernamen Gerda Taro und Robert Capa erfand und warum. Es geht um Gerdas kurzes, aber beeindruckendes Leben, vor allem aber um ihre Rolle in der Welt der Fotografie und ihren Einfluss auf die visuelle Berichterstattung, insbesondere durch ihren Einsatz als Fotografin im spanischen Bürgerkrieg. Ihr Mut als einzige Frau an der Kriegsfront ist legendär. Ihre Bilder sorgen für Aufsehen, auch wenn meistens nicht ihr Name genannt wird, sondern Capas, mit dem sie nicht nur liiert war, sondern mit dem sie auch zusammen arbeitete. Caroline Bernard zeichnet ein Bild einer Frau, die für ihre Sache brennt, die wagemutig und mit einem besonderen Blick alltägliche, emotionale, aber auch schreckliche Szenen ins Visier ihrer Kamera nimmt. Eine Hommage an eine starke Frau.

In einem zweiten Erzählung, der 60 Jahre später spielt, tauchen in Mexiko ihre Bilder wieder auf. Dieser Fund des so genannten mexikanischen Koffers, der hunderte von Negativen von Gerda Taro und Robert Capa enthielt, ist real. Alles andere aus diesem zweiten Erzählung ist fiktiv.

Caroline Bernard zeigt Taro als eine mutige, engagierte Frau, die in einer von Männern dominierten Welt für ihre Überzeugungen kämpfte, zeigt aber auch ihre Verletzlichkeit, ihre Ängste und Sorgen. Sie gibt ihr mit diesem Roman wieder ein Gesicht, macht sie dadurch wieder lebendig, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.


Ein interessanter Roman, leider mit ein paar Längen, gerade den zweiten Erzählstrang, der in Mexiko spielt, hätte es meiner Meinung gar nicht bedurft. Der historische Strang hat mich aber, da es ja in der Mehrzahl um reale Personen und Ereignisse ging, irgendwie fasziniert und nachdenklich gemacht, auch wenn hier natürlich, gerade was die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin angeht, viel auch dichterische Freiheit der Autorin eine Rolle spielt. Dennoch denke ich, dass hier ein authentisches Bild der jungen Fotografin gezeichnet wurde.


Für alle, die sich für mutige Frauenfiguren, Geschichte und Fotografie interessieren, ist dieser Roman interessant.

Bewertung vom 08.09.2024
Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
Neufeld, Vivien

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging


ausgezeichnet

ᴡᴀꜱ ʙʟᴇɪʙᴛ, ᴀᴜᴄʜ ᴡᴇɴɴ ᴀʟʟᴇꜱ ᴀɴᴅᴇʀᴇ ᴠᴇʀɢᴇʜᴛ

Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wird für viele für immer im Gedächtnis bleiben. Es ist der Tag, an dem das unwahrscheinliche passierte: eine riesige Flutkatastrophe zerstörte das Ahrtal und forderte 135 Todesopfer. Darunter auch die Schwiegereltern und den Schwager von Vivian Neufeld. Doch am Morgen des 15. Juli, als sie mit ihrem Mann und ihrer sieben Monate alten Tochter unterwegs in das Haus der Schwiegereltern in den Landkreis Ahrweiler fahren, wissen sie noch nicht, was sie erwartet. Sie können das Ausmaß der Katastrophe nicht erahnen, ebenso wenig, dass Ella, Hans und Franky nicht mehr am Leben sind. Erst mehrere Wochen später werden Ellas und Hans Leichen gefunden. Franky bleibt über zwei Jahre vermisst.

Vivienne Neufeld hat sich schon früh Notizen zu den ganzen Ereignissen gemacht, um sie irgendwie aus ihrem Kopf zu bekommen, um sie irgendwie festzuhalten . Mehr sollte es anfangs auch nicht sein. Doch im letzten Jahr hat sie angefangen, dieses Buch zu schreiben, anfangs nur für sich und ihre Familie, damit nichts in Vergessenheit gerät. Daraus wurde mehr. Daraus wurde eine ganz persönliche, beeindruckende, berührende und bewegende Biografie dieser aufwühlenden Zeit. Vivienne Neufeld schildert vor allem mehr als nur sachliche Begebenheiten, sie lässt den Leser in ihr Herz blicken, in ihre Gedanken und Gefühle. Es geht um Ereignisse, um Trauer, Erinnerungen, aber auch über das, was ihr und ihrer Familie Kraft und Hoffnung in dieser schweren Zeit gegeben hat , wir ihr ihr Glaube Halt gegeben hat und Gott sich immer wieder durch liebevolle Kleinigkeiten auch in dieser schweren Zeit bemerkbar gemacht hat.

Ein Buch, nicht nur voller Trauer, sondern auch voller Kraft ! Eine Buch, dass in Erinnerung bleibt, auch wenn man die Naturkatastrophen im Ahrtal nicht selbst miterlebt hat. Eine ganz persönliche Geschichte, die tiefe Einblicke gewährt und die trotz aller Tragik dennoch zeigt, wie die Autorin ihren Frieden mit dem Verlust gefunden hat.