Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annis

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


sehr gut

Überzeugendes Debüt

Inspiriert von einem wahren Fall erzählt "Das Schweigen des Wassers" von einer Leiche, die in einem See gefunden wird. Schnell wird das Ganze als Unfall abgetan. Doch für Hauptkomissar Groth ist die Sache nicht so eindeutig: Denn der Tote war nur zwei Tage vorher bei ihm, weil er sich verfolgt fühlte.
Und was hat die Kellnerin Regine damit zu tun, die Groth immer wieder bei seinen Ermittlungen begegnet?

Susanne Tägder ist mit ihrem Roman ein spannendes Debüt gelungen.
Die Geschichte spielt 1991, kurz nach der Wende. Neben Hauptkomissar Groth, der als Aufbauhelfer Ost aus dem Westen kam, hat die Autorin eine Vielzahl weiterer interessanter Charaktere geschaffen; und jeder einzelne scheint seine Geheimnisse zu haben. Dies trägt maßgeblich zur Spannung bei, denn mit jeder neuen Figur, die man als Leser*in kennenlernt, eröffnen sich auch neue Fragen.
Schnell wird auch klar, dass der aktuelle Fall mit einem ungeklärten Mordfall von vor zehn Jahren zusammenhängt. So gilt es, nicht nur die Lösung für den einen, sondern gleich für zwei Fälle zu finden.
Ich liebe es, wie Tägder einem nach und nach Informationshappen zuwirft und man so ganz langsam die Fäden verbinden kann - immer im von der Autorin vorgegebenen Tempo.

Insgesamt ist "Das Schweigen des Wassers" zwar ein ruhiger, aber dennoch sehr spannender Kriminalroman, der ganz ohne reißerische Floskeln auskommt. Ich konnte ihn kaum aus der Hand legen, daher bekommt er von mir 4,5 Sterne und ich freue mich schon auf weitere Veröffentlichungen der Autorin.

Bewertung vom 27.02.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


gut

Zwischen zwei Welten

Ein Anruf lockt Maria aus der Stadt zurück in ihre alte Heimat aufs Land: Der Vater hatte einen Unfall und so kehrt sie zurück zur Mühle, in der ihre Familienmitglieder aus drei Generationen leben.
Aufgrund der lebensbedrohlichen Lage des Vaters wird endlich über ein Thema gesprochen, das bisher lieber verdrängt wurde: Die Zukunft des Hofes.

Das Cover von "Mühlensommer" lässt einen die Hitze und die Landluft geradezu spüren und genauso ergeht es einem beim Lesen: Martina Bogdahn schafft mit Worten eine Atmosphäre, in die man mit Leichtigkeit eintauchten kann.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Gegenwart und Marias Kindheit erzählt, welche offenbart, dass das Leben auf dem Land zwar schön, aber auch alles andere als einfach war.
Sehr gelungen fand ich die Darstellung des Streitthemas: Wie es mit der Mühle und dem Hof weitergehen soll, ob er noch eine Zukunft hat und dass die Viehhaltung allein aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr ausreicht.
Auch Marias innerer Konflikt ist sehr nachvollziehbar: Einerseits genießt sie die Freiheiten in der Stadt, andererseits liebt sie die Mühle auf dem Land, ihre Heimat, und möchte diese nicht ganz aufgeben.

Etwas zu viel waren mir die detaillierten, seitenlangen Gewaltdarstellungen an Tieren (Schlachten des Lieblingsschweines, Ertränken der ungewollten Katzenbabys etc.): Nicht weil die Tatsache, dass es tagtäglich so passiert, mich sonderlich schockiert, sondern weil die Beschreibungen zu aufdringlich sind. Man hätte auch unterschwelliger zeigen können, wie hart und teilweise brutal das Landleben ist - hier wäre weniger mehr gewesen.

Auch das sehr offene Ende kam mir etwas zu plötzlich. So erfährt man zwar viel über Marias Kindheit, der gegenwärtige Konflikt wird allerdings nicht wirklich aufgeklärt.

Weil mir zwar die Geschichte und vor allem die Erinnerungen vor dem Setting der alten Mühle sehr gefallen haben, mir aber eine Entwicklung der Protagonistin und etwas mehr Tiefe gefehlt haben, gebe ich ⭐️3,5/5⭐️

Bewertung vom 16.02.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

So wichtig

Wer mich trifft, sieht eine Mutter mit zwei gesunden Kindern. Was keiner sieht: Da waren noch zwei Schwangerschaften, die zu früh geendet haben.
Und mit diesem Schicksal bin ich nicht alleine, ca. 30 % aller Schwangerschaften enden mit einer Fehl- oder Stillen Geburt.
Wer nicht selbst betroffen ist, kennt diese hohe Zahl nicht, denn es spricht kaum jemand darüber.

Eva Lindner bricht mit ihrem Buch "Mutter ohne Kind" dieses Schweigen. Nach ihrer eigenen Fehlgeburt beschäftigt sich die Journalistin intensiv mit dem Thema, spricht mit anderen betroffenen Frauen und Familien und schaut sich die aktuelle Forschungslage an.

Das Buch ist in zehn Kapitel unterteilt. Jedes beginnt mit einem Erfahrungsbericht und wird dann mit genau recherchierten Fakten fortgesetzt. Dabei hat jedes einen eigenen Themenschwerpunkt.

Viele Zahlen und Gegebenheiten sind schockierend, daher empfehle ich jeder und jedem dieses Buch, nicht nur Betroffenen. Denn statistisch gesehen kennt jede*r eine Person, die bereits eine Fehlgeburt erlitten hat oder noch erleiden wird.

Die Mischung aus persönlichen Geschichten und Fakten sowie der angenehme Schreibstil ließen mich das Buch kaum aus der Hand legen, ich habe es verschlungen wie einen Roman.

Es bekommt definitiv eine klare Leseempfehlung meinerseits und hat mir gezeigt, dass ich öfter mal zu einem Sachbuch greifen sollte.

Bewertung vom 24.01.2024
Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!
Ofner, Agi

Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!


sehr gut

Mitmachspaß für Kleinkinder

"Ein kleines Geheimnis" ist ein Pappbilderbuch, das schon die Kleinsten zum Mitmachen auffordert.

Empfohlen wird es ab zwei Jahren, aber auch schon kleinere Kinder werden ihren Spaß daran haben. Denn die Seiten sind sehr stabil, die Illustrationen einfach und kontrastreich gehalten und die Texte kurz und gut verständlich.

Um das Geheimnis des Eichhörnchens zu erfahren, müssen die kleinen Leser*innen verschiedene Aufgaben erledigen, z.B. Seifenblasen antippen, klatschen, das Eichhörnchen füttern usw.
So wird spielerisch die Konzentration und das Textverständnis gefördert. Meine zweijährige Tochter hatte definitiv ihren Spaß daran, jedoch konnte sie die Aufgaben nach ein paar mal Anschauen schon auswendig. Deswegen würde ich es nicht unbedingt für ältere Kinder empfehlen, für diese könnte es schnell zu langweilig werden.

Bewertung vom 31.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Ruhige Geschichte über Familie

Alex Schulman schreibt in "Endstation Malma" über drei Protagonist*innen und deren Reise:
Harriet, die mit ihrem Vater auf dem Weg zu einer Beerdigung ist.
Oskar mit seiner Freundin, nach einem großen Streit.
Und Yana, im Handgepäck ein Fotoalbum ihres Vaters.
Was die drei außer ihrem Ziel, dem Bahnhof Malma, verbindet, wird den Leser*innen im Laufe des Buches offenbart.

Schulman erzählt dabei in einer ruhigen, unaufdringlichen Art die Geschichte dreier Generationen und verwebt ihre Geschichten dabei nach und nach zu einer gemeinsamen.
Zunächst scheint es so, als spielten die drei Perspektiven sich gleichzeitig ab, schnell wird einem aber bewusst, dass Jahrzehnte zwischen den einzelnen Schicksalen liegen.
Dabei vermittelt der Autor eine Botschaft: Was wir als Kinder erleben, beeinflusst unser Verhalten als Erwachsene.

Wie schon in "Die Überlebenden" kreiert Schulman einen einzigartigen Aufbau: Verschiedene Charaktere, verschiedene Zeiten, verschiedene Geschichten, die an einem gemeinsamen Schauplatz stattfinden: Im Zug nach Malma.
Durch diese Besonderheit hat mich das Buch direkt in seinen Bann gezogen und nicht wieder losgelassen.

Er schafft es außerdem, ganz gewöhnlichen Menschen Leben einzuhauchen, tiefe Gefühle zu erwecken und Empathie für jeden Protagonisten herbeizuführen.

Diese Geschichte über eine gewöhnliche schwedische Familie kam so leise und unauffällig daher und hat mich dabei voll und ganz ergriffen. Alex Schulman ist meiner Meinung nach ein großartiger Erzähler und ich hatte direkt nach dem Beenden des Buches das Bedürfnis, es noch einmal zu lesen.

Bewertung vom 11.10.2023
Das Buch Eva
Clothier, Meg

Das Buch Eva


weniger gut

Seichte Fantasy-Geschichte

Vor den Toren eines italienischen Frauenklosters werden zwei schwerverletzte Frauen zurückgelassen. Eine von ihnen reicht der Bibliothekarin Beatrice im Sterben liegend ein geheimnisvolles Buch. Die Seiten entwickeln schnell ein Eigenleben und Beatrice muss es mit allen Mitteln beschützen, denn skrupellose Männer versuchen, es an sich zu reißen.

Der historisch-religiöse Schauplatz, der spannend klingende Plot mit dem geheimnisvollen Buch im Mittelpunkt und vor allem das wunderschön gestaltete Cover haben mich direkt angesprochen.
Leider wurden meine Erwartungen zutiefst enttäuscht.
Fangen wir mit dem Schreibstil an: Dieser konnte mich überhaupt nicht packen. Meg Clothier lässt Beatrice als Ich-Erzählerin fungieren, dabei wird sie sehr erklärend, was Unwichtiges angeht. Relevante Handlungen und Informationen kommen hingegen zu kurz. Mir fiel es dadurch oft schwer, nicht den Faden zu verlieren. Sie schreibt sehr salopp, was ein Buch auflockern kann, hier fand ich es hingegen gänzlich unharmonisch. Viele Begriffe entsprechen nicht dem historischen Kontext, generell hatte ich nicht das Gefühl, dass geschichtliche Hintergründe besonders gut (oder überhaupt) recherchiert wurden.
Mal abgesehen vom Klappentext gibt es auch keinen wirklichen Hinweis darauf, dass das Buch in der italienischen Renaissance stattfinden soll. Die Geschichte könnte jederzeit überall spielen.

Was mir schließlich komplett missfiel, waren die Fantasy-Elemente. Ich habe einen historischen Roman erwartet, gerade weil die Autorin sich von einem realen Manuskript hat inspirieren lassen und keine Geschichte über Magie.

Hier konnten mich weder die Handlung, noch der Erzählstil überzeugen.
Zwei Sterne gebe ich für die interessante Grundidee und das wunderschöne Cover, alles andere war für mich leider sehr enttäuschend.

Bewertung vom 21.07.2023
Mein großes Sachen suchen: Alle Tiere der Welt
Gernhäuser, Susanne

Mein großes Sachen suchen: Alle Tiere der Welt


ausgezeichnet

Tierischer Wimmelspaß rund um die Welt

Mit "Alle Tiere der Welt" hat Ravensburger ein neues, umfangreiches Wimmelbuch aus der Reihe "Mein großes Sachen suchen" herausgebracht.

Auf elf Doppelseiten wird je ein Lebensraum präsentiert. Eingeleitet wird jeder davon durch einen kurzen Infotext, aus dem Kinder (und Erwachsene) viel lernen können.
Die einzelnen Lebensräume sind sehr detailreich gestaltet und es gibt wirklich eine Menge zu entdecken. Meine Tochter beschäftigt sich gerne auch mal zwanzig Minuten mit nur einem Bild.

Die vorgestellten Tierarten reichen von exotischen Wildtieren bis zu heimischen Exemplaren, wodurch wohl für jedes Kind etwas dabei ist.
Positiv hervorheben möchte ich auch, dass der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart bei der Entstehung des Buches fachlich beraten und unterstützt hat.

Empfohlen wird das Buch ab 2 Jahren, durch das große Format und die stabilen Pappseiten kann es aber auch schon jüngere Kinder begeistern - meine Tochter ist 1,5 und möchte es am liebsten tagtäglich anschauen.

Bewertung vom 25.06.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


weniger gut

Sehr experimentell

"Zwischen Himmel und Erde" ist wohl ein sehr eigenwilliger und besonderer Roman. Das Cover ist wunderschön gestaltet und hat mich sofort angesprochen. Auch der an realen politischen Ereignissen angelehnte Inhalt klang auf den ersten Blick sehr interessant.

Autorin Yara Rodrigues Fowler hat für ihren Roman allerdings einen sehr experimentellen Schreibstil ausgewählt, der mich persönlich nicht abholen konnte. Es gibt keinen wirklich Fließtext, zwischendurch wird es sehr poetisch, dann kommen wieder Wort-/ Satzfetzen und jegliche wörtliche Rede ist nicht gekennzeichnet. Mir persönlich gelang es dadurch nicht, in einen Lesefluss zu kommen und ich musste mich sehr durch das Buch kämpfen. Die vielen Zeit- und Ortswechsel haben das flüssige Lesen ebenfalls erschwert.

Ich empfehlen allen, die den Klappentext ansprechend finden, einen Blick in die Leseprobe. Der dort repräsentierte Schreibstil zieht sich durch das ganze Buch. Für einige ist es sicher ein Kunstwerk, ich konnte leider nicht viel damit anfangen.

Bewertung vom 29.04.2023
Mein erster Naturführer, Was fliegt denn da?
Hille, Lea

Mein erster Naturführer, Was fliegt denn da?


ausgezeichnet

Kindgerechter Naturführer

Mit "Was fliegt denn da?" bringt Kosmos einen ersten Naturführer für Kinder ab vier Jahren heraus.
Das kleinformatige Büchlein passt wunderbar in jeden Rucksack und durch die kartonierten Seiten verspricht es die nötige Robustheit.

Insgesamt behandelt es sechzehn heimische Vogelarten, die man oft in der Naur beobachten kann.
Jeder Vogelart ist eine Doppelseite gewidmet, zu sehen ist jeweils ein großes, realistisch gezeichnetes Bild des Vogels (bzw. mehrere Bilder, wenn Männchen und Weibchen sich optisch unterscheiden), auf dem die drei prägnantesten Merkmale gekennzeichnet sind. In einem kurzen Fließtext erfährt man einige spannende Informationen über die Vogelart, außerdem gibt es noch einen kurzen Steckbrief, der über Größe/ Heimat/ Lieblingsfutter aufklärt.
Erwähnenswert finde ich die Größenvergleiche mit Obst: So können sich auch Kinder etwas darunter vorstellen.

Insgesamt ist es also ein wundervoll gestalteter Naturführer, geeignet schon für die Kleinsten, der aber auch einige interessante Informationen für Erwachsene bereithält.
Meine Tochter liebt es, Vögel zu beobachten und gibt ihr neues Buch darüber kaum noch aus der Hand.

Bewertung vom 24.04.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


gut

Liebesgeschichte mit übersinnlichen Elementen
Der junge Rastafari Darwin beginnt in Port Angeles, Trinidad einen Job als Totengräber.
Als Yejides Mutter stirbt, wird sie in ein Familiengeheimnis eingeweiht und muss die Tradition weiterführen.
Es beginnt eine magische Liebesgeschichte, die vom Schicksal vorherbestimmt war.

Ich habe mich über das ungewöhnliche Setting von "Als wir Vögel waren" sehr gefreut. Romane, die in der Karibik spielen, habe ich bisher eher selten gelesen - und auf einem Friedhof schon mal gar nicht.
Ohne viele Worte schafft Ayanna Lloyd Banwo ein atmosphärisches Bild vom emsigen Treiben in Port Angeles.
Generell schafft sie es gut, die jeweiligen Stimmungen auf die Lesenden zu übertragen und sie in die Geschichte hineinzuversetzen.
Ich mochte es, wie sie die Kontraste von Darwins und Yejildes Erziehung herausarbeitet: Für ihn steht das Leben im Vordergrund, für sie der Tod. Dieser Kontrast spielt im gesamten Verlauf eine große Rolle.
Die Autorin erzeugt viele Fragen, die den Spannungsbogen aufrecht erhalten, wie z.B. was es mit dem mysteriösen Vorarbeiter Erroll auf sich hat, wohin Darwins Vater vor vielen Jahren verschwunden und was zwischen Yejide und ihrer Mutter vorgefallen ist.
Angenehm fand ich auch, dass die Liebesgeschichte zwar eine tragende Rolle spielt, dennoch keinen zu großen Teil einnimmt oder durch kitschige Formulierungen zum Ausdruck gebracht wird.

Nicht so gut gefallen hat mir der (im Laufe der Seiten immer größer werdende) Anteil an spirituellen/ übersinnlichen Sequenzen. Ich habe nichts dergleichen erwartet und finde, die Story wäre auch gut damit ausgekommen, wenn die Mythen ebensolche geblieben wären und sich nicht bewahrheitet hätten.
Auch verlief mir das letzte Drittel des Buches etwas zu geradlinig, bis auf eine Kleinigkeit kam es mir zu reibungslos zum Ende.

Insgesamt also ein Roman, der vor allem durch seine mitreißenden Stimmungen und außergewöhnlichen Beschreibungen überzeugt, mir persönlich aber zu übersinnlich war - wer damit kein Problem hat, sollte ihn unbedingt lesen. ⭐️3,5/5⭐️