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Annis

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


weniger gut

Zu simpel

Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen Mittfünfziger, der eigentlich keine Menschen mag.
Als dann noch die junge Wanderin Juli dazustößt, entwickelt sich nicht nur eine zarte Freundschaft zwischen den dreien, sondern auch ein Zukunftsplan für den verschuldeten Hof.

Zunächst einmal liebe ich Geschichten, die aus verschiedenen Perspektiven die Lebensgeheimnisse der jeweiligen Personen erzählen. Wenn sie dann noch auf dem Land spielen, bin ich normalerweise restlos begeistert.
Trotzdem konnte mich “Das Licht in den Birken" so gar nicht überzeugen.
Fangen wir mit den Perspektiven an: Thea und Juli sind zwar sehr oberflächliche Charaktere, aber man nimmt sie der Autorin an. Die Figur Benno hingegen ist so gar nicht rund, seine Gedanken und Handlungen waren für mich nicht einfach nur unbegreiflich, sondern wirkten aufgesetzt und unnatürlich.
Die “Geheimnisse” sind allesamt sehr absehbar und bieten somit wenig Potential für Spannung. Genauso wie die komplette Handlung: taucht ein Problem auf, ist es auch schon wieder gelöst, wird sich gestritten, folgt direkt die Versöhnung. Zum Schluss ist alles rosarot und toll.
Aufbau und Komplexität der ganzen Story erinnern eher an eine “Bibi und Tina"-Geschichte, als an den Roman einer Spiegel-Bestseller-Autorin.
Unangenehm aufgestoßen sind mir außerdem die Klischeehaftigkeit sämtlicher Figuren, sowie spirituelle Gedanken und Handlungen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Zu guter Letzt hat mich die ständige Erwähnung von pastéis de nata wahnsinnig gemacht. Nur weil jemand in Portugal gelebt hat, muss er diese doch nicht dreimal am Tag backen und verzehren (und falls doch, muss das nicht ständig erwähnt werden).

Insgesamt kann ich den Roman also nicht empfehlen. Für einige mag es eine “Wohlfühlgeschichte” sein, für mich war es selbst als Sommerlektüre viel zu flach. ⭐️2,5/5⭐️

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


sehr gut

Authentisches Portrait

In ihrem Roman "Mit den Jahren" entführt uns Janna Steenfatt nach Leipzig und stellt drei Personen in ihren Vierzigern vor: Jette, die gerade aus Hamburg hergezogen ist; glückliche Single und gewollt kinderlos.
Lukas und Eva, seit zwanzig Jahren ein Paar, zwei kleine Kinder, eine Eigentumswohnung.
Als die drei durch verschiedene Zufälle aufeinandertreffen, stellt sich jede einzelne die Frage, ob sie mit ihrem Leben glücklich und mit der Wahl ihres Lebensentwurfes zufrieden ist.

Der Roman hat nicht wirklich viel Handlung, es geht vielmehr darum, diese drei Protagonist*innen zu porträtieren - und das ist der Autorin außerordentlich gut gelungen.
Mir sind selten so authentische und gut gezeichnete Romanfiguren begegnet, ich konnte mich zwischendurch immer wieder mit jeder einzelnen identifizieren und ihre Gedanken nachvollziehen.
Die Geschichte kommt mit wenigen Dialogen aus, dafür mit umso mehr Gedanken. Hauptsächlich mit der Frage "Was wäre, wenn ...?" und "Was fehlt mir, um glücklich zu sein?"
Ich denke, jede*r hat sich schon einmal mit der Frage auseinandergesetzt, ob nicht ein anderer Lebensentwurf besser wäre, eine andere Entscheidung einen glücklicher gemacht hätte usw. und ich mochte es sehr, den drei Figuren auf ihren jeweiligen Wegen zu der Beantwortung dieser zu folgen.
Zu guter Letzt muss ich den herausragenden und für mich sehr ansprechenden Schreibstil erwähnen: schnörkellos und doch so schön mit einer sehr gezielten, treffsicheren Wortwahl.

Insgesamt überzeugt dieser Roman also durch seine Figuren, den Schreibstil und das Grundthema, die Handlung hingegen fand ich gerade am Anfang und Ende nur mittelmäßig.

Bewertung vom 22.03.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Bedrückende Lektüre

Mit zehn Jahren wünscht sich Philipp nichts sehnlicher als einen besten Freund. Und den soll er bald darauf bekommen: Faina ist gerade mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen und froh darüber, dass Philipp ihr hilft, sich in dem neuen Land zurechtzufinden.
15 Jahre später ist er in einer Beziehung, hat ein kleines Vermögen und zwei Eigentumswohnungen, als es an seiner Tür klingelt und Faina davorsteht: verschuldet und schwanger.
Wieder hilft er ihr. Doch welchen Preis muss sie dafür bezahlen?

"Geordnete Verhältnisse" ist mein erstes Buch von Lana Lux und hat mich gänzlich überzeugt. Es hat von Anfang an eine unglaubliche Sogwirkung.
Die Autorin hat zwei sehr unterschiedliche Charaktere gezeichnet, die beide in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind und so schon als Kinder eine besondere Verbindung hatten. Gekonnt arbeitet sie die Unterschiede schon im jeweiligen Sprachduktus heraus.

Spürt man anfangs noch die Wärme zwischen den beiden und hat dieses "Heimkommen-Gefühl", wenn sie als Erwachsene wieder aufeinandertreffen, kippt die Stimmung bald. Aus einem unguten Bauchgefühl wird nach und nach Beklemmung und im letzten Drittel war ich dauerhaft angespannt.
Das Buch verdeutlicht sehr anschaulich, wie schnell man in eine toxische Beziehung gerät und wie schwierig es ist, sich aus dieser zu befreien. Dass Außenstehende oft nicht verstehen, wie es hinter den Kulissen aussieht ("er versorgt dich doch so gut", "er ist doch immer so nett"), dass man eben nicht einfach so Schluss machen kann (vor allem wenn Kinder im Spiel sind), dass das Thema für Betroffene oft mit Scham- und Schuldgefühlen behaftet ist.

"Geordnete Verhältnisse" ist ein wahrer Pageturner, der unheimlich wichtige Themen behandelt und Nicht-Betroffenen die Augen öffnet. Für mich war es nicht nur ein Lesen der Geschichte, sondern ein Erleben mit allen Emotionen. Defintiv ein Highlight.

Bewertung vom 22.03.2024
Sommerhaus am See
Poissant, David James

Sommerhaus am See


sehr gut

Gut gehütete Geheimnisse

Ihre Sommer am See zu verbringen, ist seit Jahrzehnten Tradition der Familie Starling.
Bis die Eltern Lisa und Richard beschließen, ihr Sommerhaus zu verkaufen. Um einen letzten gemeinsamen Urlaub hier zu verbringen, reisen auch die Söhne Michael und Thad mit ihren Partner*innen an.
Doch direkt am ersten Tag geschieht das Unaussprechliche: ein Junge ertrinkt im See und jedes Mitglied der Familie Starling muss seinen Weg finden, damit zurechtzukommen.

David James Poissant hat mit "Sommerhaus am See" einen einfühlsamen Roman geschrieben, der tief in die Gefühlswelten der sechs Protagonist*innen blicken lässt. Die Kapitel sind abwechselnd aus ihren Perspektiven geschrieben und so lernen wir jeden intensiv kennen. Schnell wird deutlich, dass jeder von ihnen sein eigenes Päckchen zu tragen hat, jeder seine eigenen Probleme, jeder seinen eigenen Fokus.
Es ist faszinierend, in die Gedanken so vieler verschiedener Charaktere einzutauchen. Dabei fällt es einem leicht, jede Sichtweise nachzuvollziehen und mit Empathie zu reagieren.
Ich mochte auch die verschiedenen Zwiegesprächssituationen, die der Autor so zustandekommen lässt. Es hatte für mich fast etwas von einem Bühnenspiel.
Es ist überragend, wie Poissant es geschafft hat, sechs so lebendige Figuren mit ihren eigenen Geschichten zu zeichnen, ohne dabei zu urteilen oder seine Leser*innen in eine Richtung zu drängen.
Es werden ganz automatisch viele verschiedene Themen wie Alkohl- und Drogensucht, ungewollte Schwangerschaft, Ehebruch, Trauer etc. behandelt, dabei wirkt es jedoch nie überladen.

"Sommerhaus am See" ist ein Roman, der durch seine genaue Beobachtungsgabe besticht und einen anregt, ab und zu einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Ich konnte ihn kaum aus der Hand legen, weil mich die Figuren so in ihren Bann gezogen haben. Einen Stern ziehe ich ab, weil mir das Hollywood-mäßige Happy End so gar nicht gefallen hat und meiner Meinung nach nicht zur restlichen Geschichte passt.

*Übersetzt von Sibylle Schmidt

Bewertung vom 16.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


sehr gut

Überzeugendes Debüt

Inspiriert von einem wahren Fall erzählt "Das Schweigen des Wassers" von einer Leiche, die in einem See gefunden wird. Schnell wird das Ganze als Unfall abgetan. Doch für Hauptkomissar Groth ist die Sache nicht so eindeutig: Denn der Tote war nur zwei Tage vorher bei ihm, weil er sich verfolgt fühlte.
Und was hat die Kellnerin Regine damit zu tun, die Groth immer wieder bei seinen Ermittlungen begegnet?

Susanne Tägder ist mit ihrem Roman ein spannendes Debüt gelungen.
Die Geschichte spielt 1991, kurz nach der Wende. Neben Hauptkomissar Groth, der als Aufbauhelfer Ost aus dem Westen kam, hat die Autorin eine Vielzahl weiterer interessanter Charaktere geschaffen; und jeder einzelne scheint seine Geheimnisse zu haben. Dies trägt maßgeblich zur Spannung bei, denn mit jeder neuen Figur, die man als Leser*in kennenlernt, eröffnen sich auch neue Fragen.
Schnell wird auch klar, dass der aktuelle Fall mit einem ungeklärten Mordfall von vor zehn Jahren zusammenhängt. So gilt es, nicht nur die Lösung für den einen, sondern gleich für zwei Fälle zu finden.
Ich liebe es, wie Tägder einem nach und nach Informationshappen zuwirft und man so ganz langsam die Fäden verbinden kann - immer im von der Autorin vorgegebenen Tempo.

Insgesamt ist "Das Schweigen des Wassers" zwar ein ruhiger, aber dennoch sehr spannender Kriminalroman, der ganz ohne reißerische Floskeln auskommt. Ich konnte ihn kaum aus der Hand legen, daher bekommt er von mir 4,5 Sterne und ich freue mich schon auf weitere Veröffentlichungen der Autorin.

Bewertung vom 27.02.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


gut

Zwischen zwei Welten

Ein Anruf lockt Maria aus der Stadt zurück in ihre alte Heimat aufs Land: Der Vater hatte einen Unfall und so kehrt sie zurück zur Mühle, in der ihre Familienmitglieder aus drei Generationen leben.
Aufgrund der lebensbedrohlichen Lage des Vaters wird endlich über ein Thema gesprochen, das bisher lieber verdrängt wurde: Die Zukunft des Hofes.

Das Cover von "Mühlensommer" lässt einen die Hitze und die Landluft geradezu spüren und genauso ergeht es einem beim Lesen: Martina Bogdahn schafft mit Worten eine Atmosphäre, in die man mit Leichtigkeit eintauchten kann.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Gegenwart und Marias Kindheit erzählt, welche offenbart, dass das Leben auf dem Land zwar schön, aber auch alles andere als einfach war.
Sehr gelungen fand ich die Darstellung des Streitthemas: Wie es mit der Mühle und dem Hof weitergehen soll, ob er noch eine Zukunft hat und dass die Viehhaltung allein aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr ausreicht.
Auch Marias innerer Konflikt ist sehr nachvollziehbar: Einerseits genießt sie die Freiheiten in der Stadt, andererseits liebt sie die Mühle auf dem Land, ihre Heimat, und möchte diese nicht ganz aufgeben.

Etwas zu viel waren mir die detaillierten, seitenlangen Gewaltdarstellungen an Tieren (Schlachten des Lieblingsschweines, Ertränken der ungewollten Katzenbabys etc.): Nicht weil die Tatsache, dass es tagtäglich so passiert, mich sonderlich schockiert, sondern weil die Beschreibungen zu aufdringlich sind. Man hätte auch unterschwelliger zeigen können, wie hart und teilweise brutal das Landleben ist - hier wäre weniger mehr gewesen.

Auch das sehr offene Ende kam mir etwas zu plötzlich. So erfährt man zwar viel über Marias Kindheit, der gegenwärtige Konflikt wird allerdings nicht wirklich aufgeklärt.

Weil mir zwar die Geschichte und vor allem die Erinnerungen vor dem Setting der alten Mühle sehr gefallen haben, mir aber eine Entwicklung der Protagonistin und etwas mehr Tiefe gefehlt haben, gebe ich ⭐️3,5/5⭐️

Bewertung vom 16.02.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

So wichtig

Wer mich trifft, sieht eine Mutter mit zwei gesunden Kindern. Was keiner sieht: Da waren noch zwei Schwangerschaften, die zu früh geendet haben.
Und mit diesem Schicksal bin ich nicht alleine, ca. 30 % aller Schwangerschaften enden mit einer Fehl- oder Stillen Geburt.
Wer nicht selbst betroffen ist, kennt diese hohe Zahl nicht, denn es spricht kaum jemand darüber.

Eva Lindner bricht mit ihrem Buch "Mutter ohne Kind" dieses Schweigen. Nach ihrer eigenen Fehlgeburt beschäftigt sich die Journalistin intensiv mit dem Thema, spricht mit anderen betroffenen Frauen und Familien und schaut sich die aktuelle Forschungslage an.

Das Buch ist in zehn Kapitel unterteilt. Jedes beginnt mit einem Erfahrungsbericht und wird dann mit genau recherchierten Fakten fortgesetzt. Dabei hat jedes einen eigenen Themenschwerpunkt.

Viele Zahlen und Gegebenheiten sind schockierend, daher empfehle ich jeder und jedem dieses Buch, nicht nur Betroffenen. Denn statistisch gesehen kennt jede*r eine Person, die bereits eine Fehlgeburt erlitten hat oder noch erleiden wird.

Die Mischung aus persönlichen Geschichten und Fakten sowie der angenehme Schreibstil ließen mich das Buch kaum aus der Hand legen, ich habe es verschlungen wie einen Roman.

Es bekommt definitiv eine klare Leseempfehlung meinerseits und hat mir gezeigt, dass ich öfter mal zu einem Sachbuch greifen sollte.

Bewertung vom 24.01.2024
Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!
Ofner, Agi

Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!


sehr gut

Mitmachspaß für Kleinkinder

"Ein kleines Geheimnis" ist ein Pappbilderbuch, das schon die Kleinsten zum Mitmachen auffordert.

Empfohlen wird es ab zwei Jahren, aber auch schon kleinere Kinder werden ihren Spaß daran haben. Denn die Seiten sind sehr stabil, die Illustrationen einfach und kontrastreich gehalten und die Texte kurz und gut verständlich.

Um das Geheimnis des Eichhörnchens zu erfahren, müssen die kleinen Leser*innen verschiedene Aufgaben erledigen, z.B. Seifenblasen antippen, klatschen, das Eichhörnchen füttern usw.
So wird spielerisch die Konzentration und das Textverständnis gefördert. Meine zweijährige Tochter hatte definitiv ihren Spaß daran, jedoch konnte sie die Aufgaben nach ein paar mal Anschauen schon auswendig. Deswegen würde ich es nicht unbedingt für ältere Kinder empfehlen, für diese könnte es schnell zu langweilig werden.

Bewertung vom 31.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Ruhige Geschichte über Familie

Alex Schulman schreibt in "Endstation Malma" über drei Protagonist*innen und deren Reise:
Harriet, die mit ihrem Vater auf dem Weg zu einer Beerdigung ist.
Oskar mit seiner Freundin, nach einem großen Streit.
Und Yana, im Handgepäck ein Fotoalbum ihres Vaters.
Was die drei außer ihrem Ziel, dem Bahnhof Malma, verbindet, wird den Leser*innen im Laufe des Buches offenbart.

Schulman erzählt dabei in einer ruhigen, unaufdringlichen Art die Geschichte dreier Generationen und verwebt ihre Geschichten dabei nach und nach zu einer gemeinsamen.
Zunächst scheint es so, als spielten die drei Perspektiven sich gleichzeitig ab, schnell wird einem aber bewusst, dass Jahrzehnte zwischen den einzelnen Schicksalen liegen.
Dabei vermittelt der Autor eine Botschaft: Was wir als Kinder erleben, beeinflusst unser Verhalten als Erwachsene.

Wie schon in "Die Überlebenden" kreiert Schulman einen einzigartigen Aufbau: Verschiedene Charaktere, verschiedene Zeiten, verschiedene Geschichten, die an einem gemeinsamen Schauplatz stattfinden: Im Zug nach Malma.
Durch diese Besonderheit hat mich das Buch direkt in seinen Bann gezogen und nicht wieder losgelassen.

Er schafft es außerdem, ganz gewöhnlichen Menschen Leben einzuhauchen, tiefe Gefühle zu erwecken und Empathie für jeden Protagonisten herbeizuführen.

Diese Geschichte über eine gewöhnliche schwedische Familie kam so leise und unauffällig daher und hat mich dabei voll und ganz ergriffen. Alex Schulman ist meiner Meinung nach ein großartiger Erzähler und ich hatte direkt nach dem Beenden des Buches das Bedürfnis, es noch einmal zu lesen.

Bewertung vom 11.10.2023
Das Buch Eva
Clothier, Meg

Das Buch Eva


weniger gut

Seichte Fantasy-Geschichte

Vor den Toren eines italienischen Frauenklosters werden zwei schwerverletzte Frauen zurückgelassen. Eine von ihnen reicht der Bibliothekarin Beatrice im Sterben liegend ein geheimnisvolles Buch. Die Seiten entwickeln schnell ein Eigenleben und Beatrice muss es mit allen Mitteln beschützen, denn skrupellose Männer versuchen, es an sich zu reißen.

Der historisch-religiöse Schauplatz, der spannend klingende Plot mit dem geheimnisvollen Buch im Mittelpunkt und vor allem das wunderschön gestaltete Cover haben mich direkt angesprochen.
Leider wurden meine Erwartungen zutiefst enttäuscht.
Fangen wir mit dem Schreibstil an: Dieser konnte mich überhaupt nicht packen. Meg Clothier lässt Beatrice als Ich-Erzählerin fungieren, dabei wird sie sehr erklärend, was Unwichtiges angeht. Relevante Handlungen und Informationen kommen hingegen zu kurz. Mir fiel es dadurch oft schwer, nicht den Faden zu verlieren. Sie schreibt sehr salopp, was ein Buch auflockern kann, hier fand ich es hingegen gänzlich unharmonisch. Viele Begriffe entsprechen nicht dem historischen Kontext, generell hatte ich nicht das Gefühl, dass geschichtliche Hintergründe besonders gut (oder überhaupt) recherchiert wurden.
Mal abgesehen vom Klappentext gibt es auch keinen wirklichen Hinweis darauf, dass das Buch in der italienischen Renaissance stattfinden soll. Die Geschichte könnte jederzeit überall spielen.

Was mir schließlich komplett missfiel, waren die Fantasy-Elemente. Ich habe einen historischen Roman erwartet, gerade weil die Autorin sich von einem realen Manuskript hat inspirieren lassen und keine Geschichte über Magie.

Hier konnten mich weder die Handlung, noch der Erzählstil überzeugen.
Zwei Sterne gebe ich für die interessante Grundidee und das wunderschöne Cover, alles andere war für mich leider sehr enttäuschend.