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Benutzername: 
orfe1975
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2019
Was es ist
Willmann, Julia

Was es ist


gut

Eine Betrachtung des (eigenen) Lebens

Cover und Gestaltung:
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Das Cover wirkt nüchtern, wodurch es auf mich anziehend wirkte: Es stellt für mich einen verschwommenen Ausblick aus dem Fenster dar, die Striche in der Mitte symbolisieren für mich den Cut zwischen verschiedenen Welten und verschiedenen Zeiten. Auf den Inhalt bezogen ist das Cover sehr passend, vor allem die Ruhe, die es ausstrahlt, spiegelt den Inhalt sehr gut wieder und weckt die passende Erwartungshaltung.
Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und wenn noch ein Lesebändchen dabei wäre, wäre der Gesamteindruck perfekt.

Inhalt:
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Viola ist ein Kontrollfreak und damit sehr gut in ihrem Job. Einsam und akribisch erledigt sie ihre Arbeit und ist damit sehr erfolgreich und gut verdienend. Auf der Strecke bleiben Gefühle und Zweisamkeit. Auch das Verhältnis zu ihren Eltern ist seit Kindheit nicht das Beste. Als ihre Mutter erst eine Art Schlaganfall erleidet und später ins Koma fällt, wird Viola gezwungen, sich mit ihrer Vergangenheit und ihren Gefühlen auseinanderzusetzen.

Mein Eindruck:
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"Wann hat das angefangen? Dass Freude misstrauisch macht. Und Glücklichsein unruhig. Dass das Leben sich nicht wie eine Möglichkeit anfühlt, sondern wie eine Bedrohung, ein Zwang?" (S. 193)

In der Beschreibung heißt es im Bezug auf Viola: "...muss sie die Sicherheitszone ihres kontrollierten Lebens verlassen und sich auf eine Reise wagen, die sie letztendlich zurück zu sich selbst führt." Dies hat mich sehr neugierig gemacht und ich hatte daher eine Art Selbstfindungsgeschichte erwartet. Doch der Einstieg gestaltete sich zunächst schwierig, denn er beginnt mit einem Brief von Viola vermutlich an ihre Mutter (an M.): "...die Liebe ist blind, sagt man. Wir sind es leider nicht gewesen. Ich bin für eine Weile verreist. Wenn mir das Blindsein wieder gelingt, komme ich Euch besuchen." Dann folgt ein Traum Violas und erst nach und nach wird der Leser in die Geschichte eingeführt und mit den wesentlichen Personen bekannt gemacht. Zeitweise ist die Geschichte dabei in der Gegenwart im Erzählstil aufgebaut, jedoch vielfach unterbrochen von Träumen oder Gedanken Violas oder Rückschauen in die Vergangenheit. Oft verschmelzen die einzelnen Handlungsstränge und man muss sich stark konzentrieren, um zu verstehen, auf welcher Zeitebene man sich gerade befindet und um was es gerade geht. Teilweise gab es hierbei sehr gute Passagen, die flüssig und verständlich und mit einer starken poetischen Ausdruckskraft geschrieben waren. Teilweise gab es aber auch Träume, Gedanken oder ganz banal erscheinende Alltagsbeschreibungen, die mich zwischendurch verwirrt haben, weil ich ihnen keinen Sinn zuordnen konnte oder nicht verstand, worauf sie sich gerade bezogen. Gerade als ich das Gefühl hatte, gut in die Handlung eingestiegen zu sein und sie genießen zu können, war die Geschichte sehr abrupt zu Ende und das Ende dabei so offen gestaltet, dass ich unbefriedigt den Roman zuklappte. Was ich auch vermisste, war eine erkennbare, positive Veränderung Violas, wie ich sie aufgrund des Klappentextes erwartet hätte.
Ich sehe in diesem Roman viel Potenzial, ich habe mir einige Zitate aufgeschrieben, die ich sehr treffend fand und die mich sicher auch nach dem Roman immer wieder zum Nachdenken anregen werden. Allerdings war die Umsetzung für mich nicht so zufriedenstellend wie erhofft durch die vielen besagten Sprünge. Es ist als hätte man aus Violas Leben einen Haufen diverser Ausschnitte genommen und sie zu einer Collage aus Träumen, Erlebnissen und Gedanken zusammengestellt, aus der sich jeder Leser das heraus picken kann, was ihm am meisten zusagt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder gar vollständiger Sinnhaftigkeit. Auf mich wirkt es damit etwas experimentell und unausgegoren. Dennoch lesenswert aufgrund der poetischen Ausdruckskraft.

Fazit:
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Roman mit poetischer Ausdruckskraft: eine Collage aus Träumen, Gedanken und Erlebnissen, der jedoch der rote Faden fehlt.

Bewertung vom 24.07.2019
Der Löwenzahnjunge
Kingsbury, Karen

Der Löwenzahnjunge


gut

Musik als Schlüssel für einen Autisten

Meine Meinung:
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Bisher kannte ich nur die Geschichte von Autisten, die von Geburt an diese Krankheit hatten und mir war auch nicht bewusste, dass sich so große Veränderungen in ihnen vollziehen können. Daher fand ich es spannend, den Roman zu lesen, zumal im Nachwort erwähnt wird, dass Henrys Geschichte auf einer wahren Geschichte eines real existierenden Jungen beruht. Hätte ich dies nicht gewusst, hätte ich an vielen Stellen des Romans gezweifelt, ob eine solch gradlinige und große Veränderung möglich ist. Denn auch wenn ich den Roman verschlungen habe, weil die Kapitel kurzweilig sind und die Sprache so bildhaft, dass das Lesen einfach Spaß macht, so fand ich viele Sachen zu vorhersehbar und zu gewollt, so dass es für mich nicht immer glaubwürdig klang. Ich zweifele nicht daran, dass Gebete und Glaube einiges im Leben bewegen können, ich habe es selbst schon erlebt. Aber die Art und Weise, wie es hier getan wird nach dem Motto: Glaube und Bete nur genug, dann wird alles gut, halte ich doch für fragwürdig. Dass Musik jedoch die Psyche und somit das Verhalten verändern kann, ist für mich hier nachvollziehbar dargestellt. Sie ist auch das verbindende Element der Protagonisten in diesem Buch.

Woher Henrys Autismus kommt, warum sich seine Änderung von einem gesunden zu einem autistischen Jungen vollzieht, wird hier zwar oft in Frage gestellt bzw. Vermutungen darüber angestellt (seine Eltern geben verstärkten Impfdosen die Schuld), aber die Lösung oder weitere mögliche Begründungen bleiben hier außen vor. Das fand ich etwas unbefriedigend, da hier zwar das Thema Impfen angeprangert wird, aber keine sachliche Aufklärung stattfindet. Auf mich machte das den Eindruck, als wolle die Autorin dem Leser das Thema Impfen bewusst negativ darstellen. Ansonsten hätte ich mir gewünscht, diese Vermutung wäre erst gar nicht erwähnt worden.
Außer Henrys Autismus geht es aber in diesem Roman auch um die üblichen High School Themen wie Erwachsen werden, Verantwortung übernehmen und "Klassiker" wie Mobbing und Suizid. Das fand ich alles etwas zu viel des Guten, auch wenn letztendlich alle Handlungsstränge sinnvoll miteinander verflochten wurden, so hatte ich den Eindruck, das Drehbuch eines klassischen amerikanischen Highschool-Films zu lesen, bei dem das Thema Autismus im Vordergrund steht.
Daher empfehle ich das Buch für alle, die Bücher der Art mögen, bei denen man vieles vorausschauen kann und das erwartete Happy End eintritt. Meinen Geschmack hat es nicht ganz getroffen, weil es mir teilweise etwas zu kitschig war.

"Und dann sprachen er und Ella über das Stück. Die Schöne und das Biest. Henry musste viel beten, als die Leute das Biest töten wollten, weil das Biest innerlich so freundlich war. Es sah gemein aus, aber sein Herz war gütig und sanft. Und nicht alle sahen so aus, wie sie waren. Manche Leute waren wie Gaston, der äußerlich nett aussah, aber innerlich verschlossen und traurig war. Manche Kinder in der Schule waren so. Viele von ihnen trugen Footballtrikots. Sie waren wie Gaston. Aber das Biest ist ein guter Mensch. Wenn Henry mitspielen könnte, würde er das Biest sein wollen und genauso freundlich. Aber vielleicht wäre er auch lieber der Prinz am Ende. Denn der Prinz sah so aus, wie das Biest innerlich war. Manchmal konnten die Menschen das Innere einer Person nur sehen, wenn sie das Äußere mochten. Weil sie noch nicht gelernt hatten, die Musik zu hören." (S. 113)

Diese Botschaft hat mir besonders gut gefallen, dass man hinter die Kulissen, hinter die Fassade eines Menschen schauen sollte, denn es könnte sich ein Prinz dahinter verbergen. Und dass Musik der Schlüssel für eine gemeinschaftliche Kommunikation sein kann. Die Welt aus Henrys Augen zu verfolgen, war zudem eine erfrischend andere Perspektive.

Fazit:
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Highschool-Roman mit Schwerpunkten Autismus und Freundschaft, schön und flüssig geschrieben, leider manchmal etwas kitschig und vorher

Bewertung vom 24.07.2019
Ich muss verrückt sein, so zu lieben
Shanks, Shauna

Ich muss verrückt sein, so zu lieben


gut

Eine Frau kämpft um ihre Ehe mit Gottes Hilfe

Mein Eindruck:
Die Beschreibung und das Cover hatten mich sofort gepackt. Sicher kennen viele das Gefühl, wenn die Ehe auf einmal zu kippen droht bzw. wenn man plötzlich vom Partner eröffnet bekommt, es sei etwas nicht in Ordnung, obwohl man selbst dies zuvor anders wahrgenommen hat. Gefühle wie Verbitterung, Wut, ggf. Rachsucht aufgrund seelischer Verletzungen kommen da schnell hoch. Ich war neugierig, wie Shauna es geschafft hat, die Liebe überwiegen zu lassen und wie sie ihre Ehe damit retten konnte.

Optisch ist das Buch schön gestaltet mit dem scheinenden Herz als Abschnittstrenner und schreibschriftartigen Kapitelüberschriften. Zudem ist jedem Kapitel ein passendes Bibelzitat vorangestellt, das durch ein Pflanzenblatt vom Kapitel optisch getrennt wird.

Der Einstieg in die Handlung ist noch viel versprechend. Shauna fasst zusammen, wie Micah und sie sich kennen gelernt haben und es wie dann zum Heiratsantrag kam. Danach folgt ein Zeitsprung, bei dem sie den fatalen Tag schildert, an dem Micah ihr mitteilt, dass er sie nicht (mehr) liebe. Im weiteren Verlauf erlebt der Leser die Höhen und Tiefen von Shauna beim Kampf in sich, um ihren Glauben und ihre Ehe. Ihre Hoffnung, aber auch die Zweifel und negativen Gefühle. Diesem Verlauf vermochte ich oft schwer zu folgen, da er nicht chronologisch erzählt wurde. Da Vieles, das sich auf die (frühere) Beziehung von Shauna und Micah bezog, nur häppchenweise eingestreut wurde, konnte ich manchmal schwer die aktuelle Situation nachvollziehen. Am Ende wird klar, dass Micah das Buchprojekt unterstützt hat, um ihrer beide Geschichte zu erzählen. Da hätte ich es wünschenswert gefunden, wenn er im Buch zu einigen Stellen auch seine Meinung offenbart hätte.

Shaunas Kampf selbst lässt mich zwiespältig zurück. Zwar kann ich auf der einen Seite ihre Verzweiflung nachvollziehen und einige ihre Tipps wie den "Liebesfilter" oder die "Gefangennahme schlechter Gedanken" fand ich gut und nachahmenswert. Auf der anderen Seite war mir ihre Einstellung zu Gott und vor allem zum Gebet zu extrem. Sie erschien für mich sehr egoistisch. Wenn sich Dinge für sie zum Guten gewendet haben nach dem Gebet, so war es Gottes Werk, wenn nicht, dann verzweifelte sie sogleich. Alles, was sie tut, tut sie nicht (in erster Linie) aus Liebe zu Micah, sondern als Mittel zum Zweck (ihn zurückzuhaben). Obwohl sie sich an das "Hohelied der Liebe" (1.Korinther 13) halten will, so hatte ich doch oft den Eindruck, dass sie widersprüchlich handelt, Liebe mit Besitz verwechselt. Diese Ich-Bezogenheit hat mich häufig beim Lesen genervt, auch wenn es immer wieder sehr gute Passagen gab, wenn sie z. B. mit ihren Kindern über die aktuelle Situation redet und sie verbal beschützt. Auch ihr Durchhaltevermögen habe ich dabei sehr bewundert. Letztendlich stand im Vordergrund ihre Beziehung zu Gott und die Beziehung zu Micah war dabei nur der Aufhänger, das 'Nebenprojekt', so empfand ich es. Ich bin überzeugt, dass der Glaube an Gott eine sehr wichtige Unterstützung in allem ist, auch im Kampf um Beziehungen. Doch die Ich-Bezogenen Interpretationen der Bibelverse und Shaunas ekstatische Ausbrüche bei Lobpreisliedern empfand ich eher als befremdlich. Schließlich hat mich die Auflösung, die Micahs schlechtes Verhalten ihr gegenüber begründen soll, doch sehr überrascht und schockiert zurückgelassen. In gewisser Weise hatte ich am Ende das Gefühl, dass Shauna wirklich etwas "ver-rückt" ist, wie im Titel angedeutet, sie ist mir einfach zu extrem in mancher Hinsicht. Daher ließ mich das Buch unbefriedigt zurück, ich hatte mir etwas anderes erhofft.

Fazit:
Mit Gottes Hilfe die Ehe retten: Viele gute Denkanstöße, doch recht extreme Glaubenspraktiken und eindimensionale Ansichten der Autorin

Bewertung vom 16.08.2018
Rettet die Wirtschaft ... vor sich selbst!
Mayer, Christian

Rettet die Wirtschaft ... vor sich selbst!


ausgezeichnet

Wirtschaft für jedermann - ein aufklärendes und aufrüttelndes Buch

"Kehren wir also zurück zu ganz grundsätzlichen Annahmen über die Wirtschaft. Nehmen wir Altbekanntes einmal auseinander und schauen nach, was zutage tritt. Machen wir keinen Halt vor Tabus und legen wir sogar unsere Sprache auf den Seziertisch." (S. 14)

Ich habe selbst BWL studiert und dabei erfahren, dass dort oft das neoklassische Wirtschaftsdenken ausschließlich und wenig in Frage stellend gelehrt wird. Zudem gibt es immer wieder den Versuch, durch Verwissenschaftlichung der Thematik die "normalen Leute von der Straße" auszugrenzen und so den Eindruck zu vermitteln, Wirtschaft sei nur etwas für einen begrenzten Personenkreis und an den gelehrten Grundsätzen sei nicht zu rütteln. Spätestens seit der Finanzkrise sollte allen interessierten Bürgern klar geworden sein, dass ein Umdenken erforderlich ist.

Christian Mayer hat sich dieser Thematik angenommen. Er schildert zunächst, warum Wirtschaft JEDEN betrifft und beleuchtet schrittweise einzelne Bereiche in einer Sprache, die auch für BWL-Laien verständlich sind. Dabei zeigt er anschaulich auf, wie durch neoklassisch geprägte Begriffe wie Wirtschaftswachstum oder der klassische Arbeitnehmerbegriff ein Bild im Kopf geschaffen wird, das unser Denken über die Wirtschaft geformt und mit der Zeit beschränkt hat. Er analysiert diese Begriffe und zeigt auf, warum diese dauerhaft die Wirtschaft an den Abgrund führen und erläutert an vielen Beispielen, die teilweise bereits in der Historie zu finden sind, teilweise in modernen Lehren und Projekten Eingang finden, wie wir uns dieser Thematik kritisch gegenüberstellen können und so die Bewegung in neue Bahnen lenken können, um die Welt ein Stück besser und nachhaltiger zu gestalten. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Stichwort, dass in der neoklassischen Theorie leider viel zu oft vernachlässigt wird, für unsere Existenz auf der Erde jedoch unumgänglich ist. Das macht Mayer auch immer wieder deutlich.

Mir gefällt hierbei seht gut, dass zwar die bis dato bekannten Lehren sachlich kritisiert, aber nicht pauschal verteufelt werden. Der Ton ist sachlich, konstruktiv, der Leser wird zwar zur Kritik hingeführt, aber ist durch die Darlegung mündig, sich seine eigenen Gedanken zu bilden. Einige, zentrale Aussagen sind fett gedruckt sind. So findet man wichtige Stellen wieder und merkt sich bestimmte Aussagen besser. Die Kapitel bauen aufeinander auf und so ist der rote Faden stets erkennbar. Am Ende gibt es viele gute Erläuterungen und Literaturhinweise zu den Fußnoten und ein übersichtliches Stichwortregister, das für mich das Gesamtwerk perfekt abrundet.

"Wenn wir ehrlich sind, ist unser Denken von Annahmen über die Gesellschaft und die Wirtschaft bestimmt, die die heutigen Probleme erst geschaffen haben. Um diesen aber Herr zu werden, braucht es freie und unangepasste Denkerinnen und Denker. Das mag platt klingen, ist aber eine ungemein komplexe Aufgabe, denn unangepasstes Denken ist nicht gleich Kreativität, auch wenn sie eine wichtige Voraussetzung dafür ist. Unangepasstes Denken ist die Fähigkeit, auf eine Frage möglichst viele Antworten zu finden und diese Frage auf möglichst viele Arten auszulegen. Und zwar nicht linear oder eindimensional. Wir müssen selbst aktiv werden und uns für eine Meinungsvielfalt öffnen. "
(S. 218f.)

Die bisher gültigen und viel verbreiteten Wirtschaftstheorien haben ausgedient, sind sogar der Grund, warum sich diese Welt nicht weiterentwickeln kann und möglicherweise bald stillsteht. Dieses Buch zeigt gute Alternativen auf, regt zum Umdenken und kritischen Betrachten ein und muntert zum Handeln auf.

Fazit:
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Gute Ideen für Alternativen zum heutigen Wirtschaftssystem und dem Aufruf zum aktiven Andershandeln - Verständlich und aufrüttelnd geschrieben.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2018
Der höchste Bücherberg der Welt
Bonilla, Rocio

Der höchste Bücherberg der Welt


ausgezeichnet

Mit Büchern hoch hinaus

Cover und Gestaltung:
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Die Gestaltung ist traumhaft! Das Bild von Lukas auf seinem Bücherberg unterstreicht den Titel und die Illustration ist so liebevoll, dass man gleich weiß, was einem im Inneren erwartet. Die Bilder sind so schön, dass man sich jedes einzelne gerne als Poster an die Wand hängen möchte.
Das Buch ist Hardcover und die Seiten haben in etwa DIN-A4-Format und sind optimal zum Durchblättern von Kinderhand, auch auf dem Schoß sitzend, geeignet. Die Seiten sind etwas dicker und gehen nicht so schnell kaputt beim Lesen. Am Ende gibt es eine Messlatte in Form des Bücherbergs fürs Kinderzimmer: Unser persönliches Highlight! Optisch klasse!

Inhalt:
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Lukas möchte fliegen lernen seit er klein ist, doch sein Wunsch scheint nicht in Erfüllung zu gehen. Da schenkt ihm seine Mutter ein Buch und erzählt ihm, dass man mit Büchern auch fliegen kann. Obwohl er diese Aussage nicht versteht, beginnt er, sich in die Geschichte zu vertiefen und mit jedem Buch, das danach folgt, steigt er höher und höher mit seinem Bücherberg nach oben.

Mein Eindruck:
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Dieses Buch ist ein Bilderbuch mit großflächigen Bildern auf jeder Seite, das aufgrund der geringen Textlänge pro Seite gut für Kinder ab 3 Jahren geeignet ist. Durch die vielen literarischen Anspielungen in den Bildern und der Botschaft der Geschichte spricht es aber auch alle erwachsenen Leseratten an.
Wer kennt das nicht: das man sich so in eine Geschichte vertieft, dass man gedanklich weit weg reist, ja sogar fliegt? Für Lukas und am Anfang für viele Kinder ist dieses Gefühl neu, umso wichtiger ist, dass sie durch diese wundervoll illustrierte Geschichte die Lust aufs Lesen nahe gebracht bekommen!

Ich habe das Buch zusammen mit meiner Tochter (4J.) gelesen, die zwar noch nicht lesen kann, aber sich liebend gerne vorlesen lässt und auch alleine manches Buch durchblättert und auf sich wirken lässt. Sie war besonders fasziniert von den schönen Bildern und erstaunt darüber, wie hoch der Bücherberg wuchs. Natürlich ist die Höhe von surrealistischem Ausmaß, die Geschichte überspitzt das Ganze, aber es wird klar, was gemeint ist und wie wichtig Bücher und ihre Geschichten für das eigene Leben sein können. Bei den Bildern gibt es immer etwas zu entdecken, über das man mit dem Kind kommunizieren kann, wie z. B. Warum Lukas nicht runter fällt oder man macht sich auf die lustige Situation aufmerksam, als der Feuerwehrmann für Lukas ein Hähnchen mit einer Schnur hochzieht, weil dieser sich weigert, zum Essen den Bücherstapel zu verlassen. Im Buch gibt es viele Anspielungen auf bekannte Werke wie "King Kong", "Das Dschungelbuch" oder "Der kleine Prinz". Diese musste ich meiner Tochter erst mal erklären, da sie diese Werke (noch) nicht kannte. Für Erwachsene gibt es also ein Wiedersehen mit alten Bekannten, Kinder erhalten neue literarische Anregungen.

Fazit:
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Wundervolles Bilderbuch für große und kleine Leseratten und die, die es noch werden wollen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2018
Es ist nicht alles Gott, was glänzt
Keller, Timothy

Es ist nicht alles Gott, was glänzt


ausgezeichnet

Das Menschenherz ist eine Götzenfabrik

Cover:
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Real sieht das Cover noch besser aus als im Internet: Der Autorenname und der Mittelpunkt der Sonne glänzen richtig golden und strahlen einem entgegen. Es passt hervorragend zum Titel, denn man hat gleich einen Eindruck, was es heißt geblendet zu werden und daher für die wesentlichen Dinge ggf. keinen Blick mehr zu haben. Ein richtiges Schmuckstück im Regal!

Inhalt:
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"Was ist eine Götze? Alles, was uns wichtiger ist als Gott, was unsere Gedanken und Gefühle mehr gefangen nimmt als er und von dem wir uns das versprechen, was nur Gott geben kann, ist ein Götze." (S. 18)

In der heutigen Gesellschaft ist es anerkannt, nach Geld, Macht und Erfolg zu streben. Doch dass wir uns damit immer mehr von Gott und von uns selbst entfernen, erkennen wir oft nicht. Doch auch, wer nicht nach so hohen Idealen strebt, kann im Kleineren ebenso Götzen anbeten, ohne dass es einem direkt bewusst ist. Timothy Keller zeigt in diesem Buch anhand vieler biblischer und lebensnaher Beispiele diese Götzen auf und wir wir damit umgehen sollen.

Mein Eindruck:
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Die Beschreibung und das tolle Cover haben mich magisch angezogen und ich wurde nicht enttäuscht. Kellers Schreibstil ist klar und eindringlich, die vielen Beispiele veranschaulichen und bestärken Kellers Aussagen.

"Das Herz des Menschen ist wirklich wie eine Fabrik, in der Götzen am Fließband produziert werden." (S. 195)

Jedes Kapitel ist einem anderen Götzen gewidmet: Liebe, Geld, Erfolg, Macht und schließlich verborgene, nicht offensichtliche Götzen wie z. B. kulturelle oder auch religiöse Götzen. Während einige der aufgezählten für mich offensichtlich waren (z. B. Geld,Macht), so hat der Autor mich doch überrascht, denn ich hätte u. a. nicht gedacht, dass auch die (übertriebene) Liebe zum eigenen Kind als Götze gelten könnte. Doch mit seinen Beispielen hat Keller für mich schlüssig begründet, warum er dies so sieht.

Wenn der Leser dann gegen Ende das Gefühl hat, er trägt jede Menge Götzen in sich, aber weiß nicht, wie er damit umgehen soll, nimmt Keller ihn in den letzten Kapiteln "Das Ende der falschen Götter" und "Wie wir unsere Götzen aufspüren und ersetzten können" an die Hand und führt ihn aus diesem Dilemma wieder heraus:

"Freude und Umkehr gehören zusammen. Umkehr ohne Freude führt in die Verzweiflung. Freude ohne Umkehr ist hohl und wird nur vorübergehende Inspiration statt eine tiefgreifende Veränderung bewirken [...] Umkehr aus Angst führt dazu, dass wir uns selbst hassen. Umkehr aus Freude führt dazu, dass wir die Sünde hassen."(S. 215)

"Freude bedeutet einen Schatz zu besitzen, sich seines Wertes bewusst zu sein und über die Schönheit und Bedeutung des Schatzes nachzudenken, bis unser Herz ruhig wird und ganz von der Freude darüber erfüllt ist. In diesem Sinn ist Freude eine Form der Anbetung, die das Herz erfüllt und Frieden schenkt. Diese Freude wird unser Herz dazu bringen, alles andere loszulassen, das einst so wichtig erschien." (S. 216)

Am Ende sind zu jedem Kapitel viele Erläuterungen und Quellenangaben zu den Fußnoten zum Nachschlagen sowie ein Literaturverzeichnis für weitere Recherche angeführt, die das Buch für mich rund machen.

Sicherlich kann man dem Autor vorwerfen, dass er alles zu extrem sieht oder es ihm darum geht, den Menschen als Sünder zu verurteilen. Ich habe aus diesem Buch herausgelesen, welche Götzen es geben kann und dass man sich der eigenen Götzen einfach mal wieder bewusst wird, um einen Lebensweg zu finden, der näher an dem dran ist, was Gott möchte und man dadurch auch mehr Lebensfriede und Zufriedenheit erlangt. Dies war für mich das erste Buch von Keller, aber es wird sicher nicht das letzte gewesen sein!

Fazit:
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Jeder von uns hat Götzen, Keller beschreibt sie und zeigt einen Weg zum besseren Umgang mit ihnen auf - Schlüssig geschrieben und mit vielen biblischen Beispielen unterlegt

Bewertung vom 16.08.2018
Unbrauchbar?
Furtick, Steven

Unbrauchbar?


sehr gut

Unbrauchbar ist Gottes Lieblingsqualifikation

Inhalt:
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Steven Furtick ist Gründer und Pastor der Elevation Church und Vater von drei kleinen Kindern. In einem youtube-Video sagt bei einem Interview jemand, wenn er an Steven Furtick denkt, dann denkt er an "unqualifiziert". Nur dieses eine Wort. Das bringt ihn dazu, darüber nachzudenken, warum wir so häufig das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, warum wir häufig "ich bin..." und dann als drittes Wort etwas negatives über uns denken oder sagen. Wir sollten stattdessen als drittes Wort ein Wort haben,das widerspiegelt, wie Gott uns geschaffen hat und aus seinen Augen betrachtet. In diesem Buch geht er an hand der Geschichte von Jakob und eigenen Erfahrungen diesem Gedanken nach, um letztendlich "...zu verstehen, wer wir zurzeit sind, damit wir werden können, wer wir sein sollten und wie wir gedacht sind. Es geht in dem Buch darum, die Vorurteile und Annahmen, die wir über uns selbst haben, schonungslos aufzudecken und zu überprüfen. Es geht darum zu erkennen, dass Gott die Quelle und der Ursprung unserer Zulänglichkeit ist." (S. 15)

Mein Eindruck:
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Der Klappentext machte mich neugierig, schließlich kennt es jeder, dass er "Ich bin..." plus ein negatives Wort über sich erfolgen lässt. Schon beim Einstieg hat der Autor mich mitgenommen, denn die YouTube-Bemerkung, die ihm so nahe geht, zeigt, dass er auch als Pastor im Grunde genommen wie jeder "normale" Mensch agiert, sich über die negative Bemerkung ärgert und sich schlecht vorkommt. Damit hat er gleich meine Sympathie erworben.

Mir hat der Aufbau des Buches sehr gut gefallen, denn Furtick tastet sich schritt für Schritt vor, angefangen mit der Begründung, warum dieses "dritte Wort" so wichtig ist und warum man im Grunde Gott damit beleidigt, wenn man es negativ besetzt. Das "dritte Wort" ist der Schlüssel zu allem und zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch:

"Das ist das dritte Wort, durch das sich alle anderen erschließen. 'Ich bin...gekannt.' Von wem? Von einem geduldigen, freundlichen, allwissenden Gott. Wenn Sie sich selbst durch irgendeinen anderen Spiegel betrachten als durch ihn, dann ist das Bild, das Sie sehen, immer verzerrt." (S. 96)

In jedem Abschnitt sind Beispiele aus dem Leben des Autors eingewoben und er hangelt sich dabei an der Jakob-Geschichte entlang, die ich auf diesem Wege in einem ganz anderen und detaillierterem Blickwinkel betrachten konnte. Die Ausdrucksweise ist klar und flüssig zu lesen, ich konnte dem Autor gut folgen und seine Erkenntnisse teilen. Etwas mühselig fand ich, dass er sich öfter wiederholte und ich hätte mir gewünscht, dass die Essenz jeden Kapitels in Kästchen oder anderer Schriftart noch mal hervorgehoben wird. Der Text ist leider optisch sehr monoton und schlicht gestaltet, so musste ich das Buch öfter aus der Hand legen, weil ich das Lesen manchmal als ermüdend empfunden habe. Ich hätte mir gewünscht, dass manches etwas knackiger auf den Punkt gebracht wäre und der Text optisch weniger schlicht gehalten wäre. Inhaltlich hat mich das Buch jedoch überzeugt, ich habe viel über Jakob gelernt, das besagte "dritte Wort" und warum ich in Zukunft dasselbe positiver besetzen sollte bzw. weiß, wie Gott mich wohl betrachtet. Daher kann ich das Buch jedem weiterempfehlen, der mehr für sein Selbstbewusstsein tun will.

"Es muss sich etwas ändern. Wir können nicht unser ganzes Leben damit verbringen zu hoffen, dass die Menschen uns mögen, sondern wir müssen unsere Erfüllung in Jesus finden. Wenn wir von Jesus erfüllt sind und jemand uns nicht mag, dann ist er es, dem etwas entgeht - nämlich all das, was Gott in uns hineingelegt hat." (S. 242f.)

Fazit:
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Aufmunternd und schlüssig geschrieben, manchmal leider zu viele Wiederholungen und der Text hätte knackiger formuliert sein können.

Bewertung vom 16.08.2018
Mein wunderbares Bücherboot
Henshaw, Sarah

Mein wunderbares Bücherboot


gut

Mit dem Bücherboot quer durch England

Cover:
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Das Titelbild wirkt wie ein Buch aus den 50er Jahren auf mich. Bei diesem Stil wird einem warm ums Herz, es wirkt liebevoll und harmonisch. Die Gestaltung lässt jedoch eher einen Roman als einen Reisebericht vermuten und führt so anfangs den Leser in die Irre. Ein großer Pluspunkt ist das Lesebändchen, das das Hardcover perfekt ergänzt. Im Buchladen hätte ich sofort zugegriffen.

Inhalt:
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Die große Leidenschaft der Engländerin Sarah Henshaw sind Bücher und ihr Traum eine eigene Buchhandlung. Kurzerhand erfüllt sie sich ihren Traum, indem sie ein altes Boot kauft, mit Hilfe ihres Freundes zur Buchhandlung umbaut und nach Trennung desselben Freundes auf Selbstfindungstrip mit ihrem "wunderbaren Bücherboot" geht. Ihr Weg führt sie durch halb England, durch viele Schleusen und an skurrilen sowie interessanten Menschen vorbei. Dabei versucht sie, dem Untergang der konventionellen Buchhandlungen mit kreativen Ideen entgegenzuwirken.

Mein Eindruck:
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"Diese Geschichte handelt von einer Reise, auf der ich Bücher gegen Essen, gegen Badbenutzung oder gegen ein Bett tausche. Insofern handelt es sich um eine Reihe äußerst kurzer, ziemlich intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen mit Leuten, die ich danach nie wiedersehe.Quasi eine Art überlanges Taylor-Swift-Album." (S. 37)

Der Einstieg gefiel mir sehr gut. Die Kapitel sind so kurz gehalten, dass man immer weiter lesen möchte. Die Autorin ist sehr belesen und streut ihre Literaturkenntnisse in ihren Erzählungen mal auf humorvolle, mal auf nachdenkliche Weise ein. Sie selbst agiert oft noch kindlich naiv, manchmal auch trotzig und selbst mitleidig. Man merkt an vielen Stellen, dass sie mit sich selbst nicht ganz im Reinen ist. Anfangs war sie mir sehr sympathisch, ihr Humor gefiel mir und vor allem nahm sie sich selbst nicht so ganz ernst, im späteren Verlauf der Handlung nervten mich einige wiederkehrende Verhaltensweisen von ihr.

"Als ich Joseph erstmals erblickte, hatte ich das Gefühl, dass er einen Traum in sich trug. Räuberhöhlen funktionieren nach demselben Prinzip. Sie sind im engeren Sinne keine Behausungen - sind nicht funktional, sauber und stabil -, sondern Orte, die wir wegen dem bewohnen, wozu sie imstande sind. Sie transportieren uns in eine andere Welt. Sie sind Orte, die uns davontragen." (S. 137)"

Das Buch wirkt wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Anekdoten, ähnlich wie Tagebucheinträge. In diesen erfährt man viel über ihr erstes Date mit ihrem Boot Joseph, skurrile Buchhandelskunden, Hintergrundwissen zu Literatur sowie Erinnerungen aus ihrer Kindheit und ihrem Leben mit ihrem (Ex)Partner. Leider springt sie zuweilen gedanklich oft hin und her, so dass man ihr nicht immer folgen kann bzw. Erzählungslücken zeitweise auftreten. Die Erzählung ihrer Reise ist zwar die Stationen betreffend chronologisch aufgebaut, jedoch fehlen Zeitangaben, so dass man schwer einordnen kann, wie lange sich Sarah an einigen Orten aufgehalten hat.

Oft habe ich mich gut amüsiert und Neues entdeckt, teilweise habe ich mich aber auch gefragt, warum sie bestimmte Dinge so detailgetreu erzählt bzw. was ich mit dieser Geschichte überhaupt anfangen soll. So wechselten sich gute mit weniger guten Passagen ab. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass die Autorin das Buch schnell beenden wollte, so dass viele Fragezeichen zurückblieben und die Leselust gegen Ende stark nachließ. Zudem hatte ich leider nicht das Gefühl, dass Sarah Konsequenzen aus ihrer Reise gezogen hat und eine persönliche Entwicklung hatte offenbar kaum bei ihr stattgefunden.
Entgegen vieler anderen Reiseberichte gibt es hier keine Fotos, die ich jedoch aufgrund der Erzählweise auch gar nicht vermisst habe, denn es ist eher eine Geschichte als ein Reisebericht.

Fazit:
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Mal humorvoll, mal nachdenklich, mal nichtssagend - Trotzdem eine gut zu lesende Hommage an den klassischen Buchhandel!

Bewertung vom 16.08.2018
Pur genießen
Naessens, Pascale

Pur genießen


gut

Kochbuch für natürliche Genießer

Cover und Gestaltung:
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Optisch ist das Buch sehr ansprechend gestaltet. Die Autorin präsentiert frisch gekochtes und hält es dem Betrachter entgegen. Das wirkt sehr einladend, die Autorin sympathisch. Das Hardcover ist im Innenteil mit vielen ganzseitigen Farbfotos ausgestattet: Landschaftsaufnahmen mit anregenden Sinnsprüchen und appetitlichen Rezeptbildern. Sehr schön!

Inhalt:
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Pascale Naessens hat als Model gearbeitet und weiß daher um Diät-Wahn und Jojo-Effekte. Sie selbst hat erkannt, dass man sich gesund ernähren, genießen und trotzdem schlank bleiben kann, wenn man bestimmte Regeln beherzigt. Heute lebt sie danach und gibt ihre Erfahrungen und Rezepte gerne an ihre Leser weiter.

Mein Eindruck:
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Der erste optische Eindruck war überwältigend. Die Fotos sind grandios und die handschriftlichen Aussagen und Sinnsprüche regen zum Nachdenken an über das eigene Leben und Ernährung. Im Eingangsteil werden grundlegende Erkenntnisse der Autorin dargestellt, die sich auf die wesentlichen Aussagen reduzieren lassen: Keine Kohlehydrate mit Eiweiß kombinieren, möglichst natürlich essen und auf industriell produzierte Produkte verzichten und selbstverständlich möglichst viel Gemüse essen und sich generell einfach BEWUSST ernähren. Bis auf die KH-Eiweiß-Argumentation konnte ich mich damit gut identifizieren.
Anschließend erfolgen, thematisch sortiert, viele Rezepte. Hier gefielen mir vor allem die schnellen und ohne großen Aufwand zu kochenden Rezepte, da diese unkompliziert mit einfach zugänglichen Zutaten und vor allem vegetarisch zubereitet werden. Gut sind auch die Tipps zu jedem Gericht sowie die Angaben zu den Zubereitungszeiten.

Leider folgen anschließend viele Rezepte mit Fisch und Meeresfrüchten, bei denen schon exklusivere Zutaten verwendet werden wie Venusmuscheln, Trüffel und Trüffelöl, die ich persönlich weniger in meinem alltäglichen Repertoire habe bzw. mir nicht leisten kann. Hier hätte ich mir Tipps zu Alternativen gewünscht. Auch dass "wilde" Bachforelle statt Zuchtforelle verwendet wird, halte ich für utopisch, zumal die Autorin selbst auf einer Seite beschreibt, wie schwer diese zu bekommen sind. Da ich kein Fleisch esse, kann ich zu diesem anschließenden und relativ großen Rezept-Block nichts sagen, außer dass mir auffiel, dass viel Hähnchen und Lamm verwendet wird, manchmal Rind, jedoch kein/kaum Schweinefleisch. Der Dessert-Teil im Anschluss war dann eher mein Geschmack. Den Abschluss bildet dann noch ein Plädoyer der Autorin für bewusste Ernährung und warum Kohlehydrate eher schlechte Nährstoffe für den Körper sind. Das kann ich nicht ganz unterstreichen bzw. ich bin nicht gewillt, völlig auf Brot, Reis und Kartoffeln zu verzichten und fühle mich dadurch auch nicht schlecht. Die Werbung am Ende für das selbst produzierte Töpfergeschirr von Frau Naessens gehört wohl einfach dazu, das Geschirr ist jedoch ebenso teuer wie einige von der Autorin ausgewählte Zutaten. Auch wenn sie dies vielleicht nicht beabsichtigt hat, so habe ich den Eindruck gewonnen, dass Ernährung alá Pascale Naessens eher eine etwas besser verdienende Klientel ansprechen soll. Dennoch sind einige Rezepte nachkochenswert und machen Lust auf puren Genuss für jedermann.

Fazit:
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Tolle Bilder und Erklärungen, einfache und natürliche Rezepte, für Vegetarier leider wenig Auswahl und einige Zutaten sehr exklusiv

Bewertung vom 16.08.2018
Ans Meer
Freund, René

Ans Meer


ausgezeichnet

„»Manchmal muss man vielleicht ein bisschen von der Linie abweichen, um das Glück zu finden«, sagte Carla bestimmt.“ (S. 29)

Dieses Zitat zeigt alleine schon, wie tiefsinnig und warmherzig der Roman ist. Der poetische Schreibstil gefiel mir sehr und Anton habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Obwohl er "nur" Busfahrer ist, interessiert er sich für seine Umgebung, die Leute darin und Literatur. Ihm ist es wichtig, dass alles geordnet zugeht und Gerechtigkeit herrscht. Leider ist er auch schüchtern und kommt schwer aus sich heraus, bis seine Nachbarin Doris ihn endlich bei einem ersten Kaffee aus der Reserve lockt. Doch die angehende Beziehung der beiden gestaltet sich schwierig und das ist ein Grund, der das Buch so spannend und amüsant macht. Neben Carla gibt es auf diesem Roadtrip noch andere Passagiere: ihre kleine Tochter, drei Schüler und eine senile alte Frau. Diese und die um sie besorgten Angehörigen sorgen noch für viele skurrile, aber auch nachdenklich machende Momente.

Der Roman liest sich flüssig und ist durch seine kurzen Kapitel kaum aus der Hand zu legen. Überall verstecken sich poetische Aussagen, die ich mir als Zitate notieren musste. Mein Lieblingszitat fasst die Rolle von Anton m. E. gut zusammen:

"»Was ist denn ein Held?«,fragte er, in den Bus hinein. [..] »Ein Held ist jemand, der etwas tut, obwohl er weiß, dass es ihm schadet.«, sagte Helene. »Jemand, der etwas tut, obwohl er weiß dass es ihm schadet, ist ein Trottel.«, gab Anton zurück. »Die Übergänge sind manchmal fließend«, meinte Helene lakonisch." (S. 80)

Die Story geht einem ans Herz und René Freund versteht es, die Handlung spannend, lustig, aber auch authentisch aufzubauen. Auch wenn der Trip zeitweise verrückt klingt, konnte ich mir die Szenen alle gut vorstellen und es könnte tatsächlich so passiert sein.

Das Ende kam leider viel zu schnell, fühlte sich aber gut und rund an.

Fazit:
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Roadtrip mit einem Busfahrer, den man sofort ins Herz schließt: warmherzig, humorvoll und poetisch geschrieben