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Benutzername: 
Aarany
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Passionierte Leseratte

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2024
Das gestohlene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.2
Kehribar, Beril

Das gestohlene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.2


sehr gut

Gefühle über Sünden


Cover & Klappentext
Das Cover passt deutlich besser zum zweiten Teil, weil dieses Rot Blut symbolisiert. Im Grunde wird es hier massiver ins Zentrum gerückt.
Zudem sieht man deutlich, dass die Bände zusammengehören, weil sich eigentlich nur die Farbgebung verändert hat.
Der Klappentext verspricht eine spannende Fortsetzung, da Band eins doch recht unbefriedigend endete.


Meinung
Vorab ist es wichtig, Band eins gelesen zu haben.

Zoé Durand ist zurück auf der Erde, um das dritte Relikt zu finden. Dabei ist sie auf die Hilfe von Prinz Kaspar angewiesen, dem sie anfangs nur mit Ablehnung begegnet, wurde sie doch mehrfach vor ihm gewarnt. Doch nach und nach muss sie sich eingestehen, dass in ihm durchaus mehr steckt, als sie zunächst annahm. Aber kann sie ihm vertrauen?

Es war klar, dass sich zwischen Zoé und Kas eine gewisse Anziehung entwickeln würde. Zwischen all den teilweise steifen Protagonisten wirkt er viel entspannter und lockerer, sodass der Leser ihm schneller zugetan ist. Das hat sich bereits in Band eins abgezeichnet.
Wie die Autorin es versprochen hat, nimmt die Story deutlich an Fahrt auf. Zoés Zerrissenheit ist gut rübergebracht worden. Ihr Wunsch, wieder zu leben und damit unbedingt das Relikt zu finden, sind quasi greifbar. Aber Kas spricht ihre emotionale Seite an.
Die Düsternis ist nach wie vor vorherrschend. Hier sei auch noch mal gesagt, dass diese Geschichte keineswegs für Zartbesaitete geeignet ist. Die Triggerwarnung sollte unbedingt beachtet werden.
Allerdings gibt es auch Licht. Diese Gegensätze sind toll gelungen.

Wie schon im ersten Teil leiht Zoé der Story ihre Stimme, aber auch Alexei kommt kurz zu Wort, sowie Kas. Des Weiteren ein Kapitel, was man, wie schon in Band eins, noch nicht wirklich zuordnen kann.

Der Schreibstil ist wie gehabt herausragend, sodass man sicher durch das Geschehen geführt wird. Aber man bleibt nicht auf einem Hauptpfad, dem sogenannten roten Faden, sondern wird auch über ein paar Nebenwege geleitet, wo sich unvorhergesehene Wendungen wiederfinden. Das ist schön gelöst, um die Spannung aufrechtzuerhalten, was hier aber kaum notwendig war. Denn langatmige Szenen gab es kaum. Dafür wurde das Tempo in einigen Abschnitten besonders angezogen. Damit kann man zwar unter Umständen die Spannung erhöhen, hier jedoch wirkte es eher, als wollte die Autorin schnell hindurcheilen. Das hat diesen Szenen Emotionen gekostet.

Ich stand Alexei von Anfang an etwas misstrauisch gegenüber. Insbesondere wenn sich etwas zu gut anhört, gibt es einen Haken. Einen großen Haken. Ich traue ihm auch nach wie vor nicht. Was jedoch nicht heißt, dass Kas jetzt zum Favoriten aufgestiegen ist. Derzeit mutet das Ganze wie eine Art Dreiecksgeschichte an, deren Ausgang noch nicht absehbar ist.

Allerdings gibt es einen Punkt, der mich zu meinem Leidwesen enorm gestört hat. Da die Geschichte aus Zoés Sicht geschrieben ist, sollte man sie als Hauptprotagonistin inzwischen gut greifen können. In Band eins bin ich noch davon ausgegangen, ein gutes Gefühl für sie entwickelt zu haben, was inzwischen zu Verwirrung verblasst ist. Ich kann sie nicht einschätzen. Ihr Hin und Her während der Suche nach dem Relikt sollte ihr schlechtes Gewissen zeigen, aber für mich hat es eher dazu geführt, dass ich sie nicht mehr beurteilen kann. Damit gibt es für mich auch keine Weiterentwicklung. Hoffentlich löst sich das in Band drei wieder auf, sonst würde für mich die gesamte Story darunter leiden.


Fazit
Eine spannende Fortsetzung, die neugierig auf den nächsten Band macht. Jedoch haben sich hier mehr Schwächen offenbar, was dazu führt, dass ich einen halben Stern abziehen muss, aber aufgerundet bei vier von fünf Sternen bleibe.

Bewertung vom 30.10.2024
The Wilderness of Girls
Franklin, Madeline Claire

The Wilderness of Girls


ausgezeichnet

Das Wilde in uns

Cover & Klappentext
Das Cover wird auf den ersten Blick durch den Titel geprägt, aber der Wald im Hintergrund drängt nach vorne. Somit passt es genau genommen perfekt. Der Klappentext wiederum macht neugierig auf mehr. Trotzdem war ich mir anfangs nicht sicher, ob mir das Buch zusagen würde. Es ist gewissermaßen eine Abzweigung vom bekannten Weg. Doch obwohl ich damit vorgreife, ich habe es keineswegs bereut.

Meinung
Ich bin erstaunt, wie gut dieses Debüt gelungen ist. Einerseits ist es mutig, ein solches Thema anzusprechen, und birgt ein gewisses Risiko, weil es gesellschaftskritisch ist und viele dazu neigen, in ihrer kleinen Blase zu bleiben – fernab der großen Welt. Andererseits rüttelt es auch wach und wird diejenigen erreichen, die sich gelegentlich aus ihrem Schneckenhaus wagen.
Mir fällt es schwer, dieses Buch zu bewerten, weil ich immer noch darin gefangen bin. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber gewiss nicht, dass ich so mitgerissen werde.
Den Anfang bildet Rhi, aus deren Sicht die Story beginnt. Ich war erstaunt aufgrund des lockeren, frischen Schreibstils, der so gar nicht zu der resignierten Rhi passen will. Aber genau dieser vermeintliche Gegensatz hat mir sehr gefallen, denn es erleichtert den Einstieg ungemein. Im Verlauf passt sich der Schreibstil an die Mädchen an, die Rhi im Wald entdeckt, da auch sie ihre Sichten erhalten. Allerdings ist das alles fließend.
Unterbrochen wird die Hauptstory durch Szenen, als die sogenannten Wilden Mädchen noch im Wald lebten, beschützt von zwei Wölfen. Diese Ruhe im Wald, im Einklang mit der Natur, der Zauber, den man spürt … Das ist etwas, was ich auch so empfinde bei meinen Streifzügen durch Wälder. Allerdings täuscht das Gefühl, denn ich kann jederzeit in die Zivilisation zurückkehren, die Sicherheit verspricht beziehungsweise manchmal auch nur vorgaukelt.
In die von Regeln dominierte Welt, wo man in eine Form gepresst wird, sodass man sich unter Umständen selbst verliert, bis zur kompletten Selbstaufgabe. Wo Freiheit nur eine Illusion ist. Wo alles Andersartige abgelehnt wird. Für viele mag das in Ordnung sein. Man arrangiert sich, schließlich kennt man es nicht anders. Doch am Beispiel dieser Mädchen, die das Wilde in Reinkultur verkörpern, funktioniert es nicht so einfach, was zu Problemen führt. Rhi, die sich für die vier verantwortlich fühlt, ist natürlich eine Hilfe, aber es sind auch die Mädchen, die ihr helfen, das Wilde in sich zu entdecken. Es wieder zum Leben zu erwecken, sodass sie für sich selbst einstehen kann.
Dieses Buch hat mich richtiggehend in seinen Bann gezogen. Angefangen von der Thematik über die Darstellung der Charaktere, ihre Entwicklung, ihr Zweifeln. Und obwohl deutlich gezeigt wird, wie junge Mädchen in eine Rolle gezwängt werden, vermittelt diese Geschichte auch Hoffnung. Denn es gibt sie: diejenigen, die sich nicht komplett gefügt haben.
Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der den Leser sanft an die Hand nimmt und durch die Geschichte führt, es hin und wieder ruhiger angehen lässt, damit die Eindrücke sich setzen können, mal den Augenmerk auf bestimmte Situationen lenkt, ohne jemals langatmig zu wirken. Diese Story schreit nicht nach Aufmerksamkeit, sie ist aber auch nicht still und leise. Sie birgt eine Ernsthaftigkeit, die nicht erdrückend wirkt. Und sie bildet einen guten Abschluss, in der sich der Kreis schließt. Denn so locker und leicht der Schreibstil am Anfang war, so ist er es auch wieder am Ende.

Fazit
The Wilderness of Girls ist außergewöhnlich, eindringlich, mit dem gewissen Nachhall. Anfangs wusste ich nicht, ob dieses Buch etwas für mich ist, da aufgrund des Klappentextes natürlich nicht so deutlich wird, wohin die Reise geht, aber ich habe die Entscheidung, es zu lesen, keine Sekunde bereut. Deshalb vergebe ich seltene fünf von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.10.2024
Someone I Used to Know (deutschsprachige Ausgabe)
Toon, Paige

Someone I Used to Know (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Von Engagement und Lebensalben

Cover & Klappentext
Hier war es definitiv weniger das Cover, das meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, sondern der Name der Autorin. Paige Toon ist eine Größe, die für herzzerreißende Liebesromane steht, dabei stets eine Portion Drama verwendet und gekonnt unterhält. Und obwohl ich ihre Bücher sehr mag, muss ich in der richtigen Stimmung dafür sein.
Nichtsdestotrotz ist das Cover wunderschön, verspricht aufgrund der Farbgebung eine gewisse Düsternis, aber auch Licht am Ende. Der Klappentext wiederum gab letztendlich den ausschlaggebenden Punkt.

Meinung
Leah, George und Theo sind als Jugendliche unzertrennlich, bis George spurlos verschwindet. Erst Jahre später, als sie zurück nach Hause zieht, sieht sie ihn wieder. Inzwischen sind sie erwachsen geworden, aber eine gewisse Distanz steht immer noch zwischen ihnen. Ganz zu schweigen von Theo.

Leah verleiht dieser Story ihre Stimme, wobei es einen konstanten Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart gibt. Das birgt das Risiko, dass man sich nicht richtig in das Geschehen fallen lassen kann, weil man immer wieder herausgerissen wird. So ging es mir anfangs auch, was sich negativ auf die Übertragung der Emotionen auswirkte. Jedoch war das im Verlauf kein Thema mehr.
Den Plot so aufzubauen, muss man können. Es haben viele versucht und sind daran gescheitert, aber Paige Toon ist es gelungen. Trotz des stetigen Zeitenwechsels konnte ich nach und nach so tief ins Geschehen tauchen, dass ich diese Geschichte geradezu verschlungen habe. Sogar die Vorhersehbarkeit, die Liebesgeschichten in der Regel anhaftet, konnte sie größtenteils umgehen. Weshalb ich nicht nur unsagbar gut unterhalten wurde, sondern auch überrascht.
Man findet sehr schnell in die Story, auch bedingt durch den lockeren, flüssigen Schreibstil, der die Geschichte trägt. Hier wie ein Fluss. Mal entspannt und mal zügiger. Die Autorin hat ein wirklich gutes Gefühl für das Tempo. Auch die Protagonisten sind gelungen. Nicht nur Leah, Theo und George wirken greifbar, auch ein paar der Nebencharaktere gingen mir ans Herz. Sie besitzen alle etwas Besonderes, was sie real werden lässt. Gleichzeitig wurde hier ein Thema gewählt, was den Leser auch aufrüttelt. Sicherlich gibt es einige, die sich irgendwo, beispielsweise sozial, engagieren, aber auch viele, die der Meinung sind, dass einer allein nichts bewirken kann. Tja, dieses Buch beweist das Gegenteil und rüttelt auf. Nicht auf eine nachdrückliche Art, sondern wie ein wohlgemeinter Schubs in die richtige Richtung, um etwas zu unternehmen. Es gibt so viele verschiedenen Möglichkeiten der Unterstützung.
Mit der unnachahmlichen Art der Autorin wird man nicht nur großartig unterhalten, leidet und fiebert mit. Die Geschichte ist auch herzzerreißend, rührend, emotional und eindringlich. Es wird nichts beschönigt, dennoch findet sich Hoffnung und ganz viel Liebe.

Fazit
Ein wirklich außergewöhnliches Buch, was ein sensibles Thema anspricht. Ein weiteres wird leider nur kurz angeschnitten, was ich schade finde, weil es nicht vernachlässigt werden darf. Zwar fällt es während des Lesens nicht allzu sehr ins Gewicht, gerät aber ein wenig in den Fokus, wenn man das Buch Revue passieren lässt. Und das ist der Fall, denn hier findet sich der häufig gesuchte und oft nicht erreichte Nachhall.
Für alle Fans von Paige Toon ist diese Geschichte sicherlich ein Muss. Aber auch für alle anderen, die der Realität entfliehen wollen, ist es absolut geeignet. Und damit meine ich keine oberflächliche Unterhaltung, sondern eine tiefgehende, intensive Lektüre, die einen grübelnd zurücklässt.
Ich vergebe viereinhalb von fünf Sternen, was in dem Fall vier Sternen entspricht.

Bewertung vom 30.10.2024
Von dir verraten / Dynasty of Hunters Bd.1
Ried, P. J.

Von dir verraten / Dynasty of Hunters Bd.1


sehr gut

Von Jägern und Gejagten


Cover & Klappentext
Das Cover ist schön gestaltet und fällt durch viele Details auf. Mir gefällt es gut, weil es dem Buch entspricht.
Der Klappentext wiederum verspricht eine spannende, dynamische Geschichte, die einen mitreißt.


Meinung
Seit Jahrhunderten wiederholen sich die Jagdspiele, in denen Bürgerliche von Adligen gejagt werden, um sie anschließend zu zeichnen. Damit soll der Klassenunterschied deutlich gemacht werden.
Laelia wurde ihr Leben lang als Jägerin ausgebildet, bis sie in der Ziehung das Los der Gejagten zieht, und ausgerechnet ihre große Liebe ist ihr Jäger.

Anfangs tat ich mich etwas schwer, in die Story zu finden. Inmitten der Adelshäuser durchzusehen, war schon eine Herausforderung, weil man mit vielen Namen konfrontiert wurde. Mit der Zeit wurde es besser. Zum Glück hat sich die Autorin für eine Sichtweise entschieden, weil es sonst wirklich sehr unübersichtlich geworden wäre.

Laelia leiht der Story ihre Stimme. Man wird schnell warm mit ihr, weil sie sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst ist. Nur konnte ich ihre Einstellung nur wenig mit ihrem Alter in Einklang bringen. Insbesondere bei den Rückblenden, als sie noch jünger war. Das will nicht so richtig passen. Aber lässt man diesen Umstand außer Acht, findet man sich schnell im Geschehen wieder.

Die Jagdspiele werden auf einer Insel ausgetragen, die sehr absonderlich wirkt, denn die Gefahr dort geht eindeutig nicht nur von den Jägern aus. Natürlich ist das Mittel zum Zweck, weil es sonst zu langatmigen Szenen gekommen wäre, sowie zu vielen Wiederholungen. Dennoch gibt es einige Verschnaufpausen, um Geschehenes sacken zu lassen. Das ist von Vorteil, weil man als Leser sonst permanent in einer gewissen Erwartungshaltung feststeckt und den Druck der Spannung spürt, die zu keiner Zeit nachlässt.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Hier finden sich keine kompliziert anmutenden Satzstrukturen und ellenlange Schachtelsätze, die das Lesevergnügen schmälern könnten. Stattdessen fließt er wie ein Bach. Die Autorin versteht es, das Setting bildgewaltig auszuschmücken, sodass man es sich gut vorstellen kann.
Das Tempo variiert passend zur Handlung. Das zeigt sich besonders in den gut aufgebauten Spannungsbögen, aber auch bei den Schlüsselszenen. Diese wurden entsprechend ausformuliert, um die Veränderungen zwischen den Protagonisten zu fühlen.

Insgesamt wurde hier mit Emotionen nicht gegeizt, wobei ich sagen muss, dass die Spannung im Vordergrund steht. Unvorhergesehene Wendungen kommen auch nicht zu kurz, was für eine mitreißende Unterhaltung sorgt. Doch selbst ein wenig Romantik findet sich.

Als erster Band setzt dieses Buch hohe Maßstäbe, die hoffentlich im zweiten Teil fortgesetzt werden.


Fazit
Eine außerordentlich spannende Story mit einer sympathischen Hauptprotagonistin, die gut gelungen ist und authentisch wirkt, mit einer interessanten Handlung, die Tribute von Panem-Vibes aufweist, und einer gehörigen Portion Plot-Twists. Garniert wird das Ganze mit einem Schuss Fantasy und einer Prise Romantik. Ich für meinen Teil freue mich auf die Fortsetzung aus dem #Ravensburger Verlag und vergebe vier von fünf Sternen sowie eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.10.2024
Heart & Shadow / Die Chaos Chroniken Bd.1
Graßhoff, Marie

Heart & Shadow / Die Chaos Chroniken Bd.1


sehr gut

Innere Ruhe und Chaos

Cover & Klappentext
Mich hat ganz klar das Cover neugierig gemacht, obwohl die Autorin keine Unbekannte ist. Es ist wunderschön gestaltet, wobei es meiner Meinung nach nicht ideal zum Inhalt des Buches passt. Auch die Farbgebung hätte ich anders gewählt.
Der Klappentext spricht klar für sich. Wobei ich im Nachhinein etwas anderes erwartet hatte.


Meinung
Ich bin schon auf einige Bücher der Autorin aufmerksam gemacht worden, habe jedoch zuvor noch keines gelesen. Das war also eine Premiere.

Schon im Klappentext wird deutlich, dass es sich im Grunde um zwei Geschichten handelt. Beide spielen in derselben Welt und haben miteinander zu tun. Daher finden sich hier auch überwiegend zwei Sichtweisen. Einmal von Rah, einer Wächterin, die Lebewesen von chaotischen Energien befreien kann. Und Shina, eine angehende Astrale, die sich Sorgen um ihre Freundin macht, da diese sich seit dem Tod ihrer Mutter immer mehr zurückzieht und seltsam verhält.

Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten, in der Geschichte anzukommen. Das lag zum Teil an irritierenden Formulierungen, zum Teil an Reaktionen, die nicht so richtig passen wollten, und zum Teil an der schwammig bleibenden Welt, die erschaffen wurde. Die ersten beiden Punkte kamen im Verlauf jedoch nicht mehr vor, sodass ich nicht wieder aus dem Geschehen gerissen wurde.
Der Schreibstil ist angenehm. Die Autorin setzt auf kürzere Sätze, schafft es jedoch, den Text fließen zu lassen und dabei Emotionen zu übertragen. Obwohl ich mir beim Tempo etwas mehr Varianz gewünscht hätte.

Die Geschichte zu unterteilen birgt ein gewisses Risiko. Durch den Wechsel der Sichtweisen innerhalb von der Länge her angenehmer Kapitel wird man immer ein wenig hin und her geworfen. Problematisch wird es, wenn dadurch weniger Tiefe generiert werden kann, was hier aber nicht der Fall war. Ja, ich brauchte etwas, mich richtig auf die Story einzulassen, da ich immer darauf wartete, dass es richtig losgeht, bedingt durch die kriminalistischen Elemente, die sich hier wiederfinden. Diese sind besonders in der Geschichte von Rah und Irin sehr präsent. Der Leser wird nach und nach mit Informationen gefüttert, während er selbst miträtselt und von Kapitel zu Kapitel gesteigerte Spannungsspitzen erlebt, die dafür sorgen, dass man dranbleiben muss. Bis man realisiert, dass man mittendrin steckt.

Die Idee der Energien ist zugegebenermaßen sehr beeindruckend. Ich habe es noch nie so gesehen, aber es stimmt und lässt sich auch perfekt übertragen. Chaotische Energien können durch Harmonie ausgeglichen werden. Denn alles strebt nach einem Gleichgewicht, was auch in dem Buch deutlich wird.

Die beiden Hauptprotagonisten senden eine angenehme Energie aus, was sich im Verlauf etwas verändert. Trotz ihrer in sich ruhenden Haltung waren sie präsent genug, um eine Verbindung zum Leser herzustellen. Ihre Weiterentwicklung ist toll gelungen. Irin und Mae hingegen blieben lange undurchsichtig. Natürlich ist das bis zu einem gewissen Punkt auch gewollt. Gerade was Irin betrifft. Man steht ihm aufgrund seiner Art und Weise sofort skeptisch gegenüber. Zudem hat er einiges zu verbergen. Das wäre weniger ins Gewicht gefallen, wenn er in einigen Punkten glaubwürdiger rübergekommen wäre. So jedoch hätte die Annäherung zu Rah, die für mich auch sehr plötzlich kam, mehr gewärmt. Erst zum Ende hin wurde es besser.
Bei Mae verhielt es sich etwas anders. Sie blieb für mich beinahe durchgehend blass. Ja, sie hat sich zurückgezogen, sie hat einiges zu verbergen, was jedoch schnell erklärt wurde. Trotzdem konnte sie sich nicht behaupten. Auch die Verbindung zu Shina war für mich nicht richtig greifbar.

Der Aufbau war für mich das Beste an der gesamten Story. Die Autorin schafft es, durch kleine Spannungsbögen, die sich nach und nach steigern, auf einen fulminanten Höhepunkt zuzusteuern, was gerade bei Rah und Irin in den Vordergrund tritt. Ihre war auch meines Erachtens nach die stärkere Geschichte.

Auszug aus Heart & Shadow von Marie Graßhoff
„Die Natur des Universums ist Gleichgewicht. Chaotische Energien, die von harmonischen ausgeglichen werden. Doch Menschen haben dieses Gleichgewicht durcheinandergebracht …“


Fazit
Ein außergewöhnliches Werk mit einigen Schwächen, das durch eine geniale Idee besticht, garniert mit fantastischen und kriminalistischen Elementen und einer Prise Zuneigung. Ich vergebe dreieinhalb von fünf Sternen, runde aber in der Hoffnung auf Besserung in Band zwei auf vier auf. Dazu gibt es eine klare Leseempfehlung, denn erstens sind Geschmäcker verschieden und zweitens gibt die Story viel zum Nachdenken mit.

Bewertung vom 23.10.2024
Lies / Scripted Bd.1
Gammel, Magdalena

Lies / Scripted Bd.1


ausgezeichnet

Bildgewaltig und spritzig

Cover & Klappentext
Das Cover fällt in erster Linie durch den vertikalen Schriftzug auf, ansonsten ist es recht einfach gehalten, obwohl es durchaus passt. Genauso durchschnittlich ist in meinen Augen der Klappentext. Dementsprechend war meine Erwartungshaltung nicht gerade hoch.

Meinung
Ich habe mir von dem Buch nicht viel versprochen. Gute Unterhaltung? Durchaus. Emotional ansprechend? Eher weniger. Spannend? Vielleicht. Was habe ich mich doch geirrt!
Es kommt nicht sehr oft vor, dass mich eine Geschichte sofort mitreißt, weil sie einfach das gewisse Etwas mitbringt, aber das ist hier der Fall, und ich hoffe, dass dieses Werk nicht in der Masse untergehen wird. Das wäre zu schade.
Nach dem Tod ihrer Mutter erhält Indigo die einmalige Chance, eine der Hauptrollen in dem letzten Film der Drehbuchautorin Rosaly Everson zu bekommen, womit ein Traum für sie in Erfüllung geht. Aber seltsame Vorkommnisse, die auch in Verbindung mit den beiden Stars am Filmhimmel, Avian und Julius, stehen und zudem auch an ihrer Seite spielen sollen, werfen viele Fragen auf. Fragen, die nach Antworten verlangen.
Indigo verleiht dem Buch ihre Stimme. Als Hauptprotagonistin in sie gut angelegt, weil sie eine besondere Art hat, mit der man sich schnell verbunden fühlt. Deshalb gelingt auch der Einstieg in die Story ganz geschmeidig.
Obwohl man sich am Anfang auf einem Friedhof wiederfindet, bekommt man durch das Aufeinandertreffen von Indigo auf Avian und Julius sofort einen guten Eindruck von ihr, aber auch von den beiden. Irgendwie hat es sofort gematcht, und das geschieht selten. Die Wortgefechte bringen Dynamik ins Geschehen, auch wenn sie teilweise etwas zu sehr ausgereizt werden und so an Esprit verlieren. Aber das ist ein Problem, das sich nur zu Beginn zeigt. Da das Verhältnis sich zwischen den drei verändert, haben sie auch einen anderen Umgang miteinander.
Die Idee gefällt mir ausnehmend gut. Krimielemente gemixt mit einer Romanze, kombiniert mit einem lockeren, spritzigen und bildgewaltigen Schreibstil, garniert mit Spannung und Spice. Die Autorin setzt nicht auf ein herausforderndes Wordbuilding, sondern auf eine entspannte Satzstruktur. Durch ein wenig Witz werden Szenen aufgelockert, bevor es zum Teil wieder bedrückend wird. Der Leser erhält dadurch die Möglichkeit, auch mal durchzuatmen, denn man rätselt schon die ganze Zeit mit.
Indigo ist ein vielschichtiger Charakter, der in Band eins ihren Weg gerade findet oder eher schon beschreitet. So fallen ihre Gründe, Schauspielerin zu werden, nicht mehr so sehr ins Gewicht, denn man sollte sich selbst kennen und eine innere Stärke besitzen, sonst verliert man sich womöglich in der Rolle. Ihre Entwicklung ist diesbezüglich gut gelungen. Nicht zuletzt durch Julius und Avian. Die Autorin hat hier nicht den üblichen Weg beschritten, sondern hat die Konstellation anders gestaltet. Großer Pluspunkt.
Nach und nach erhält man Einblicke in das Leben von Julius und Avian, da sie für das Geschehen unabdingbar sind. Ob im privaten Leben von Indigo oder im Film. Das Einzige, was mich etwas gestört hat, war die schnelle Verbindung zu den beiden. Die Gefühle kamen meines Erachtens nach etwas plötzlich auf.
Noch nie hat ein Beisatz zum Titel so gut gepasst wie hier: Ein Buch wie ein Rausch!
Ich war zu schnell fertig und kann es nicht erwarten zu erfahren, wie es in Band zwei weitergeht.

Fazit
Ich will hier nicht von einem Geheimtipp sprechen, denn ich hoffe, dieser Roman erhält die Aufmerksamkeit, die er verdient. Aber nennen wir es Überraschungstipp. Denn ich bin bis auf ein paar kleinere Punkte absolut begeistert von dieser Ausnahmestory. Deshalb gibt es von mir viereinhalb Sterne, die ich auf fünf aufrunde, in der Hoffnung, dass die Autorin den nun hohen Ansprüchen im Folgeteil gerecht wird.

Bewertung vom 22.10.2024
Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars (eBook, ePUB)
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spinnenzwinkern

Cover & Klappentext
Das Cover ist zwar recht auffallend, aber meinen Geschmack trifft es so gar nicht, obwohl es gewissermaßen zum Buch passt. Nichtsdestotrotz bin ich auf die Geschichte aufmerksam geworden, also hat es seinen Zweck erfüllt.
Der Klappentext wiederum ist sehr aussagekräftig und hat mich richtiggehend neugierig gemacht.


Meinung
Das ist mein erstes Buch des Autors, daher hatte ich keine sehr großen Erwartungen. Allerdings hätte ich nicht mit diesem atmosphärisch und bildgewaltigen Roman gerechnet, der definitiv mit einem einzigartigen Hauptprotagonisten brilliert.

Nach dem grausamen Tod seiner Zwillingsschwester besteht Mars darauf, zurück in das Camp zu kehren, das er mied, seit er wegen seiner Genderfluidität ausgegrenzt wurde. Dort fühlt er sich zu den Honeys hingezogen, einer Gruppe Mädchen, zu denen auch Caroline gehörte. Doch Seltsames geht dort vor. Und Mars fragt sich, wem er trauen kann, wenn sogar sein eigener Verstand ihm Streiche zu spielen scheint. Nur eins ist ihm klar, um herauszufinden, was mit Caroline geschah, muss er sich beeilen, bevor die Geheimnisse ihn selbst verschlingen.

Das Buch ist in erster Linie aus Mars’ Sicht geschrieben. Er ist ein sehr vereinnahmender Charakter, der sich schon viel zu lange allein fühlt. Nicht zuletzt durch die Entfremdung seiner Zwillingsschwester.
Der Anfang ist zugegebenermaßen etwas irritierend, und es dauert, bis dieses gefühlt unentwirrbare Knäuel sich gelöst hat. Aber der Weg dorthin wurde sehr eindringlich beschrieben. Dabei bleibt Mars immer im Zentrum des Geschehens. Seine Zerrissenheit, seine Trauer, seine Verwirrung, aber auch die Wut, der Frust, das permanente Schauspielern, um vorzugeben, etwas zu sein, was er nicht ist … Das alles wurde grandios rübergebracht. Ich habe mit ihm mitgefühlt, die ganze Zeit. Und obwohl man nicht permanent mittels Spannung förmlich mitgerissen wird, konnte ich mich trotzdem nicht entziehen. Es sind die leisen Zwischentöne, die Tiefe, die menschlichen Abgründe, hier findet sich alles. Dazu kommt dieser einzigartige Schreibstil. Obwohl, das trifft es nicht ganz. Genau genommen empfand ich ihn als wunderschön. Eine Mischung aus Intelligenz, Lockerheit und geschickten Formulierungen. Insbesondere diese Lockerheit sorgt für eine Leichtigkeit, die trotz des schwierigen Themas perfekt passt. Man mag meinen, es ginge um Trauerbewältigung, aber das trifft es nicht annähernd. Es ist lediglich ein kleiner Aspekt.

Dieses Buch lässt sich in keine wirkliche Kategorie einordnen, weil es diverse Genres miteinander verbindet. Vieles lässt sich in die Realität übertragen. Thema: Toleranz.
Zudem ist es eines der wenigen Werke, die man mehrfach lesen könnte, weil einem unter Garantie jedes Mal etwas anderes auffallen würde, was man zuvor nicht bemerkt hat.


Auszug aus Die Honeys von Ryan La Sala
Mars’ Sicht:
„… Die Leute haben diese klaren Vorstellungen, wie ein Junge oder ein Mädchen zu sein hat, und es ist anstrengend, sich daran anzupassen. Die Leute machen sich selbst unglücklich, indem sie sich einfügen. Dabei ist das nicht mal echt. Also lehne ich das alles ab. Ich bin lieber glücklich und lasse mich treiben.“


Fazit
Für mich war das Buch ein wahres Highlight. Ja, man hätte vielleicht dieses vermeintlich magische Band, das zwischen Zwillingen existiert, stärker hervorheben können. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ich wurde eingesogen und mit einem Summen wieder ausgespuckt. Allein dieses Ende ist der helle Wahnsinn.
Kurzum, ein Roman, auf den man sich einlassen muss, weil man vermutlich etwas anderes erwartet hat, der aber dann auf ganzer Linie überzeugt. Von mir gibt es fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.10.2024
Tage einer Hexe (eBook, ePUB)
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe (eBook, ePUB)


sehr gut

Von Monster und Hexenschatten

Cover & Klappentext
Das Cover ist schon ein Blickfang. Es hat mich sofort angesprochen und verspricht düstere Fantasy. Alles in allem passt es gut zur Geschichte.
Der Klappentext wiederum bringt alles mit, um den potenziellen Leser neugierig zu machen. Ich war sofort begeistert und konnte es nicht erwarten, dieses Buch zu lesen.

Meinung
Ein außerordentliches Werk mit einem interessanten Plot, einem soliden Aufbau und einer Hauptprotagonistin, die zwar sympathisch ist, aber einen gleichzeitig auf Abstand hält.
Kosara hat als Hexe eine gewisse Übung im Kampf gegen die Monster, die ihre Stadt jedes Jahr für mehrere Tage heimsuchen. Sie kann sich gegen alle behaupten, nur nicht gegen Zmey, den Zar der Monster. Sie ist die Einzige, die es je geschafft hat, ihm zu entkommen, und nun jagt er sie. Deshalb bleibt ihr nur eins, die illegale Flucht über die Mauer nach Belograd. Nur ist der Preis ihr Hexenschatten.
Es könnte dort alles viel entspannter sein, dem ist aber nicht so, denn in dieser Stadt, wo auf den ersten Blick alles bunt, fröhlich und sicher ist, fangen die Probleme erst an.
Die Geschichte ist aus Kosaras Sicht geschrieben. Als Hauptprotagonistin ist sie gut angelegt. Man fühlt sich schnell mit ihr verbunden, was einem hilft, sich sofort im Geschehen zurechtzufinden. Nur leider geschieht dies nur bis zu einem gewissen Punkt. Für mich wirkte es, als würde ich die Handlung durch Glas wahrnehmen. Es ist mir nicht gelungen, richtig einzutauchen. Am Anfang kann das mal passieren, lässt in der Regel aber immer im weiteren Verlauf nach. Hier war dies nicht der Fall. Ich kann nicht mal einen genauen Grund festmachen, warum es mir so ging. Daraus ergab sich für mich eine mangelnde Emotionalität. Bis auf Spannung, Wut und Furcht lagen weitere Gefühle hinter einer Art Mauer, sodass ich den Eindruck hatte, etwas abgeschottet zu sein.
Nichtsdestotrotz ist die Idee wirklich großartig. Die Welt ist gut durchdacht und weist einen osteuropäischen Einschlag auf. Alles wirkt düster und unheimlich. Dieses Buch ist perfekt, um sich auf Halloween einzustimmen.
Der Schreibstil ist für ein Debüt ausgezeichnet und passt zu den Charakteren. Dazu kommt das Tempo, wofür die Autorin ein gutes Händchen hat, um Spannung zu übertragen und den Leser in die richtige Stimmung zu bringen. Düsternis herrscht vor, für mich auch in Belograd. Als würde eine Art Nebel Kosara begleiten, unabhängig von ihrem Hexenschatten, den sie verliert. Wie heißt es so schön? Man bekommt eine Person aus einem Ort, aber nicht den Ort aus der Person. Das zeigt sich hier sehr deutlich.
Als Heldin macht Kosara eine schöne Entwicklung mit, wobei mich etwas irritierte, inwieweit sie als lediglich durchschnittliche Hexe eine so große Erfahrung gegen die Monster mitbringen kann. Natürlich unterschätzt sie sich bis zu einem gewissen Punkt, da für Erfolg nicht nur ihre Kräfte ausschlaggebend sind. Dennoch, so ganz hat das für mich nicht gepasst. Unabhängig davon verfolgt man gern die Handlung, schon allein weil man oft nicht weiß, wohin die Reise geht. Ich wurde regelmäßig überrascht.
Im Großen und Ganzen überzeugt das Buch durch kleine Besonderheiten und einer toughen Kosara. Und obwohl ich nicht so richtig ins Geschehen eintauchen konnte, wurde ich gut unterhalten.

Fazit
Eine Geschichte mit Gruselfaktor, einem spannenden Plot, einem interessanten Setting und einer Hauptprotagonistin, die vielleicht nicht die typischen Heldeneigenschaften mitbringt, aber sich dennoch zu behaupten weiß. Ich vergebe trotz meiner Kritikpunkte vier von fünf Sternen, denn Wahrnehmungen unterscheiden sich voneinander.

Bewertung vom 14.10.2024
A Whisper of Wings / Rabenwinter Saga Bd.2
Schnell, Carina

A Whisper of Wings / Rabenwinter Saga Bd.2


sehr gut

Nordische Mythologie mal anders

Cover & Klappentext
Das Cover wurden passend zu Band eins kreiert und ist sehr gut gelungen. Die Farbgebung ist dunkler gehalten, was auch dem Inhalt des Buches entspricht. Definitiv ein Eyecatcher.
Der Klappentext macht neugierig auf mehr. Allerdings ist es notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben, daher fällt er für jene, die ungeduldig auf die Fortsetzung warteten, nicht so sehr ins Gewicht.


Meinung
Da man in Band eins beinahe zerstört zurückgelassen wurde, konnte ich Band zwei nicht erwarten. Weil etwa elf Monate zwischen beiden Büchern liegen, wollte ich ursprünglich, um mich besser zurechtzufinden, den ersten Teil noch mal lesen. Aber das war gar nicht nötig. Das Wichtigste ist mir im Gedächtnis geblieben. Zudem war ich zugegebenermaßen zu ungeduldig und wollte sofort wissen, wie es weitergeht.

Obwohl ich ein paar Schwierigkeiten hatte, in die Story zu kommen, was nicht an der Wartedauer lag, gelang mir letztendlich der Einstieg und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Die Autorin blieb hier ihrem angenehmen Schreibstil treu, der die Story trägt. Durch das Wordbuilding werden Emotionen gut übertragen, obwohl es mir gelegentlich an Tiefe fehlt. Das macht die vorherrschende Spannung jedoch wett, genau wie die Entwicklung der Protagonisten. Aber was die Story ausmacht, ist die Beschreibung des Settings. Damit fühlt sich der Leser direkt zugehörig, mittendrin, nicht nur am Rande stehend. Obwohl hier das Risiko bestand, dass dadurch einige Szenen langatmig wirken, war es nicht der Fall. Genau wie die Variation des Tempos. Die Autorin beweist ein gutes Gespür für die Grundlagen und vermag, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Nicht zuletzt durch die unvorhersehbaren Wendungen.

Der gewichtigste Kritikpunkt betrifft die Beziehung zwischen Smilla und Gent. Ich hätte mir einfach mehr erhofft. Zwar kann ich ihre Einstellung nachvollziehen, aber so hartnäckig an ihrer Meinung festzuhalten, war für mich schwer zu ertragen. Insbesondere weil es in dem Buch nicht zuletzt um Vergebung geht.
Eine temporeiche Fortsetzung, die sich hinter Band eins keineswegs zu verstecken braucht. Ich bin mir sicher, die beiden Bücher nach einiger Zeit noch mal zu lesen.

Fazit
Die nordische Mythologie steht hier klar im Fokus, gebunden in einen außergewöhnlichen Plot, der fesselt, mitreißt und süchtig macht. Wer Geschichten mit diesem zentralen Thema liebt, ist hier genau richtig. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung

Bewertung vom 14.10.2024
In Power She Rises / Serpent Queen Bd.1
Hiemer, Christina

In Power She Rises / Serpent Queen Bd.1


gut

Von Königreichen und Seelentieren

Cover & Klappentext
Das Cover ist wahrhaft ein Blickfang und entspricht ganz meinem Geschmack. Und als wäre das noch nicht genug, hat der Klappentext mich sofort begeistert, was eine gewisse Erwartungshaltung förderte.

Meinung
So unterhaltsam und mitreißend der erste Band auch ist, weist er doch einige Schwächen auf, womit eindeutig Potenzial verschenkt wird.

Als erste Frau schafft es Cahira, eine Ferum, eine Wächterin, zu werden, und wird als Leibwache für den Prinzen abgestellt. Als dessen Eltern, der König und die König, bei einem Anschlag ums Leben kommen, ist der Prinz so außer sich, dass er sie in seiner Wut in die Schlangengrube werfen lässt. Doch statt auf grausame Art zu sterben, erwacht sie mit einer lebendigen Schlange unter ihrer Haut, die ihren Wunsch auf Rache schürt.

Die Geschichte wird durch die Sichtweise von Cahira dominiert, nur der Epilog bildet eine Ausnahme. So kann man sich normalerweise in die Hauptprotagonistin ideal hineinversetzen, um ihr Denken und Handeln zu verstehen.
Ich fand mich sofort im Geschehen wieder, zumal auch schnell Spannung aufgebaut wird. Man hat gar keine andere Wahl, als sich mitreißen zu lassen. Doch so vielversprechend der Anfang auch war, so schwächelte die Story im Verlauf. Mir ist es nicht richtig gelungen, mit Cahira warm zu werden. Das lag nicht zuletzt an diversen Reaktionen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Ein Beispiel betrifft die Entdeckung der Schlange auf ihrer Haut. Auch eine Weiterentwicklung war kaum gegeben. Da ist es schwierig, sie als authentisch wahrzunehmen. Dazu kam viel verschenktes Potenzial, was sich in Form von unglücklich gelösten Schlüsselszenen widerspiegelte. Diese Szenen können die Handlung voranbringen, den Leser besser einbinden und ein größeres Verständnis aufbauen. Leider wirkten sie auf mich zum Teil etwas konstruiert und nicht glaubwürdig. Auch eine Weiterentwicklung von Cahira konnte ich nicht ausmachen. Ganz im Gegensatz zu Prinz Atlas, der neben ihr eine zentrale Rolle in dem Buch spielt.
Obwohl die Story im Ganzen sehr spannend war und man kaum zum Durchatmen kam, hätte man das noch toppen können. In einigen Passagen wurde der Spannungsbogen zwar aufgebaut, aber dann gekappt. Dabei hätte eine Ausformulierung den Leser mehr gefesselt. Vermutlich wollte die Autorin sich mit den daraus resultierenden Erkenntnissen noch bedeckt halten, um so das Interesse und die Neugierde nicht abflauen zu lassen, aber das ist ihr leider nicht immer gelungen.
Den Schreibstil wiederum würde ich als solide bezeichnen. Damit hätte sie zwar ein paar Kritikpunkte abschwächen können, aber die Problematik liegt meines Erachtens nach eher woanders.

Alles in allem konnte die Geschichte zwar unterhalten und hat mich phasenweise auch richtiggehend gefesselt, aber es fehlte mir an Gefühl. Spannung und Dynamik allein reichen nicht aus, um komplett zu überzeugen.

Fazit
Eine grandiose Idee, bei deren Umsetzung viel Potenzial verschwendet wurde, aber dennoch seine Momente hat. Dank des Cliffhangers möchte man natürlich wissen, wie es weitergeht. Trotz meiner Kritik bin auch ich gespannt. Daher vergebe ich drei von fünf Sternen.