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Benutzername: 
MademoiselleMeow
Wohnort: 
Merseburg

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 27.04.2022
Die Forsyte Saga
Galsworthy, John

Die Forsyte Saga


sehr gut

Meine Bücherregale sind prall gefüllt. Sicher nicht mit Schundromanen, aber doch mit zu wenig Klassikern. Auch der Abwechslung wegen wollte ich das ändern und stieß so auf die Forsyte Saga – Ein Klassiker ganz nach meinem Geschmack, denn es handelt sich hierbei um eine Familiensaga. Dabei ist es erstaunlich, dass dies die erste deutsche Übersetzung der hundert Jahre alten Trilogie des Literatur Nobelpreisträgers John Galsworthy ist. Kein Wunder dass ich noch nie davon gehört habe.
Das erste Buch beginnt im Jahr 1886, das letzte endet im Jahr 1920. In diesem Zeitraum lernen wir einige Mitglieder der Familie Forsyte näher kennen, andere bleiben nur Randfiguren. Und die Familie ist groß! Nicht umsonst ist ein ausklappbarer Stammbaum beigelegt, welcher allerdings auch ein paar Ereignisse preisgibt, die in der Geschichte erst viel später geschehen. Das Herzstück der Trilogie ist aber die Beziehung zwischen dem Ehepaar Soames und Irene Forsyte. Soames liebt Irene, diese ihn jedoch nicht. Im Laufe der drei Romane wird sich neu verliebt, es wird geschieden, es wird geheiratet, es wird gestorben, es werden Kinder geboren. Doch die alte Leidenschaft und Besessenheit bleibt. Habgier und Schuld überleben bis in die nächste Generation und am Ende fragt man sich, ob es sich hierbei und ein Happy End handelt. Ist es wirklich am besten so, wie es letztlich gekommen ist? Darüber kann man viel sinnieren. Sowieso enthalten diese Bücher viele Passagen, in die sich sicher unheimlich viel hinein interpretieren ließe. Die Sache ist nur die, dass selbst ich als leidenschaftliche Leserin und Liebhaberin von blumigen Umschreibungen irgendwann zu viel hatte und einfach nur ermüdet war, wenn mal wieder zeilenlang schwadoniert und um den heißen Brei herum geredet wurde. Oder eher gedacht wurde. Manchmal ist der nächste Dialog seitenweise entfernt. Es gibt durchaus innere Dialoge, die sehr schön zu lese waren, gerade gegen Ende. Aber ich glaube für die Mehrheit der Leser wird das ein Manko sein. Vor allem, wenn man Literatur aus dieser Zeit nicht gewohnt ist, fällt einem der Einstieg schwer, das ging auch mir am Anfang so. Aber dann begann ich Freude an der Geschichte zu haben. Wenngleich man sich mehr als einmal über das Verhalten einzelner Forsytes ärgert, aber vielleicht ist es einfach der viktorianischen Mentalität geschuldet, einfach nicht den Mund aufzumachen und die Dinge beim Namen zu nennen. Der Zeitraum in dem die Romane spielen, mag ich allerdings sehr gern und so freue ich mich auch immer, mehr über die damaligen Gegebenheiten zu erfahren.
Die ganze Geschichte ist nicht unbedingt spannend, aber man verfolgt das Lieben und Leiden der Familie Forsyte gebannt, ist mal Team Soames, mal Team Irene und bis zum Schluss hin- und hergerissen. Gerade weil sich mit der Generation Jon und Fleur einige Dinge wiederholen zu scheinen. Trotzdem, wahre Sympathieträger findet man ihn dieser Saga nur schwer.
Die Trilogie hatte ihre Längen, hat mich aber dennoch gut genug unterhalten, dass ich am Ende fast ein wenig wehmütig war, dass es nun vorbei ist. Aber – Ladies und Gentleman – diese Trilogie war erst der Anfang! Zumindest ist im Nachwort zu lesen, dass John Galsworthy noch zwei weitere Trilogien zu den Forsytes geschrieben hat. Da die Übersetzung dieser hier aber gerade erst erschienen ist, werde ich mich wohl noch in Geduld üben müssen, bin aber durchaus interessiert daran zu erfahren, wie es mit den Forsytes wohl weitergegangen ist. Die erste Trilogie erhält von mir jedenfalls schon mal 4 Sterne.

Bewertung vom 16.02.2022
HOME - Haus der bösen Schatten
Sager, Riley

HOME - Haus der bösen Schatten


ausgezeichnet

Häuser mit düsterer Vergangenheit - eines meiner liebsten Themen in Romanen! Es wird mir nie langweilig solche Bücher zu lesen, aber trotzdem freut man sich , wenn das Pferd mal etwas anders herum aufgezäumt wird. Die Besonderheit bei diesem Roman ist das Buch im Buch. Wir lesen abwechselnd aus zwei Perspektiven. In der Gegenwart lernen wir Maggie kennen, die einst im „Haus der Schrecken“ gelebt hat. Nur 20 Tage hat es die Familie in Baneberry Hall ausgehalten, dann haben sie Geister aus dem Haus vertrieben. So jedenfalls steht es in dem Roman, den Maggies Vater geschrieben hat und der angeblich auf Wahrheiten beruhen soll. Das kann Maggie selbst leider nicht beurteilen, da sie sich an kaum etwas erinnert, was ihr 5-jähriges Ich dort erlebt hat und auch ihre Eltern wollten ihr nie näheres zu den Begebenheiten erzählen. Doch nun ist Maggies Vater verstorben und hat ihr Baneberry Hall hinterlassen. Maggie beschließt ihr Erbe anzutreten, um endlich Antworten auf all ihre Fragen zu bekommen. Was geschah damals wirklich?
Die andere Perspektive spielt 25 Jahre früher und ist gewissermaßen der erfolgreiche Roman von Maggies Vater. Wobei man sich hier natürlich immer wieder fragt, ist das jetzt wirklich der Roman oder das was tatsächlich passierte. So sehr ich Geistergeschichten mag, ich bin doch eher ein Realist und war genau wie Maggie davon überzeugt, dass die Flucht aus dem Haus nichts mit Geistern zu tun, sondern einen ganz anderen Grund hatte. Der Roman „Haus der Schrecken“ wird im Buch nicht gerade als qualitativ hochwertig bezeichnet und das stimmt auch. Man erkennt viele berühmte Horrorfilme wieder, z.B. Friedhof der Kuscheltiere oder Amityville Horror. Generell versprüht die Geschichte einen herrlichen Stephen King Film Flair. Man kann schon sagen, dass es bis zum Schluss spannend bleibt, obwohl es bei mir auf Seite 272 Klick gemacht hat und ich schon geahnt habe, was wirklich passiert ist. Aber auch wenn man an dieser Stelle schon hinter das große Geheimnis gekommen ist, kann der Roman auf den letzten Metern noch einmal überraschen.
Ich fand „Home – Haus der bösen Schatten“ sehr unterhaltsam und spannend. Zwischendurch war ich zwar weniger begeistert, aber dann nahmen manche Handlungen wieder eine tolle Wendung und zum Schluss hat alles gut zusammengepasst. Wobei eine kleine Frage offen bleibt. Aber das fand ich okay, das gab dem Ende noch das kleine unheilvolle Fragezeichen. Weil ich im Großen und Ganzen nichts zu meckern habe, bekommt das Buch von mir 5 Sterne.

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