Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
blei
Wohnort: 
V.

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 14.03.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Forever young - Fluch oder Segen?
Vier Personen wie sie unterschiedlicher nicht sein können (was in der Gesamtbetrachtung des Buches für Abwechslung sorgt) werden zu unfreiwilligen Probanden bei einem neuartigen, (noch) nicht zugelassenen Medikament - alle leiden an einer Herzmuskelerkrankung - , was als unvorhergesehene Nebenwirkung zu einer Körperverjüngung führt. Sie als Leser in ihren Wahrnehmungen, Reaktionen, Erkenntnissen und Einstellungen bei diesem nicht selbst gewählten Phänomen zu beobachten, ist interessant und erkenntnisreich und erzeugt daneben die Frage nach einer eigenen Positionierung bei diesem heiklen Thema des "Ewig-Jungseins".
Auch die ethisch-moralische, politische, finanzielle und gesellschaftliche Dimension, die bei dieser Thematik unabdingbar sind, kommen zu Wort, bremsen den Schwung der Gesamtentwicklung jedoch ein wenig aus, da sie zu komplex und breit angelegt sind.
Am Ende findet jede Person ihren persönlichen Umgang mit der Verjüngung -
von skurril bis fragwürdig - so wie das Hauptthema an sich.

Bewertung vom 15.11.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


weniger gut

Krimi erwartet - leider Fantasy bekommen
Wer Jo Nesbø als versierten Krimiautor kennen und schätzen gelernt hat, ist mit "Das Nachthaus" schlecht beraten, zumal im Klappentext an keiner Stelle deutlich wird, auf was man sich bei diesem Buch tatsächlich einlässt. Schade!

Die Anfangskapitel des ersten Buchteils entführen in eine Welt des Surrealen und der Absurditäten, sodass mit vermehrten Lesen die Frage aufkommt, wann denn der eigentliche Kriminalfall beginnt, bis festgestellt werden muss - NIE!!! Der Autor bedient die Fantasywelt von Beginn an in vollen Zügen und lässt den Leser, der anderes erwartet hat, damit verstört, fragend und Kopf schüttelnd zurück.
Der zweite Teil bietet eine Art Lösung der Abstrusitäten, indem er bereits bekannte Personen, Szenen, Episoden und Handlungen in ein anderes Handlungsumfeld verlagert, was durch die Wiederholungen allerdings auch einen Effekt der Langeweile und Langatmigkeit erzeugt.
Der letzte Teil beleuchtet alles noch einmal in ganz neuem Licht. Auch hier muss natürlich auf Bekanntes zurück gegriffen werden, sodass manches nun zum dritten Mal "durchgekaut" wird. Das Ende präsentiert eine vermeintlich nachvollziehbare Lösung und erzeugt damit zumindest einen halbwegs zufriedenen und erlösten Blick auf das Gesamtgeschehen.
Wer Fantasy mag, ist hier sicherlich an der richtigen Stelle, alle anderen sollten einen Bogen um das Buch machen.

Bewertung vom 10.11.2023
Der Mentor
Diel, Svenja

Der Mentor


ausgezeichnet

Der Mentor - Ein zerstörerischer Verführer?
Das beklemmende Eingangsszenarium des Buches wirkt auf den ersten Blick grotesk und verstörend, hinterlässt es doch beim Lesen den Eindruck, es stände mit den darauffolgenden Seiten in keinerlei Zusammenhang. Die Auflösung findet sich - wie nicht selten - im Prozess der Geschehnisse und hinterlässt nichtsdestotrotz einen erstaunten Leser.
Die spektakulären und absonderlichen Mordfälle und deren Aufklärung, die im Mittelpunkt des Buches stehen, geben zunächst erhebliche Rätsel auf und fordern den vier Hauptermittlern jede Menge Kombinationsgabe und Spürsinn ab; dabei ergänzen sie sich in ihren ganz speziellen Recherchemethoden außerordentlich gut, was aber auch nicht immer ganz reibungslos und beziehungsfrei gelingt. Die Spannung, die sich dabei während ihrer Ermittlungstätigkeit durch unerwartete Wendungen und neue Erkenntnisse immer weiter steigert, zieht den Leser in seinen Bann und drängt förmlich nach einer Klärung und Auflösung. Was für ein Ende, mit dem nicht unbedingt zu rechnen ist!!!

Bewertung vom 31.10.2023
Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Spannend bis zum letzten Moment
Drei Leichen, unerwartet gefunden bei einer Bunkervermessung in Berlin - ein ebenso grausamer wie Fragen aufwerfender Einstieg in einen Kriminalfall, der zunehmend immer mehr an Spannung und wendungsreicher Dramatik gewinnt. Eine Mordserie an verschiedenen Orten in Norddeutschland läuft scheinbar unabhängig vom Eingangsszenarium ab und sorgt zusehends für steigende Verwirrung, ist doch offensichtlich kein Zusammenhang erkennbar, was beim fortschreitenden Lesen geradezu nach einer verständlichen und nachvollziehbaren Auflösung drängt.
Die Handlung profitiert nicht zuletzt von den beiden Ermittlern Lykke und Rudi, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch gerade in ihrer Ungleichheit ergänzen sie sich bei der Klärung der Mordserie hervorragend und lassen bei aller Ernsthaftigkeit keine Möglichkeit für einen Wortwitz aus.
Insgesamt also ein absolut empfehlenswerter Krimi!!

Bewertung vom 31.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Wer ohne Schuld ist, ...
Das Ruhrgebiet in der Nachkriegszeit: alles liegt in Schutt und Asche, die Menschen suchen nach Möglichkeiten, sich und ihre Angehörigen - auch unter größten Gefahren - durch diese schweren Zeiten zu bringen, viel Mitmenschliches bleibt z.T. auf der Strecke. Und bei all dem stellt sich an vielen Stellen heraus, dass alte, üble Seilschaften weiterhin Bestand haben und sich die „Täter“ aus Kriegszeiten ohne Skrupel decken und unterstützen. Aber auch die Westen der vermeintlich „Guten“ sind nicht immer weiß, wie der Kriminalbeamte Carl bei sich selbst und seinem Umfeld feststellen muss. Das führt nicht selten zu Konflikten zwischen seinem Berufsethos und den Beziehungen zu ihm lieb gewonnenen Personen. Immer wieder steht er vor einem neuen Dilemma, das eine Lösung erforderlich macht.
Die Nachkriegszeit in einem historischen Krimi wieder aufleben zu lassen, erweist sich als originell und geglückt. Dabei offenbart der Verlauf des Buches so manche unerwartete, überraschende Wendung, mit der nicht zu rechnen ist, wenngleich die eine oder andere Idee leicht überzogen erscheint. Auch die Beziehung zwischen Carl und Anne kommt an manchen Stellen ausführlich und umständlich daher, was das Tempo des Buches als Kriminalroman stellenweise ausbremst. Das alles kann jedoch die Verwunderung über die ungeahnte Auflösung am Ende des Buches nicht schmälern - allen vorausgehenden, möglichen Spekulationen zum Trotz.

Bewertung vom 11.06.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


sehr gut

Das einsame Leben eines Stars

Der große Leinwandstar Greta Garbo durchlebt Höhen und Tiefen, trotz ihrer Popularität, die ihr nie angenehm ist, bleibt sie Zeit ihres Lebens einsam mit unerfüllten Sehnsüchten nach Familie und Geborgenheit und immer durchdrungen von Selbstzweifeln und dem Getriebensein nach schauspielerischer Vollkommenheit. Ihren Ängsten und Hoffnungen ist ein Großteil des Buches gewidmet, die wenigen Menschen, zu denen sie im Laufe ihres Lebens eine innigere, intensivere Beziehung aufbauen kann, kann sie nicht halten und verschwinden zunehmend aus den unterschiedlichsten Gründen aus ihrem Radius.
Ein Buch, dass die Schattenseiten des doch angeblich so glamourösen Prominentseins ungeschminkt und schonungslos verdeutlicht: ein Star zu sein kostet seinen Preis, im persönlichen und privaten Bereich, ja sogar auf der beruflichen Ebene, die dem Menschen mehr abverlangt als dieser eigentlich zu geben bereit ist. Die Einsamkeit der Garbo durchzieht das ganze Buch und stellt den Wert der Publicity auch hier wieder einmal in Frage.

Bewertung vom 07.06.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


gut

Im ausgehenden 19. Jhd. stehen die Zeichen der Zeit auch in Lübeck nicht mehr still - Frauen geben sich nicht mehr unbedingt mit ihrer traditionellen Rolle zufrieden. Die weibliche Hauptperson Gesche eckt dabei in ihrer ungewohnten, unkonventionellen Art als Lehrerin am Lübecker Mädchenpensionat an manchen Stellen an und ruft nicht selten genug Unverständnis hervor, trifft damit aber gerade bei ihren Schülerinnen auf Zustimmung und schafft es, ihnen eine Welt zu eröffnen, die ihnen bis dahin verschlossen war. Mit ihrem direkten, burschikosen Wesen weiß sie sich in einer immer noch Männer dominierten Welt zu behaupten und vermittelt dadurch den Eindruck, dass ein fester Wille vieles bewirken kann. Leider lässt sie die nicht Standes gemäße Liebesbeziehung zu dem Grafen Henry doch wieder recht weich und nachgiebig erscheinen in dem Wissen, dass die zeitbedingten Konventionen auch für sie immer noch Gültigkeit haben.

Alles in allem ein Buch, das das gesellschaftliche Leben der Oberklasse einerseits, aber auch der "kleinen Leute" als unvereinbar miteinander treffend und berührend widerspiegelt und Denkanstöße zu der Frage liefert: Was hat sich in unserer Gesellschaft eigentlich geändert?

Bewertung vom 04.03.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


weniger gut

Wie originell: Thanatos - seines Zeichens griechischer Gott des Todes - steht eines Tages vor der Tür der Psychologin Olivia, u.a. mit dem Wunsch (oder ist dieser nur vorgeschoben???), sich angesichts seines Rollen- und Aufgabenkonflikts therapieren zu lassen. Damit erschöpft sich aber auch schon die Originalität. Der weitere Verlauf dehnt sich über seichte und triviale Gespräche mit immer wieder kehrenden, nichts sagenden Themen, einer Fülle von Paarproblemen und -problemchen, die sich - warum auch immer - um die Hauptperson Olivia ranken, in Selbstzweifel geratene Männer angesichts ihres nicht wertgeschätzten Egos, belehrende Exkurse über die Gestalten der griechischen Mythologie und am Ende ein Feuerwerk an mittelschweren Katastrophen, die es zu verhindern gilt.
Wie schön der Titel des Buches, wenn man ihn nach der letzten Seite entspannt, es endlich geschafft zu haben, über die Lippen bringen kann: Jetzt ist (endlich) Sense!

12