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Woertergarten

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2024
Alle meine Kuschelhäschen
Cordes, Miriam

Alle meine Kuschelhäschen


ausgezeichnet

Eine niedliche Hasenfamilie

Papa Hase und Mama Hase haben viele liebevollen Kinder, ihre kleinen Kuschelhäschen. Spielen, Streicheln oder Küssen: es gibt so viele Möglichkeiten, miteinander eine schöne Zeit zu verbringen!

Sanfte Reimen und niedliche Illustrationen zeichnen dies wunderschönes Kinderbuch. Die Hasen auf dem Register findet man in den jeweiligen Seiten wieder, allerdings in anderen Positionen… Es bereitet den Kindern viel Spaß die ganze Hasenfamilie zu suchen. Auch als Gute-Nacht-Geschichte gut geeignet…

Die Reimen haben mit Ostern nichts zu tun. Jedoch eignet dies tolles Kinderbuch aufgrund seiner Figuren perfekt als Ostergeschenk für künftige Leseratten.

Bewertung vom 23.03.2024
Mörderisches La Rochelle / La Rochelle Bd.2
Vinet, Jean-Claude

Mörderisches La Rochelle / La Rochelle Bd.2


ausgezeichnet

Die frische Brise des Atlantiks lässt die Seiten sich viel zu schnell drehen…

Mit den emblematischen Türmen des Hafens von La Rochelle entführt das Cover den Leser in die Hauptstadt des Départements Charente Maritime im Südwest Frankreichs. Aufgrund von den Spiegelungen im Wasser könnte man denken, dass die „ville blanche“ (Die weiße Stadt) ein ruhiges Urlaubsparadies an der Atlantikküste ist. Kein Wunder, dass der Préfet De Daillon den Ruf der Stadt bewahren möchte, was unter den Umständen gar nicht so einfach ist.

Wegen eines Tripelmordes an der Pointe Saint Clément muss nämlich Commissaire Chevalier den Strandbesuch mit seiner Familie abbrechen (wie schön, wenn man an der Atlantikküste wohnt… so fühlt sich jeder Tag wie Urlaub!). Kannten sich die Opfer? Wieso wurden sie überhaupt erschossen? Sind weitere Morde möglich? Clément Chevalier und sein Team müssen alle dieser und einige weiteren Fragen beantworten, um diesen undurchsichtigen Fall zu klären.

Die Ermittlung erweist sich als sehr komplex, mit vielen Überraschungen, auch für die Polizisten. So viele Wendungen bis Chevalier und sein Team den Täter fassen können… Der Plot ist richtig gut eingefädelt und bis zum Ende spannend. Als Leser hat man einfach keine Chance von Anfang an auf die Lösung zu kommen. Und man fiebert bei jedem kleinen Fortschritt der Ermittler mit!

Die Spannung allein macht nicht alles bei einem Krimi. Mit einem klaren und dynamischen Schreibstil hat Jean-Claude Vinet einen Protagonisten mit Ecken und Kanten, sowie einer Vergangenheit und einer Familie, ins Leben gerufen. Trotz seiner Erfahrung als RAID-Polizisten verhält sich nie wie ein Superheld. Auch seine Teamkollegen wirken realistisch und authentisch. Das Team möchte ich gern bei weiteren Ermittlungen begleiten.

Der Gräuel des Tatorts wird durch wunderschönen Beschreibungen und Szenen ausgeglichen, die diese traumhafte Region und den familiären Alltag der Familie Chevalier an der Atlantikküste hervorheben. Der Autor gibt nach und nach gut dokumentierte Informationen zu den Orten (z.B. die „Carrelets“ oder die „Île d‘Aix“) preis, in denen seine Figuren sich bewegen. Auch die Mahlzeiten machen einem den Mund wässrig. Lokalkolorit hoch zehn!

Trotz einiger Ungereimtheiten, die wahrscheinlich nur Franzosen entdecken können, und ein paar Tippfehler, kann ich diesem Krimi keinen Punkt abziehen. Ich freue mich auch schon auf Clément Chevaliers nächsten Fall an der Atlantikküste.

Bewertung vom 18.03.2024
Der Recyclosaurus
Schwelgin, Anka

Der Recyclosaurus


ausgezeichnet

Mehr als nur eine Kindergeschichte

Wie viele Kinder ist Matti ein großer Dinosaurier-Fan. Was für ein Glück, dass eines Tages ein Dino sich in Mattis Zimmer niederlässt… Plastik in allen Farben und Sorten ist sein Lieblingsessen, so dass er schnell groß wird… Zu groß für Mattis Zimmer!

Mit dem Recyclosaurus hat Anka Schwelgin eine lustige Figur gezaubert, die allen Dino-Fans begeistern wird. Mit dieser entzückenden Kindergeschichte verbringen aber auch Nicht-Dino-Fans und ihre Eltern eine schöne Zeit. Die farbenfrohen Illustrationen sind im ganzen Buch kindergerecht und so lebendig, dass man als (Vor-)Leser sich anfühlt, als ob man selber dem Recyclosaurus begegnen würde.

Nach der Geschichte stellt die Autorin die Problematik um die Plastik vor. Entstehung, Herstellung, Verbreitung, Umweltschädigung und mögliche Lösungen werden den Kindern mit geeigneten Begriffen und Vergleichen näher gebracht. Für Kleinkinder möglicherweise noch nicht ganz begreifbar. Aber, ab der Vorschule eine gute Möglichkeit, mit Kindern über Recycling und Umweltschutz auszutauschen.

Erwähnenswert ist auch das besondere Engagement des Verlags: ausschließlich in Deutschland und vegan hergestellte Bücher, deren Erlöse einen Teil an einem tierischen Stiftung gespendet wird.

Bewertung vom 17.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


gut

Die Rehabilitation einer gründlichen Wissenschaftlerin

Mit diesem Buch ehrt die Autorin Marie Benedict eine vergessene Heldin der Wissenschaft, Rosalind Franklin, die die verdiente Anerkennung für ihre richtungsweisende Forschung an der DNA-Struktur zu ihren Lebzeiten nicht genießen konnte. Rosalind Franklins und Raymond Goslings Ergebnisse, die ein langwieriges Sammeln von übereinstimmenden und unumstößlichen Beweisen erforderten, gelangten durch dubiose Listen in den Händen von genau den Menschen, die ihre wissenschaftliche Stringenz verachteten. Diese von Ruhm und Wettbewerb besessenen männlichen Fachkollegen wurden sogar nach Rosalinds frühzeitige Tod für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Da Rosalind Franklin in Forschungszentren auf beiden Seiten des Ärmelkanals gearbeitet hat, werden im ganzen Roman die britische und die französische Wissenschaftskulturen der Nachkriegszeit gegenübergestellt. Die Leser:innen bekommen die Gelegenheit, mehreren berühmten Wissenschaftlern dieser Epoche zu begegnen. Forscherinnen scheinen im Buch in Frankreich bessere Karten als in England zu haben, wobei ich mich frage, ob diese Darstellung nicht teilweise verzerrt ist. Die Frauen in Frankreich haben nämlich über 15 Jahre länger warten müssen, als die Engländerinnen, bis sie z.B. wählen durften.

Das herablassende Verhalten einiger Wissenschaftler gilt nicht nur ihren weiblichen Fachkolleginnen, aber auch der politischen Orientierung und sogar den Disziplinen, in denen die Kollegen tätig sind. Der multidisziplinäre Ansatz in der Wissenschaft ist in dieser Zeit gerade noch in den Kinderschuhen. Jedoch ermöglichte es Rosalind Franklin, von der leblosen Kohle zur DNA und lebendigen Viren zu wechseln. Besonders interessant für mich waren zum einen die zahlreichen Szenen im Labor: Die Leser:innen werden mit Beschreibungen der Techniken und Geräten konfrontiert, die Rosalind Franklin und ihre Fachkollegen angewendet haben. Aufgrund der technischen Begriffen kann es auf einigen Leser:innen abschreckend wirken. Aber, ein Buch über eine versierte Röntgenkristallographin, derer Berufung und Leben einzig die Wissenschaft war, muss sich auf ihre Arbeit konzentrieren.

Die für Romanbiografie ziemlich unübliche Erzählung in der Ich-Form wirkt zuerst erfrischend. Der monotone und emotionslose Schreibstils verbreitet leider im Laufe der Seiten zunehmend Langeweile. Aufgrund der von ihr ausgesuchten Form der Romanbiografie und Ich-Form der Erzählung hätte die Autorin sich mehr mit den inneren Gedanken und Gefühlen ihrer Protagonistin auseinandersetzen können. Auch introvertierte Menschen brodeln in solchen ungerechten Situationen, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Die zahlreichen kurzen Kapitel schaffen es auch nicht, dem Buch Spannung zu verleihen, weil sie oft einzelne Ereignisse oder Szenen darstellen, die nicht miteinander wirklich verbunden sind. Es entspricht dem Unterschied zwischen einzelnen Atomen und Molekülen oder Kristallen.

In Ihrem Nachwort berichtet Marie Benedict über zwei Bücher, in denen Rosalind Franklin in ganz unterschiedlichen Weisen dargestellt wurde. Sie gesteht, dass Anna Sayres Biografie, die nach James Watsons Buch ihre langjährige Freundin Rosalind Franklin rehabilitiert, sie zu ihrer Romanbiografie „Das verborgene Genie“ inspiriert hat. Verglichen mit anderer Romanbiografien präzisiert Marie Benedicts Nachwort leider nicht, welche Abweichungen von der Realität sie sich eventuell für ihre Geschichte erlaubt hat.

Fazit: Die Abweichung zwischen Idee und Umsetzung führte zu dieser zwiespältige Bewertung. Für ihre neue Romanbiografie hat Marie Benedict mit der faszinierenden britischen Röntgenkristallographin Rosalind Franklin, derer Arbeit zur Identifikation der DNA-Struktur geführt hat, in der Theorie eine kluge Wahl getroffen… In der Praxis leidet aber die Erzählung unter literarischen Schwächen, wie dem ziemlich monotonen und emotionslosen Schreibstil der Autorin.

Bewertung vom 11.02.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


sehr gut

Wenn Cosy Crime auf Chick Lit trifft

Was für viele Jungendlichen wie Humbug klingt, lässt die siebzehnjährige Frances Adams nicht unberührt. Die geheimnisvolle mörderische Prophezeiung der Wahrsagerin auf dem Jahrmarkt wird ihr ganzes Leben prägen und dafür sorgen, dass sie als exzentrische alte Lady im beschaulichen Castle Knoll gilt.

Eines Tages ändert Frances Adams ihren Testament zugunsten von ihrer Großnichte, der angehenden Schriftstellerin Annabelle „Annie“ Adams. Überrascht folgt Annie die Einladung dieser unbekannten Großtante nach Castle Knoll, die sie leider nicht mehr lebend kennenlernt. Die Verwirklichung der Prophezeiung ist für Annie der Ausgangspunkt einer herausfordernden Ermittlung gegen die Zeit und weitere Wettbewerber.

Union Jack, viktorianisches Herrenhaus… und ein rosaroter Rolls Royce: Das Cover verfügt über alle nötigen Zutaten, um die Aufmerksamkeit der Fans von Cosy Krimis „made in Great Britain“ auf sich zu lenken. Eine Einladung, sich in den Sessel vor dem mit knisternden Feuer im Kamin Platz zu nehmen und im idyllischen Dorset einzutauchen…

In ihrem ersten Krimi hat die in Großbritannien lebende Amerikanerin Kristen Perrin verschiedene facettenreichen Figuren zum Leben erweckt. Trotz der Treuherzigkeit einer Romanheldin von Sophie Kinsella entwickelt die liebenswerte Protagonistin Annie im Laufe der Ermittlung die nötigen Scharfsinn und Mut, um ihrer Großtante Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Der Roman ist in zwei abwechselnden, aber durch eine unterschiedliche Schriftart klar erkennbaren Zeitebenen aufgebaut. Die Verkettung der Ereignisse in der Gegenwart um Frances Großnichte macht die Erzählung sehr spannend, so dass man mit ihr mitfiebert. Trotz einiger Versuche der Mitstreiter, ihr ein Bein zu stellen, und ihrer eigenen Unerfahrenheit ist Annies Vorgehensweise methodisch und nachvollziehbar. Ihr Beobachtungsgabe ist ihr auch eine große Stärke.

Die andere Zeitebene basiert auf einem Notizbuch der jungen Frances, das Annie gefunden hat. Mehr oder weniger die erste Ermittlungsakte, die Frances wie ein Tagebuch verfasst hat. Die unterschiedlichen Zeitangaben führen teilweise zur Verwirrung, wenn man als Leser mitermitteln möchte, aber nicht achtsam genug liest.

Einige Unstimmigkeiten, zum Beispiel zum familiären Verhältnis zwischen Saxon und Ford, haben sich im Laufe der Erzählung eingeschlichen, wobei es sich auch um Fehler bei der Übersetzung handeln könnte. Im Großen und Ganzen ist der Plot aber richtig gut eingefädelt. Der lockerer und flüssiger Schreibstil der Autorin, der am Scheideweg zwischen Cosy Crime und Chick Lit steht, ist erfrischend und kurzweilig.

Brodelt denn schon das Wasser für den obligatorischen Tee? Es wird nämlich schwer, das Buch zur Seite zu legen, bevor der Fall gelöst ist!

Bewertung vom 03.02.2024
Wo ist Bluey? / Bluey Bd.2

Wo ist Bluey? / Bluey Bd.2


sehr gut

Auf der Suche nach Bluey und seinen Freunden

Bluey ist ein blauer Hund. Ob am Strand, im Garten, in der Schule oder zu Hause spielt er mit Freunden und Familie Verstecken.
In 14 Doppelseiten erlebt Bluey eine Menge Abenteuer. Begleitet jeweils von einer kurzer Beschreibung werden die „vermissten“ Figuren und Objekte gelistet. Es macht Spaß diese im Bild zu suchen. Dabei können Eltern auch mit ihren Kindern das Zählen üben.
Einige Figuren und Gegenstände sind gut versteckt und nur zum Teil sichtbar, so dass das Schwierigkeitsgrad von einfach bis mittelschwer geht. Bei Bedarf findet man die Lösungen am Ende des Wimmelbuches.
Viel Spaß bei der Suche nach Bluey…

Bewertung vom 03.02.2024
Wo steckt eigentlich Idefix? - Das große Wimmelbuch
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Wo steckt eigentlich Idefix? - Das große Wimmelbuch


sehr gut

Auf der Suche nach Idefix und weiteren Figuren des Asterix-Universums

Asterix, Obelix und Idefix kennt natürlich jeder. In diesem Wimmelbuch werden zusätzlich zu den Spielregeln noch über 30 weiteren Figuren zuerst vorgestellt: einige Bewohner des Dorf der unbeugsamen Gallier, aber auch Briten, Spanier, Piraten und Römer.
In 12 Doppelseiten mit einer kurzen Beschreibung verstecken sich Idefix und fünf weiteren Figuren in proppenvollen Nachbildungen derer Lieblingsbeschäftigungen. In dem Durcheinander der Raufereien mit den Römern oder unter Galliern ist es gar nicht so einfach, den winzigen weißen Hund Idefix zu finden. Auch von den anderen „Vermissten“ sieht man oft nur ein Teil in einem anderen Winkel als in der Liste auf der linken Seite, so dass es viel Konzentration bedarf, um überhaupt einen davon zu finden. Zum Glück findet man auch noch die Lösungen am Ende des Wimmelbuches.
Mit einem so hohen Schwierigkeitsgrad ist das Buch nur bedingt für Kinder geeignet. Aber für Asterix-Fans ist es ein tolles Geschenk.

Bewertung vom 23.01.2024
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


gut

Eine leidenschaftliche, aber ziemlich egoistische Kunst-Ikone

In diesem Roman stellt Caroline Bernard eine kurze aber sehr intensive Periode im Leben der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo vor. Sie emanzipiert sich entscheidend: von Frida Rivera, der Gemahlin des berühmten Künstlers Diego Rivera, wird sie zu der gepriesenen Malerin Frida Kahlo.

Beruflich stehen zwei Ausstellungen ihrer Werke im Ausland bevor: zuerst New York in Julien Levys Galerie und dann in Paris dank des Kennenlernens mit dem Surrealisten André Breton und seiner Frau Jacqueline Lamba. Einige ihrer Gemälde werden im Laufe der Geschichte ziemlich präzis beschrieben. Zusätzlich werden die ausgestellten Werke auch am Ende gelistet, was darauf hindeutet, dass die Autorin ihr Buch gut recherchiert hat. Ähnlich sieht es mit Fotos, die Nickolas Muray von Frida schoss und mit den erwähnten Briefen.

Auch privat ist diese Periode für Frida Kahlo sehr turbulent. Sie liebt ihren Ehemann, genau wie er sie: leidenschaftlich aber nicht exklusiv. Sie scheint, die Einsamkeit nicht gut zu vertragen und verstrickt sich in mehrere, teilweise gleichzeitigen, Liebschaften. Druck von ihren Liebhabern und Vorwürfe diesbezüglich will sie allerdings nicht hören. Insofern kommt sie mir ziemlich selbstsüchtig vor, was einen Kontrast zu der vergötterten Kunst-Ikone bildet.

Eine besondere Erwähnung hat das Cover verdient. Es vermittelt die Kraft und den Eigensinn, die Frida Kahlo beseelten und wiedergibt dadurch hervorragend den starken Titel „Ich bin Frida“.

Der flüssige, aber teilweise reizlose, Schreibstil der Autorin konnte mich nie wirklich fesseln. Trotz Turbulenzen und relativ kurzer Kapitel hatte ich die ganze Zeit den Eindruck, nicht voranzukommen. Es war einfach nicht „mein“ Buch, was nicht heißt, dass es schlecht ist.

Fazit: Fans der Kunst-Ikone werden mit diesem Roman ein neues Buch eine neue Facette ihres Idols entdecken. Anderen Lesern droht eine Enttäuschung, da diese Romanbiografie nur einen Bruchteil des Leben von Frida Kahlo darstellt.

Bewertung vom 18.11.2023
Sieben Farben Blau
Clawien, Claudia;Buttmann, Jonathan

Sieben Farben Blau


sehr gut

Blau gibt es in vielen Nuancen!

Mit einem paradiesischen Bild auf einem hochwertigen Cover laden die Autoren zu einem Segeltörn im Atlantik und im Pazifik ein. Öffnet man das Buch, entdeckt man die Route, die Claudia und Jonathan gefolgt sind. Beide haben eine sehr mutige Entscheidung getroffen, sich vom alltäglichen Wahnsinn zu befreien. Aus einer Auszeit auf einem Segelboot wurde einer mehrjährige Ausstieg auf der INTI, währenddessen sie teilweise wenig besuchten und ungewöhnliche Ziele ansteuern und viele anderen Kulturen entdecken.
Die Autoren berichten über ihre Segelerfahrungen und auch die Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Kulturen. Aber auch Pflicht- oder schwierige Momente, wie Einklarieren oder Abschiede, finden einen Platz in ihren Erzählungen. Diverse Fotos wurden in dem Buch integriert, so dass man sich ein besseres Bild von den Autoren, ihrem Boot und Abenteuern machen kann.
Die Erzählungen werden meistens in der Wir-Form in einem flüssigen und angenehmen Schreibstil formuliert. Während der seltenen Ereignisse ohne gemeinsame Aktionen konnten sich die Autoren dennoch nicht auf einen Standpunkt einigen, so dass diese Textstellen passiv und unpersönlich wirken.
Der Titel und die Kapitelbezeichnungen widmen sich unterschiedlichen Nuancen der Farbe Blau. Eine genauso schöne Idee ist die Einarbeitung von Auszügen des Logbuches der INTI und der Tagebücher der Autoren. Allerdings wirkt die Mischung nicht ausgewogen, weil die Auszüge doch zu selten sind.
Ähnlich geht es mit ernsten und wichtigen Themen, wie das künftige Verschwinden von einigen Inselstaaten. Diese werden angeschnitten, aber nicht wirklich ausgearbeitet.
Ein interessantes Abenteuer, wenn man von Segeln und Südseeinseln träumt.

Bewertung vom 03.11.2023
Die Formel der Hoffnung
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


ausgezeichnet

Die weibliche Seite der Polio-Ausrottung

Dieser Roman widmet sich der Entwicklung von Impfstoffen gegen der besonders gefürchteten Krankheit Poliomyelitis. Dank versessener Ärzte und Forscher, die diese tückische Krankheit ausrotten wollten, müssen sich Eltern heutzutage keine Sorge um ihre Kinder mehr machen.

Als Entwickler der inaktivierten bzw. oralen Polio-Vakzinen spielen Jonas Salk und Albert Sabin in diesem Roman natürlich eine wichtige Rolle. Die Hauptrolle hat jedoch Dorothy Horstmann, die entdeckt hat, wie der Virus sich im Körper verbreitet und schwerwiegenden Lähmungen oder gar den Tod verursacht. Aber, dieses Buch ehrt auch weitere Frauen, die zur Behandlung und Ausrottung der Polio beigetragen haben, wie zum Beispiel Isabel Morgan oder Schwester Kenny.

Dorothy Horstmann, deren Berufswahl keiner vorhergesagt hätte, fürchtet sich in diesem Roman nicht davor, in Wettbewerb mit männlichen Forschern zu kommen. Sie ist großgewachsen, klug und sehr engagiert. Aber, leider kein Mann. Lynn Cullen unterstreicht in unterschiedlichen Szenen ihres Buches, wie ambitionierte Frauen wie Dorothy in der Vierzigen und Fünfzigen Jahre von ihren männlichen Kollegen betrachtet wurden. Verspottung, Spitznamen, Kaffee kochen bis zu Erniedrigung standen auf der Tagesordnung. Jedoch hat Dorothy weitergeforscht und sich einen Namen im Bereich der Epidemiologie gemacht.

Das weibliche Geschlecht wird in einer raffinierten Weise in diesem Roman in den Mittelpunkt gestellt. Jede neue Periode wird mit einem Kapitel eröffnet, der einer anderen Frau gewidmet wird. Ob Ehefrau, Großmutter, Sekretärin oder Krankenschwester… Alle sind Frauen, die die Geschichte vernachlässigt oder vergessen hat, die aber mindestens in dieser Geschichte einen Platz finden.

Lynn Cullen gelingt es vielfältige Stimmungen und historische Ereignisse besonders realistisch zu erfassen und wiederzugeben. Dazu gehören die Gelassenheit der USA dem zweiten Weltkrieg gegenüber, zumindest vor Pearl Harbor, oder die feierliche Stimmung am V-Day, in der Alfred Eisenstaedt sein berühmte Foto „Der Kuss“ geschossen hat.

Die Autorin verschmilzt eine fiktive Romance mit wahren Ereignissen, wie den Weißen Bussen. Das Verhältnis zwischen Romance und wahre Geschichte ist gut ausgewogen, so dass die Erzählung nie trocken oder schwerfällig wirkt. Auch der lebhafte und mitreißende Schreibstil der Autorin trägt dazu bei, dass diese Romanbiografie nie langweilig wird.

In ihrer Danksagung am Ende des Buches erklärt Lynn Cullen, wie sie zu der Idee für diesen außergewöhnlichen Roman gekommen ist, was der Wahrheit entspricht und was aus ihrer Fantasie entstand. Dieses Buch hat nicht die Absicht, Sachbücher über Dr. Dorothy Horstmann oder die Polio-Ausrottung zu ersetzen. Dennoch hat es geschafft, dass ich nach Fotos und mehr Informationen über Dorothy Horstmann, ihre Arbeit, ihre Fachkollegen und einige eingearbeiteten Ereignisse, wie die „Weißen Busse“, recherchierte. Es gibt doch keinen besseren Beweis dafür, dass dieser Roman mir unter die Haut gegangen ist.

Fazit: Ein der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe!