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Benutzername: 
cosmea
Wohnort: 
Witten

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 09.02.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Liebeserklärung an die Elbe
In Katharina Hagenas neuem Roman “Flusslinien“ geht es um drei Personen, die in Hamburg leben. Da ist einmal die 102jährige Margrit, die noch lange als Stimmbildnerin aktiv war und erst seit gut einem Jahrzehnt in einer Seniorenresidenz lebt. Sie hat viel Kontakt mit ihrer geliebten 18jährigen Enkelin Luzie. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet, lebt heimlich im Haus der DLRG am Elbeufer und will als Tätowiererin ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie tätowiert sich selbst, ihre Großmutter und andere Interessenten. Luzie hatte ein traumatisches Erlebnis bei einem Auslandsjahr in Australien, wo ihr Vater mit seiner neuen Partnerin und zwei kleinen Kindern lebt und kämpft trotz einer Therapie noch immer mit den Folgen. Dann ist da noch der Mittzwanziger Arthur. Er sucht mit einer Sonde die Elbufer ab, erfindet Sprachen für Fantasyfilme, ist im Naturschutz aktiv und war früher ein begabter Taucher. Jetzt fährt er die Bewohner der Residenz zu ihren Terminen und hat ein besonders freundschaftliches Verhältnis zu Margrit. Auch er kämpft mit einem Trauma, über das er bisher mit niemand gesprochen hat. Ihre Freundschaft ermöglicht es Margrit, Luzie und Arthur sich zu öffnen und - im Fall der jungen Leute - einen neuen Anfang zu wagen. Magrit weiß, dass ihr nur noch wenig Zeit bleibt und genießt diese Phase ihres Lebens sehr bewusst. Sie erinnert sich an den Krieg, ihren Liebhaber Cornelius, vor allem aber an ihre Mutter Johanne und deren große Liebe Else Hoffa, die den Römischen Garten angelegt hat, zu dem sie sich täglich von Arthur fahren lässt. Es geht in diesem Buch um viele Themen: Liebe und Freundschaft, Vertrauen und Verrat und den Umgang mit Erinnerungen und Schuldgefühlen. Man muss sich an alles erinnern, bevor man vergessen kann. Auch wenn Erlebtes noch so schlimm war, darf man sich nicht zum Opfer machen lassen, sondern muss stark sein, damit nicht der Täter gewinnt. Auch Flora und Fauna der Elblandschaft spielen eine große Rolle. Wir lesen vom Verschwinden des Schierlings-Wasserfenchels und der Beerdigung eines Maulwurfs und das alles in einer wunderschönen, teilweise sehr poetischen Sprache.
“Flusslinien“ hat mir sehr gut gefallen, und ich empfehle es ohne Einschränkung weiter.

Bewertung vom 08.02.2025
Dancing Queen
Fabbri, Camila

Dancing Queen


sehr gut

Im Inneren und außen eine stille Einöde
Die Mittdreißigerin Paulina kommt erheblich verletzt in ihrem völlig zerstörten Auto wieder zu sich, neben sich ein unbekanntes, etwa 15jähriges Mädchen. Sie ist zunächst völlig orientierungslos und kann sich an nichts erinnern. Dann lesen wir Episoden aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Da gibt es den Ex-Freund Felipe, der nie an einer festen Bindung interessiert war, den Mischlingshund Gallardo, den Felipe ihr überlassen hat und ihre Arbeitskollegin Maite, die so etwas wie eine Freundin für sie ist. Auch Maite hat die Liebe ihres Lebens noch nicht gefunden und ist ständig auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Eines Tages fahren die beiden Frauen aufs Land, um Maites alten Vater zu besuchen. Bei der Gelegenheit lernen sie bei ihrer Geburtstagsfeier die 15jährige Lara kennen, die Paulina bittet, sie mit nach Buenos Aires zu nehmen. Auf der Rückfahrt passiert der Unfall, mit dem der Roman beginnt.
Das Buch bietet keine zusammenhängend erzählte Geschichte, sondern lediglich zahlreiche Fragmente mit Zeitsprüngen, die dem Leser die Orientierung nicht leichtmachen. Paulina ist eine Frau, die den Bezug zur realen Welt weitgehend verloren hat. In Gesprächen gibt sie wenig von sich preis, beantwortet auch einfache Fragen häufig mit „weder noch“ und ist einsam und traurig. Am Ende könnte die Begegnung mit der jungen Lara einen Neuanfang bedeuten, denn Paulina nimmt an sich das Helfersyndrom wahr und will sich um das Mädchen kümmern.
Mir hat der kurze Roman nach einer gewissen Eingewöhnungszeit auch sprachlich gefallen, und ich habe mich gern auf dieses Experiment eingelassen.

Bewertung vom 08.02.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


sehr gut

Keiner ist ohne Schuld
In Jess Ryders Roman “Die Villa“ feiern die vier Freundinnen Tiff, Beth, Dani und Celine den Junggesellinnenabschied von Aoife in einer etwas abseits gelegenen Villa in Marbella. Es gibt Spannungen unter den Frauen, es wird viel Alkohol konsumiert, und am Ende liegt die Braut blutüberströmt tot am Boden. Dani hatte in der Nacht einen Blackout und will endlich herausfinden, was damals wirklich geschah, damit sie damit abschließen und ihre psychischen Probleme lösen kann. Deshalb überredet sie die drei anderen, noch einmal für ein Wochenende nach Marbella zu einer Art Gedenkfeier für Aoife zu reisen, ohne ihnen zu verraten, was sie wirklich vorhat, schon gar nicht, dass sie die Villa Floriana gemietet hat, in der das Verbrechen geschah. Sie stößt auf sehr viel Widerstand, nicht nur bei den Frauen, sondern auch bei den Vermietern. Alle sind der Auffassung, dass sie die Vergangenheit ruhen lassen soll. Es wird schnell deutlich, dass hier keiner die Wahrheit sagt, dass alle irgendetwas zu verbergen haben oder sogar irgendwie schuldig geworden sind. Dani ist allerdings die einzige, die diese Erinnerungslücke hat, deren Grund sie im Zuge ihrer Nachforschungen herausfindet. Am Ende wissen Dani und die Leser, was wirklich geschah und warum.
Erzählt wird aus wechselnder Perspektive aller Figuren, vor allem aus Danis, wobei Tiff, Beth und Celine als Ich-Erzählerinnen auftreten. Ständig wechselt die Zeitebene zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Das geschieht gut verständlich, aber leider nicht ohne Längen. Ich habe den auch sprachlich gelungenen Roman gern gelesen, fand ihn interessant, aber nicht übermäßig spannend, dennoch durchaus empfehlenswert.

Bewertung vom 07.02.2025
Energize your life! (eBook, ePUB)
Froböse, Ingo

Energize your life! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für mehr Lebensqualität
Der Sportwissenschaftler Ingo Froböse stellt in seinem Buch "Energize Your Life" dar, wie die Beachtung der vier Faktoren Ernährung, Bewegung, Entspannung und Schlaf uns zu mehr Energie in unserem Alltag verhelfen können. Die überaus informative, aber dennoch gut verständliche Darstellung, zeigt uns Lesern, was in unserem Leben häufig falsch läuft und wie wir das ändern können. Es gibt praktische Übungen - vor allem Dehnübungen - und Rezepte für eine bessere Ernährung. Diese Vorschläge lassen sich im Alltag gut umsetzen. Für mich war besonders das Kapitel über guten Schlaf sehr wichtig, da ich unter erheblichen Schlafstörungen leide. Auch optisch macht das Buch etwas her, enthält es doch Fotos, Abbildungen aller Art und Tabellen, die die behandelten Aspekte verdeutlichen. Ein sehr nützlicher, hervorragend gelungener Ratgeber.

Bewertung vom 14.01.2025
Ginsterburg
Frank, Arno

Ginsterburg


gut

Eine Kleinstadt in schwierigen Zeiten
In seinem neuen Roman “Ginsterburg“ beschreibt Arno Frank, wie es den Bewohnern der fiktiven Kleinstadt Ginsterburg irgendwo in der Mitte Deutschlands in den Jahren 1935 – 1940 – 1945 erging. Die Bewohner sind zum Teil begeisterte Anhänger des Nationalsozialismus, zum Teil Gegner oder in der Mehrzahl Mitläufer, die sich möglichst unauffällig verhalten, um sich nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Da ist die verwitwete Merle, die ihren Sohn Lothar allein aufzieht und nicht begeistert ist, als er der Hitlerjugend beitritt, weil er unbedingt Flieger werden will. Sie ist Buchhändlerin und muss mit ansehen, wie das Angebot an Büchern schrumpft und linientreu wird. Der Blumenhändler Otto Gürckel steigt in der Partei zum Kreisleiter auf und macht guten Umsatz genauso wie Clemens Jungheinrich, der Besitzer der Papierfabrik. Eine wichtige Rolle spielt auch Eugen von Wieland, der Feuilletonist der Lokalzeitung, mit seiner Frau Ursel und seiner Tochter Gesine. Daneben gibt es noch zahlreiche andere, in deren Leben der Leser Einblick bekommt.
Der umfangreiche Roman zeichnet den Kriegsverlauf nach. Sah es zuerst noch aus, als sei der Endsieg garantiert, wendet sich das Blatt, und die Niederlage wird bald unvermeidbar. Im Zuge dieser Entwicklung rückt die Bedrohung auch Ginsterburg immer näher, wird zu umfangreicher Zerstörung und zahlreichen Todesopfern führen. Wie überstehen Freundschaft, Liebe und familiäre Beziehungen diese Zeiten? Wieviel Loyalität kann es noch geben, wenn jeder um das physische und gesellschaftliche Überleben kämpft?
Mir hat der Roman mit Einschränkungen gefallen. Wegen der Personenvielfalt und der unendlich vielen Episoden, aber auch durch die Einschübe rund um den Absturz des englischen Bomberpiloten Alfie wird der Roman ziemlich unübersichtlich und liest sich alles andere als mühelos. Da braucht man Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen.

Bewertung vom 14.01.2025
To Die For
Gray, Lisa

To Die For


sehr gut

Manche Dinge sind wichtiger als Geld
In Lisa Grays “To Die For“ geht es um das Milieu der Immobilienmakler in Los Angeles. Am Malibu Beach Drive soll eine prächtige neue Immobilie für 50 Millionen Dollar verkauft werden. Andi Hart und ihre Kollegen werden informiert und von ihrem Chef beauftragt, einen Käufer für die Immobilie zu finden. Wer dies schafft, bekommt eine Million Dollar Provision. Durch diesen Auftrag werden die fünf Kollegen der Agentur zu Rivalen, von denen einige schließlich vor nichts mehr zurückschrecken, denn jeder von ihnen benötigt das Geld dringend aus unterschiedlichen Gründen. Sie können einander nicht mehr vertrauen. Am Tag der Offenen Tür haben Branchenkenner und Kaufinteressenten Zugang zum Haus. Ausgerechnet an diesem Tag wird eine männliche Leiche im Pool gefunden. Wir erfahren lange nicht, um wen es sich handelt und wie und warum er umgebracht wurde.
Die spannende Geschichte wird auf wechselnden Zeitebenen aus den fünf unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dabei wird die Vorgeschichte und die aktuelle Situation der Makler aufgedeckt. Es gibt zahlreiche unerwartete Handlungsumschwünge, und die Auflösung ist nicht zu erraten. Am Schluss ist alles aufgeklärt, und das „Mordhaus“ steht erneut zum Verkauf.
Mich hat der Thriller gefesselt. Ich habe ihn gern und schnell gelesen und empfehle ihn weiter.

Bewertung vom 14.01.2025
Allein gegen die Lüge (eBook, ePUB)
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Familienbeziehungen können sehr kompliziert sein
Alex Finlays Roman beginnt mit einem Knalleffekt. Die Familie des Studenten Matt Pine kommt bei einem Kurztrip nach Mexiko ums Leben: seine Eltern Evan und Olivia und die beiden jüngeren Geschwister Maggie und Tommy. Das ist schon die zweite Katastrophe, die seine Familie trifft. Sieben Jahre zuvor wurde sein älterer Bruder Danny wegen Mordes an seiner Freundin verhaftet und verurteilt, obwohl er die Tat wohl nicht begangen hat. Polizisten setzten ihm so zu, dass er gestand. Vor allem seit der Produktion einer Netflix-Serie, die Dannys Unschuld beweisen sollte, war die Familie in der Kleinstadt Adair in Nebraska nicht mehr wohl gelitten und zog nach Chicago um. Dannys Vater hat nie aufgehört, für seinen Sohn zu kämpfen. Auch auf der plötzlichen Reise nach Mexiko geht er neuen Hinweisen nach. Die FBI-Agentin Sarah Keller traut der örtlichen Polizei nicht, die von einer defekten Gasleitung im Feriendomizil ausgeht und die Akte sofort schließt. Diese Erklärung passt nicht zu den vielen Ungereimtheiten rund um die Auffindung der Leichen. Auch Matt fliegt nach Mexiko, um die Rückführung der Toten zu veranlassen, vor allem aber auch, um Hinweisen nachzugehen und bringt sich dadurch in Lebensgefahr. Seltsam ist dabei, dass die örtlichen Behörden nicht kooperieren und ihm und dem FBI immer wieder Hindernisse in den Weg legen.
In der wendungsreichen Geschichte gibt es wechselnde Perspektiven und zahlreiche Rückblenden in die Vergangenheit, als die junge schwangere Charlotte Rose nach einer Party ums Leben kam. Der Leser verfolgt, welche Belastungen familiäre Beziehungen aushalten müssen, welche Rolle Liebe, Loyalität und Lügen dabei spielen. Matt Pine will am Ende nur noch eins: ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben und seine tiefsitzenden Ängste die Wahrheit ans Licht bringen. Dem Autor ist ein sehr spannender, lesenswerter Thriller gelungen, den ich nur empfehlen kann.

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