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Benutzername: 
adel69
Wohnort: 
Baden-Württemberg

Bewertungen

Insgesamt 106 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2024
Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4
Dubois, Julie

Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Lesenswerter Sommer-Krimi

Worum geht es in dem Buch?

Die Kommissarin Marie Mercier ermittelt im Périgord, einer Gegend in Frankreich. In ihrem neuesten Fall geht es um zwei verschwundene 16-jährige Mädchen – Emma, eine Winzertochter, sowie Margaux, ein Mädchen, das sich gegen vieles auflehnt.
Bei den Ermittlungen hilft Marie ihr Kollege Richard Martin, der nicht nur beruflich sehr engagiert, sondern auch privat von seiner Familie eingespannt ist.
Der Fall ist verzwickt. Die beiden Mädchen scheinen unauffindbar. Da wird plötzlich ein toter Automechaniker gefunden. Er hieß François Durand und war sehr beliebt, da er überaus hilfsbereit war. Selbst bei der Félibrée, einem Traditionsfest im Périgord, engagierte er sich. Hat sein Tod etwas mit dem Verschwinden der beiden Mädchen zu tun? Marie und Richard ermitteln in alle Richtungen.

Meine Meinung zu dem Buch:

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es ist ein Krimi, der im Sommer spielt, nicht blutrünstig. Die Ermittlungsarbeit von Marie und Richard und ihrem Team wird umrahmt von anschaulichen Beschreibungen des Périgords und der Gepflogenheiten dort. Ich habe diese Gegend noch nicht besucht, war aber angetan von der Atmosphäre, die in dem Buch vermittelt wird.
Amüsant wird das Buch ab und zu durch Szenen aus dem Leben von Maries Großtante Léonie und ihrem Lebensgefährten George. Einiges davon war schon Thema in den Vorgängerbüchern, von denen ich bisher keines gelesen habe.
Marie ist sympathisch, auch ihre Kollegen sind es. Es gibt einige Verdächtige in dem Buch – und die Frage, ob Emma entführt worden sein könnte, weil sie eine seltene Blutgruppe hat. Lange tappen Marie und ihre Kollegen im Dunkeln – und der Leser ebenso.
Der Schluss ist überraschend – in vieler Hinsicht. Ein Detail war mir doch „too much“, aber ich will nicht spoilern. Einen Stern will ich deswegen jedoch nicht abziehen, da mich das Buch gut unterhalten hat, die Handlung interessant war – ebenso wie die französische Atmosphäre. Sicherlich werde ich weitere Bücher dieser Périgord-Reihe lesen, falls sich das ergeben sollte.
Ich vergebe fünf Sterne für „Traubenfest“ von Julie Dubois und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 02.05.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


ausgezeichnet

Der Roman zieht sich in die Länge

Worum geht es in dem Buch?
Benjamin, genannt Benni, kehrt nach 25 Jahren wieder in den Ort seiner Kindheit zurück. Nach Welsum im Sauerland. Dabei geht es ihm nicht gut, er hat einen Gipsarm.
In Welsum trifft er Leute, die er kannte. Lea, die unterdessen fünf Kinder hat. Gideon, mit dem er befreundet war. Und Klaus, sein Vater, dessen Anerkennung und Aufmerksamkeit er immer wieder sucht.
Das Dorf ist merkwürdig, oft trostlos. Getragen wird es durch eine evangelikale Gemeinde, dessen Vorstand ein gewisser Herr Reitwein ist, der in einer schönen Villa lebt. Offenbar scheinen alle Menschen, mental gesehen, abhängig zu sein von dieser Gemeinde, so dass sie es nicht schaffen, Welsum den Rücken zu kehren und anderswo ein neues Leben anzufangen.
Benni hat das vor einigen Jahren geschafft – und sein jetziger Besuch sollte nur einige Tage dauern. Dennoch lässt er sich hinreißen, länger zu bleiben.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Zu Anfang liest sich das Buch interessant, die Autorin hat eine schöne bildhafte Sprache. Man liest Details aus Bennis Kindheit in Welsum, die sich mit Ereignissen während seines Besuches abwechseln.
Man ist schockiert über die Engstirnigkeit in Welsum – so ist es beispielsweise eine Sünde, wenn man sich einen Reisekatalog ansieht, in dem Frauen im Bikini abgebildet sind.
Je weiter ich las, desto mühsamer wurde die Lektüre, denn es kam keine Spannung auf. Ich wunderte mich, dass Benni überhaupt mit einem Gipsarm nach Welsum reist – und warum er sich – trotz der schlechten Erinnerungen aus seiner Kindheit – nicht losreißen kann. Immer wieder denkt er an Vicky, seine Ex-Freundin, die in New York weilt.
Benni hascht nach der Aufmerksamkeit von Klaus, seinem Vater, der Momente hat, während derer er Benni beachtet – und dann wieder nicht.
Man bekommt als Leser die Information, welche schlechten Erinnerungen Benni genau hat, nicht nur die Engstirnigkeit und die merkwürdigen Leute. Aber, bis man das als Leser erfährt, muss man viel und lange lesen und sich durch oft trostlose und eintönige Handlungsstränge kämpfen.
Ich vergebe dem Buch drei Sterne und bin bei einer Leseempfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 02.05.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Packend und interessant

Worum geht es in dem Buch?
Athena Liu hat im Alter von 27 Jahren schon viel erreicht. Eine gefeierte Schriftstellerin ist sie, ihre drei Romane sind Bestseller, sie verdient gut und konnte auch schon Literaturpreise einheimsen.
Das stößt ihrer Freundin June Hayward bitter auf. Eigentlich sollte sie sich für Athena freuen, aber sie ist neidisch. Ihr eigener Erstlingsroman „Jenseits der Bäume“ floppte und verkaufte sich schlecht.
An Athena sieht sie, was sie haben könnte, wenn sie das Glück hätte, als Autorin überaus erfolgreich zu sein.
Athena und June kennen sich aus Studentenzeiten. Alle zwei Monate treffen sie sich und reden über das Schreiben. An einem Abend gehen die beiden in Athenas Wohnung – und da passiert es: Athena verschluckt sich so unglücklich beim Essen, dass sie erstickt. June kann ihr nicht helfen und muss zusehen, wie Athena stirbt.
Neben dem Schock über Athenas plötzlichen Tod reift in June die Idee, aus Athenas unveröffentlichtem nächsten Buch Profit zu schlagen. Athena bat sie noch kurz vor ihrem Tod, das Manuskript zu lesen. Das Buch heißt „Die letzte Front“ und handelt von chinesischen Arbeitern während des Ersten Weltkriegs.
June liest das Werk und überarbeitet es. Sie gibt ihm ihre eigene persönliche Note. Schnell findet sie einen Verlag, der das Buch veröffentlichen will, und bekommt einen sehr guten Zuschuss. Auf einmal ist sie als Autorin Juniper Song beliebt und begehrt – und der Verlag stellt ihr sogar Leute zur Seite, an die sie sich wenden kann, wenn sie Probleme hat.
Die Probleme beginnen bald. Das Buch verkauft sich sensationell, aber es gibt auch Neider im Netz auf Social-Media-Plattformen – und Leute, durch die sich June bedroht fühlt. Sie ist einsam als berühmte Schriftstellerin und immer auf der Hut, dass niemand erfährt, dass „Die letzte Front“ nicht von ihr verfasst wurde.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Schon zu Anfang war ich gepackt von diesem Buch, von den Ereignissen rund um June und Athena. Die Autorin gibt viele Einblicke in das Verlagsleben, was den Erfolg von Büchern ausmacht – und wie man als Autorin gefeiert wird.
Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wie ich gehandelt hätte, wäre ich an Junes Stelle gewesen. Hätte ich das Manuskript behalten? Auch ich hätte da Gewissensbisse bekommen und es lieber Athenas Mutter ausgehändigt.
Rebecca F. Kuang beschreibt Junes Gedanken und Motive so, dass sie den Lesern leidtut. Sie rechtfertigt es, dass es – aus ihrer Sicht - legal sei, das Manuskript als ihres ausgegeben zu haben. Und so muss June die Konsequenzen tragen. Gespannt verfolgte ich, wie weit June gehen wird. Die Handlung steigert sich – June bekommt Angst, sie wird depressiv, teilweise auch gewalttätig. Aber sie muss ihr Leben meistern, muss ein neues Buch auf den Markt bringen, solange das Interesse an ihr noch da ist.
Ich fand es interessant und spannend zu lesen, welche Macht Social Media im Leben von Autoren haben kann. Wie man gefeiert und gleichzeitig gehasst wird. Man muss als Autor über solchen Dingen stehen – und manchmal das tun, was auch ein Vertrauter June empfiehlt: seine Social-Media-Accounts löschen. Rezensionen und Kommentare können aufbauen – sie können aber auch zerstören.
Die Autorin schreibt so rasant, so gekonnt, dass es großen Spaß macht, das Buch zu lesen – auch wenn manche Ereignisse erschreckend sind. Manchmal ertappt man sich als Leser:in bei dem Gedanken, dass es auch ein Gutes hat, wenn man nicht berühmt ist.
Das Buch „Yellowface“ zählt schon jetzt zu meinen Buchfavoriten im Jahre 2024. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.03.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


gut

Das Buch kann mich nicht komplett überzeugen

Worum geht es in dem Buch?
Hinnerk ist Café-Besitzer, er ist schwul, träumt von einer Beziehung mit David. Ein Problem nur ist: sein Café „Blue Hour“ steckt in den roten Zahlen und droht, geschlossen zu werden. Da naht ein Investor, der vielleicht das Café retten könnte.
Malu ist alleinerziehend und arbeitet in diesem Café. Für sie ist es einfach wichtig, dass das Café existiert, denn es sichert ihre Existenz. Sie hat es nicht einfach – ist alleinerziehend.
Ihr Sohn heißt Janne. Lehrer weigern sich, ihn zu unterrichten, denn er ist schwierig und zu lebhaft. Ein so genannter „Systemsprenger“.
In einem Park lernt Janne einen älteren Mann kennen, der Schach gegen sich selbst spielt. „Oldman“ nennt man ihn. Er ist Witwer. Janne fasst Zutrauen zu dem Mann, der ihm so nach und nach die Regeln des Schachspiels erklärt. Janne entdeckt hierdurch einige Tipps und Weisheiten, die er in sein Leben mitnehmen kann.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Ansprechend sieht das Buch aus, mit einem hübschen Umschlag.
Leider können mich weder Handlung, noch Charaktere komplett überzeugen. Die Figuren bleiben für mich irgendwie blass. Malu, alleinerziehend. Janne, der Junge, der „unbeschulbar“ ist. Der schachspielende Witwer „Oldman“. Und schließlich Hinnerk, der Cafébesitzer. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht dieser Protagonisten erzählt – aber für mich bleiben sie distanziert. Sie und ihre Geschichten berühren mich kaum. Mir fehlt hier einfach das gewisse „Etwas“.
Ich habe das Buch gelesen, aber komplett überzeugt bin ich davon nicht. Für mich bleibt es nur durchschnittlich.
Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Empfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 14.03.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


ausgezeichnet

Drei Frauen suchen das Glück

Worum geht es in dem Buch?
Das Buch schildert die Lebenswege dreier Frauen, deren Leben durch ein Ereignis umgekrempelt wird. Sie müssen versuchen, aus dieser Situation das Beste zu machen, um wieder glücklich zu werden.
Mylène ist eine der drei Frauen. Ihre Geschichte spielt 2019. Sie wohnt in Paris und hat eine Firma, die erfolgreich Lippenstifte aus Naturmaterialien verkauft. In naher Zukunft plant sie, ihren Verlobten Frédéric zu heiraten. Eines Tages erfährt sie von einem Anwalt, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat. Sie merkt, dass dieses Erbe etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat. Einem Teil aus ihrer Vergangenheit, den sie noch nicht kennt. Das lässt ihr keine Ruhe – und so begibt sie sich auf Spurensuche.
Johanna ist eine Einsiedlerin in der DDR, die in einem Wald in der Nähe der Grenze zu Westdeutschland lebt. Im Jahr 1987 nimmt sie ein schwangeres Mädchen auf, das bei einem Versuch, in die Bundesrepublik Deutschland zu fliehen, angeschossen wurde. Johanna versucht, dem Mädchen zu helfen auch wenn das gefährlich für beide ist.
2003 beginnt die Geschichte von Holly. Sie wohnt in Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien und teilt sich eine Wohnung mit einer Freundin, da das Leben teuer ist. Holly träumt davon, Karriere als Drehbuchschreiberin zu machen. In einer Filmfirma erledigt sie Botengänge für die launische Chefin. Eines Tages verliert Holly durch ein Unglück ihre Kollegin Jay, die für sie einsprang. Holly ist untröstlich und macht sich auf die Suche nach Jays Familie, um diese ein bisschen glücklich zu machen.

Meine Meinung zu dem Buch:
Ich fand dieses Buch mitreißend, es war an keiner Stelle uninteressant. Alle drei Frauen sind sympathisch auf ihre Weise und sie werden in dem Buch glaubhaft dargestellt.
Alle drei Frauen erleben ein unerhörtes Ereignis, mit dem sie fertigwerden müssen. Mylène wird für eine Zeit aus ihrem beruflichen Dasein gerissen und versucht, das Rätsel um ihre Vergangenheit zu lösen. Dass sie als Kind adoptiert wurde, wusste sie lange nicht. Das beschäftigt sie – und ihr Glück kann sie nur finden, wenn sie mehr aus ihrer Vergangenheit weiß.
Johanna ist etwas spröde und unnahbar. Sie war einst als Physikerin tätig, bis ein tragisches Ereignis sie zur Einsiedlerin machte. Das Wort „Halbwertszeit“, das auch ein Teil des Romantitels ist, kennt sie aus ihrem ehemaligen Beruf. Als sie das verletzte Mädchen im Wald findet, ist sie gezwungen, ihre Unnahbarkeit aufzugeben und Hilfsbereitschaft zu zeigen. So nach und nach erzählt sie dem Mädchen aus ihrer Vergangenheit.
Holly will ihren Weg in Hollywood machen – aber der Tod ihrer Kollegin Jay reißt sie aus ihren Träumen. Sie wird lange nicht fertig mit ihren Schuldgefühlen, was mich beim Lesen teilweise nervte. Andererseits muss man als Leserin akzeptieren, dass Personen – auch in einem Buch – anders denken als man selbst. Die Idee, dass sie versuchte, sich um Jays Sohn Lucas kümmern, während dessen Vater Matt berufliche Termine wahrnehmen konnte, fand ich gut.
Lange habe ich mich gefragt, warum das Buch drei Geschichten drei verschiedener Frauen in drei Ländern in verschiedenen Jahren nebeneinander erzählt. Aber gegen Schluss wird klar, dass diese Geschichten miteinander zu tun haben.
„Die Halbwertzeit von Glück“ ist ein schöner Roman über drei unterschiedliche Frauen, den ich sehr gerne gelesen habe. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.03.2024
Die Wundersammler
Rath, Hans;Wiebusch, Michaela

Die Wundersammler


ausgezeichnet

Ein schöner Sommerroman mit interessantem Thema

Worum geht es in dem Buch?
Im italienischen Städtchen Molitoni versucht Paula, ihre Doktorarbeit über das Thema „Wunder“ zu schreiben. Doch mit den bisherigen Ergebnissen ist sie nicht zufrieden, sie steckt in einer „Sackgasse“, obwohl sie sehr viel recherchiert hat. Sie ist drauf und dran, diese Doktorarbeit abzubrechen. Antworten auf wichtige Fragen, wie zum Beispiel „Was sind Wunder?“ und „Sind sie pure Einbildung oder nicht?“ hat sie noch nicht bekommen.
Da trifft sie Benedikt, einen katholischen Pfarrer, der immer wieder an seinem Leben zweifelt. Er bietet ihr an, mit ihr zu Leuten zu fahren, die zum Thema „Wunder“ etwas beisteuern können. Paula hat mit diesen Leuten schon telefoniert, aber auf ihrer Reise mit Benedikt wird sie diese Menschen auch treffen. Paula willigt ein – und fährt zusammen mit Benedikt zu einem Auto zu einer Mathematikerin aus Zürich, die in München weilt, zu einer Dame in der Schweiz, die schon eine Weltreise hinter sich hat, und zu anderen Leuten.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Locker ist das Buch geschrieben, in einer einfachen Sprache – und es macht Spaß es zu lesen. Der Leser reist mit Paula und Benedetto in Gedanken durch Italien, Frankreich, die Schweiz und so weiter. Immer wieder telefonieren sie mit Paulas „Sommerfreundin“ Franca, einem Teenager, die sehr interessiert ist, über die Fortschritte der Reise und der gemachten Recherchen mehr zu erfahren.
Das Buch ist im Präsens (Gegenwart) geschrieben, es gibt viele Dialoge – und es ist interessant, wie Erkenntnisse zum Thema „Wunder“ in diesen Roman hineingewoben sind. Nicht nur Paula und Benedikt gewinnen neue Erfahrungen und Erkenntnisse. Man nimmt auch für sich als Leser einige interessante Gedanken und Erkenntnisse mit – beispielsweise, dass man auch Wunder im Alltag erleben kann – also dann, wenn man gar nicht damit rechnet.
Auf jeden Fall ist „Die Wundersammler“ ein mitreißendes Buch, das Freude macht und positive Stimmung beim Lesen hervorrufen kann.
Ich vergebe 5 Sterne und eine Lese-Empfehlung.

Bewertung vom 23.02.2024
Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1
Lark, Sarah

Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Lektüre über vier interessante Frauen

Worum geht es in dem Buch?
In dem Buch geht es um vier junge Frauen aus Schottland, die Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Sprung ins Erwachsenenleben sind. Da gibt es die drei adligen Cousinen Ailis, Donella und Haily – und dann Emily, die Tochter der Köchin, die für Hailys Familie arbeitet.
Alle vier Mädchen besuchen eine gute Schule, in der sie ihre Begabungen unter Beweis stellen können. So interessiert sich Ailis für die Sterne und würde später gerne Astronomie studieren. Jäh wird sie aus ihren Träumen gerissen und von ihrem Vater mit Cuthbert verheiratet. Die beiden ziehen nach Boston in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Doch ihre Ehe verläuft nicht positiv. Als Ailis schwanger ist, ertappt sie ihren Mann mit einer Geliebten und verlässt ihn.
Ailis steht in Briefkontakt mit ihrer Cousine Donella. Diese interessiert sich für den Bau von Luftschiffen und Heißluftballonen. Als sie Hernando in Paris trifft, der ihr zu einem Studium an der Sorbonne verhilft, glaubt sie sich am Ziel ihrer Träume. Aber es kommt anders.
Haily ist hübsch, aber faul und sehr egozentrisch. Für die Schule interessiert sie sich wenig. Sie träumt davon, als Sängerin und Schauspielerin Karriere zu machen. Ein Engagement an einem Theater in Boston scheint ein Karrieresprungbrett für Haily zu sein.
Emily ist begabt. Ihr Interesse gilt der Zoologie und Verhaltensforschung bei Tieren. Lange steht sie im Schatten von Haily, die in ihr eine Zofe und Dienerin sieht. Immer wieder ist sie auch Emilys Launen und Bösartigkeit ausgesetzt.
Alle vier Frauen versuchen, auf ihre Weise ihr Glück zu finden. Sowohl beruflich, als auch privat.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Sarah Lark hat mit „Himmelsstürmerinnen“ einen mitreißenden Schmöker geschrieben, den ich sehr gerne gelesen habe. Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (es gibt also keine Ich-Erzählerin/keinen Ich-Erzähler) in der Vergangenheit geschrieben.
Die Handlung ist sehr interessant. Ailis, Donella und Emily sind sympathisch. Haily ist immer wieder bösartig. Gespannt verfolgt man als Leser das Schicksal der vier Frauen. Nicht immer geht alles glatt. Aber gerade das verleiht dem Buch viel Spannung.
Man bekommt auch die Schwierigkeiten mit, die Frauen in der damaligen Zeit hatten. Sie waren abhängig von ihren Eltern und nach Heirat von ihren Ehemännern. Oft wurde Frauen nicht zugetraut zu studieren.
Manches Mal fand ich das Buch zu unrealistisch – andererseits hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Es konnte mich faszinieren, ablenken, ich konnte in andere Welten abtauchen.
Deswegen vergebe ich dem Buch die volle Punktzahl und bin auf die Fortsetzung gespannt.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2024
Der flüsternde Abgrund
Lando, Veronica

Der flüsternde Abgrund


sehr gut

Familiendramen im Regenwald

Worum geht es in dem Buch?
Callum Haffenden kehrt nach 30 Jahren von seinem Wohnort Hobart in Tasmanien (Australien) wieder in seine Heimatstadt Granite Creek in Nordaustralien zurück. Grund ist Lachie, einem jungen Mann, der in einem Felsmassiv im Regenwald zu Tode kam.
Hat jemand Lachie in die Felsen gestoßen? Oder war ein Unfall die Todesursache? Callum ermittelt, er will seinem Freund Eddy Quade, der Polizist ist, helfen. Doch manchmal schießt er über die Stränge. Er aber will die Wahrheit wissen, denn er vermutet, dass Lachie sein Sohn sein könnte.
Viele Menschen in Granite Greek zeigen Callum, dass er dort nicht erwünscht ist. Immer wieder gerät er mit Brett aneinander, den er schon zu Schulzeiten nicht leiden konnte. Weiterhin hat er oft mit Schmerzen zu kämpfen, denn durch einen Unfall als Jugendlicher in Granite Creek verlor er einen Unterschenkel und muss mit einer Beinprothese herumlaufen.
Callums und Bretts gemeinsame Liebe war eine Frau, namens Pip. Was ist aus ihr geworden? Und wer ist an dem Tod von Pips Schwester Amelia schuld? Callum recherchiert nicht nur im Hier und Jetzt, er versucht auch, einige Fragen aus seiner Vergangenheit zu klären, um ein Trauma zu verarbeiten…

Meine Meinung zu dem Buch:
Das Buch ist interessant geschrieben, die Charaktere sind glaubwürdig. Callum ist sympathisch, sein Freund Eddy bei Polizei ebenfalls. Steph, eine ehemalige Schulkameradin von Callum, ist geheimnisvoll, und Brett verdächtig.
So ist man als Leser hin- und hergerissen. Schon bald zeigt sich, dass Lachie kein liebenswerter Charakter, sondern ein Sadist war. Einige Menschen in Granite Creek hat er verärgert und erschreckt. Und sie alle hatten ein oder mehrere Motive, Lachie umzubringen.
Als Thriller würde ich den Roman nicht bezeichnen – es ist eher ein Kriminalroman, der vorwiegend Callums Recherchen aufzeigt. Callum stößt auf Familiengeheimnisse und versucht, mit Logik, Erinnerungen und Überlegungen den Fall zu lösen.
An einigen Stellen lebt das Buch von einer geheimnisvollen Atmosphäre, die vom Regenwald ausgeht und einige Leute zu den Felsen lockt. Das baut Spannung auf.
Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.12.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Anstrengende Lektüre

Worum geht es in dem Buch?
Der Roman besteht aus vielen Momentaufnahmen einiger Leute aus Lübeck, die sich in den Jahren von 1890 bis 1906 abspielen. Das Deutsche Reich ist damals ein Kaiserreich und Lübeck gilt als „kleinster Staat“ darin.
Die Leser machen Bekanntschaft mit Georg, der aus Berlin kommt, in Lübeck das Gymnasium besucht und nicht sonderlich Freude an der Schule hat. Er wohnt bei einem Pastor, der nicht nur ihn, sondern auch andere Schüler beherbergt.
Weiterhin lernt man Friedrich Lindhorst kennen, praktizierender Rechtsanwalt, verheiratet und kinderreich. Seine Frau kommt mit der Kinderschar nicht klar, immer wieder leidet sie an seelischen Problemen.
Der Ratsdiener Isenhagen ist sehr beschäftigt. Seine Nachbarschaft, besonders Mathilde Helms, interessiert sich dafür, wie seine Wohnung aussieht. Er konsultiert Mathilde Helms immer wieder in Fragen zu Zimmerpflanzen.
Ida Stuermann ist Dienstmädchen bei den Lindhorsts. Sie träumt von einer Karriere als Stenotypistin, besucht an ihren freien Tagen Kurse für Stenografie und erlernt Maschinenschreiben.
Es gibt noch viele andere Personen, deren Schicksal teilweise gestreift wird oder über die ausführlicher berichtet wird.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman ist im Präsens geschrieben, aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler). Die Autorin hat einen sehr anspruchsvollen Erzählstil gewählt mit wenig wörtlicher Rede, viel indirekter Rede und einigen alten Wörtern. So ist ein Gymnasium beispielsweise eine „Anstalt“ und die Frau des Pastors eine „Pastete“.
Einen roten Faden in der Handlung sucht man vergeblich, auch ist keine Spannung vorhanden. In dem Buch geht es vielmehr um die Gesellschaft im Deutschen Reich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im frühen 20. Jahrhundert. Wer in wohlhabenden Verhältnissen geboren ist, kann es schaffen, Karriere zu machen. Vorwiegend ist das Männern vergönnt.
Frauen kümmern sich um die Kindererziehung, beaufsichtigen das Dienstpersonal. Wer wohlsituiert ist, fährt im Sommer für einige Wochen in den Urlaub, beispielsweise nach Sylt.
Viele der Figuren sowie die Darstellung der Gesellschaft aus längst vergangenen Zeiten ziehen den Leser in den Bann. Zum Glück gibt es am Anfang des Buches ein Verzeichnis der handelnden Personen. Es ist nützlich und erleichtert die Lektüre immer wieder.

Mein Fazit:
Das Buch lässt sich nicht „einfach weg lesen“, es erfordert Konzentration. Viele Personen, viele Puzzleteile, viele Momentaufnahmen machen diesen Roman aus. Von manchen wird mehr, von anderen weniger berichtet. Manche Fragen, die man als Leser hat, bleiben ungeklärt. Zum Beispiel: Kommt Robert aus Japan zu Hause an? Welche Probleme hat Ida mit ihren Händen, besonders am Ende des Romans?
Positiv finde ich, dass ich in diesem Buch einiges über die Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich in Lübeck gelernt habe. Diese Zeit ist faszinierend dargestellt.
Ich vergebe „Unsereins“ von Inger-Maria Mahlke vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.11.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Fantasievolles Roadmovie in Romanform

Worum geht es in dem Buch?

Billie, die Ich-Erzählerin, ist 14 Jahre alt und hat eigentlich den ungarischen Namen Erzsébet. Sie wächst bei ihrer Mutter Marika auf. Sie haben nicht viel Geld, die Mutter ist als Kellnerin und als Raumpflegerin tätig. Dennoch hat Billie eine schöne Kindheit, voller Liebe, voller Träume, voller Fantasie, die den Gedanken der Mutter entspringen.
Eines Tages kommt die Großmutter aus Ungarn zu Besuch, weil sie ärztliche Hilfe in Deutschland braucht. Das bringt den Alltag von Billie und ihrer Mutter durcheinander.
Während eines Streits zwischen der Großmutter und Marika passiert ein tragischer Unfall und Billie muss über ihre Zukunft nachdenken. Sie verspürt den Wunsch, ihren Vater zu suchen. Alleine mit dem Nissan fährt sie in Richtung Nordsee.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Durch das Fernsehen und einige Internetseiten wurde ich auf das Buch aufmerksam und habe es gelesen. Die Sprache in dem Buch gefällt mir, die Hauptcharaktere Billie und ihre Mutter sind sympathisch.
„Paradise Garden“ ist ein lesenswerter Erstlingsroman über das Erwachsenwerden, über ein Abenteuer und über die Suche nach Herkunft.
Nie wurde das Buch langweilig. Sicherlich kommt es selten vor, dass eine 14-Jährige mit einem Auto herumfährt, aber ich halte das auch nicht für unmöglich.
Der Schluss ist unerwartet – aber auch gut und nachvollziehbar.
Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.