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Benutzername: 
leTTera
Wohnort: 
Schwarzwald

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


sehr gut

Vom Weggehen und nicht hinter sich lassen können

Von Kosakenberg nach London - was für ein Sprung! Kathleen gelingt er, doch er hat seinen Preis. Wächst man in der Provinz auf, so ist die Sehnsucht weg zu gehen bei vielen gross. Was zieht das jedoch nach sich? Für die Menschen, die weggehen aber auch für diejenigen, die bleiben...
Viele tiefgehende Fragen zum Thema Weggehen oder Bleiben und dem Aspekt was oder wo ist Heimat eigentlich, werden in diesem Buch einfühlsam und nachdenklich von Sabine Rennefanz angesprochen und bearbeitet. Dass sie auch Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung anspricht, erweitert die vielen Ebenen, auf denen sich das Buch bewegt.
Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. Auch die eingeflochtenen philosophisch anmutenden Kommentare der Erzählerin regen zum Nachdenken und Nachspüren an. Zwischendrin habe ich gewisse Längen empfunden, kann aber gar nicht genau fest machen, woran es lag.
"Kosakenberg" ist ein sehr lesenswertes Buch. Diejenigen, die biographische Ähnlichkeiten mit der Erzählerfigur Kathleen aufweisen, werden sich erst Recht berührt und angesprochen fühlen.

Bewertung vom 26.02.2024
Cosima und der Diamantenraub / Cosima Unfortunate Bd.1
Noakes, Laura

Cosima und der Diamantenraub / Cosima Unfortunate Bd.1


weniger gut

Nicht überzeugend

Das Cover ist gut gelungen, auffällig aber nicht unruhig. Auch die Buchillustrationen sind gut.
Der Klappentext klang an sich vielversprechend. Meine Tochter machte sich interessiert ans Lesen. Nur leider kam keine Begeisterung auf, obwohl sie eine Vielleserin ist.
Das Thema ist nicht wirklich überzeugend umgesetzt oder vielleicht sogar zu gewollt und dadurch nicht wirklich authentisch. Auch die Zeit, das 19. Jahrhundert, ist möglicherweise zu weit weg von den heutigen Jugendlichen, geschweige denn, dass die zu ausführlich geschilderte Internatsatmosphäre für sie vorstellbar wäre. Der Schreibstil ist nicht packend, es kommt keine wirkliche Spannung auf, die einen zum Weiterlesen motivieren würde. Die Sätze sind schwerfällig und auch zu detailverliebt, darunter leidet die Spannung. Auch die Gestaltung der Charaktere konnte meine Tochter nicht ansprechen.
Ich erlebe es fast nie, dass meine Tochter ein Buch mittendrin aus der Hand legt und das Interesse verliert. Hier war es leider der Fall.

Bewertung vom 06.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


ausgezeichnet

Köstliches Lesevergnügen
Bereits das Cover sticht ins Auge. Eine ungewöhnliche Darstellung, die ein wenig den skurrilen Stil und Ton dieses Buches andeutet. Der Titel löste bei mir schon den ersten Lacher aus. Wer möchte denn nicht die Sicht der Dinge von Heinz Labensky wissen?!
Der Name passt sehr gut zu dieser augenscheinlich nichtssagenden, durchschnittlichen, etwas verschrobenen Person. Doch mit dem Moment, da sich die Hauptfigur in den Flixbus setzt, läuft ein facettenreicher Roadmovie vor dem inneren Auge des Lesers ab.
Geschichten über Geschichten säumen nun den Weg von Heinz Labensky hin zur Ostsee - wie der Redefluss, der zwangsläufig Richtung Meer, ins Weite fließt. Wie glaubwürdig diese Geschichten dem Leser vorkommen mögen oder nicht, wer ein wenig vertraut ist mit dem Leben in der ehemaligen DDR, denkt sich so seinen Teil.
Es gab in den letzten Jahren verschiedentlich dieses Motiv des alten Herren, der sich mit einem mehr oder weniger einleuchtenden Ziel auf die Reise macht, meistens mit dem Bus, und dabei seine persönliche Geschichte verarbeitet. Mir kamen etliche Assoziationen in den Sinn. Dennoch hat dieser Roman seinen eigenen, sehr gelungenen Ton und Charakter. Ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 06.02.2024
Im Spiegel des Kosmos
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


weniger gut

Zu viel erwartet
Die Aufmachung des Buches ist gelungen, das Titelfoto sehr ansprechend. Das Ganze war für mich vielversprechend - ein Thema, das mich sehr interessiert. Den Wissenschaftler kannte ich bisher nicht, aber der Vergleich zu Stephen Hawking hat mich bewogen, das Buch lesen zu wollen. Fakt ist, ich habe es nach wenigen Kapiteln weg gelegt. Den Rest habe ich kursiv angeschaut, konnte mich aber nicht überreden, es zu Ende zu lesen.

Der Anfang ist sogar ganz nett, aus dem ersten Kapitel nahm ich interessante Gedanken mit. Auch der Schnelldurchlauf der exponentiellen Veränderungen durch die Jahrzehnte war spannend, eine interessante Rückschau.

Doch danach kommen Kapitel, in denen sich der Autor für mein Empfinden selbst verirrt - der rote Faden und der Zusammenhang des Ganzen zum angedachten Thema konnte sich mir nicht erschließen. Die Lektüre wurde fahrig, sehr detailverliebt in puncto amerikanische Politik, zum Teil mit recht tendenziösen Aussagen. Alles in allem leider enttäuschend.

Bewertung vom 14.12.2023
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


sehr gut

Unterhaltsam
Das Cover ist ansprechend gestaltet, wer die anderen Bücher gelesen hat, realisiert den Wiedererkennungseffekt. Auch in dieser Fortsetzung gelingt es dem Autor, die Geschichte gut zu konstruieren und auch viel Milieubeschreibung einzuflechten. Ich war überrascht, dass das Thema gleich so hitzig wird, das Drogenmilieu würde man nicht gleich mit kriminalistischen Senioren verbinden.

Ganz lustig und listig gehen auch dieses Mal die Protagonisten vor, um den Fall zu lösen. Und bei aller durchaus vorhandenen Spannung, bleibt das Auge nicht trocken. Sowohl die Personen sind wieder köstlich dargestellt als auch der Schreibstil an und für sich. Feiner britischer Humor ist garantiert.

Fortsetzungsgeschichten können manchmal etwas ausgeleiert wirken, ich finde aber, dass der Autor dies gut meistert. Es hat zwischendrin seine Längen, ein paar weniger Schlenker wären auch gut gewesen, alles in allem wieder eine vergnügliche Lektüre.

Bewertung vom 21.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


sehr gut

Ein Ritt durch gewichtige Themen
Aus mehreren Perspektiven entfaltet der Roman sein Geschehen. Stimmen aus drei Jahrhunderten,1850 bis 2019, erzählen über ihr Verhältnis zum Rennpferd Lexington bzw. zu den Gemälden, die von ihm angefertigt wurden.
Ein dichter Roman mit realen historischen Verbindungen, die Geraldine Brooks am Ende ausführlich erläutert. Weniger glücklich finde ich den Titel der deutschen Übersetzung. Ein Gemälde ist zwar das verbindende Erzählelement, den schlichten englischen Titel "Horse" finde ich jedoch weitaus passender zu diesem komplexen Roman.

Ein außergewöhnliches Rennpferd, sein Trainer und sein Besitzer stehen im Mittelpunkt des Themenkarussells, das sich entfaltet. Die Autorin unternimmt einen wuchtigen Ritt durch die Geschichte des Pferderennsports, Porträtmalerei und Kunstgeschichte, Wissenschaft sowie Sklaverei und aktuellem Rassismus.
Ein allwissender Erzähler sowie gelegentliche Ich-Erzähler binden die Fäden zusammen. Das Romangeschehen ist gut konstruiert, die Figuren sind überzeugend gezeichnet, insgesamt habe ich die über 500 Seiten gerne gelesen. Insbesondere das Thema Pferderennsport im 19. Jahrhundert fand ich sehr interessant.
Zwei Dinge veranlassen mich dennoch, einen Stern abzuziehen:
Der Spannungsbogen leidet erheblich an der Pedanterie des allwissenden Erzählers, der sich für meinen Geschmack viel zu oft in unnötige Details verliert. Dadurch verliert dann die Erzählung etwas die Balance, denn der Schluss kommt wie ein Paukenschlag und ist im Verhältnis zum detaillierten Rest sehr spärlich ausgearbeitet.
Alles in allem ist es ein lesenswertes Buch, nicht nur für Pferdefans.

Bewertung vom 12.11.2023
Die beste Freundin beißt man nicht / Moon & Midnight Bd.1
Birchall, Katy

Die beste Freundin beißt man nicht / Moon & Midnight Bd.1


gut

Ganz nett
Da Katy Birchall als "Erfolgsautorin" angepriesen wird, und ich ihre bisherigen Bücher nicht kenne, bin ich vermutlich mit etwas zu großen Erwartungen gestartet.

Die Geschichte ist ganz nett konzipiert und bei der Fülle an Kinderbüchern zum Thema Vampire, hat die Autorin eine gute Idee zu einer Weiterentwicklung des Themas gehabt. Menschen und Vampire befreunden sich miteinander, dank der Freundschaft und des Engagements zweier Mädchen. Ein charmanter Einfall.

Dennoch bleibt die Wirkung relativ dünn. Die Figuren sind sehr unspezifisch, keine konnte mich so wirklich überzeugen, einzig die Fledermaus von Theodora ist mir ein wenig ans Herz gewachsen. Es hat immer mal wieder lustige Momente, dennoch plätschert die Geschichte dahin, die durchaus wesentlich mehr britischen Humor hergeben könnte. Der Schreibstil konnte mich einfach nicht packen, alles sehr "wässerig" und harmlos, selbst für ein Buch mit Lesealter ab 10. Ich kenne Kinderbücher, die in einer viel schöneren und ansprechenderen Sprache verfasst sind, die den jungen Lesern durchaus etwas Sprachvergnügen bietet - dieses Buch kann leider nicht mithalten.

Bewertung vom 12.11.2023
Alles Zufall im All?
Bertram, Erik;Wylezalek, Dominika

Alles Zufall im All?


ausgezeichnet

Herausfordernd
Das Thema Universum interessiert mich seit je her, so sprach mich auch dieses Buch an. Ich war sehr erleichtert, dass der sehr oberflächlich wirkende Erzählton der Einleitung sich in eine angenehme Mischung verwandelt: lockere Sprache aber auch ernsthafter Inhalt.

Eine beobachtende Astronomin und ein theoretischer Astrophysiker geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erklären dabei Fundamentales, um die Entwicklung des Kosmos und seine Erforschung zu verstehen.
Es liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache, dass sich die komplexen Grundlagen der Astronomie nicht wirklich vereinfacht erklären lassen, auch nicht, wenn zur Auflockerung immer wieder ein spaßiger Ton zu lesen ist. Die Autoren geben sich damit große Mühe und illustrieren den Inhalt auch mit guten Bildern und Skizzen. Ich habe nicht alles verstanden, dennoch das Buch gerne gelesen und fühle mich in Ansätzen auf den neuesten Stand gebracht.

Weniger gelungen finde ich die typografische Gestaltung des Buches. Das Cover ist Geschmacksache, mich spricht es nicht sehr an. Die sehr kleine Schriftgröße finde ich hingegen störend, zumal es einen sehr großzügigen Rand gibt. Selbst mit Lesebrille hat mich die Lektüre leider auch in dieser Hinsicht angestrengt.

Alles in allem ein informatives Buch, das auch ohne den Ehrgeiz, alles verstehen zu wollen, Spaß macht.

Bewertung vom 30.09.2023
Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
Schmidt, G.Z.

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit


ausgezeichnet

Spannend und empfindsam erzählt
Ein Schicksalsschlag führt dazu, dass Adam sich von seiner Umwelt abkapselt. Er gilt als Sonderling und hat keine Freunde. Die abenteuerlichen Ereignisse, die im wahrsten Sinne unvermittelt in sein Leben hereinschneien, bringen ihn auf eine eigene Entwicklungsreise. Viele Menschen und mehrere Jahrzehnte tragen in Form von Zeitreisen zu seiner inneren Entwicklung und Traumabewältigung bei.
Die Autorin spielt hier mit einem beliebten Thema: Was würdest du tun, wenn du die Vergangenheit verändern könntest? Ist das überhaupt möglich? Und in welchem Verhältnis stehen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zueinander?
In sehr spannender Form baut sich die Geschichte auf - selbst als Erwachsene konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Figuren sind überzeugend und liebevoll porträtiert und die Kreisläufe der verschiedenen zeitlichen Wendungen werden schlüssig aufgelöst.
Das Größte an diesem Buch, neben dem Thema Zeitreisen, war für mich jedoch der unglaublich gute Schreibstil von G. Schmidt. Sie hat ein sehr feines Gespür für Sprache und zieht damit die Leser in ihren Bann. Ein großes Kompliment hier auch an den Übersetzer!
Ein tolles, lesenswertes Buch, das Jugendlichen Mut machen kann, sich mit dem Thema Verlust auseinander zu setzen.

Bewertung vom 05.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


weniger gut

Bissige Bilanz
Die Aufmachung des Buches ist gelungen, ebenfalls das Spiel mit dem Titel, ein Schmunzeln ist garantiert.
Wolf Haas erzählt die Lebensgeschichte seiner Mutter, die im Wesentlichen von Entbehrungen und dem Streben, sich daraus zu befreien, bestand. Ein berührender Lebensweg, geprägt von den Auswirkungen der zwei Weltkriege. Führt man sich dieses Leben bewusst vor, wird sehr deutlich, dass man mit Frau Haas wahrlich nicht tauschen möchte. Sie durchlebt traumatisierende Ereignisse und kämpft ein Leben lang mit den Konsequenzen - ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Ganz schonungslos und sehr bissig zieht der Autor eine Bilanz, sowohl für seine Mutter als auch für sich und ansatzweise für seinen Bruder. Wie ist es, wenn die Lebensbedingungen einen von Anfang bis Ende an der Nase herumführen und man trotz aller Anstrengung und Willenskraft nicht schafft, sich aus eigener Kraft ein besseres Leben aufzubauen? Was macht das mit den eigenen Kindern? Es ist keine rührselige Geschichte geworden, im Gegenteil. Mit dieser Mutter möchte man nicht wirklich aufgewachsen sein, so sehr ihre Geschichte unverschuldet ist und zumindest theoretisch sehr berührt.
Meines Erachtens wird dies auch im Schreibstil deutlich. Es ist ein permanentes Hin und Her zwischen Zuwendung und bissiger Kritik, Verständnis und Unverständnis oder gar Ablehnung. Genau dies hat das Buch für mich jedoch sehr anstrengend gemacht. Ironie und Sarkasmus sind immer wieder von Humor durchzogen, ich konnte immer wieder lachen. Viel öfter ist mir jedoch das Lachen im Hals stecken geblieben. Empathie kam für mich nur theoretisch auf, wenn ich mir die Ereignisse durch den Kopf gehen ließ - mitfühlen konnte ich weder mit der Hauptfigur noch mit dem Erzähler. Am Ende war ich froh, fertig zu sein sowie verstört. Ich habe mich gefragt, warum ich das Buch eigentlich gelesen haben soll.