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Anne Lay

Bewertungen

Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2023
Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3
Engel, Nora

Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3


ausgezeichnet

Gleich zu Beginn ist klar, dass Bruno, der ehemalige Kellermeister, jetzt Winzer und verlassene Ehemann von Greta, seine letzten Handgriffe im Weinkeller macht. Sein Tod führt dazu, dass die Töchter Mel, Caro und Jule nach und nach in der Pfalz ankommen, herausgerissen aus ihren jeweiligen Lebensphasen und sich nach der langen Zeit erstmals wieder persönlich gegenüberstehen.

Es ist spannend zu verfolgen, was den dreien in den letzten Jahren widerfahren ist. Allein hier gibt es eine Menge zu erzählen und ich lese gebannt, oft mit Tränen in den Augen. Was alles passiert, sollte jede/r selbst lesen und erleben dürfen, daher schreibe ich dazu nichts.

Mit hat das Buch großartig gefallen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Ein wundervoller Abschluss, der die Fäden nicht zu schnell zusammenknüpft und bis zur letzten Seite spannend bleibt. Chapeau.

Insofern gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. Die Vorgängerbände sollte man besser kennen, denke ich, um die Fülle der Erinnerungen und Beziehungen der Figuren nachvollziehen zu können.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2023
Die Entdeckerin des Lebens / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.17
Hucke, Petra

Die Entdeckerin des Lebens / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.17


sehr gut

Dr. Rosalind Franklin ist eine junge Frau, die nach aufregenden Zeiten in Paris nun wieder nach England zurückkehrt, um am King's College an der Erforschung der DNA mitzuwirken. Einerseits ist sie privilegiert, als Tochter aus besserem Haus, deren Eltern stets ihre Karriere unterstützen, andererseits erlebt sie als Frau in den 50ern Widerstände und wird in ihrer Forschung mitunter nicht ernstgenommen.

Mir gefällt dieser Einblick in eine fremde Welt, England kurz vor der Krönung Queen Elisabeths, Forschung am College an Dingen, die uns - knappe 70 Jahre später - alltäglich geworden sind. Wobei ich nur eine grobe Ahnung von Genetik habe, aber die Begriffe sind Inhalt meines Biologieunterrichts gewesen.

Bei allen Anekdoten und menschlichen Seiten, die diese Geschichte ausmachen, nicht zuletzt die Schwierigkeit, Gefühle für einen Mann zuzulassen, plätschert die Story zu Beginn eher dahin, wird erst am Ende spannend, wobei ich hier nicht ausplaudern werde, was geschieht.

Im Nachwort wird noch einmal Historie von Fiktion unterschieden, was mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 18.02.2023
Elsbeth
Detsch, Christel

Elsbeth


ausgezeichnet

Elsbeth ist die Tochter eines Schlachters im Sudetenland. Sie wächst in einem Dorf auf, mit Blick auf den Jeschken, einen Berg, der immer wieder in der Geschichte auftaucht. Es ist eine beschauliche Zeit zwischen den Kriegen, ein einfaches Leben, bis zunächst der Anschluss ans Reich und später die Vertreibung folgt.

Die Erzählung mäandert zwischen Erinnerungen an glückliche Kindertage und heutigen Momenten, lässt mich tief eintauchen in Elsbeths Welt, in einer Ehe mit einem narzistischen Mann - oder war das "damals" einfach so, dass der Mann das Sagen hatte, über das Geld seiner Partnerin verfügen und ihr Leben bestimmen durfte? Dann bin ich im Jetzt, lese von Euro und bin zunächst verwirrt. Aber es ist ein langes Leben, das hier geschildert wird, viele Erlebnisse, die zum Teil im Nebel ihrer nachlassenden Erinnerung verschwinden.

Dieser Wechsel aus Klarheit und Nebel, aus Dabeisitzen und Ausblenden von Unwichtigem, dem Schweigen folgt, dem Aufwachen, wenn es um Elsbeths Aquarelle, ihre Landschaftsbilder geht, hat mich berührt. Zum Teil ist es bedrückend zu lesen, wie Elsbeths Seele sich zurückzieht und sie unangenehme Erinnerungen ausblendet, vieles vergisst - wie mir scheint aus gutem Grund. Dabei fließt die Erzählung zwischen den Zeiten, driftet in die Vergangenheit dann wieder in die Gegenwart ... Ist es so, wenn sich Nebel auf alles legt? Erinnerungen im Nebel verschwinden und nur ausgewählte glückliche Momente zurückbleiben?

Elsbeth hat mich beeindruckt, als Figur, die sich immer wieder den Ereignissen stellt und ihren Weg geht, als Buch, das dicht verwoben von dieser großartigen Frau erzählt.

Bewertung vom 14.02.2023
Der Totentanz zu Freiburg / Begine Serafina Bd.7
Fritz, Astrid

Der Totentanz zu Freiburg / Begine Serafina Bd.7


ausgezeichnet

Serafina, inzwischen die Gattin des Stadtarztes von Freiburg, freut sich über den Besuch ihres Sohnes. Dann wird jedoch beim Possenspiel, das auch Vitus mitgestaltet, ein Mitglied des Stadtrates erstochen und der Sohn gerät unter Verdacht ...

Für mich war es das erste Buch aus der Reihe um die Figur Serafina. Sie scheint nach sehr wechselvoller Geschichte endlich in Freiburg ihr Glück gefunden zu haben, ist die Gattin des Stadtarztes, mit dem sie ein gemeinsames Töchterchen hat. Ihre Vorgeschichte wird an passender Stelle eingeflochten und die hat es in sich, so dass ich überlege, noch weitere Bände der Reihe zu lesen.

In diesem Fall geht es um ihren Sohn Vitus, der mit einer Gauklertruppe nach Freiburg kommt und dort auftritt. Während der Aufführung wird ein Freiburger Bürger ermordet und Vitus gerät unter Verdacht. Beim Lesen ertappe ich mich, mit heutiger "Krimierfahrung" an die Geschichte heranzugehen und muss mich innerlich zurückpfeifen. Es gibt keine Erkenntnisse der Forensik, Fingerabdrücke und ähnliches sind noch unbekannt. Auch ist das Rechtssystem vollkommen anders. Welches Wort gilt was? Spricht ein freier Bürger oder ein herumreisender Gaukler? Die Gesellschaft der Zeit wird in diesem Roman lebendig und die vollkommen andere Gedankenwelt deutlich.

Die Geschichte, die fast etwas zu idyllisch beginnt, nimmt schnell an Fahrt auf und Serafina und ihre Familie bestehen die Gefahren mit Witz und mutigem Einsatz.

Mit hat es großen Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen und überlege, noch weitere Bände zu lesen.

Bewertung vom 23.12.2022
Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna / Henkerstochter Bd.9
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna / Henkerstochter Bd.9


ausgezeichnet

Die Henkerstochter und die schwarze Madonna von Altötting - dieses schon damals beliebte Ziel einer Wallfahrt, zieht nun auch die Familie Kuisl an und aus verschiedenen Gründen machen sie sich gemeinsam auf den Weg.

Wieder sind Jahre vergangen, Paul lernt bei seinem Onkel und hadert mit den Aufgaben eines Henkers und mit der Frau seines Onkels bzw. dem neugeborenen Sohn, sein Bruder Peter hat noch immer Kontakt zum Kurfürsten Maximilian von Bayern und gleich zu Beginn wird an einer Schachpartie zwischen den beiden sehr eindrucksvoll deutlich, wie strategisch Max an alle Menschen in seiner Umgebung herangeht, dass sie letztlich für ihn Schaufiguren in seinem Lebensplan sind. Er hat große Pläne und verpflichtet Peter - wozu werde ich hier nicht verraten. Aber die Pläne des Kurfürsten schließen in diesem Fall auch die Eltern und sogar den Großvater mit ein, so dass sich alle gemeinsam auf die Wallfahrt begeben ...

Sehr gekonnt werden Fährten gelegt, bekommen die Familienmitglieder Geheimnisse anvertraut, die sich niemandem (!) weitergeben dürfen. Die Ereignisse überschlagen sich bald und immer wieder kommen sie der Aufklärung der Ereignisse näher, um dann wieder in die Irre geführt zu werden. Ich haben den Roman sehr gern gelesen, konnte ihn bisweilen kaum aus der Hand legen, obwohl ich eigentlich anderes zu tun gehabt hätte.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, wobei für mich als langjährigen Begleiter von Magdalena und Simon Fronwieser, schon der Anfang wie ein Familientreffen ist. Was ist geschehen seit dem letzten Zusammentreffen (dem Vorgängerroman)? Die Figuren sind lebendig und stimmig entworfen, gut auseinanderzuhalten und auch der Kriminalfall ist klassisch gekonnt erzählt, mit einem Bösewicht, der gleich zu Beginn sehr mysteriös eingeführt wird.

Bewertung vom 30.10.2022
Mondschein, Flan und Winterherzen
Jensen, Stina

Mondschein, Flan und Winterherzen


ausgezeichnet

Carola lebt allein, nachdem ihr Sohn ausgezogen ist, arbeitet zu viel und bringt ihre kreisenden Gedanken mit einem Glas Wein zur Ruhe.

Genau damit habe ich zu Beginn gefremdelt. Aus der Ich-Perspektive lese ich von ihrer Überlastung, ihrem ständigen Da-Sein für die Gäste im Hotel, die Gestaltung, das Programm, ... Lese, wie sie ihre eigene Überlastung nicht als solche wahrnimmt und kann mich damit (leider) voll identifizieren. Dann kommt durch einige kleine Szenen der Verdacht auf, sie könne auch ein Alkoholproblem haben. Ist das wirklich so?

Nach einem Unfall nimmt sie den ernsten Rat ihrer Ärztin auf, sich eine Auszeit zu nehmen. Kurzfristig ist eigentlich kein Platz für eine Kur zu bekommen, aber ausgerechnet auf Mallorca ist jemand abgesprungen und so macht sich Carola auf den Weg dorthin und zu sich selbst.

Mit jeder Seite, die ich tiefer in die Geschichte eintauche, wird Caro mir sympathischer. Ihre Selbsterkenntnis, ihre Erfahrungen auf der Insel durch ihre Gespräche und Erlebnisse nehmen mich mit, lassen mich meinen eigenen Alltag vergessen. In einem Rutsch hatte ich das Buch ausgelesen.

Vielleicht ist es ein (zu?) ernstes Thema für einen Weihnachtsroman und eigentlich kommt Weihnachten auch nur am Rande vor, aber es ist die Geschichte einer bewundernswerten Frau, die sich selbst hinterfragt und einen Neuanfang startet. Absolut lesenswert, finde ich, und fast ein Muss, wenn ich an die anderen Geschichten im Allgäu denke, zu denen mich die Autorin bereits mitgenommen hat.

Bewertung vom 30.10.2022
Der Klang der Erinnerung (eBook, ePUB)
Browning Wroe, Jo

Der Klang der Erinnerung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im walisischen Aberfan rutscht eine Halde und begräbt eine Grundschule unter sich.

Diese furchtbare Szene habe ich in "The Crown" gesehen, dort natürlich aus einer anderen Blickrichtung beleuchtet, und als ich im Klappentext davon las und dass es um einen Einbalsamierer geht, musste ich dieses Buch unbedingt lesen.

William hat gerade seinen Abschluss als Einbalsamierter, als in die Feier die Nachricht vom Unglück in Aberfan platzt. Er macht sich sofort mit dem notwendigen Material, u.a. Särgen, auf den Weg. Vor Ort beginnt er sogleich mit seiner Arbeit und ich lese von seinem Mitgefühl, der allgegenwärtigen Trauer der Eltern und auch von Williams Schulzeit, in der er begeistert im Chor sang. Irgendetwas ist damals geschehen ...

Das unfassbare Leid dieser Katastrophe in Wales beeindruckt den jungen William nachhaltig und so habe ich die Szene des jungen Erwachsenen immer im Hinterkopf, wenn die Handlung in die Schul- und Ausbildungszeit Williams zurückspringt.

Es ist die Schilderung eines Erwachsen-Werdens unter ganz besonderen äußeren Umständen. Ist die Familiendynastie Lavery ist William nicht der erste Einbalsamierer, hierzulande wohl als Bestatter bezeichnet, was nicht ganz das Gleiche ist. Konflikte innerhalb der Familie, die nach und nach geschildert werden, Schulzeit, Freunde und schließlich das sich Stellen gegenüber den Geistern, die William nach dem Einsatz in Aberfan begleiten, sind eindrucksvoll und einfühlsam geschildert. Einerseits hatte ich mehr Musik erwartet, bin aber tief berührt von der besonderen Beziehung, die William dazu hat.

Es ist ein historischer Roman in meinen Augen, der 1966 spielt - also vor einem Menschenleben. Mir macht es große Freude, die Beziehungen, das Denken der damaligen Zeit in Wales nachzuvollziehen und gebe daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.09.2022
Gretas Geheimnis / Die Winzerin Bd.2
Engel, Nora

Gretas Geheimnis / Die Winzerin Bd.2


ausgezeichnet

Weiter geht es mit Greta, die ihr Erbe nur dann bekommt, wenn sie den Kellermeister des Guts heiratet: den schweigsamen Bruno.

Was am Beginn in Rückblenden und aktuellem Geschehen berichtet wird, lässt mich wieder dort anknüpfen, womit der erste Band endet. Die Bedingung, an die Gretas Vater ihr Erbe geknüpft hat, ist aus meiner heutigen Sicht ein Unding. Greta unterwirft sich dem und heiratet Bruno, und zumindest Respekt voreinander steht am Beginn dieser Ehe.

Im Hintergrund wird deutlich, dass Familie Hellert, Gretas Ziehfamilie, noch nicht aus dem Spiel ist, welchen Einfluss deren Ränke auf Gretas Leben haben.

Über die Handlung will ich hier nicht mehr verraten. Es ist ein turbulentes Auf und Ab, neue Figuren und alte Bekannte treten auf, während Greta ihren Weg sucht und geht. Gleichzeitig kommt die Geschichte in der Zeit meiner eigenen Kindheit und Jugend an und vieles kommt mir wieder in Erinnerung. Ach ja, damals ... und ja, genau so war das ...

Dadurch wird das Buch für mich zu einer spanneden Zeitreise in ein Stück selbst erlebter westdeutscher Geschichte. Viele Erinnerungen werden heraufbeschworen und einige Male habe ich geahnt, was dann kurze Zeit später tatsächlich so erzählt wurde.

Es gab Passagen, die mich zu Tränen gerührt haben, die mich haben mitleiden lassen, so dicht und einfühlsam waren die Ereignisse geschildert.

Daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und ich freue mich auf den dritten Teil von Gretas Geschichte.