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beastybabe
Wohnort: 
Ansbach

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Der Name "Tsokos" steht für mich für bestens recherchierte und unterhaltsame Leseunterhaltung, und das trifft auch auf dieses Werk zu, das so gänzlich anders ist als die True Crime-Thriller von Michael Tsokos als Solo-Autor. Diesmal geht es eher um (N)Ostalgie und die auch nicht unspannende Lebensgeschichte von Heinz Labensky, die sich ähnlich liest wie die Bücher über den "Hundertjährigen" - nur mit weniger Explosionen.

Der Schreibstil ist wunderbar, lässt sich sehr leicht und flüssig lesen. Mir gefällt vor allem der Humor, der mal mehr und mal weniger unterschwellig mitschwingt. Über manche Formulierungen musste ich schon lachen.

Heinz als Hauptfigur ist ein sympathischer Kerl, mit dem man gerne mitfiebert und unterwegs ist bei seinen Abenteuern. An manchen Stellen wirkt er schon extrem naiv und weltfremd, aber als "Förderungsunfähiger" darf man das. :) Er ist ein sehr ehrlicher und herzensguter Mensch, dem man einfach nur das Beste wünscht.

Da ich nicht im Osten Deutschlands aufgewachsen bin, sind mir viele Dinge und Begriffe eher fremd. Aber ich stelle es mir genial vor, das Buch als "Ossi" zu lesen, da dies dann wie eine lebendige Zeitreise wirken muss. Für mich ist es aber auch sehr interessant, das Leben damals aus der Sicht von Heinz kennen zu lernen.

Das Buch liest sich natürlich nicht so spannend wie ein Krimi, aber trotzdem durchaus fesselnd. Vor allem die zweite Hälfte fand ich prima und auch sehr emotional.

Für Fans des "Hundertjährigen" und Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, dürfte das Buch genau das Richtige sein. Mir hat es gefallen und ich fand das Ende sehr berührend.

Bewertung vom 04.02.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Schon der erste Teil der Reihe war sehr spannend und eindrücklich. Das liegt nicht zuletzt am herrlich lebendigen und atmosphärischen Schreibstil des Autors. Es sind auch die glaubwürdigen Figuren, deren vielschichtige Charaktere und die authentischen Emotionen und Umstände, die den Leser in eine schlimme Zeit katapultieren.

Die Geschichte bringt uns ins Jahr 1940 nach Paris. Die Deutschen haben die Stadt besetzt und Inspecteur Eddie Giral versucht unter diesen Umständen, trotzdem irgendwie seinen Job zu machen. Dass er dabei leider auch unliebsame Allianzen eingehen muss, ist nur ein Teil seines Problems. Mysteriöse grausame Todesfälle, verschwundene Häftlinge und ein anscheinend sehr mächtiger neuer Einfluss in der Unterwelt beschäftigen Eddie genauso wie das Schicksal seines eigenen Sohns. Und dann gibt es da noch einige Menschen aus seiner Vergangenheit, die immer mehr in akuter Gefahr schweben und denen Eddie auch noch etwas schuldig ist.

Das Buch muss man schon mit etwas Konzentration lesen, denn die vielen verschiedenen Organisationen der deutschen Besatzer und dazu noch die Verstrickungen des Milieus sind manchmal etwas verwirrend. So manche Szene ist wirklich gänsehauterregend, die Spannung kommt nicht zu kurz.

Das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitet, ich freue mich schon auf Neues von Eddie. Man muss den ersten Teil nicht unbedingt gelesen haben, um die Story zu verstehen. Ich konnte mich auch nicht mehr sehr gut daran erinnern, aber das ist für das Verständnis auch nicht nötig. Das Buch hinterlässt lebendige Eindrücke, es ist emotional und mitreißend. Toll geschrieben!

Bewertung vom 03.02.2024
Achtsam morden durch bewusste Ernährung / Achtsam morden Bd.5
Dusse, Karsten

Achtsam morden durch bewusste Ernährung / Achtsam morden Bd.5


ausgezeichnet

Wer die achtsame Buchreihe von Karsten Dusse noch nicht kennt, der sollte unbedingt mit Band 1 beginnen und alle der Reihe nach lesen. Man verpasst sonst einfach zu viel von der absolut gelungenen Story. Außerdem sind die ersten Bände noch krimineller und mordlustiger, das nimmt mit der Zeit etwas ab ... eigentlich logisch, denn Hauptperson Björn Diemel ist ja auch in Therapie und macht Fortschritte. Diese kann man aber am besten verfolgen, wenn man alles komplett liest.

Im vorliegenden fünften Teil tritt das Morden doch sehr in den Hintergrund, beherrscht wird das Buch von den Themen "gesunde Ernährung" und vor allem "Heilfasten". Da ich mich mit diesen Themen schon länger und mit fundierten Fachbüchern beschäftigt habe, würde ich sagen, dass der Autor das für Einsteiger wirklich gut erklärt hat. Es könnte also der ein oder andere wirklich durch diesen Roman dazu inspiriert werden, etwas wirklich Gutes für seinen Körper zu tun. Das ist schon allein 5 Sterne wert.

Abgesehen vom herrlich-erfrischenden Schreibstil mag ich an der Reihe auch ganz besonders die sympathischen Figuren. Hier sind die Kriminellen mal ganz anders, als man es gewohnt ist. Sie haben Humor, eine verletzliche Seite und vor allem auch irgendwie Anstand und Moral, im Rahmen ihrer Möglichkeiten natürlich - je nach Berufssparte.
Wenn beim monatlichen Treffen der "Bösewichte" plötzlich ein Kinderspiel in Kombination mit Alkohol für absurde Dialoge sorgt, dann bleibt beim Leser kein Auge trocken.
Doch nicht nur solche Szenen sind ein echter Lesegenuss, sondern auch die perfekt platzierte Gesellschaftskritik. Egal, ob es ums woke Gendern geht, um unser grandioses Bildungssystem oder diverse andere Dinge, die jemanden mit gesundem Menschenverstand täglich mindestens zum Kopfschütteln bringen. Der Autor verpackt das so geschickt, dass mancher Seitenhieb nicht sofort für alle erkennbar sein dürfte. Super gemacht!

Auch sonst ist die Story prima durchdacht und wenngleich sie mit wenig Gewalt auskommt, ist sie doch am Ende nicht ohne. Björn löst seine Probleme eben auf die achtsame Art - oder lässt der Natur freien Lauf.
Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, mich bestens amüsiert und außerdem wieder Lust bekommen, etwas mehr auf meinen Körper zu achten. Eine grandiose Mischung, die ich gerne weiter empfehle. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

Bewertung vom 15.01.2024
Achtsam morden im Hier und Jetzt / Achtsam morden Bd.4
Dusse, Karsten

Achtsam morden im Hier und Jetzt / Achtsam morden Bd.4


ausgezeichnet

Diese Bücherreihe liebe ich ja total, sie gehört zu meinen Favoriten. Hier stimmt einfach die Mischung aus Spannung und Humor, gepaart mit Emotionen und feiner Gesellschaftskritik.

Karsten Dusse ist Rechtsanwalt und außerdem sehr erfolgreich als Autor und Drehbuchschreiber. Eine prima Voraussetzung, um seiner Hauptfigur Björn Diemel absolut realitätsnahes Leben einzuhauchen, denn auch dieser ist Anwalt - und nebenbei extrem kreativ.

Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte bitte unbedingt alle Bücher von vorne lesen! Es lohnt sich wirklich und viele Dinge erschließen sich nur komplett, wenn man die jeweilige Vorgeschichte weiß. Natürlich könnte man auch darauf verzichten und die jeweilig abgeschlossene Story trotzdem für sich verstehen, aber da es immer weitere Abschnitte von Björns Leben sind, wäre es schade, wenn man was verpasst.

Diesmal beginnt alles mit einer versehentlich umherliegenden Zeitschrift, die Björn bei seinem Therapeuten in die Hände fällt. Ein angepriesenes Tantra-Seminar weckt seine Neugier und er beschließt spontan, mit seiner Ex-Frau daran teilzunehmen.
Er setzt dadurch Ereignisse in Gang, die nicht nur tödlich sind für manche Zeitgenossen, sondern auch wieder höchst lehrreich in Bezug auf das persönliche Wachstum und die Erweiterung seiner achtsamen Lebensstrategie.
Es wird also wieder spannend, humorvoll, überraschend, emotional und außerdem wirklich lehrreich, denn in diesen Büchern steckt sehr viel Wahres, verpackt in Witz und tolle Stories. Super finde ich außerdem die prima eingestreute Gesellschaftskritik, der ich vollumfassend zustimmen kann. Unter anderem durfte ich lernen, wozu ein E-Auto wirklich gut ist! :)

Bewertung vom 12.09.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Obwohl ich die beiden Vorgängerbücher nicht kannte, bin ich sehr gut mit der Story zurecht gekommen. Ich bin eigentlich schon immer ein Verfechter davon, dass man Reihen immer komplett lesen sollte, aber ich hatte hier nicht das Gefühl von großen Wissenslücken was die Vorgeschichte der Protagonisten betrifft. Das hat der Autor prima gemacht!

Auch sonst kann man Oliver Pötzsch nur loben für dieses Buch. Der Schreibstil ist lebendig und sehr gut lesbar. Die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr anschaulich und realistisch. Wir waren erst vor Kurzem in Wien und ich hatte beim Lesen oft lebendige Bilder im Kopf.

Ebenso authentisch wirken die Figuren, die mir größtenteils gleich sehr sympathisch waren. Nicht nur die Hauptfiguren Inspektor Leopold von Herzfeldt und der titelgebende Totengräber Augustin Rothmayer, sondern auch die Tatortfotografin Julia Wolf (Leos Freundin), deren Tochter Sisi und Anna, die Ziehtochter von Augustin. Bin jetzt schon am Überlegen, ob ich mir die beiden Vorgängerromane noch besorge, da ich die Truppe wirklich mag.

Was die Story betrifft: es geht eigentlich von Anfang an recht spannend zu und das hält sich bis zum Ende. Es geht um Geister und Spiritismus und das Ganze ist im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt.

Der Autor beschreibt die damaligen Lebensumstände sehr lebendig, man fühlt mir den Figuren mit.

Auch was die Auflösung angeht, kann man als Leser prima miträtseln und sich über einige Überraschungen und gelungene Wendungen freuen.

Für mich war dieses Buch ein großes Lesevergnügen und ich wünschte, ich wäre schon früher auf die Reihe gestoßen!

Bewertung vom 26.08.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


ausgezeichnet

Nach vielen Thrillern und Krimis stand mir der Sinn mal wieder nach etwas Abwechslung und nachdem Markus Heitz schon früher zu meinen Lieblingsautoren gehörte, war ich gespannt, ob er mich auch heute noch so begeistern kann.
Aus der Vampir-Reihe kannte ich schon einige Bücher, so war nicht alles unbekannt für mich. Ich habe mich in der Fantasywelt von Markus Heitz auch gleich wieder wohlgefühlt. Ein Glossar und eine Übersicht der Figuren am Anfang macht es auch Anfängern leichter.

Der Schreibstil ist einfach prima: lebendig und atmosphärisch. Alle Schauplätze werden ausführlich beschrieben und sind damit gut vorstellbar. Auch die Figuren wirken authentisch, soweit man das in einem Fantasyroman so nennen kann. Len als Hauptdarsteller hat mir gut gefallen, er ist sympathisch und ich habe gern mit ihm mitgefiebert. Auch sonst gibt es noch einige nette Mitwirkende.
Manchmal hat mich die neue Gender-Unsitte etwas gestört, ich mag unsere Sprache und man muss diese nicht verbiegen. Es hält sich zwar in Grenzen, aber Sachen wie "...zu einer Obsession verkam, der sie nicht mehr Herrin wurde." müssen echt nicht sein.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: in der Gegenwart steht Len im Vordergrund, um das Jahr 1400 begleiten wir Barbara und erfahren dadurch die Vorgeschichte zu den heutigen Vorkommnissen.
Beide Handlungsstränge fand ich fesselnd und spannend. Über 500 Seiten, die sich trotzdem sehr schnell lesen lassen. Das Ende ist noch recht offen und ich denke, dass es eine Fortsetzung geben wird, auf die ich mich bereits freue.

Zur Geschichte selbst kann ich eigentlich gar nicht viel sagen. Es handelt sich um den uralten Zwist zwischen verschiedenen Völkern, nicht nur zwischen Menschen und Vampiren. Es tauchen auch andere Wesen aus der Anderswelt auf, wie Gestaltwandler oder Dämonen. Alchemie ist ein großes Thema, genau wie Zauberei, welches im Kampf gegen die Blutsauger helfen soll.
Das Buch hat mich bestens unterhalten und mir wieder mehr Lust auf Fantasy gemacht.

Bewertung vom 06.08.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


sehr gut

Auf diesen Thriller von Arno Strobel war ich schon sehr gespannt, da ich letztes Jahr quasi hautnah die Entstehung miterleben durfte. Damals postete er bei Facebook nämlich das traurige Ende seiner lang ersehnten Urlaubsreise mit dem Wohnmobil in Frankreich, welches sich hier im Buch im ersten Kapitel wiederfindet. Glücklicherweise landete er aber mit seiner Frau anschließend nicht bei einem so dubiosen Abschleppunternehmen, sondern schaffte es schließlich noch ins Zielland Spanien, wenngleich nicht so wie eigentlich geplant.
Im Buch geht dieser Wildunfall auf der Autobahn bei Dijon leider nicht so glimpflich aus und das Paar verschwindet spurlos. Die Schwester des Vermissten ist die forensische Psychologin Evelyn Jancke, die auch nach zwei Jahren nicht über diesen Schicksalsschlag hinweggekommen ist und damit - aus verständlichen Gründen - nicht abschließen kann.

Evelyn ist die Hauptfigur und sie war mir leider nicht so sympathisch, wie ich es mir gewünscht hätte. Wenn man die Protagonisten mag, dann fiebert man einfach viel mehr mit und es geht einem emotional näher. Ihr Verhalten konnte ich aber oft nicht so ganz nachvollziehen und das machte es etwas schwer für mich, eine Beziehung aufzubauen.
Auch die übrigen Figuren sind nicht gerade uneingeschränkte Sympathieträger, was alles zwar realistischer, aber eben andererseits auch schwieriger macht. Wie es sich für einen Psychothriller gehört, erfahren wir viel über die Gefühls- und Gedankenwelt, was besonders in den Kapiteln aus Tätersicht schon etwas grausam ist, wenn man begreift, welches Schicksal dahintersteckt.
Die Thematik ist im Kern eine sehr brisante, stets aktuelle und extrem verabscheuungswürdige, nämlich "Kindesmissbrauch". Das kann viele Formen haben und hier werden die Verbrechen nicht reißerisch ausgeschlachtet, aber doch eindrücklich gemacht.

Eigentlich bin ich nicht so der Freund von Psychothrillern und leider hat sich das auch hier beim Lesen wieder etwas bestätigt. Es war zwar durchaus spannend und fesselnd, aber mir fehlten ein bisschen die Überraschungen und Wendungen. Außerdem hatte ich ab einer bestimmten Szene wirklich Probleme beim Weiterlesen, da ich zunächst nicht verstand, was dies nun sollte. Ein elementarer Punkt mit vielen Auswirkungen auf die ganze Story wurde plötzlich geleugnet, so als hätte er nie stattgefunden. Man könnte zunächst also wirklich so etwas wie einen gravierenden Logikfehler dahinter vermuten, aber das wollte ich nicht glauben. Es fiel mir trotzdem schwer, weil ich ständig dachte, dass es doch so viele Zeugen für das Ereignis gab, dass man es nicht wegleugnen konnte ... alles etwas seltsam. Das Ganze löst sich dann auch erst sehr spät wieder auf, was mich eben aber dann auch nicht mehr so richtig überzeugen konnte.

An sich ist die Story aber schon gut durchdacht und leider sogar real vorstellbar. So sehr, dass ich künftig im Ausland echt besser aufpassen würde, wenn ich einen Unfall hätte. Als Wohnmobil-Urlauber geht einem das Buch vielleicht noch eine Spur näher als anderen Lesern. Erschreckend!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2023
Seventeen / Die Seventeen Reihe Bd.1
Brownlow, John

Seventeen / Die Seventeen Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Schon beim Lesen des Klappentextes wurde ich sofort an eine andere Lieblingsbuchreihe von mir erinnert: die "Orphan"-Reihe, die sich auch um rivalisierende Auftragskiller dreht. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn dieser Auftakt hier kann da sehr gut mithalten. "Seventeen" könnte der verschollene Bruder von Evan alias "Orphan X" sein.

Das Buch ist sehr actionreich und natürlich auch richtig blutig, es hat einfach alles, was man sich von einem "Killerthriller" wünschen könnte.

Die Figuren sind meistens von der Sorte "harte Schale, weicher Kern", also nach außen hin sehr tough, aber eigentlich auch durchaus emotional und damit richtig sympathisch.
"Seventeen" mochte ich irgendwie sofort, er hat so eine unverschämte Art an sich, die trotzdem den eigentlich guten Kerl hinter der Fassade erkennen lässt. Auch einige andere Protagonisten sind vom gleichen Schlag und ich fand sie fast ebenso toll.
Die Story kommt sowieso nur mit recht wenigen Personen aus, aber das Drumherum und die Hintergründe sind durchaus anspruchsvoll und erfordern etwas Konzentration an manchen Stellen. Die Thematik ist näher an der Realität als vielen Lesern lieb sein dürfte oder sie sich vorstellen können.

Mit actionreichen Kampf-, Flucht- und Verfolgungsszenen mit Schießereien und Explosionen wird in dieser Geschichte nicht gegeizt. Es sind naturgemäß auch einige echt grausige Momente dabei, aber insgesamt doch gut auszuhalten. Das Ganze wird immer wieder aufgelockert durch eine gute Prise Humor, die ständig mitschwingt. Auch an Emotionen wurde - vor allem am Ende - nicht gespart. Einfach eine echt gelungene Mischung.
Der Schreibstil trägt auch zur Lesefreude bei: immer locker, oft mit einem Augenzwinkern und richtig mitreißend und lebendig. Die Schauplätze und Figuren wirken realistisch und ich konnte mir jederzeit alles sehr bildlich vorstellen. Der Thriller hat mich bestens unterhalten und ich fand ihn sehr fesselnd und oft auch amüsant, durchsetzt mit liebenswürdigen Momenten.

Da es weitere Teile geben soll, freue ich mich jetzt schon, irgendwann mehr von Seventeen lesen zu dürfen. Die Reihe hat auf jeden Fall schon mal einen Fan gewonnen! Tolles Buch!

Bewertung vom 30.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Schon das erste Buch von Vera Buck ("Runa") hat mich sehr fasziniert und bestens unterhalten. Es ging dabei um Psychiatrie in der Vergangenheit. So war ich jetzt umso gespannter auf ihr Thrillerdebüt, das auch wieder sehr viele psychologische Aspekte enthält, wie ich jetzt feststellen durfte.

Die Geschichte beginnt mit einem Mädchen, das von einem Unbekannten gequält wird. Dann lernen wir Smilla kennen, die immer noch auf der Suche nach ihrer Freundin Juli ist, die vor genau 10 Jahren spurlos verschwand. In ihrer Gegend gibt es überdurchschnittlich viele Vermisstenfälle, doch niemand scheint sich darum ernsthaft zu kümmern.
Eine weitere Hauptfigur ist Jesse, ein 17-jähriger Junge. Er wohnt mit seiner Familie und wenigen Nachbarn in einem sehr abgelegenen Bergdorf. Als seine beste Freundin Rebekka während ihres täglichen Schulbesuchs plötzlich nicht mehr auffindbar ist, ist das erst der tragische Anfang. Wenig später verschwindet eine weitere Frau und alle Suchmaßnahmen bleiben ohne Erfolg.
Smilla deckt bei ihrer Recherche allerdings bald etwas auf, das alles in einem neuen Licht erscheinen lässt: die Siedlung auf dem Berg birgt ein großes Geheimnis. Ob sie Juli nach so langer Zeit tatsächlich wiederfinden kann?

Durch den wahnsinnig lebendigen und atmosphärischen Schreibstil ist man immer mitten im Geschehen. Die ganze Stimmung ist geprägt von Düsternis und vielen Geheimnissen, manchmal wirkt es ein bisschen horrormäßig.
Die Figuren sind vielschichtig und fast allesamt mit einer psychologisch schwierigen Vergangenheit oder Gegenwart behaftet, die sich in ihrem Verhalten, Denken und Fühlen niederschlägt. Alte Wunden, Traumen und Ängste sind an der Tagesordnung, fügen sich aber gut in das insgesamt dunkle Setting. Jesse ist mein Lieblingsprotagonist, denn er ist sympathisch, hilfsbereit - und vor allem auch tierlieb. Eine Eigenschaft, die viele andere in der Story leider vermissen lassen, was zu einigen - für mich als Tierfreund schwer auszuhaltenden - unschönen Szenen geführt hat.

Die Geschichte wird in sehr kurzen Kapiteln erzählt, die jeweils aus der Sicht einer Person geschildert werden. So ergibt sich ein hohes Tempo und verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen. Anfangs sind die vielen Protagonisten noch etwas verwirrend, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Was man allerdings nicht schnell erreicht, das ist der richtige Durchblick, wenn es darum geht, hinter die vielen Mysterien zu kommen. Mit einigen Verdachtsmomenten lag ich zwar am Ende richtig, aber vieles kam doch noch überraschend.

Das Besondere an diesem Buch ist für mich die sehr gelungene Mischung aus düsteren Elementen, undurchsichtigen Figuren und den vielen Geheimnissen von Umgebung und Leuten, verpackt in einer temporeichen, dichten Story. Das Spannungslevel empfand ich als durchgehend gleichbleibend hoch, das Buch hat mich so gefesselt, dass ich es gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Manche Szenen sind schon heftig, auch was den Psychofaktor betrifft. Aber insgesamt ist es trotzdem noch gut zu lesen, auch für Leser mit etwas schwächerem Magen.

Kurz vor dem Ende war ich hin- und hergerissen zwischen Neugier und dem etwas traurigen Gefühl, bald Abschied nehmen zu müssen. Der kurze Epilog hat mich nochmal sehr berührt und einen kleinen Überblick über das weitere Leben einiger Figuren beschert. Von einigen weiteren Personen hätte ich mir das auch noch gewünscht, aber so bleibt noch Raum für die eigene Fantasie.
Ein absolut grandioses Thrillerdebüt, das ich gerne weiter empfehle. Ich fand das Buch toll!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2023
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Von Marc Raabe hatte ich schon einige Thriller gelesen und war immer begeistert. Mit diesem neuen Reihenauftakt hat er sich wieder selbst übertroffen, finde ich.

Das Buch ist wirklich von Anfang bis Ende unverändert spannend und fesselnd, so dass ich es eigentlich kaum noch aus der Hand legen konnte.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, flüssig lesbar und anschaulich. Man kann sich alles bestens vorstellen, von den Personen bis zu den Schauplätzen. Handlungsort ist Berlin, unsere Regierungshauptstadt. Und es geht auch teilweise um Politik und alles, was damit so zusammenhängt.

Der Autor hat es sehr gut geschafft, alle möglichen aktuellen Entwicklungen bereits in seine Handlung einfließen zu lassen, egal ob Ukrainekrieg, Corona oder den Genderwahn, von dem jeder halten kann, was er will. Er hat es so hinbekommen, dass sich eigentlich alle Leser verstanden und abgeholt fühlen, egal was sie persönlich von manchen Dingen halten, denn er bildet meist ein gutes Verhältnis zwischen Pro und Contra ab.

Seine Figuren sind vielschichtig und wirken sehr lebensnah und authentisch, denn sie haben Ecken und Kanten und nachvollziehbare Emotionen.

Im Mittelpunkt steht der Ex-Polizist Artur Mayer, der gleich zu Beginn der Story wieder zurück zum aktiven Dienst ins BKA geholt wird. Als Assistentin stellen sie ihm die junge Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski zur Seite, was im ersten Moment schon zu einigen Reibereien führt. Art ist der Typ "Harte Schale, weicher Kern" und Nele ist sehr ehrgeizig und legt viel Wert auf Gleichbehandlung - zusammen werden sie im Lauf der Geschichte zu einem tollen Team. Zu beobachten, wie sie langsam ihren gemeinsamen Weg finden, ist wirklich berührend und stellenweise sehr emotional.

Viele Gefühle sind auch an anderer Stelle zu finden: es geht nämlich um unerfüllte Liebe, Eifersucht, Intrigen, Schuld, Rache und Sühne. Das alles superspannend verpackt in eine Story, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird.

Lange Zeit tappte ich etwas im Dunkeln, die Schatten lichten sich wirklich nur Stück für Stück, wobei immer wieder neue Rätsel dazukommen. Am Ende fügt sich alles zu einem ganzen stimmigen Bild zusammen, nur ein Rätsel blieb übrig für die Fortsetzung, auf die ich mich jetzt schon freue.

Es ist eine extrem fesselnde Story über alte Schuld, die Unterschiede zwischen Arm und Reich, die Gratwanderung zwischen Falsch und Richtig - und die Kraft wahrer Liebe.

Dieses Buch hat mir so viel Lesefreude bereitet, dass ich einerseits dem Ende und der Auflösung entgegenfieberte, aber gleichzeitig auch nicht wollte, dass die letzte Seite naht, da ich mich mit den Figuren so wohl gefühlt habe (und jetzt ein ganzes Jahr auf den nächsten Teil warten muss).

Noch kurz zum Buch an sich: das mit dem schwarzen Schnitt war zwar optisch schön gedacht, aber die Seiten kleben dadurch leider so zusammen, dass ich jede zweite Seite vorsichtig von der nächsten trennen musste. Nicht so toll!