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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
pina_alina
Wohnort: 
Herne

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 23.02.2024
James
Everett, Percival

James


sehr gut

Vielen ist der Klassiker „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ von Mark Twain wenigstens im Ansatz bekannt. Everett bietet jedoch eine neue Perspektive, indem er die Geschichte aus der Sicht des Sklaven James (auch Jim genannt) erzählt. Jim ist von Bildung ausgeschlossen und den Launen sowie den Begierden seiner Besitzer ausgeliefert, einfach nur dazu da, zu funktionieren.

Everetts Schreibstil ist ausgezeichnet – ohne Längen, aber mit einem packenden Spannungsbogen, der es unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Er schafft es, dass man beim Lesen eines Romans über Sklavenhandel stellenweise laut auflachen muss. Wie das bei einer guten Satire ist, verbirgt sich viel mehr hinter der komödiantischen Fassade: es wird spannend und wild und am Ende hatte ich dann echt eine Gänsehaut. Ein beeindruckender und wichtiger Roman!

Bewertung vom 16.02.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


sehr gut

William und Julia könnten nicht unterschiedlicher sein, und ihre Beziehung scheint zunächst wie ein Widerspruch in sich. Während William aus einer Familie stammt, die wenig Interesse an ihm zeigt, lebt Julia inmitten ihrer liebevollen Familie. Als William in Julias Familie aufgenommen wird, scheint alles perfekt zu sein, und die beiden entscheiden sich schließlich zu heiraten. Doch wie erwartet, bleibt dieser Zustand nicht von Dauer.

Was anfangs wie ein Märchen erscheint, offenbart nach und nach seine Schattenseiten. Jede Handlung löst eine Reaktion aus, und das einstige Idyll beginnt zu bröckeln. Die Risse vertiefen sich schleichend, und es wird immer offensichtlicher, dass das einstige Bilderbuchglück dem Untergang geweiht ist. Die Autorin schildert den langsamen Verfall präzise und eindringlich und verdeutlicht dabei die unausweichliche Veränderung, der wir alle unterliegen und vor der niemand gefeit ist.

Ich kann verstehen, warum ich schon jetzt so viele begeisterte Rezensionen über das Buch gelesen habe. Es hat mich auch gut unterhalten und berührt, aber es hat für mich nicht das Potenzial, zu einem Highlight zu werden. Ich fand es befremdlich, dass das einzige Lebensziel einer Frau in diesem Buch darin bestehen soll, die große Liebe zu finden. Eine feministische Perspektive hätte der Handlung gutgetan. Außerdem konnte ich einige Entscheidungen der Schwestern nicht wirklich nachvollziehen, dadurch wirkte die Handlung an einigen Stellen konstruiert und unplausibel.

Abgesehen davon ist die Geschichte sehr fesselnd und herzergreifend. Das Buch ist eine Liebeserklärung an die Geschwisterbindung sowie an Bücher und Bibliotheken.

Bewertung vom 06.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Ein beeindruckender und bewegender Roman über die Kindheit und Jugend eines Jungen, der unter schwierigen Umständen aufwachsen muss. Er erlebt verschiedene Pflegefamilien, kennt Armut, Hunger und das Desinteresse des Jugendamtes. Die Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt – melancholisch, frech, anfangs oft kindlich naiv, doch stets mit einem feinen Humor, der dem Leser hilft, das Gelesene besser zu ertragen.

Demon steht vor enormen Herausforderungen und entwickelt sich zu einem starken, entschlossenen und klugen Charakter, der sowohl an seinem Leben als auch an den Ungerechtigkeiten des Systems wächst.

Barbara Kingsolver urteilt nicht, sondern beschreibt unvoreingenommen. Trotz der Schwere der Themen strahlt dieser Roman eine gewisse Leichtigkeit aus und übt eine absolute Sogwirkung aus. Ich hätte die mehr als 800 Seiten dieses Buches noch ewig weiterlesen können. Kingsolver gewährt einen unglaublichen Einblick in einen Teil der amerikanischen Gesellschaft.

Bewertung vom 02.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


sehr gut

Das autobiografische Werk von Kurt Tallert beleuchtet das Schicksal seines Vaters, der als Halbjude von den Nazis verfolgt wurde. Es beeindruckt vor allem durch die intensive Darstellung der unaussprechlichen Grausamkeiten des NS-Regimes und ihrer Auswirkungen auf nachfolgende Generationen. Das erlittene Leid, das den Vater sein ganzes Leben lang begleitete, prägt auch den Autor: Kurt Tallert nimmt die Leser auf eine einfühlsame und tiefgründige Reise in die Vergangenheit mit. Das Buch berührt ein Thema, das nicht vergessen werden darf und das immer wieder aufgegriffen werden muss, um sicherzustellen, dass sich die Schrecken des Holocausts nie wiederholen. Es ist ein Plädoyer gegen das Vergessen, das den Verstorbenen ein Gesicht und eine Stimme verleiht.

Es ist keine seichte Unterhaltungslektüre, sondern ein bedeutendes, äußerst fesselndes und brillant geschriebenes Zeugnis eines Lebens, das einen tiefgreifenden Einfluss auf seine gesamte Umgebung hatte – bis in die Gegenwart hinein. Beim Lesen musste ich gelegentlich innehalten, um das Gelesene zu verarbeiten und zu reflektieren.

Für mich ist dieses Buch uneingeschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 15.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Im neuesten Werk "Lichtungen" entführt uns Iris Wolff in die Geschichte von Kato und Lev. Diese erzählt von einer langjährigen Freundschaft, die sich seit Kindertagen entwickelt hat und auch Elemente von Liebe birgt. Der Ursprung dieser Geschichte liegt Rumänien, zu einer Zeit, als Ceaușescu noch als Diktator über den kommunistischen Vielvölkerstaat herrschte.

Iris Wolff wählt einen unkonventionellen, chronologisch umgekehrten Ansatz und erzählt aus Levs Perspektive. Dabei führt sie uns durch Kindheitserinnerungen, die sich unauslöschlich in Lev eingegraben haben, vom Verlust des Vaters, des Großvaters, der geliebten Schwester und eines Freundes. In seinem Dorf an der Iza scheint nur Lev zu verweilen.

Die Autorin nähert sich Themen wie Zugehörigkeit, Aufbruch und Rückkehr, Zusammenhalt und Wagemut, Träumen von der Zukunft und die harten Realitäten des Lebens, sowie die Facetten von Freundschaft und Liebe an. Dabei findet sie die richtige Balance zwischen Mitteilen und Zurückhaltung.

"Lichtungen" von Iris Wolff ist mit seiner bildhaften, dennoch zurückhaltenden Sprache, dem Eintauchen in ein komplexes Leben mit all seinen Verstrickungen und einer besonderen Beziehung, sowie der klugen Erzählstruktur, ein fesselndes Leseerlebnis!

Bewertung vom 13.11.2023
Wilde Minze
LaCour, Nina

Wilde Minze


sehr gut

Nina Lacour, eine renommierte Autorin von Jugendbüchern in den USA, hat mit "Wilde Minze" ihren ersten Ausflug in die Welt der Erwachsenenliteratur gewagt.
Die erzählerische Anmut von Lacour manifestiert sich besonders in zauberhaft sinnlichen Beschreibungen von Restaurants, Cocktails, Pflanzen, Häusern und nicht zuletzt den Menschen. Ihre Fähigkeit, eine fast naiv anmutende Leichtigkeit in den Text einzuflechten, verleiht der Geschichte eine besondere Note. Dabei gelingt es ihr, diese Leichtigkeit mit ernsthafteren Untertönen zu balancieren, was dem Werk eine einzigartige Tiefe verleiht.
Besonders beeindruckend sind die detailreichen und sinnlichen Beschreibungen der Kulinarik - sei es in den Restaurants oder bei der Darstellung von Cocktails. Diese Elemente verleihen dem Text eine besondere Atmosphäre, die den Leser in die Welt der Sinne eintauchen lässt.
Die Protagonistinnen des Romans, insbesondere Sara, werden liebevoll skizziert, ohne dabei idealisiert zu wirken. Saras vom Leben gezeichnete, aber nicht gebrochene Persönlichkeit verleiht der Geschichte Authentizität und Tiefe. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Frauen spiegelt sich in den Cocktails wider, die im Roman so kunstvoll beschrieben werden - süß, aber stets von einem Hauch Bitterkeit durchzogen.
Insgesamt gelingt es Nina Lacour, in "Wilde Minze" eine fesselnde Erzählung zu schaffen, die durch ihre poetischen Beschreibungen, die liebevoll gezeichneten Charaktere und die ausgewogene Mischung aus Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit überzeugt.
Es ist bedauerlich, dass bei einem Realitätscheck einige Plotlines des Romans kleine Abzüge hinnehmen müssen: Einige der Rahmenbedingungen wirken möglicherweise zu stark auf die gewünschte Handlung zugeschnitten und zu konstruiert, was die Authentizität beeinträchtigen kann.
Jedoch versöhnt der Schluss des Romans mit diesen kleinen Mängeln und verleiht dem Gesamtwerk eine bittersüße, sinnlich schöne und zarte Atmosphäre. Trotz der kleinen Unstimmigkeiten scheint der Roman also in seinem Gesamtbild eine bereichernde und bewegende Lektüre zu bieten.

Bewertung vom 31.10.2023
Alles Zufall im All?
Bertram, Erik;Wylezalek, Dominika

Alles Zufall im All?


ausgezeichnet

Das Universum übt immer wieder eine faszinierende Anziehungskraft auf mich aus, doch viele Texte und Bücher darüber führen oft zu einem regelrechten Gedankenchaos in meinem Kopf, und ich verliere leicht den roten Faden. Das ist hier ganz anders! Dieses Buch geht den großen Fragen auf den Grund und nähert sich ihnen mithilfe der neuesten Forschungsergebnisse. Es gelingt sogar, einige Konzepte aus dem Physikunterricht nahtlos in den großen Zusammenhang einzufügen.

Endlich mal ein Sachbuch zur Astrophysik, dass mich abgeholt hat: hier wird besonders kurzweilig Wissen vermittelt. Die Illustrationen und Grafiken sind äußerst hilfreich, ebenso wie die klare Struktur des Buches, die Zusammenfassungen, Hintergrunderklärungen, Merkkästchen, Verweise auf weiterführende Literatur und der leicht verständliche sowie humorvolle Schreibstil. Darüber hinaus gewährt das Buch interessante Einblicke in den Arbeitsalltag von Astrophysikerinnen und Astrophysikern. Astrophysik in a nutshell!

Bewertung vom 16.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


ausgezeichnet

Dieses Buch ist ein wahrer Schatz an faszinierendem und humorvollem Vogelwissen. Die Autorin entführt uns auf eine spannende Reise und gewährt uns dabei einen tiefen Einblick in die Welt der gefiederten Freunde. Die einzigartigen Illustrationen und Bilder runden das Buch perfekt ab. Kurzweilig macht uns das Buch auf die Superkräfte der Vögel aufmerksam, die vielseitiger sind als es mir als Laie bewusst war.

Besonders bemerkenswert ist, dass der Fokus des Buches auf heimischen Vögeln liegt. Denn nur wenn man seine Umwelt kennt und versteht, ist man auch bereit diese zu schützen. Man fliegt nur so durch sie Seiten und am Ende wird man mit einem warmen Herzen für diese Wunderwelt, die uns tagtäglich umgibt, zurückgelassen. Mit ihrem leidenschaftlichen Schreibstil holt die Autorin nicht nur „alte Leser“ ab, sondern begeistert bei uns zu Hause auch den Nachwuchs: Vogelwissen für Jung und Alt!

Wenn man dieses Buch gelesen hat, sieht man unsere heimischen Vögel nochmal mit völlig anderen Augen!

Bewertung vom 10.10.2023
Wie wir den Frieden lernten
Klee, Annika

Wie wir den Frieden lernten


ausgezeichnet

Manchmal führt bereits ein Missverständnis zu einem riesigen Streit. Genauso ist es auch im Fall der Klassen A und B, bei denen sich aus einem „kleinen“ Vorfall ein handfester Klassenkrieg entwickelt. Am Ende weiß keiner so genau, wie es eigentlich so weit kommen konnte… Bis Hilda den Mut findet, auf ihre Mitschüler und Mitschülerinnen zuzugehen. Gemeinsam, mit ein bisschen Hilfe der Lehrerinnen, finden sie einen Weg, den Streit zu beenden und ein paar wichtige Grundsätze für ein friedvolles Miteinander weiterzugeben.

Dieses bewegende Buch verdeutlicht vor allem, dass es keinen höheren Wert gibt, als in Frieden zu leben. Es verdeutlicht auch, wie Kleinigkeiten schnell eine eigene Dynamik entwickeln und sich so zu einem Streit, ja sogar Krieg entwickeln. Die Geschichte ist dabei einfühlsam aus der Perspektive der Kinder erzählt, ohne ihre Bedeutung zu schmälern. Die zauberhaften Illustrationen runden das Buch perfekt ab.

Bewertung vom 21.09.2023
Der geheime Garten
Brill, Calista

Der geheime Garten


sehr gut

Mary wird auf das Anwesen Misselthwaite Manor nach England geschickt. Die verschlossene Mary blockt zunächst jeglichen Kontakt zu anderen ab. Erst die Natur und der Zugang zum geheimen Garten, abgeschottet von der Welt der Erwachsenen, lässt Marys Mauern allmählich fallen.

Das Buch ist ein wunderbares Plädoyer für die Freundschaft: Die britische Schriftstellerin Frances Hodgson Burnett konnte mich mit ihrem einfühlsamen Erzählstil sowie den authentisch gezeichneten Figuren für sich gewinnen. Die Aufmachung des Werks ist bezaubernd. Die Gestaltung ist sehr gut auf die Magie der Erzählung abgestimmt und lässt uns auf jeder Seite großartige Details entdecken. Nicht nur der Text trägt hier die Geschichte, sondern insbesondere die Illustrationen, die die Entwicklung der Figuren auf zauberhafte Weise unterstützen.

Frances Hodgson Burnett erzählt in ihrem Kinderbuch „Der geheime Garten“ eine fesselnde Geschichte, die auch Erwachsene mit ihrer Magie verzaubert. Ein zeitloser Klassiker, der mit seiner Sprache und erwärmenden Illustrationen den Frühling und die Freundschaft erwachen lässt. Die Magie der kleinen Dinge macht dieses Buch absolut lesenswert!

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