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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1026 Bewertungen
Bewertung vom 22.12.2024
Du spinnst wohl! Bd.1
Pannen, Kai

Du spinnst wohl! Bd.1


ausgezeichnet

»Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein quengelnder Weihnachtsbraten.«

Das hat sich Spinne Karl-Heinz anders vorgestellt. Die am 1. Dezember sauber eingesponnene Fliege Bisy sollte eigentlich still und appetitlich auf ihren Einsatz als Weihnachtsbraten warten, während Karl-Heinz gemütlich auf dem Sofa sitzt und sich auf die Feiertage freut. Doch Bisy denkt überhaupt nicht daran, sich in sein Schicksal zu ergeben, er nervt und quengelt, will beschäftigt, unterhalten und gefüttert werden. Karl-Heinz ist schwer genervt, aber hat er eine Wahl? Ein unzufriedener und hungriger Braten wird schließlich bitter und ungenießbar. Stressige Wochen liegen vor der faulen Spinne…

Was habe ich gelacht! Dieses Buch lässt sich mit seinen 24 Kapiteln eigentlich perfekt als Adventskalender lesen, aber natürlich konnte ich es nicht abwarten herauszufinden, ob Bisy tatsächlich als Braten enden wird. Es wird niemanden überraschen, dass die fiese Spinne im Grunde gar nicht so fies ist. Und was die beiden in der Zeit bis zum Weihnachtsfest zusammen erleben, ist witzig, spannend und einfach schön. Dazu gibt es zahlreiche tolle und farbenfrohe Illustrationen, die einfach Spaß machen.

Fazit: Wie aus einer Spinne und einem quengelnden Weihnachtsbraten Freunde werden – einfach schön, spannend und witzig!

Bewertung vom 22.12.2024
Bergkristall
Stifter, Adalbert

Bergkristall


sehr gut

»Wenn ich nur mit diesen meinen Augen etwas zu erblicken imstande wäre, dass ich mich darnach richten könnte.« Aber es war rings um sie nichts als das blendende Weiß, überall das Weiß, das aber selber nur einen immer kleineren Kreis um sie zog, und dann in einen lichten streifenweise niederfallenden Nebel überging, der jedes Weitere verzehrte, und verhüllte, und zuletzt nichts anderes war als der unersättlich niederfallende Schnee.«

An einem Heiligen Abend verirren sich ein Junge und seine kleine Schwester im Gebirge, plötzlich eingetretener starker Schneefall sorgt dafür, dass sie nach dem Besuch bei den Großeltern den Rückweg in ihr Dorf nicht mehr finden. Während die beiden in der eisigen Kälte um ihr Überleben kämpfen, schließen sich die Bewohner zweier verfeindeter Dörfer zu einer gemeinsamen Rettungsaktion zusammen.

Es war diese Handlung, die mich zu dem Buch greifen ließ. Es hat schon viele Jahre auf dem Buckel, erschienen ist es bereits 1845, entsprechend weicht die Sprache von der heutigen ganz ordentlich ab. Die Grundthematik, dass in einer Notlage Menschen bereit sind, über Vorbehalte und alten Ärger hinwegzusehen, um sich auf das Wesentliche zu besinnen, ist aber einfach schön und wunderbar weihnachtlich. Die Schilderung der Naturgewalten ist intensiv, entsprechend lässt einen der Überlebenskampf der Geschwister stark mitfiebern.

Fazit: Wer bereit ist, sich auf die alte Sprache einzulassen, darf sich auf ein Buch mit wunderbar weihnachtlicher Botschaft freuen.

Bewertung vom 22.12.2024
Interview mit dem Weihnachtsmann
Kästner, Erich

Interview mit dem Weihnachtsmann


sehr gut

»Ach«, sagt der Zaubertruppenkommandeur, »die Leute sind so undankbar. Sie haben das Wundern verlernt.« Auch da hat er recht. Die Leute haben im letzten Jahrzehnt solche Sachen erlebt, dass die Überraschungen eines Berufsmagiers Kindereien dagegen sind!

Dieses Buch versammelt neunundzwanzig Kurzgeschichten von Erich Kästner, die überwiegend Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre erschienen sind. Trotz des Weihnachtsmanns im Titel sollte der Zusatz „Kindergeschichten für Erwachsene“ beachtet werden, Kinder würden im günstigsten Fall nichts verstehen und sich langweilen, manche Geschichten könnten auch verstörend sein.

In allen Geschichten schwingen die großen Themen ihrer Zeit mit, Kästner nahm bekanntlich kein Blatt vor den Mund. Auch eigene Kindheitserfahrungen von ihm werden mehrfach aufgegriffen. Das ausführliche Nachwort gibt unter anderem dazu interessante Informationen. Wie immer schrieb Kästner auch hier in klaren, ausdrucksstarken Worten, die Atmosphäre ist nachdenklich, melancholisch und satirisch.

Andere Leser konnten auch Witz in den Geschichten entdecken, für mich persönlich gab es aber meist nichts zum Schmunzeln, dafür empfand ich die Themen einfach als zu ernst.

Fazit: Lesenswert. Eine gute, aber keine leichte vorweihnachtliche Lektüre.

Bewertung vom 22.12.2024
Ich und der Weihnachtsmann
Haig, Matt

Ich und der Weihnachtsmann


ausgezeichnet

»Liebes Kind, mach dir keine Sorgen. Wir sind hier im Wichtelgrund. Hier ist alles möglich. Es ist genau wie bei dem Karamell, das du gekostet hast. In Wichtelgrund erfüllt sich jede Hoffnung.«

Schon zweimal war ich mit Matt Haig weihnachtlich unterwegs, beim ersten Mal freute ich mich über „Ein Junge namens Weihnacht“, danach über „Das Mädchen, das Weihnachten rettete“. Hier schließt dieser Band an, Amelia, das einstige Kaminkehrermädchen lebt nun im Haus des Weihnachtsmanns in Wichtelgrund.

Das Wichtelreich ist eigentlich ein Ort der Freude und des Friedens, doch Amelia ist nicht glücklich. In der Wichtelschule kommt sie nicht mit, nirgends gehört sie richtig dazu und irgendwelche Stimmen schüren Hass und Vorurteile gegenüber dem Menschenkind. Doch als sie eine Intrige aufdeckt, in die der Osterhase verwickelt ist, schlägt ihre große Stunde.

Wie auch die Vorgänger (die man übrigens nicht gelesen haben muss, alles Wichtige wird im Buch erklärt), besticht auch dieses Buch wieder durch ganz viel Weihnachtszauber und Humor. Zur perfekten Atmosphäre tragen neben dem zauberhaft glitzernden Cover die liebevollen und witzigen Illustrationen bei, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Besonders gefiel mir aber, wie durch die thematisierte Fremdenfeindlichkeit ganz nebenbei viel Stoff zum Nachdenken in die Handlung floss.

Fazit: Viel Weihnachtszauber und Humor, außerdem aber auch Anspruch durch die thematisierte Fremdenfeindlichkeit.

Bewertung vom 22.12.2024
Willkommen im kleinen Grand Hotel / Charming Street Bd.1
Pickford, Felicity

Willkommen im kleinen Grand Hotel / Charming Street Bd.1


ausgezeichnet

»Schon griff sie nach ihrem Smartphone, nur um im nächsten Moment festzustellen, dass Richard nicht zu viel versprochen hatte – respektive: nicht zu wenig. Denn was es hier nicht gab, war eine wie auch immer geartete Verbindung ins Internet. Dafür schien es eine Art Verbindung ins Leben zu geben. Denn lebendig, und zwar auf ganz besondere Weise, fühlte Charlotte sich. Es war, als würde etwas in ihr aufblühen, das im Londoner Alltag mit seinem Tempo und seinen Sorgen verschüttet worden war.«

Charlotte glaubt an einen Scherz oder einen fiesen Werbegag, als sie eine fein geschriebene Einladung in ein Grandhotel in ihrem Briefkasten findet. Die begabte junge Kinderbuchillustratorin kommt mehr schlecht als recht durchs Leben, das Quäntchen Glück, einen ordentlichen Vertrag eines großen Verlags zu erhalten, hat sich noch nicht eingestellt. Und nun soll sie plötzlich Ehrengast sein und sich in einem 5-Sterne-Haus während der Weihnachtsfeiertage verwöhnen lassen? Das kann nie im Leben seriös sein! Letztlich siegt jedoch die Neugier und Charlotte macht sich auf zur Isle of Skye, wo sie in traumhafter Kulisse von dem Zauber des kleinen Grandhotels überrascht wird. Dieser Ort ist voller Geheimnisse und einigen davon wird Charlotte während ihres Aufenthalts auf die Spur kommen.

Bücher dieser Art lese ich meist nur in der Vorweihnachtszeit, dann lasse ich mich aber auch herzlich gern richtig in die Geschichte versinken – und das gelang hier wunderbar und auf Anhieb. Das Buch steckt voller sympathischer Charaktere, Stimmung, Atmosphäre und die Beschreibungen der Landschaft verschafften mir ein warmes Wohlgefühl im Bauch. Natürlich steht Charlotte im Verlauf der Handlung vor ein paar Problemen, aber am Ende ist alles schlicht weihnachtlich schön.

Fazit: Wunderbar weihnachtlicher Wohlfühlroman, ins kleine Grandhotel möchte ich gern zurückkehren.

Bewertung vom 22.12.2024
Grumpel und der furchtbar fiese Weihnachtsplan
Smith, Alex T.

Grumpel und der furchtbar fiese Weihnachtsplan


sehr gut

»Also ich werde mich ganz bestimmt nicht vor Begeisterung überschlagen«, grummelte der Grumpel mürrisch und kratzte sich dabei den Bauch. Er würde es so halten wie jedes Jahr. Er würde grollend und schnaubend im Haus herumwerkeln und am ersten Weihnachtsfeiertag von morgens bis abends im Dunkeln sitzen, die Arme fest verschränkt und „Tz, tz“ sagen.

Nein, der Grumpel kann sich der allgemeinen Weihnachtsbegeisterung nicht anschließen. Im Gegenteil, er hasst das Fest und findet Stimmung und Frohsinn seiner Mitmenschen schier unerträglich. In diesem Jahr hat er jedoch beschlossen, nicht einfach vor sich hin zu leiden: Er fasst einen furchtbar fiesen Weihnachtsplan…

Schon als ich den Grumpel auf dem Cover sah, reizte mich das Buch. Was für eine Gestalt! Von dem Autor las ich bereits ein sehr süßes Kinderbuch („Maximilian und der verlorene Wunschzettel“), daher war jetzt dieses Adventskalenderbuch dran. Dabei stellte ich allerdings sehr schnell fest, dass ich unmöglich bis zum nächsten Tag warten wollte, um die Geschichte weiterzulesen. Allein das zweite Kapitel, in dem „einige Dinge“ aufgelistet werden, die der Grumpel nicht ausstehen kann, war ein großes Vergnügen.
Wer sich vornimmt, ganz brav jeden Tag nur ein Kapitel zu lesen, sollte allerdings wissen, dass es hier 27 Kapitel plus Epilog gibt und das erste Kapitel zudem aus Gründen doppelt vorkommt.

Die Story ist im Grunde die vom Grinch, unser Protagonist ist ein fies und gemein wirkendes Wesen, das Weihnachten hasst, aber im Grunde nur einsam und liebebedürftig ist. Der Grumpel macht auf jeden Fall Spaß, schon sein Aussehen ist krass und seine große Liebe zum Rosenkohl bestimmt einmalig. Zu Grumpels fiesem Weihnachtsplan gehört, dass er persönlich zum Nordpol wandert, um dort den Weihnachtsmann an der Ausübung seines Berufs zu hindern. Unterwegs bekommt er einen Reisegefährten, ein quirliges, manchmal leicht nerviges Häschen. Und wie man sich schon denken kann, wird aus dem ungleichen Paar eine dicke Freundschaft hervorgehen und alles auf ein sehr weihnachtliches Ende zulaufen.

Fast jede Seite des Buchs wird von tollen und farbenfrohen Illustrationen begleitet, zwischen den Kapiteln baut sich ein Rätsel auf, das erst zum Ende hin aufgelöst wird.

Fazit: Witzige und weihnachtliche Geschichte, farbenfroh illustriert. Ich hatte viel Spaß mit dem Grumpel!

Bewertung vom 08.12.2024
Der Weihnachtsmannkiller Bd.2
Wolf, Klaus-Peter

Der Weihnachtsmannkiller Bd.2


sehr gut

»Damit der Geruch von gebrannten Mandeln, Glühwein und Bratwurst ihn nicht fertigmachte, hatte er sich Ohrenstöpsel aus hautfreundlichem Schaumstoff in zwei kleine nasengerechte Teile geschnitten und in die Nase geschoben. Er musste jetzt durch den Mund atmen, und seine Nase hatte knollenartige Ausbuchtungen, aber immerhin trafen ihn die schrecklichen Gerüche nur gefiltert.«

Es ist Advent und er ist wieder da. Nachdem er im ersten Band für seinen ganz speziellen Adventskalender siebzehn Weihnachtsmänner ermordet hat, verbringt Tobias Heller nun seine Zeit in der forensischen Psychiatrie. Bei einem therapeutischen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gelingt es ihm, seinen Bewachern zu entkommen. Und natürlich macht er sich gleich an die Arbeit, sieben Türchen warten schließlich noch…

Für das Team rund um Ann Kathrin Klaasen gestaltet sich auch dieser Advent wenig weihnachtlich, überhaupt nicht friedlich und entspannend und an die Stelle der Vorfreude sind Angst und Sorge getreten. Schließlich kennen sie den Weihnachtsmannkiller gut und wissen, was nach seiner Flucht nun auf sie zukommen wird. Tatsächlich fackelt Tobias Heller auch nicht lang, denn ihm ist klar, dass ihm seine Jäger auf den Fersen sind und ihm nicht viel Zeit bleibt. Bei der Durchführung seiner Taten ist daher Kreativität gefragt…

Ich hatte mich sehr darauf gefreut zu erfahren, wie es mit dem Weihnachtsmannkiller weitergeht. Nun, im Grunde genauso, wie erwartet. Seine Therapeutin gibt sich zwar mächtig Mühe, der Erfolg liegt aber bei null. Was folgt, ist ziemlich böse, aber auch sehr unterhaltsam. Besonders mag ich übrigens die junge Polizistin Jessi, eine Frau für die schlagkräftigen Argumente ;-) Das Ende schreit nach einer Fortsetzung und ich hoffe, Klaus-Peter Wolf arbeitet bereits daran.

Fazit: Ziemlich böse, aber auch unterhaltsam. Ich hoffe, es geht im nächsten Advent weiter!

Bewertung vom 08.12.2024
Mord in Dingley Dell
Hill, Reginald

Mord in Dingley Dell


sehr gut

»Erleben Sie eine Weihnacht ganz nach Dickens.«

Dieser stimmungsvollen Einladung sind neben der jungen Engländerin Arabella Allen zahlreiche weitere Gäste gefolgt. Der Landsitz Dingley Dell bildet eine wundervolle Kulisse, Arabella hat das Gefühl, im viktorianischen England gelandet zu sein. Die Gemütlichkeit erfährt einen extremen Einbruch, als sie bei einer Erkundungstour eine Leiche findet. Und als dann noch ein Schneesturm den Landsitz von der Außenwelt abschneidet, wird es richtig ungemütlich…

Diese Ausgangslage klang für mich nach einem netten cosy Weihnachtskrimi, wie ich sie zu dieser Zeit gern lese. Abgesehen vom Start ins Buch war aber nichts gemütlich, das Ganze entwickelte sich zu einer regelrechten Spionagestory, mit reichlich mordenden und folternden Geheimdienstlern. Alles richtig gut gemacht, mit Spannung und überraschenden Wendungen, aber eben nicht so, wie ich es von dem Buch erwartet hatte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das vielen so geht.

Das Buch wurde Anfang der 1970er Jahre geschrieben und passt in die Zeit, als Leserin machte ich eine kleine Zeitreise, die aber nicht nur Mode, Musik, Friedensbewegung und kalten Krieg einschließt, sondern sich auch in diversen von den Charakteren geäußerten Vorurteilen und Klischees zeigt, beispielsweise die deutschen und französischen Gäste betreffend.

Fazit: Gelungener Krimi, aber anders als erwartet. Nichts für Freunde des gemütlichen Weihnachtskrimis!

Bewertung vom 25.11.2024
Earhart
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

»Was, wenn sich mit einem Flugzeug nicht nur Afrika erreichen lässt? Vielleicht lässt sich damit sogar die Welt umrunden…«

Mit „Earhart“ hat Illustrator und Kinderbuchautor Torben Kuhlmann sein fünftes Mäuseabenteuer herausgebracht. Ich kenne und liebe sie alle, die Geschichten von Lindbergh, Armstrong, Edison und Einstein – und nun Earhart. Ihnen allen ist gemein, dass eine kleine Maus stets etwas früher als ihre menschlichen Nachahmer große Pionierleistungen vollbracht hat und diese Geschichten bringt Kuhlmann mit treffenden Texten und einfach großartigen Bildern zu Papier.

Jedes der Bücher ist ein kleiner Schatz. Das fängt schon mit Cover und Einband an. Liebevoll und detailreich illustriert, der Einband auf „alt“ getrimmt, so dass man das Gefühl hat, ein prächtiges, altes Werk in Händen zu halten. Blättert man das Buch auf, stimmt der Vorsatz mit zahlreichen technischen Zeichnungen (der kleinen Mäuseerfinderin) auf alles Weitere ein.

Die Handlung berichtet dann von einer kleinen Wühlmaus, die in einer unterirdischen Werkstatt ständig an neuen Erfindungen tüftelt und sich durch einen enormen Wissensdurst auszeichnet. Als eine befreundete Maus ihr mit neuem Material unter anderem eine afrikanische Briefmarke mit Löwen bringt, erwacht auch noch ihre Abenteuer- und Entdeckerlust. Solche Katzen, groß wie Monster, will sie auch mal sehen! Da braucht es ein Fluggerät, ganz klar. Und die fachkundige Beratung der berühmten fliegenden Maus, die bereits den Atlantik überquert hat…

Der Rest ist großes Lesevergnügen, für kleine und große Leser mit jungem Herzen. Wer mit Kindern liest, muss sich nicht sorgen: Für das eigentlich traurige Ende Amelia Earharts hat Kuhlmann für seine Maus ein gutes und trotzdem passendes Ende gefunden. Im Anhang finden sich Informationen zu Frau Earhart und zu allgemein erfolgreichen Flügen um die Welt. Kleine Leser werden sich über den beigefügten Mäuse-Bastelbogen freuen, ich hatte großen Spaß daran, auch in diesem Anhang die „historischen Fotos“ zu betrachten, in denen sich immer irgendwo eine kleine Maus findet.

Fazit: Großartig illustriertes Mäuseabenteuer, ein wundervolles Lesevergnügen! Ich hoffe, noch über viele weitere Pioniertaten der kleinen Nager zu lesen.

Bewertung vom 25.11.2024
Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande
Gricksch, Gernot

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande


sehr gut

»Als die sinnlose Rede endlich zu Ende ist, lassen zwei Männer den Sarg in das Grab hinab. Wir sehen uns an, nicken, und gehen dann alle gleichzeitig an den Rand der Grube. Den kleinen Kübel mit Sand, in dem eine Schaufel steckt, ignorieren wir. Wir werden unseren Freund nicht mit Dreck beschmeißen. Stattdessen legen wir alle gleichzeitig, als hätten wir’s wochenlang geübt, den Kopf zurück. Und dann spucken wir, in hohem Bogen, unsere Kirschkerne in das Grab. Der Pastor funkelt uns mit wütenden Augen an. Doch was weiß der schon!«

Nein, der Pastor kann das sicher nicht verstehen. Doch der zu Beginn des Buchs noch namenlose Tote hätte sich über dieses Zeichen der andauernden Freundschaft gefreut.

Mit dieser Begräbnisszene startet das Buch. Erzähler Piet ist gerade 40 geworden, nun steht er am Grab des alten Freundes und erinnert sich an die jahrzehntelange Geschichte der Kirschkernspuckerbande. Wenn man wie ich in den 1960er Jahren geboren ist, macht diese kleine Zeitreise besonderes Vergnügen, schließlich ruft jedes Kapitel zahlreiche Erinnerungen wach. Aber auch später geborene Leser sollten diesen zeitgeschichtlichen Ausflug mit Interesse verfolgen können.

Was die Kirschkernspucker ausmacht, ist die Freundschaft, die sie seit der Kindheit verbindet. Piet und Sven haben sich bereits die Krabbeldecke geteilt, bis zur Grundschule kamen dann noch Petra, Dilbert, Bernhard und Susann hinzu. Jedes Kind ein Individuum, charakterlich verschieden und auch ihre Elternhäuser unterscheiden sich gravierend. Es ist wunderschön, aber für mein Empfinden auch ein wenig utopisch, dass sich unter diesen Voraussetzungen so tiefe und langanhaltende Freundschaften entwickeln konnten. In meiner Erinnerung wurde beispielsweise ein von den Eltern verhängtes „Mit-dem-spielst-du-nicht“ durchgesetzt, aber gern stelle ich mir beim Lesen vor, dass es nicht so wäre.

Auch das Leben der Freunde entwickelt sich sehr verschieden. Manche brauchten lang, um zu sich zu finden, manchen ist es zum Zeitpunkt der Beerdigung immer noch nicht gelungen. Das wiederum klingt sehr realistisch! Auch Konflikte mussten ausgetragen werden, aber letztlich können sich die Kirschkernspucker aufeinander verlassen, und das sorgt beim Lesen für Wohlfühlmomente. Weil das Leben trotzdem nicht immer glatt läuft, gab es manch tragische Momente, an anderen Stellen konnte ich aber herzhaft lachen, der Autor hat einen leicht lesbaren, treffenden und unterhaltsamen Stil. Es gibt noch einen Folgeband, den möchte ich auch lesen.

Fazit: Die Geschichte einer jahrzehntelangen Freundschaft. Mal tragisch, mal lustig – so wie das Leben halt.