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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rita1972
Wohnort: 
Büchel

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Die Geschichte von Frieda hat mich sehr berührt. Als sie mit 81 Jahren ins Pflegeheim gehen muss, nachdem ihr Ehemann verstorben ist, beschäftigen sie die Erinnerungen, die Geheimnisse in ihrem Leben als junge Frau. Damals in den 60er Jahren verliebte sie sich in einen verheirateten Mann und wird unehelich schwanger von ihm. In den konservativen Zeiten damals eine Katastrophe. Eine zutiefst berührende Geschichte, die stellvertretend für viele Frauen in dieser Zeit und nicht nur in dem Niederlanden steht. Das Cover ist wunderschön gestaltet, eine Blüte, die schon vergänglich ist und Fragmente der selben Blüte, die noch farbig sind. Was mich aber am Meisten beeindruckt hat, ist der wahnsinnig empathische Schreibstil des Autors. Ich konnte es gar nicht glauben, dass dieser Roman von einem Mann geschrieben wurde, so authentisch sind seine Schilderungen aus der Perspektive von Frieda, vor allem die Szenen im Pflegeheim, die von Scham, Hilflosigkeit und dem Annehmen von Hilfe handeln, haben mich tief berührt. Tolles Buch, absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.07.2023
Über Leben in der Klimakrise
Glimbovski, Milena

Über Leben in der Klimakrise


ausgezeichnet

Auf dem Cover des Buches sieht man Milena Glimbovski auf einem Feld, im Hintergrund dunkle Wolken am Himmel. Sie selbst schaut nach vorne mit einem, wie ich finde, nachdenklichen, vielleicht auch sorgenvollen Blick. Selten hat ein Cover eines Sachbuchs für mich so gut gepasst. Die Autorin schildert die Folgen des Klimawandels, beschreibt mögliche Anpassungen, fordert jeden von uns auf, aktiv zu werden. Zusätzlich zu den Fakten liefert sie ihre sehr persönliche Sicht der Dinge, spricht über ihre Verzweiflung angesichts der drohenden Katastrophen, zeigt aber auch immer wieder, wie wichtig der Moment der Selbstwirksamkeit ist, das Gefühl, das man selbst ein gestaltender Teil einer Gesellschaft sein kann und sein sollte. Mich hat der Schreibstil und auch der Inhalt des Buches zu hundert Prozent überzeugt, ich wünsche dem Buch viele, viele Leser*innen.

Bewertung vom 12.06.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Dieser Roman war mein Erster von T.C. Boyle und er wird mit Sicherheit nicht mein Letzter sein. Es geht in dem Buch um Cat und Cooper und ihre Eltern. Cat lebt mit ihrem Verlobten in Florida, Cooper und die Eltern in Kalifornien. In beiden Staaten lässt sich der Klimawandel nicht mehr leugnen, Kalifornien leidet unter der Dürre, in Florida kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Die Mutter der Beiden versucht ihren Beitrag zur Rettung der Welt zu leisten, in dem sie unter anderem Grillen züchten, um daraus leckeres Essen zu machen. Cooper erkrankt aufgrund eines Zeckenbisses schwer und Cat kauft sich eine Tigerpython, um ihren Insta-Auftritt interessanter zu machen. Ein Buch, das die Klimakrise zum Thema hat, könnte leicht deprimierend werden, aber Boyle gelingt die Schilderung der handelnden Personen und der Geschichte so leichtfüßig und unterhaltsam, daß es trotz des ernsten Themas einfach ein großes, packendes Buchvergnügen für mich war. Ein absoluter Page-Turner!

Bewertung vom 29.05.2023
Zwischen Himmel und Erde
Rodrigues Fowler, Yara

Zwischen Himmel und Erde


ausgezeichnet

Ich bin noch richtig überwältigt von diesem Buch, das für mich eine echte Entdeckung war. Es ist die Geschichte von Catarina und Melissa, die sich in London kennen lernen. Catarina ist Brasilianerin und zum Studium nach London gezogen, Melissa ist in London geboren, ihre Eltern stammen ebenfalls aus Brasilien, aber Melissa hat sich wenig mit ihren Wurzeln beschäftigt. Yara Rodrigues Fowler ist es mit diesem Roman gelungen, politische Themen mit persönlichen Erfahrungen und Entwicklungen zu verknüpfen, sie schafft es, ihren Figuren ohne große Beschreibungen soviel Tiefe zu verleihen, dass ich das Gefühl hatte, sie alle gut zu kennen. Die Beschreibung von London, den Klassenkamerad*innen, die Familien, das alles in einem ungewöhnlichen, sehr künstlerischen Schreibstil mit einem wirklich schönen, hoffnungsvollen, fast schon magischen Ende. Bis jetzt mein Buch des Frühjahrs!

Bewertung vom 19.05.2023
Mit dem Mut zur Liebe
Lind, Hera

Mit dem Mut zur Liebe


sehr gut

Hera Lind gehört nicht unbedingt zu den Autorinnen, die mich normalerweise interessieren. Diese Geschichte allerdings hat mich sofort angesprochen. Beruhend auf wahren Begebenheiten erzählt Hera Lind die Liebesgeschichte von Dieto und Johanna, einem Artistenpaar, das die Gelegenheit eines Auslandsaufenthalt in einem sozialistischen Freundesstaat zur Flucht nutzt. Aber schon Dietos Vorgeschichte, die Schilderungen von Bombardements, Flucht, Nächstenliebe in schweren Zeiten machen diesen Roman zu einem wirklich tollen, lesenswerten Buch. Das Cover zeigt die Flucht der Beiden und ist sehr schön gestaltet. Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist der für mich doch manchmal zu pathetische Schreibstil und die manchmal auch arg eindimensionalen Figuren, aber darüber konnte ich dank der starken Geschichte gut hinwegsehen. Klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 18.05.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


sehr gut

Samuel Finzi beschreibt in seinem autobiographischen Roman seine Kindheit in Bulgarien und seinen Weg nach Deutschland. Ihm gelingt es außerordentlich gut, die Stimmung im sozialistischen Bulgarien und in seiner Familie einzufangen. Sein Leben ist sicher nicht typisch für den Sozialismus, da er in einer Künstlerfamilie aufgewachsen ist und schon früh relative Freiheiten genießen konnte. Das Buch unterteilt sich in viele, kurze Kapitel, wodurch es sich meiner Meinung einerseits sehr gut lesen lässt, weil Finzi einen humorvollen und flotten Schreibstil hat. Andererseits fehlte mir dadurch so ein wenig der Erzählfluss, das Buch kommt mir eher wie eine Sammlung von Anekdoten vor statt eines Romanes, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch getan hat. Ich hätte gerne noch ein wenig mehr über Finzis Leben in Deutschland erfahren, vielleicht gibt es ja irgendwann noch eine Fortsetzung.

Bewertung vom 02.05.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


ausgezeichnet

Einmal mit dem Lesen begonnen, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Mir war Samuel Meffire kein Begriff, aber der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Aufgewachsen in der DDR, direkt zu Beginn seines Lebens mit einem großen Trauma konfrontiert, wird er zum ersten farbigen Polizisten in der DDR. Er erfährt Rassismus und Diskriminierung, verliert den Halt und wird kriminell und flüchtet nach Afrika. Letztlich landet er im Gefängnis und wird nach seiner Haft als Sozialarbeiter in der Jugendhilfe endlich seinen Platz im Leben finden. Wahrscheinlich habe ich nicht ein Drittel erwähnt, was Sam widerfahren ist bzw.was er getan hat. Dieses Buch ist voller Erfahrungen, spannender Berichte aus einem mir vollkommen unbekannten Leben. Toll geschrieben und auch das Cover ist sehr ansprechend. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.04.2023
Der weiße Fels
Hope, Anna

Der weiße Fels


ausgezeichnet

Anna Hope schreibt ein Buch über verschiedene Menschen, die zu zu verschiedenen Zeiten zum weißen Fels kommen. Die Schriftstellerin, die mit ihrer Familie an den Fels reist, um für ihre Mutterschaft, die lange als nicht möglich galt, zu danken, da sie aufgrund eines Rituals doch schwanger wurde. Jim Morrison, der vor seinem Leben flieht und nach spirituellen Erfahrungen sucht. Zwei Schwestern, die ihrem indigenen Volk entrissen werden und überleben müssen. Ein spanischer Leutnant, der als Eroberer an den Felsen gelangt. Auf den ersten Blick verbindet nichts außer dem Felsen die Geschichten, die interessanterweise erst von jetzt in die Vergangenheit und dann wieder zurück erzählt werden. Auch der Erzählstil passt sich jeder Erzählung wunderbar an. Die Sprache ist poetisch, anrührend und faszinierend, für mich ist dieses Buch voller Weisheit und hat mich sehr zum Nachdenken über die Menschheit und ihre Rolle in und mit der Welt gebracht.

Bewertung vom 31.03.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Schon mit dem ersten Satz hatte mich das Buch gepackt. Dennis Gastmann erzählt die Geschichte des Jungen Bellini, der mit seiner Familie und ihrem Arbeitselefanten Dalee seine Heimat verlassen muss, da die Industrialisierung Indiens die Arbeitselefanten nach und nach überflüssig werden ließ. Sie besteigen ein Schiff Richtung Andamanen-Insel, um dort neu zu beginnen. Auch dort hat die Familie viele Schwierigkeiten zu bestehen, unter anderem wird es immer schwieriger mit Dalee, der im Alter verwirrt und schwerer zu händeln ist.
Ein ganz starker, bildgewatiger Roman, farbenfroh, man erfährt soviel über Indien, über Elefanten, über die Natur. Bellinis und Dalees Freundschaft fürs Leben ist berührend und packend, das Cover ist ebenfalls wunderschön gestaltet. Von mir gibt es in jeder Hinsicht eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

Julia verliert aufgrund eines Fehlers ihren Job als Krankenschwester. Sie ist außerdem gesundheitlich angeschlagen und muss ihre Dienstwohnung räumen. Also kehrt sie in ihr Elternhaus zurück, in dem ihr Vater alleine lebt, da die Mutter sich nach Italien abgesetzt hat, um dort ihr Glück zu finden. Im Dorf lernt sie Oskar, den Städter kennen, der für ein Jahr ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält.
Außerdem gibt es noch Julias Bruder, der aufgrund einer Erkrankung geistig eingeschränkt ist und in einem Pflegeheim lebt. Der Roman beschäftigt sich mit vielen großen Fragen wie z.B.die Bedeutung von Arbeit, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, was macht ein bedingungsloses Grundeinkommen mit mir? Weil mich die Themen sehr interessieren, habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, wenn auch die eine oder andere handelnde Person etwas blass bleibt.