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Betty Literatur

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Daniela Krien- Mein drittes Leben
„Mein Name ist Linda. Linda bedeutet die Milde, die Freundliche, die Sanfte. Dieser Name hat nichts mehr mit mir zu tun.“

Der Verlust der 17-jährigen Tochter hat das Leben der Erzählerin zerstört. Sie zieht sich in die Einsamkeit eines alten Bauernhofes auf dem Land zurück.
Dort durchlebt sie ihren täglichen Schmerz und taucht ein in die Vergangenheit mit ihrem Mann Richard und ihrer Tochter.
„Das Niemandsland zwischen Leben und Tod, das ich bewohne, spiegelt sich in der Landschaft wider und verschmilzt mit ihr. Die Schönheit hat hier kein Recht.“
Der Schmerz der Ich-Erzählerin ist spürbar, kaum zu ertragen.
Aber es ist auch der Prozess einer Heilung, das langsame Wiederentdecken des Lebens, gepaart auch immer wieder mit Rückschritten.
Obwohl Linda den Kontakt zu Menschen meidet, nimmt sie sie doch wahr, jeden detailgenau beobachtend und auf treffende Weise beschreibend.
Die Natur und die Arbeit im Garten geben ihr Halt und Struktur, auch nach ihrer Rückkehr in die Stadt.
Daniela Krien schreibt in kraftvoller Sprache, findet treffende sprachliche Bilder und zeigt uns auf überwältigende Weise den Kampf einer Frau auf dem Weg in ihr „Drittes Leben.“
Faszinierend die unkommentierten „belanglosen“ Dinge des Alltags, die hier literarische Qualität bekommen.
Dieses Buch steht zu Recht auf der Liste der Nominierungen zum „Deutschen Literaturpreis“.
Diogenes Verlag 2024

Bewertung vom 24.08.2024
Lass uns noch mal los
Matthiessen, Susanne

Lass uns noch mal los


sehr gut

Lass uns noch mal los - Susanne Matthiessen
„Immer war irgendwas zu viel. Ich war zu laut, zu selbstbewusst, zu anstrengend, zu fordernd, zu emotional, zu frech, zu anspruchsvoll. Immer war irgendetwas falsch.“

Susanne Matthiessen nimmt uns in ihrem autobiographisch geprägten Roman mit auf eine Zeitreise, als die 24-Jährige 1987 nach Berlin fährt.
Sie möchte Radiojournalistin beim NDR werden und scheitert beim Bewerbungsverfahren.
„Sie treten hier sehr burschikos auf, junge Dame. Als Hobby geben Sie Motorradfahren an. Tragen Sie eigentlich auch mal Kleider und Röcke? Sie haben doch eine ganz passable Figur. Nagellack? Lippenstift?“
Es ist ein Blick auf eine Zeit, in der Herren in Anzügen wie selbstverständlich und selbstherrlich mit einer jungen Frau umgehen. Und auch die Frage: „Wo müssen wir Sie politisch einordnen?“ klingt absurd, ist aber angesichts der drohenden RAF-Gefahr in der verunsicherten Bundesrepublik anscheinend legitim.
Die junge Frau erhält eine letzte Chance, um in Berlin über eine Hundezüchterausstellung zu berichten.
Sie gerät in die berüchtigte Straßenschlacht am 1.5.1987 und lernt Frauen aus einem „Frauenkollektiv“ kennen. Und sie entscheidet sich, dort zu bleiben.
Berlin ist ein „wilder Abenteuerspielplatz“, Punks, Hausbesetzer, Feministinnen sowie Menschen aller Kulturen prägen die Kreuzberger Szene.
Die Autorin gründet mit anderen Frauen ein feministisches Wohnprojekt.
Mittlerweile sind die Frauen in „die Jahre gekommen“ und erfahren am eigenen Leib, wie sich Wohnungsnot, steigende Inflation, Arbeitslosigkeit, Altersarmut auf ihr Leben auswirken.
Und auch die Kraft für gute feministische Aktionen fehlt. „Wir haben aufgegeben“, beklagt die Autorin und resümiert über die geplatzten Träume des Feminismus.
Aber irgendwie sind diese gealterten sympathischen Frauen auch in den 80er Jahren hängen geblieben.
Es kommt jedoch immer wieder neues „Leben“ in das Wohnprojekt, Aufgaben müssen gemeinsam bewältigt werden und neue kreative Ideen werden geboren, um z.B. auf häusliche Gewalt aufmerksam zu machen.
Die Charaktere der Frauen sind sensibel und humorvoll beschrieben, für mich ein bisschen unverständlich, warum der Prozess des Alterns und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen so negativ bewertet werden.
Susanne Matthiessen beschreibt auf humorvolle Weise das Leben in dem Kreuzberger Frauen-Wohnprojekt. Das Lachen wird jedoch überlagert von der bitteren Erkenntnis, dass noch viel zu tun ist.
Die Probleme der Altersarmut von Frauen, dem teilweise tiefgreifenden Hass gegen Feministinnen, der Gewalt gegen Frauen, zeigen, dass es wirklich noch ein langer Weg sein wird, bis Frauen gleichwertig zur Gesellschaft gehören.
Aber es gibt sie noch! Die Feministinnen. Und sie machen weiter. Also: „Lass uns noch mal los.“
Ullstein Verlag 2024

Bewertung vom 17.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Kleine Monster-Jessica Lind
„Er gehört mir nicht. Er gehört sich selbst“
Nach einem Vorfall mit dem 7-jährigen Sohn der Erzählerin werden die Eltern aus der WhatsApp Gruppe entfernt.
Sie wissen nicht genau, was passiert ist und finden keinen Zugang zu ihrem Kind.
Gleichzeitig werden die Erinnerungen der Erzählerin an die eigene Kindheit wieder wach.
Die Qual der Mutter, die Wahrheit herauszufinden bestimmt ihren Alltag.
Jessica Lind hat ein sehr kluges und berührendes Buch über die Beziehung zwischen Eltern und Kind, Liebe und Vertrauen geschrieben.
Es gelingt ihr durch den Wechsel zwischen aktuellen Situation und dem Rückblick auf die eigene Kindheit eine große Spannung und Dynamik aufzubauen, gleichzeitig die Gedankenwelt der Erzählerin fast schmerzhaft zu durchdringen.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.
#hanserverlag

Bewertung vom 13.08.2024
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


ausgezeichnet

Die Wahrheiten meiner Mutter – Vigdis Hjorth
aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs

„Wenn man wüsste, wenn man in jungen Jahren verstünde, wie entscheidend die Kindheit ist, würde man niemals wagen, selbst Kinder zu bekommen.“

Die Erzählerin kehrt nach 30 Jahren in ihre Heimat Norwegen zurück. Der Kontakt zur Familie war abgebrochen, als sie sich aus Liebe zu ihrem Mann und der Entscheidung für ihre Kunst zu leben, von ihrer Heimat und ihrer Vergangenheit löst.
„Aber das Schlimmste von allem: Vater starb, und ich kam nicht zur Beerdigung.“
Sie möchte den Kontakt zu Mutter und Schwester wiederherstellen
In eindringlicher Sprache reflektiert die Erzählerin ihre Kindheit sowie die Verlogenheit der Eltern, im Besonderen das problematische Verhältnis zu ihrer Mutter. „Mutter war von ihren wahren Gefühlen abgeschnitten, sie lernte in allgemeinen Redeweisen zu kommunizieren, in Floskeln und konventionellen Gesten.“
Die Entfremdung zwischen Mutter und Tochter ist tragisch „…die Mutter ist ein Spiegel, in dem die Tochter sich selbst in der Zukunft sieht, und die Tochter ist ein Spiegel, in dem die Mutter ihr verlorenes Ich sieht…“ und zurück bleibt ein Kind mit einem gebrochenen Herzen.
Während die Erzählerin versucht, Kontakt zur Mutter herzustellen, stellt sie sich vor, wie die Mutter jetzt lebt. Es ist ein liebevoller, versöhnlicher Blick auf die alte Frau, gepaart mit dem Wunsch einer Aussprache.
Der Wunsch nach einer realen Begegnung wird zur Obsession und so beobachtet sie minutiös ihre Mutter und deren Leben, solange, bis sie endlich Ruhe findet.
Die Norwegerin Vigdis Hjorth, eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der norwegischen Gegenwartsliteratur, hat ein eindringliches Buch über eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung geschrieben. Ich bin im gleichen Jahr wie die Autorin geboren und kann die Härte und Kälte dieser Elterngeneration nachvollziehen, Kinder und Jugendliche, die sich aus der Enge der Moralvorstellungen und gesellschaftlichen Zwänge befreien müssen. Es gelingt der Autorin nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich diesen Konflikt zu bewältigen.

Bewertung vom 20.07.2024
Nur ein Schatten von dir (eBook, ePUB)
Loy, Janne

Nur ein Schatten von dir (eBook, ePUB)


sehr gut

Nur ein Schatten von dir - Janne Loy
Es ist eine spannende Geschichte um eine besondere Liebe, die leider viel zu schnell endet.
Linda arbeitet im Team eines Reisebüros und lernt dort den Praktikanten Joe kennen. Sie verliebt sich in den deutlich jüngeren Mann und er erwidert ihre Gefühle. Doch auch andere Frauen haben Interesse an dem attraktiven, hilfsbereiten und freundlichen Mann. Das Gift der Eifersucht nagt an Linda und ein Vorfall, an den sie sich nicht erinnern kann, verändert ihr Leben vollständig.
Die Charaktere sind sehr vielfältig entwickelt und zeigen sich in klugen, authentischen Dialogen.
Das Buch weckt Emotionen, ohne kitschig zu sein.
Durch die Rückblicke der 78-jährigen Erzählerin entsteht eine große Spannung. Was ist passiert, das diese Liebe zerstört hat?
Ich war Im Lesewahn, konnte das Buch nicht weglegen. Unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 10.07.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


sehr gut

Der Wind kennt meinen Namen - Isabel Allende
Aus dem Spanischen von Svenja Becker
Suhrkamp Verlag 2024
„Niemand ist sicher in dieser Welt (…)“
Als die Nationalsozialisten 1938 in Österreich einmarschieren und die grauenhafte Verfolgung der jüdischen Menschen beginnt, muss die Familie Adler eine schwere Entscheidung treffen. Um ihren 5-jährigen Sohn Samuel zu schützen, schicken sie ihn mit einem der Kindertransporte nach England.
„An diesem Tag endete seine Kindheit.“
Der kleine Samuel wird von Familie zu Familie weitergereicht und landet schließlich in einem Waisenhaus.
Am Ende findet er Heimat in einer Quäkerfamilie, kann seine Karriere als Musiker beginnen und lernt die in jeder Beziehung unabhängige Nadine kennen, die er heiratet.

Fast 45 Jahre später finden während des Bürgerkriegs in El Salvador grauenhafte Massaker in den Dörfern statt.
Leticia und ihr Vater flüchten in die USA, alle anderen Familienmitglieder wurden getötet.
Leticia heiratet zu früh einen Mann, der Alkoholprobleme hat und gewalttätig ist, auch die 2. Ehe scheitert, der 3. Ehemann verstirbt zu früh.
Sie ist 28 und muss sich mit ihrer kleinen Tochter alleine durchschlagen.
Sie arbeitet im Haus von Samuel Adler, der um seine tote Frau Nadine trauert

Selena, Sozialarbeiterin, engagiert sich im Jahr 2019 für Flüchtlingskinder an der mexikanischen Grenze, die nach verschärften Aufnahmebedingungen für Asylsuchende in die USA während der Trump-Regierung dort von ihren Familien getrennt werden.
Sie sucht gemeinsam mit einem Anwalt die Mutter der kleinen Anita, die plötzlich allein dasteht.

Die Schicksale dieser Menschen mit ihren ganz eigenen Flüchtlingsgeschichten werden miteinander verbunden.
„Wir sind nicht verloren. Der Wind kennt meinen Namen und deinen auch.“

Das Buch rüttelt auf. Es zeigt traurige Schicksale von Kindern, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen müssen und die menschenunwürdigen Verhältnisse und fehlenden Rechtssituationen, in denen sie sich dann befinden, wenn sie von den Eltern getrennt werden.

Leider sind bei der Vielfalt der Erzählstränge und der politischen Informationen im Hintergrund nicht alle Charaktere und Lebenssituationen erzählerisch ausgebaut. So werden die Lebensgeschichten oft über viele Jahrzehnte kurz zusammengefasst, die Entwicklung der Charaktere kann nicht nachvollzogen werden, die Persönlichkeiten sind leider oft sehr „schemenhaft“. Besonders die Monologe der kleinen Anita hätte ich mir authentischer gewünscht.

Trotz allem hat Isabel Allende einen wichtigen Roman zu einem wichtigen Thema geschrieben. Der Auslöser war wohl der reale Fall eines kleinen Mädchens, das bei dem Versuch der Einreise in die USA, wie viele weitere Kinder auch, von ihrer Mutter getrennt wurde.

Bewertung vom 10.07.2024
Zuleika
Evaristo, Bernardine

Zuleika


sehr gut

Zuleika - Bernardine Evaristo
aus dem Englischen übersetzt von Tanja Handels

Im London des Römischen Reichs, 211 nach Christus, regiert unter Kaiser Sevva, lebt eine schwarze Migrantenfamilie aus Nubia, Sudan. Deren Tochter, Zuleika erlebt ein abenteuerliches Leben mit ihrer Freundin in Londons Gassen.
Im Alter von 11 Jahren wird sie durch ihren Vater an einen reichen und alten Patrizier verheiratet. Für Ihre Familie sichert es den sozialen Aufstieg, für sie ist es das Ende ihrer Kindheit.
„Von Verlangen durchtränkt treiben seine Pupillen im kaltblauen Januarhimmel, zeigen kein Erbarmen, so sehr auch meine auf Unschuld plädieren“.
Der abstoßende, gruselige, zu alte Mann wird immer wieder aus Sicht ihrer eigenen kindlichen Unschuld beschrieben, obwohl wohlhabend, verachtet sie ihre Lebensumstände und leidet unter ihrer Einsamkeit.
Sie wird im wahrsten Sinne zu seinem Objekt.
Die Begegnung mit dem Kaiser Serverus beschert ihr sinnliche Erlebnisse („Spürte ich, dass mich jemand ganz macht“) doch das Glück währt nicht lange.

Dieses Buch ist ein sprachliches Meisterwerk, ein Versepos, mal eindringlich poetisch, gespickt mit lateinischen Vokabeln, dann in moderner schnoddriger Sprache.
Es gelingt der Autorin wunderbar, die Gedankenwelt dieses jungen Mädchens, die Atmosphäre der Stadt, die Lebenssituationen der Menschen einzufangen und dabei eine gedankliche Mischung zwischen Römischem Reich und Neuzeit herzustellen. Und dabei bricht sie Traditionen und Erwartungen an Literatur auf.

Evaristo hat dieses Werk bereits vor 20 Jahren geschrieben, es wurde nun, angesichts ihres Erfolges als Booker-Preis-Gewinnerin von Tanja Handels hervorragend übersetzt.
Auch wenn es zunächst weit hergeholt erscheint, bezieht sich die Autorin auf historisch belegte Erkenntnisse, dass auch bereits zur Zeit der römischen Besatzung Menschen aus Afrika in Großbritannien lebten.

Bewertung vom 12.06.2024
Altern
Heidenreich, Elke

Altern


ausgezeichnet

Die 80-jährige Elke Heidenreich hat in ihrer unvergleichlichen offenen Art ein Buch über das Altern geschrieben, gespickt mit klugen Zitaten, Gedanken zu ihrem Leben und ihrer Lebensphilosophie. Das Buch stimmt nachdenklich, mich hat es auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht, diese störrische „alte“ Frau, die im Herzen und im Kopf so jung geblieben ist:
„Ich finde es auch schön, wenn ich all der Nachrichten, Zumutungen, Überflüssigkeiten und Nichtigkeiten des Tages müde bin, ab und zu eine zu rauchen, ein bisschen zu viel zu trinken und auch mal nicht angeschnallt zu fahren.“
Dieses Buch macht Mut. Wir hören nicht auf zu leben, solange wir denken.

5 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Schon beim Entfernen des Schutzumschlags befinden wir uns mitten im Geschehen.
Das Buch „Die letzte Front“, ist vermutlich von Athena Lui geschrieben, ihr Name ist jedoch durchgestrichen und Juniper Song gibt sich als Autorin aus.
Zwei Schriftstellerinnen, Freundinnen vielleicht, Konkurrentinnen auf jeden Fall. Athena, chinesisch-amerikanischer Abstammung, ist aber ungleich erfolgreicher
als die Amerikanerin June. Und June leidet unter dieser Situation.
„Neid wird immer als dieses spitze, grüne, giftige Ding beschrieben. Unbegründet, essigsauer, gemein. (…) Neid ist mein rasender Herzschlag, (…)
Neid bedeutet, mich ständig mit ihr zu vergleichen und dabei schlecht wegzukommen…“
Als Athena durch einen Unfall stirbt, sichert June sich das letzte Manuskript, erarbeitet daraus und wird damit erfolgreich. „Diversität verkauft sich gerade gut.“
Doch, die Angst, entdeckt zu werden, ist groß. Andererseits ist sie süchtig nach der Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil wird.
„Die Infusion aus Likes und Glückwünschen ist genau das, was ich brauche, um die innere Leere zu füllen.“
Ein Internet Storm, der Zweifel an ihrer Autorenschaft verbreitet, beginnt und ebbt ab.
Das Interesse an June auch.
Sie braucht jedoch die Aufmerksamkeit, ist aber blockiert, ein weiteres Werk zu schreiben, Athenas Geist lauert überall.
„Aber Schreiben ist alles. (…) Aufhören ist keine Option. Ich muss etwas erschaffen. Es ist ein körperlicher Drang, ein Verlangen, wie atmen, wie essen, wenn es gut läuft, ist es besser als Sex, und wenn nicht, dann habe ich an nichts mehr Freude.“
Dieser ungewöhnliche Roman ist voller spannender Wendungen, der Leidens- und Erfolgsdruck der Protagonistin ist in jeder Zeile spürbar.
Aber auch die Macht der Kritikerinnen und des Internets, die Abhängigkeit von Vermarktung und Verkaufszahlen zeigen den ganzen brutalen Wahnsinn der Literaturwelt.
Aktuelle Diskussionen um politische Korrektheit, ethische Aneignung, Sexismus, Rassismus führen zu „marktrelevanten“ Entscheidungen.
Die Freiheit der Literatur, die Freiheit der Kunst gehen bei all diesen äußeren Zwängen verloren.
„Yellowface“ ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann, voller Dynamik, und einer kritischen Betrachtungen des Literaturbetriebs.
Rebecca F. Kuang ist eine großartige Erzählerin, spielerisch geht sie mit Erzählebenen um, sprachlich und inhaltlich überzeugend.
Übersetzung aus dem Englischen von Jasmin Humburg

Bewertung vom 08.04.2024
Liebe in Lazise
Stern, Claire

Liebe in Lazise


sehr gut

Liebe in Lazise – Claire Stern

In ihrem 2. Roman entführt uns Claire Stern wieder an den Gardasee, lässt uns italienisches Flair spüren und die Liebe feiern.
Nach ihrer geplatzten Hochzeit mit Sebastian begibt sich Antonia mit ihrer Freundin nach Lazise an den Gardasee, dort findet gerade das große „Garda in Love“ – Festival statt, eigentlich keine passende Kulisse für die enttäuschte Braut.
Neben der Wut auf ihren treulosen Nicht-Ehemann schleppt sie sich auch mit der Erinnerung an eine kuriose Hochzeitsnacht herum, leider hat der Alkoholgenuss die Erinnerungen getrübt. Wie nah ist der Hochzeitsfotograf Noah ihr eigentlich gekommen?
Die Arbeit an einem gemeinsames Projekt für die Tourismusbehörde über das „Festival der Liebe“ mit ihrer Freundin Ella, dem Kulturjournalisten Matteo und seinem Freund Noah, einem Fotografen (ja, ER ist es!), lässt sie jedoch zu sich finden, Entscheidungen für ihr Leben treffen und auch ihr Herz wieder öffnen.
Und weil überall Liebe in der Luft ist, finden auch Antonias Eltern, die ihre Zeit vor allem mit lieblosen Streitereien verbringen, wieder zueinander.
Für die Liebe ist es nie zu spät!
Claire Stern hat sympathische Charaktere zusammengeführt, überzeugende und unterhaltsame Dialoge entwickelt und Romantik in einer passenden Kulisse entwickelt.
Ein leichter, unterhaltsamer Sommerroman, der Sehnsucht nach dem nächsten Urlaub am Gardasee macht. Und Lust auf Liebe.
Das Cover ist mir leider zu kitschig.