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dannylovesreading
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2024
Scandor
Poznanski, Ursula

Scandor


ausgezeichnet

Lügen verboten – Hochspannung von Kultautorin Ursula Poznanski
„Scandor“ der Kultautorin Ursula Poznanski (erschienen im Loewe-Verlag, August 2024) ist ein fesselnder All-Ager-Roman, der sich mit den zentralen Themen Lüge und Wahrheit, Vertrauen und Angst auseinandersetzt. Die Protagonisten Philipp und Tessa nehmen an einer außergewöhnlichen Challenge teil, bei der es darum geht, unter keinen Umständen zu lügen. Vor Spielbeginn mussten die Teilnehmer*innen als Wetteinsatz ihre große Angst offenlegen. Wer aus dem Spiel ausscheidet, muss sie sich dieser Angst stellen. Doch wer bis zum Ende durchhält, dem winkt ein Preisgeld in Höhe von 5 Millionen Euro.
Zur Überprüfung, ob auch wirklich alle immer die Wahrheit sagen, kommt Scandor zum Einsatz, ein Lügendetektor, der wie eine zweite Haut um den Unterarm der Teilnehmend gelegt wird. Dieses Gerät bleibt dort bis zum Ende des Spiels, was den Druck auf die Teilnehmer merklich erhöht. Spannend und kurzweilig erzählt Ursula Pozanaski die Hürde, denen sich Philipp und Tessa stellen müssen. Denn immer die Wahrheit zu sagen ist gar nicht so einfach, wie die beiden schnell merken – besonders in Alltagssituationen, wenn man beispielsweise als Bedienung im Restaurant versuchen muss, einen guten Kundenservice zu erbringen oder den Liebsten nicht weh tun möchte. Schnell ist da eine unbedachte Ungenauigkeit oder eine kleine Notlüge über die Lippen gekommen. Hinzu kommen die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auch auf der Jagd nach den 5 Millionen Euro sind und hier skrupellos nicht vor unfairen Mittel zurückschrecken, um die Gegner zu Fall zu bringen. Manchen Fragen möchte man sich nicht stellen und mache bleiben auch einfach besser unbeantwortet.
Ursula Poznanskis Schreibstil ist gewohnt rasant, mitreißend und spannend. Man spürt die Routine und Erfahrung, die es ihr ermöglichen einen Spannungsbogen über den gesamten Verlauf aufzubauen, unter dem sich dann wieder zahlreiche kleine Spannungsbögen bilden. Besonders gelungen finde ich den Perspektivwechsel zwischen den beiden Protagonisten Tessa und Philipp erzählt, der die Geschichte noch spannender und facettenreicher macht.
Die äußere Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut: Das Hochwertige Gefühl beim ersten In-der-Hand-Halten und der 3D-Effekt auf dem Cover passen hervorragend zum Buch. Einziger Wermutstropfen ist, dass sich bei dieser Ausgabe leider Leserillen kaum vermeiden lassen – selbst bei sorgsamem Umgang.
Ich bin echt beeindruck von der unglaubliche Produktivität von Ursula Poznanski. Erst Anfang des Jahres habe ich „Die Burg“ von ihr gelesen und jetzt erscheint schon wieder der nächste Roman mit einer Stärke von über 400 Seiten. Ihre Bücher bewegen sich zwar in einem ähnlichen Genre und sind meistens All-Ager mit jungen Menschen als Protagonisten, dennoch sind sie immer einzigartig. Scandor gehört für mich neben beispielsweise dem Klassiker Erebos zu ihren Top 5 Jugendromanen.

Ich hatte mit „Scandor“ unterhaltsame und kurzweilige Stunden. Außerdem hat mich das Buch über den reinen Plot hinaus zum Nachdenken gebracht. Ich war erstaunt, als ich mal wirklich darauf geachtet habe, wie häufig mir im Alltag doch eine kleine, unbedachte Lüge, Ungenauigkeit oder Schutzbehauptung über die Lippen kommt.
Fazit: Ein spannender Jugendroman, den ich uneingeschränkt – nicht nur Jugendlichen . empfehlen kann. Scandor ist nicht nur ein echter Pageturner und unterhaltsam von der ersten Seite an, sondern regt auch zum Nachdenken an. Von mir 5/5 Sternen.

Bewertung vom 01.09.2024
Kuckuck, Kacka!
Kugler, Christine

Kuckuck, Kacka!


ausgezeichnet

Kacka, Kulleraugen und kunterbunte Figuren – großer Spaß für die ganze Familie
Das Pappbilderbuch „Kuckuck Kacka“ (Penguin Junior, August 2024) wird für Kinder ab 2 Jahren empfohlen und zeigt äußerst humorvoll, die Hinterlassenschaften der unterschiedlichen fabelhaften Wesen. Der kleine Roboter mit der Herzantenne auf dem Kopf hinterlässt beispielsweise einen großen Haufen Schraube, während bei dem lustigen Gespenst, das nachts schlemmt und ein wahres Festmahl verdrückt, das Essen einfach als Ganzes wieder herausfällt. Es gibt auf allen Seiten interaktive Elemente wie Schieber oder ein Rädchen, welche den Ausscheidungsprozess sehr witzig zeigen.
Die gereimten Vierzeiler auf den Seiten von Christine Kugler sind nicht nur sehr lustig, sondern fangen das Geschehen auf der Seite großartig ein. So hören die Kleinen gebannt zu und die Großen haben großen Spaß beim Vorlesen. Die Sprachrhythmen und der Witz der Reime tragen entscheidend zum Erfolg des Buches bei.
Die Illustrationen von Sandy Thissen sind überaus liebevoll und detailreich gestaltet. Auf jeder Seite gibt es neben den Protagonisten zahlreiche Details zu entdecken. Die großen runden Kulleraugen aller dargestellten Figuren und der einheitliche Zeichenstil machen das Büchlein rund und verleihen ihm einen charmanten Look. Die Farbgebung ist auf das jeweilige Wesen toll abgestimmt und durchweg stimmig. In klaren und freundlichen Farben werden Drache, Monster und Co. sehr lustig gezeigt und so eine humorvolle und freundliche Atmosphäre geschaffen.
Fazit: Wir sind schockverliebt. „Kuckuck Kacka“ hat unsere Herzen im Sturm erobert und wird einen Ehrenplatz in der Kinderbuchsammlung erhalten. Das Büchlein ist einfach großartig und macht der ganzen Familie Spaß. Kacka ist einfach ein lustiges Thema, das hier mit großem Witz und sehr viel Charme dargestellt, viel viele Lacher bei Groß und Klein sorgt. Text und Illustration harmonieren perfekt miteinander. Daher vergebe ich absolut verdiente 5/5 Sternen – wenn es mehr gäbe, würde ich mehr geben!

Bewertung vom 22.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

Im Dickicht der Vergangenheit
Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock haben mit „Das Dickicht“ (Rowohlt, August 2024) einen packenden Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Krimi-Reihe vorgelegt. Im Zentrum stehen die beiden ungleichen Ermittler Juha Korhonen aus Finnland und der wesentlich jüngere Lucas „Lux“ Adisa mit afrikanischen Wurzeln.
Die Handlung beginnt mit einem aktuellen Entführungsfall, zu dem Juha hinzugezogen wird, denn dieser weist auffällige Parallelen zu einem 20 Jahre zurückliegenden Entführungsfall auf. Damals konnte der entführte Junge aus einer vergrabenen Kiste, in der er gefangengehalten wurde, nur tot befreit werden. Es war Juhas erster Fall als junger Ermittler, und obwohl der Fall vermeintlich aufgeklärt werden konnte, glaubte sein damaliger Partner nicht so recht an die Lösung und ermittelte bis zu seinem Tod weiter. Juha und Lux stoßen ebenfalls auf Ungereimtheiten und rollen den alten Fall neu auf.
Besonders gelungen finde ich, dass die Ereignisse sowohl aus der Sicht des erfahrenen Juha als auch aus der Perspektive des jungen und ambitionierten Lux geschildert werden. Dieser kontinuierliche Perspektivwechsel verleiht dem Krimi eine zusätzliche Spannung und Tiefe. Außerdem lernt die Leserin/der Leser auf diese Weise die Ermittle viel besser kennen. Zudem überzeugt mich der flüssige, präzise und spannende Schreibstil von Nikolas Kuhl und Stefan Sandrock sehr.
Das Krimi-Debüt der beiden Autoren überzeugt mich auf ganzer Linie und ist eine absolute Leseempfehlung. Die beiden Ermittler sind sympathisch und menschlich. Es macht großen Spaß sie bei den Nachforschungen zu begleiten. Ich bin gespannt, mit welchem Fall die beiden es als nächstes zu tun haben werden, denn „Das Dickicht“ macht definitiv Lust auf mehr. 5/5 Sternen

Bewertung vom 13.08.2024
Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1
McMann, Lisa

Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1


gut

Modernes Märchen mit deutlichen Schwächen
„Die Wächter der Magie. Aufbruch nach Artimé“ von Lisa McMann (arsedition, August 2024) erschien ursprünglich 2011 in den USA unter dem Titel „The Unwanteds“. Dieser Originaltitel trifft meiner Meinung nach den Kern der Geschichte weitaus besser als die deutsche Übersetzung.
Im Zentrum des modernen Märchens stehen die Zwillinge Alex und Aaron. Sie wachsen an dem trostlosen Ort Quill auf, an dem das Leben von starren Regel und Entbehrung geprägt ist. Quill ist ein diktatorisches Regime, das von der Hohepriesterin Justine angeführt wird. Im Alter von 13 Jahren werden alle Judenglichen in Quill bei der Tilgung in „Gewollte“, „Notwendige“ und „Ungewollte“ eingeteilt. Den „Gewollten“ winken militärische Ehren und eine Karriere in Quill, die „Notwendigen“ sind die Arbeiter und die „Ungewollten“ werden liquidiert, da sie für die Gesellschaft nicht von Nutzen sind.
Alex und Aaron werden bei der Tilgung getrennt: Aaron ist ein „Gewollter“ und erhält das Privileg auf die Akademie zu gehen und Alex soll als „Ungewollter“ liquidiert werden. Doch anders als man sich in Quill erzählt, werden die „Ungewollten“ auf der Farm des Todes nicht in den großen See aus brodelndem Öl gestoßen, sondern landen in Artimé, einem magischen Land in dem Zaubern, Kunst, Theater und Literatur das Wichtigste sind.
Die Grundidee der Geschichte ist toll und faszinierend. Besondere Anfang und Ende sind spannend geschrieben. Im Mittelteil fehlte mir leider ein durchgängiger Spannungsbogen etwas und ich habe vieles als sehr vorhersagbar empfunden. Auch hätte ich mir gewünscht, dass Artimé und seine Bewohner viel genauer und runder beschrieben worden wären. So ist vieles blass geblieben und es war schwierig sich auch emotional auf die Geschichte einzulassen. Obwohl Lisa McMann viele sehr kreative Ansätze zeigt, hätte dies nach meinem Empfinden viel detaillierter ausgearbeitet werden können. Es überrascht mich, dass das Buch in den USA ein Bestseller ist. Der Klappentext verspricht eine Mischung aus „Harry Potter“ und „Die Tribute von Panem“, doch diesen Vergleichen wird das Buch leider überhaupt nicht gerecht.
Fazit: Die Geschichte bietet viele kreativ Ansätze und für junge LeserInnen, die Dystopien und Phantasy mögen, durchaus interessant. Leider weist sie deutliche Längen auf, und die neue Welt sowie die Charaktere hätten deutlich intensiver beschrieben werden können. Ich habe nach der Leseprobe und dem Klappentext viel mehr erwartet, daher von mir leider nur 3/5 Sternen.

Bewertung vom 05.08.2024
Die große Weltreise durch den Zoo
Schoenwald, Sophie

Die große Weltreise durch den Zoo


ausgezeichnet

Wenn Giraffen in Paris shoppen: eine tierisch komische Zoo-Geschichte
Der Zoo konnte einen Besucherrekord verzeichnen und deshalb haben sich alle Tiere und Zoodirektor Alfred Ungestüm einen Urlaubstag verdient. Doch die Vorstellungen der Tiere, wie dieser Tag verbracht werden soll, liegen weit auseinander: Die einen wollen eine große Stadt mit Kunst und Kultur erkunden, andere sehnen sich nach einem Tag am Strand und wieder andere träumen von einer Wintersportreise. Wie kann da ein Kompromiss geschlossen werden, der alle Tiere glücklich macht? Zum Glück hat Ignaz Pfefferminz Igel eine großartige Idee: Er organisiert eine Pariser Fashionshow im Gehege von Gisela Giraffe, bringt für Nicki Nilpferd London in den Zoo und setzt auch die Urlaubswünsche der anderen Tiere werden im Zoo kreativ um.

„Die große Weltreise durch den Zoll“ (Baumhaus, Juli 2024) von Sophie Schoenwald erzählt auf 32 Seite eine herrlich komische Tiergeschichte für Kinder ab 4 Jahren. Die Illustrationen von Günther Jakobs sind farbenfroh und machen großen Spaß. Den Kindern hat besonders Anton Elefant im Porzellanladen gefallen und ich fand den Besuch im Museum mit den Zebras, die als berühmte Gemälde posierten, großartig. Wir hatten sehr viel Spaß beim Vorlesen und Betrachten der Seiten. Die beiliegende Postkarte ist eine sehr süße Idee, die das Urlaubsthema greifbar macht. Dem Ende der Geschichte hätte für unseren Geschmack noch etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden können. Wir haben es als sehr abrupt empfunden. Die Weltkarte im Buchdeckel ist leider unkommentiert. Hier hätte ich mir „Urlaubsbilder“ der Tiere vorstellen können. Alles in Allem ein sehr gelungenes und unterhaltsames Buch für Kinder im Kita-Alter.

Bewertung vom 28.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


sehr gut

Rumänisch-deutsche Familiengeschichte
„Das Pfauengemälde“ von Maria Bidian (Paul Zsolnay Verlag, Juli 2024) ist eine deutsch-rumänisches Familienporträt, das tief in die Geschichte und Kultur Rumäniens eintaucht. Der Roman erzählt die Geschichte von Ana, deren Vater Nicu mit seiner Familie in Deutschland lebte. Nicu hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Familienbesitz, der im kommunistischen Rumänien enteignet wurde, wieder zurück zu bekommen. Sinnbildlich hierfür steh das titelgebende „Pfauengemälde“. Während seines letzten Besuche in Rumänien starb Nicu plötzlich und Ana kämpf noch heute, 2 Jahre später, mit ihrer Trauer und der Verarbeitung von Nicus Todes.
Als Ana nun Post von ihrer rumänischen Verwandtschaft erhält, dass nun noch letzte Formalitäten erledigt werden müssen, damit das sagenumwobene Haus wieder in Familienbesitz gelangt, macht Ana sich auf den Weg nach Rumänien an die Orte ihrer Kindheit. Ihr Hauptinteresse gilt dem „Pfauengemälde“, das ihrem Vater so wichtig war. In Rumänien tritt sie nicht nur auf ihre Familie väterlicherseits, sondern sie sieht sich auch mit ihren Erinnerungen und der eigenen familiären Geschichte konfrontiert. Eingebettet ist alles in die Schilderungen der rumänisches Lebensweise und der bewegten Geschichte des Landes.
Ich hatte ein wenig Schwierigkeiten den Einstieg in den Roman zu finden und musste mich hie und da auch durch kleinere Längen kämpfen. Schwierig war für mich zudem die große Anzahl an Personen. Ich hatte immer wieder Probleme, die einzelnen Akteure richtig einzuordnen. Im Großen und Ganzen ist es jedoch eine sehr berührende Familiengeschichte, die tief mit der rumänischen Geschichte verwoben ist. Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der beispielsweise eine familiäre Bindung zu Rumänien hat und damit mehr Vorwissen zu Land und Kultur mitbringt als ich, der Handlung viel besser folgen kann und einen besonderen Zugang zu diesem Roman finden könnte.

Bewertung vom 17.07.2024
Partikel
Harlander, Wolf

Partikel


ausgezeichnet

Temporeicher Umweltthriller zu topaktuellem Thema
#Als mir ein Kollege vor einigen Jahren erzählte, dass er bis Ostern plane, Plastik zu fasten, war ich zunächst etwas irritiert. Als ich mich damals jedoch näher mit dem Thema beschäftigte, wurde mir schnell klar, dass Plastik und Kunststoff nicht nur sehr hilfreich und moderne Materialien sind, sondern dass sie tatsächlich auch eine Schattenseite haben und tatsächlich eine gesundheitliche Bedrohung für unzählige Tierarten und letztlich auch den Menschen darstellen.
Wolf Harlander thematisiert in seinem Umweltthriller „Partikel“ (Rowohlt, Juni 2024) die schädlichen Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit sowie die Problematik der Entsorgung von Kunststoff- und Plastikmüll. In mehreren parallelen Handlungssträngen, die sich am Schluss zu einem großen Ganzen zusammenfügen, erzählt er temporeich und fesselnd. Alle Handlungsstränge haben ein gemeinsames Thema: Mikroplastik.
Eine mondäne Hochzeit auf Sylt endet tragisch, da die Gäste schwer erkranken, teils bis hin zum Tod. Die kleine Zoe kämpft gegen Leberkrebs, wobei Ärzte in ihrem Blut und in der Leber Mikroplastik als Ursache nachweisen. Aus einem unter mysteriösen Umständen im Mittelmeer gesunkenen Tanker tritt illegale Plastikmüll-Ladung aus, die Meer und Strände verschmutzt und das Ermittlerduo des BND, Nelson Carius und Diana Winkels, auf den Plan ruft. Ein Umwelt-Startup scheint die Lösung für die Entsorgung von Plastik gefunden zu haben.
Mir hat besonders gut gefallen, dass Wolf Harlander über die Notizen von Jungjournalistin Melissa, Interviews, Pressemitteilungen, Nachrichten und Protokolle des Funkverkehrs immer wieder sehr elegant Fakten in den Thriller eingestreut hat ohne Langweile oder den Eindruck eines Sachbuches aufkommen zu lassen. Sein Erzählstil ist äußerst flüssig, präzise und mitreißend. Die Thematik ist sehr gut recherchiert und ich habe sehr schnell den Einstieg in den Thriller gefunden. Die kurzen Kapitel tragen zum hohen Tempo bei machen den Krimi mit seinen 600 Seiten zu einem wahren Pageturner.
Das Layout und die Haptik des Covers gefallen mir ebenfalls sehr. Das matte Schwarz des Hintergrundes, in das sich das blau-violette Wort „Partikel“ hochglänzend eingeprägt aufzulösen scheint, passt ausgezeichnet zum Thema des Buches. Mich hat das Cover sofort angesprochen.
Zwar lässt mich der Thriller durchaus nachdenklich zurück und ich habe mir vorgenommen zukünftig noch mehr auf unverpackt und Papier zu setzten, dennoch aus meiner Sicht eine absolute Leseempfehlung: 5/5 Sternen

Bewertung vom 27.06.2024
Morden in der Menopause
Dreyer, Tine

Morden in der Menopause


ausgezeichnet

Pubertät, Menopause und versehentliche Morde
Der sehr amüsante und kurzweilige Roman wird allen Fans von Karsten Dusse und seiner „Achtsam Morden“-Reihe ebenso gefallen wie denen von Susanne Fröhlichs Romanserie rund um Andrea Schnid.
Liv hat mit ihrem Job als Küchenausstatterin, ihren drei Pubertisten, ihrem Mann und den Schwiegereltern alle Hände voll zu tun. Als dann bei ihr auch noch plötzlich die Menopause einsetzt und sie einen ihrer Söhne beim Drogenkauf erwischt, eskaliert die Situation zusehends und am Ende ist der Dealer aus Versehen tot. Doch Liv ist eine gestandene Frau, sie sich zu helfen weiß sich. Oder zumindest an ihren Herausforderungen und den schwindenden Hormonen wächst. Leider bleibt es aber nicht bei dem einen Toten, die Ereignisse überschlagen sich und so ist Liv immer wieder gezwungen zu improvisieren.
Vor jedem Kapitel gibt es keine kurzen Infotext mit Fakten über die Menopause. Diese Texte hätte ich nicht unbedingt gebraucht, da sie den Plot nicht wirklich vorangebracht haben. Innerhalb der Kapiteln sind einzelne Passagen immer wieder visuell abgehobene, in denen sich Liv direkt an den Leser wendet. Diese muten an wie ein Geständnis und machen den Text nahbarer. Die Absurdität der Ereignisse wirkt dadurch fast real.
Der schwarzhumorige Roman ist sicher kein literarisches Meisterwerk, aber das muss er auch gar nicht sein. Tine Dreyers Schreibstil ist sehr humorvoll und flüssig. Ich hatte großen Spaß beim Lesen, habe mich sehr amüsiert und bestens unterhalten gefühlt. Was will ich mehr? Daher: eigentlich 4,5 Sterne aufgerundet auf 5

Bewertung vom 25.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Thriller mit Schwächen
„Das Baumhaus“ von Vera Buck, erschienen am 14. Mai 2024 im Rowohlt Verlag, spielt in Schweden und wird aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Der Thriller umfasst 398 Seiten.
Die Geschichte beginnt nach einem gruselig-grausamen Prolog mit Rose, die eine Faszination für das Vergängliche und die Verwesung hat. Sie erforscht, welchen Einfluss verwesende Kadaver auf das Blattwerk von Bäumen und Gräsern haben.
Dann gibt es die Perspektiven von Nora und Henrik. Die beiden wollen ihren Urlaub gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Finn im Ferienhaus von Henriks Familie verbringen. Das Haus liegt an einem See und ist von Wäldern umschlossen.
Ein weiterer wichtiger Handlungsstrang dreht sich um Marla und ein Baumhaus. Über all dem schwebt ein altes, dunkles Geheimnis, das bis in die Gegenwart reicht.
Vera Buck erzählt äußerst rasant, spannend und vielschichtig. Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden im Verlauf des Thrillers mehr und mehr miteinander verwoben. Mir gefielen die Charaktere sehr gut, da sie tiefgründig und interessant gestaltet sind.
Einige Details des Buches erschienen mir jedoch leider wenig nachvollziehbar. So wirkt es auf mich eher unrealistisch, dass eine Forensikerin Gebeine findet und diese nicht unmittelbar der Polizei übergibt und dennoch sofort von der Polizei angeworben wird. Auch war ich nicht wirklich glücklich mit dem Ende – ohne spoilern zu wollen.
Insgesamt war der Thriller spannend, konnte mich aber aufgrund einiger für mich nicht logischer Details und wegen zu vieler Handlungsstränge zum Ende hin nicht vollends überzeugen. Ich runde 3,5 Sterne auf.

Bewertung vom 24.06.2024
Tierisch krank
Orso, Kathrin Lena;Ohrenblicker, Jens

Tierisch krank


ausgezeichnet

Reime gegen Keime
Ein Rehkitz mit einer Wunder am Arm, ein Robbenkind mit Ohrenschmerzen oder ein Pony mit Halsweh - das bunte Bilderbuch ist perfekt zum Vorlesen für kleinen PatientInnen. Die dicken Pappseiten ermöglichen auch den ganz Kleinen ein leichtes Umblättern. Mein persönlicher Favorit ist der Frosch, der den Flamingo mit gebrochenem Bein stützt, damit dieser nicht umfällt.
Die gereimten Vierzeiler auf jeder Doppelseite gehen beim Vorlesen flüssig von den Lippen und bringen auch die Großen zum Schmunzeln. Die Länge der kleinen Texte ist perfekt geeignet für die Altersempfehlung ab 2 Jahren.
Die Illustrationen zeigen in fröhlichen Farben zunächst die kranken Tiere, die auf der letzten Doppelseite dann aber schon wieder ganz gesund sind und eine lustige Party feiern. Die Art der Darstellungen mit den klaren Farben und lustigen Tiermotiven gefällt mit sehr gut.
Ein niedliches Buch mit witzigen Texten zum Vorlesen und Bilderanschauen, nicht nur, wenn die Kinder krank sind.