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dannylovesreading
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Hessen

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Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2024
Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1
McMann, Lisa

Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1


gut

Modernes Märchen mit deutlichen Schwächen
„Die Wächter der Magie. Aufbruch nach Artimé“ von Lisa McMann (arsedition, August 2024) erschien ursprünglich 2011 in den USA unter dem Titel „The Unwanteds“. Dieser Originaltitel trifft meiner Meinung nach den Kern der Geschichte weitaus besser als die deutsche Übersetzung.
Im Zentrum des modernen Märchens stehen die Zwillinge Alex und Aaron. Sie wachsen an dem trostlosen Ort Quill auf, an dem das Leben von starren Regel und Entbehrung geprägt ist. Quill ist ein diktatorisches Regime, das von der Hohepriesterin Justine angeführt wird. Im Alter von 13 Jahren werden alle Judenglichen in Quill bei der Tilgung in „Gewollte“, „Notwendige“ und „Ungewollte“ eingeteilt. Den „Gewollten“ winken militärische Ehren und eine Karriere in Quill, die „Notwendigen“ sind die Arbeiter und die „Ungewollten“ werden liquidiert, da sie für die Gesellschaft nicht von Nutzen sind.
Alex und Aaron werden bei der Tilgung getrennt: Aaron ist ein „Gewollter“ und erhält das Privileg auf die Akademie zu gehen und Alex soll als „Ungewollter“ liquidiert werden. Doch anders als man sich in Quill erzählt, werden die „Ungewollten“ auf der Farm des Todes nicht in den großen See aus brodelndem Öl gestoßen, sondern landen in Artimé, einem magischen Land in dem Zaubern, Kunst, Theater und Literatur das Wichtigste sind.
Die Grundidee der Geschichte ist toll und faszinierend. Besondere Anfang und Ende sind spannend geschrieben. Im Mittelteil fehlte mir leider ein durchgängiger Spannungsbogen etwas und ich habe vieles als sehr vorhersagbar empfunden. Auch hätte ich mir gewünscht, dass Artimé und seine Bewohner viel genauer und runder beschrieben worden wären. So ist vieles blass geblieben und es war schwierig sich auch emotional auf die Geschichte einzulassen. Obwohl Lisa McMann viele sehr kreative Ansätze zeigt, hätte dies nach meinem Empfinden viel detaillierter ausgearbeitet werden können. Es überrascht mich, dass das Buch in den USA ein Bestseller ist. Der Klappentext verspricht eine Mischung aus „Harry Potter“ und „Die Tribute von Panem“, doch diesen Vergleichen wird das Buch leider überhaupt nicht gerecht.
Fazit: Die Geschichte bietet viele kreativ Ansätze und für junge LeserInnen, die Dystopien und Phantasy mögen, durchaus interessant. Leider weist sie deutliche Längen auf, und die neue Welt sowie die Charaktere hätten deutlich intensiver beschrieben werden können. Ich habe nach der Leseprobe und dem Klappentext viel mehr erwartet, daher von mir leider nur 3/5 Sternen.

Bewertung vom 05.08.2024
Die große Weltreise durch den Zoo
Schoenwald, Sophie

Die große Weltreise durch den Zoo


ausgezeichnet

Wenn Giraffen in Paris shoppen: eine tierisch komische Zoo-Geschichte
Der Zoo konnte einen Besucherrekord verzeichnen und deshalb haben sich alle Tiere und Zoodirektor Alfred Ungestüm einen Urlaubstag verdient. Doch die Vorstellungen der Tiere, wie dieser Tag verbracht werden soll, liegen weit auseinander: Die einen wollen eine große Stadt mit Kunst und Kultur erkunden, andere sehnen sich nach einem Tag am Strand und wieder andere träumen von einer Wintersportreise. Wie kann da ein Kompromiss geschlossen werden, der alle Tiere glücklich macht? Zum Glück hat Ignaz Pfefferminz Igel eine großartige Idee: Er organisiert eine Pariser Fashionshow im Gehege von Gisela Giraffe, bringt für Nicki Nilpferd London in den Zoo und setzt auch die Urlaubswünsche der anderen Tiere werden im Zoo kreativ um.

„Die große Weltreise durch den Zoll“ (Baumhaus, Juli 2024) von Sophie Schoenwald erzählt auf 32 Seite eine herrlich komische Tiergeschichte für Kinder ab 4 Jahren. Die Illustrationen von Günther Jakobs sind farbenfroh und machen großen Spaß. Den Kindern hat besonders Anton Elefant im Porzellanladen gefallen und ich fand den Besuch im Museum mit den Zebras, die als berühmte Gemälde posierten, großartig. Wir hatten sehr viel Spaß beim Vorlesen und Betrachten der Seiten. Die beiliegende Postkarte ist eine sehr süße Idee, die das Urlaubsthema greifbar macht. Dem Ende der Geschichte hätte für unseren Geschmack noch etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden können. Wir haben es als sehr abrupt empfunden. Die Weltkarte im Buchdeckel ist leider unkommentiert. Hier hätte ich mir „Urlaubsbilder“ der Tiere vorstellen können. Alles in Allem ein sehr gelungenes und unterhaltsames Buch für Kinder im Kita-Alter.

Bewertung vom 28.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


sehr gut

Rumänisch-deutsche Familiengeschichte
„Das Pfauengemälde“ von Maria Bidian (Paul Zsolnay Verlag, Juli 2024) ist eine deutsch-rumänisches Familienporträt, das tief in die Geschichte und Kultur Rumäniens eintaucht. Der Roman erzählt die Geschichte von Ana, deren Vater Nicu mit seiner Familie in Deutschland lebte. Nicu hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Familienbesitz, der im kommunistischen Rumänien enteignet wurde, wieder zurück zu bekommen. Sinnbildlich hierfür steh das titelgebende „Pfauengemälde“. Während seines letzten Besuche in Rumänien starb Nicu plötzlich und Ana kämpf noch heute, 2 Jahre später, mit ihrer Trauer und der Verarbeitung von Nicus Todes.
Als Ana nun Post von ihrer rumänischen Verwandtschaft erhält, dass nun noch letzte Formalitäten erledigt werden müssen, damit das sagenumwobene Haus wieder in Familienbesitz gelangt, macht Ana sich auf den Weg nach Rumänien an die Orte ihrer Kindheit. Ihr Hauptinteresse gilt dem „Pfauengemälde“, das ihrem Vater so wichtig war. In Rumänien tritt sie nicht nur auf ihre Familie väterlicherseits, sondern sie sieht sich auch mit ihren Erinnerungen und der eigenen familiären Geschichte konfrontiert. Eingebettet ist alles in die Schilderungen der rumänisches Lebensweise und der bewegten Geschichte des Landes.
Ich hatte ein wenig Schwierigkeiten den Einstieg in den Roman zu finden und musste mich hie und da auch durch kleinere Längen kämpfen. Schwierig war für mich zudem die große Anzahl an Personen. Ich hatte immer wieder Probleme, die einzelnen Akteure richtig einzuordnen. Im Großen und Ganzen ist es jedoch eine sehr berührende Familiengeschichte, die tief mit der rumänischen Geschichte verwoben ist. Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der beispielsweise eine familiäre Bindung zu Rumänien hat und damit mehr Vorwissen zu Land und Kultur mitbringt als ich, der Handlung viel besser folgen kann und einen besonderen Zugang zu diesem Roman finden könnte.

Bewertung vom 17.07.2024
Partikel
Harlander, Wolf

Partikel


ausgezeichnet

Temporeicher Umweltthriller zu topaktuellem Thema
#Als mir ein Kollege vor einigen Jahren erzählte, dass er bis Ostern plane, Plastik zu fasten, war ich zunächst etwas irritiert. Als ich mich damals jedoch näher mit dem Thema beschäftigte, wurde mir schnell klar, dass Plastik und Kunststoff nicht nur sehr hilfreich und moderne Materialien sind, sondern dass sie tatsächlich auch eine Schattenseite haben und tatsächlich eine gesundheitliche Bedrohung für unzählige Tierarten und letztlich auch den Menschen darstellen.
Wolf Harlander thematisiert in seinem Umweltthriller „Partikel“ (Rowohlt, Juni 2024) die schädlichen Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit sowie die Problematik der Entsorgung von Kunststoff- und Plastikmüll. In mehreren parallelen Handlungssträngen, die sich am Schluss zu einem großen Ganzen zusammenfügen, erzählt er temporeich und fesselnd. Alle Handlungsstränge haben ein gemeinsames Thema: Mikroplastik.
Eine mondäne Hochzeit auf Sylt endet tragisch, da die Gäste schwer erkranken, teils bis hin zum Tod. Die kleine Zoe kämpft gegen Leberkrebs, wobei Ärzte in ihrem Blut und in der Leber Mikroplastik als Ursache nachweisen. Aus einem unter mysteriösen Umständen im Mittelmeer gesunkenen Tanker tritt illegale Plastikmüll-Ladung aus, die Meer und Strände verschmutzt und das Ermittlerduo des BND, Nelson Carius und Diana Winkels, auf den Plan ruft. Ein Umwelt-Startup scheint die Lösung für die Entsorgung von Plastik gefunden zu haben.
Mir hat besonders gut gefallen, dass Wolf Harlander über die Notizen von Jungjournalistin Melissa, Interviews, Pressemitteilungen, Nachrichten und Protokolle des Funkverkehrs immer wieder sehr elegant Fakten in den Thriller eingestreut hat ohne Langweile oder den Eindruck eines Sachbuches aufkommen zu lassen. Sein Erzählstil ist äußerst flüssig, präzise und mitreißend. Die Thematik ist sehr gut recherchiert und ich habe sehr schnell den Einstieg in den Thriller gefunden. Die kurzen Kapitel tragen zum hohen Tempo bei machen den Krimi mit seinen 600 Seiten zu einem wahren Pageturner.
Das Layout und die Haptik des Covers gefallen mir ebenfalls sehr. Das matte Schwarz des Hintergrundes, in das sich das blau-violette Wort „Partikel“ hochglänzend eingeprägt aufzulösen scheint, passt ausgezeichnet zum Thema des Buches. Mich hat das Cover sofort angesprochen.
Zwar lässt mich der Thriller durchaus nachdenklich zurück und ich habe mir vorgenommen zukünftig noch mehr auf unverpackt und Papier zu setzten, dennoch aus meiner Sicht eine absolute Leseempfehlung: 5/5 Sternen

Bewertung vom 27.06.2024
Morden in der Menopause
Dreyer, Tine

Morden in der Menopause


ausgezeichnet

Pubertät, Menopause und versehentliche Morde
Der sehr amüsante und kurzweilige Roman wird allen Fans von Karsten Dusse und seiner „Achtsam Morden“-Reihe ebenso gefallen wie denen von Susanne Fröhlichs Romanserie rund um Andrea Schnid.
Liv hat mit ihrem Job als Küchenausstatterin, ihren drei Pubertisten, ihrem Mann und den Schwiegereltern alle Hände voll zu tun. Als dann bei ihr auch noch plötzlich die Menopause einsetzt und sie einen ihrer Söhne beim Drogenkauf erwischt, eskaliert die Situation zusehends und am Ende ist der Dealer aus Versehen tot. Doch Liv ist eine gestandene Frau, sie sich zu helfen weiß sich. Oder zumindest an ihren Herausforderungen und den schwindenden Hormonen wächst. Leider bleibt es aber nicht bei dem einen Toten, die Ereignisse überschlagen sich und so ist Liv immer wieder gezwungen zu improvisieren.
Vor jedem Kapitel gibt es keine kurzen Infotext mit Fakten über die Menopause. Diese Texte hätte ich nicht unbedingt gebraucht, da sie den Plot nicht wirklich vorangebracht haben. Innerhalb der Kapiteln sind einzelne Passagen immer wieder visuell abgehobene, in denen sich Liv direkt an den Leser wendet. Diese muten an wie ein Geständnis und machen den Text nahbarer. Die Absurdität der Ereignisse wirkt dadurch fast real.
Der schwarzhumorige Roman ist sicher kein literarisches Meisterwerk, aber das muss er auch gar nicht sein. Tine Dreyers Schreibstil ist sehr humorvoll und flüssig. Ich hatte großen Spaß beim Lesen, habe mich sehr amüsiert und bestens unterhalten gefühlt. Was will ich mehr? Daher: eigentlich 4,5 Sterne aufgerundet auf 5

Bewertung vom 25.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Thriller mit Schwächen
„Das Baumhaus“ von Vera Buck, erschienen am 14. Mai 2024 im Rowohlt Verlag, spielt in Schweden und wird aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Der Thriller umfasst 398 Seiten.
Die Geschichte beginnt nach einem gruselig-grausamen Prolog mit Rose, die eine Faszination für das Vergängliche und die Verwesung hat. Sie erforscht, welchen Einfluss verwesende Kadaver auf das Blattwerk von Bäumen und Gräsern haben.
Dann gibt es die Perspektiven von Nora und Henrik. Die beiden wollen ihren Urlaub gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Finn im Ferienhaus von Henriks Familie verbringen. Das Haus liegt an einem See und ist von Wäldern umschlossen.
Ein weiterer wichtiger Handlungsstrang dreht sich um Marla und ein Baumhaus. Über all dem schwebt ein altes, dunkles Geheimnis, das bis in die Gegenwart reicht.
Vera Buck erzählt äußerst rasant, spannend und vielschichtig. Die unterschiedlichen Handlungsstränge werden im Verlauf des Thrillers mehr und mehr miteinander verwoben. Mir gefielen die Charaktere sehr gut, da sie tiefgründig und interessant gestaltet sind.
Einige Details des Buches erschienen mir jedoch leider wenig nachvollziehbar. So wirkt es auf mich eher unrealistisch, dass eine Forensikerin Gebeine findet und diese nicht unmittelbar der Polizei übergibt und dennoch sofort von der Polizei angeworben wird. Auch war ich nicht wirklich glücklich mit dem Ende – ohne spoilern zu wollen.
Insgesamt war der Thriller spannend, konnte mich aber aufgrund einiger für mich nicht logischer Details und wegen zu vieler Handlungsstränge zum Ende hin nicht vollends überzeugen. Ich runde 3,5 Sterne auf.

Bewertung vom 24.06.2024
Tierisch krank
Orso, Kathrin Lena;Ohrenblicker, Jens

Tierisch krank


ausgezeichnet

Reime gegen Keime
Ein Rehkitz mit einer Wunder am Arm, ein Robbenkind mit Ohrenschmerzen oder ein Pony mit Halsweh - das bunte Bilderbuch ist perfekt zum Vorlesen für kleinen PatientInnen. Die dicken Pappseiten ermöglichen auch den ganz Kleinen ein leichtes Umblättern. Mein persönlicher Favorit ist der Frosch, der den Flamingo mit gebrochenem Bein stützt, damit dieser nicht umfällt.
Die gereimten Vierzeiler auf jeder Doppelseite gehen beim Vorlesen flüssig von den Lippen und bringen auch die Großen zum Schmunzeln. Die Länge der kleinen Texte ist perfekt geeignet für die Altersempfehlung ab 2 Jahren.
Die Illustrationen zeigen in fröhlichen Farben zunächst die kranken Tiere, die auf der letzten Doppelseite dann aber schon wieder ganz gesund sind und eine lustige Party feiern. Die Art der Darstellungen mit den klaren Farben und lustigen Tiermotiven gefällt mit sehr gut.
Ein niedliches Buch mit witzigen Texten zum Vorlesen und Bilderanschauen, nicht nur, wenn die Kinder krank sind.

Bewertung vom 11.06.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


sehr gut

Die Vergangenheit reicht bis in die Gegenwart
Der Thriller „Wenn sie Lügt“ von Linus Geschke ist am 31. Mai 2024 im Piper Verlag erschienen und hat 416 Seiten.
Nach beinahe 20 Jahren kehrt Goran in das abgelegene Dorf Waldesroda zurück, in dem er aufgewachsen ist. Als Jugendliche waren Goran und seine Freunde eine eingeschworene Clique, wobei Goran und Norah beste Freunde waren. Die Freundschaft der beiden wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sich Norah in den vier Jahre älteren David verliebte und eine Beziehung mit ihm einging. Diese Beziehung hielt jedoch nicht lange, und kurz nach der Trennung ermordete David ein junges Paar. Bei seiner Flucht kam er ums Leben. Norah wurde im Dorf nur noch die „Freundin des Killers“ genannt. Die Clique zerstreute sich in alle Richtungen und auch Norah verließ damals das Dorf. Erst vor wenigen Jahren kehrte sie zurück.
Nun, 20 Jahre später, erhält Norah anonyme Briefe, die zunehmend bedrohlicher werden und den Eindruck erwecken, als wären sie von David verfasst. Goran und Norah sind gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, die sie beide längst hinter sich glaubten.
Das Layout des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Cover, das einen dunklen Wald zeigt, durch den Lichtstrahlen hindurchscheinen, passt hervorragend zur Geschichte und bezieht sich auf den Tatort. Die blaue Farbe des Covers setzt sich im Buchschnitt fort, was einen stimmigen Gesamteindruck vermittelt. Zudem möchte ich die Haptik des Buches hervorheben: Das dicke Papier hinterlässt einen wertigen Eindruck und erleichtert das Umblättern.
„Wenn sie Lügt“ ist ein sehr solider Thriller mit einem flüssigen und spannenden Schreibstil. Obwohl ich recht früh erahnen konnte, in welche Richtung sich der Plot entwickelt, bot das Buch dennoch kurzweilige und spannende Unterhaltung. Über kleinere Ungenauigkeiten im Plot kann ich gut hinwegsehen, da sie den Lesespaß nicht wesentlich beeinträchtigten. Insgesamt hatte ich großen Spaß beim Lesen.

Bewertung vom 06.06.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Causa Jungbrunnen
Maxim Leo erzählt fast schon im Plauderton die faszinierende und zugleich tiefgründige Geschichte von vier sehr unterschiedlichen Menschen, die sich einer revolutionären Verjüngungstherapie unterziehen. Der Roman, der am 07.03.2024 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, setzt sich auf humorvolle und doch ernste Weise mit einem der ältesten Wünsche der Menschheit auseinander: dem Traum von ewiger Jugend und ewigem Leben.
Die vier Probanden befinden sich an sehr unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben: Ein schwerkranker Teenager, der die erste große Liebe erlebt; ein Patriarch am Ende seines Lebens, der über seine Familie ebenso regiert hat, wie über seine Firma; eine Leistungssportlerin, die ihre besten Jahre lange hinter sich hat; eine Frau, die alles dafür getan hat, schwanger zu werden. Sie alle stellen plötzlich körperliche Veränderungen an sich fest, denn die Therapie hat zu einer Verjüngung um mehrere Jahre geführt.
In einem sehr modernen und hochaktuellen Kontext wirft Leo die Frage auf, welche Konsequenzen die Erfindung einer Verjüngungstherapie sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft und die gesamte Menschheit hätte. Trotz der Schwere des Themas verleiht der lockere, umgangssprachliche Stil dem Roman eine große Leichtigkeit. Mit viel Witz, Humor und dennoch Tiefgang reflektieren die Protagonisten ihr Leben, ihre aktuelle Situation und die tiefgreifenden Veränderungen, die die Therapie mit sich bringt.
Maxim Leo gelingt es, komplexe ethische Fragen auf eine Weise zu behandeln, die den Leser zum Nachdenken anregt, ohne zu belehren. Wie stark darf der Mensch in den Lauf der Natur eingreifen? Was bedeutet ewiges Leben für die gesamte Menschheit? Die WHO hat Altern als Krankheit klassifiziert – bedeutet dies, dass wir das Altern behandeln müssen wie jede andere Krankheit?
"Wir werden jung sein" ist ein Roman, der trotz seines leichten und humorvollen Tons tiefgehende philosophische Fragen aufwirft und den Leser dazu einlädt, über den Sinn des Lebens und die ethischen Aspekte moderner Medizin nachzudenken. Maxim Leo hat mit diesem Roman einen hochaktuellen und urkomischen Roman geschaffen, der lange nachhallt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe seit langer Zeit Mal wieder einen Roman in einem Rutsch gelesen. Die Lektüre lässt mich beseelt und nachdenklich zurück. Ich gebe eine ganz klare Leseempfehlung ab – 5 Sterne!!

Bewertung vom 22.05.2024
Nothing but Spies Bd.1
Fesler, Mario

Nothing but Spies Bd.1


ausgezeichnet

Gadgets und Geheimnisse
Der Jugendspionageroman „Nothing but Spies” von Mario Fesler ist der Auftakt zu einer Buchreihe über Celia und ihren Klassenkameraden und Undercover-Agenten Vincent. Das Buch ist am 29. April 2024 im Carlsen-Verlag erschienen und hat 304 Seiten in der Printversion.
Die 15-jährige Celia lebt mit ihrer Familie im Städtchen Trockenstedt und langweilt sich dort sehr. Sie sehnt sich zurück nach Berlin, wo die Familie vorher gelebt hat. Auch der gutaussehende und smarte Klassenneuzugang Vincent kommt zunächst gar nicht gut bei ihr an, bis Celia zufällig herausfindet, dass Vincent nicht der ist, für den er sich ausgibt. Denn Vincent und eine angebliche Familie gehören einer Geheimorganisation an und sind Undercover-Agenten. Vincents Gadgets würden selbst Qs Augen zum Leuchten bringen. Das weckt Celias Neugier, und sie nötigt Vincent, sie an der Geheimoperation teilhaben zu lassen.
Mario Fesler hat einen sehr humorvollen und flüssigen Schreibstil. Die insgesamt 39 Kapitel sind mal aus Sicht von Celia und mal aus der Perspektive von Vincent geschrieben. Eine kleine Profilzeichnung von Celia oder Vincent zeigt jeweils an, aus wessen Sicht das Kapitel ist. Der Perspektivwechsel trägt hervorragend zum Spannungsaufbau bei. Celias Passagen sind in der Ich-Perspektive verfasst und Vincents in der dritten Person Singular. Dies lässt Celia zur Protagonistin werden und gibt dennoch die Möglichkeit, dem Leser einen kleinen Informationsvorsprung zu gewähren.
Die Illustration des Einbandes bezieht sich auf verschiedene Szenen im Buch, nimmt aber nichts vorweg. Ich habe lange über das „L“ im Titel sinniert, bis mir aufgegangen ist, dass es sich hier um ein Wortspiel handelt: Nothing but Spies/Lies. Ich empfinde es als durchaus passend.
Fazit: Der Jugendspionageroman ist lustig, spannend und kurzweilig. Es hat mir großen Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen, und ich gebe eine klare Leseempfehlung. Auch freue ich mich auf den zweiten Band, der im Frühjahr 2025 erscheinen wird.