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Julchen

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
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Bewertung vom 22.12.2023
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


gut

Der Autor Till Raether behandelt in seinem Sachbuch "Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?" verschiedene Probleme und Herausforderungen wie Klimawandel, Kriege, Terrorismus und Populismus, die zu Pessimismus und Sorgen um die Zukunft führen können. Raether verknüpft seine Analyse dabei mit persönlichen Anekdoten und Erlebnissen, was dem Buch eine persönliche Note und einen flüssigen Schreibstil verleiht.

Allerdings bleibt der Inhalt des Buches bezüglich der Frage, wie man in stürmischen Zeiten die Hoffnung nicht verliert, etwas dünn. Der Autor präsentiert keine wirklich neuen Ansätze oder Lösungen, die im Gedächtnis bleiben. Dennoch regt das Buch während des Lesens zum Nachdenken über die eigene Verantwortung und Rolle in der Gesellschaft an, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck.

Bewertung vom 28.05.2023
Girls like girls - Sag mir nicht, wie ich mich fühle
Kiyoko, Hayley

Girls like girls - Sag mir nicht, wie ich mich fühle


weniger gut

Ich habe mich vorab sehr darauf gefreut, dieses Buch zu lesen. Die Autorin Hayley Kiyoko ist in der queeren Community sehr bekannt und für viele junge Menschen ein Vorbild. Mit ihrem Song "Girls like Girls" und dem dazugehörigem Musikvideo hat sie 2015 viele junge queere Menschen begeistert und für Representation von lesbischer Liebe in den mainstream Medien gesorgt. Das Musikvideo hat demnach eine große und mittlerweise nostalgische Bedeutung in der lesbischen Community erlangt und einige Menschen bei ihrem eigenen Comming-Out begleitet.
In diesem Zusammenhang steht nun der Debut-Roman von Hayley Kiyoko, der den Handlungsstrang des Musikvideos aufnimmt, aufarbeitet und weiterführt. Für Fans von Hayley Kiyoko und ihrem Song "Girls like Girls" bietet das Buch die perfekte Gelegenheit, um erneut und diesmal noch tiefer in die Welt von Coley und Sonya einzutauchen. So viel zu meinen Erwartungen, die ich an das Buch und dessen Bedeutung für die Community gestellt habe.

Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an das Buch sehr enttäuscht wurden. Nach der Leseprobe war ich noch sehr begeistert von dem Schwung und der Geschwindigkeit, in der Kiyoko die Geschichte erzählt. Ich habe das Tempo in dem ich die Leseprobe verschlungen habe als etwas Positives gewertet. Jetzt wo ich das Buch beendet habe, seh ich das ein bisschen anders. Viele Dialoge und Geschehnisse im Buch fühlen sich überdermaßen übereilt an, dass es schwer fällt einzelne Szenen wertschätzen oder überhaupt richtig wahrnehmen zu können. Dialoge, die Potenzial für tiefer gehende Gespräche gehabt hätten, werden immer wieder unterbrochen oder durch emotionale Ausbrüche (zumeist von der Protagonistin) beendet. Coleys Handlungen, Gedanken und Emotionen erscheinen nahezu ausschließlich komplett übersteigert und unauthentisch oder absolut willkürlich. In diesem Buch weiß man nie, was als nächstes chaotisches passiert und das ist in diesem Fall absolut nicht positiv.
Neben Coley tritt auch ihr Love-Interest Sonya absolut problematisch auf. Die 17-jährige ist in nahezu jeder Szene betrunken oder dabei sich zu betrinken, was im Buch kaum bis nahezu nie problematisiert wird, im Gegenteil. Oft werden beistehende Figuren (zumeist Coley) noch zum Mittrinken animiert. Kaum eine Interaktion zwischen ihr und Coley findet ohne Alkohol statt oder ist durchweg mal freundlich, sodass man als Leser*in einfach nicht versteht woher die Anziehung der beiden füreinander rührt. Kiyoko kratzt nur an der Oberfläche der Möglichkeiten ihre Figuren auszuarbeiten und das finde ich sehr schade. 313 Seiten später habe ich immer noch keine Ahnung wer Coley eigentlich ist, was sie begeistert (außer Sonya) und was ihr im Leben wichtig ist. Vielleicht weiß sie das selbst auch nicht, was als Teenager auch in Ordnung ist, aber zumindest irgendeine Art von Hobby oder Interesse wäre schon auch schön gewesen. Die Interaktionen und Gespräche von Sonya und Coley sind unter anderem so toxisch, dass es mir wirklich schwer gefallen ist, die beiden als Pärchen anzufeuern und mir zu wünschen, dass sie zusammenkommen.

Gegen Ende macht Coley eine wichtige Entwicklung mit ihrem Vater aber auch mit sich selbst durch, die ich als sehr schön empfand, der aber auch hier wieder meiner Meinung nach zu wenig Raum zur Entfaltung gegeben wurde. Ich hätte mir weniger Geschehniss, nach Geschehniss, nach Geschehniss gewünscht und dafür mehr Tiefe in den einzelnen Szenen.
Ein kleines Licht in diesem dunklen Chaoshaufen ist Coleys Vater für mich. Er unterstützt sie und fängt sie im Laufe des Buches immer wieder auf, auch wenn sie sich verhält wie das letzte Arschloch. Er ist geduldig und fürsorglich und so unglaublich verständnisvoll, dass es schon fast lächerlich ist. Curtis ist eine der wenigen Figuren im Buch, die ich mochte. Aus diesem Grund hätte ich mir auch hier sehr viel mehr Tiefe und Hintergrundgeschichte gewünscht, die auch die Beziehung von Coleys Eltern mehr aufarbeitet. Aber das bleibt leider ebenfalls aus.

Es ist so wichtig, dass queere Liebe Repräsentation bekommt und diese genauso Raum im medialen Mainstream einnehmen darf und kann wie heterosexuelle Liebe. Dennoch möchte ich in meiner Bewertung ehrlich sein. Dieses Buch schafft nicht, was es versucht und das ist wirklich schade. Ja wir brauchen queere Repräsentation in Büchern aber die kann auch fernab von Drogen-Missbrauch von Minderjährigen, toxischen Verhaltensweisen (die absolut nichts mit Liebe zutun haben) und willkürlichen emotionalen Ausbrüchen stattfinden.

Daher kann ich für dieses Buch leider absolut keine Empfehlung aussprechen, da "Girls Like Girls" meiner Meinung keinen guten Beitrag für queere Repräsentation in Büchern leistet.

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