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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Eichendorff
Wohnort: 
Koblenz

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Percival Everett greift in seinem neuen Roman „James“ die altbekannte Geschichte von Huckleberry Finn auf, erzählt diese jedoch aus der Sicht des Sklaven Jim. Jim ist ein gebildeter Afroamerikaner, der lesen und schreiben kann, dies aber vor seiner vor allem weißen Umwelt geheim hält. Außerdem sprechen die Sklaven untereinander ein „normales“ Englisch und ändern dies in einen unterwürfigen Slang, sobald ein Weißer in ihre Nähe kommt. Dies soll den Weißen vorgaukeln, dass sie es mit ungebildeten schwarzen Sklaven zu tun haben.
Als Jim erfährt, dass er verkauft werden soll, beschließt er zu fliehen. Die Abenteuer, die Jim bei seiner Flucht erlebt, sind in weiten Teilen deckungsgleich mit den Abenteuern des Huckleberry Finn. Aber es gibt auch Zeiten, in denen die beiden getrennt waren und somit eine erweiterte Perspektive hinzukommt. In seinen Träumen erlebt Jim auch immer wieder eine Zusammenkunft mit den Philosophen Voltaire und John Locke, die mit ihm über Gleichheit und Freiheit diskutieren. Letztendlich liegt der eigentliche Sinn der Flucht für Jim in dem Ziel, seine Frau und Tochter wiederzufinden und freizukaufen „ . . . ich durfte das Ziel, meine Familie zu befreien, nicht aus den Augen lassen. Was wäre die Freiheit ohne sie?“
Ein packender Roman, der noch einmal das Elend der Sklaven in den Südstaaten der USA bis zur Abschaffung der Sklaverei deutlich macht.

Bewertung vom 14.02.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


ausgezeichnet

Der Roman „Wer zuerst lügt“ von Ashley Elston beginnt äußerst mysteriös. Was will Evie Porter von Ryan? Wer ist ihr Auftraggeber? Und wer ist die Frau, die sich ihr auf einer Party als Lucca Marino vorstellt, ihrem wahren Namen?
Lucca Marino, alias Evie Porter, arbeitet sehr erfolgreich für einen anonymen Auftraggeber, den sie nur als Mr. Smith kennt und der sie im Laufe der Geschichte in immer größere Schwierigkeiten bringt. Ein toller Wechsel zwischen der Gegenwart und den anderen Aliasse in den letzten Jahren geben einen Einblick in die kriminelle Arbeitsweise von Lucca, aber auch in die Brutalität und Skrupellosigkeit von Mr. Smith. Bis es zum großen Showdown kommt und das Geheimnis gelüftet wird. Ein tolles Buch mit großem Speed und einer intelligenten Story. In dieser flotten Kriminalgeschichte fällt es dem Leser schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Bewertung vom 18.01.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


ausgezeichnet

Mosambik 1989, 1990 und 2008. Ost-Deutschland kurz nach der Wiedervereinigung. Berlin 2011. Shanghai 2021, die Entscheidung über die Olympischen Spiele 2032 stehen an. Ein IOC-Funktionär wird ermordet. Zwei Tage vor dem Mord. Am Tag des Mordes. Ein Tag (zwei und drei Tage) nach dem Mord.
Viele lose Enden werden von Stephan Schmidt in seinem neuesten Roman „Die Spiele“ scheinbar willkürlich angerissen. Doch das fügt sich alles zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. Dazu kommt eine gute Beschreibung der Verhältnisse in Mosambik und vor allem der innenpolitischen Situation in China, einem totalitären Überwachungsstaat, den man sich als Aussenstehender nur schlecht vorstellen kann.
Der Titel „Die Spiele“ ist im Nachgang nur schwer zu verstehen, da die Vergabe der Olympischen Spiele 2032 lediglich als Hintergrundrequisite dient. Insgesamt aber ist das Buch spannend bis zum Schluss geschrieben.

Bewertung vom 08.01.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Wenn man an eine Invasion von Truppen in der Normandie denkt, dann ist das fast immer die Invasion der Alliierten am 6. Juni 1944 während des Zweiten Weltkriegs. In dem Buch „Essex Dogs“ von Dan Jones geht es jedoch um die Landung von englischen Truppen im 14. Jahrhundert während des Hundertjährigen Krieges. Teil dieser Truppen sind die zehn Essex Dogs, eine bunt gemischte Gruppe, die für den englischen König kämpfen. Die Geschichte lebt nicht von Spannung oder einem ungewissen Ausgang, sondern vielmehr von den Charakteren, die von Dan Jones eindrucksvoll beschrieben sind. Auch die derbe Sprache des Mittelalters kommt hier eindrucksvoll zur Geltung. Ein lesenswertes Buch, das einen guten Eindruck in die Lebensweise von Rittern bis hin zum einfachen Bogenschützen oder Fußsoldaten während eines Feldzuges im Mittelalter gibt.

Bewertung vom 14.12.2023
Der flüsternde Abgrund
Lando, Veronica

Der flüsternde Abgrund


sehr gut

Callum Haffenden kommt nach vielen Jahren zurück nach Granite Creek im nördlichen Queensland von Australien. Ein junger Mann ist im Dschungel und den angrenzenden Granitfelsen verschollen. Callum, durch das Fehlen des Unterschenkels seines linkes Beins beim Gehen behindert, macht sich mit auf die Suche. Ein aufziehender tropischer Wirbelsturm behindert jedoch die Suche. Als der Vermisste schließlich von den Suchtrupps tot aufgefunden wird, stellt Callum immer mehr Fragen, die seinen ehemaligen Schulfreunden und Bewohnern von Granite Creek garnicht gefallen.
War es ein Unfall oder gar Mord? Ist Lachie von den Felsen abgerutscht oder wurde er gestoßen?
Im Laufe der Geschichte werden dem Leser immer wieder neue Aspekte aus der Vergangenheit von Callum näher gebracht. Der gesamte Roman ist aus der Sichtweise von Callum geschrieben, so dass auch seine Gefühle und seine Gedankenwelt mit einfließen und man sich gut in ihn hineinversetzen kann: sein schmerzender Stumpf, die Liebe zu seiner Tochter und seiner Jugendfreundin, die Vertrautheit zu seinem alten Freund, aber auch der Hass auf den Rivalen während seiner Schulzeit.
Insgesamt ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 06.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Oleg Gordijewski, in einer KGB Familie groß geworden, steigt ebenfalls in dieser Organisation auf und steht ihr dann mit Abscheu gegenüber. Der Bau der Berliner Mauer, das abrupte Ende des Prager Frühlings und letztlich auch das stete Grau des russischen Alltags lassen ihn im Laufe der Jahre zu der Überzeugung kommen, dass das westliche Lebensmodell besser zu ihm passt.
Ben MacIntyre beschreibt sehr eindrucksvoll, wie Oleg vom britischen MI6 angeworben und meisterhaft geführt wird, wie seine Gefühle Purzelbaum schlagen im Zwiespalt zwischen seiner Familie und seiner Aufgabe für den MI6. Die von den Briten bis ins letzte Detail geplante und letztlich erfolgreiche Exfiltration von Gordijewski liest sich spannender als manch andere Spionagegeschichte.
Letztendlich haben auch die vielen (mir bis dahin zum Teil unbekannten) geschichtlichen Details
dazu beigetragen, dass dieses Buch als äußerst empfehlenswert einzustufen ist.

Bewertung vom 24.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Stille Falle von Anders dela Motte

Mit „Stille Falle“ von Anders dela Motte hat sich ein mir bis dahin unbekannter Autor sofort in die Top 10 meiner Lieblingsautoren geschrieben. Kriminalkommissarin Leonore Asker aus Malmö wird trotz guter Leistungen völlig überraschend von ihrem aktuellen Fall abgezogen und als kommissarische Leiterin in die Reserveabteilung oder auch das „Dezernat für verlorene Seelen und hoffnungsvolle Fälle“ versetzt (Jussi Adler-Olson mit seinem Kommissar Carl Mørk aus Kopenhagen lässt grüßen). Die Mitarbeiter, die sie dort antrifft, sind allesamt skurrile Charaktere, die zu gewissen Zeiten jedoch sehr hilfreich sind.
Die einzelnen Kapitel sind aus der Sicht der jeweiligen Personen und im Präsens geschrieben, was eine gute Identität mit der handelnden Person herbeiführt. Außerdem entsteht so ein direkter Zusammenhang innerhalb der Handlung.
Leo Asker geht nun eigene Wege, um den ihr ursprünglich anvertrauten Fall zu lösen. „Urban Exploration“ ist ein Hauptthema, um den sich dieser spannende Fall dreht und es macht jetzt schon Freude, zukünftig mehr von Leo lesen zu können.

Bewertung vom 31.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Schuster bleib bei deinen Leisten - das war mein Eindruck von diesem neuen Roman von Jo Nesbø nachdem ich gut Zweidrittel gelesen hatte und mich sehr wunderte, dass Nesbø eine so wirre Geschichte schreiben konnte. Die Geschichte von Richard, dessen zwei Freunde vermisst werden. Beide verschwinden in seinem Beisein. Da aber niemand die Aussagen von Richard glaubt, kommt er in eine Erziehungsanstalt, aus der er aber nach weiteren skurrilen Ereignissen mit zwei anderen Insassen fliehen kann. Sein Ziel ist das Nachthaus in der Nähe seines Wohnortes, wo das Böse wohnt, das er vernichten will.
Dann folgt Teil zwei und ich sah zunächst die ganze Geschichte mit anderen Augen - bis die Spinnereien um Richard wieder Fahrt aufgenommen hatten.
Aber es gibt ja auch noch Teil drei. Und da kommt die Genialität von Jo Nesbø voll zum tragen. Ein Buch, das man bis zum Schluss lesen muss.

Bewertung vom 03.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Eva Völler hat mit ihrem Kriminalroman „Helle Tage, Dunkle Schuld“ wieder viel Lokalkolorit einfließen lassen. 1948, drei Jahre nach Kriegsende, liegt Essen immer noch zum großen Teil in Schutt und Asche. Es geschieht ein Mord und Kriminalinspektor Bruns beginnt mit seinen Ermittlungen. Dabei stößt er durch Zufall auf seine erste große Liebe, die allerdings schon 20 Jahre zurückliegt. Anna lebt mit ihren beiden jüngeren Schwestern erst noch in Köln. Die Familie zieht dann aber schnell nach Essen, in das Haus der Ermordeten. Diese ist wiederum die ex-Schwiegermutter von Frieda, Anna‘s jüngerer Schwester. Das Haus hatte die Ermordete Emil, Frieda‘s Sohn, vererbt.
Als weitere Morde geschehen, begibt sich Inspektor Carl Bruns auf Spurensuche und gerät mit seinen Kollegen bei der Kriminalpolizei in ein Dickicht von ehemaligen Nazischergen.
Die spannende Handlung, gepaart mit der beginnenden Liebesbeziehung zwischen Carl und Anna, macht dieses Buch lesenswert. Man kann sich sogar sehr gut eine Fortsetzung vorstellen, in der Carl wieder als Verbrechensbekämpfer aktiv wird.

Bewertung vom 20.03.2023
Das Spiel - Desert Rogue
Hense, Julia

Das Spiel - Desert Rogue


ausgezeichnet

Das neue Buch „Das Spiel - Desert Rogue“ von Julia Hense wird geprägt von einer schlüssigen Handlung, welche sich in einem rasanten Tempo vollzieht.
Der Spieleentwickler Tim wird vom Tod seines Freundes und Mitbewohners Navid überrascht, einem Journalisten, der angeblich als Terrorist in Afghanistan ein Selbstmordattentat verübt haben soll. Kurz vor seinem Tod hat Navid Tim eine E-Mail geschickt, die mit brisanten
Informationen versehen ist. Und schon steht Tim im Mittelpunkt. Es meldet sich Bahar, eine Tim unbekannte Freundin von Navid bei ihm und klärt ihn über die Hintergründe der Recherche von Navid auf. Ab dem Zeitpunkt stellt sich das Leben von Tim auf den Kopf und eine unerbittliche Treibjagd auf ihn und Bahar beginnt, da sowohl das BKA als auch der amerikanische Militärgeheimdienst versuchen, ihn ausfindig zu machen.
Eine gelungene Story, die beim Lesen Spaß macht.