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Bewertungen
Insgesamt 48 BewertungenBewertung vom 29.03.2021 | ||
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Ein wundervoller, gefühlvoller, aber überhaupt nicht kitschiger Familienroman! "A place for us", so der Originaltitel. Eine muslimische Migrantenfamilie in Kalifornien, die Eltern sehr dem Glauben und den Traditionen verhaftet, die Kinder zwischen ihnen und dem modernen Leben hin und her gerissen. Nicht alle drei schaffen den Spagat gleich gut. Während die Mädchen allenfalls im Stillen rebellieren - und dennoch ihren Weg gehen - sucht Sohn Amar die Konfrontation mit dem Vater. Jeder in der Familie sucht ihn, seinen Platz im Leben, die Eltern hoffen, ihren Kindern möglichst viel von ihren Werten und Überzeugungen weiterzugeben. Sie tun das aus Liebe, aber riskieren, sie zu verletzen, zu vertreiben. Die Geschwister sind sich innig zugetan, und doch brodelt da immer ein wenig Eifersucht und Konkurrenz. |
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Bewertung vom 22.05.2020 | ||
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Eine alte Dame am Ende ihres sehr eigenständig geführten Lebens und eine Dankbarkeit, die sie nie aussprechen konnte. |
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Bewertung vom 02.05.2020 | ||
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Der geniale Anfangssatz von „Milchmann“, dem 2018 mit dem Man Booker Prize ausgezeichneten Roman von Anna Burns, lautet so: „Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb.“ Anna Burns schreibt in „Milchmann“ über den Nordirland-Konflikt der 1970er Jahre, auch wenn das nirgendwo expliziert steht und der Leser nach diesen Zusammenhängen ein wenig suchen muss. Sie schreibt über Machtstrukturen und den Mechanismen von sozialem Druck und Überwachung. Sie schreibt über strukturelle Gewalt gegen Frauen. |
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Bewertung vom 02.05.2020 | ||
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Berührend verdichtete Familiengeschichte |
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Bewertung vom 15.03.2020 | ||
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Jasmin Schreibers Debütroman "Marianengraben" behandelt die Trauer von Paula, deren kleiner Bruder Tim vor zwei Jahren im Badeurlaub ertrunken ist. Paula kann sich aus ihrer Trauer nicht befreien, auch nicht mit Hilfe eines Therapeuten. Da begegnet sie dem alten Helmut, der gerade seine Frau beerdigt hat. Die Beiden begeben sich auf einen skurrilen Roadtrip in die Berge, bei der Paula lernt, ihre Trauer anzunehmen. Traurig und doch leicht, aber nicht seicht, erzählt Jasmin Schreiber, die auch Sterbebegleiterin ist. Oft als Unterhaltung eingeordnet oder gar als Jugendroman, hat mich der Ton der Autorin sehr angesprochen und auch berührt, sowohl als Schwester, die einen Bruder verloren hat. Für mich ein ausgesprochen schönes Debüt |
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Bewertung vom 08.10.2019 | ||
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Eine "schwarze Komödie" zum Thema Abtreibung? "Humorvoll", "Ein großartiger Unterhaltungsroman"? Alles Zuschreibungen aus der Presse zu Lotta Elstads Roman "Mittwoch also". Die mich zumindest stutzig machen. Und ja, die Ton, den die Autorin, Jahrgang 1982, anschlägt ist ein lockerer, frischer, frecher. Nach den vielen düster-melancholischen Texten, die ich in den letzten Wochen aus Norwegen gelesen habe, die Eisflächen, der Schnee, das raue Wetter, war das ganz angenehm. Ein großstädtisches Oslo ist der Schauplatz, eine junge freie Autorin, der Klappentext nennt sie "jung, ledig, selbstbestimmt", die Protagonistin. Diese, Hedda, steht vor den Scherben ihrer Beziehung zu Lukas, dem intellektuellen Geist, den sie einst für eine Zeitung interviewt hat. Für ihn eine Beziehung ohne Bindung, für Hedda die große Liebe. Aber auch sie ist nicht in der Lage, das zuzugeben, verbirgt ihre Gefühle hinter Coolness, behauptet ihren Willen zu Selbstbestimmtheit, Unabhängigkeit. Und leidet. Der Ablenkungstrip nach Griechenland geht gehörig schief. Die Machine nach Athen muss wegen eines medizinischen Notfalls in Sarajevo notlanden, Hedda flieht vor der Flugangst (und ohne Gepäck), fährt über mehrere Stationen nach Hause. Eine davon ist Berlin. Hier trifft sie Milo, einen ziemlich verpeilten, dabei aber ziemlich lebenstüchtigen Typ, mit dem sie eine Nacht verbringt. In Oslo erwarten sie drei Überraschungen: Milo ist ihr nachgereist, ihr Job als freie Mitarbeiterin ist futsch und sie ist schwanger. Keine Frage, sie wird abtreiben. Aber eine neue Regel fordert drei Bedenktage, bevor eine solche genehmigt wird. Aber Hedda ist entschlossen: "Ich will nicht nachdenken!" (So auch der norwegische Originaltitel, "Jeg nekter å tenke"). Sie trifft allerhand fragwürdige Entscheidungen und trauert vor allem Lukas hinterher. |
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Bewertung vom 23.09.2019 | ||
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Viele Leben |
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Bewertung vom 27.08.2019 | ||
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Die geheime Mission des Kardinals Etwas enttäuschend |
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Bewertung vom 27.08.2019 | ||
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Sally Rooneys Debütroman "Gespräche mit Freunden" ist zur Zeit überall. Es ist eines der Bücher, das so oft in die Kamera gehalten wird, dessen Autorin einfach so omnipräsent in den Medien ist, dass ich mit der Lektüre eher zurückhaltend war. Andererseits ist Rooneys zweiter Roman auf der Longlist des Booker Prize gelangt und der Strahlkraft solcher Preise kann ich mich nur schwer entziehen. |
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Bewertung vom 27.08.2019 | ||
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Nach einem meiner Lesehighlights 2017, der Underground Railroad, hat Colson Whitehead wieder ein großartiges Buch geschrieben. Dass eine wahre Geschichte hinter den ungeheuerlichen Begebenheiten steckt, macht Die Nickel Boys umso eindringlicher. Die 1900 gegründete und erst 2011 nach unzähligen Berichten, Klagen und Untersuchungen zu Gewaltanwendung, Missbrauch und ungeklärten Todesfällen geschlossene Dozier School of Boys in Marianna, Florida stand Pate für die im Buch beschriebene Nickel-Academy. Im April 2019 wurden erneut Gräber auf dem Gelände der Schule entdeckt, die darin vorgefundenen Überreste wiesen eindeutige Zeichen von Gewaltanwendung auf. Da war Whiteheads Buch bereits geschrieben. An der fiktiven Figur des schwarzen Jungen Elwood kommt es dem Martyrium der Jungen, die für teils kleinste Vergehen in die Dozier School eingewiesen wurden, sehr nahe. Die Brutalität, die die nicht-weißen Jungen besonders traf, lässt den Atem stocken, obwohl Whitehead jede explizite Gewaltschilderung und jedes Pathos vermeidet. Ein eindrückliches, realistisches, ein wichtiges Buch. |
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