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keinkaenguru

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 30.07.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


weniger gut

Ich habe mich immens auf dieses Buch gefreut. Eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung, die versuchte Selbststimmung der Mutter, ihr Gewicht als stetiges Mittel der Kontrolle durch den Vater.
Leider gibt das Buch nicht mehr her als die Prämisse. Es wiederholen sich immer wieder die gleichen Themen und die gleichen Konflikte. Vielleicht wäre eine Kurzgeschichte angemessener gewesen als ein ganzer Roman; so wurde mir nach ca. einem Drittel sehr langweilig.
Grundsätzlich kann man sich sehr gut in die Tochter hineinversetzen, die stetig Geheimnisse bewahren muss und immer nur die Hälfte von allem versteht. Die äußerst einengende Umgebung der Mutter, die jahrzehntelang nicht einmal auf die Idee kam, den Vater zu verlassen. Aber helfen die wenigen guten Aspekte nicht dabei, über die relative Inhaltsleere hinweg zu trösten.

Bewertung vom 17.07.2022
Der Geruch von Wut
Clima, Gabriele

Der Geruch von Wut


gut

"Niemand sagt dir das, was du tun sollst, wie du etwas akzeptieren kannst, von dem du weißt, dass es nicht hätte passieren müssen."

Der Autor hat sich viel vorgenommen: das Thema Rechtsextremismus und Radikalisierung sowie die Trauer um ein Elternteil. Das Ganze dann noch irgendwie verpackt in ein Jugendbuch. Es ist ihm meiner Meinung nach teilweise geglückt, aber jedes der Themen wurde nur grob angeschnitten.

Gerade der starke Kontrast zwischen dem ganz normalen Leben eines Jugendlichen - verbunden mit dem jammernden Tonfall, einer überfürsorglichen Mutter und stetigen Fragen nach einer Freundin - und dessen rechtsextremen Gedankengut ist dem Autor zu Beginn gut gelungen.

Allerdings ist das Tempo des Buches etwas holprig. Etwa das erste Drittel verläuft sehr langsam, gegen Mitte eskaliert es unfassbar schnell und das letzte Drittel verläuft wieder sehr langsam. Eigentlich bin ich von den meisten Romanen das genaue Gegenteil gewohnt. Die Auflösung der meisten Plotstränge und das eigentliche Ende fand ich etwas unsauber; hier scheitert die Aufarbeitung solcher komplexen Themen etwas. Als grundsätzliche Einführung in die Gefahr von rechtsextremen Gruppierungen und deren Auswirkungen auf Jugendliche eignet sich das Buch allerdings sehr gut.

Bewertung vom 30.06.2022
Yadriel und Julian. Cemetery Boys
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys


ausgezeichnet

Wunderschön!

Das Cover des Buchs ist unfassbar schön gestaltet und geht auf die beiden Hauptthemen des Buches ein: mexikanische Kultur und Transidentität.
Bei beiden Themen fordert das Werk etwas Vorwissen: So spricht Yadriel von seinem Binder; erst im Laufe des Buches kann man sich erschließen, wozu dieser dient. Das ist für die Zielgruppe des Buches wahrscheinlich kein Problem, ich hätte mir trotzdem eine kurze Erklärung gewünscht. Ansonsten macht das Buch aber sehr deutlich, was es bedeutet, ein trans Mann zu sein. Dabei sollte erwähnt werden, dass Misgendering und Deadnaming gerade zu Beginn häufiger vorkommen.
Bei Yadriels Gesprächen mit seiner Familien werden oftmals spanische Begriffe und kurze Phrasen eingeworfen. Manchmal werden diese erklärt, manchmal nicht. Das stört stellenweise den Lesefluss etwas. Ich habe zwar die absoluten Spanisch-Basics drauf und konnte mir den groben Sinn erschließen; ohne jegliche Spanischkenntnisse muss man wahrscheinlich ein paar Sätze nachschlagen.
Yadriels Motivation, auch als brujo gesehen zu werden, ist schlüssig erklärt und zieht sich durch das ganze Werk. Mich freut die gute LGBT-Repräsentation und die Freundesgruppen von Yadriel und Julian sind einfach toll.
Das Tempo der Handlung ist recht hoch - langweilig wird einem auf keinen Fall. Gerade das letzte Viertel des Buchs war mir aber etwas zu rasant; mit ein paar Seiten mehr hätte man den letzten Konflikt vielleicht etwas besser erläutern können.
Ich musste beim Ende ein paar Tränchen verdrücken :)

Bewertung vom 29.06.2022
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Bervoets, Hanna

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weniger gut

Verwirrend!

Als ich das Cover gesehen habe, dachte ich mir: hübsch, aber verwirrend. Die Pastell-Wolken erinnern mich eher an einen New-Adult-Roman aus dem Lyx-Verlag. Verwirrend und irgendwie unpassend zog sich dann als Thema auch durch die restliche Novelle.

Von der Leseprobe habe ich mir viel erhofft: ein lockerer, mitreißender Schreibstil und ein spannendes Thema, über das kaum berichtet wird. Der Anfang war auch noch sehr vielversprechend; es werden viele Probleme mit der Arbeit bei HEXA aufgezeigt (Ausbeutung der Mitarbeiter, eine unerfüllbare Erfolgsquote, Albträume, psychische Belastung, Abstumpfung,...). Nur leider werden diese nicht mehr aufgegriffen.

Stattdessen geht es hauptsächlich um die Beziehung der Protagonistin zu Sigrid, einer Arbeitskollegin und späteren Liebhaberin. Es wird immer wieder beschrieben, dass Sigrid unter ihrer Arbeit leidet, aber nur im Bezug darauf, was das mit der Beziehung der beiden macht. Leider wird auf absolut nichts davon eingegangen. Als sich Sigrid für den Suizid eines Mädchens verantwortlich macht, dessen Post sie zuvor gesehen hatte, habe ich gehofft, dass wir jetzt so etwas Ähnliches wie einen vernünftigen Plot bekommen.

Leider driftet die Novelle danach sofort ab und es geht um absurde, diskriminierende und antisemitische Verschwörungserzählungen, denen Sigrid sich anschließt. Die anfängliche Empathie, die man ihr entgegenbringen kann, schlägt sofort in das Gegenteil über. Nur nicht bei der Protagonistin. Die ist wahnsinnig traurig, weil Sigrid die Beziehung beendet, nachdem die Protagonistin eine menschenverachtende Aussage von ihr hinterfragt. Sie trauert dieser Beziehung ernsthaft nach und ab diesem Zeitpunkt hätte ich das Buch beinahe abgebrochen, wenn es nicht ein paar Seiten später eh geendet hätte.

Das Ende ist wahnsinnig verwirrend und abrupt. Die letzte Handlung der Protagonistin kommt quasi aus dem Nichts. Vielleicht wollte man damit andeuten, dass auch sie durch ihre Arbeit abgestumpft ist?

So schön der Schreibstil auch sein mag, inhaltlich fühlt sich das Werk oft handwerklich ungeschickt an. Wenn man schon in jedem dritten Satz eine wahnsinnig brutale Geschichte erzählen muss, sollte das auch einen inhaltlichen Sinn haben. Das tut es oft nicht. Noch schlimmer wird es bei den Verschwörungserzählungen. Am Ende wird das Dilemma der Protagonistin zwischen ihrer geliebten Freundin und deren menschenverachtenden Ansichten so ungeschickt dargestellt, dass die Protagonistin schon fast im Unrecht wirkt, weil sie sich gegen diese Ansichten wehrt.

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