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Benutzername: 
andy55
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Strittmatt
Über mich: 
Lese gern, fotografiere gern, liebe meine family (inklusive Enkelkinder), Christ

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 03.05.2013
Vater-Sehnsucht
Stahl, Michael

Vater-Sehnsucht


ausgezeichnet

Es ist ein kleines, handliches Buch. Und liest sich gut. Ich hatte es in kurzer Zeit durchgelesen.

Michael Stahl, selbst Vater zweier Kinder, schreibt über ein sehr aktuelles Thema. Aus persönlichem Erleben weiß er, wie man sich fühlt, wenn der eigene Vater sein Kind bewußt verletzt, ablehnt oder Schmerzen zufügt. Diese schlimmen Erfahrungen gingen Jahre mit ihm mit, bis es zu einer Aussprache und zu einem ganz neuen Verhältnis der Generationen kam. In den Zeiten des Nicht-Verstehens, der Schmerzen und der Ohnmacht hätte er sich nicht vorstellen können, dass sein Vater und er einmal richtige Freunde werden würden.

Aber Stahl weiß auch von der anderen Rolle zu berichten, selbst Vater zu sein. Und bei allem guten Wollen gibt es Versagen, Ängste, Vernachlässigungen. Irgendwie kommt er an seinen Sohn nicht wirklich heran. Bis es ihm über den Weg der Versöhnung gelingt, das Herz seines Sohnes wieder zu bekommen.

Später unternimmt Stahl vieler Bemühungen, auch anderen Menschen seine eigene Geschichte zu erzählen. Dazu aufzufordern, den Weg der Versöhnung zu beschreiten, Vergebung zuzulassen. Immer wieder fordert er seine Zuhörer in Schulen, Gefängnissen, Heimen und Gemeinden auf, endlich mal wieder diese verändernden Worte zum Vater (und zur Mutter) zu sagen: “Ich liebe dich von ganzem Herzen!”
Und erlebt dabei echte Wunder. Wie Kinder neu auf ihre Eltern zugehen, Eltern sich neu den Kindern zuwenden. Tränen fliessen. Ein Neuanfang gemacht wird.

Mich als Leser haben die – echten – Geschichten aus dem Leben stark berührt. Das Buch motiviert, die eigene Motivation, ob als Kind, ob als Vater, neu zu hinterfragen. Und immer wieder gelingende Beziehungen zu pflegen, denn unzählige Menschen leiden in der heutigen Gesellschaft eben daran, dass es diese Vaterbeziehungen oft nicht gibt.

Natürlich erzählt der Autor auch vom Vater im Himmel und seiner Sehnsucht nach Beziehungen zu menschlichen Söhnen und Töchtern.

Überhaupt ist der christliche Glaube die Basis seines Lebens geworden – und das will Michael Stahl auch möglichst vielen Menschen weitergeben – das, was ihm selbst Kraft und Frieden gebracht hat. Dem Buch merkt man diesen missionarischen Zug und den werbenden Erzählstil auch an, was Stahl im Leben am Herzen liegt.

Der Autor war ein bekannter Bodyguard und ist jetzt als Fachlehrer für Selbstverteidigung und Gewaltpräventionsberater tätig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2013
Der Sohn des Imams
Pässeler, Gabriele;Idrissi, Raschid

Der Sohn des Imams


sehr gut

Kürzlich las ich dieses Buch - und war beeindruckt. Der Untertitel "Wie ein marokkanischer Muslim im deutschen Gefängnis von Jesus überrascht wurde" gibt eigentlich schon in Kurzform eine prägnante Inhaltsangabe dieses spannenden Buches.

Der Autor Raschid Idrissi (aus Sicherheitsgründen ein Pseudonym) wuchs seit 1959 im islamischen (98,7% Muslime) Marokko auf. Seine Kindheit erlebt er mit einem sehr strengen Vater. Dieser ist Koranschullehrer und Vorbeter in einer Moschee, in der als als Imam die fünf täglichen Gebetszeiten leitet. Raschid wächst in diese Religion hinein, stellt aber, je älter er wird, auch immer mehr Fragen über die Inhalte.

Da der Autor ein begabter junger Mann ist, fällt ihm das Lernen - und dabei auch die Fremdsprachen (darunter deutsch und russisch) - leicht. Das kommt ihm später zugute, als er Gelegenheit bekommt, Germanistik zu studieren und, als Belohnung für seine Russischkenntnisse einen zweimonatigen Studienaufenthalt in Moskau zu durchleben.

In einer weiteren Lebensphase verschlägt es Raschid nach Süddeutschland, um da weiter Germanistik zu studieren. Plötzlich wird er verhaftet und weiß lange Zeit nicht, warum er im Gefängnis sitzt. Diese Zeit kratzt stark an seiner Psyche. Er wird mit Rauschgifthandel konfrontiert. Das Gefängnisleben macht ihm zu schaffen. Ein Lichtblick sind die regelmässigen Veranstaltungen des "Schwarzen Kreuzes", einer christlichen Organisation, die sich um Gefangene im Knast (und auch danach) kümmert. Dort nimmt er an den wöchentlichen Bibelstunden teil und wird Christ und getauft.

Trotz seines Gesinnungswandels soll er in seine Heimat (Marokko) abgeschoben werden. Durch ein Wunder - anders kann man es nicht bezeichnen - darf er in Deutschland bleiben, heiratet später und die junge Familie bekommt zwei Kinder. Heute setzt er sich ebenfalls im Rahmen des "Schwarzen Kreuzes" für Gefangene ein.

Im Buch wird dem Vergleich des Islam mit dem Christentum ein grosser Platz eingeräumt. Dem deutschen Leser erschliesst sich durch einen Insider die Andersartigkeit der Gottesvorstellungen im Islam. Und man erlebt mit, wie viele offene Fragen durch den Autor angesprochen und beantwortet werden.

Wer sich für eine spannende Lebensgeschichte eines afrikanischen Muslimen interessiert, darüber hinaus Detailwissen über den Islam lernen möchte und den auch noch die Gepflogenheiten im deutschen Strafvollzug interessieren - der sollte sich dieses Buch (192 Seiten, Brunnen Verlag Basel) unbedingt zu Gemüte führen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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