Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Chrystally

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2023
Here With Me / Die Adairs Bd.1
Young, Samantha

Here With Me / Die Adairs Bd.1


weniger gut

Robyn will den Kontakt zu ihrem Vater wieder aufbauen und verliebt sich dabei in seinen Chef und gleichzeitigen guten Freund, dessen Resort von Drohbotschaften gestört wird
Fangen wir mit dem positiven an: der Farbschnitt des Buches, auf dem sich das Coverbild fortsetzt, ist wunder-wunderschön. Und die Handlung hat alles, was man für ordentlich Drama braucht: Charaktere mit hollywoodreifem Sexappeal (nicht nur die tatsächlichen Filmstars in dem Resort, sondern auch die ach-so-durchtrainierte-und-sexy Polizistin), die perfekte Anziehung zwischen männlicher und weiblicher Hauptperson, Sex (da wird Young auch ziemlich explizit), Familienzusammenführung, sofortiger Erfolg einer Laienfotografin, tödliche Verletzungen, dunkle Geheimnisse in der Vergangenheit… Es passiert also viel. Was ich (trotz frühem zutreffendem Verdacht) am spannendsten fand, war der „Kriminalfall“ neben der Liebesgeschichte: wer schafft es, in dem totalüberwachten Star-Resort tote Tiere und Drohbotschaften zu verteilen? Die Wiederannäherung von Robyn mit ihrem Vater und was das in der Familie mit ihrer Mutter auslöst, war berührend und psychologisch plausibel.
Der Rest war mir persönlich leider zu viel. Auf der einen Seite sind die Figuren total reflektiert, was ihre Gefühle, Gedanken und Verhaltensmuster angeht, handeln dann aber wieder so impulsiv, dass sie sich quasi nie normal unterhalten, sondern sich auch bei neutralen Themen ständig anzicken oder (die Hauptpersonen) aus heiterem Himmel zu knutschen/… anfangen. Andere Beziehungen sind sofort wunderbar persönlich und offen und voller tiefschürfender Gespräche, ohne dass richtig Zeit zum Kennenlernen war, und kein Mensch in dem schottischen Dorf hat irgendwelche ernsthaften Vorbehalte gegen die Amerikanerin. In den erotischen Szenen gibt es keine Tabus, aber sobald eine Frau ihre Periode hat, ist Sex sofort undifferenziert iiiiiiih - so verliert das Buch seine eigentlich sexpositive Grundstimmung. Die Welt der Reichen und Schönen mit ihren Problemen war zwar überzeugend beschrieben, aber hat mich gelangweilt, das ist einfach zu weit von meiner Lebenswirklichkeit weg. Natürlich kriegen sich die Hauptcharaktere am Ende, indem beide die Verhaltensmuster ihrer Vergangenheit überwinden – das mag einmal funktionieren, aber so einfach verändert man sein Verhalten nicht, wie jeder weiß, der einmal einen Neujahrsvorsatz hatte.
Insgesamt gut wegzulesen, aber sehr dick aufgetragen und damit einfach nicht mein Geschmack. Leseempfehlung für Leser*innen von „Gala“ und der „Bunte“.

Bewertung vom 22.05.2023
So schlafe ich! Und wie schläfst du?
Fajembola, Olaolu;Niminde-Dundadengar, Tebogo

So schlafe ich! Und wie schläfst du?


ausgezeichnet

In „So schlafe ich! Und wie schläfst du?“ werden fünf Kinder und ihre Familien auf dem Weg ins Bett begleitet – beim Spielen, Kochen, Abendessen, Zähneputzen und Zubettgehritualen, bis die Augen zugemacht werden. Die Bilder sind bunt und freundlich und klar strukturiert, in den Texten erzählen die Kinder von ihrem Abend und laden die kleinen Leser*innen mit Fragen ein, von ihrem eigenen Familienleben zu erzählen. Unser Kind schaut es mit 2 Jahren gerne an und nennt schon viele Protagonist*innen beim Namen.
Als Erwachsene fand ich es schön zu sehen, wie unterschiedlich die dargestellten Familien sind. Verschiedene Hautfarben (auch innerhalb von Familien), körperliche Besonderheiten, Zweisprachigkeit, Medienkonsum, Haushaltsaufgaben, Alleinerziehende, Adoption, gleichgeschlechtliche Beziehungen, nicht-binär lesbare Personen, Geschwisterliebe und -konkurrenz – all das findet Platz, ohne explizit thematisiert zu werden. Auch in den Bildern sieht man das ganz normale Leben – mit offenen Schubladen, Dreckwäschekörben, unaufgeräumten Küchen und Flecken auf dem Hemd. Das fand ich prima, auch die Darstellung der Personen, außer dass mir persönlich die Kinder ein bisschen zu niedlich illustriert waren. Konfliktthemen werden stellenweise zwischen den Zeilen angedeutet, die Geschichten sind aber sehr auf Harmonie bedacht. Das geht stellenweise vielleicht ein bisschen am realen Alltag von Kindern vorbei, kommt aber andererseits dem Zur-Ruhe-Kommen vorm Schlafengehen entgegen.
Die Verarbeitung des Buchs ist, wie bei Carlsen gewohnt, gut, das Buch ist klimaneutral in Europa hergestellt.
Insgesamt ein schönes Kinderbuch, das wir sicher noch oft anschauen werden. Daher: klare Leseempfehlung für alle, die für Diversität offen sind (und fast noch mehr für die, die es noch nicht sind).

Bewertung vom 22.05.2023
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Marie Curie
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Marie Curie


ausgezeichnet

Das Buch „Ich bin Marie Curie“ aus der Reihe „Jede*r kann die Welt verändern“ erzählt die Lebensgeschichte der zweimaligen Nobelpreisträgerin Marie Curie. Der Autor schafft gekonnt den Spagat zwischen einer kindgerechten Erzählweise und einer ungeschönten, realistischen Darstellung, in der unter anderem die politische Unterdrückung von Bildung in Polen, die Armut von Maries Herkunftsfamilie und die daraus resultierenden Hindernisse für ihren beruflichen Weg und vor allem immer wieder die Diskriminierung von Frauen thematisiert werden. Es wird sehr deutlich, mit welcher Hartnäckigkeit und Ausdauer Marie Curie arbeiten musste, um ihre bahnbrechenden Entdeckungen zu machen und die verdiente Anerkennung zu erhalten. Ich habe Marie Curie schon immer bewundert – durch dieses Buch habe ich auch noch einiges über sie gelernt und bin umso mehr beeindruckt. Besonders für Mädchen* und Frauen* halte ich sie für eine unglaublich inspirierende Person. Aber auch die Unterstützung, die sie durch ihren Vater (der den Grundstein ihres Wissens legte, sie förderte und später auch die Betreuung ihrer Tochter übernahm) und ihren Mann (der für sie in seinem Beruf zurückstand) wird nicht unterschlagen. Schön finde ich auch, dass ihr Einfluss auf spätere Wissenschaftlerinnen beschrieben wird. Abgerundet wird die Geschichte mit ein paar interessanten „fun facts“. Bis auf kleine Ausnahmen ist auch die Übersetzung gut gelungen.
In den Comic-Illustrationen ist Marie Curie, typisch für die Hauptpersonen dieser Reihe, durchgehend so dargestellt, wie sie als Kind illustriert ist. Durch das Kindchenschema mit dem riesigen Kopf wirkt sie total niedlich und sympathisch und ist auch auf allen Seiten immer schnell zu finden (nur ihr Mann ist auch als Kind dargestellt, alle anderen sind „erwachsen“). Die Figuren sind ausdrucksstark illustriert und die Schauplätze aufwändig und mit Liebe zum Detail dargestellt. Etwas schade finde ich, dass die Bilder keine Informationen enthalten, die über den Text hinausgehen. Die Bilder sind in einem Sepiaton gehalten, der gut zu der Zeit um die letzte Jahrhundertwende passt, zu der das Buch spielt. Am Ende findet sich eine Seite mit Originalfotos – eine wirklich tolle Ergänzung.
Insgesamt finde ich das Buch für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu empfehlen. Selbst unser Sohn mit 2 Jahren guckt es schon gerne an und fragt nach dem „Marie Curie Buch“.

Bewertung vom 20.04.2023
Wo steckt eigentlich Asterix? - Das große Wimmelbuch
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Wo steckt eigentlich Asterix? - Das große Wimmelbuch


weniger gut

Schöne Idee, schwach umgesetzt.

Ich gehöre zu den Leuten, die mit Asterix aufgewachsen sind und die „Wo ist Walter“-Wimmelbücher geliebt haben, sodass mich ein Asterix-Wimmelbuch sofort neugierig gemacht hat. An sich kann man sich ja viele Szenen in den Geschichten gut als Wimmelbilder vorstellen. Leider fand ich die Umsetzung nicht gelungen. Das Buch enthält vorne eine kurze Anleitung mit Bildern der zu suchenden Figuren. Für Gefundenes kann man Lorbeerkränze sammeln und wird ab einer bestimmten Anzahl zum „Champion“ gekrönt – meinetwegen, auch wenn ich finde, wer sich nicht ohne einen solchen Gamification-Anreiz mit dem Buch beschäftigen will, der soll es halt bleiben lassen. Am Ende gibt es eine Auflösung mit schwarzweißen Bildminiaturen, in denen die Zielobjekte gut erkennbar farblich markiert sind, sodass man zumindest nicht im Dunklen tappt, wenn einen die Lust am Suchen verlässt.
Der Hauptteil des Buches sind 12 doppelseitige Bilder, auf denen jeweils an der linken Seite drei bis sechs Suchaufgaben stehen: Asterix, einige andere Figuren und Gegenstände. Die Bilder bestehen aus Illustrationen alter Bände, die teilweise ineinander gephotoshopped wurden, wodurch die Perspektiven und Proportionen nicht stimmen (besonders auffällig z.B. in den Bildern „Ein Palast für Cäsar“ und „Tobendes Meer“) oder Brüche im Zeichenstil entstehen, wenn ältere und neuere Illustrationen gemischt werten (z.B. „Im gallischen Dorf“). Besonders enttäuschend fand ich, dass Asterix mehrfach einfach irgendwo reinretouchiert ist, wo er zwar gut versteckt ist, aber überhaupt nicht hinpasst (z.B. lächelnd und entspannt mitten in einer Prügelei, oder eingeklemmt zwischen zwei Römern, obwohl diese im Wasser treiben). Die sonst zu suchenden Objekte sind häufig eher banal, und das, was Wimmelbücher so besonders macht, nämlich dass man beim Suchen spannende Details entdeckt, kommt mir entschieden zu kurz.
Insgesamt war ich daher leider enttäuscht und empfehle das Buch nur als Sammelobjekt für Fans von Asterix und/oder Wimmelbüchern.

Bewertung vom 20.04.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


ausgezeichnet

Wer es nicht kennt: Baklava ist ein türkisches Gebäck mit Nüssen, das in Honig oder Zuckersirup getränkt wird. Sehr süß, sehr lecker, und ich kann immer nur ein kleines bisschen davon essen. Ähnlich ging es mir mit dem „Bücherschiff des Monsieur Perdu“ von Nina George.
Die Handlung knüpft an ihren früheren Roman „Das Lavendelzimmer“ an – das Schiff mit der Literarischen Apotheke macht sich aus der Provence auf die Reise zurück nach Paris, der Apotheker und seine Crew begegnen auf dem Weg vielen neuen und alten Bekannten und sie müssen dabei ihren Weg durch verschiedene Irrungen und Wirrungen finden. Jedes Kapitel endet mit einem passenden Eintrag aus der Großen Enzyklopädie der kleinen Gefühle, dem Handbuch für Literarische Pharmazeut*innen.
Alles, wovon erzählt wird, ist schön. Sehr sehr schön. Man muss jeden einzelnen Charakter einfach sofort lieb gewinnen, wie in einem französischen Film haben sie alle ihre Ecken, Kanten und Spleens, aber alle sind herzensgut. Natürlich die altbekannten Protagonisten, aber auch die coole, emanzipierte Pauline, der kleine schicksalsgebeutelte Theo, die vierbeinige Merline, die so viel klüger ist als die Menschen (eine Reminiszenz an ihren Artverwandten aus „Was man von hier aus sehen kann“?), den linkischen Emile, der elegante Monsieur Bovary… Das Essen ist gut, die Getränke sind gut, das Wetter ist immer gut, wenn man es braucht. Die Beziehungen zwischen den Protagonisten sind gut, jeder ist verständnisvoll, geduldig, herzlich, offen, jeder kommt den Bedürfnissen des anderen zuvor und die Gespräche sind stets ausgefeilt und tiefgehend. Wenn Probleme auftauchen, weiß man, dass sie gelöst werden, was dann aber häufig hinter den Kulissen passiert, man erfährt nur die abschließende Erleichterung. Kurzum, purer literarischer Honig. Und so schön das ist, wenn man sich in so eine emotionale Zuckerwattewolke hineinfallen lassen kann, war es mir nach einer Weile dann doch immer zu viel, wenn alle Paarbeziehungen trotz existenzieller Fragen stehen wie tausendjährige Eichen, es keinen Zweifel am Ausgang der Geschichte gibt und am Ende auch wirklich für jede Figur ein Happy End gefunden wird. Andererseits macht es das Buch zu einem absoluten Feelgoodroman, für den ich vielleicht persönlich momentan nur zu desillusioniert bin.
Das ganze Buch ist außerdem wieder ein enthusiastisches, hingebungsvolles Hohelied an Literatur, Bücher und das Lesen. Wie in einer Sinfonie, in der das Thema in unendlichen Variationen wiederholt wird, wird die Liebe zum Lesen und die vielen Arten, auf die Bücher Unterhaltung, Rat, Trost, Gewissheit, einen Möglichkeitsraum und vieles andere spenden können, in jedem Kapitel und besonders in den Einträgen der Großen Enzyklopädie der kleinen Gefühle besungen. Natürlich gibt es für Lesende, die gerade keine*n Literarische Apotheker*in an der Hand haben, Vorschläge für geeigneten Lesestoff und auch eine Auswahl von Autoren.
Das Buch hinterlässt mich wehmütig, dass die Wirklichkeit nicht so schön ist, wie George sie malt, aber in der beruhigenden Gewissheit, dass man immer Bücher als treue Weggefährten haben wird. Insgesamt daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

In Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ erzählt die Protagonistin von ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf. Dort will sie ihre Kündigung und ihren gesundheitlichen Zusammenbruch verarbeiten, ist nach dem Weggang ihrer Mutter mit ihrem Vater und ihrem pflegebedürftigen Bruder konfrontiert, ebenso wie mit den sozialen Strukturen eines ländlichen Dorfs, und lernt einen Mann kennen, der, wenn auch unter anderen Vorzeichen, wie sie an einem Scheidepunkt im Leben steht. Das Coverbild sieht aus, als würden die beiden in einer Wiese schwimmen, und so „schwimmen“ sie tatsächlich nach dem Verlust ihres bisherigen Lebensentwurfs, während das Dorf einen Raum, aber auch Grenzen für einen Neuanfang absteckt.
Das Buch handelt von Selbst- und Fremdbestimmung, Strukturwandel und Rollen-, vor allem Geschlechterbildern, und wie das eigene Weltbild das Handeln bestimmt. Erst spät merkt man an einzelnen Worten, dass die Geschichte in Österreich spielt, aber für das Geschehen ist das eh nebensächlich, dieselben Themen wird man auch in Deutschland, Italien oder der Türkei antreffen. Die Handlung des Buchs ist glaubwürdig und die Personen in Julias Umfeld sind anschaulich charakterisiert.
Nur Julia als Erzählerin blieb mir die ganze Geschichte über hinweg wenig greifbar. Am ehesten konnte ich mit ihr mitfühlen, als sie ihre alte Arbeitsstätte verlässt, aber ansonsten erschien mir der innere Monolog über weite Strecken sehr rational und merkwürdig gefühlsarm. Vielleicht deshalb fand ich manche Entwicklungen, vor allem das Verschwinden der Atemprobleme und das Finden einer neuen beruflichen Perspektive, zwar möglich, aber als Leserin schlecht nachvollziehbar. Dazu trägt auch bei, dass nach einer detaillierten Schilderung von Julias ersten Tagen im Dorf ein Zeitraffer einsetzt, bei dem ganze Wochen oder Monate zusammengefasst werden.
Die Stärke des Buchs liegt dagegen in den scharfen Analysen der Personen und zwischenmenschlichen Situationen und den kurzen, treffenden Bildern, die die Autorin findet. Sie haben das Buch für mich zu einem Lesevergnügen gemacht, auch wenn sie stellenweise in Szenen mit schneller Handlung nicht so recht in den Ich-Erzähler-Stil passten – ich zumindest denke bei der plötzlichen Begegnung mit einer alten Freundin selten in so eleganten Formulierungen wie „Bea ist winterhart, Bea blüht ganzjährig.“
Im Gedächtnis bleiben wird mir das Ende des Buchs, von dem ich auch eine Woche später nicht sagen kann, ob es nun ein Happy End ist oder nicht. Insgesamt hat Birgit Birnbacher einen nachdenklichen Roman geschaffen, den ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 12.03.2023
Ravensburger Stay alive! Rätsel-Challenge - Überlebe im magischen Wald - Rätselbuch für Gaming-Fans ab 8 Jahren
Gregor, Rina

Ravensburger Stay alive! Rätsel-Challenge - Überlebe im magischen Wald - Rätselbuch für Gaming-Fans ab 8 Jahren


sehr gut

Der Prinz ist verschwunden und das Königreich wird von Katastrophen heimgesucht – nur wenn du den Einsiedler im Magischen Wald findest, kannst du diesen merkwürdigen Ereignissen auf den Grund gehen. Und um ihn zu finden, musst du dich einer Reihe von Herausforderungen stellen: den Rätseln in diesem Buch.
Die Rätsel: Die Rätsel haben uns großen Spaß gemacht. Sie sind sehr vielseitig - Wörterrätsel, Matherätsel, Suchrätsel, Logikrätsel… - und manche habe ich (trotz viel Rätselerfahrung) in der Form noch nicht gesehen. Die Besonderheit, dass es drei Schwierigkeitsstufen gibt, war richtig gut umgesetzt, vor allem, wenn sich die Aufgabe auf jeder Stufe ein bisschen verändert. Bei manchen Rätseln, v.a. gegen die Zeit, fanden wir die Rätsel selbst als Erwachsene herausfordernd, also sollten Spieler*innen aller Altersstufen auf ihre Kosten kommen. Damit können auch Personen mit unterschiedlichen Rätselfähigkeiten, z.B. zwei unterschiedlich alten Kindern, gut zusammen spielen. Der „Kampf“ mit dem Endgegner war leider bisweilen etwas langatmig, aber das macht ja nur einen Bruchteil der Spielzeit aus.
Die Geschichte: Man „durchreist“ mehrere Gebiete, die man durch gesammelte Punkte „öffnet“. In jedem gibt es mehrere Rätsel zur Auswahl, die man nicht alle lösen muss, sondern nur so viele, bis man eine bestimmte Menge Punkte gesammelt hat. Zu jedem Rätsel gibt es einen netten kleinen Einleitungstext, der erzählt, wem man im Wald begegnet und welche Aufgabe zu lösen ist – das macht nochmal extra Lust auf das Rätsel. Ich hatte erwartet, dass die Rätsel in irgendeiner Form eine fortlaufende Geschichte erzählen, das war leider nicht der Fall. Theoretisch kann man die Rätsel also in beliebiger Reihenfolge lösen, da man aber keinen Überblick bekommt, macht man sie dann doch wahrscheinlich einfach der Reihe nach. Hier wären Orientierungsseiten schön gewesen, auf denen man (z.B. auf einer Art Karte) sieht, welche Orte/Figuren man in dem Gebiet besuchen kann.
Das Material: Grafisch hat mir das Buch gut gefallen - die Bilder sind in einem farbenfrohen Comicstil gehalten, modern, aber nicht plump, und transportieren schön die Stimmung an den verschiedenen Handlungsorten. Es gibt gut verständliche Lösungsseiten, einen Punktezähler, für den man eine Schere braucht, und eine Lösungsmatrix. Die Punktezähler haben wir nicht benutzt, das ging auch gut mit einer Strichliste, aber vom Material her funktionieren sie bestimmt gut. Auch die Matrix zum Lösen mancher Rätsel hat ihren Zweck erfüllt. Die Farbe auf den Feldern wird durch erwärmen durchsichtig, sodass man die Lösung sehen kann – in kalten Zimmern reichte rubbeln nicht immer, aber Hand drauflegen hat immer funktioniert. Kleiner Wermutstropfen für mich: Ausdrücke wie "Brainpunkt" und "challenge" klingen für mich etwas albern. Aber das tut den Rätseln keinen Abbruch.
Insgesamt gebe ich trotz kleiner Schwächen eine klare Empfehlung für Leute, die Spaß an vielseitigen Rätseln, kleinen Geschichten und schönen Bildern gleichzeitig haben.

Bewertung vom 17.02.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


ausgezeichnet

Dirk Gieselmann schildert die Lebensgeschichte von Hans, dem späteren Inselmann, mit einer Poesie, Ruhe und Bedacht, die in krassem Kontrast zu dem herzergreifenden Erleben des Protagonisten steht. Hans‘ Familie flieht vor der Stadt, dem engen Untermieterzimmer und der schmutzigen Fabrikarbeit, um autark auf einer Insel im nahegelegenen See zu leben. Doch vor der eigenen Sprachlosigkeit kann man nicht fliehen, und so bleibt der emotional vernachlässigte Hans auch dort alleine mit sich, vermisst seinen Freund, findet aber auch Trost bei den Tieren und in der Natur, bis ihn die gesellschaftlichen Zwänge in Form der Schulpflicht einholen. Und eine einfache Rückkehr gibt es nicht.
Gieselmann findet eindringliche Bilder und eine passende Sprache für eine sprachlose Familie. Oft wird mit feiner Beobachtungsgabe schlicht beschrieben, was Hans erlebt oder was um ihn herum geschieht, und weder großes Glück noch tiefes Unglück und Unrecht werden dabei bewertet, was diesen Schilderungen eine rohe Kraft verleiht. Kleine Naturbeobachtungen lassen die Inselwelt vor dem inneren Auge lebendig werden. Immer wieder erhält man aber auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt von Hans, die ihm meine Sympathie eingebracht haben und in ihrer Einfachheit und Direktheit überzeugend für ein emotional vernachlässigtes Kind waren.
Als Leserin hatte ich oft Mitleid mit Hans, habe ihn aber auch für seine Stärke und Resilienz bewundert, wie er trotz aller Widrigkeiten glückliche Momente findet. Daher ist die Geschichte zwar einerseits bedrückend, andererseits aber auch eine Inspiration zum Anderssein, zum Immerwiederaufstehen und dazu, auch das kleine Glück zu schätzen. Insgesamt von mir daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.02.2023
SAMi - Die kleine Hummel Bommel
Sabbag, Britta;Kelly, Maite

SAMi - Die kleine Hummel Bommel


sehr gut

Das Cover ist eher schlicht gestaltet, im Buch selbst gibt es mehr zu entdecken. Ich finde die Illustrationen von Joelle Tourlonias einfach unglaublich goldig, sehr gefühlvoll und trotzdem nicht kitschig. Für kleine Kinder ist außerdem toll, dass die Bilder übersichtlich sind, man aber auch viele Details entdecken kann. So auch in der Geschichte der Hummel Bommel. Die Figuren sind vielfältig und - bis auf die anderen Krabbelgruppenkinder (ein sehr schönes Wortspiel, wo es doch um Insekten geht) - sympathisch. Die Geschichte ist für Kinder gut verständlich geschrieben und nachvollziehbar. Als Erwachsene habe ich beim Lesen/Hören an ein paar Stellen gestutzt, die mir nicht logisch erschienen, wie die Begründung des Vaters für die kleinen Flügel, aber das hat nicht weiter gestört. Die Message, dass man sich nicht einreden lassen sollte, was man kann und was nicht, und auch, wie gut es ist, sich Rat zu holen, kann man ja gar nicht oft genug hören.
Die Umsetzung für den Sami-Lesebär hat gut funktioniert. Die Vorlesestimme ist sympatisch, es gefällt mir, dass die Geschichte durch Sounds und Musik untermalt wird. Auch die Soundqualität des Lieds ist gut, Maite Kelly singt persönlich - dass ich das Lied nicht mag, weil es keinen richtigen Rhythmus, kein Reimschema hat und der Text mir zu sehr nach Selbsthilfeliteratur klingt, wird nicht auf jeden zutreffen.
Technisch ist der Bär einfach zu bedienen, und das auch, wenn man die Audiofiles nicht übers W-Lan, sondern über Kabel übertragen will. Auch die Kopplung ans Buch ist einfach und für Kinder gut umsetzbar. Wenn man nicht weiterblättert, erinnert einen Sami nach einer Weile sehr freundlich daran, dass man nach dem Anschauen der Seite umblättern kann, wenn man möchte - das ist schön gelöst. Trotzdem finde ich den Slogan "macht Vorlesen zu einem Erlebnis" unverschämt dreist - klar kann ich als Vorlesende nicht alle Soundeffekte produzieren, aber beim Lesen kuscheln, mit den Fingern auf die Bilder zeigen, Fragen beantworten, DAS kann eben nur ein Mensch und keine Plastikfigur. Etwas mehr Bescheidenheit wäre hier angebracht.
Davon unabhängig sind Sami und Bommel aber eine Kombi, die mir Spaß gemacht hat. Ich freue mich auf weitere Lesebärbücher!

Bewertung vom 21.12.2022
Die dunklen Sommer
Beverly-Whittemore, Miranda

Die dunklen Sommer


sehr gut

Saskias Familie wird durch den gewaltsamen Tod ihres kleinen Bruders auseinandergerissen. Mit ihrer Adoptivfamilie kommt sie nach Zuhause, einer Aussteigerkommune, in der sie sich aufgehoben und ihrem Bruder nahe fühlt. Doch sie und die anderen Jugendlichen dort fühlen sich zu einer Tat getrieben, die sie Jahre später einholt. Gemeinsam müssen sie sich in ihrem alten Zuhause der Vergangenheit stellen.
Erzählt wird aus Saskias Perspektive und kapitelweise abwechselnd die Erlebnisse aus ihrer Kindheit und wie die Ereignisse sie Jahrzehnte später einholen. Trotz der Zeitsprünge konnte ich der Geschichte gut folgen. Man ahnt, worauf die Geschichte hinausläuft, aber der Vergleich zu Donna Tartt auf dem Cover ist nachvollziehbar – das Buch lebt weniger davon, was erzählt wird, als wie es erzählt wird. Der Erzählstil ist ungewöhnlich und findet schöne Bilder, über die es sich lohnt, länger nachzudenken. Die Hauptfiguren sind schön herausgearbeitet und zeigen in ihrem Verhalten in weiten Teilen überzeugend Charakter, ohne in Klischees abzudriften. Saskias Gefühlsleben wird in vielen Nuancen geschildert, was eine große emotionale Intensität erzeugt; auch wenn ich diese Differenziertheit in der Ich-Perspektive zum einen für eine traumatisierte Teenagerin aus einem nicht übermäßig zugewandten Elternhaus, zum anderen in hochemotionalen Momenten unglaubwürdig fand. Zwischen den Nebenfiguren, vor allem den Bewohnern von Zuhause, kam ich stellenweise durcheinander, und das Motiv der Erpresserbriefe wurde mir auch nicht so ganz deutlich, aber die Dynamik zwischen den Mitgliedern der sektenartigen Kommune fand ich spannend und überzeugend dargestellt.
Insgesamt kein leichtes, aber ein lohnenswertes Buch.