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Benutzername: 
MoVi
Wohnort: 
Weyhausen

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2023
Das Meer und ich
Randau, Tessa

Das Meer und ich


ausgezeichnet

Ein sehr schön gestaltetes Buch! Zwischen Absätzen immer wieder kleine maritime Zeichnungen. Als Frau im gleichen Alter konnte ich mich gut in die Protagonistin und deren neu gewonnene Freundin Lene einfühlen.
Das an sich gar nicht einfache Thema rund um Kinder, die flügge werden, Träume, die nicht verwirklicht wurden (und warum eigentlich?) und über allem die Unzufriedenheit mit sich selbst und das Hadern mit der Vergangenheit wird in der (meiner Meinung nach sicher nicht fiktiven) Geschichte auf eine Insel und dammit ans Meer transportiert. Eine schöne Umgebung, um zur Ruhe und zu sich selbst zu finden. Besonders durch die Ratschläge und tiefgängigen Gespräche mit Lene, die ähnliche Herausforderungen und trotzdem auch noch weitere einschneidende Erlebnisse hinter sich hat, findet unsere Heldin zurück zur Selbstliebe.

Bewertung vom 20.06.2023
Du hast da dieses Funkeln
Fulwiler, Jennifer

Du hast da dieses Funkeln


sehr gut

Zunächst zum Cover. Dort findet sich neben dem Titel "Du hast da dieses Funklen" der Untertitel "Wie das, wofür du brennst, die Welt heller macht". Ich erwähne dies, da der Untertitel mehr aussagt. Auf dem Cover finden sich tatsächlich auch funkelnde bzw. glitzernde Elemente (Schrift und "Feuerwerk"), was das Buch optisch sehr ansprechend macht.
Inhaltlich erzählt die Autorin viel über sich und wie sie zu ihrem Funkeln (dem Schreiben und der Comedy) gefunden hat. Dass sie dem christlichen Glauben zugewandt ist, findet immer mal wieder Erwähnung, lobenswerterweise ohne den Versuch, bekehren zu wollen. Viele ihrer Freunde und Familienmitgleider finden auch Erwähnung, jeweils mit ihrem Funkeln und dem Weg dorthin. Immer schln fließend zu lesen, ohne "Aufzählung" und ohne episodenhaft zu wirken.
Toll, dass es relativ zu Beginn eine Aufgabe gibt. Sieben Fragen, für deren Beantwortung man sich jeweils drei MInuten Zeit nehmen soll. Unbedingt tun! Zum Schluss gibt es dann noch eine Freifahrtschein und alles dazwischen ist herrlich ehrlich und amüsant zu lesen! Wer wirklich Erleuchtung sucht, findet eher ein Glimmen denn ein Schillern. Dennoch ein sehr gutes Buch!

Bewertung vom 11.06.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


sehr gut

Ein flacher Sommer-Schmöker ohne überraschende Wendungen.
Die Protagonistin verliert innerhalb weniger Monate ihren geliebten Vater, die beste (da einzige) Freundin aus Kindheitstagen und schließlich selbst in der Trauer. Sie begegnet einem Mann ganz zufällig, gibt sich nachts ihren Träumen und tagsüber ihren Wünschen hin, die sich um diesen Mann drehen. Ihr eigentlicher Mann verlässt sie, da er vor ihrer anhaltenden Trauer in die Arme einer anderen flüchtet. Sie macht Urlaub auf Rügen (wo sie dem "Traum"mann das erste Mal begegnet ist). Es überrascht nicht, dass sie ihn findet, neue Freundschaften schließt, sich in die Insel verliebt, dort bleibt und schließlich glücklich wird. Ob mit oder ohne ihn soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Positiv hervorzuheben ist der lebendige Schreibstil der Autorin und die Lust auf Rügen, die man beim Lesen tatsächlich bekommt.

Bewertung vom 12.05.2023
Weniger ist Meer
Neder, Christine

Weniger ist Meer


gut

Ein Buch über eine junge, erfolgreiche Frau. Deren Freund und Hund. Berlin und Portugal. Das Auswandern und Minimalismus. Ein Kind, eine Wohnung und ein Haus. Verlustängste und tatsächliche traurige Verluste.
Dies mal als grobe Zusammenfassung.
Ansich fühlt sich das Buch die ganze Zeit so an, als ob die Autorin für sich und nicht für irgendwelche Leser geschrieben hat. In dieser Art Tagebuch (welches in Zeiten und Orten und allen Ereignissen sehr sprunghafte ist) lässt Chrsitine Neder tief in ihre Gefühlswelt blicken. Positive und negative Gefühle kann man sehr gut nachspüren und hier insbesondere die Liebe zum Surfen und die tiefe Trauer ob ihrer Verluste. Sympathisch finde ich die Fotos in der Buchmitte. Wer einen Ratgeber zum Minimalismus oder zum Auswandern sucht, ist mit diesem Buch nicht gut beraten. Wer eine gut zu lesende, unterhaltsame Lektüre über das echte wahre Leben priviliegierter Oberschichtler sucht, sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 17.04.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


sehr gut

Dieses wunderbare Buch entführt in das sozialistisch geprägte Bulgarien der 80er Jahre. Hauptprotagonist ist der Schauspieler Samuel Finzi, der autobiographisch erzählt.
Natürlich ist Samuel Finzi als Sohn einer Künstlerfamilie einigermaßen privilegiert aufgewachsen. Dennoch merkt er spätestens nach dem ersten Besuch im Westen, dass "sein" Staat, sein Heimatland eine Art (goldener) Käfig ist und doch einiges im Argen liegt.
Ich habe die Kapitel sehr genossen, die im Prinzip kleine, abgeschlossene Geschichten sind. Die Freude, die Samuel Finzi beim Schreiben, Recherchieren, sich erinnern empfunden hat, schwingt in jeder Zeile mit.
Einfache Begebenheiten aus der Kindheit und prägende Ereignisse werden mit einer wunderbaren Leichtigkeit erzählt. Gerne gesehen hätte ich noch das ein oder andere Foto von Gebäuden oder Personen.

Bewertung vom 04.04.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


ausgezeichnet

Samuel (dessen Name in der DDR auf Sam verstümmelt wurde) hat seinen Vater nie kennengelernt.
Seine Autobiographie beginnt mit dem Vorstellen der Hintergründe seiner Mutter und seines Vaters, deren Wege kaum unterschiedlicher sein könnten - und die sich dennoch kreuzen. Aus der großen Liebe entstehen zwei Kinder und viel Schmerz.
Beinahe schmerzlos ist das Lesen einiger Passagen,die die rauen (Un)Sitten im wilden Osten der gerade wiedervereinten Bundesrepublik schonungslos und detailliert darstellen.
Sam stolpert und strauchelt. Und Sam stolpert auch die Karriereleiter hoch, wird zu einem eindringlichen Plakatgesicht, stellt Sachsen dar. Den Teil Deutschlands für den Länder damals eine Reisewarnung für people of colour ausgegeben haben.
Offen erzählt Samuel, wie er weiterstolpert. Alles richtig und besser machen will, scheitert und isoliert im Gefängnis landet.
Ein fesselndes Buch mit einem faszinierendem Protagonisten. Er schont weder sich noch den Leser. Stark!

Bewertung vom 19.03.2023
Der weiße Fels
Hope, Anna

Der weiße Fels


gut

Vier Personen, vier Jahrhunderte, ein Fels in Mexiko.
Die Schriftstellerin (2020) und ihr (Noch)Mann möchten ihre Opfergaben bringen, da sie um ein Kind gebeten haben. Die Tochter ist nun mittlerweile drei Jahre alt und auch dabei. Die Corona-Pandemie ist überall auf der Welt angekommen (außer offensichtlich in Mexiko).
Der Sänger (1969) - Sex, Drugs and Rock ´n Roll. Teils wohl Szenen, die sich so oder ähnlich im Leben von Jim Morrison abgespielt haben (könnten). Der Sänger setzt sich von der Band und dem Management ab und taucht in Mexiko unter...Der Fels zieht auch ihn in seinen Bann.
Das Mädchen (1907), dessen Schwester Rebellin spielt (aber eigentlich nur ihren Freund sehen will) wird gemeinsam mit eben dieser Schwester (Freund tot, Schwester schwer verletzt) gefangen und verschleppt (ja an den Felsen...), wie es vielen Mitgliedern von indigenen Stämmen widerfährt.
Der Leutnant (1775) wird mit seine besten Freunden, die er seit Akademiezeiten nicht mehr gesehen hat zum Kartographieren geschickt.
Einer seiner Freunde wird scheinbar verrückt, gefährdet die Mission und das leben aller anderen. Ob der Fels oder dessen Geister die Stimmen in seinen Kopf pflanzen?

Puh...Das Buch hat mich ratlos zurückgelassen. Jeder einzelne Handlungsstrang gut erzählt, alle Protagonisten fein gezeichnet. Fast scheint es, als wären die einzelnen Stränge von verschiedenen Autoren und nicht aus einer Feder. Was hier absolut wertschätzend gemeint ist.
Leider wird keine Geschichte wirklich zu Enden gesponnen und entgegen meiner Erwartung gibt es (außer dem weißen Fels) keine Gemeinsamkeiten, keine Verknüpfung der Geschichten. Jede einzelne beinahe brillant verfasst, dennoch leider -für mich - enttäuschend zu Ende gebracht.

Bewertung vom 28.02.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


sehr gut

Zunächst ein Wort zum Cover. Dieses besticht nicht nur durch die chillende, mopsige Katze und die plakative Farbe, sondern fühlt sich auch einfach angenehm an. Irgendwie samtig. Ein Buch, das man tatsächlich gerne in die Hand nimmt.
Der Inhalt ist etwas sprunghaft, was jedoch einfach perfekt zum Thema passt. Die Autorin hopst fröhlich zwischen Rückblenden in die eigene Vergangenheit (Schul- und Arbeitswerdegänge werden beleuchtet, man lernt die Familie kennen - Papa erfolgreicher Arzt, Mama Hausfrau mit Macken, alles in allem liebevoll-chaotisch) und gut aufbereiteten Fachvorträgen. Quintessenz aus dem Buch: Ausruhen ist Macht, Chillen ist Demonstrieren, weniger "höher-schneller-weiter". Ich hoffe, die Anti-Girlboss-Bewegung nimmt so richtig Fahrt auf! Ich kann alles unterschreiben, was Nadia Shehadeh uns in ihrem kurzweiligen Buch mit auf den Weg gibt. Die Thematik ist nicht neu, nur hier eben ausschließlich für Frauen aufbereitet (gut so!) An alle an dem Thema Interessierten: lest unbedingt auch die "Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral", die Heinrich Böll schon (zum Tag der Arbeit!) 1963 veröffentlicht hat.

Bewertung vom 21.02.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


sehr gut

...ein sehr besonderes Buch!
An den eigenwilligen Schreibstil der Autorin Peschka, die immer wieder auch Autobiographisches einfließen lässt, gewöhnt man sich rasch. Unvollendete Sätze zwingen zum Innehalten, zum Wirkenlassen des Gelesenen. Cover und Titel verraten noch nicht zu viel.
In dem Buch geht es um Trauer und deren Verarbeitung, Verluste und den Argwohn vor dem Fremden. Doch geht es auch um tiefe Freundschaften und langgehegte Feindschaften, Liebe und Hass. Die kleinen Dramen und großen Freuden der Leute in dem österreichischen Ort, in dem die Wirtstochter Karin Peschka aufgewachsen ist. Ein Buch, das in der Zeit nach den zwei Weltkriegen spielt. Eine Generation beleuchtet, die so viel Trauma zu verarbeiten hat und die Generation zeigt, die danach kommt. Die neugierig ist auf Vergangenes, offen für Neues - und Fremde/s - und nach vorne blickt in eine Zukunft, die nur besser werden kann als die Zukunft, auf die deren Eltern und Großeltern für sich geblickt hatten.

Bewertung vom 07.02.2023
Malvenflug
Wiegele, Ursula

Malvenflug


sehr gut

Ein Buch dieser Art hatte ich vorher noch nie gelesen und mich sehr darauf gefreut.
Im ersten Teil lernt man alle Familienmitglieder einzeln kennen und beobachtet ihr Leben Anfang der 1940er Jahre in den Kriegswirren. Die Mutter in Davos, vier Kinder und der (Ex-)Mann in alle Winde verstreut, auf Kostplätzen bei der Verwandschaft, im Kloster oder im Falle des untreuen Exgattens mit der neuen Liebschaft.
Im zweiten Teil wird aus der Ich-Sicht der ältesten Tochter Helga (vormals im Kloster, dann mit einem ledigen Kind und dem neuen Partner) retrospektiv, ausgehend von einem Familientreffen erzählt.
Mir fehlten dadurch ein paar näher beleuchtete Jahre einzelner Protagonisten. Lieber hätte ich wie in Teil eins weitergelesen. Der zweite Teil war mir etwas zu hektisch, viele vormals spannende Lebensgeschichten wurden nicht weitergesponnen. Alles in allem trotzdem sehr lesenswert!