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solveig

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Insgesamt 466 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2023
Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer / Die Polidoris Bd. 2
Fislage, Anja

Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer / Die Polidoris Bd. 2


sehr gut

Bändige deine Angst!


… lautet ein Wahlspruch der Familie Polidori. Und gegen Angst und Grauen ankämpfen muss sie auch in diesem zweiten Teil der Geschichte.
Gemeinsam mit ihren Großeltern starten die Geschwister Roberta, Petronella und Pellegrino eine Suchexpedition nach Oscar, ihrem Vater. Während Roberta allerdings aus einem Impuls heraus das Familienschiff verlässt, reisen die anderen Familienmitglieder an Bord der Polidoria in die Arktis, wo es zahlreiche Gefahren zu bestehen gilt. Aber auch Roberta wird daheim im Polidorium mit risikoreichen Aufgaben konfrontiert, die ihr viel Mut und Kraft abverlangen. Werden sie gemeinsam die Finsternis besiegen können?
Auch im zweiten Teil der Polidori-Romane gelingt es Anja Fislage spielend, ihre Leser von Anfang an in Spannung zu halten. In ihrem lockeren, wirklich angenehm zu lesenden Schreibstil erzählt sie temporeich die packenden, gruseligen Abenteuer der Familie.
Verena Wugeditsch setzt die fantasiereichen Einfälle der Autorin in zahlreichen Vignetten und teils klein-, teils großformatigen schwarz-weißen Illustrationen um. Dabei gelingt es ihr überzeugend, die angespannte, etwas düstere Atmosphäre wiederzugeben. Und wer die Bilder auf den Vor- bzw. Nachsatzblättern ganz genau betrachtet, wird feststellen, dass auf dem Nachsatzblatt im „Museum der Toten" zwar einige "Seelengefäße" verschwunden sind, aber auch noch etliche lagern …
Der Roman über die Polidori-Familie und ihre Begegnung mit dem „Fluch aus dem Eismeer" sorgt garantiert für fesselnde Lesestunden!

Bewertung vom 19.11.2023
Der Weg nach Hause
Nordqvist, Sven

Der Weg nach Hause


ausgezeichnet

Zeitloses Lesevergnügen
Sven Nordquist überrascht auch in dem neuen Buch „Der Weg nach Hause“ seine kleinen und großen Leser mit einer fantasievoll ausgestalteten Geschichte. Aus einer schlichten Idee - wie findet ein kleiner Junge den Weg zurück zu seinem Zuhause? - macht Nordquist ein großes Vergnügen für alle Betrachter. Zahlreiche fantastische Geschöpfe bevölkern das großformatige Buch: winzige Leute und Tiere; Trolle; ein Riese, der Kathedralen aus Legosteinen baut; lebendige Spielzeuge. Viele von ihnen sind dem Kind behilflich, den Heimweg zu zeigen. Vor allem ein Rucksack, den ihm die kleinen Leute schenken, erweist sich als nützlich für die Reise.
Ganzseitige Bilder illustrieren die kurzen Textpassagen, farbenfroh und märchenhaft. Teilweise eingestreut sind auch kleinere, comicartige Bildsequenzen. Mit viel Liebe zum Detail stellt Nordquist ganz unterschiedliche Landschaften dar, von exotisch bis heimatlich - wie eine bunte Patchworkdecke.
Viele Nebenfiguren und –handlungen, die in den wunderschönen Illustrationen zu entdecken sind, laden zum längeren Betrachten ein und fordern geradezu zum Weitererzählen und Ausschmücken der Geschichte auf, so dass dieses Buch auch bei mehrmaliger Betrachtung nie langweilig wird. Das Thema und vor allem die fantasiereichen Bilder empfinde ich als „alterslos": es ist ein Buch, das auch Kinder viele Jahrzente später noch gerne in die Hand nehmen werden.

Bewertung vom 05.11.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


sehr gut

Nachdenklich

Auf seine gewohnt lockere Art beschäftigt sich Axel Hacke in diesem sonnengelben Büchlein mit der Frage, ob Heiterkeit in problematischen Zeiten angebracht ist. Und was ist Heiterkeit überhaupt?
Dass es sich um kein einfaches Thema handelt, zeigt die umfassende Literatur, die er heranzieht. Schließlich gab es zu allen Zeiten Krisen und Probleme. Wie sind die Menschen damit umgegangen? Zitate von zeitgenössischen, aber auch antiken Künstlern und Philosophen, zeigen, dass Menschen sich immer schon Gedanken darüber gemacht haben, ob die Heiterkeit von außen an Menschen herangetragen werden kann oder ob sie nicht eigentlich ein innerer Wert ist, „eine Seelenstimmung."
So führt Hacke uns - nicht ohne Humor - auf eine recht abwechslungsreiche Reise durch das Thema, bei dem aber durchaus ernste Seiten anklingen. Er hat hier ein Buch geschrieben, das sich zwar vergnüglich lesen, aber nicht einfach „konsumieren“ lässt, und uns nachdenklich zurücklässt.

Bewertung vom 11.09.2023
Mein großes Wimmelbuch Natur

Mein großes Wimmelbuch Natur


sehr gut

Wo steckt die Schnirkelschnecke?

Groß, griffig, bunt - so präsentiert sich Svenja Doerings Wimmelbuch Natur und motiviert Kinder wie Eltern, das Buch sofort aufzuschlagen.
In klaren Formen und Farben stellt Doering Pflanzen und Tiere vor, wie sie der kleine Betrachter sicher schon einmal in seiner Umwelt gesehen hat. Hier hat er die Möglichkeit in Ruhe zu betrachten, was er in natura normalerweise nicht so genau und intensiv beobachten kann.
Obwohl die Illustrationen nur so vor Leben wimmeln, folgt das Buch doch einer Systematik. Es ist in Kategorien unterteilt, wie etwa die Darstellung der Lebewesen im Wasser, an Waldrändern und Wasserläufen, auf der Wiese, im Garten und schließlich das Leben nachtaktiver Tiere. Auf den großen Doppelseiten tummeln sich deutlich dargestellte Tiere aller Arten, in ihrer natürlichen Farbgebung und klar wieder erkennbar für die kleinen Leser. Am rechten Seitenrand findet das Kind die Pflanzen und Tiere, die es jeweils suchen soll.
Die letzte Doppelseite schließlich gibt Erklärungen zu einzelnen Tieren, kurz und prägnant, aber für Kinder im Kleinkindalter völlig ausreichend.
Mein Fazit: ein schönes Bilderbuch, das auf unterhaltsame und spielerische Weise Kindern in großzügig gezeichneten und natürlich kolorierten Abbildungen die heimische Flora und Fauna nahebringt.

Bewertung vom 04.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

Mitreißend bis zum Schluss


„Vom Himmel die Sterne“ ist eines der Bücher, die man - einmal angefangen - nur schwer wieder zur Seite legen kann.
Walls siedelt ihren Roman in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. In den Südstaaten der USA, im Bundesstaat Virginia, wächst Sallie Kincaid in einer Welt auf, in der nur die Männer das Sagen haben. Das Frauenwahlrecht ist zwar bereits durchgesetzt, aber ansonsten müssen Frauen noch hart kämpfen, wenn sie etwas erreichen wollen. So hat es auch die junge Sallie nicht leicht, sich einen Job zu erkämpfen, der nicht „ladylike" ist, obwohl sie als Tochter des Duke privilegiert ist. Doch die junge Frau - soeben aus dem Exil zurückgekehrt, in das ihr Vater sie lange Jahre verbannt hat - zeigt Willensstärke und Durchhaltevermögen; sie ist eine echte Kincaid, wie ihr Vater zugeben muss.
In einer packenden wechselvollen Familiengeschichte zeigt Jeannette Walls Sallies Entwicklung vom Kind und jungen Mädchen, das seinen Vater vergöttert, bis zur jungen Frau, die ihren eigenen Vorstellungen folgt und ihr eigener „Herr" bleiben will. Mit ihrem wunderbar leichten, mitreißenden Schreibstil lässt Walls uns in die Zeit der Prohibition eintauchen, in der Schwarzbrennen und Alkoholschmuggel an der Tagesordnung sind; in der Rassenvorurteile herrschen und Frauen meist vollkommen abhängig vom Ehemann sind. Sehr lebendig vermittelt sie die Atmosphäre jener Zeit, in der absolut nicht zimperlich mit den Menschen verfahren wird, wenn es um Geld und Einfluss geht.
Jeannette Walls ist wieder einmal ein Roman gelungen, der den Leser bis zum Schluss in Atem hält.

Bewertung vom 24.08.2023
Wikinger
Haywood, John

Wikinger


sehr gut

“Ein Leben als Pirat, Räuber und Plünderer“

- so kündigt es das Buchcover an, und so stellen wir uns das Wikingerdasein vor. In John Haywoods neu erschienenem Buch erfahren wir, dass es auch noch andere Aspekte in ihrem Leben gab. Er gibt uns Einblicke in diverse Bereiche der Wikingerwelt und lässt Kultur und Alltag lebendig werden, und das auf eine lockere, sehr humorvolle Art.
Mit einem geschickten Schachzug gelingt es dem britischen Historiker, das Interesse des Lesers zu gewinnen und ihn sogar in sein Buch einzubinden: In seinem „ultimativen Karriereführer“ holt er den Leser zurück in das Jahr, "das die Christen als das Jahr 991 nach der Geburt ihres Gottes zählen". So spricht er ihn immer wieder direkt an und führt ihn mittels praktischer Tipps und „aktueller“ Berichte durch eine bewegte Zeit. Gewissermaßen nebenbei lernen wir Fakten und historische Zusammenhänge kennen und erhalten eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen. Zahlreiche Abbildungen helfen den Text zusätzlich zu verdeutlichen, und im Anhang zeigt eine von Haywood entworfene Karte die Ausbreitung der Wikinger.
Wie es sich für ein Fachbuch/Karriereratgeber gehört, finden sich natürlich auch die entsprechenden Quellenangaben und eine Literaturliste für Interessierte am Ende des Buches. Im übrigen erleichtert ein Glossar das Verständnis des Wikingervokabulars.
Mein Fazit: Nach der Lektüre dieses „Ratgebers“ wird dem Leser eine Karriere als Wikinger vermutlich nicht erstrebenswert erscheinen, aber er wird sehr viel über ihr Leben gelernt haben.

Bewertung vom 14.08.2023
Der Vorweiner
Bjerg, Bov

Der Vorweiner


ausgezeichnet

Weinen um die Zukunft
Bov Bjerg lässt seinen Roman in einem „Resteuropa" spielen, das aus diversen Rettungsversuchen vor den Folgen des Klimawandels entstanden ist - einem beklagenswerten, öden Ort. Hier kauft sich A. wie Anna einen jungen Flüchtling, der bei ihr leben und sie nach ihrem Tod öffentlich betrauern soll. Trauer wird (wie auch andere Arbeit) von der Oberschicht "Dienstleistern“ übertragen; denn Emotionen und Empathie gelten hier als nicht standesgemäß; doch ganz ohne Tränen soll eine Trauerfeier auch nicht verlaufen. Während sich Anna und ihr Vorweiner besser kennenlernen, passiert allerdings etwas Unvorhergesehenes, und Annas Zerstreuungsfeier verläuft anders als geplant...
Vordergründig erzählt Bjerg Annas Geschichte, wechselweise aus der Sicht Annas und der ihrer Tochter Berta. Dahinter aber stecken zahlreiche grimmige, überspitzte Anspielungen auf (auch aktuelle) Gesellschaft und Politik, etwa wenn von der "endgültigen Rettung Resteuropas“ die Rede ist oder vom Umgang mit (Klima-)Flüchtlingen.
Gefühle spielen keine Rolle; das Verhältnis zwischen Berta und ihrer Mutter oder auch ihrem Partner Pete erscheint eher zufällig und unbedeutend. Und ebenso findet der Leser kaum Zugang zu den Protagonisten oder soll ihn nicht finden.
Der Roman ist in gut verständlichem Stil geschrieben, in knappen, deutlichen Sätzen und kurzen Kapiteln. Seine Form allerdings verlangt dem Leser mehr ab. Abgesehen von der wechselnden Erzählperspektive zwischen Anna und ihrer Tochter finden sich kursiv gedruckte kurze Szenen von Anna im Krankenhaus eingestreut. Wir erleben „schreiende" Nachrichten, verfasst von Berta, und erhalten immer wieder einmal einen Blick durch das allsehende, filmische „Gottesauge“.
Neben spielerischem Umgang mit einzelnen Wörtern, die manchmal humorvoll sind, manchmal bösartig, blitzt auch immer wieder viel Sarkasmus auf.
Eine Gesellschaft ohne Empathie, in der es keine emotionalen Bindungen und Beziehungen mehr gibt; eine Rest-Erde nach Klimakatastrophen - ein solches Leben ist zu beweinen!

Bewertung vom 13.05.2023
Kastenbrote
Schell, Valesa

Kastenbrote


sehr gut

In Form

Wer schon einmal Brot selbst gebacken hat, weiß, dass es eine komplizierte und langwierige Prozedur sein kann. Daher macht mich der Untertitel des Buches Kastenbrote neugierig: Unkompliziert backen einfach im Kasten. Ist es wirklich so leicht?
Bevor es an das Backen geht, werden aber erst einmal die theoretischen Ansätze erklärt. Valesa Schell schildert kurz, aber auch für den Laien gut verständlich, die Grundlagen des Backens, klärt Fachbegriffe, gibt hilfreiche Tipps. Nach der Theorie kann dann die Praxis beginnen. Mit zahlreichen Heferezepten wird gestartet, und auch ich lasse mich zunächst hier inspirieren. Für den fortgeschrittenen Bäcker folgen Rezepte mit Sauerteig und Lievito Madre, deren Herstellung und Führung die Autorin auch detailliert beschreibt. Ein Kapitel widmet sich dem Backen von speziellen Broten wie etwa einer Lauch-Speck-Rolle und natürlich kommen auch süße Brote nicht zu kurz. Schell beschreibt alle Rezepte gut verständlich, was ich beim Testen schnell feststelle. Die Kastenform, die hier angewendet wird, macht das Ausformen des Teiges unnötig und der Teig bleibt „in Form" - das macht es also wirklich alles einfacher, auch für jemanden, der noch nicht über viel Erfahrung verfügt. Außerdem gibt Valesa Schell verschiedene mögliche Garzeiten an, die es mir ermöglichen, das Brotbacken gut in meinen Alltag zu integrieren. Appetitliche Fotos illustrieren die Backergebnisse und machen Lust, es selbst zu probieren. Vervollständigt wird das Backbuch durch einen Serviceteil, in dem der Interessierte weiterführende Literatur und praktische Adressen findet.

Bewertung vom 08.05.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


sehr gut

Dorniger Lebenslauf

So voller Dornen und Widerhaken wie die Brombeerranke auf dem Buchcover gestaltet sich auch der Lebenslauf des Romanhelden Kajan. Der Leser begleitet ihn von Kindheit an bis ins mittlere Erwachsenenalter und erlebt mit ihm glückliche Stunden und harte Schicksalsschläge. Wir werden Zeugen von Kajans Leben vor dem Hintergrund historischer Ereignisse; im totalitären Albanien, seiner unbeabsichtigten Flucht in den Westen und späterer Rückkehr in die Heimat.
Mit seinem angenehmen, gut lesbaren Schreibstil gelingt es Ermal Meta mühelos, zu zeigen, wie tief Weltpolitik in das Schicksal von Menschen einzugreifen und es zu bestimmen vermag. Packend und empathisch schildert er die Ohnmacht des Einzelnen, seine Angst, seine Wut, seine Verzweiflung.
Morgen und für immer - ein aufrüttelndes Buch, eine Mahnung.

Bewertung vom 28.04.2023
Vida und der Sommerzauber
Reuter, Bjarne

Vida und der Sommerzauber


ausgezeichnet

Zauberhaft

Kurzferien ganz allein beim Opa - das klingt für die Geschwister Vida und Karl nach einer spannenden Zeit, besonders, da Opa ihnen vorab ein Paket mit merkwürdigem Inhalt schickt. Wie erwartet gestaltet sich der Miniurlaub aufregend und wird zu einem ganz besonderen Erlebnis für die Kinder…
Reuter, den ich bisher nur als Autor von Erwachsenenromanen kennengelernt habe, bedient sich in dieser bezaubernden Geschichte einer durchaus kindgerechten Sprache. In schlichtem, aber gehobenem Stil entwickelt er eine fantasievolle sommerliche Erzählung, in der alles möglich zu sein scheint. Mit viel Empathie und Humor schildert er, wie Karl und seine Schwester den überbordenden (Lügen-) Geschichten des Opas zwar skeptisch gegenüber stehen, sich aber aufgeschlossen zeigen für kleine Wunder und rätselhafte Ereignisse.
Zauberhafte farbige Illustrationen begleiten Reuters originelle Erzählung. Ursula Seebergs Bilder führen den kleinen Leser detailreich in Natur- und nordische Sagenwelt; sie zeigen Vidas und Karls heile Kinderwelt teils im großen, ganzseitigen Format, teilweise in liebevollen kleinen Abbildungen am Rande des Textes. Ihre Illustrationen sind mehr als Schmuck: sie ergänzen die Geschichte.
"Vida und der Sommerzauber" ist ein wirklich zauberhaftes Kinderbuch, in dem spürbar wird, wie sehr sich beide, Autor und Illustratorin, in die Kinderwelt hinein gedacht haben, Bilder und Text wirken als harmonische Einheit. Sehr lesenswert!