Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Frau M. aus M.
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2024
Selbstversorgung im Winter
Genrich, Til

Selbstversorgung im Winter


ausgezeichnet

Viele schöne Ideen für die eigene Ernte
Hinter dem Titel des Buches habe ich zunächst ein normales Gartenbuch mit Themenschwerpunkt Winter erwartet. Zu meiner große Begeisterung ist es aber viel mehr als das. Til Genrich hat es geschafft, meinen Blick auf das gesamte Thema zu verändern und ein neues Verständnis für Aussaaten und Ernten zu entwickeln.
Im Buch wird sehr anschaulich mit Fotos und Grafiken erläutert, dass eine Selbstversorgung rund ums Jahr möglich ist. Dazu gehört der Anbau von frosthartem Obst und Gemüse im Garten oder in Kübeln auf dem Balkon, die Anzucht von Keimlingen und Mikrogrün im Sprossenglas bzw. Kressesieb, und zu meiner großen Verblüffung auch das Sammeln von Knospen in der Natur. Ein großer Anteil für die Winterversorgung besteht außerdem darin, die meist üppige Sommerernte haltbar und lagerfähig zu machen, so dass man davon noch in den kalten Monaten zehren kann. Es werden mehrere Konservierungsmethoden beschrieben. Das Buch lädt ein, die Dinge auszuprobieren und selbst Erfahrungen zu machen. Da ist wirklich für Jedermann und -frau etwas dabei.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und außerdem noch jede Menge gelernt.
Ich gebe gern eine unbedingte Leseempfehlung für alle am Thema Selbstversorgung Interessierten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2024
Ava liebt noch
Zischke, Vera

Ava liebt noch


ausgezeichnet

Eine besondere Liebesgeschichte
Dieses Buch erzählt die Geschichte von Ava, die seit 12 Jahren mit einem Rechtsanwalt verheiratet und Mutter dreier Kinder ist. Sehr gut wird das Dilemma der Mütter, die den ganzen Tag mit Sysiphus-Arbeiten beschäftigt sind, dargestellt. Der Mann versteckt sich hinter seiner Karriere und findet sehr elegant Ausreden, wenn er doch mal direkt um Beteiligung gebeten wird. Die Kinder machen auch ihr Ding und nehmen das Engagement der Mutter als selbstverständlich. Im Grunde ist jeder allein in dieser Familie. Ich finds klasse, dass Ava aus ihrem "Permafrost" aufwacht. Sie kann beim besten Willen nicht mehr so weitermachen. Sie trifft auf Kieran, der 19 Jahre jünger ist. Zwischen den beiden stimmt es sofort. Aber ihre Lebenssituationen sind so verschieden, dass es keinen gemeinsamen Weg geben kann. Ava bleibt in der Verantwortung für die Kinder bei der Familie.
Das Buch ist ein schonungsloser Spiegel unserer Gesellschaft. Mangel an Kommunikation, Vorurteile und fehlende Wertschätzung sind stark ausgeprägt. Widersprüchliche Situationen und Wünsche zerren an den Nerven. Ava geht beinahe daran zu Grunde. Doch sie entwickelt sich, lernt ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und besser für sich zu sorgen.
Alle Figuren sind sehr authentisch, verständnisvoll und liebenswert gestaltet.
Die ganze Geschichte und besonders ihr Ende gefällt mir sehr gut. Für mich ist es eine Ehrung der Mütter, denen ganz selbstverständlich tagtäglich Extremleistungen abverlangt werden. Ich gebe sehr gern fünf Sterne.

Bewertung vom 10.08.2024
Little Book of Vivienne Westwood
Johnson, Glenys

Little Book of Vivienne Westwood


ausgezeichnet

Inspirierender Punk
Das Buch berichtet über die Entwicklung der Britin Vivienne Westwood von einer Hobbyschneiderin zu einer der einflussreichsten Designerinnen der Welt. Sie nahm mit ihren unkonventionellen Ideen und ihrer starken Persönlichkeit nicht nur auf die internationale Mode Einfluss, sondern äußerte sich auch politisch. Mit ihrer Arbeit als Dozentin vermittelte sie ihre nachhaltige und gleichzeitig unbegrentzt kreative Herangehensweise auch an nachfolgende Generationen von Designern. Viele schöne Ilustrationen dokumentieren Viviennes Entwicklungsweg, so dass jeder Leser vielfältige Eindrücke ihres Schaffens bekommt.
Dieses tatsächlich kleine Büchlein über die Mode-Designerin Vivienne Westwood fasst auf sehr spannende Weise sehr gut zusammen, was man über sie als öffentliche Person wissen kann. Ihre persönlichen Sichtweisen finden sich in eingefügten ZItaten wieder. Was Vivienne im Innersten bewegte, ihre persönlichen Beziehungen, ihre Krisen bleiben jedoch privat.
Es ist ein sehr schönes Buch, dem ich sehr gern fünf Sterne gebe.

Bewertung vom 31.07.2024
Bevor wir uns vergessen
Abécassis, Éliette;Gleinig, Kirsten

Bevor wir uns vergessen


ausgezeichnet

Zusammenhalten
Der Titel der französichen Originalausgabe lautet "Un Couple". Für mich hätte dieser Titel "Ein Paar" auch im Deutschen gut funktioniert. Alice und Jules sind zu Beginn des Buches ein uraltes Ehepaar, zwei Leutchen, die sich wegen ihrer Demenzerkrankung gegenseitig nicht mehr erkennen, sich aber dennoch aneinander erinnern können. Die Geschichte wird rückwärts erzählt, so dass Alice und Jule in Velaufe immer jünger werden bis ins Jahr 1955, in dem sie sich kennenlernten. Die beiden sind ein ganz normales Paar, das von den für ihre Zeit kennzeichnenden Ereignissen und allgemeinen Lebensumständen geprägt ist. Dazu kommen die für eine lange Beziehung typischen Alltagserscheinungen, nachdem die Verliebtheit abgeklungen ist, Kinder da sind, alle möglichen Enttäuschungen hinzunehmen sind und das tägliche Hamsterrad zu meistern ist. Alice und Jules lassen kaum etwas aus. Doch es gelingt ihnen immer wieder, gemeinsam weiterzumachen und sich erneut aneinander anzunähern.
Es ist ein wunderbarer Roman über das, was Menschen über sehr lange Zeit zusammenhalten kann. Die Übersetzung von Kirsten Gleinig bildet das dem Französischen Typische sehr schön ab.
Ich bin sehr angetan von diesem Buch und gebe sehr gern fünf Sterne.

Bewertung vom 15.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


ausgezeichnet

Ein charmanter und frecher Hollywood-Krimi
Dieser Roman ist im Hollywood der 1930er Jahre angesiedelt. Es ist die Zeit, in der der Film "Vom Winde verweht" entsteht. Eve, die ihren (möglicherweise nicht ganz so) goldenen Käfig der Verlobung mit einem Banker in New York verlassen hat, ist eigentlich dabei, eine Liste von Sehenswürdigkeiten rund um den Erdball abzugrasen. Sie entscheidet sich dann aber spontan, in Los Angeles zu bleiben. Eve trifft auf einige sehr interessante Außenseiter, die alle mit dem Filmgeschäft zu tun haben. Diese Begnungen sind lebensverändernd für alle Beteiligten. Jedes Kapitel ist aus der Perspektive eines anderen Protagonisten geschrieben. Es entspinnt sich mysteriöses Geschehen, das auf sehr originelle und unterhaltsame Weise ganz langsam zu einem Krimi wird. Alle Figuren, auch die tragischen, sind sehr liebenswert gezeichnet. Harte Wahrheiten über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen in Hollywood werden mit "augenzwinkernder Eleganz" und ohne jede Bitterkeit eingestreut. Ich bin rundum begeistert von "Eve". Es ist eins der ganz wenigen Bücher, denen ich gern noch einen sechsten Stern geben würde. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser.

Bewertung vom 29.06.2024
Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1
Wilke, Malou

Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1


ausgezeichnet

Ein schöner Schmöker
In diesem Roman geht es um die Besiedlung des Ostens von Amerika in den 1730er Jahren. Savannah in neu gegründeten Staat Georgia soll ein britischer Außenposten werden. Der Ort wird von den Einwanderern aus dem Nichts mitten in einem Sumpfgebiet aufgebaut. Die Einwanderer sind meist Verzweifelte, Abenteurer oder auch Kriminelle, die in ihrer alten Heimat keine Zukunft haben. Die Protagonistin Nellie gehört zu den ersten Ankömmlingen. Sie wurde von ihrem Vater verjagt, weil sie nach einer Vergewaltigung schwanger geworden war. Doppelt gedemütigt sucht sie ihr Heil in der Flucht und in einem Neuanfang auf unbekanntem Gelände. Der Roman erzählt von der anstrengenden Überquerung des Atlantiks und vom entbehrungsreichen Anfang des Siedlungsaufbaus. Die anfängliche Spannung ließ im Verlaufe des Romans langsam nach. Ebenso entwickelte sich die dramaturgische Tiefe. Nach der ersten sehr unterhaltsamen Hälfte des Buches schien es mir so, als ob nur noch alle nur denkbaren Ereignisse und Schwierigkeiten, die es in einer solchen Siedlung geben kann, abgearbeitet werden sollen. Die Figuren sind nicht besonders detailliert gestaltet. Ich konnte auch keine Entwicklung erkennen. Über alle Dramatik hinweg scheint ein rosaroter Film zu liegen, der die Leser und Leserinnen von der Realität verschonen soll.
Dennoch ist dieses Buch sehr unterhaltsam und somit auf jeden Fall der richtige Lesestoff für Leute, die Lust auf leichte Kost haben.

Bewertung vom 27.05.2024
Die kurze Stunde der Frauen
Gebhardt, Miriam

Die kurze Stunde der Frauen


ausgezeichnet

Ein sehr starkes und enorm wichtiges Buch
Für mich hat das Buch schon allein deswegen fünf Punkte verdient, weil es sich mit dem Dilemma der ewigen Benachteiligung der Frauen in unserer Gesellschaft beschäftigt. Die Autorin macht das Thema an "Der kurzen Stunde der Frauen" in der unmittelbaren Nachkriegszeit fest, in der die Männer einfach gar nicht oder nur sehr geschwächt anwesend waren und die Frauen mit den katastrophalen Folgen des Krieges allein fertig werden mussten. Das konnte möglicherweise als emanzipierte Zeit gewertet werden. Aber stimmt das denn überhaupt? Miriam Gebhardt schaut genauer hin, betrachtet die den Frauen zugewiesenen Rollen in der NS-Zeit, in der Nachkriegszeit und in den 50er und 60er Jahren. Sie arbeitet sehr deutlich heraus, welche Traditionen, gesellschaftlichen Zwänge und äußere Umstände das Leben der Frauen prägten. Dazu zieht sie beispielhafte Tagebucheinträge mehrerer Frauen aus den jeweiligen Jahren heran. Auch wenn die geschilderten Dinge nicht neu für mich waren, so sind sie doch in der sachlichen komprimierten Form ziemlich schwere Kost. Die harten Fakten gingen mir heftig an die Nieren. Wie die Demütigung, Entmündigung, Misshandlung und Ausgrenzung von Menschen auf Grund ihres Geschlechts als gut und richtig angesehen werden konnte (und ja wohl auch heute noch teilweise angesehen wird), wird mir wohl immer fremd bleiben.
Sehr spannend ist auch die Gegenüberstellung der Lebensbedingungen für die Frauen in Westdeutschland (BRD) und Ostdeutschland (DDR). Obwohl die Frauen in der DDR sehr viel selbstbestimmter leben konnten und die Familienpolitik sehr viel fortschrittlicher war als im Westen, war ihr privates Umfeld weiterhin von patriarchalischen Strukturen geprägt. Auch der Zugang zu Macht und Einfluss in Politik und Wirtschaft nur den Frauen nur schwer bis gar nicht möglich.
Ich habe viel Stoff zur Auseinandersetzung mit meinen eigenen Positionen zum Thema gefunden. Wie die Autorin richtig konstatiert, sind die Frauen keine einheitliche Gruppe. Jede Frau erlebt ihre Situation sehr individuell. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Verständnis und Akzeptanz.
Ich gebe eine unbedingte Leseempfehlung für Menschen, die offen dafür sind, sich mit deutscher Geschichte und dem Thema der Geschlechtergerechtigkeit auseinder zu setzen. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser und Leserinnen.

Bewertung vom 22.05.2024
Die Butter und der Schlitten
Haller, Connie

Die Butter und der Schlitten


sehr gut

Spannendes Geflecht aus fünf Charakteren
"Die Butter und der Schlitten" ist ein Episodenroman. Die Geschichten der fünf Charaktere sind gleichwertig und verflechten sich im Verlaufe der Zeit. Violetta, Joy, Emma, Martin und Leonard wohnen in derselben Straße, kennen sich aber zunächst nicht. Sie haben sehr unterschiediche Lebensumstände und mit für unsere Zeit typischen Themen zu tun. Von Übergewicht, Dating-Portalen, Fake-Profilen, Einsamkeit, Alleinerziehnden Elternteilen und vielem mehr wird erzählt. Da ist ganz schön was los hinter den Kulissen der engen Straße mit dem Kopfsteinpflaster und den breiten Fußwegen, in der regelmäßig das Müllauto die Durchfahrt behindert. Der Roman spielt von Oktober bis März jeweils an einem Montagmorgen und Montagabend. Die jeweilige Situation wird aus den fünf verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt. Es ist sehr spannend zu erfahren, wie unterschiedlich die verschiedenen Ereignisse erlebet werden und wie sich die Figuren weiterentwickeln.
Es ist ein sehr unterhaltsmamer und kurzweiliger Roman. Ich gebe gern eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.05.2024
Die Schönheit der Rosalind Bone
McCarthy, Alex

Die Schönheit der Rosalind Bone


ausgezeichnet

Eine unglaublich traurige Geschichte mit wunderbarer Sprache erzählt
Dieser Roman hat mich umgehauen. Schon das Cover ist unglaublich gut. Je länger ich auf das Gesicht des Mädchens schaue, um so mehr erzählt es mir. Seine Augen drücken schier Unaussprechliches aus. Im Buch finden sich kurze Informationen über die Autorin. Wir erfahren, das Alex McCarthy ein Studium an der London Contemporary Dance School absolviert hat und auch einige Jahre als Tänzerin und Choreografin gearbeitet hat. Das spiegelt sich sehr stark in der Herangehensweise an diese Geschichte wieder. Ihre Sprache erscheint mir wie ein Ballett. Sie ist sehr feinfühlig, sehr differenziert, sehr nuanciert. Die Übersetzung durch Silke Jellinghaus ist wunderbar. Mit dem Genuss an der Erzahlweise wird die Grauenhaftigkeit der Ereignisse in "Schattental" überhaupt erst fassbar.
Die Geschichte selbst ist deshalb so interessant, weil es um die alltäglichen Dinge geht, über die geschwiegen wird, die unter den Teppich gekehrt werden und mit denen die Betroffenen sich selbst überlassen sind. Angesiedelt in einem kleinen walisischen Dorf mit dem sperrig anmutenden Namen Cwmcysgod (gesprochen Kumkasgott) finden wir die ganze Klaviatur der typische Charaktere. Empathielosigkeit, Egozentrik, Sprachlosigkeit, Gleichgültigkeit, Missbrauch machen die Situation aus. Während sich die Verhältnisse leider nicht verändern (können?) , gelingt es den Protagonisten am Ende einander beizustehen, indem sie Mitgefühl, Akzeptanz und Vergebung füreinander aufbringen. Ansonsten wäre die Geschichte wohl gar nicht auszuhalten.
Die Leistung des Buches besteht vor allem darin, das Ungeheuerliche schonungslos offen auszudrücken und das Unerzählbare zu berichten.
Ich finde diesen Roman wunderschön und enorm wichtig. Sehr gern gebe ich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.05.2024
Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling
Cantieni, Benita

Lebenslang beweglich und kraftvoll mit Tigerfeeling


ausgezeichnet

Tolle Anleitung, um dauerhaft in Bewegung zu bleiben
Von diesem Buch bin ich sehr begeistert. Benita Cantieni hat das Bewegungs-Programm "Cantienica, Körper in Evolution" entwickelt, dass speziell für ältere Menschen gedacht ist. Sie bewirbt ihr Thema sehr überzeugend und mitreißend. Dass die regelmäßie "Wartung" von Sehnen, Knochen und Gelenken sich auch verblüffend günstig auf die gesamte Gesundheit auswirkt, macht Benita Cantieni nachvollziehbar. Schon ihre Herangehensweise finde ich sensationell. Sie wendet eine für mich völlig neue Sichtweise an, die schon für sich allein genommen, positiv auf mein Körperempfinden wirkt.
In vielen Fotos und Erläuterungen werden die Übungen vorgemacht und genau beschrieben. Grafiken, an denen gezeigt wird, welche Funktionen die entsprechenden Muskeln, Sehnen und Knochen haben, erleichtern das Verständnis für die jeweiligen Bewegungen.
Die Übungen selbst muss ich mir geduldig erarbeiten. Die Anleitungstexte spreche ich mir jeweils aufs Handy, was die Sache sehr erleichtert. Die angenehme Wirkung kann tatsächlich sofort einsetzen. Das finde ich sehr motivierend. Benita Cantieni sagt, dass das regelmäßige Üben mit der Zeit leichter wird und der Körper sogar danach verlangt, weil es so angenehm ist und so sehr guttut. Im Buch finden sich auch weiterführende Links zu Cantienis Internetseite, zu entsprechenden Studios und Workshops. So kann jede/r Interessierte weitere Informationen und Inspirationen finden.
Ich gebe gern eine absolute Leseempfehlung und auch mit großer Freude fünf Sterne.