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woolbooksandcoffee

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 05.02.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


sehr gut

Eine authentische, packende Familiengeschichte, die ohne zu viel Kitsch daher kommt, trotzdem fesselnd und emotional ist. Zwei gekonnt verbundene Erzählstränge nehmen einen mit auf die Vergangenheitserkundung und -aufarbeitung der Familie Auber. Die wichtige Geschichte eines Familienimperiums, eine Geschichte von Erfolg und einem familiären Erbe, was gleichzeitig gefärbt ist von der Vergangenheit im Nazi-Deutschland. Wie in vielen Familien ist auch bei den Aubers vieles geprägt von Schweigen und Verdrängungen, dem will der Autor, wohl wie seiner eigenen Vergangenheit, entgegenstellen und das Schweigen brechen. Sprachlich unaufgeregt, aber angenehm wird das Leben von Jakob in der Gegenwart in den Vordergrund gerückt, was mir als Fokus gut gefallen hat.

Fazit: Ein gelungener Roman über ein deutsches Familienimperium, eine gestörte Vater-Sohn-Beziehung, welcher den Bogen bis nach Rio spannt und uns auf eine bewegende Reise mitnimmt. Lesenswert!

Bewertung vom 25.01.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


gut

Ein Buch, wie es aktueller fast nicht sein könnte. Und das, obwohl es sich um die ganz persönliche biographische Aufarbeitung von Victoria Belim handelt, die als Jugendliche die Ukraine verlassen hat und sich erst sehr viel später auf die Suche nach der Geschichte ihrer Familie begibt. In ihrem Debütroman kombiniert Belim die Geschichte der Ukraine mit ihrer eigenen familiären Vergangenheit und nimmt einen so hautnah mit in die Ukraine von gestern und heute. Die historischen Aspekte hätte man teilweise etwas mehr aufarbeiten oder beschreiben können, so regt das Buch mehr zur eigenständigen Recherche an, als wirkliche historische Hintergründe zu vermitteln. Das wäre von einem Roman wohl aber auch zu viel erwartet! Trotzdem waren es für mich gerade diese historischen Aspekte, die mir beim Lesen Spaß gemacht haben. Nicht so überzeugen konnte mich nämlich leider die Familiengeschichte, welche den roten Faden des Romans bildet. Die Geschichte konnte mich nicht fesseln, ich fand die Erzählung an vielen Stellen etwas zäh. Mir fehlte ein Spannungsbogen, ein Überraschungsmoment, etwas, das einen zum Weiterlesen zwingt! Die Protagonistin bleibt für mich nicht greifbar, es werden einfach zu wenig Informationen über sie preisgegeben, als dass es zu einer Identifikation oder einem Mitgefühl kommen könnte. Auch die anderen Charaktere bleiben bis auf die wundervolle Oma Valentina blass und anonym. Fazit: Ein brandaktueller und lesenswerter Roman, der mich leider nicht auf ganzer Länge überzeugen konnte.

Bewertung vom 17.01.2023
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Mit Kalt und Still hat Viveca Sten einen Schwedenkrimi geschrieben, wie man ihn sich erhofft: atmosphärisch, ruhig und gleichzeitig fesselnd.

Die Ermittlerin, welche im Fokus der neuen Reihe von Viveca Sten stehen soll, ist Hanna Ahlander, eine junge Polizistin aus Stockholm, welche es aufgrund persönlicher Probleme - welcher Krimi-Ermittler hat die nicht? - in die Kleinstadt Åre verschlägt. Dort ist es einem Zufall geschuldet, dass sie mit den Ermittlungen in Verbindung gerät. In Stockholm arbeitete sie in einem Dezernat für Gewalt gegen Frauen, ein Thema, welches die Autorin meiner Meinung nach teilweise zu redundant und aggressiv aufgreift. Der für mich zweite und eigentlich ebenbürtige Protagonist ist Daniel, der dortige Ermittlungsführer, welcher ebenfalls privat einigen Problemen ausgesetzt ist. Die beiden funktionieren gut miteinander, gleichwohl hätte ich mir hier ein wenig mehr gewünscht bei der Entwicklung der Charakterbeziehungen zueinander. Hier bleib das Buch recht blass - vielleicht aber ja auch, um Raum für die nächsten Teile der Reihe zu lassen.

Die Story beginnt mit dem Verschwinden der jungen Amanda, welche bei eisigen Temperaturen nach einer Party auf dem Heimweg ist und am nächsten Morgen nicht mehr auftaucht. Es geht um ihr Verschwinden, viel aber auch um ihre Familie und deren Umgang mit der Situation, mit ihrer Verzweiflung und Trauer. Dass hier dem näheren Umfeld des Opfers so viel Raum gegeben wurde fand ich toll, definitiv eine Besonderheit. In der Story selbst gab es ein paar Längen, insgesamt war das Buch aber durchaus fesselnd und die Geschichte rund. Die Auflösung konnte man relativ früh erahnen, bzw. zumindest in welche Richtung es geht, das hat mich aber auch nicht weiter gestört.

Viveca Stens Schreibstil ist angenehm und ruhig, kaum reißerisch, und wenig ausschmückend. Genau so, wie ich es mir von einem soliden Krimi erwarte, sicherlich aber auch nichts besonderes.

Insgesamt ein solider Reihenauftakt, der vor allem von dem tollen Setting im verschneiten Schweden lebt, dank dem ich das Buch trotz einiger Längen sehr gerne gelesen habe!

Bewertung vom 04.01.2023
Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
McFarlane, Mhairi

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben


weniger gut

Da ich schon einige andere Bücher von Mhairi McFarlane kenne und gerne gelesen bzw. gehört habe, erwartete ich hier nach dem Klappentext das übliche Erfolgsrezept. Eine süße, witzige, schnell erzählte Liebesgeschichte im Stile einer RomCom, welche mich über die Feiertage begleiten sollte. Diese Erwartungen wurden leider ziemlich enttäuscht:

Zunächst finde ich den Klappentext (und auch das Cover) überaus irreführend. Absolutes Hauptthema des Buchs sind toxische Beziehung, was hier zwingend hätte Anklingen müssen, es zumindest für mich aber nicht tat. Dass es darüber hinaus auch keine Triggerwarnung gab, von denen ich eigentlich kein sonderlich großer Verfechter bin, finde ich bei so einer Thematik Problematik. Gerade wenn das Buch in der Erwartung einer lustigen Liebesgeschichte in die Hand genommen wird. Das geht so meiner Meinung nach nicht.

Die Charakterentwicklung bleibt hinter diesem Hauptthema, was sehr viel Raum einnimmt, und einer Menge überflüssiger Dialoge, leider zurück. Bis auf Harriet, die Protagonistin, bleiben die Charaktere blass und ohne Tiefe. Im Fokus stehen diverse persönliche Dramen, bei denen man sicherlich das ein oder andere hätte weglassen können. Die Liebesgeschichte tritt dagegen vollkommen in den Hintergrund. Das wäre auch in Ordnung, wenn hier nicht andere Erwartungen geschürt würden. Da hätte man den romantischen Part glatt einfach weglassen können!

Leider ist auch der Schreibstil nicht der, den ich von McFarlane kenne. Ich musste mich zeitweise bei Passagen, die sich wahnsinnig zogen, geradezu zwingen, weiterzulesen. Von dem üblichen Humor und der schnellen Erzählweise war hier nicht viel zu lesen. Der Hauptpunkt, wieso es bei mir dieses mal nur zwei Sterne wurden, ist leider, dass mir das Lesen schlicht keine Freude bereitet hat. Ich musste mich durch das Buch nahezu durchquälen, was ich wirklich schade fand. Und das angesichts einiger wichtiger und spannender Themen, wie dem Hauptthema der toxischen Beziehungen. Für mich lag das vor allem an den ungewohnt ausschweifenden Ausführungen zu nebensächlichen Gedanken der Protagonistin und insbesondere an den schier unendlichen Dialogen.

Fazit: Für mich leider eine Enttäuschung, vor allem aber auch wegen der falschen Erwartungen. Schade!

Bewertung vom 30.12.2022
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


gut

Bei dem Cover und dem Setting wusste ich direkt: das ist ein Krimi, den ich lesen will. Das Cover ist sicherlich nichts besonderes, vermittelt aber sofort diese düstere Ostsee-Stimmung, welche das Buch kreieren will. Vielleicht ein Cover wie das vieler anderer Krimis, aber für mich auch genau das richtige.

Und auch inhaltlich ein alles in allem typischer Krimi: Ermittler mit privaten Problemen und absurde Zufälle, welche zu Ermittlungsergebnissen führen. Das Team fand ich ganz sympathisch und das Buch hat mich gut unterhalten - bis zum Ende. Die Idee der beiden Ermittler, die beide mehr oder weniger ortsfremd sind und eigentlich auch gar keine Lust haben zusammen zu arbeiten fand ich nett, auch wenn mir die Entwicklung in der Beziehung der beiden etwas zu schnell sind. Erst will Tom absolut nichts mit Mascha zu tun haben, nur ein paar Seiten später bringt sie seine Tochter ins Bett - naja. Das hätte man, gerade da es ja offensichtlich kein alleinstehendes Buch ist, anders lösen können und müssen meine ich. Der Schreibstil war nichts besonderes, hat sich aber sehr flüssig lesen lassen und die richtige Atmosphäre aufgebaut. Toll fand ich, dass immer mal wieder typische "Strand-Momente" auftauchten, bei denen wirklich diese düstere Ostseestimmung aufkam.

Einen riesigen Kritikpunkt gibt es aber. Denn am Ende des Buchs passiert: NIX! Ich markiere das hier absichtlich nicht als Spoiler, damit es niemand anderem so geht wie mir. Es wird KEIN EINZIGER Handlungsstrang aufgelöst, bis zum Ende kommen immer mehr Fragen dazu, keine findet eine Antwort. Mir war klar, dass es eine Reihe werden soll, aber eine Krimi-Trilogie in der die Bücher nicht für sich stehen? Wieso? Was soll das? Habe ich wirklich noch nie erlebt, auch wenn es bei Krimireihen ja oft einen verbindenden Fall gibt, und als Hintergrund kann ich mir nur einen wirtschaftlichen vorstellen, denn das Buch hätte man auch gut kürzen und die drei Bücher gleich als eins veröffentlichen können. Nun werde ich mir überlegen müssen, ob ich bei Erscheinen des zweiten Teils versuche, mich wieder an die Geschichte zu erinnern oder es gleich lasse und das Kapitel „Strand“ unbefriedigt abschließe.

Fazit: Das Potential ist da, mir hat es das unnötige Aufteilen auf drei Bücher, die in sich überhaupt nicht abgeschlossen sind, total verdorben.

Bewertung vom 30.12.2022
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


gut

Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen - wundervoll gestaltet und wirklich mal etwas anderes. Das Detail der Frau ist mir erst bei wiederholtem Anschauen aufgefallen! Auch die Haptik des Buchs ist toll und macht Freude aufs Lesen. Ebenso ging es mir mit dem Klappentext, auch dieser sorgte für hohe Erwartungen. Das Setting in London, die Geschichte einer außergewöhnlichen und starken jungen Frau, eine Liebesgeschichte, dazu eine Prise Spannung... Für mich eigentlich die Bauanleitung für einen perfekten Roman!

Leider blieb das Buch selbst dann doch deutlich hinter den Erwartungen zurück: Hazel Sinnett ist eine starke Persönlichkeit, die den Mut findet, ihre Leidenschaft zu verfolgen - den Erwartungen der Gesellschaft zu trotz. Sie ist eine starke Protagonistin, wie sie gerade Jugendromane brauchen. Für mich war Hazel allerdings auch die einzige Protagonistin des Buchs, welches bei den Nebencharakteren leider stark hinterherhinkt. Diese bleiben flach und unausgereift, eine wirkliche Vorstellung der Personen kann man sich hier nicht machen. Und genau so ging es mir auch mit der Geschichte: diese wird für mich nur sehr oberflächlich erzählt und fühlt sich wie eine Einleitung an, die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, dass es irgendwann endlich los geht. "Los" ging es dann auf den letzten ca. 40 Seiten mit einem Ende, was leider den ganzen Roman noch einmal nach unten gezogen hat für mich.

Darüber hinaus finde ich den Untertitel "Eine Liebesgeschichte" sehr unpassend, da dieser falsche Erwartungen wecken dürfte. Was ist damit gemeint, die Liebe Hazels zur Chirurgie und Anatomie? Oder die Liebesgeschichte im Sinne der nur ganz am Rande erwähnten Romanze? Für mich war es völlig in Ordnung, dass die Liebesgeschichte hier nicht viel Raum bekommt, von Titel und Klappentext her hätte ich hier jedoch mit etwas komplett anderem gerechnet.

Insgesamt haben mir gerade das Setting und Hazel als Protagonistin gut gefallen, die oberflächliche Geschichte und vor allem die Wendung am Ende sorgen jedoch dafür, dass das Buch insgesamt eine Enttäuschung war. Schade, dabei hätte in der kreativen Geschichte so viel Potential gesteckt! Den angekündigten Teil 2 werde ich wohl nicht mehr lesen und es bei diesem Ausflug in Hazels Welt belassen.

Bewertung vom 14.12.2022
All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1
Krüger, Tonia

All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1


sehr gut

Eine klassische Liebesgeschichte in weihnachtlichem Setting: die Protagonistin braucht Geld für den Skiurlaub, der männliche Protagonist eine Fake-Freundin für die Weihnachtstage mit seiner Familie.

Die Geschichte ist inhaltlich sicher nichts neues, lebt aber vom zauberhaften Setting im winterlichen London und den Weihnachtsmomenten, welche toll immer mal wieder eingestreut werden.

Die Protagonistin Febe, eine etwas schrullige Shakespeare-Liebhaberin mit eigenem Hund und ohne Familie, war mir von Anfang an sympathisch. Nett, bodenständig und belesen. So sehr ich Febe (und ihren Hund Hamlet) direkt ins Herz geschlossen habe, so schwer habe ich mir mit ihrem Herzblatt Liam getan. Seine ersten Auftritte gefallen mir nicht und passen meines Erachtens auch nicht dazu, wie er später beschrieben wird. Toll finde ich, dass er zwar als attraktiv, reich und selbstbewusst auftritt, gleichzeitig aber ein ziemlich Nerd ist. Trotzdem habe ich mir mit ihm zunächst schwer getan, in später aber ebenfalls in Herz geschlossen. Das hat auch dazu geführt, dass ich ein wenig gebraucht habe, um richtig ins Buch reinzukommen. Die Nebencharaktere fand ich leider sehr gemischt: Liams Familie ist toll - hier hätte man gerne noch etwas mehr erfahren von den (doch sehr stereotypen) Familienmitgliedern. Überhaupt nicht gefallen haben mir die engsten Vertrauten der beiden Protagonisten: ein für mich extrem unsympathisches Paar, was nicht so ganz in die Geschichte passt. Schade fand ich auch, dass die Antagonistin von Febe am Ende doch extrem unsympathisch dargestellt wird, wobei ich mich anfangs gefreut hatte, dass gerade das nicht der Fall war.

So schön langsam die Geschichte sich entwickelt, so abrupt endet sie. Das Ende, welches mir sehr gut gefallen hat, kam irgendwie dann doch recht abrupt, das fand ich schade. Genau so ein perfektes Ende will man aber ja auch irgendwie in einem Weihnachtsbuch, weswegen das kein großer Kritikpunkt ist.

Fazit: Im Großen und Ganzen hat mich das Buch sehr gut unterhalten, hatte jedoch aber auch seine Schwächen. Die Liebesgeschichte hätte man noch etwas intensiver herausarbeiten und die Nebencharaktere stärker einbinden können. Trotzdem: ein tolles Buch für Zwischendurch und zur Einstimmung auf Weihnachten!

Bewertung vom 09.11.2022
Das letzte Versprechen
Lind, Hera

Das letzte Versprechen


sehr gut

Ein fantastisches Gemenge aus wahren Begebenheiten und Fiktion, bei dem sich nicht immer erkennen lässt, was tatsächlich auf einer wahren Begebenheit beruht und was der wundervollen Fantasie von Hera Lind entsprungen ist. Eine emotionales, bedrückendes und mitreißende Geschichte, in der man schon nach wenigen Seiten "mittendrin" ist.

Hera Lind erzählt in einfacher, obgleich packender Sprache und transportiert Emotionen auf tolle Art und Weise. Das Cover weckte bei mir die Assoziationen eines sehr kitschigen Romans, der eher leichte Kost ist, das ist hier nicht der Fall: ein unter die Haut gehender Roman mit Tiefgang! Die Thematik der Banater Schwaben zum Ende des 2. Weltkriegs war mir bisher wenig bekannt und wird in dem Roman auf schonungslose Art und Weise aufbereitet. Leidende Kinder, Trennungen und unendliches Leid - sicher kein "Feel Good Roman". Insgesamt eine wundervolle historische Erzählung und sicherlich nicht mein letzter Roman von Hera Lind!

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