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VielleserDi

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 23.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


sehr gut

Ein überschüssiges Männchen

Das Cover von Gaea Schoeters Roman "Trophäe" stimmt perfekt auf das Thema des Buches ein. Auf Alarm-gelben Hintergrund sieht man den Kopf eines Spitzmaulnashorns. Erschaffen wurde das Cover mit KI – Unterstützung und ist somit auf der Höhe der Zeit, genau wie das Thema des Buches.

Mit einem Zitat aus Joseph Conrads "Heart of Darkness" wird der Leser abgeholt. Loyalität dem selbtgewählten Albtraum gegenüber. Welcher Albtraum das sein wird, das lassen Klappentext und Leseprobe erahnen. Hunter (der Name ist Programm) freut sich auf die Jagd, auf die er sich lange vorbereitet hat.

Wer sich auf den Roman einlässt wird mitgenommen auf eine spannende, nervenaufreibende Reise in den afrikanischen Busch und in die Tiefen der menschlichen Psyche.

Wer darf was in Afrika? Was ist richtig? Was ist falsch? “Legal und illegal ließen sich hier öfter durch Dollarscheine voneinander unterscheiden als durch Gesetzestexte”. (Zitat, S. 99).

Als Leser erfährt man so einiges über die Regeln der Großwildjagd und die Abgründe der menschlichen Seele. Nicht alles, was man liest, möchte man lesen doch es lohnt sich dranzubleiben!

Unabhängig von den kontroversen Themen des Romans ist der mitreißende Schreibstil der Autorin zu betrachten. Gaea Schoeters beschreibt die Natur Afrikas eingängig. Sie erzählt flüssig und bildreich und vermittelt die Schönheit der Natur Afrikas in beeindruckender Weise. Lisa Mensings Übersetzung finde ich sehr gelungen.

“Trophäe” ist nichts für schwache Nerven. Wer sich kritisch mit dem heutigen Afrika auseinander setzen möchte, vor Gewalt und moralischen Fragen nicht zurück schreckt, sollte sich mit Hunter auf die Jagd begeben. Spannung garantiert!

Bewertung vom 02.02.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Herrenmäntel mit Waschbärkragen

Das Cover von “Nachbarn” wirkte solange “entspannt” auf mich, bis ich die erste Geschichte dieser Sammlung von Diane Olivers Kurzgeschichten gelesen hatte. Nach der Lektüre der Geschichte sehe ich in der Szene auf der Couch eher Hoffnungslosigkeit. Beinahe scheint es mir zu farbenfroh – vielleicht hätte ich für das Cover eine schlichte schwarz-weiße Farbfotografie gewählt. So wie das Foto von Diane Oliver, das man über ihrer viel zu kurzen Vita findet. Doch die Geschichten die diese junge Autorin vor so vielen Jahren geschrieben hat, sind vielseitig und vielschichtig. Bunt, wenn auch nicht unbeschwert und fröhlich.

Es ist schwer aus den fünfzehn Geschichten, die so unterschiedlich sind wie die Menschen, jung und alt, von denen sie handeln, einen Favoriten hervorzuheben. Der Leser erfährt viel über Arbeitsbedingungen, Alltag und Gesellschaft zu der Zeit, zu der Diane Oliver gelebt hat.
Ihre wunderbare Erzählweise macht Wünsche, Träume und Hoffnungen sichtbar, und stellt ihnen die ernüchternde Realität gegenüber.

Diane Oliver schreibt klar und präzise. Sie lässt den Leser mit jeder Geschichte tiefer eintauchen in die Zeit der Bürgerrechtsbewegung der USA. So war es wohl damals, denkt man sich. Und dann: warum nur?
Diese Sammlung von Kurzgeschichten ist faszinierend.

Ich habe meine Lektüre mit der Anmerkung zur Übersetzung begonnen. Denn mindestens so facettenreich, wie die Geschichten, ist die Wortwahl der Autorin. Die Anmerkung der Übersetzer hat mir geholfen, die deutsche Übersetzung besser zu verstehen. Wie die Übersetzer Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg anmerken, bringt die Autorin mit verschiedenen sprachlichen Bezeichnungen unterschiedliche Dimensionen von Diskriminierung zum Ausdruck. Dies wurde in der deutschen Übersetzung beibehalten.

Auch das Nachwort von Tayari Jones hat mir geholfen die Kurzgeschichten besser zu begreifen.

Mich werden diese Geschichten und ihre mutigen, teils verzweifelten Charaktere noch lange nach der Lektüre beschäftigen. Ich kann mir vorstellen, dass Diane Olivers Werk zu Schulliteratur wird. Es wäre toll, wenn diese die Kurzgeschichten, jetzt, da sie endlich entdeckt wurden, noch viele Jahre intensiv gelesen und hinterfragt werden!

Bewertung vom 28.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Gambit - Das ganze Leben ist ein Spiel

Das Cover des Romans ist in gelb, grün und rot gehalten, Kastanien umranden das Bild eines Jungen an der Hand eines Mannes.

“Der Schacherzähler” von Judith Pinnow erzählt von der ersten Zeile an. Langsam, leise und doch intensiv entwickelt sich die Geschichte um Malu, die allein erziehende Mutter, Janne, ihren 9-jähringen Sohn und Oldman.
Der Roman steckt voller Überraschungen. Trotz mäßigem Erzähltempo kommt keine Langeweile auf. Wie auch beim Schachspiel sind die Protagonisten abwechselnd „am Zug“. Die Erzählperspektiven ändern sich häufig. Es werden so verschiedene Aspekte des Geschehens beleuchtet, die sich mit der Zeit zu einem Ganzen zusammenfügen.
Judith Pinnow passt ihren Schreibstil den Erzählenden an.

Eine Handvoll Illustrationen von Vivien Thiessen bereichern die Geschichte.

Der Leser erfährt einiges von Malus Alltag im Coffeeshop und ihren Sorgen als alleinerziehende Mutter. Janne hat es nicht einfach in der Schule, aber er hat Spaß beim Scooter fahren im Park. Hier verbringt Oldman gerne seine Tage, ein Schachbrett vor sich und eine Thermoskanne Tee im Gepäck.
Die Beiden begegnen sich und es beginnt eine zarte Freundschaft.

Freundschaft ist das vorherrschende Thema des Romans. Ich kann mir vorstellen, das dies viele Leser berührt, jeden auf seine ganz persönliche Weise.
Mir hat die Lektüre Freude gemacht und ich habe beim Lesen Lust auf einen Kaffee und ein Stück Bananenbrot bekommen.

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