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Magnolia
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Bayern

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Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2025
Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2 (eBook, ePUB)
Hunter, Alice

Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ist das „Mörder-Gen“ vererbbar?

Hat die Tochter des Schmetterlingskillers, wie er genannt wird, das „Mörder-Gen“ geerbt? Die Antwort auf diese Frage erhalte ich ziemlich spät, zunächst jedoch erfahre ich so einiges von Jane, die ihren Namen geändert hat, sobald sie sich aus den Fängen ihrer Eltern befreien konnte. Jenny nennt sie sich nun, sie ist mit Mark verheiratet, Ella und Alfie sind ihre beiden entzückenden Kinder und wäre da nicht der Vertrauensbruch von Mark gewesen, hätten sie als Bilderbuchfamilie durchgehen können. Jenny betreibt eine erfolgreiche Tierarztpraxis, auch Mark ist beruflich gefestigt – so weit, so in Ordnung. Wäre da nicht der Tierkadaver, der Jenny in einer schwarzen Mülltüte verpackt vor die Haustür gelegt wird. Sie findet noch mehr dieser anrüchigen Pakete, behält dieses Wissen aber für sich. Ziemlich zeitgleich verschwindet Olivia, mit der Mark eine kurze Affäre hatte, die Polizei sucht fieberhaft nach ihr, auch Jenny und Mark werden befragt.

Da ich vor Kurzem „Die Frau des Serienkillers“, das erste Buch der Reihe um die Serienkiller-Familie, gelesen habe, habe ich geradezu auf diesen Nachfolgeband hingefiebert. Hier treffe ich eine andere Familie, was ich so nicht vermutet hätte. Dies nur am Rande, denn auch diese Familie eines mittlerweile überführten Serienkillers, der Zeit seines Lebens einsitzt, hat Geheimnisse en masse, denn bald ist klar, dass nicht nur Jenny ihre Herkunftsfamilie verleugnet, auch Mark scheint so einiges aus seinem früheren Leben verbergen zu wollen.

Seit nunmehr elf Jahren verbirgt Jenny ihre wahre Identität, keiner weiß um ihren Mörder-Vater und keiner weiß wirklich, wie manipulativ und einengend ihre Mutter war. Es tauchen vor ihrem inneren Auge Szenen eines weißen Distelfalters auf, sie verhält sich oftmals ziemlich seltsam, hat Blackouts, wacht desorientiert auf, sie steht so dann und wann komplett neben sich. Sie hat Erinnerungslücken, auch die Überwachungskameras fördern eher Versatzstücke denn die Wirklichkeit zutage. Jenny ist zunehmend verzweifelt, sie wird immer tiefer in die Ermittlungen um die verschwundene Olivia hineingezogen.

Auch mich zieht Alice Hunter in diesen so undurchsichtigen Fall, ich bin ihren ausgelegten Fährten gefolgt, bin direkt in ihre gut getarnte Falle getappt, bin letztendlich dem Irrtum aufgesessen, der von ihr durchaus gewollt war. Gut gemacht, Frau Hunter! Und sie hat noch so einiges mehr gut hinbekommen, vor allem dem Ende zu ist alles nochmal gerade gerückt worden, auch wenn mir mach Passage zwischendurch zu ausschweifend war. Jenny bin ich gefolgt, habe sie ob ihres Mutes bewundert, dann wieder hätte ich sie am liebsten geschüttelt und ihr gute Ratschläge erteilt. Nicht nur sie, auch die anderen Figuren sind glaubhaft angelegt, die ganze Story hat mich gefesselt und mich gebannt weiterlesen lassen. Bis zum doch sehr überraschenden Ende – aber lesen Sie selbst.

Bewertung vom 30.01.2025
In einem Zug (eBook, ePUB)
Glattauer, Daniel

In einem Zug (eBook, ePUB)


sehr gut

Zug-Gespräche

Eduard Brünhofer ist Autor von diversen Liebesromanen, er ist seit einer halben Ewigkeit verheiratet und nun sitzt er „In einem Zug“, ihm schräg gegenüber hat sich eine Frau mittleren Alters dazugesellt, sie stellt sich ihm als Catrin Meyr vor.

Zwei Menschen, einander völlig fremd, begegnen sich. Sie fahren ab Wien, sitzen im selben Abteil und wie es so ist, kommen sie ins Gespräch, besser gesagt, sie spricht ihn an. Sie meint, in ihm ihren ehemaligen Englischlehrer zu erkennen, was er verneint. Der Anfang ist gemacht, zumindest aus ihrer Sicht. Denn er will seine Ruhe haben, er ist unterwegs nach München, ihm steht ein unangenehmer Termin bevor.

Daniel Glattauer erzählt unaufgeregt, er lässt diese beiden Fremden aufeinander los, den antreibenden Part übernimmt sie, die sich ihm als Therapeutin vorstellt. Und schon habe ich ein Schema vor Augen. Meine, dass ein Therapeut eher zuhört denn den anderen mit Fragen löchert und ihn dabei immer weiter zurückdrängt. Catrin drängt sich ihm auf, sie drängt sich in sein Leben auf eine geradezu penetrante Art und ich frage mich, warum er, der doch mit Worten umgehen kann, sich dermaßen entblößen lässt. Sie will von seiner Ehe alles wissen, geht ins intimste Detail, zwischendurch dann fließt Alkohol nicht zu knapp, sie redet ohne Luft zu holen, schließt auch Fragen zu seiner monetären Situation nicht aus. Und er – antwortet brav, wenngleich er in seinen Gedanken eine andere, eine starke Rolle einnimmt, die ihr Halt gebietet. Es sind jedoch lediglich gute Vorsätze, die er vergisst, sobald sie ihn wieder geschickt auf ihre Fährte lockt.

„Ich rede nicht gerne und ich rede auch nicht viel. Normalerweise. Wenn ich etwas zu vermelden habe, dann schreibe ich es nieder, dann lege ich es einer meiner Romanfiguren in den Mund.“

Nun, diese Zugfahrt beginnt ganz amüsant, driftet aber bald in eine Richtung, die mir so gar nicht gefällt. Am liebsten würde ich Eduard an die Hand nehmen und ihn aus den Fängen dieser Frau befreien wollen. Catrin stellt die Liebe ihres Gegenübers auf die Probe, sie kennt keine Grenzen, ist übergriffig bis unerträglich. Ich bin gespannt, wohin die Reise letztendlich geht, welches Ziel Catrin verfolgt. Ihre Fragen sind zunächst ganz unverfänglich, sie will von dem Autor, der von der Liebe schreibt, mehr darüber wissen. Die Dialoge sind witzig, zuweilen schräg, die Gespräche anregend, verlieren sich aber zwischendrin in Belanglosigkeiten.

Der tiefere Sinn dahinter – ich ahne es, je mehr sie sich dem Hbf von München nähern. Hier bin ich wieder einigermaßen versöhnt, wenngleich die Figur Catrin meine Nerven über weite Strecken arg strapaziert hat und auch Eduard kommt mit seiner fast schon arglosen Gutmütigkeit nicht sehr lebensnah daher. Und doch war diese Zugfahrt nicht ohne, bis auf einige Längen hat mich das Buch dann doch gut unterhalten.

Bewertung vom 28.01.2025
Die Wächterin von Köln
Schier, Petra

Die Wächterin von Köln


ausgezeichnet

Lesenswerter historischer Roman um die Hübschlerin Elsbeth

Petra Schier entführt mich mit ihrem neuen historischen Roman „Die Wächterin von Köln“ wie schon einige Male zuvor ins Mittelalter, sie ist bekannt für ihre gut recherchierten Romane in dieser Zeit. Viel Hintergrundwissen rankt sich um ihre Protagonisten, die sie mir lebensnah und sehr unterhaltsam näher bringt, was ich sehr zu schätzen weiß.

Hier steht die Hübschlerin Elsbeth im Mittelpunkt. Eine Dirne, deren Beruf als unehrlich, als nicht ehrbar, gilt. Im Nachwort, das ich vorab erwähnen möchte, veranschaulicht sie diesen und viele andere Berufe und Begriffe. Schon allein diese Ausführungen sind interessant, die Autorin hält sich dabei an die neuesten Forschungsergebnisse und bringt diese gut lesbar und kurzweilig uns Lesern näher.

Elsbeth ist 43 Jahre alt, als ich ihr das erste Mal begegne, wir schreiben das Jahr 1423. Sie beobachtet eine Szene mit der 14jährigen Britti, die ihr so gar nicht gefällt und wie es ihr Naturell verlangt, schreitet sie ein. Das Mädchen ist zu jung, um den grobschlächtigen Kerlen zu Diensten zu sein, also bietet sie ihr an, bei ihr zu arbeiten. Elsbeth betreibt das Bordell „Zur schönen Frau“, es gibt aber auch hier genug andere Arbeiten jenseits des Bordellbetriebes. Sie betreibt ein Badehaus, bietet Speisen und Getränke an, auch ihre Schwitzkammer wird gut angenommen, daneben gibt es noch so einige Dienstleister wie etwa die Bartscherer. Elsbeth achtet stets auf Hygiene und Reinlichkeit und Knechte achten darauf, dass ein Akt nicht in Gewalt ausartet, was nicht in jedem Hurenhaus selbstverständlich ist. Sie kümmert sich um die Ihren und auch sie lebt ihr Leben, auch davon erfahren wir so einiges. Sie ist sechzehn, als ihre Mutter stirbt und sie ihren Körper anbietet. Schon da ist sie eine in vielerlei Hinsicht faszinierende Frau, auch wenn sie noch naiv und unerfahren ist, so hat sie ihr Schicksal als Hübschlerin doch angenommen.

Elsbeth folgen wir vom jungen Mädchen zur gereiften Frau, dabei blicken wir in Kölns Unterwelt, dringen tiefer vor in ihre familiären Verhältnisse, vom Bordellbetrieb mit den so unterschiedlichen Kunden und deren mehr oder weniger ausgefallenen Wünsche und Forderungen erfahren wir so einiges, auch Pikantes. Und nicht nur ein Mord überschattet Köln, wir sind hautnah dabei.

Der Geschichte vorangestellt ist eine Karte von Köln Anno Domini 1423 und gleich danach ist das gerade am Anfang sehr hilfreiche, in Rubriken unterteilte Personenverzeichnis abgedruckt, das mir auch zwischendurch gute Dienste geleistet hat. Sehr reizvoll sind die zwei Zeitebenen, die wechselseitig erzählt werden. Den Überblick verliert man dabei nicht, denn die einzelnen Kapitel sind mit Datum versehen. Mit der jungen Elsbeth bekommen wir so einiges von der früheren Vorsteherin des Dirnenhauses mit, die eher ihren Verdienst im Auge hatte. Das Haus und seine Bewohner sind dem Scharfrichter zu Köln unterstellt, auch von diesem Beruf erfahre ich mehr, meine Vorstellungen waren nicht nur hier ganz andere.

Petra Schier hat einmal mehr bewiesen, dass sie nicht nur schreiben kann, sie bringt zudem ihr fundiertes Wissen auch in dieses Buch mit hinein. Sie versteht ihr Metier, ihre Figuren leben, sie sind stark, andere schwach, sie sind schlau oder auch einfältig, wieder andere grobschlächtig, gar hinterhältig. Der bildgewaltige Schreibstil hat mir das Gefühl gegeben, direkt mittendrin zu sein. Ich habe viel mitgenommen aus dieser Zeit rund um die Hübschlerin Elsbeth und - ich habe diese Zeit des Lesens sehr genossen. „Die Wächterin von Köln“ ist ein Roman, den ich jedem historisch Interessierten empfehlen kann.

Bewertung vom 28.01.2025
Dunkle Asche (eBook, ePUB)
Thomsen, Jona

Dunkle Asche (eBook, ePUB)


sehr gut

Wenn die Vergangenheit dich einholt

„Die Haustür wurde geöffnet. Jemand kam herein. Schritte, die sich näherten, dann wurde der Lichtschalter umgelegt. Eine Gestalt stand in der Tür. Was machst du den hier?“ Es ist der 15. Juli 1992, eine halbe Stunde nach Mitternacht.

Es geht um den Mord an Sanna, eine 18jährige, die damals im Ferienhaus ihrer Eltern mit zwölf Messerstichen getötet wurde und wie sich herausstellte, wurde das Haus anschließend in Brand gesteckt. Schon der Prolog legt klar, dass da jemand etwas entdeckt hat, was nie an die Öffentlichkeit dringen darf. Wer das war und auch dessen Motiv bleiben sehr lange im Unklaren.

Der Fall wird von der Cold Case Unit der Kripo Kiel neu aufgerollt, nachdem ein Anruf eingeht - ein Schwerkranker will eine Aussage bezüglich dieses dreißig Jahre zurückliegenden Falles machen. Das Ermittlerduo Möller/Engster werden darauf angesetzt, die alten Akten werden als Grundlage für ihre erneuten Ermittlungen herangezogen. Die beiden erhoffen sich neue Hinweise, da sie heute bezüglich der alten Spuren wesentlich mehr Möglichkeiten haben, daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Zunächst stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens, auch spüren sie instinktiv, dass es eher Lügen denn Erinnerungslücken sind, die ihnen aufgetischt werden.

Gudrun Möller und ihre neue Kollegin Judith Engster könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine ist impulsiv und durchaus trinkfest, während die andere eher die kühle Methodikerin ist, beide sind sie in den Fünfzigern. Dass Gudrun in diesem Sommer in die Clique um die ermordete Sanna involviert war, ist schon heikel. Die damaligen Freunde werden nun erneut verhört, dabei macht sich so mancher verdächtig. Und zwischendurch sind es die Gedanken des wahren Täters, die kurz aufblitzen - er scheint die Ermittlungen genau zu beobachten.

Die beiden Ermittlerinnen haben auf den ersten Blick so gar nichts gemeinsam und doch wachsen sie zusammen – irgendwie. Beide sind sie ehrgeizig, wobei ihr privater Hintergrund unterschiedlicher nicht sein kann. Gudruns damaliges Umfeld ist in Visier ihrer Polizeiarbeit, dabei stellt sich schon heraus, dass der Fall vor dreißig Jahren zu schnell abgehandelt und abgehakt wurde. Jona Thomsen gibt Einblicke in den damaligen Freundeskreis, wir erleben sie auch im Heute und nicht nur einer macht sich verdächtig. Es sind ganz und gar unterschiedliche Charaktere, nicht jedem gelingt ein Leben auf der Überholspur.

Mich hat „Dunkle Asche“ von Anfang an abgeholt, ich wollte wissen, wer denn dieser Unbekannte ist, der seelenruhig auf sein späteres Opfer zu warten scheint, um seine verräterischen Spuren dann gewissenhaft in Flammen aufgehen zu lassen. So einige hatte in Verdacht, der wahre Schuldige war lange nicht dabei. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist die Tatsache, dass Gudrun, trotzdem sie damals in Sannas Nähe war und so gut wie alle kannte, den Fall bearbeiten konnte. Davon abgesehen ist Jona Thomsen ein durchweg spannender Krimi mit interessanten Protagonistinnen und auch ansonsten authentischen Charakteren gelungen.

Bewertung vom 28.01.2025
Halbe Leben (eBook, ePUB)
Gregor, Susanne

Halbe Leben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zwei Frauen, zwei ganz und gar unterschiedliche Leben

Von Anfang an ist klar, wohin sich das Schicksal wendet, denn der Roman beginnt mit Klaras Tod. Sie war mit Paulína, der Pflegerin ihrer Mutter Irene, unterwegs auf unwegsamem Gelände. Dabei ist sie an einer mit Moos überdeckten Stelle abgerutscht und fünfzig Meter in die Tiefe gestürzt. Ein ungewöhnlicher Anfang für ein außergewöhnliches Buch, das rückblickend von der Ungleichheit zweier Frauen und deren so unterschiedlicher Leben erzählt.

Nach Irenes Schlaganfall ist klar, dass sie Rundumbetreuung benötigt und was liegt da näher, als auf Pflegekräfte zurückzugreifen, die direkt im Haus wohnen. In der Slowakin Paulína findet Klara die perfekte Betreuerin, deren Dienst sich vierzehntäglich mit dem Pfleger Radek abwechselt. Vor allem Paulína ist es, die sich nebenbei um die ganze Familie kümmert – sie kocht, sie putzt, sie wäscht. Ihre Dienste werden nur zu gerne angenommen, es kommt immer wieder zu Mehrarbeiten, Tage und Wochenenden soll Paulína dranhängen, obwohl die Familie genau weiß, dass auf Paulína daheim ihre beiden Söhne warten, die während ihrer Abwesenheit von der Schwiegermutter betreut werden. Paulína schafft den Spagat zwischen ihrem Arbeitsverhältnis und ihrer eigenen Familie, aber irgendwann kommt es dazu, dass sie dieses Missverhältnis nicht mehr will.

„Paulína könntest du… würdest du… ich wäre dir so dankbar, wenn du…“ Es sind diese Suggestivfragen, die sie ständig unter Druck setzen.

Susanne Gregor zeigt auf, wie kleine Gefälligkeiten überhand nehmen. Die einen fordern immer mehr, bemerken gar nicht, dass sie zu weit gehen, dass sie Grenzen einreißen, dass sie sich keine Gedanken um den anderen machen, sie gar nicht nachdenken wollen, was sie ihrem Gegenüber abverlangen.

Der Roman stimmt nachdenklich. Vor allem Paulína konnte ich sehr gut verstehen, wenngleich ich ihre Handlungsweise nicht in Gänze nachvollziehen wollte. Sie ist in einer monetär nicht gerade günstigen Lage, ist dadurch – als Alleinverdienerin - gezwungen, eine lukrative Beschäftigung anzunehmen. Klara indes ist karriereorientiert, sie ist eher egoistisch und meint, mit einem gelegentlichen Geldschein ihrer Sorgfaltspflicht als Arbeitgeberin nachzukommen. Dass das Menschliche dabei außer Acht gelassen wird, sieht sie nicht. Diese beiden und auch die anderen Charaktere sind gut beobachtet und überzeugend dargestellt, die Zerrissenheit zwischen dem Beruf, dem Geld-verdienen-müssen und die nagenden, immer stärker werdenden Schuldgefühlte der eigenen Familie gegenüber sind absolut nachvollziehbar. Ein starkes Buch, ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 28.01.2025
Dancing Queen (eBook, ePUB)
Fabbri, Camila

Dancing Queen (eBook, ePUB)


sehr gut

Interessante Erzählweise

„Die Orientierungslosigkeit der Millennials“ hat mich zunächst irritiert, ich musste mich sozusagen erst einlesen in Paulinas Geschichte. Paulina wacht blutend und bewegungsunfähig in einem verunfallten Auto auf, das Mädchen auf dem Beifahrersitz kennt sie nicht. Was ist passiert?

Die Mittdreißigerin bekommt gefühlt nichts auf die Reihe, ihre biologische Uhr tickt, mit dem Freund, den sie nicht halten kann, trifft sie sich so dann und wann, denn so ganz kann sie ihn nicht loslassen, er schwirrt noch immer in ihren Gedanken herum. Sie liest Liebesgeschichten, die sie so nie erleben wird, hängt ihrem jüngeren Ich nach. Sie fühlt sich „wie ein Musikstück mit überwiegend dissonanten Tönen“. Sie lebt in Buenos Aires, ist mit ihrer Kollegin Maite auf dem Weg zu deren Zuhause, sie lernt neue Leute kennen, zwischendurch dann schwenkt der Fokus in das Unfallfauto mitsamt Paulina und dem Mädchen, von dem wir irgendwann erfahren, dass sie Lara heißt.

Wie oben erwähnt, war ich ziemlich ratlos, nachdem ich von dem Unfall gelesen und gemeint habe, jetzt ginge es „normal“ weiter. Was auch immer als normal gelten mag. Nun, das Leben kommt Paulina in Gedankenfetzen dazwischen, was auch angesichts ihrer Situation durchaus verständlich scheint. Zumindest dann, wenn die wie lose zusammengesammelten Ideen besser greifbar werden und spätestens dann war ich mit Paulinas Geschichte versöhnt.

Camila Fabbri hat schon einen ganz eigenen Schreibstil, der als zerrissen durchgehen kann, wenn man sich auf diese Art der Darstellung nicht einlassen will oder kann. Alle Charaktere sind eher kurz skizziert und auch Paulina kommt eher steril, ja blutleer bei mir an. Vordergründig ist sie es, von der erzählt wird. Und eigentlich ist es die Generation der Millennials, die durchs Leben stolpern.

Bewertung vom 25.01.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5 (eBook, ePUB)
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5 (eBook, ePUB)


sehr gut

Brandgefährlich!

„Zwei Länder. Zwei Ermittler. Mysteriöse Grenzfälle.“ Jahn und Krammer ermitteln in ihrem nunmehr fünften gemeinsamen Fall.

Ein Auto kommt von der Straße ab, touchiert das Verkehrsschild, ein Hindernis bringt es zum Stehen. Diese gespenstische Szene beobachtet eine Zeugin, die schon eine Weile hinter diesem Fahrzeug herfährt. Auch sieht sie, wie eine Frau auf der linken Seite aussteigt, etwas ins Auto wirft und wegläuft. Der nächtliche Wald verschluckt sie sofort. Das verunfallte Fahrzeug brennt aus, die Ermittler finden darin eine verkohlte Leiche. Das Mysterium um diese verschwundene Frau wirft Fragen auf, zumal der Beifahrer der Augenzeugin keine weitere Person gesehen hat.

Kurze Zeit später steht eine Villa in Flammen, auch hier finden sie eine Tote. Es kommt zu weiteren Brandanschlägen, sowohl auf der deutschen als auch auf der österreichischen Seite. Dass es sich um Brandstiftung handelt, beweist allein die Tatsache, dass Brandbeschleuniger gefunden werden. Alexa Jahn und ihr österreichischer Kollege Bernhard Krammer ermitteln grenzübergreifend gemeinsam als auch mit ihren jeweiligen Kollegen vor Ort.

Die komplexen Fälle führen sie in eine Asylunterkunft, auch in die Reichsbürgerszene und nicht nur dahin, es geht sehr viel weiter. Wir lesen von illegalen Holzgeschäften, von Geldwäsche rund um den Immobilienmarkt und von noch so einigem mehr - die Spuren führen nach England und bis nach Afrika.

Dazwischen sind immer wieder ein paar Seiten eingeschoben, die mit ZUVOR übertitelt sind. Lange ist unklar, wer hier erzählt und was dies mit den Ermittlungen zu tun hat.

„Ihre Spur in den Flammen“ - wie hängen all diese Fälle zusammen? Man muss schon konzentriert lesen, um nicht den Faden zu verlieren. Man ahnt, dass die einzelnen Sachverhalte miteinander zu tun haben. Auch werfen die Opfer – sowohl jene, die überlebt haben als auch die Toten – Fragen auf. Bis zuletzt versteht es Anna Schneider, ihre Leser zu verwirren und sie zu fesseln. Jahn und Krammer, das grenzüberschreitende Ermittlerduo sind Tochter und Vater, was allerdings nicht jeder weiß. Beide sind sie mit Herzblut dabei, sie stellen gerne mal Privates, was schon auch erzählt wird und diese privaten Einschübe die hochkomplexen Fälle auflockern, zugunsten der Arbeit in den Hintergrund.

Die Autorin hat hier viel hineingepackt, auch führt ein alter Fall direkt in die JVA, was mich zunächst schon irritiert hat. Der fünfte Fall der grenzüberschreitenden Krimiserie ist komplex, vielschichtig und unterhaltsam, wie schon die Vorgängerbände, die jeder für sich in sich abgeschlossen sind. Und nun sehe ich gespannt dem nächsten „Grenzfall“ für Jahn und Krammer entgegen.

Bewertung vom 23.01.2025
LONELY PLANET Bildband Traumstrände
Lonely Planet Verlag

LONELY PLANET Bildband Traumstrände


ausgezeichnet

Paradiesische Strände, traumhafte Fotos

Das Buch wartet mit den „100 schönsten Strändne weltweit“ auf, an einigen wenigen davon habe ich das Strandfeeling direkt genossen. Diese „Traumstrände“ haben meine Reiselust aufs Neue angefacht, am liebsten möchte ich sofort aufbrechen und ganz lange bleiben.

Es ist gegliedert nach Ozeanien, Afrika, Asien, Mittlerer Osten, Europa und Amerika. Dabei sprechen die Fotos sowieso für sich, man kann sich an diesen Traumbildern gar nicht sattsehen und die Beschreibung dazu vervollständigt das idyllische Gesamtbild. Wie hinkommen? Auch dies wird kurz beschrieben.

Am Ende des Buches findet man noch eine Info über die Top 5 Traumstrände für Familien, für den Sonnenuntergang, abseits vom Trubel, zum Schnorcheln, um Tiere zu beobachten oder auch die Inseln, die überraschen können. Dann sind es noch je fünf Inseln, die den Besuch trotz vieler Badegäste wert sind und solche, an denen man die Natur besonders gut erleben kann und auch jene zum Beobachten der anderen, was auch immer damit gemeint ist.

Vom feinen Sandstrand bis hin zu felsigen Klippen ist alles dabei, ich bin restlos begeistert. Und nicht nur ich, auch das ein oder andere Familienmitglied stöbert gerne darin. Und zudem ist dieses fantastische Buch ein wunderbares Geschenk für jeden, der gerne verreist. Es ist zum Wegträumen schön.

Bewertung vom 23.01.2025
Der Narbenschneider (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Der Narbenschneider (Thriller)


sehr gut

Schünemann & Kurz zum Zweiten

„Der Narbenschneider“ ist nach „Und tot bist du“ der zweite Fall des Ermittlerduos Tabea Kurz und Frank Schünemann, er ist in sich abgeschlossen, kann also ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Die tote Frau, die in einer dunklen Ecke des Hamburger Hafens gefunden wird, ist übelst zugerichtet. Schünemann wird auf den Fall angesetzt und da seine langjährige Partnerin bei einem Einsatz ums Leben kam, wird ihm die Streifenpolizistin Tabea Kurz zur Seite gestellt, mit der er schon einmal erfolgreich zusammengearbeitet hat. Tabea ist mittendrin im Studium zur Kriminalkommissarin und da der Leiter der Hamburger Mordkommission große Stücke auf sie hält, fordert er sie erneut an. Und sie macht sich auch bei dieser Ermittlungsarbeit gut. Tabea und Frank befragen die Freundin des Opfers, die angibt, am Abend vorher einen kompletten Filmriss gehabt zu haben, nachdem die beiden Freundinnen in einer Bar von einem netten Unbekannten ein Getränk spendiert bekommen hatten.

Der Fall gibt Rätsel auf. Neben den tiefen Wunden und den auf der ganzen Haut sichtbaren Schleifspuren, die das Opfer erlitten hat, hält sie eine Locke in der Hand. Es dauert nicht lange, bis die nächste ähnlich schlimm zugerichtete Frauenleiche entdeckt wird. Spätestens jetzt wird klar, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben. Die Zeit läuft ihnen davon, denn wer weiß, wann er wieder zuschlägt. Auch das Warum ist noch unklar, die Ermittlungen gestalten sich nicht gerade einfach.

Zwischendurch ist da noch eine Stimme, die sich mit jemandem zu unterhalten scheint, sich vor jemandem rechtfertigt, diesem Jemand etwas schuldet. Es dauert eine ganze Weile, bis ich einigermaßen erfasse, worum es dieser Stimme geht.

Schon lange schätze ich Gunnar Schwarz und seinen Schreibstil. Gut, er geht nicht gerade zimperlich mit seinen Lesern um, denn es wird zuweilen ganz schön brutal und abartig, spannend sind seine Bücher allemal. Auch dieses hier verlangt ein gutes Nervenkostüm, nicht immer mag ich mir die arg zugerichteten Opfer zu lange vorzustellen. Das Ermittlerteam um Tabea und Frank arbeitet gut zusammen, sie ergänzen sich perfekt und mögen sich auch privat. Wobei beide das zu Private unbedingt vermeiden, auch wenn sie sich zueinander hingezogen fühlen, wäre dies unprofessionell. Die Mordermittlung wird durch diese kurzen privaten Einschübe schon etwas aufgelockert, was der Story gut bekommt. Denn im Vordergrund stehen schon die Morde, wie es sich für einen Thriller nun mal gehört und auch wenn ich vor dem rasanten Schluss einen Durchhänger hatte, der mir etwas zu langatmig war, so hat die Story dem Ende zu wieder enorm angezogen - und nun bin ich auf den nächsten Schünemann & Kurz-Thriller gespannt, ich freu mich schon drauf.

Bewertung vom 22.01.2025
Die Schanze (eBook, ePUB)
Menz, Lars

Die Schanze (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Vergangenheit drängt mehr und mehr an die Oberfläche

„Da hing er. Ein Mahnmal am Himmel…“ Der Prolog lässt mich mit einem Gefühl zurück, das von Entsetzen und Ekel bis hin zur Ratlosigkeit besteht und noch so einige Abstufungen dazwischen enthält.

Einige Stunden zuvor packt Ellen Roth ihre Koffer, um zurückzukehren. Zurück in den Süden unserer Republik, zurück in ihre alte Heimat, die sie vor vielen Jahren verlassen hat. Sie übernimmt eine Hausarztpraxis, die – so wird ihr bei ihrer Ankunft sofort klar – ziemlich heruntergekommen ist. Sie joggt erst mal ne Runde, trifft auf eine Gruppe von Männern, die ihr ein Fernglas reichen. Was sie sieht, lässt alles wieder hochkommen, sie übergibt sich – was hat sie dermaßen aus der Fassung gebracht?

Alles ist ein wenig seltsam hier. Doktor Schwarz, von dem sie die Praxis übernimmt, glänzt mit Abwesenheit, trotzdem sie einen Übergabe-Termin vereinbart hatten. Überhaupt herrscht eine düstere Grundstimmung vor, was durch die winterlichen Verhältnisse noch verstärkt wird. Ellen scheint eine gute Ärztin zu sein, auch meine ich schon, dass sie eine starke Persönlichkeit wäre, auch wenn dann doch so einiges dagegen spricht und ihre verletzliche Seite immer wieder durchschimmert. Ich bin gespannt, will sie und ihre Beweggründe näher kennenlernen.

„Seit er tot ist, musste ich viel an damals denken. Mich quält noch immer mein schlechtes Gewissen…“ Wessen Gedanken dies sind, ist nicht auszumachen. Diese Andeutungen, dass früher etwas geschehen sein muss, ziehen sich konsequent durchs Buch. Die Rückblicke kommen abrupt, sie verschwimmen mit dem heutigen Geschehen. Mehr noch – die Zeitebenen vermischen sich während eines Satzes, was gerade anfangs sehr irritierend ist. Es dauert schon ne Weile, bis mir dieser Schreibstil geläufig ist.

Was damals geschehen ist, wie Ellen hier involviert war, lässt sich schon erahnen, wenngleich es lange dauert, bis dies wirklich angesprochen wird. Es gibt einen weiteren Toten und wie schon die Beschreibung zum Buch verrät, hat Ellen ein starkes Motiv. Von ihrer Familie sind noch ihre Schwester samt Ehemann und Kind sowie ihr Vater übrig und auch die Dorfbewohner kommen so nach und nach zum Vorschein. Keiner scheint sympathisch zu sein, alle könnten mit der bis jetzt vertuschten Vergangenheit zu tun zu haben. Eiskalt ist nicht nur die Witterung, eiskalt und unbarmherzig sind auch so manche Personen, eine davon scheint auf Rache zu sinnen.

Eine Lawine war es nicht unbedingt, die mich mitgerissen hat. Unterhaltsam war „Die Schanze“ aber doch. Lange hatte ich eine andere Person im Auge und war dann doch überrascht, wer denn so konsequent mit der Vergangenheit abrechnet.