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Nancy Frohberg
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Drage

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2021
Gute Nachbarn
Fowler, Therese Anne

Gute Nachbarn


ausgezeichnet

„Gute Nachbarn“ finden sich in vielen Orten, so auch in Oak Knoll, einem kleinen Städtchen in North Carolina. Leider passen aber nicht immer alle Nachbarschaftskonstellationen zusammen. Valerie Alston-Holt, eine verwitwete afroamerikanische Ökologie-Professorin, und ihr Sohn Xavier, der bald aufs College gehen wird, wohnen schon sehr lang in ihrem schönen Haus mit großem Garten mitten im Ortskern von Oak Knoll. Der Blickfang des Grundstücks ist eine wundervolle alte Eiche, die der ganze Stolz von Valerie ist. Dieser Baum wird jedoch zur Ursache einer Verkettung unglücklicher Ereignisse als die neuen Nachbarn, Familie Whitman, neben Valerie einziehen. Brad Whitman, das Familienoberhaupt, ist ein Unternehmer, der es geschafft hat, nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch lokale Berühmtheit zu erlangen. Er und seine Frau sowie die beiden Töchter sind weiß, was in Amerika – wie ihr wisst – oft von Vorteil ist und im Buch auch eine bedeutsame Rolle spielen wird. Im Klappentext heißt es: „Manchmal braucht es nur noch eine sterbende Eiche und eine Teenager-Liebe, um eine hübsche Nachbarschaft von einer Katastrophe erschüttern zu lassen.“ Und genau das passiert hier – in Oak Knoll – in diesem Roman.
„Gute Nachbarn“ ist überwiegend ein sehr ruhiges Buch, das auf mich aber sofort einen unheimlich starken Sog ausgeübt hat. Therese Anne Fowler seziert hier Stück für Stück ihre Charaktere und gleichzeitig auch die amerikanische Gesellschaft. Vorurteile, Rassismus, Sexismus, Nachhaltigkeit… dieser Roman steckt voller großer Themen, die uns immer noch und immer wieder vor Herausforderungen stellen und nachdenklich stimmen. Obwohl sich die Autorin dabei auch an Klischees bedient, empfand ich dies nicht störend und ihr gezeichnetes Szenario auch keinesfalls unrealistisch. Trotz der leisen Töne vermittelt die Autorin viel Spannung und bereitet den Leser langsam auf die sich anbahnende Katastrophe vor.
Besonders gut gefiel mir der Erzählstil. Die Geschichte wird überwiegend von einem neutralen Erzähler wiedergegeben. In manchen Passagen jedoch berichtet die namenlose Nachbarschaft, die man als Leser nicht weiter kennenlernt, in der ersten Person Plural von den Geschehnissen und wendet sich dabei regelmäßig direkt an den Leser. Die Sichtweise von außen und die direkte Ansprache machen es besonders spannend, da hier oft Andeutungen fielen, die die Spannung mächtig anheizten. Hier ein Beispiel:
„Sie hütete seit fünf Monaten ein Geheimnis, ein Geheimnis, von dem nicht mal der Mensch, um den es ging, wusste, dass sie es wusste. Ein beunruhigendes und widerwärtiges Geheimnis, wie Sie sicher ebenfalls finden werden, sobald Sie die Details kennen.“ Seite 158
So unlogisch es auch klingt, trotz der Spannung, die das Buch beinahe zum Bersten bringt, weiß man als Leser worauf es hinausläuft. Es gibt also keine großen Überraschungen, aber doch einige kleine Details, die weiter zu fesseln wissen.
Etwas störend empfand ich tatsächlich die eingefügten Rückblenden im Roman. Man erfährt zu jeder Figur Hintergründe. Diese sind auch absolut essentiell, da man die Handlungen der Figuren sonst sicher nicht so gut nachvollziehen könnte. Leider wirkten diese Hintergründe jedoch immer etwas sperrig und brachen den Lesefluss bei mir.
Das letzte Drittel das Buchs bekam dann richtig Tempo und hat meinen Herzschlag definitiv beschleunigt und einige Tränchen hat es mich auch verdrücken lassen. Der Abschluss des Buchs ist großartig zu Ende erzählt. Richtig gut.
Ein toller gesellschaftskritischer Roman, der mich vor allem durch seine besondere Erzählweise fesseln konnte! Fans von „Desperate Housewives“ würde ich das Buch sofort empfehlen. Ich denke jedoch, es wird polarisieren und nicht jedem so gut gefallen wie mir. Gesellschaftskritik meets „Romeo & Julia“ fasst es in meinen Augen am besten zusammen. Ob das auch euren Geschmack trifft, müsst ihr entscheiden. Mir spukt das Buch auf jeden Fall auch eine Woche später noch im Kopf herum. Well done, Theres

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2021
Kalte Knochen
Ireland, Sandra

Kalte Knochen


sehr gut

Schottland, ein altes Cottage am Rande eines kleinen Dorfs, eine stillgelegte Mühle: Was für ein tolles Setting! Mittendrin zwei Frauen, eine ältere, eine sehr jung, aber beide versuchen erfolglos, vor ihrer Vergangenheit davon zu laufen.
Die siebzigjährige Literatur-Wissenschaftlerin Mac schreibt ein Buch über alte schottische Sagen. Da sie selber mit Computern nicht gut umgehen kann, holt sie sich die junge Lucie als Aushilfe ins Haus. Sie soll ihre handschriftlichen Aufzeichnungen abtippen. Doch während Lucie für Mac arbeitet, wird die alte Frau immer seltsamer. Und auch Lucie schafft es nicht, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, wie sie es wollte.

Klingt nach einer tollen Geschichte, oder was meint ihr?

Ich war beim Lesen sehr schnell gepackt von dieser unheimlich düsteren und angespannten Atmosphäre in dem alten schottischen Cottage, das immer kalt und etwas muffig ist und von dem aus man auf die verlassene Mühle schauen kann.
Das Buch hat zu Beginn einen enormen Sog auf mich ausgeübt. Ich war total gespannt, die Hauptfiguren besser kennen zu lernen und bin
beim Lesen abwechselnd den Gedanken von Mac und Lucie gefolgt. Durch Erinnerungen der beiden Frauen erfährt man auch einiges aus ihrer Vergangenheit - jedoch nur wohldosiert häppchenweise, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Diese vergangenen Ereignisse sind gut in die Story eingewoben worden und machten neugierig. Keine der beiden Hauptfiguren wirkte dabei aber sonderlich sympathisch auf mich und doch konnte ich mich aufgrund der Erzählweise sehr gut in sie hineinversetzen. Interessant dabei war es natürlich, die Meinung der Frauen übereinander zu erfahren. Sehr gesprächig sind beide nämlich eher nicht. ;-)

„Sie sieht aus wie ein Mädchen mit der Art Problemen, die ich nicht brauchen kann.“
Seite 12, Mac über Lucie

Obwohl Sandra Ireland nicht wirklich viele Zeilen mit der Beschreibung der Umgebung gefüllt hat, konnte ich mir alles wunderbar bildlich vorstellen. Das hat echt viel Spaß beim Lesen gemacht. Ihr kennt es sicher, wenn ihr beim Lesen einen Film vor Augen habt. Hier war das so.

Natürlich wollte ich aber auch unbedingt die Geheimnisse der beiden Hauptfiguren erfahren und nicht nur die schottische Landschaft genießen. ;-)
Nach und nach werden die Gedanken der beiden Figuren immer wirrer, weil ihre Vergangenheit beide einholt - genaueres kann ich nicht verraten. Während Mac versucht die Geister der Vergangenheit zu vertreiben, kämpft Lucie damit ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Aber ihr Gefühlschaos ist bei Weitem nicht so einfach zu entwirren.

Ergänzend zur Erzählung der beiden Hauptfiguren finden sich im Buch immer wieder kleinere Absätze aus der Geschichte, die Lucie für Mac abtippen soll. Dabei geht es um die tragische Geschichte zweier Schwestern, deren Schicksal mit der stillgelegten Mühle in Verbindung steht. Diese Geschichte habe ich dabei lange Zeit nur als lästiges „Extra“ betrachtet. Aber die Absätze ergeben durchaus Sinn und werden immer wichtiger, je weiter das Buch voranschreitet.

Was dem Roman leider fehlt (und ich schreibe hier absichtlich „Roman“, denn für einen Thriller ist das Buch definitiv zu „ruhig“), ist Tempo und im Mittelteil auch etwas mehr Spannung. Das Hauptaugenmerk liegt bei "Kalte Knochen" eher auf psychologischer Ebene und doch war es an der einen oder anderen Stelle einfach etwas wenig, um mich zu überzeugen.

Am Ende des Buchs überrascht der Plot jedoch durch eine Wendung, die ich irgendwann zwar erahnt habe, aber deren Ausmaß ich so nicht habe kommen sehen. Hier konnte mich die Autorin überraschen. Im Vergleich zu dem doch sehr ruhigen Mittelteil wirkte das Ende fast etwas „zu dick aufgetragen“, aber ich will mal ein Auge zudrücken. ;-)

Bewertung vom 18.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


gut

Also wenn ihr mich fragen würdet, ob ich 27 Wettkämpfe um ein Erbe machen würde, hätte ich vermutlich spontan und ohne zu zögern mit „Nein!“ geantwortet. Bei diesem Sümmchen allerdings würde ich das dann doch anders sehen. So geht es auch den Familienmitgliedern von Hedda Laurent und sie beginnen den Wettstreit mit zunächst harmlosen Aufgaben. Wer rennt am schnellsten, wer singt am schönsten… alles halb so wild. Eine besondere Regel dieser Wettkämpfe lautet jedoch, wer sich weigert eine Aufgabe auszuführen, bekommt einen Punkt abgezogen. Als die Aufgaben immer eigensinniger werden (um ein Beispiel zu nennen: Wer erbricht am meisten?), beginnen Streitigkeiten in der Familie, die ihren Ursprung jedoch in der weiten Vergangenheit haben.
Diese Differenzen zwischen den Familienmitgliedern stellt der Autor Jonas Winner in seinem Thriller „Der Nachlass“ sehr in den Vordergrund und damit einher gehen zwei große Kritikpunkte meinerseits:
Durch den Fokus auf die Vergangenheit der Familie Laurent verzettelt sich der Autor hinsichtlich der vielen – oft nicht klar zuzuordnenden – Zeitsprünge. Es gibt die Gegenwart, in der die Wettkämpfe stattfinden; es gibt mehrere Vergangenheitsperspektiven, die durch Jahresangaben gekennzeichnet sind und es gibt Kapitel, die mit Angaben wie „einem Tag vor Totensonntag“ gekennzeichnet sind, die ich anfangs gar nicht zuordnen konnte. Diese Kapitel beinhalteten zukünftige Handlungen in der Storyline. Mir fiel es bei der Vielzahl von Zeitangaben tatsächlich schwer den Überblick zu halten, obwohl mir das sonst nicht so schnell passiert. Dadurch fühlte ich mich in meinem Lesefluss etwas ausgebremst.
Der zweite Punkt, der mich leider wirklich gestört hat, war, dass die Wettkämpfe leider gar nicht im Fokus der Story standen. Ich hatte gehofft und auch erwartet, dass den Aufgaben mehr Raum gegeben wird und ggf. sogar die Kapitel nach ihnen benannt sind. Einige Aufgaben wurden tatsächlich nur in einem Nebensatz abgehandelt. Das fand ich persönlich schade, da der Klappentext mir etwas anderes vermittelt hat.
Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass ich die Spannung irgendwann vermisst habe. Versteht mich nicht falsch: Das Buch ist spannend! Besonders die erste Hälfte fand ich echt richtig gut. Aber die Spannung zog nicht weiter an, sondern löste sich durch die ganzen Vergangenheits- und Zukunftskapitel irgendwie auf. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich das Handeln der Figuren immer absurder und unauthentischer fand, je weiter die Story voranschritt. Die Sippe ist eh ziemlich suspekt und unsympathisch. Das lag auch daran, dass eine tiefe Charakterzeichnung bei der Fülle an Personen und der Seitenzahl des Buchs natürlich nicht möglich war.
Nun aber zu den positiven Dingen. Richtig gut gefiel mir, dass es einige gut gesetzte Twists gab, die ich so nicht habe kommen sehen. Besonders das Ende war richtig stark. Auch mit detektivischem Spürsinn kommt man hier (glaube ich!) nicht auf die Auflösung (zumindest nicht in vollem Ausmaß). Gekonnt hat mich Jonas Winner an der Nase herumgeführt. Nach und nach meine Verdächtigen sterben lassen und ein tolles Ende konstruiert. Obwohl ich auch das Ende noch ausführlicher besser gefunden hätte.

Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass die Morde (und davon gibt es einige!) in „Der Nachlass“ ziemlich blutig und grausam in Szene gesetzt sind. Wer es eher seicht mag, könnte hier seine Probleme bekommen.

Bewertung vom 19.03.2021
Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
Suiter Clarke, Amy

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden


sehr gut

„Der Countdown-Killer – Nur du kannst ihn finden“ hat mich keinesfalls durch das Cover überzeugt. Im ersten Moment dachte ich: „Was ist das denn?“ Während des Lesens kam mir aber eine Ahnung, was es damit auf sich hat und ich muss rückblickend sagen: „Sehr passend!“
Beim Lesen begleitet man Elle Castillo, Moderatorin des Podcasts „Justice Delayed“, bei der Aufnahme ihrer fünften Podcast-Staffel, aber auch in ihrem Privatleben. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ungeklärten Kriminalfällen auf die Spur zu gehen, um Gerechtigkeit für die Opfer zu erzielen. In der fünften Staffel dreht sich alles um den Countdown-Killer. Ein sehr interessanter, aber auch ambitionierter Fall. Besondere Brisanz bekommt das Ganze als plötzlich wieder ein junges Mädchen verschwindet, das in das Beuteschema des Killers passt.
Ich habe ein großes Faible für Bücher, in denen Podcasts eine Rolle spielen, da ich die Aufbereitung der Themen und Geschichten als sehr zeitgemäß und realistisch empfinde. So war es auch hier. Das Besondere an diesem Buch ist nämlich, dass man die niedergeschriebenen Podcast-Folgen auch hören kann. Lustigerweise bin ich eigentlich gar kein großer Podcast-Fan. In Büchern finde ich es allerdings toll und der Verlag hat das in meinen Augen auch großartig umgesetzt. Ich habe also alle Folgen tatsächlich gehört, statt gelesen. Das hat das Buch und den Fall für mich viel authentischer gemacht und ich hatte das Gefühl live bei der Jagd nach dem Countdown-Killer, der auch kurz CK genannt wird, dabei zu sein.
Elle Castillo ist eine relativ schwierige Hauptfigur. An sich mochte ich sie sehr, weil sie kompetent wirkt, in dem was sie tut und weil sie sich für Opfer einsetzt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn an den Tag legt. Sie ist aber auch an manchen Stellen recht eigenwillig und mischt sich in polizeiliche Ermittlungen ein. Interessanterweise wirken die tatsächlichen Ermittler im Buch dem nicht entgegen. Das wirkte auf mich nicht sehr realistisch. Es wäre aber vermutlich nicht spannender geworden, wenn Elle zu Hause gesessen hätte.

Bewertung vom 19.03.2021
Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4
Fölck, Romy

Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4


gut

Ich bin in der Regel keine Krimi-Leserin. Reine Ermittler-Geschichten langweilen mich einfach recht schnell, da sich gefühlt vieles klischeehaft in jedem Kriminalroman wiederholt. Zum Beispiel die ermüdende, oftmals kleinteilige Polizeiarbeit oder die Stereotypen, die als Ermittler tätig sind. Es gibt aber auch ein paar wenige Krimi-Reihen, die mir ans Herz gewachsen sind, weil sie eben nicht diesem 0815-Strickmuster entsprechen. Dazu gehören ganz klar auch die Bücher aus der Elbmarsch-Reihe von Romy Fölck.
Ich liebe den Norden Deutschlands: Die Landschaft, die Menschen, das Wasser, den Wind… ich bin im Herzen Norddeutsche, so viel steht fest. Und immer, wenn ich eines von Romys Bücher aufschlage und anfange zu lesen, bin ich direkt mitten in der Marsch. Ihre Beschreibungen der Flora und Fauna beeindrucken mich immer wieder. Es fühlt sich an „wie nach Hause kommen“. Auch zu den Figuren, die man nun schon vier Bücher lang begleitet, habe ich ein fast freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Auf ihr neuestes Buch „Mordsand“ habe ich mich also sehr lang gefreut und vielleicht ist das manchmal gar nicht so gut, da man eine große Erwartungshaltung einnimmt.
Darum geht´s: Auf der kleinen Elbinsel Bargsand wird ein ca. dreißig Jahre altes Skelett entdeckt. Der Tote wurde im Schlick vergraben und gefesselt. Nur kurze Zeit später findet man auf der Nachbarinsel die Leiche eines Hamburger Bauunternehmers – ebenfalls im Schlick vergraben und gefesselt. Hängen die Fälle zusammen? Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn tappen im Dunkeln. Die Spuren führen in die Jugendwerkhöfe der ehemaligen DDR und zu vier Jungen, die das Schicksal für immer miteinander verbunden hat.
Ich komme aus der ehemaligen DDR, bin jedoch noch zu jung, als dass ich damals etwas mitbekommen hätte. Von Jugendwerkhöfen habe ich noch nie etwas gehört. Nun weiß ich, dass man diese Einrichtungen getrost auch Jugend-KZ oder Erziehungsanstalt hätte nennen können. Was dort damals geschah, ist ungeheuerlich und leider nicht nur der Fantasie der Autorin entsprungen. Bedauerlicherweise konnten mich die Passagen des Buchs, die in den Jugendwerkhöfen spielten, emotional nicht berühren. Ich habe einfach keine Bindung zu diesen Kindern aufnehmen können. Dafür waren mir die Kapitel zu kurz, die Figuren zu fremd.
Auch die Ermittlungen zu den beiden Toten verliefen schleppend. Es gab kaum Hinweise, die das Team um Frida und Bjarne verfolgen konnte und wenn es welche gab, zog sich das doch sehr hin. Dies mag realistisch sein, keine Frage, für einen Krimi fehlte es mir aber einfach an Spannung. Die Spannungskure verlief einfach zu flach. Immer wieder bremste viel Privates die Handlung aus. Gegen Ende zog die Spannung dann immens an und die Handlung überschlug sich. Ich persönlich hätte mir einfach eine gleichmäßigere Verteilung gewünscht.
Auch die Auflösung traf leider nicht meinen Geschmack. Ich habe zwar keine Logikfehler oder -lücken entdecken können, aber fand es doch alles etwas überhastet und überkonstruiert. Auch der „Trick“ der Autorin wirkte auf mich überreizt (Details ohne Spoiler nicht möglich).
Trotz aller Kritik ist und bleibt diese Reihe eine meiner liebsten im Bereich Kriminalromane. Besonders Band 1 „Totenweg“ und Band 3 „Sterbekammer“ haben es mir angetan und sind für mich absolute Highlights. Ich musste mich auch durch „Mordsand“ nicht quälen )dafür schreibt Romy Fölck einfach zu gut). Ich hoffe einfach darauf, dass der fünfte Band wieder mehr meinen persönlichen Vorlieben entspricht.

Bewertung vom 10.03.2021
Darling Rose Gold
Wrobel, Stephanie

Darling Rose Gold


ausgezeichnet

Zwei Vorab-Informationen möchte ich euch unbedingt direkt geben:
Mir hat der Roman hervorragend gefallen!
Alle, die aber viel Tempo in der Story brauchen, um Spannung zu empfinden – Finger weg!

Bewertung vom 15.01.2021
Tödliche Bestimmung / Die Erwählten Bd.1
Roth, Veronica

Tödliche Bestimmung / Die Erwählten Bd.1


ausgezeichnet

Ihr habt euch vielleicht auch schon einmal gefragt, wie es den Figuren ergeht nachdem sie das Böse besiegt haben? „Die Erwählten – Tödliche Bestimmung“ greift genau diese Frage auf. Die Handlung setzt zehn Jahre nachdem die fünf Erwählten die Welt vor dem „Dunklen“ - und somit wohl auch vor dem Untergang - gerettet haben ein. Alle fünf haben mit Problemen zu kämpfen: Depressionen, PTBS, Drogensucht, hier wird vieles thematisiert und nichts davon wirkt unglaubwürdig. Und all diese Probleme wären schon genug, aber dann werden die Freunde durch Magie in ein Paralleluniversum gezogen, das ihrer Welt nicht unähnlich ist. Das einzige Problem: Hier lebt „der Dunkle“ noch und sie müssen erneut gegen ihn antreten.

Die fünf Erwählten, Sloane, Matt, Ester, Albie und Ines, gehen, wie schon erwähnt, sehr unterschiedlich mit ihren Erlebnissen um. Jeder von ihnen ist auf eine gewisse Weise durch die Vergangenheit und den Kampf gegen „den Dunklen“ geprägt und obwohl das Buch überwiegend Sloanes Sicht betrachtet, lernt man auch die anderen Figuren gut genug kennen. Die Autorin hat bei der Charakterzeichnung das Hauptaugenmerk jedoch nur auf drei der fünf Figuren gelegt, was ich aufgrund der Handlung absolut nachvollziehbar fand. Der Schreibstil von Veronica Roth war die meiste Zeit sehr nüchtern, klar und emotionslos. Das störte mich jedoch nicht. Ich fand es eher passend, da es Sloane gut widerspiegelte.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert: Jeder Teil gefiel mir auf seine Art sehr gut. Im ersten Teil erfuhr man u.a. über Zeitungsartikel, geheime Akten und Zeugenaussagen einiges über die Vergangenheit der fünf Erwählten. Hier hätte ich mir sogar noch mehr Rückblenden gewünscht, um die Handlung besser zu verstehen. Im zweiten Teil landet man in der bereits angesprochenen Parallelwelt voller Magie. Zur Auflockerung gab es auch hier z.B. Ausschnitte aus Büchern oder Briefe zu entdecken, um diese Welt und ihre Politik besser zu verstehen. Als bekennender Harry Potter-Fan der ersten Stunde war ich direkt ganz gebannt. Ich LIEBE es einfach Welten zu entdecken, die voller Magie stecken! Die Autorin hat hier ein wunderbares Setting erschaffen. Action- und handlungsreicher wurde es dann erst im dritten Teil des Buchs, was mich aber überhaupt nicht störte. Ich fand den langsamen Spannungsaufbau hin zum finalen Showdown sehr passend.

„Die Erwählten – Tödliche Bestimmung“ scheint für mich thematisch abgeschlossen, es soll jedoch ein zweiter Band erscheinen. Genug Potenzial sehe ich dafür trotz der abgeschlossenen Handlung aus Band 1 auf jeden Fall. Die Gründe hierzu kann ich ohne Spoiler aber nicht verraten.

Abschließend bleibt zu sagen, dass mir dieses Buch mit minimalen Abstrichen richtig gut gefiel und ich die vielen negativen Meinungen nicht ganz nachvollziehen kann. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Leser/innen des Genres sich um eine gute Liebesstory betrogen sehen? Ich für meinen Teil fand es super, dass es kein Romantasy-Roman war. Aber trotz all den Sachen, die mir wirklich gut gefielen, hat „das gewisse Extra“ gefehlt, das ich nicht benennen kann, das aber dafür sorgt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand möchte. Wenn ich nämlich nicht gerade eine Seite nach der anderen „durchgesuchtet“ habe (wie mein Freund es genannt hat), hatte ich nicht immer den Drang weiterzulesen. Ich konnte das Buch auch unterbrechen. Sobald ich dann aber abends im Bett wieder angefangen habe zu lesen, war ich absolut begeistert und habe einige Tage ein echtes Schlafdefizit gehabt. Ich empfehle euch das Buch auf jeden Fall gern weiter, wenn ihr Lust auf eine etwas andere Fantasy-Geschichte habt.

Bewertung vom 08.12.2020
Die große Pause
Bielendorfer, Bastian

Die große Pause


gut

Ab und zu brauche ich mal etwas leichtere Kost zwischendurch. Was bietet sich da besser an, als im Genre Humor auf die Suche zu gehen? Gerade in der aktuellen Zeit kann man den einen oder anderen Schmunzler gut gebrauchen. So kam ich also zum neuesten Buch von Bastian Bielendorfer „Die große Pause“. (By the way: Was für ein treffender Buchtitel für den ersten Lockdown, den wir im Frühjahr erlebt haben.)

Bielendorfer beginnt sein Corona-Tagebuch kurz vorm Lockdown. Sehr treffend beschreibt er die damalige Lage so: „Wir haben das Gefühl, dass eine Lawine bevorsteht, man hört bereits das Knacken des Eises oberhalb des Berges, aber der Schnee ist noch nicht in Bewegung geraten.“ Seite 15

Und dann ging es los: Gähnende Leere auf Berlins Straßen, tägliche Pressekonferenzen des Robert-Koch-Instituts und TV-Botschaften von Angela Merkel, Ausgangssperre in Bayern. Aber es gab auch positive Nebeneffekte: Peking ohne Smog und blaues Wasser in Venedigs Kanälen, die Natur hat definitiv von dieser Pandemie profitiert.

Bewertung vom 16.10.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


sehr gut

Anthony Horowitz verknüpft den Stil dieser legendären britischen Kriminalromane auf amüsanteste Weise mit der Neuzeit, in dem er sich einfach als Hawthornes Gehilfen mit in die Geschichte schreibt: Ganz im Stil von Holmes und Watson!

Bewertung vom 14.10.2020
Wir sind fünf
Faldbakken, Matias

Wir sind fünf


gut

Was hab´ ich denn hier gelesen?! Ganz ehrlich? Keine Ahnung! :D

Nach einer wilden Jugend, die ihn von einem Rausch zum nächsten führte, ist Tormod Blystad ein verlässlicher und verantwortungsvoller Ehemann und Vater geworden. Er lebt mit seiner Frau Siv und seinen beiden Kindern, Alf und Helene, in einem kleinen Ort namens Råstet. Tormod wünschte sich lange Zeit ein drittes Kind, da für ihn fünf einfach die perfekte Anzahl an Familienmitgliedern darstellt. Da Siv aber kein drittes Kind haben will, kommt die Hündin Snusken als fünftes Familienmitglied hinzu. Und genau wie Tormod es sich gewünscht hat, wird die Familie dadurch viel harmonischer. Doch eines Tages verschwindet Snusken spurlos. Um den Kindern erneut einen „Spielgefährten“ zu bieten, experimentiert Tormod mit dynamischem Ton. Der jedoch wiederum entwickelt bald ein seltsames Eigenleben.

Klingt crazy? Ist es auch! :D

Ich fand das Buch, nachdem ich mich an den sehr nüchternen Schreibstil gewöhnt hatte, sehr unterhaltsam. Spannend wäre zu viel gesagt. Dazu passierte oft zu wenig. Matias Faldbakken hat z.B. zu Beginn das Leben von Tormod Blystad im Zeitraffer zusammengefasst bevor das Buch in der Gegenwart ankommt. Hin und wieder kam es auch zu etwas ausufernden technischen Beschreibungen, die mich dazu verleitet haben, diese Passagen zu überfliegen. Aber hatte ich zu Anfang meine Probleme mit dem Schreibstil, so habe ich doch recht schnell gefallen daran gefunden, wie nüchtern und sachlich diese verrückte Geschichte erzählt wird. Der Gegensatz hat beim Lesen einfach Spaß gemacht. Außerdem fand ich es toll, wie der Autor mit seinen Lesern/innen spricht. Er bezieht sie ein, in dem er sie auch öfter direkt anspricht. Das hatte Charme.

Bis zur Hälfte war ich echt gefangen in der Geschichte, dann wurde es aber immer abgedrehter und ich hatte Probleme mich zu motivieren weiter zu lesen. Klar habe ich bei dem Klappentext keine Dokumentation erwartet, aber irgendwie war es für mich dann trotzdem zu „mysteriös“. Der Plot klang für mich nach „Friedhof der Kuscheltiere“ und ich habe auf Horror und Grusel gewartet, der aber nie aufkam. Schade, denn der Anfang hatte in meinen Augen echt Potenzial.

Für das Ende des Buchs hatte ich mir einen richtigen Wow-Effekt gewünscht, der jedoch bei mir leider ausblieb. Ich war schon etwas schockiert darüber, was am Ende geschah, aber es ließ doch so viel Interpretationsspielraum offen, dass ich damit nicht glücklich war. Für mich ist das „Problem“ mit diesem Ende einfach nicht gelöst. Vielleicht habe ich es aber auch nur nicht verstanden. :D (Wer das Buch auch gelesen hat, möge sich gern bei mir melden, damit wir das Ende ausdiskutieren können.)

Interessant fand ich übrigens auch, dass der Autor das Buch insgesamt in fünf Teile untergliedert hat. Zum einen greift er somit den Titel und Tormods Vorliebe für die Zahl fünf auf, zum anderen hat mich der Aufbau dadurch an ein klassisches Drama in fünf Akten erinnert. Ich mag es einfach, wenn mit diesen Feinheiten ein stimmiges Bild erzeugt wird.

Ich kann euch das Buch insgesamt nur eingeschränkt empfehlen. Der Schreibstil war einfach köstlich, aber der Plot hatte dann doch (in meinen Augen) seine Schwächen. Wer abgedrehte, dramatische, teils witzige Szenen mag, der wird hier auf seinen Geschmack kommen. Wer jedoch eher Krimi- oder Horror-Fan ist, wird eventuell mit ähnlich gemischten Gefühlen wie ich zurückbleiben.