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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sommer
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Nordhorn
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Leseratte seit der Kindheit
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 439 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2024
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

Beklemmend aber sehr lebensnah

Puh, anhand des Covers habe ich eine berührende Geschichte erwartet, doch das ist sie nur bedingt, denn es ist eine sehr heftige Story, die schonungslos aufzeigt, wie es damals in der Antike war.

Jakob, der sich diesen Namen selbst gab, erzählt an seinem Lebensende von seinem Leben als heranwachsender Sklave. Aufgewachsen im Bordell, von den Prostituierten groß gezogen, lernt er früh die Schattenseiten des Lebens kennen. Auch wenn die Frauen sich rührend um ihn kümmern ist das Leben trotzdem geprägt von Gewalt.
Als Jakob älter ist stromert er durch die Hafenstadt Niva Karthago und durchschaut nach und nach die Machtverhältnisse.
Der Autor lässt diese Zeit erschreckend lebensecht vor dem Auge des Leser präsent werden. Der kleine, schwarze Junge, der viele Namen, wie auch den titelgebenden Sperling trägt, rührt einen, und man wünscht ihm eine heile Welt zum aufwachsen, doch die gab es zu der Zeit zu den Bedingungen nicht.
Ein Buch, dass man mit gemischten Gefühlen schließt, dass aber hervorragend verfasst wurde.

Bewertung vom 10.02.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Tolle Fortsetzung
Eve Harris erzählt in diesem Roman die Geschichte von Chani und Baruch weiter. Der Leser darf wieder in die fremde Welt abtauchen, die diese Kultur zu bieten hat.
Nach der Hochzeit leben die Eheleute in Jerusalem, es geht ihnen gut, nur der unerfüllte Kinderwunsch belastet, weil es vom Umfeld erwartet wird. Chanis Schwiegermutter ist sich sicher, dass es an der Schwiegertochter liegen muss, der Druck wird so natürlich ungleich höher. Chani verändert sich, ist nicht mehr sie selbst.
Im weiteren Verlauf kommt eine andere Stimme zu Wort, eine Stimme die sich von diesen Normen gelöst hat. Werden Chani und Baruch wieder glücklich?

Die Autorin lässt einen wieder in diese Welt abtauchen. Vieles erscheint unvorstellbar, da man außerhalb dieser Gemeinschaft nicht mitbekommt wie streng es dort zugehen kann, welche Anforderungen in der orthodoxen Gesellschaft herrschen.
Chani ist nie Person die beim Leser direkt Sympathie auslöst, um so mehr leidet man auch mit ihr, wenn es ihr nicht gut geht.
In Exkurs in eine andere Kultur, spannend und emotional zugleich

Bewertung vom 04.02.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Einfühlsame Geschichte

Kato und Lev stammen beide aus Rumänien und im Grunde ist es ihre Geschichte, vor allem die des sensiblen Lev, die uns die Autorin Iris Wolff da sehr einfühlsam und wortgewaltig näher bringt.
Frau Wolff schafft es mit ihren Worten den Leser gefangen zu nehmen, sie ist in der Lage auch sensible Themen behutsam anzugehen.
Und so erzählt sie hier wie Lev und Kato sich nach einiger Zeit Wiedersehen, Kato hatte Rumänien verlassen, jeder muss sich dem anderen erst wieder annähern, doch man merkt schnell, dass die junge Künstlerin und Lev viel verbindet. Lev scheint verliebt in Kato zu sein, doch diese will die innige Freundschaft, die die beiden verbindet, wohl nicht aufs Spiel setzen.
In den weiteren Kapiteln geht die Autorin immer weiter zurück in die Vergangenheit, und lässt den Leser so erkennen warum und wie Lev zu dem Menschen geworden ist, welche Ereignisse und Erlebnisse dazu geführt haben.

Da die Handlung um die Zeit des Ceaușescu-Regimes spielt wird man mit vielen Dingen aus dieser Zeit konfrontiert. Ein geschichtlicher Exkurs, der mir persönlich gut gefallen hat, da ich relativ wenig darüber wusste. Am Beispiel der Menschen hier im Buch wird gut deutlich was es für Bürden in der Bevölkerung mit sich brachte.
Ein Teil entschied sich zu bleiben, der andere Teil verließ das Land so schnell wie möglich, als sich die Chance endlich bot. Genau dies trifft auch auf Lev und Kato zu. Der eine geht, weil er sich trotzdem mit dem Land und der Familie verbunden fühlt, den anderen hält nichts davon und sieht eine neue Chance. Verstehen kann ich beide Seiten, denn jeder Mensch hat seine eigenen Beweggründe. Da die Autorin selbst ihre Wurzeln dort hat und ausgewandert ist, wird hier sicher ein wenig von ihren eigenen Erfahrungen mit hineinspielen. Sicher ein Grund dafür, dass sie es schafft die Worte und Eindrücke so treffend zu platzieren.

Mittlerweile bin ich ein großer Fan der Autorin, da mich bisher alles was ich von ihr gelesen habe begeistern konnte. Auch "Lichtungen" hat es wieder geschafft mich zu verzaubern, mich im Sessel zurücksinken zu lassen und mich auf die Handlung einzulassen

Bewertung vom 28.01.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


ausgezeichnet

Erschreckend Geschichte


Professor Anouk Perleman-Jacoby feiert ihren 100. Geburtstag, sie lädt dazu einen Schriftsteller ein, um ihn zu bitten, dass er ihr Leben in einem Buch wiedergibt. Das kuriose ist, dass sie diesen Schriftsteller gewählt hat, weil ihm nachgesagt wird, er nimmt es mit der Wahrheit nicht ganz so genau…..

Doch die Geschichte, die sie zu erzählen hat ist nicht nur wahr, sie ist auch bitter, denn sie war 1922 auf einem Schiff auf Geheiß von Lenin, gemeinsam mit ihren Eltern und anderen Menschen, um in den Westen abgeschoben zu werden. Es gab offiziell keine Gründe für diese Tat, niemand hatte sich etwas zu Schulden kommen lassen. Diese Menschen waren einfach nur unbequem, so könnte man es ausdrücken.
Nach einigen Tagen auf See, kommt ein weiterer Passagier an Bord: Lenin!

Die Thematik ist nicht aus der Luft gegriffen, es gab diese Schiffe, und die Tatsache, dass intelligente Menschen von manchen Staaten als Bedrohung wahrgenommen wurden ist ebenfalls kein Einzelfall in der Geschichte, auch unsere, deutsche Geschichte ist geprägt von solchen Schrecken.

Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen, kurz und prägnant, dennoch erschreckend einfühlsam, wohl auch wegen des wahren Hintergrundes.

Bewertung vom 13.01.2024
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


sehr gut

Ein Roman, der die normalen Dimensionen außer Kraft setzt

Maali Almeida ist Fotograf, aber keiner der sich mit schönen Dingen befasst. Im Gegenteil, er lichtet das Grauen ab, das durch den Bürgerkrieg in Sri Lanka entsteht. Da dort quasi jeder jeden bekämpft, ist es sehr undurchsichtig, wer nun zu welcher Gruppierung gehört, was es für mich am Anfang erstmal sehr schwer machte mich zurecht zu finden. Erschwert wird alles zusätzlich dadurch, dass der Leser bereits am Anfang des Buches in eine bizarre Zwischenwelt katapultiert wird, denn Maali ist tot! Man erfährt alles aus seiner Sicht, während er in einer bizarren Zwischenwelt herum geistert. Er kann noch nicht ins Licht, er setzt alles daran seine noch lebenden Freunde zu schützen und dafür zu sorgen, dass seine versteckten Fotos gefunden werden. Und genau das wollen viele verhindern.

Der Autor, Shehan Karunatilaka, schafft es den Leser erstmal gehörig durcheinander zu bringen. Vieles lässt sich sicher damit erklären, dass für uns die Gepflogenheiten und die politische Situation in den 80er in Sri Lanka nicht allzu geläufig sind. Hinzu kommen noch die fremd klingenden Namen, derer es nicht wenige gibt, und die Idee der Welt nach dem Tod, die er erschaffen hat.
Wenn man sich erstmal eingelesen hat, ist die Handlung allerdings sehr spannend. Wenn man es lieber geradlinig mag, dürften Schwierigkeiten vorprogrammiert sein.
Ich persönlich mochte Maali nach kurzer Zeit. Zu Beginn hielt ich ihn für oberflächlich und egoistisch, aber seine Figur machte eine enorme positive Wandlung durch. Ganz nebenbei erfuhr ich zusätzlich einiges zum geschichtlichen, was allerdings fast in der Fülle der anderen Informationen unterging. Die Suche nach den Fotos verlief spannend, zumal wirklich jeder sie in die Finger bekommen wollte.
Viele Anspielungen, wie die auf korrupte Polizisten und Homosexualität, bettet der Autor ebenfalls fließend in die Handlung mit ein.

Ich persönlich habe diesen Roman nach leichten, anfänglichen Schwierigkeiten sehr genossen, und bin auch mit dem Ende zufrieden. Es versöhnt den Leser, sowohl mit der Figur, als auch mit der Zwischenwelt. Eine überraschende Entwicklung brachte sogar nochmals richtig Spannung mit hinein.

Erwähnenswert ist sicher, dass dieser Roman Gewinner des Booker Price 2022 gewesen ist!

Bewertung vom 09.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Genial

Nathan Hill konnte mich vor einigen Jahren bereits mit "Geister" überzeugen, und auch hier ist es ihm wieder gelungen.
Meine Bedenken, es könne zu langatmig werden, haben sich nicht bewahrheitet. Und um ehrlich zu sein, habe ich auf den ersten Blick, das Cover suggerierte mir persönlich etwas anderes, eher mit einem anderen Genre gerechnet, und nicht meinem Roman, der die Beziehung eines Paares in verschiedenen Ebenen ausleuchtet. Der Titel ist dabei auch erstmal irreführend, aber beim lesen versteht man dann wiederum wie er zustande kommt.

Es geht in dem 700 Seiten starken Roman um Jack und Elizabeth. Die beiden lernen sich kennen, der Funke springt über, sie erkennen im jeweils anderen den Partner fürs Leben. Doch das es im Leben nicht immer rund läuft, und das es belastende Dinge im Alltag eines Paares geben kann, dass dröselt der Autor nach und nach auf.
Er lässt aber auch Einblicke in die Vergangenheit zu, die ich sehr wichtig fand, denn sie geben Aufschluss darüber wieso Jack und Elizabeth zu dem jeweiligen Menschen geworden sind. Auch sie sind, wie fast jeder andere Mensch auch, geprägt worden, durch Ereignisse, Verhaltensweisen die sich verfestigt haben, die im weiteren Leben bestimmen wo es lang geht.
Hört sich kompliziert und langweilig an, ist es aber gar nicht. Ich habe das Buch gerne und mit großem Interesse gelesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1 (eBook, ePUB)
de la Motte, Anders

Stille Falle / Leo Asker Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Gerne mehr davon

"Stille Falle" ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe um Leonore Asker, die mit besonderen Fällen betraut wird. Eigentlich hat Leo etwas anders erwartet, als sie zu den besonderen Fällen abkommandiert wird, sie fühlt sich eher degradiert, brilliert aber dann in diesem Bereich. Der Autor lässt im Verlauf der Handlung sehr viel über seinen Hauptcharakter einfließen, der Leser erfährt eine Menge , teilweise sehr brisanter Informationen.
Neben dem Zweig um die Ermittlerin hat man es als Leser obendrein mit einem spannenden Fall zu tun. Smilla und Malik wollen in einem Bunker Fotos machen , doch sie verschwinden dabei spurlos. Die Eltern von Smilla gehen von Entführung aus versuchen mit Druck bei der Polizei weiterzukommen. Leo Askers wird derweil zu den hoffnungslosen Fällen abkommandiert, doch bald tut sich dort eine Verbindung zum Fall von Smilla auf.
Ich bin begeistert von der neuen Reihe. Es ist spannend und ich mag die Ermittlerin. Viele Rückblenden lassen ein fundiertes Bild erscheinen, dass so nach und nach zur Lösung führt. Die düstere Athmosphäre die gelegentlich vorherrscht hat mir sehr gut gefallen.
Gerne mehr davon

Bewertung vom 20.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Interessanter Einblick


Inger- Maria Mahlke ist mir bereits durch ihren Roman Archipel bekannt, doch der Stil dieses Buches ist ganz anders, geradlinig und hat mich dennoch gefesselt.

Wir befinden uns in Lübeck in der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts und lässt die Zeit am Beispiel der Familie Lindhorst aufleben. Parallelen zu Thomas Mann und seinem bekannten Werk "Die Buddenbrooks" sind sicher bewusst gewählt.
Friedrich Lindhorst ist Anwalt und hat mit seiner Frau Marie insgesamt 8 Kinder, sie leben gut situiert, dennoch nicht so gut wie manch andere Berufszweige in dieser Zeit. Die Familie ist jüdisch, was aber in meinen Augen für den Roman wenig Bedeutung hat.
Als Leser bekommt man einen hervorragenden Blick auf diese Zeit, auch andere Personen, Familien aus anderen Schichten werden miteinbezogen in den weiteren Verlauf der Handlung, so dass nicht nur ein isolierter, sondern ein umfassender Eindruck entsteht.
Ein Buch, dass mir viel von den Werten und Einstellungen der damaligen Zeit vermittelt hat, und mir nebenbei ein hervorragendes Bild von Lübeck präsentiert hat.
Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, auch die Gemeinsamkeiten mit Thomas Mann haben dazubeigetragen!

Bewertung vom 27.10.2023
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


ausgezeichnet

Faszinierend

Dieses Buch reizte mich seit dem ich es das erste mal gesehen habe. Es ist wundervoll gestaltet und illustriert, sowohl das Cover ist toll, als auch das Innere des Buches sind ein echter Hingucker und deuten auf manch eine Phobie.
Die Idee eine Sachbuch zu verfassen, dass Phobien und Manien vereint hat mir außerordentlich gut gefallen. Einige sind weit verbreitet, fast jeder kennt die Höhenangst oder auch die weitverbreitete Arachnophobie, doch es gibt so viele Unbekannte, da ist es obendrein auch noch überraschend spannend sich dieses Werk zu Gemüte zu führen.
Die Autorin vermittelt aber nicht nur Informationen über die Manien und Phobien, sie ergänzt es um wichtige Hintergrundinformationen, so dass man als Leser am Ende fast schon ein Fachmann auf dem Gebiet ist. Das besondere daran ist, dass es ebenfalls durch Anekdoten aufgelockert wird, so wirkt es nicht wie ein trockenes Sachbuch, eher wie ein lockeres Kompendium an außergewöhnlichen Anomalien, die den Mensch heimsuchen kann.

Ein Nachschlagewerk, dass ich sicherlich noch ab und an zur Hand nehmen werde.

Bewertung vom 10.10.2023
Dead Romantics
Poston, Ashley

Dead Romantics


sehr gut

Herzerwärmend

Florence Day ist eine Ghostwriterin. Doch mit ihrem aktuellen Auftrag ist sie überfordert. Sie soll für die Schriftstellerin Ann Nichols einen Liebesroman schreiben, und das, obwohl sie seit der Trennung vor einem Jahr nun nicht mehr an die Liebe glaubt. Sie braucht Zeit, bittet um einen Aufschub, doch der wird ihr von Benji Andor nicht gewährt.
Als ihr Vater überraschend verstirbt, reist sie natürlich direkt in ihre alte Heimat. Und ab da driftet der Roman etwas ins übernatürliche ab, denn sowohl Florence, als auch ihr Vater, haben die Gabe Geister zu sehen.
Als sie mitten in den Vorbereitungen für die Beerdigung stecken, taucht ein Geist von jemandem auf, mit dem sie überhaupt nicht gerechnet hat.
Der Roman hat mir persönlich sehr gut gefallen. Es ist zwar stellenweise ein wenig kitschig, aber es passt noch. Ein Buch, dass man schön nebenher lesen kann, weil man auch nach einer Pause ohne Probleme wieder hineinfindet. Der Schreibstil ist angenehm, und einiges ist humorvoll, trotz der traurigen Vorkommnisse.