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Benutzername: 
Ronya
Wohnort: 
SH

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 05.12.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Es fällt mir gar nicht so leicht, zu diesem schönen Buch die richtigen Worte zu finden. Die Geschichte dreht sich um den Tod und das Sterben, vor allem aber um die Frage, was ein gutes Leben ausmacht.

Der Schreibstil ist flüssig und ohne komplizierte Sätze gut zu lesen, und doch enthält der Text immer wieder Passagen, über die es sich länger nachzudenken lohnt, zum einen eingeflochten in die Überlegungen der Protagonistin Clover, die das Geschehen um sie herum fortlaufend beobachtet und reflektiert, zum anderen eingebracht über ihre Gespräche mit den verschiedensten Personen.

Ich habe mich als introvertierter Mensch in mancher Hinsicht gut mit Clover identifizieren können, auch wenn ich ihre Handlungen hin und wieder doch als sehr merkwürdig und ihre Reaktionen hier und da als ein wenig drastisch empfunden habe. Meist waren das Stellen, an denen sie später selbst zu dem Schluss gelangte, sie habe sich falsch verhalten oder überreagiert.

Insgesamt hat mir die Figurenzeichnung gut gefallen. Sie ist nicht übermäßig ausführlich, aber ausreichend, um ein Bild von der jeweiligen Person entstehen zu lassen. Vor allem aber werden die Menschen in der Regel mit einem wohlwollenden Blick beschrieben, d.h. Verhaltensweisen, die kritisch betrachtet werden, werden oft um Überlegungen zu möglichen Beweggründen ergänzt.

Die Geschichte hat ein eher mäßiges Tempo, ist stellenweise nachdenklich oder traurig, aber im Gesamtergebnis vor allem hoffnungsvoll und ein Plädoyer dafür, sich Gedanken darüber zu machen, wie man sein Leben gestalten möchte, um es am Ende als ein schönes Leben bezeichnen zu können. Wer gefühlvolle Romane ohne großen Kitsch und eher leise Töne mag, wird hier ziemlich sicher auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 05.12.2023
Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1
Scharf, Claudia

Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1


sehr gut

Dieses Buch bereitet schon Freude, bevor man es aufschlägt. Das liebevolle, aufwendige Coverdesign hebt den Gegensatz von Tag und Nacht, um den es in der Geschichte geht, optisch hervor, die Mischung aus hellen und dunklen Seiten, die man beim Betrachten des Schnitts erkennt, unterstützt den Eindruck weiter.

Auch innen finden sich zahlreiche liebevolle Illustrationen in Form eines „Personenverzeichnisses“ sowie begleitend zur Geschichte. Diese ist eine durchaus gelungene Mischung aus lustigen und spannenden Geschehnissen, wobei die Handlung in Nox verhältnismäßig spät einsetzt. Gut gefallen hat mir der Mix aus tatsächlich existierenden und ausgedachten Lebewesen, auch an den in großer Zahl vorhandenen Wortspielereien hatte ich meine Freude. Dass die verschiedenen Lebewesen jeweils ihre eigenen Ausdrucksweisen haben, empfinde ich ebenfalls als Pluspunkt.
Die Charaktere fallen leider zum Teil etwas flach aus, abgesehen vom Protagonisten Fill lernt man kaum jemanden tiefer kennen. Insbesondere in Bezug auf die Funktion von Fills Freund Borre bleibe ich etwas ratlos zurück.

Die Geschichte ist auf mehrere Bände ausgelegt, vom zweiten Teil, der in einem Jahr erscheinen soll, findet sich am Ende eine Leseprobe, die eine Weiterführung ohne große zeitliche Lücken vermuten lässt.
Die Handlung in diesem ersten Band wird zwar zu einem vorläufigen Abschluss gebracht, es gibt also keinen Cliffhanger im eigentlichen Sinne, aber es werden zukünftige Schwierigkeiten angedeutet und nicht alle offenen Fragen geklärt. Ich kann mir vorstellen, dass das für einige (jüngere) Leser*innen nicht so ganz leicht auszuhalten ist. Wer damit jedoch gut leben kann, den erwartet hier ein lesenswertes Abenteuer.

Bewertung vom 05.12.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


sehr gut

Die Geschichte spielt in der Schweiz während des Ersten Weltkriegs. Johanna Gabathuler, Krankenschwester im väterlichen Sanatorium und frisch heimgekehrt von einem freiwilligen Einsatz an der Front, ist verzweifelt. Der Mann, den sie liebt, ist tot, die gemeinsame uneheliche Tochter wurde ihr weggenommen, mit ihrem Verlobten verbindet sie nichts. Zunächst gezwungenermaßen, dann motiviert durch die Aussicht, auf diese Weise ihre Tochter zurückzubekommen, beginnt sie, für das Deutsche Kaiserreich zu spionieren.

Es wird in überwiegend kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was der Tatsache geschuldet sein kann, dass der Roman auf Grundlage eines Drehbuchs entstanden ist, meiner Meinung nach aber auch in Buchform gut funktioniert, weil es für Tempo sorgt und den Spannungsaufbau unterstützt. Auf diese Weise entspinnt sich nicht nur Johannas Geschichte, sondern sie wird nach und nach mit der zahlreicher anderer Personen verwoben. Dabei wird weitgehend chronologisch erzählt, gelegentlich jedoch gibt es Rückblenden, in denen die Vorgeschichte einzelner Charaktere erzählt und so die Motivation für ihr Handeln erläutert wird. Oft hat mich dies den Personen etwas näher gebracht.

Der Erzählstil variiert dabei. Mal wird eher distanziert berichtet, oft sind das Passagen, in denen es um das Grauen des Krieges geht. In anderen Szenen ist man als Leser*in nah an den Gefühlen der handelnden Personen. Dies ist vor allem bei Johanna der Fall, so dass ich mich in sie am besten hineinversetzen konnte, was sicher auch so gewollt war.

Insgesamt war dies ein fesselndes Leseerlebnis, an vielen Stellen auch erschütternd, insbesondere deshalb, weil es eben keine komplett erfundene Geschichte ist. Da ich selbst wenig Ahnung von Spionage(geschichte) habe, hätte ich ein Nachwort mit Erläuterungen zu Fakten und Fiktion gut gefunden, aber auch so kann ich eine Leseempfehlung aussprechen für alle, die spannende Erzählungen in historischem Kontext mögen.

Bewertung vom 05.12.2023
Alice in La La Land
Oram, Kelly

Alice in La La Land


sehr gut

In der Absicht, ihren Vater kennen zu lernen, versucht Alice sich in eine Filmpremiere zu schleichen. Dabei wird sie von Schauspieler und Teenieschwarm Dylan Reese erwischt, der ihr seine Hilfe anbietet, wenn sie ihn im Gegenzug offiziell auf die Premiere begleitet. Damit nimmt das Drama seinen Lauf ...

Die Geschichte wird sowohl aus Alices als auch aus Dylans Perspektive erzählt, wobei Alices Anteil jedoch deutlich überwiegt, was stellenweise ein wenig schade ist. Der Erzählstil ist locker und wunderbar leicht zu lesen, die Autorin lässt viele sympathische, manchmal etwas verrückte Charakter lebendig werden und auch einige äußerst unsympathische. Allzu viele Nuancen dazwischen finden sich nicht, so dass es als Leser*in leicht fällt zu entscheiden, mit wem mitgefiebert und wer abgelehnt wird.

Die Handlung bietet eine gelungene Mischung: Szenen zum Schmunzeln und Lachen kommen ebenso wenig zu kurz wie gefühlvolle Momenten mit kribbelnder Romantik und Herzklopfen. Auch dramatischere Situationen zum Mitfühlen oder -leiden, in denen es ein wenig mehr in die Tiefe geht, kommen vor. Das alles wird unterhaltsam eingebunden in die Welt des Showbusiness, des Glamours und der Klatschpresse. Präsentiert in einem flotten Erzähltempo hat mir das eine ausgesprochen kurzweilige Lektüre beschert, die lediglich im hinteren Teil ein paar Schwächen aufweist. Dort erscheint die Schilderung der Ereignisse teilweise etwas gehetzt, ein paar Seiten mehr hätten hier der Atmosphäre gut getan. Das Ende schließlich schießt ein wenig über das Ziel hinaus und wirkt, als müsse es der Tatsache gerecht werden, dass das Buch einen Märchentitel trägt.

Für mich war es das erste Buch der Autorin; wer „Cinder&Ella“ gelesen hat (was ich sicher demnächst nachholen werde), trifft aber wohl auf einige Bekannte und erlebt somit eine weitere Nuance. Ich kann die Lektüre allen empfehlen, die romantische Geschichten mögen und sich nicht daran stören, wenn hier und da eine Spur zu dick aufgetragen wird.

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