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Benutzername: 
Uli
Wohnort: 
86637 Wertingen

Bewertungen

Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2025
Tod der Autorin
Rabisch, Birgit

Tod der Autorin


ausgezeichnet

Da ich fast alle Bücher von Birgit Rabisch gelesen habe, sind mir die Protagonisten und deren Hintergründe in dem Buch bekannt und ich konnte mir da so eine Meinung bilden. Eine Autorin lädt zu ihrem 70 Geburtstag die Hauptfiguren aus ihren elf Büchern zu einem Fest ein. Sie verteilt ihre Gäste auf sechs Tischen und es wird ein vorzügliches Mahl serviert. Als musikalische Unterhaltung stehen natürlich die Beatles zur Verfügung. An den Tischen sitzen z.B. Jonas, Martha, Emma, Rosa, Ilka, Rena, Leander, Irene, Hauke, um nur einige zu nennen, Im Laufe des Abends unterhält sie sich mit jedem ihrer Gäste. Und mit dabei als unsichtbarer Gast ist ihr verstorbener Ehemann Giferto. Es werden verschiedene Themen angeschnitten, teilweise auch recht unangenehme. Es geht hier um Liebe, Feminismus, Mutterschaft und Geburt, Gentechnologie, Politik, Kriege, Nuklearwissenschaften, Krankheit und Demenz. Da ich die Figuren ja aus den Büchern schon kannte, war es für mich ein Remake, deren Geschichten zu hören. Die Autorin äußert sich auch dazu, warum sie das Leben der in dem Buch beschriebenen gerade so und nicht anders verlaufen hat lassen. Ich habe das Buch sehr genossen, jedoch war es nicht einfach zu lesen, viele Themen, die aufgenommen und dann wieder vergessen wurden. Irgendwie hat sich vieles bewahrheitet, was damals nur Utopie war, die Geschehnisse haben sich weiter entwickelt. Trotz allem hängt über der ganzen Feier sehr viel Melancholie, denn die fiktiven Gäste sind für kurze Zeit aus den Büchern getreten. Der Schluß zeigt uns dann, dass die Autorin eine mehr als eine ausufernde und überbordende Fantasie hat. Birgit Rabisch ist es phänomenal gelungen, ihre ganzen Bücher in einem einzigen zu vereinen. Das Cover zeigt uns sogleich, wer die Autorin ist, denn sie gleichen sich alle in ihrer Aufmachung.

Bewertung vom 28.02.2025
Heimweh im Paradies
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


ausgezeichnet

Wer hier meint, eine schlichte Biografie zu lesen, ist getäuscht. Es ist ein sprachlich in die Tiefe gehendes Buch, das volle Konzentration erfordert. Als in Deutschland Hitler die Herrschaft übernahm, immigrierten viele Künstler in die USA. Im sonnigen Florida fanden sie eine neue Heimat, allen voran Thomas Mann mit seiner Familie. Hier trafen sich Feuchtwanger, Brecht, Döblin, Baum, Weigel, Aderno und so manche andere, diskutierten, sprachen über ihre verlorene Heimat, feierten ausgelassen und sagten sich auch gegenseitig ihre Meinung. Thomas Mann hielt Vorträge und wendet sich gegen die Propaganda Deutschlands. Hier rezitierte er über Luther und Dürer, hielt sich mit seiner eigenen Meinung nicht über den Berg. Es entstand Faust, wo er all seine Resignation, die Liebe nach seiner verlorenen Heimat hineinwob. Doch bei all seinen Werken blieb er ein altmodischer, steifer Mensch. Martin Mittelmeier versucht uns das Geschehen und den Aufenthalts Manns in Amerika in diesem Buch näher zu bringen und zu erläutern. Doch ganz gelingt es ihm oder auch keinem anderen nicht, das wirkliche Wesen von Thomas Mann näherzubringen, der mit den Buddenbrooks und dem Zauberberg bleibende Werke der Literatur geschaffen hat. Nur ein kleiner Teil seiner Zeit in Südkalifornien, die politische Einstellung und das Schaffen seiner Kunst können wir hier erfahren. Sehr gut finde ich die Anmerkungen am Ende des Buches, wie es den Zeitgenossen Manns nach der Rückkehr aus dem Exil ging. Das Cover zeigt eine wunderschöne Strandlandschaft.

Bewertung vom 26.02.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


ausgezeichnet

Eine Familiengeschichte über 100 Jahre und die zeigt, dass man auch viele Jahrzehnte später noch das Blut und die Gene seiner Vorfahren in sich trägt. Lena ist eine junge Frau, die eigentlich sehr introvertiert ist sich ein Leben lang irgendwie ausgeschlossen gefühlt hat. Auch bei ihrem jetzigen Studium fühlt sie sich einsam und nicht verstanden. Als ihre 94jährige Großmutter sich nach einer überstandenen Krankheit in ein Altenheim begibt, löst sie mit ihrer Mutter Anja deren Haushalt auf. Die Großmutter Elisabeth lebte fast 90 Jahre in einer wunderschönen Altbauwohnung schon als Kind mit ihrer Mutter und der Tante Clara, die einst in Berlin einen der ersten Hundesalons betrieben hat. Anja und Lena finden dabei alte Fotos und Dokumente und nach und nach erzählt ihnen Elisabeth von dem Leben ihrer Familie. Die Erzählung beginnt in den 20iger Jahren, die Armut, die Arbeitslosigkeit, wie schwer es Clara als Flaschenreinigerin in einer Brauerei hatte. Ihre Freundschaft mit einem Russen, einem Kommunisten, ihre Ehe mit Willy, der der neuen Ideologie im Hitler voll zustimmte. Dann kann sich Elisabeth noch sehr gut an die Invasion der Russen erinnern, die die deutschen Frauen als Freiwild betrachteten. Aber auch im Jahr 2024 ist kein Frieden eingekehrt, der Einmarsch der Hamas und die Rache gegen die Juden findet hier auch Beachtung. Über 500 Seiten tauchen wir in eine Familiengeschichte ein mit einsteils schönen Begebenheiten und Erlebnissen, dann aber wieder wird uns klar vor Augen gestellt, was die Menschen durchmachen mußten, um einigermaßen überleben zu können. Die Autorin hat hier eine reelle Person mit Fiktion vermischt, was ein wunderbares Buch ergibt. Sie schreibt derartig authentisch, dass man meint, stiller Beobachter dieses Romans zu sein. Sie versteht es gekonnt, die Tristesse der einfachen Leute damals in den 20iger und 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts lebensnah dem Leser nahezubringen. Aber auch die Emotionen und die Schmerzen bei der Aufarbeitung des Lebens von Elisabeth kann man gut nachfühlen und dann tauchen wir auch in das Leben von heute bei Anja und ihrer Familie ein. Als wahres Wunderwerk über zehn Jahrzehnte hinweg würde ich diesen grandiosen Roman bezeichnen.

Bewertung vom 25.02.2025
Blutrote Grazien
Pamer, Benno

Blutrote Grazien


ausgezeichnet

Ein Buch, dunkel, düster, das uns in eine sehr kranke Seele eines Menschen schauen läßt und und uns wegen des Bösen und Abartigen erschecken läßt, aber auch Neugierde weckt. Im Darknet kursiert seit neues ein Film. Es wird eine junge Frau bei lebendigem Leib zerstückelt. Die Anhängrschaft bei dieser schrecklichen Tat steigt von Tag zu Tag. Durch ein Koordinatensystem konnten die Leichenteile auf einem Grundstück in der Nähe von Meran gefunden werden. Kommissar Aron Fischer und seine junge Kollegin Marie sind auf der Suche nach diesem Täter. Da Fischer mit Social Media anscheinend nicht vertraut ist und auch zum Darknet keinen Zugang findet, läßt er sich von Marie vieles erklären. Dann geschehen weitere Morde. Der Täter scheint lyrisch sehr versiert zu sein, denn bei seinem Ritual zitiert er Gedichte von Rilke, Eichendorff und Grypihus. Neben disen wirklich grauenhaften Schauertaten erlebt der Leser den Chat zwischen dem Mörder und einer jungen Frau, die sich M. nennt und ihn verehrt und zu weiteren Taten animiert. Zwischen Aron und Marie knistert es und man fragt sich, warum surft die junge Frau in diesem Netz. Da die Morde immer brutaler werden und bei den Ermittlungen kein Fortschritt zu erkennen ist, wird ein Starermittler aus Rom hinzugezogen. Und dann verschwindet Aron Fischer plötzlich und auch ein Hacker, der Marie und Aron im Darknet behilflich war, ist nicht mehr zu erreichen. Die Polizei arbeitet auf Hochtouren und gerät selbst in höchste Gefahr. Man liest diesen Thriller und ist wie gefesselt, kann nicht mehr aufhören, da die Spannung von Kapitel zu Kapitel steigt und die Taten dieses selbst ernannten Jüngers immer brutaler werden. Am Schluß ist man total geflasht, überrascht und irgendwie auch zutiefst betroffen. Der Autor läßt am Ende die Bombe platzen und es geschehen Dinge, die man nie erwartet und geglaubt hätte. Durch den wirlich spannenden und rasanten Schreibstil ist das Buch sehr gut lesbar, vor allem der Chat zwischen dem Täter und dieser M. geben dem Buch noch dazu den richtigen Kick. Ein Thriller, der diesen Begriff auch verdient. Wer keine Angst vor Blut und Gräueltaten hat, wird durchaus begeistert sein. Mir gefällt auch der Titel außerordentlich gut. Das schwarze Cover mit dem blutroten Cover und den Steingrazien machen das Buch zu eine Highlight.

Bewertung vom 20.02.2025
Finn Dever: Letzter Blick
Martschink, Bastian

Finn Dever: Letzter Blick


ausgezeichnet

Ein wirklich toller Krimi, der sich mit der neuen Technologie der KI befaßt und in nicht allzuferner Zeit Wirklichkeit werden kann. Finn Denver, der nebenberuflich als Ermittler arbeitet, kann durch Visionen in die Zukunft sehen. Seit sein Patenkind durch den Blackvalle Ripper, einen Serienmörder, getötet wurde, ist sein einziges Ziel, diesen Mörder zu finden. Und dann wird die Finanzchefin von Hearium, einem Unternehmen, das KI basierte Headsets herstellt, ermordet in ihm Haus aufgefunden. Ihr 16jähriger Sohn, der sich ebenfalls im Haus aufhielt, hat von alldem nichts bemerkt.. Hat der Serienmörder wieder zugeschlagen? Dann geschehen weitere Morde, die irgendwie all in Verbindung mit Hearium stehen. Was hat die Firma zu verbergen? Kate, die neue Chefin des Kommissariats steht vor einem Rätsel und hat gegen viele Fronten zu kämpfen, denn der Täter scheint immer einige Schritte voraus zu sein. Und dann erfährt Finn, dass es keine Begabung ist, dIe ihn in die Zukunft schauen läßt, sondern ihm wurde ein Chip implantiert, damit er seine Gedanken steuern kann. Ein Buch, das uns in die geheimen Labore der KI Firma schauen läßt, wo es nicht mit richtigen Dingen zugeht. Manipulationen, Finanzjonglierungen und so manches andere finden hier statt. Einige technische Dinge, analytisches Denken werden uns hier erklärt. Der Autor beschäftigt sich auch beruflich mit Künstlicher Intelligenz. Dies merkt man beim Lesen ganz genau, denn was er hier vorbringt, ist Realität und hat Hand und Fuß. Eine Welt, wie sich schon bald sein kann und wird. Aber hier geht es nicht nur um Technisches, denn auch auf das Privatleben der Protagonisten und deren Gedanken und Gefühle wird hier ganz besonders Wert gelegt. Ein Buch, das sehr spannend ist, den Leser aber auch fordert. Dies ist der Beginn eine Reihe mit Finn Denver. Das Cover zeigt einen grellpinkfarbenen Kopf, drumherum blaue Zacken, die wahrscheinlich de Hirnströme darstellen sollen. Ein Krimi mit sher vielen Pageturners.

Bewertung vom 20.02.2025
Midas Spielverderber
Grußler, Susanne

Midas Spielverderber


ausgezeichnet

Ein Buch, sehr tiefgründig, das unter die Haut geht und die Frage offen stehen läßt, liegt unser Glück oder Unglück in den Genen unserer Urväter. Rob isr ein erfolgreicher Unternehmer, streng mit den Kindern. Er ist ein Flüchtlingskind und hat auf der Flucht schreckliches erlebt, sein Vater kehrt gebrochen aus dem Krieg zurück. Dann eines Tages liegen Rob und sein ältester Sohn erschossen im Wintergarten, beide in inniger Umarmung. War es Mord, Selbstmord, man weiß es nicht. Der jüngere Sohn Theo, ein Student, stürzt nach der Tat sozial völlig ab, wohnsitzlos, Streuner, bis er die bezaubernde Lilly kennenlernt, Musikerin, Witwe mit zwei kleinen Kindern.Durch Lilly kommt er wieder auf die Füße, sie bekommen ein weiteres Kind, er erfolgreicher Fahrlehrer bis es erneut zum Absturz kommt. Erpressung, viel zu viele Unfälle in seinem Umkreis, Spielsucht. Das Leben seiner Kinder ist in Gefahr, Ein Thriller, bei dem es einen kalt den Rücken herunterläuft. Susanne Grußler versteht es gekonnt, in kurzen und doch sehr eindrucksvollen Kapiteln uns das Schreckliche näherzubringen. Ihre Ausdrucksweise ist klar, einfach, prägnant und sehr sehr einprägsam. Sie kann den Schmerz, das Unheil, die seelischen Qualen wie kein anderer sehr gut beschreiben. Kapitel fü Kapital steigert sich der Spannungsbogen bis ins Unermessliche. Sie schaffte es, dass man tief in die Seele der Protagonisten schauen kann. Und das Ende des Buches ist ganz anders als erwartet, in den letzten Seiten ist die Überraschung mehr als gelungen. Da das Buch fast in meiner Heimat spielt und ich die Plätze, Gassen und Straßen sehr gut kenne, spulte sich beim Lesen ein rchtiger Film in meinem Kopf ab. Diese Geschichte um Theo und seiner Famlilie wird mich noch sehr lange beschäftigen. Auch das Cover finde ich grandios und sehr bedrohlich. Auf schwarzem Grund ein Herz aus Gold, gefangen in einem Stacheldraht und die Schrift blutrot. Ein Thriller, höchg emotional.

Bewertung vom 18.02.2025
Die Spur der Sehnsucht
Janssen, Jaane

Die Spur der Sehnsucht


ausgezeichnet

Jaane Janssen ist ein Garant für wunderbar gestaltete historische Romane. Diesmal entführt sie uns nach Borkum um das Jahr 1775 herum. Hier leben die Menschen meistens vom Walfang, die Männer sind monatelang, oft sogar jahrelang auf See und die Frauen mit ihren Kindern auf sich allein gestellt, fristen oft unter erbärmlichen Umständen ihr Leben. Auch Sventje ist mir ihren drei Kindern allein, ihr Mann Lian auf Walfang. Sie hofft, dass er rechtzeitig bis zur Geburt des vieren Kindes wieder zuhause ist. Sventje und Lian kennen sich schon seit ihrer Jugend, aber auch der Gutsherrensohn Valentin ist schon ein Leben lang heimlich in die hübsche junge Frau verliebt. Doch dann treten bei der Geburt Schwierigkeiten auf und Valentin hat rechtzeitig Hilfe organisiert, wie er auch immer schon der Familie etwas unter die Arme gegriffen hat. Doch dann scheint eine Pechsträhne nach der anderen die Protagonisten zu ereilen. Wird alles noch gut werden? Die Autorin schildert uns sehr ausführlich das Leben der Seeleute auf ihren Schiffen, die Unbillen mit der Natur, Krankheiten, Streitigkeiten untereinander. Aber auch, wie sich die die Frauen auf der Insel in Notfällen gegenseitig helfen und unterstützen, sich bei Krankheit mit den verschiedenen Kräutern und Pflanzen sich versuchen, auszukurieren. Und immer wieder erleben wir den Zwiespalt von Sventje, zu glauben, ihr Mann, der wunderbare Logbucheinträge schreibt, zu ihr heim kommt, um sie zu unterstützen und Valentin, der ihr wann immer es möglich ist, zur Seite steht. Besonders auflockernd und zusätzlich interessant im Buch ist es, dass die einzelnen Kapitel einmal aus der Sicht von Sventje, dann von Lian und Valentin geschrieben sind. Ein Buch, das uns in eine andere Welt führt und uns so einige Dinge erklärt, die bisher nicht bekannt waren. Man spürt, dass hier umfangreich recherchiert wurde, damit dem Leser die Materie wirklichkeitsnah beigebracht wird. Die Ausdruckweise und der Stil der Autorin sind sehr realistisch und gut zu lesen, man kann den Sinn und die Situation schnell erfassen und sich so seine Gedanken darüber machen. Das Buch endet sozusagen mit einem offenen Ende, denn die Autorin hat bereits den zweiten Teil dieser Saga angekündigt. Das Cover ist sehr verträumt und romantisch. Es zeigt einen Jungen und ein Mädchen vor der Ostsee im Strandhafer stehen, der Wind spielt in ihren Haaren.

Bewertung vom 14.02.2025
Campion. Tödliches Erbe
Allingham, Margery

Campion. Tödliches Erbe


ausgezeichnet

Cosy Crime, very british und mit viel schwarzem Humor. Dieses Buch entstand in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts und Margery Alingham und Agatha Christie waren praktisch Autorenkolleginnen. Die Familie Gyrth, eine alte Adelsfamilie, besitzt einen legendären wertvollen Kelch, der in einer fensterlosen Kapelle auf dem Grundstück aufbewahrt wird. Es ranken sich so einige Geschichten um dieses einmalige Stück. Da erfährt der Detektiv Albert Campion, dass es eine Verbrecherbande auf diesen Kelch abgesehen hat. Camipon ist ein reizloser, blasser Mann, dem man seine Fähigkeiten gar nicht ansieht. Er bietet der Familie Gyrth seine Hilfe an und es wird alles mögliche unternommen, um diesen Kelch zu schützen. Doch auch die Kunstdiebe sind nicht dumm und ein Wettlauf beginnt, um den Kelch zu retten. Als dann auch noch ein Familienmitglied tot aufgefunden wird, ist höchste Eile geboten. Die Ausdrucksweise und der Schreibstil sind etwas gewöhnungsbedürftig, ich würde fast sagend, etwas vornehm ausgedrückt,da es sich ja um einen älteren Krimi handelt. Wer hier große Actionen erwartet, ist hier fehlt am Platz. Es ist zwar auch einiges an Spannung da, aber mit edler Vornehmheit, würde ich jetzt sagen. Das Cover ist wunderbar gestaltet, mit einem Rosettenband und in der Mitte sieht man den alten Landsitz.

Bewertung vom 09.02.2025
Augenblicke des Bösen
Knospe, Bernd Richard

Augenblicke des Bösen


ausgezeichnet

Ich bin ein riesengroßer Fan des Autors Knospe, denn seine Thriller lassen den Leser das Armen vergessen. Keiner wie er kann uns in die Tiefe der menschlichen Seele blicken lassen, voller Grauen, wie man es sich schlimmer gar nicht mehr vorstellen kann und dennoch geht es immer fürchterlicher und absonderlicher. Kathrin Claussens Mann ist tödlich verunglückt. Die beiden führen eine Bilderbuchehe. Doch als sie den Nachlaß ihres Mannes ordnen will, stößt sie auf einen Stick mit sehr eindeutigen, provokanten Bildern, Ihr Mann hängt einer jungen nackten Frau eine Kette über. Sie beauftragt einen Privatdetektiv und die Spur führt bis nach Tschechien. Doch dann geschehen weitere erschreckenden Vorfälle, irgendjemand hat es auf die gesamte Familie Claussen abgesehen. In einem anderen Handlungsstrang wird der Schriftsteller Eric Teubner von einer jungen Frau beauftragt, über ihren Großvater, den exzentrischen und sich über alle Grenzen hinwegsetzenden Filmemacher Jonathan Simon ein Buch zu schreiben. Teubner, der dem Alkohol mehr als zuspricht, nimmt nach einigem Zögern den Auftrag an und gerät in einen Strudel von abscheulichen und abstoßenden Geschehnissen. Die Filme brechen jedes Tabu und man kann sich nicht vorstellen, wer sich für solche Aufnahmen zur Verfügung stellt und wer solche Filme betrachtet. Nach und nach verbinden sich die beiden Handlungsstränge und eine Spur des Grauens zieht sich durch das Buch. Der Autor hat eine sehr beeindruckende Schreibweise, seine Kapitel beendet er jeweils mit einem Pageturner und wenn man meint, die abscheulichen Szenen können nicht mehr schlimmer werden, werden uns noch weitaus abstoßendere Praktiken vorgeführt. Die 600 Seiten sind auf keiner einzigen Seite langweilig, man fliegt durch das Buch mit sehr viel Gänsehautfeeling und am Ende in der Lösung sind so viele Personen miteinander verstrickt. Ich bin total fasziniert, begeistert. Das Cover ist wieder sehr gut ausgewählt. Es zeigt einen alten Mann, der sich einen Film ansieht, man sieht es anhand der Filmspule.

Bewertung vom 08.02.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


ausgezeichnet

Das Buch habe ich in einem Rutsch gelesen, ich war total fasziniert, in die Zeit um 1980 zurückgeworfen worden. Alles ein wenig Retro, auch ich hatte dabei Retrogedanken. Wir haben das Jahr 1983. Eine sechsköpfige Familie, ein hübsches Bungalow, Mutter und Vater hatten Erfolg in ihrem Beruf und sind doch Pleite. Ewig und immer wird jongliert, wo und wann kommt das nächste Geld. Und wenn dann endlich Geld eintrifft, ´wird es unsinnig in Restaurantbesuche und Urlaube verplant, so dass man immer am Limit lebt und der Gerichtsvollzieher ständiger Gast ist. Die anfangs gutgehende Firma brachte einst viel Geld, im Laufe der Konjunktur ging es bergab. Die Mutter verdingte sich als Vertreterin, hatte ein Wollgeschäft. Und letztendlich geht auch das Haus drauf. Aber die Familie findet immer wieder ein Schlupfloch, echte Lebenskünstler, die ich auch bewundern muß. Der Autor hat hier seine eigenen Familiengeschichte zur Grundlage dieses Buches genommen, Namen und einige andere Dinge verändert. Sehr gut ist auch der Rückblick in das Leben der Großeltern des Protagonisten, die schwere Zeit der Großeltern im und nach dem Krieg und auch der Eltern als Kinder und Jugendliche. Die Sprache ist sehr einfühlsam, hier wird sehr intensiv und genau auf das Seelenleben des Jungen Daniel eingegangen. Seine Freundschaft mit Zoe, selbst das Konfirmationsgeld mußte er den Eltern "leihen". Es wird nach außen immer der Schein gewahrt, niemand soll von den finanziellen Verhältnissen etwas mitbekommen. Bei vielen Ereignissen die hier angesprochen wurden, kann man sich an das Leben in den 80iger erinnern, die Musik, die Mode, der Einrichtungsstil. Ein Buch, bei dem man merkt, dass es mit viel Liebe geschrieben wurde und der Autor sich gut an seine Jungend erinnern kann.