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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Larissa2808
Wohnort: 
Wiesbaden

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


sehr gut

Marlene hat ihr Studium abgeschlossen und steht mit Ende 20 vor der großen Frage: Was nun? Sie nimmt einen Job auf der Wattenmeerinsel Strand an, auf der für Touristen ein Leben wie um 1900 nachgestellt wird. Das bedeutet, Saisonkräfte leben selbst "versteckt", hinter der "Kostumgrenze" auf der Insel und betreten das eigentliche Zentrum nur kostümiert und mit entsprechendem Verhalten. Marlene lernt dort auch Janne kennen, die schon ihr Leben lang auf der Insel wohnt und das ist, was die beiden grundlegend unterscheidet. Sie fühlen sich zwar zueinander hingezogen und doch steht etwas zwischen ihnen.
Was mir besonders gefallen hat, war die Atmosphäre des Buches. Gut hätte ich mir dieses bedrückende Gefühl beim Lesen auch im Herbst vorstellen können. Die Story an sich hätte zum Teil etwas mehr Tempo haben können. Ein sehr besonders Buch war es allemal.

Bewertung vom 26.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


sehr gut

Im Zentrum des Buches steht die Hinrichtung von Ansel Packer, welcher zahlreiche junge Frauen ermordet hat. Er wartet in der Todeszelle auf Tag X und in einer Art Countdown begleiten wir ihn und seine Gedanken. Im Wechsel dazu lernen wir allerdings noch zahlreiche Frauen kennen, die auf die verschiedensten Wege mit ihm verbunden sind oder waren. Wir begleiten die Polizistin Saffy, die jahrelang versucht hat, Ansel dingfest zu machen. Hazel, die Schwester eines seiner Opfer und auch seine leibliche Mutter Lavender, die ihn als kleines Kind verlassen hat.
Der Roman zeigt uns, was bleibt, wenn Menschen gewaltsam aus dem Leben gerissen werden, was die Konsequenzen dessen für so viele andere Menschenleben sind.
Ich fand die Geschichte unglaublich speziell und bin den einzelnen Charakteren wirklich nahe gekommen. Selbst Ansel habe ich gerne in seinen letzten Stunden begleitet, da die Autorin mich einfach so tief in die Seelen ihrer Protagonist*innen hinein schauen lassen hat. Ein wirklich spannendes, aufwühlendes Buch! Einzig die unglaublich vielen Schreibfehler haben meinem Lesevergnügen immer wieder im Weg gestanden. Es wäre doch so einfach, so etwas zu vermeiden, sollte man meinen.

Bewertung vom 19.02.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Das war eine richtig spannende Geschichte für mich, da sie in einer Welt spielt, die mir gänzlich unbekannt ist.
Doch worum geht es im Roman? Chani hatte großes Glück. Trotz ihres jüdisch-orthodoxen Glaubens, konnte sie den Mann heiraten, den sie sich selbst dafür ausgesucht hat und den sie wirklich liebt. Alles dazu erfahren wir im Vorgängerbuch "Die Hochzeit der Chani Kaufmann", welches ich nicht gelesen habe, wodurch ich aber keinen Nachteil empfunden habe. Nun könnte das Leben der beiden glücklich und erfüllt sein, doch die Pflicht des Paares, für Nachwuchs zu sorgen, können sie aus biologischen und religiösen Gründen nicht erfüllen. Ein Desaster als Frischverheiratete. Wie Chani und ihr Umfeld damit umgehen, erfährt man im Buch und ich muss sagen, es war ein Genuss für mich, Einblicke in diese Welt voller Religiosität zu bekommen und zu sehen, wie es da bei gewissen Themen clashen kann. Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.01.2024
Not Your Business, Babe!
Bogner, Verena

Not Your Business, Babe!


sehr gut

Das war mal wieder ein richtig gutes Sachbuch zum Thema Frauen in der Arbeitswelt für mich. Ich befasse mich selbst sehr viel und intensiv mit der Arbeitswelt und wo sich überall Schwachstellen, vor allem für Frauen befinden. In diesem Buch wurden meiner Meinung nach alle wichtigen Themen angesprochen und erklärt, die für mich zwar nicht immer ganz neu waren, mit denen man sich aber immer wieder auseinanderzusetzen sollte, wenn man das große Problem hinter den patriarchalischen Strukturen in der Arbeitswelt verstehen möchte.
Das Buch ist in meinen Augen gut recherchiert, flüssig und verständlich geschrieben und ich empfehle es eben gerade auch männlichen Lesern, da gerade unter ihnen noch ganz viel Sensibilisierung notwendig ist! Die Lektüre war für mich nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam und ich würde das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 06.01.2024
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


gut

Die Geschichte klingt erstmal wirklich spannend! Der herausragende und gleichzeitig eigenbrötlerische Wissenschaftler Harold gerät auf seltsamen Wegen auf einen Berg, welcher höher als der Mount Everest eines Tages plötzlich aus der Tiefsee ragt. Diesen Berg soll ein Forschungsteam, zu dem auch Harold berufen wurde, erkunden und klären, woher der mysteriöse Riese so plötzlich kommt und was es mit seltsamen Sichtungen auf sich hat, die ein Expeditionsteam vor ihnen bereits gemacht hat. Von diesem Team sind nur zwei Mitglieder zurück gekommen, von dem eines Harolds Exfrau ist, der gegenüber er sich zutiefst schuldig fühlt.
Klingt super spannend, in der Umsetzung war es mir dann allerdings doch etwas zu wenig Horror und etwas sehr SciFi, ein Genre, mit dem ich nicht besonders viel anfangen kann. Trotzdem ein gut geschriebenes Buch, mit dem sicher viele etwas anfangen können.

Bewertung vom 06.12.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


gut

In "Unsereins" wird die Geschichte einer wohlhabenden Lübecker Familie von Ende des 19. Jahrhunderts an erzählt, in der Marthe als Nachzüglerin nach ihren Brüdern geboren wird. Familie Lindhorst ist sehr konservativ und kaisertreu, was in meinen Augen sehr anschaulich dargestellt wurde. Neben den vielen Charakteren der Familie selbst, gibt es im Buch jedoch noch viele, viele weitere Personen, die einen schnell den Überblick verlieren lassen und ich nur deshalb überblickt habe, weil es im Buch eine Verzeichnis über all die besprochenen Personen gibt. Ich finde, die Autorin hätte sich einfach kürzer halten können. Nicht nur weniger Personen hätten dem Buch gut getan, auch weniger Umfang, weniger Details, einfach von allem ein bisschen weniger, sodass man als Leser*in besser am Ball bleiben kann und nicht die Lust am Buch verliert. Wenn mir das Ganze sprachlich auch gut gefallen hat, so hat es mich doch streckenweise einfach gelangweilt, weshalb ich wirklich lange gebraucht habe, um durch das Buch zu kommen.

Bewertung vom 29.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Dies war für mich mal ein wirklich besonderes Sachbuch. Persönlich und emotional und doch berichtend und informativ. Mich hat Menachems Familiengeschichte und vor allem das Mitverfolgen des Entdeckens dieser wirklich gepackt. Die gleichzeitige persönliche Aufarbeitung und der informierende Charakter des Buches haben für mich ganz hervorragend zusammengepasst, denn so konnte ich als Leserin Neues lernen und gleichzeitig gut unterhalten werden.
Ich verstehe, dass manche Lesende so etwas wie Längen kritisieren, ich persönlich hatte allerdings zu keiner Zeit das Gefühl, von der Geschichte abzurücken.
Auch die sprachliche Ausgestaltung hat mir gut gefallen. Mein einziger "Kritikpunkt" ist, dass das Buch sicherlich nichts für jeden ist, man sollte sich schon für Geschichtliches interessieren, und auch ich wäre sicher nicht immer in der richtigen Stimmung für das Buch. Gerade kam es bei mir allerdings zur richtigen Zeit!

Bewertung vom 27.09.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter bleibt wohl immer eines der komplexesten.
Und dieses aufzudröseln, daran macht sich Vigdis Hjorth in ihrem neuen Roman.

Johanna hat vor Jahrzehnten ihre Familie, den Ehemann und ihr Heimatland Norwegen verlassen. Es kommt zum Bruch mit der Familie und der Kontakt flacht vollkommen ab. Nun ist sie nach dem Tod ihres zweiten Mannes in die Heimat zurückgekehrt. Sie beginnt sich immer mehr gedanklich mit der Vergangenheit und vor allem der Mutter auseinanderzusetzen und sie merkt, es gibt Leerstellen, die sie füllen muss, im Idealfall zusammen mit der Mutter. Doch diese bleibt kühl und verwehrt sich jedem Annäherungsversuch Johannas. Diese jedoch kämpft und verzweifelt schier an der Ignoranz der Mutter, bis sie zu verstehen beginnt, was das Wesen der Mutter eigentlich ausmacht, welchen Einfluss diese seit frühester Kindheit auf sie hatte und was sie tun muss, um ihren eigenen Frieden zu finden.

Das Thema Mutter-Tochter-Beziehung ist sicher ein vielbehandeltes, doch für mich wird es nicht langweilig diese Geschichten zu lesen, da das eben auch zeigt, wie wichtig uns Menschen diese ursprünglichste aller Verbindungen ist und wie kompliziert es sein kann, diese aufrechtzuerhalten.

Für mich war dies ein sehr intensives Buch, welches mich extrem hat mitfühlen lassen. Sprachlich ist es sehr besonders, da es aus vielen, zum Teil sehr kurzen Absätzen besteht, doch das macht das Ganze partiell fast schon lyrisch und man fliegt sehr schnell durch die Seiten. Besonders positiv möchte ich die landschaftlichen Beschreibungen hervorheben, vor allem auch die Beschreibung der Hütte Johannas im schneebedeckten Wald (hat extreme Da-hin-wollen-Gefühle in mir geweckt).

Bewertung vom 30.08.2023
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


sehr gut

Es ist Silvester. Wir befinden uns in einem Fahrstuhl, auf einer Silvesterparty in New York. Cleo und Frank treffen zum ersten mal aufeinander. Sie Mitte 20, Kunststudierende aus London. Er 20 Jahre älter, erfolgreich und Inhaber einer Werbeagentur. Die beiden werden voneinander angezogen, wie Motten vom Licht und es entspannt sich eine intensive und vor allem sehr schnelle Liebesgeschichte. Bereits nach kurzer Zeit ziehen die beiden zusammen und heiraten, sodass mit der damit einhergehenden Greencard auch die Visumssorgen für Cleo wegfallen. Das Leben könnte perfekter kaum sein, wenn sich nicht Konflikte in die Beziehung schleichen würden. Immer klarer wird für die Lesenden, dass das Paar sich nicht gut tut und das die Ursachen hierfür zum Teil weit in der Vergangenheit liegen.
Eine wirklich tolle Geschichte! Bis auf ein paar wenige Längen, habe ich sie sehr gerne gelesen!

Bewertung vom 21.08.2023
Das Pferd im Brunnen
Tscheplanowa, Valery

Das Pferd im Brunnen


gut

Walja erzählt uns in diesem Roman die Geschichte ihrer Vorfahrinnen, der Urgroßmutter Tanja, der Großmutter Nina und der Mutter Lena, die allesamt unabhängig und oft auch auf sich alleine gestellt das Leben stemmen mussten, welches nicht immer gut zu ihnen war. Sie alle lebten zu großen Teilen ihres Lebens in der ehemaligen Sowjetunion, doch Walja verbrachte den Großteil ihres Lebens in Norddeutschland und versucht nun auf den Spuren ihrer weiblichen Familienmitglieder zu wandeln und mehr über die Vergangenheit und auch sich selbst zu erfahren.
Die Autorin lässt uns in diesem Roman zum Teil an ihrer eigenen Geschichte teilhaben, was die Lektüre umso spannender macht. Sie hat einen wundervoll besonderen Schreibstil, der irgendwie derb, aber irgendwie auch zutiefst poetisch ist. Womit ich nicht immer gut klar kam war, dass die Geschichte nicht einfach chronologisch erzählt wird, sondern jedes Kapitel mehr oder weniger für sich steht und wild zwischen den verschiedenen Zeiten und den einzelnen Leben der Frauen umher gesprungen wird. Am Ende ergeben die einzelnen Puzzleteile zwar schon ein großes Ganzes, mir persönlich ist dadurch aber glaube ich die eine oder andere Information abhanden gekommen.
Eine interessant erzählte Geschichte ist es jedoch allemal und man bekommt sehr persönliche Einblicke in das Leben in der ehemaligen Sowjetunion bzw. wie sich dieses angefühlt haben dürfte.