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Benutzername: 
Anna
Wohnort: 
Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2024
Das Flüstern des Lebens
Fuchs, Katharina

Das Flüstern des Lebens


gut

Ein unerwartetes Erbe

Der plötzliche Tod der reichen Tante sorgt nicht nur für Zwiespalt in der Familie, sondern bringt auch nach und nach unerwartete Geheimnisse ans Licht. Isabelle erbt die Farm mit Kaffeeplantage in Tansania, auf der sie schon als Kind viele Urlaube verbracht hat. Sie stellt sich der Herausforderung die Farm weiterzuführen und reist kurzentschlossen dorthin. Nicht nur für Isabelle wird sich ihr Leben durch das Erbe grundlegend verändern.

Es ist eine unterhaltsame Geschichte die aus verschiedenen Blickwinkeln der Familienmitglieder erzählt wird. Der Schreibstil ist angenehm und mir haben besonders die Eindrücke von Tansania sehr gut gefallen. Man bekommt auch interessante Einblicke in die Ernte und Verarbeitung des Kaffees. Was mir weniger gefallen hat war, dass mir ein paar Stellen etwas zu konstruiert wirkten. Manche Teile der Geschichte waren für mich eher überflüssig, wobei ich mir zu anderen Themen mehr Tiefe gewünscht hätte. Daher bleiben für mich am Ende noch offene Fragen, was irgendwie unbefriedigend ist.

Bewertung vom 18.04.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Die Asche des Vietnamkriegs

Ein Roman der zeigt, welche weitreichenden Folgen der Krieg in Vietnam für die Kinder hatte, die daraus entstanden, zwischen traumatisierten amerikanischen Soldaten und verzweifelten vietnamesischen Mädchen und Frauen. Wie diese als "Amerasier" bezeichneten Kinder ihr Leben lang verachtet wurden und sich nirgendwo willkommen fühlten.
Mich hat das Buch sehr berührt. Es sind die Geschichten die sich hinter der Fassade des Krieges abspielen und wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen. Auch wenn man sich kaum vorstellen kann, was die Menschen dort alles durchmachen mussten, schafft es die Autorin, dass man sich gut in die Personen hineinversetzen und mit Ihnen mitfühlen oder vor allem mitleiden kann. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm und die Geschichte insgesamt gut durchdacht. Alles hängt irgendwie zusammen und wird nach und nach aufgelöst. Man liest aus verschiedenen Perspektiven über die jeweiligen Schicksale. Die Charaktere sind zwar fiktiv, spiegeln aber tatsächliche Geschehnisse wider, die das Ergebnis einer jahrelangen Recherche der Autorin sind. Das Buch hatte für mich von Anfang an eine absolute Sogwirkung und ist wirklich lesenswert. Für mich eine Lese-Highlight!

Bewertung vom 08.04.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


ausgezeichnet

Tolle Kulisse und jede Menge Spannung

Die vier Freundinnen Liz, Maggie, Helena und Joni reisen gemeinsam nach Norwegen um dort auf dem Svelle Pfad zu wandern und den Blafjell zu besteigen. Diese Wanderung hat allerdings einige Überraschungen für die vier Frauen auf Lager und entwickelt sich zu einem Höllentrip, von dem nur drei der Frauen zurückkehren werden.

Mir gefällt der Schreibstil sehr gut. Es lässt sich gut lesen und man weiß immer aus wessen Sicht gerade geschrieben wird, da die Kapitel mit dem jeweiligen Namen beginnen. Außerdem gibt es immer wieder Kapitel die sich auf "Die Suche" beziehen.

Das Buch ist durchweg spannend und hat auch die ein oder andere überraschende Wendung zu bieten. Mich hat es total gefesselt und daher war es innerhalb von 2 Tagen durchgelesen. Das Setting ist ein Traum, die Charaktere sind interessant und die Handlung spannend und überraschend. Kann ich sehr weiterempfehlen!

Bewertung vom 07.04.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

David Copperfield meets Hillbilly

Barbara Kingsolver hat die Novelle "David Copperfield" von Charles Dickens neu interpretiert und in die Wälder Virginias gepackt. Sie erzählt die berührende Geschichte von Damon immer mit einer Prise Humor, sodass es nicht zu erdrückend wirkt. Trotzdem ist es eine bedrückende und schockierende Erzählung und man fragt sich, wie ein Mensch so viel Leid ertragen kann und das auch noch als Kind.

Es geht um Damon, der in einem Wohnwagen in einem abgelegenen Trailerpark zur Welt kommt und bereits einen denkbar schlechten Start ins Leben hat. Sein Vater starb vor seiner Geburt, seine Mutter ist ein Junkie. Schnell wird er nur noch Demon genannt. Das Unglück scheint sich durch sein Leben zu ziehen. In der Schule als Hinterwäldler abgestempelt und vom Jugendamt im Stich gelassen kämpft er sich durch und versucht seinen Weg zu finden währrend um ihn herum immer mehr Menschen mit Medikamenten wie Oxycontin, Benzo's oder Ähnlichem versuchen ihren Tag zu überstehen.

Es ist ein fesselnder und mitteißender Roman. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm, sodass die vielen Seiten nur so dahinflogen. Man kann immer wieder schmunzeln, oft verschlägt es einem aber auch den Atem bei der Vorstellung was Damon alles erlebt hat.

"David Copperfield" ist nun auch auf meiner Wunschliste gelandet, da ich auf die ursprüngliche Geschichte gespannt bin und wie viele Parallelen es zu "Demon Copperhead" gibt. Dazu kann ich daher noch nichts sagen.

Bewertung vom 02.04.2024
Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2
Raabe, Marc

Die Dämmerung / Art Mayer-Serie Bd.2


sehr gut

Spannende Fortsetzung

In dem zweiten Teil der Art Mayer Reihe von Marc Raabe geht es wieder sehr spannend zu. Ich mag den Schreibstil und die verschiedenen Blickwinkel aus denen die Geschichte betrachtet wird.
Rein optisch ist das Buch auch schon ein Blickfang mit dem grellgrünen Cover und dem schwarzen Farbschnitt. Die Aufmachung gefällt mir total und ist passend zum ersten Teil.

Es gibt einen neuen Fall für Art und Nele, die mittlerweile hochschwanger und kurz vor dem Mutterschutz ist. Es wird im Wald eine Frauenleiche gefunden, die an einen Baum gebunden wurde und über ihrem Kopf wurde ein Geweih befestigt. Während das Team sich in die Arbeit stürzt und versucht herauszufinden was es damit auf sich hat, hat Nele ihre Last bei der Arbeit nicht ständig bevormundet zu werden aufgrund ihrer Schwangerschaft. Art kümmert sich indes weiterhin um die kleine Milla.

Mir hat der erste Teil schon so gut gefallen, dass ich unbedingt den zweiten Teil der Reihe lesen wollte. Ich muss aber sagen, dass mich die Story im ersten Teil mehr überzeugt hat. Im zweiten Teil wirkte das für mich teilweise etwas konstruiert.
Trotzdem ist es ein spannender und gut geschriebener Krimi und und ich werde die Reihe weiter verfolgen.

Bewertung vom 24.03.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Absoluter Pageturner

Dies war mein erstes Buch von Lana Lux und ich bin begeistert. Die Geschichte hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und die Autorin hat die einzelnen Charaktere sehr gut in den Schreibstil einfließen lassen. Dieser unterscheidet sich zwischen den Abschnitten aus Philipps und aus Fainas Sicht sehr und rundet somit das Bild der Protagonisten gekonnt ab. Man kann sich gut in die Gefühle und Gedanken der Personen hineinversetzen.

Philipp und Faina lernen sich im Alter von 10 Jahren kennen und haben beide auf unterschiedliche Weise eine schwere Kindheit, in der sie sich gegenseitig Halt geben. Sie gehen mit ihren Erlebnissen jeder auf seine Art um und entwickeln sich sehr verschieden. Irgendwann kommt es zum Bruch und sie gehen für längere Zeit getrennte Wege, bis Faina plötzlich schwanger vor Philipps Tür steht und ihn um Hilfe bittet. Er ist finanziell unabhängig und sie verschuldet und allein. Es entwickelt sich eine Beziehung die zunehmend toxisch wird.

Es ist ein Buch über Kindheitstraumata, unterdrückte Wut, Frauenhass und Kontrollverlust. Wichtige Themen die leider alltäglich sind. Lana Lux zeigt uns die Geschichte von beiden Seiten, Hintergründe die sonst oftmals im Verborgenen bleiben. Mir hat es sehr gut gefallen und ich werde mir die Autorin auf jeden Fall merken.

Bewertung vom 10.03.2024
Selbe Stadt, anderer Planet
Meindl, Dominika

Selbe Stadt, anderer Planet


gut

Hallstatt spiegelverkehrt

Der Roman "Selbe Stadt, anderer Planet" erzählt eine fiktionale Geschichte über reale Orte. Das Cover ist sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite sehr schön gestaltet. Mir gefällt auch die Haptik des Buches. Es ist ein Hardcover ohne Umschlag und die Textur ist etwas rau bei dem Bild und glatt/glänzend bei der Schrift.

Es geht darum, dass der bei den Chinesen sehr beliebte Urlaubsort Hallstatt/Österreich in China quasi 1:1 nachgebaut wird. Dass das tatsächlich passiert ist, war bis zu dieser Lektüre tatsächlich an mir vorbeigegangen. Das war für mich daher schon Mal ein sehr interessanter und aufschlussreicher Aspekt.

Abgesehen davon dreht es sich um drei Hauptpersonen deren persönliche Lebensgeschichte und Verbindung mit dem Ort in Augenschein genommen werden. Johanna, die nach dem Tod ihres Vaters nach Hallstatt und zu ihrer Zwillingsschwester zurückkehrt. Andrej, der mit schwerkranker Frau und zwei Töchtern nach Hallstatt zugezogen ist. Und Ren, eine Chinese der in Österreich aufgewachsen ist und mit dem Projekt der Hallstatt-Kopie in China betraut wird.

Mit dem Schreibstil hatte ich so meine Probleme. Man merkt, dass es von einer Österreicherin geschrieben wurde. Manche Worte/Sätze wollten für mich auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben, da musste ich dann noch 1-2 lesen bis ich es verstanden habe. Ich hatte auch des öfteren Schwierigkeiten einzuordnen aus der Sicht welches Protagonisten gerade erzählt wird. Teilweise hat es ein paar Seiten gebraucht bis das klar wurde. Was die Handlung angeht wirkte es teilweise etwas übertrieben auf mich.

Insgesamt ein interessantes Thema, die Umsetzung war für mich aber nicht ganz so rund.

Bewertung vom 06.03.2024
Mein Name ist Lilith
Marmery, Nikki

Mein Name ist Lilith


sehr gut

Die feministische Bibel

Wie die Welt wohl heute aussehen würde, wenn es in Lilliths Sinne von Beginn an Gleicheit zwischen Mann und Frau gegeben hätte? "Mein Name ist Lilith" ist eine feministische Sicht auf die Geschichte um den Garten Eden und die Entstehung der Religionen. Es ist ein spannendes Gedankenspiel und es dreht sich letztendlich alles um Macht. Das Streben danach scheint in der Natur des Menschen zu liegen und hat damit so viel Unglück über die Welt gebracht.

Obwohl ich mit Religion eigentlich nichts am Hut habe, fand ich das Buch total interessant und auch erschreckend, wenn man bedenkt wie sehr die männlichen Ansichten darin das damalige Frauenbild beeinflusst und auch für sehr lange Zeit geprägt haben. Bis heute gibt es noch einige Länder in denen Frauen noch lange nicht gleichberechtigt sind und oftmals beruft man sich noch immer auf die Religion die eben dieses Bild bestärkt. Eine traurige Bilanz.

Das Buch ist aus der Sicht von Lilith geschrieben, die die erste Frau neben Adam im Garten Eden war. Als sich Adam immer deutlicher über sie stellt und ihr schließlich Gewalt antut ergreift sie die Flucht aus dem Paradies. Fortan wird sie als Dämonin und Hure geächtet. In ihrem langen Leben sieht sie viel Elend und Ungerechtigkeit. Sie ist immerzu auf der Suche nach einem Weg die Menschen zum Umdenken zu bringen indem sie die Lehre der Ashera, ihrer Mutter, bewahrt und verbreitet, in der Frau und Mann ebenbürtig sind.

Bewertung vom 20.02.2024
Arctic Mirage
Kokkonen, Terhi

Arctic Mirage


gut

Spannendes Gefühlschaos mit Abstrichen

Das Buch startet mit einem schockierenden Prolog über den Ausgang der Geschichte.

Hier trägt das allerdings sehr zum Spannungsaufbau bei, denn man fragt sich von Anfang an wie es dazu kommen konnte.

Es geht um ein Paar das nach einem Autounfall in einem sehr abgelegenen Luxushotel in den Bergen Lapplands strandet. Hier müssen sich Karo und Risto nicht nur mit dem kürzlich erlebten Trauma beschäftigen sondern vor allem auch miteinander, denn viel gibt es nicht zu tun an diesem Ort noch dazu mit den frischen Verletzungen.

Man liest die meiste Zeit aus Sicht von Karo über ihre Erinnerungen, Gedanken und Gefühle und je mehr man erfährt desto verwirrter wird man, ähnlich wie die Protagonistin. Man weiß nicht mehr was man glauben soll oder kann. Die Situation schaukelt sich mehr und mehr zu einer Eskalation auf. Es ist vor allem eine psychologisch interessante Lektüre über Verarbeitung von Traumata, zwiespältige Gefühle, Misstrauen und Angst. Die Charaktere kommen nicht gerade sympathisch rüber. Insgesamt ist die Stimmung recht düster und unangenehm, was zwar zum Thema passt, aber auch irgendwie übermächtig wirkt.

Einige Nebencharaktere die immer Mal wieder auftauchen nehmen für mich in dem (relativ dünnen) Buch zu viel Raum ein ohne dabei die Geschichte voranzubringen. Das hat mich etwas gestört. Ich hätte lieber mehr Details über Karo und Risto gehabt. Am Ende bleiben noch einige offene Fragen.

Insgesamt fand ich es durchaus spannend und das Thema auch interessant, konnte aber keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen. Dazu wirkt alles zu kalt und distanziert, passend zur Landschaft in der es spielt.

Bewertung vom 13.02.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

James und Huckleberry Finn

Das Buch erzählt die Geschichte von dem Sklaven James und spielt in Missouri, einem der Südstaaten der USA. Die Verbindung mit dem Klassiker um Huckleberry Finn finde ich sehr interessant und gelungen. James (auch Jim genannt) kennt Huck von klein auf, da er in der Nachbarschaft seiner "Besitzerin" wohnt und zwischen den beiden entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung, soweit das eben zwischen einem Sklaven und einem weißen Jungen möglich ist.
James und die anderen Sklaven nutzen eine spezielle Art der Sprache in Gegenwart der Weißen. Ein Art Slang der vorgaukeln soll, dass sie dumm und ungebildet sind, so wie sie es in den Augen der Weißen sowieso sind. Es ist lustig wie die Sklaven die Weißen damit auf die Schippe nehmen, ohne dass sie es merken. Unter sich sprechen sie ganz anders, denn sie sind teilweise wesentlich gebildeter und können sich besser ausdrücken als so mancher Weißer. Es ist wohl die einzige Form von Widerstand die Ihnen nicht zum Verhängnis werden kann, weil die Weißen diesen Trick nicht durchschauen.
Als man James plötzlich nach New Orleans verkaufen will und er dadurch seine Frau und Tochter zurücklassen müsste, entschließt er sich zu fliehen. Huck begleitet ihn und die beiden erleben so einige Abenteuer rund um den Mississippi.
Trotz des ernsten Themas ist die Geschichte humorvoll und unterhaltsam. Die Seiten fliegen nur so dahin. Gleichzeitig ist es unfassbar schockierend wie zu dieser Zeit mit Menschen umgegangen wurde. Es war eine schreckliche Zeit und die Sklaven mussten eine unheimliche innere Stärke entwickelt haben um das ertragen zu können. Man merkt an James wie irgendwann die angestaute innerliche Wut durchbricht. Er lebt nur um seine Familie in Sicherheit zu bringen, das ist alles was zählt. Und in Huck findet er ein wahren Freund.
Ein schönes und absolut lesenswertes Buch.