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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Lienz

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 24.08.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


sehr gut

Wenn man im Buch eine Inhaltsangabe sucht, dann sucht man vergebens.Der hintere Klappentext ist dem Autor gewidmet: Nichts wie schreiben schreiben schreiben und der vordere Klappentext lautet: Nichts wie sparen sparen sparen und beschreibt mit diesen Worten eigentlich eh schon das Leben der Mutter, deren Lebensprojekt ein Eigentum wie Wohnung oder Haus war.Ihr ganzes Leben besteht aus Sparen, und immer, wenn sie die Anzahlung für ein Grundstück oder eine Wohnung beisammen hat, ist das Geld nicht mehr soviel wert und es ist zu wenig."Und dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin." Die drei Wohnungen der Mutter sind das Elternhaus, eine Mietwohnung und das Altenheim. "Kein Haus hatte sie, nicht einmal eine Eigentumswohnung."
Der Autor berichtet von den letzten Tagen seiner fast 100-jährigen Mutter und erinnert sich in Rückblenden an ihr arbeitsreiches Leben. Die letzten gemeinsamen Stunden sind von einem trockenen Humor durchzogen, sein Schreiben gepaart mit Sprachwitz.
Es ist ein zügig zu lesendes Büchlein über ein arbeitsreiches Leben, reich an Entbehrungen.
Übrigens: Dieses Buch ist Eigentum von Wolf Haas

Bewertung vom 01.08.2023
Das Pferd im Brunnen
Tscheplanowa, Valery

Das Pferd im Brunnen


ausgezeichnet

So farbenfroh und besonders wie das Cover ist auch der Inhalt. Die Autorin begibt sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit und bringt dem Leser das Leben ihrer Familie, vor allem der Frauen in dieser Familie näher.
Da ist zunächst ihre Urgroßmutter Tanja, die auf dem Land in einem russischen Ort lebt, des Lesens und Schreibens nicht mächtig, unter einfachsten Lebensbedingungen. Eigentlich alles, was man zum Leben benötigt, wird selbst angebaut , gezüchtet oder hergestellt, man kauft fast nichts. Hier erzählt man sich auch die Geschichte vom Brunnen, in den ein Pferd gefallen sei.
Im Mittelpunkt des Romans steht allerdings Nina, die Großmutter der Erzählerin, eine starke Persönlichkeit Ihr Portrait ist großartig, bis ins kleinste Detail werden ihr Äußeres, ihre Handlungen und ihr Charakter beschrieben."Der Mann ging und starb, die Tochter floh in ein anderes Land, der Sohn blieb in der Stadt, den Geliebten schickte sie weg, und die eigene Mutter begrub sie." Sie wirkt auf den Leser nicht so sympathisch, aber ihr nicht immer leichtes Leben machen ihr Handeln verständlich.
Valery Tscheplanowa reist zurück in ihre ehemalige Heimat und lässt sich nochmals auf ihre Vergangenheit ein und erkennt, wie tief sie das Leben dieser Frauen geprägt hat.
Die Aneinanderreihung der Personen ist nicht chronologisch, deshalb ergibt sich erst am Ende ein Gesamtbild, die Beobachtungen und Beschreibungen sind präzise, punktgenau und bildhaft, haben mich in den Bann gezogen.
Ein gelungenes Debüt.

Bewertung vom 15.07.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


ausgezeichnet

Die Einladung, und zwar eine Einladung in die Welt der Schönen und Reichen gilt Alex, einer jungen Frau, die sich durchs Leben schwindelt. Die Eintrittskarte in diese Welt heißt Simon, mindestens doppelt so alt und vermögend. "Alex war eine Art gesellschaftliches Ausstattungsstück- nur ihre Gegenwart war erforderlich, die ungefähre Größe und Form einer Frau." Doch Alex macht einen Fehler, hält sich nicht an die Spielregeln und scheidet aus.Um erneut ins Spiel zu kommen, glaubt sie, sie müsse nur eine Woche bis zu Simons Gartenparty warten, und dann könne sie diese Beziehung wieder fortsetzen. Sie will nämlich nicht in ihr altes Leben zurück, ohne Wohnung, Geld und Freunde. So stolpert sie in dieser Woche von einer Katastrophe in die nächste.Spannend steigert sich die Geschichte bis zum Höhepunkt, Wendepunkt, eben dieser Gartenparty.
Emma Cline hat in ihrem Roman mit Alex eine Antiheldin erschaffen, die lügt, stiehlt und betrügt.Woher ihre Probleme kommen, erfährt man nicht. Sie schildert die rastlose Suche dieser Frau nach einem "guten" Leben, geprägt von Anpassung und Abhängigkeit (Männern, Medikamenten).
Rasend und aufgeregt rauscht man durch dieses Buch.
Ich lade euch ein, und zwar zum Lesen dieses intensiven Buches.

Bewertung vom 22.06.2023
Die Zeitreisende
Lemper, Ute

Die Zeitreisende


ausgezeichnet

Die 60-jährige Ute Lemper blickt in dieser Biographie auf ihr Leben zurück. Ein Teil des Buches ist durchzogen von Auszügen aus ihrer ersten Biographie "Unzensiert", einer Zeitreise zu sich selbst, in etwas sprunghaften Gedanken , ausschweifender Sprache, allerdings reflektiert und ergänzt mit Neuem, klar ausgedrückt.
Wir begleiten ihr Leben auf der Überholspur, erhalten Einblicke in das Leben eines Weltstars, verfolgen ihren künstlerischen Weg durch die ganze Welt, immer unterbrochen von Positionierungen zu politischen Ereignissen. Man erfährt, wie breit aufgestellt diese Persönlichkeit ist, sie fasziniert im Musical, Theater, Film, als Sängerin, Malerin, Schriftstellerin und Komponistin.
Sie nimmt uns mit auf Begegnungen mit herausragenden Künstlern, und was mich besonders anspricht, gewährt uns auch Einblicke in ihr privates Leben, spricht über Familie, Beziehungen, Krankheiten, Verwundbarkeit, Tiefpunkte und Höhepunkte ihres Lebens.
Die schönen Fotographien im Buchinneren sind das Tüpfelchen auf dem I.
Wer neugierig auf das Leben von anderen Menschen ist, mit allen seinen Höhen und Tiefen,sollte dieses Buch lesen.
Mich hat es gefesselt, eine tiefe Verneigung für Ute Lemper.

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