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TK

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


sehr gut

Man vergisst, dass man ein Sachbuch liest

Ben Macintyre liefert in diesem Buch, bei dem man über weite Strecken vergisst, dass man tatsächlich ein Sachbuch liest, die umfassend recherchierte, wahre Geschichte des Spions und Doppelagenten Oleg Gordijewski - mitten im Kalten Krieg, vor dem Hintergrund des Ostblocks und des Westens, und zwischen deren sich gegenüberstehenden Geheimdiensten, vorrangig des KGB auf der einen Seite, MI6 und CIA auf der anderen. Geschichtliche Ereignisse aus dieser sonst geheimen Sicht zu betrachten, fand ich sehr augenöffnend.

Die Schachzüge der Geheimdienste, die Paranoia von Täuschungen, Erwartungen und Gegentäuschungen, und die verschiedenen Persönlichkeiten, die dieser Beruf anzieht (oder schafft?) sind wirklich faszinierend dargestellt.
Der Kontrast vom Risiko, der stetigen Bedrohung, entdeckt und enttarnt zu werden, und dem Alltagstrott des Spionierens war für mich sehr faszinierend: Geheimdienstarbeit ist, wenn alles gut geht, nicht dramatisch und actionreich, sondern vielmehr Papierkram, Termine und vorhersehbare Abläufe und Routinen.

Die Geschichte ist spannend zu lesen und sehr gut erzählt, so dass man den Täuschungen, Geheimnissen und doppelten Rollen gut folgen kann.
Lediglich bei den vielen Namen auf allen beteiligten Seiten bin ich nicht immer mitgekommen, wobei die Personen durch kurze Nebensätze und Einschübe immer noch einmal eingeordnet wurden. Gerade am Anfang sind mir allerdings ein paar Stellen aufgefallen, bei denen zwischen der englischen und deutschen Transkription der russischen Namen hin und her gesprungen wurde, was ungünstig für den Leser ist, wenn es sowieso schon so viele Personen gibt.

Die Geschichte des Kalten Krieges und die Akteure der Geheimdienste werden vor allem auch durch zeitgenössische Zitate oder Rückblicke sehr lebendig, und Ben Macintyre erzählt, merklich very british, mit einem guten Gespür für Dramaturgie, aber auch einem feinen Sinn für Humor, diese spannende Agentenbiografie, die das echte Leben geschrieben hat.

Bewertung vom 03.12.2023
Nordlicht 02
Falch, Malin

Nordlicht 02


sehr gut

Optisch wieder wunderschön, und die Geschichte nimmt Fahrt auf

Der zweite Teil von Nordlicht verzaubert wieder mit wunderschönen Bildern, die auf uns noch einmal besonders wirken, weil wir dieses Jahr im Sommer selbst die sagenumwobene, wilde und schöne Landschaft der norwegischen Fjorde erleben durften.
Die Figuren der Waldbewohner und der Bande um Espen, die schon im ersten Band direkt sympathisch waren, treffen wir hier wieder, und neue faszinierende Charaktere, allen voran Lotta und das Orakel, kommen dazu und bringen weitere Konflikte mit sich. Die Geschichte wird ernst und düster, behält aber dabei Humor und die Wärme und den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe bei.
Sehr überrascht waren wir, dass die erzählte Zeitspanne bisher nur etwas über einen Tag gedauert hat, die Ereignisse laufen anscheinend schnell in der Sagenwelt von Jotundalen... Sehr schade, dass man dann so lange warten muss, bis die Geschichte weitergeht!

Bewertung vom 11.11.2023
Nico und Will - Reise ins Dunkel
Riordan, Rick;Oshiro, Mark

Nico und Will - Reise ins Dunkel


sehr gut

Percy-Jackson-Unterwelts-Spin-Off mit Co-Autor - Vorkenntnisse von Vorteil

Eine spannende Kooperation von Rick Riordan und Mark Oshiro, den ich von seinen verschiedenen Mark-Reads-and-Watches-Unternehmungen schon lange schätze und mag - schon in etwa so lange, wie es die Teenager-Tochter gibt, mit der ich jetzt zusammen dieses Buch gelesen habe, eine sehr merkwürdige Vorstellung! Aber genau das ist ja das schöne gerade an Bücherwelten und Reihen: dass man sie mit anderen entdecken kann, im Fandom weiterentwickelt, eigene Ideen und neue Aspekte einbringt...

Neben der einfühlsam geschriebenen queeren Lovestory und dem mythischen Abenteuer in der Unterwelt, das zwischendurch leider einige Längen hatte, glänzen vor allem die verschiedensten Wesen und Charaktere (ich bin z.B. ein großer Fan der Troglodyten) sowie die perfekt geschriebenen Dialoge.

Die Teenager-Tochter fand die Geschichte sehr spannend, hätte sie allerdings ohne die immer wieder eingeschobenen Sprünge in eine andere Handlungszeit besser und weniger verwirrend gefunden.

Ich denke die Geschichte an sich ist auch ohne Kenntnis des Percy-Jackson-Universums ganz gut zu lesen und zu verstehen, aber da es schon viele verschiedene Bezüge und Rückblicke gibt, hat man wahrscheinlich deutlich mehr davon, wenn man die Welt schon kennt, und sie jetzt aus der Sicht anderer Figuren noch einmal neu sehen kann.

Bewertung vom 30.10.2023
Am Anfang der Welt / Solartopia Bd.1
Hume, Victoria

Am Anfang der Welt / Solartopia Bd.1


sehr gut

Am Ende der Welt - oder ist es der Anfang?

Nova ist definitiv eine sehr faszinierende Figur, der man ihr Aufwachsen ohne Erwachsene, nur mit ihrem Freund Finn, als vermeintlich letzte Menschen auf der Welt, ständig für das eigene Überleben verantwortlich, eindrücklich anmerkt. Sie wirkt gleichzeitig viel älter und viel jünger, als sie eigentlich ist. Im Laufe der Geschichte kamen uns (mir und dem 13-jährigen Tochterkind) einige ihrer Verhaltensweisen, Gedankengänge und Entscheidungen etwas zu merkwürdig und fast unglaubwürdig vor, aber wie sich herausstellt ist das von Autorin Victoria Hume genau so beabsichtigt, und viele Ereignisse sehen im Rückblick ganz anders und viel nachvollziehbarer aus - mehr zu sagen wäre ein Spoiler!

Als Gärtnerin hat mir Novas besondere Beziehung zu allen Pflanzen sehr gut gefallen, dass sie Pflanzen besser versteht als sie andere Menschen versteht, und dass sie Pflanzen als Freunde, als gleichberechtigte Partner im Überleben sieht. Ihre Perspektive ist darum ideal, als Lesende ihren eigenen Garten auf Turris und den Garten in Solartopia zu entdecken.
Auch insgesamt hat uns das Worldbuilding sehr gut gefallen, und die verschiedenen Figuren denen Nova begegnet sind sehr interessant und jede*r für sich verständlich und nachvollziehbar charakterisiert.

Im Mittelteil hat die Geschichte einige Längen, aber insgesamt ist sie ein spannendes dystopisches Abenteuer, das wichtige Fragen über soziale Gerechtigkeit und das Verhältnis der Menschen zur Natur aufwirft und zum Nachdenken anregt. Zum Ende des Buches ist besonders der Titel, Am Anfang der Welt, daher spannend, weil eigentlich alles darauf hindeutet, dass, aus menschlicher Sicht, eher das Ende der Welt naht - jedenfalls das der Welt, wie wir sie kennen. Ob es tatsächlich ein Neuanfang sein kann, wird wahrscheinlich das zweite Buch verraten.

Bewertung vom 22.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


sehr gut

Rotkäppchen und Allerleirauh, Jäger und Gejagte

Ich bin kein Freund von Ich-Erzähler*Innen, die einen essentiellen, persönlichkeitsprägenden Teil ihrer Vergangenheit verschweigen, jedoch konstant auf diese düstere/schwierige/traumatisierende Erfahrung, die man als Leser lange Zeit nicht kennt, verweisen. Ich weiß, dass so Spannung aufgebaut werden soll, aber mich ärgert diese Taktik eher, als dass sie Interesse weckt.
Auch nachdem man rückblickend dann viele Entscheidungen und Reaktionen der Protagonistin besser verstehen kann, fand ich allerdings einige entscheidende ihrer Handlungen immer noch nicht nachvollziehbar, weshalb sie mir fremd und wenig sympathisch geblieben ist.
Das Beziehungsdreieck hat die Handlung für mich stellenweise zu sehr in eine Genre-Richtung gezogen, die mir nicht ganz zum Rest der Geschichte passen wollte.

Auch wenn für die Protagonistin mit ihrem IT-Hintergrund Worte wie "umgeswitcht" und "aufgeploppt" nicht fern liegen, fand ich diese doch zwischen den sonst stellenweise fast poetischen Beschreibungen störend und fehl am Platz - das ist allerdings persönlicher Geschmack.

Die Verwebung von einer modernen Digital-Native-Figur, die vor allem in gewählten Existenzen im Internet existiert, mit Märchen und den Legenden, auf denen sie basieren, ist auf jeden Fall ein sehr gelungener Kontrast. Auch die Parallele von realen Hetzjagden vergangener Zeiten auf Außenseiter zu den nicht weniger realen, noch viel weitreichenderen Hetzjagden der vernetzten Gegenwart ist ein sehr starkes Bild.

Die Geschichte hat mit stimmungsvollen Schauplätzen, gut charakterisierten Nebenfiguren und einem spannenden persönlichen wie auch historischen Hintergrund viele tolle Elemente für eine fesselnde Lektüre - mich konnte sie leider aus den genannten Gründen nicht ganz so packen, wie ich es wirklich gerne gewollt hätte.

Bewertung vom 02.10.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Hexen in der Nachkriegszeit

Helga Bürster erzählt von Aberglauben, Wunderglauben und Hexenglauben in einem norddeutschen Dorf, Ende der 1940er Jahre, zu einer Zeit, in der viele nicht wissen, woran sie noch - oder wieder - glauben können.
Die Dorfgemeinschaft, die sich, wie die gesamte Gesellschaft auch, kurz nach dem Trauma des zweiten Weltkrieges erst wieder in dieser neuen Welt zurechtfinden muss, ist großartig charakterisiert. In einer Zeit des Friedens, wo die äußerlichen Spuren des Krieges noch überall sichtbar sind, die inneren Spuren aber bei den meisten im Verborgenen bleiben. "Heute Weltuntergang, morgen Tanztee" beschreibt (mit wunderbarem Humor) die emotionale Verfassung der Menschen, zwischen Vergnügungen und dem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft auf der einen Seite, und der Verführbarkeit von Menschen, die nach Jahren der Diktatur und den Schrecken des Krieges die Orientierung verloren haben, auf der anderen Seite.

Die norddeutsche Mentalität und die zum Teil plattdeutschen Dialoge, zusammen mit der einsamen, mystischen Stimmung des Moors haben eine tolle Atmosphäre geschaffen, vor der die verschiedenen Charaktere, ganz besonders die starken Frauen, sehr gut zur Geltung kommen.
Dass in dieser Zeit dann Hexenglauben und Hexenverfolgung aufflammen, war mir wirklich noch nicht bewusst, obwohl es in Angesicht der gesellschaftlichen Situation sehr folgerichtig und wenig überraschend ist - für mich ein sehr spannender Ausgangspunkt für weitere Beschäftigung mit diesem Thema!

Bewertung vom 02.10.2023
Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Anspruchsvolles und poetisches Abenteuer

Ich bin sehr beeindruckt von diesem Buch! Auf den ersten Blick ist es eine spannende, abenteuerliche Geschichte, mit zwei klugen, mutigen Kindercharakteren und anderen faszinierenden Figuren.
Gleichzeitig schafft es Autor David Farr, die Lyrik von Anna Achmatowa kunstvoll als zentrales Element in die Handlung einzuweben, und eine fiktive Welt zu erschaffen, die Kerneigenschaften von allen dikatorischen, totalitären Gesellschaften vereint - und die den jugendlichen Lesern zutraut, damit zurecht zu kommen. Krasnia und sein Herrscher Malstain lassen verschiedenste historische Persönlichkeiten und Handlungsmuster wiedererkennen, und die Geschichte zeigt Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, enthält echte Gefahren und Verluste.

David Farrs Erzählstil hat uns sehr gefallen, mitreißend und stimmungsvoll, ein bisschen britisch, immer ein Hauch Magie, die der grauen Realität gegenübersteht.
Die Gestaltung des Buches ist ebenfalls wunderschön, das tolle Coverbild mit den golden glänzenden Elementen macht sehr neugierig, und dann entdeckt man die Luftschiffe auf der Innenseite, und die Illustrationen der Kapitelüberschriften und der Gedichte...

"Das Buch der gestohlenen Träume" ist eine ganz besondere Geschichte, spannend und sehr zum Nachdenken anregend. Nach der Lektüre habe ich mit meiner (13-jährigen) Tochter sehr interessante Gespräche geführt, wie sie in bestimmten Situationen der Geschichte gehandelt hätte. Auch für erwachsene Leser sehr zu empfehlen, mit geschichtlichen und literarischen Vorkenntnissen kommen die verschiedenen Nuancen und Verweise noch besser zur Geltung.

Bewertung vom 19.09.2023
Schneekinder
Langer, Andreas

Schneekinder


sehr gut

Kinder in einer eisigen Welt

Mit viel bedrohlicher Atmosphäre geschriebenes, aufregendes Abenteuer in einer eisig-kalten Welt, mit einem so einfachen wie berührenden Titel.

Die nordisch-isländisch inspirierte Welt des Buches gefällt uns sehr, sowohl die landschaftlichen Beschreibungen als auch die Sagenwelt, mit der die Handlung verwoben wird.
Obwohl sich die Geschichte atmoshärisch wie ein Märchen anfühlt, hat sie auch sehr viel Realität in sich. Die Alten und vor allem die Kinder, die noch übrig sind, weil alle Erwachsenen (genau genommen alle, die gerade so alt genug sind) für einen fernen König in den Kriegsdienst ziehen mussten, die skrupellosen Aufseher des Königs, die nur ihre eigene Haut retten wollen...
Die Gruppe der Kinder mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten ist sehr eindrücklich charakterisiert. Besonders Elin, die zu Mutterersatz und unfreiwilliger Anführerin werden musste, ist eine tolle Figur. Das 13-jährige Tochterkind liest am liebsten Geschichten, in denen wirklich etwas passiert und in denen die Charaktere echten Gefahren gegenüberstehen, in denen es um Leben und Tod geht, insofern war sie mit diesem sehr spannenden Abenteuer sehr zufrieden.

Beim Cover bin ich mir mit dem Tochterkind uneinig, sie findet es ein bisschen langweilig, weil es eigentlich einfach nur weiß ist. Mir gefällt gerade das sehr gut und ich finde es sehr stimmungsvoll, die kleinen Tupfer der Gruppe auf ihrem Weg, verloren (?) inmitten der weiten Winterlandschaft, der graue Nebel, der die Sicht verschleiert auf das was noch vor ihnen liegen mag...

Bewertung vom 11.09.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


sehr gut

Lügen und Geheimnisse

"Verlogen" hat auf mich nicht ganz so stark gewirkt wie der Vorgänger "Verschwiegen", aber die Autorin Eva Björg Ægisdóttir hat wieder einen isländisch-düsteren, psychologisch packenden und lange Zeit nicht vorhersehbaren, beim Lesen herausfordernden Kriminalfall vorgelegt.
Leider wirkte Ermittlerin Elma in diesem Teil vergleichsweise blass, was für sie persönlich natürlich gut ist, da sich ihr Leben nach verschiedenen traumatischen Erlebnissen wieder beruhigt hat - für die Charakterisierung ist es allerdings etwas schwach, und diese Ebene der Handlung hat mir für den starken Gesamteindruck gefehlt.

Der Fall selbst ist allerdings wieder spannend geraten, er ist menschlich berührend und betrifft faszinierende, vielschichtige Figuren, mit den unterschiedlichsten Hintergründen und (Lebens-)Lügen, die nach und nach ans Licht kommen. Handlung und Wendungen konstruieren kann die Autorin auf jeden Fall! Der isländische Schauplatz tut sein Übriges und trägt wieder unheimlich zu Stimmung und Atmosphäre bei.

Insgesamt sehr zu empfehlende nordisch-kühle Spannung, auch unabhängig vom ersten Teil sicher gut lesbar.

Bewertung vom 27.08.2023
Und wir tanzen, und wir fallen
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


ausgezeichnet

Das Leben im Sterben

Eine Geschichte über die beste, engste, älteste Freundin im Hospiz klingt nach einer unglaublich schweren, traurigen Lektüre. Und das ist sie stellenweise auch, denn natürlich ist Im-Sterben-Liegen eine furchtbare Situation, und Krebs ist sowieso ein Arschloch. Aber es ist auch eine Geschichte die so schön ist, dass man sich, wie die Protagonistin Ash selbst sagt, wünscht, dass sie einfach immer weitergehen könnte, um das unvermeidliche Ende nicht erreichen zu müssen, auch wenn man weiß, dass der Teil der Geschichte mit dem Hospiz genau das unausweichlich macht.

Die Situation des nicht immer dramatischen Wartens auf den Tod, des Alltäglichen, während gleichzeitig ein Teil des Lebens zusammenbricht, dieses merkwürdigen Zwischenzustands von Nochdasein und Abschied, zwischen Erinnerungen und Verlust, die ganz eigene Parallelwelt des Hospizes und all der Menschen, die sich dort zur gleichen Zeit verbunden finden, ist sehr einfühlsam beschrieben. Aber nicht nur der Tod ist das Thema, sondern vor allem das Leben, nicht nur das, was man verlieren wird, sondern vor allem das, das noch da ist, in all den Beziehungen und Erinnerungen.

Eine lebensbejahende Geschichte über das Sterben klingt kitschig und rührselig, genauso wie die Aussage, dass man beim Lesen lachen und weinen musste, aber hier stimmen diese Klischees, die mich selbst sonst abschrecken würden, tatsächlich.
Das Buch enthält so viel Liebe und Freundschaft, keine kitschige Liebe, sondern echte, unperfekte, alltägliche Liebe, zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Geschwistern und Freunden, nicht zuckrig, sondern wiedererkennbar. Und die Charaktere (allen voran Belle!), bis hin zu Nebenfiguren, sind mit ihren Geschichten und Erinnerungen unglaublich sympathisch gezeichnet und gehen so nahe, dass man sie auch schon lange zu kennen glaubt und mit ihnen ebenfalls nicht Loslassen möchte.

Normalerweise graut es mir vor Übersetzungen von zeitgenössischer, umgangsprachlicher amerikanischer Literatur, da sie immer irgendwie gewollt und peinlich wirken, weil sie nicht den richtigen Ton treffen. Daher ein sehr großes Dankeschön an Übersetzerin Alexandra Baisch, die wirklich alle feinen Nuancen und die wunderbaren Dialoge perfekt ins Deutsche gebracht hat!

"Das Schlimmstmögliche, die bestmöglichen Menschen", wie es Autorin Catherine Newman in ihrer Danksagung formuliert, in der sie sich auf ihre eigenen autobiographischen Erfahrungen bezieht, die diesen Roman so bewegend und traurig, aber auch so voller Freude, feinem Humor und Glück machen - eine Feier des Lebens.