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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 377 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2023
Österreich express
Seiser, Katharina

Österreich express


ausgezeichnet

Mein absoluter Favorit unter den Kochbüchern!

Als Verfechterin und Sammlerin traditioneller Gerichte, mit denen mich meine liebevolle Großmutter in meiner Kindheit verwöhnte, weckte der Klappentext dieses Buches sofort meine Aufmerksamkeit. Eine überzeugende Leseprobe bestätigte meinen Ersteindruck: ich habe ein neues „Lieblings-Kochbuch“ für mich entdeckt! Durch die Beschreibung der Gerichte sowie die einleitenden Worte der Autorin wurden eine Menge Erinnerungen an kulinarische Kindheitsgenüsse geweckt und ich konnte es kaum erwarten, mich in dieses Buch zu vertiefen. Allein die Vorstellung, dank dieses Sammelbands Rezepte nachkochen zu können, die ich seit Jahrzehnten vermisse, ließ mein Herz höherschlagen. Ich habe bei der Durchsicht der Rezepte irgendwann aufgehört, meine Favoriten zu markieren – abgesehen von vereinzelten Ausnahmen wird einfach alles ausprobiert und nachgekocht!

Die Übersicht der Rezepte, das Inhaltsverzeichnis dieses Buches, ist mir auf den ersten Blick positiv aufgefallen. Die Gliederung in kalte Gerichte, warmer Imbiss, Gemüse, Erdäpfel & Schwammerl, Teigwaren & salzige Mehlspeisen, Fisch, Fleisch & Wurst, Warm & Süß sowie Kalt & Süß und zu guter Letzt Vorräte war mir sofort sympathisch. Ergänzend dazu begrüße ich auch die bei den Rezepten angeführten Symbole, da auf diese Weise rasch ersichtlich ist, ob man Zutaten lange vorbereiten muss, ob ein Rezept zeitaufwändig oder schnell zubereitet ist, ob es sich zum Mitnehmen oder für Vegetarier eignet. Für das gezielte Nachschlagen eines ganz bestimmten Rezepts dient das alphabetische Register im Anhang.

Ein weiterer Faktor, der für dieses Buch spricht, sind die Infoseiten zu Beginn, die sogenannte „Seisernale Warenkunde“. Katharina Seiser präsentiert hierbei eine wahre Fülle an Praxistipps. Was die Auswahl der Lebensmittel anbelangt begrüße ich es, dass regionale und saisonale Bio-Produkte bevorzugt werden. Auch die wertvollen Hinweise zur Lagerung, zum Süßen und Würzen sowie zur Wahl des erforderlichen Küchenwerkzeugs empfand ich als sehr hilfreich. Die ausführlichen einleitenden Seiten stellten eine Bereicherung dar.

Die Rezepte selber punkten durch eine übersichtliche und ausführliche Beschreibung. Zutaten, Zubereitung und wichtige Hinweise sind in verschiedener Schriftart und Farbe gedruckt. Darüber hinaus sind die Zutaten meist für zwei Portionen berechnet – ein weiterer positiver Aspekt, der dieses Kochbuch von so vielen anderen unterscheidet. Bei den Tipps zur Zubereitung begrüße ich es, dass Ratschläge auch begründet werden. Um nur ein Beispiel zu nennen: es wird bei der Herstellung von Nockerl geraten, auf den Handmixer zu verzichten, weil diese Vorgehensweise zu viel Gluten erzeugt und die Nockerl dann zäh werden. Man merkt buchstäblich auf jeder einzelnen Seite, dass die Autorin ein sehr umfangreiches Fachwissen besitzt und dieses Wissen überzeugend und mit großer Leidenschaft vermittelt.

Was mich besonders faszinierte waren die atemberaubenden großformatigen Bilder, deren Anblick unweigerlich Lust auf das Kochen und genussvolle Verzehren der jeweiligen Speise macht.

Ich habe in meinem Leben bereits eine Vielzahl von Kochbüchern in Händen gehalten und einige davon gehören zum unverzichtbaren Inventar meiner Küche. Doch in keinem einzigen Buch fand ich derart ansprechend Fotos von geschmackvoll angerichteten und appetitlich aussehenden Speisen. Zu meiner Verblüffung und Freude entdeckte ich auf einem dieser zahlreichen großformatigen Bilder sogar einen Kochtopf, wie ihn meine Mutter damals besaß.

Im Zuge dieser Lektüre stieß ich auf unzählige Lieblingsgerichte aus meiner Kindheit, „die ich unbedingt in den nächsten Tagen nachkochen muss“! Ich werde dieses Kochbuch in den nächsten Wochen und Monaten vermutlich kaum mehr aus der Hand legen und bin absolut begeistert von diesem Sammelwerk, das auf der Stelle zu meinem erklärten Favoriten avancierte.

FAZIT: „ÖSTERREICH express“ von Katharina Seiser ist mit Abstand eines der besten Kochbücher, die ich bislang kennenlernen durfte. Die Autorin vereint liebevoll gesammelte Rezepte unserer Vorfahren mit gründlicher Recherche, einem reichhaltigen Kochwissen und wertvollen Praxistipps aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz. Die Rezepte sind erprobt, absolut alltagstauglich und dank der ausführlichen Anleitungen auch leicht nachzukochen. Perfekt inszenierte Abbildungen der Gerichte erzeugen bereits während der Lektüre Appetit darauf und weckten zudem auch viele Kindheitserinnerungen.

Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Weiterempfehlung für diesen hervorragenden Familien-Rezeptschatz von Katharina Seiser!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 11.11.2023
Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden


sehr gut

Die Thalmeyer-Schwestern

„Das Leben ist nicht nur Porzellan, weißt du?!“ (Sophie Thalmeyer)

Nachdem Joachim, der älteste der Thalmeyer-Geschwister, in Russland als verschollen gilt, erschüttert auch noch der plötzliche Tod des sechzigjährigen Firmeninhabers Ludwig Thalmeyer die Familie. Während die älteste Tochter Marie die Leitung der Porzellanmanufaktur übernimmt, sorgt ihre ungestüme jüngere Schwester Sophie dafür, dass Marie neben ihrer verantwortungsvollen neuen Aufgabe auch noch ein Privatleben hat. Die beiden Schwestern setzen sich mit vereinten Kräften dafür ein, das traditionsreiche Familienunternehmen nicht zu verlieren. Sie müssen einerseits private und berufliche Niederlagen hinnehmen, begegnen auf ihrem Lebensweg aber auch der Liebe sowie Menschen, die es gut mit ihnen meinen.

Stefan Maiwald siedelt die Geschichte über die Thalmeyersche Porzellanmanufaktur in Selb im Jahre 1947 an. Der Schrecken des Zweiten Weltkriegs überschattet immer noch das Leben der Menschen, die den schmerzlichen Verlust geliebter Angehöriger betrauern und sich dem Wiederaufbau ihrer Heimat widmen. Mit Marie Thalmeyer schuf der Autor eine intelligente und besonnene Protagonistin, die nach dem Tod ihres Vaters mit wohlmeinenden Nebenfiguren an ihrer Seite die Geschicke der Manufaktur lenkt. Das Buch erzählt von geschäftlichen wie auch privaten Ereignissen im Leben der Thalmeyers, bringt Intrigen konkurrierender Geschäftsleute ins Spiel und beleuchtet die Beziehungen der handelnden Figuren zueinander. Die insgesamt 62 Kapitel dieses Buches sind übersichtlich angeordnet, der Autor richtet seine Aufmerksamkeit abwechselnd auf verschiedene Personen und Schauplätze. Die Spannung wird durch die Neugier auf die Handlung aufrechterhalten, authentische Figuren und ein interessanter Plot sorgen für unterhaltsame Lesestunden.

Marie steht als älteste Tochter und neue Firmenchefin im Zentrum des Geschehens. Durch ihr aristokratisches Äußeres und ihr zurückhaltendes Wesen umgibt sie eine geheimnisvolle Aura, die Ortsbevölkerung bezeichnet sie respektvoll als „Porzellankind“. Während Marie sich intensiv mit den Firmengeschicken befasst, ist ihr die um vier Jahre jüngere Schwester Sophie trotz ihrer ungezähmten und frechen Art wertvolle Unterstützerin und Ratgeberin. Der in Russland verschollene Sohn der Familie Thalmeyer wird als begabter Musiker und begeisterter Pianist beschrieben, Marie und Sophie vermissen ihren Bruder schmerzlich. Mit dem stellvertretenden US-Militärgouverneur John McNarney, dem Apotheker Harry Kruskopp und dem dreisten Charmeur Ottmar Schreiner betreten drei für die Handlung relevante Akteure den Schauplatz. Als Antagonisten machen der Papierfabrikant Karl Metsch und seine Ehefrau Alexandra den beiden Schwestern das Leben schwer. Das Dienstmädchen Lina sowie die Näherin Frau Helgard haben zwar nur kleine Nebenrollen inne, ihr Verhalten hat jedoch Auswirkungen auf das Geschehen in Selb. Walter Willemsen sowie Volkmar Raudinger blieben mir jedoch bis zuletzt ein Rätsel. Zunächst ausführlich beschrieben und mit guter Charakterzeichnung ausgestattet werden die Geschicke der beiden im Buch irgendwann nicht mehr weiterverfolgt. Ich vermute daher, dass wohl erst in einem der Nachfolgebände näher auf diese Figuren eingegangen wird.

Mir hat sowohl die sprachliche, als auch die inhaltliche Umsetzung dieses Romans gefallen. Der Autor besitzt einen einnehmenden Schreibstil, die Einbindung historischer Fakten und Ereignisse empfand ich als bereichernd. Speziell die Geschichte der großen Schuhfabrik Dassler, deren Spaltung auf einen Bruderzwist begründet ist, war mir bislang unbekannt. Stefan Maiwald ist es gelungen, dem Leser die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg sowie die Sorgen und Nöte, das Leben der Menschen in dieser Zeit, nahezubringen. Der Autor hat mir die Geschicke der Thalmeyers ans Herz gelegt und weckte darüber hinaus durch den Cliffhanger auf den letzten Seiten meine Neugier auf die beiden Nachfolgebände.

Abschließend möchte ich auf das beeindruckende Buchcover hinweisen, welches durch das aussagekräftige Foto eines zerbombten Stadtbildes im Hintergrund, eine geheimnisvolle, dem Betrachter abgewandte Frau in blauem Umhang sowie zwei wunderschöne Porzellantassen punktet. In einer Buchhandlung hätte ich allein aufgrund dieser Optik den Roman unverzüglich zur Hand genommen und mich in den Klappentext vertieft.

FAZIT: „Zerbrechlicher Friede“ hat mir großes Lesevergnügen bereitet und ich kann diesen ersten Band der Trilogie um die Porzellan-Manufaktur der Familie Thalmeyer wärmstens weiterempfehlen. Vier Bewertungssterne für diese unterhaltsame und interessante Lektüre!

Bewertung vom 17.10.2023
Das Band der Brüder
Carsta, Ellin

Das Band der Brüder


ausgezeichnet

Ich werde alles geben, um zu siegen!

Durch den geschickten Schachzug eines einflussreichen und skrupellosen NSDAP-Funktionärs ist Wilhelmine von Falkenbach gezwungen, ihren geliebten Hengst „His Highness“ in einem Wettkampf einzusetzen. Das Tier ist zugleich aber auch das wichtigste Zuchtpferd der Familie von Falkenbach und Paul-Friedrich fühlt, wie ihm nach und nach die Kontrolle über die Situation zu entgleiten droht. Darüber hinaus hat sich das Familienoberhaupt noch nicht vollständig von seinem Zusammenbruch erholt, das Suchtmittel Pervitin übt immer noch eine große Anziehungskraft auf Paul-Friedrich aus.

Während Wilhelmine für den schicksalhaften Wettkampf trainiert und sich nebenbei im Widerstand engagiert, eckt ihre Mutter Dorothea wiederholt mit ihrer unsensiblen Art und ihrer Taktlosigkeit an. Gustav von Falkenbach ist aufgrund seiner Arbeit in der Klinik Eglfing-Haar dem körperlichen und seelischen Zusammenbruch nahe, was auch seine Ehe mit Clara beeinflusst. Während Heinrich, Ferdinand und Johannes Lehmann in der Fabrik unter scharfer Beobachtung der Nazis stehen, sucht Leopold nach einer Möglichkeit, bei seinem Einsatz an der Front in Deckung zu bleiben und den Krieg zu überleben. Paul Friedrich muss feststellen, dass die vermeintliche Sicherheit, in der er sich bislang wähnte, nicht mehr existiert. Und so setzt er wieder einmal alle Hebel in Bewegung, um die Familien zu schützen.

Der Zweite Weltkrieg und die grauenhaften Experimente an „unwertem Leben“ stellen einen bedrückenden historischen Hintergrund in dieser Geschichte dar, welche die Ereignisse des Jahres 1940 thematisiert. Auch innerhalb der Familien von Falkenbach und Lehmann kommt es zu Konflikten, schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit werden zudem ans Licht gebracht. Paul-Friedrich ist bemüht, den familiären Zusammenhalt aufrechtzuerhalten und die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen.

Nach nunmehr acht Bänden dieser Reihe sind mir die einzelnen Mitglieder der Familien ans Herz gewachsen. Der einnehmende Schreibstil der Autorin, die hohe Authentizität der handelnden Figuren, aber auch die Spannung, die das gesamte Buch hindurch aufrechterhalten wird, waren erneut ein Garant für ausgezeichnete Unterhaltung. Ellin Carsta versteht es gekonnt, ihre Leser durch berührende Passagen und mitreißende Szenen zu fesseln und geht im Nachwort detailliert auf historische Fakten und einzelne Figuren ihrer Geschichte ein.

FAZIT: Mit der aktuellen Neuerscheinung „Das Band der Brüder“ durfte ich spannende und emotionale Momente mit den Familien Lehmann und von Falkenbach erleben. Die Autorin begeistert mich stets aufs Neue mit ihren hervorragend ausgearbeiteten Charaktere, einem äußerst einnehmenden Schreibstil, einer fesselnden und unterhaltsamen Handlung, aber auch mit aufwühlenden Themen.

Begeisterte fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses imposante Familienepos, dessen Fortsetzung ich bereits jetzt mit hoher Erwartungshaltung entgegensehe.

Bewertung vom 24.09.2023
Stella auf Eis
Hesse, Angelika

Stella auf Eis


ausgezeichnet

Stellas Traum vom Eis

Die Nachricht vom Auftritt einer ehemaligen Profi-Eiskunstläuferin bei einem Eismärchen des städtischen Eiskunstlaufvereins versetzt die „Rolling Angels“ in große Aufregung. Sie möchten die einmalige Gelegenheit nutzen, an einem Eiskunstlauf-Schnupperkurs mit der berühmten Katja Hübsch teilzunehmen und setzen alle Hebel in Bewegung, um sich diesen ganz großen Weihnachtstraum zu erfüllen.

Die drei Protagonistinnen Stella, Nelly und Lou genießen im dritten und finalen Band der beliebten Buchreihe die Vorweihnachtszeit und anstelle ihrer geliebten Rollschuhe kommen nun Eislaufschuhe zum Einsatz. Nebenbei schmieden die Elfjährigen bereits Pläne für das Basteln von Geschenken und machen sich Gedanken zur Gestaltung der schulischen Weihnachtsfeier. Stella hat sich vorgenommen, den Advent diesmal ganz besonders zu genießen, ihre geplanten Vorhaben hat sie bereits in einer To-Do-Liste zu Papier gebracht. Doch Stella muss die bittere Erfahrung machen, dass das Leben manchmal auch Pläne durchkreuzt…

Der vorliegende Abschlussband der Stella-Reihe war für mich der schönste Teil dieser Trilogie aus der Feder von Angelika Hesse. Die Vorweihnachtszeit ist das beherrschende Thema dieses Romans und Stella möchte „das beste Weihnachten ever!“ erleben. Die Autorin erzählt in einem sehr einnehmenden Schreibstil und in einer flapsig-saloppen, der jugendlichen Zielgruppe angepassten Sprache, wie die drei Mädchen mit ihrer Leidenschaft für das Tanzen auf Rollschuhen und in Eislaufschuhen die Vorfreude auf das Fest zelebrieren. Die gesamte sechste Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums ist mit dem Schmieden von Plänen für das Weihnachtswichteln und einen ganz besonderen Schulausflug beschäftigt. In Stellas Elternhaus gibt es neben den lieb gewordenen Ritualen des Advents auch allerlei Geheimniskrämerei.

Die Faszination für den Eiskunstlauf nimmt in diesem Band einen beinahe ebenso hohen Stellenwert ein wie das Tanzen auf Rollschuhen. Doch auch Vergebung und christliche Nächstenliebe sind relevante Themen dieses Buches. In anschaulichen Worten vermittelt die Autorin ihrer jugendlichen Leserschaft, wie wichtig nicht nur Zusammenhalt und gegenseitige Rücksichtnahme, sondern vielmehr auch ein Blick für Menschen in Not ist. Die elfjährige Protagonistin Stella verspürt aufgrund eines prägenden Erlebnisses vor den Festtagen tiefe Dankbarkeit für ihr liebevolles Zuhause, für die Geborgenheit und Wärme ihrer harmonischen, von gegenseitiger Wertschätzung und großer Zuneigung geprägten Familie.

Angelika Hesses aktuelle Neuerscheinung wird im Präsens aus Sicht der Ich-Erzählerin Stella geschildert, ein lesefreundlicher Großdruck mit einem angenehmen Zeilenabstand und liebevollen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Edda Skibbe runden den positiven Gesamteindruck ab. Auf der ersten und letzten Buchinnenseite befindet sich jeweils eine farbenprächtige Abbildung der sechs jugendlichen Hauptfiguren, diesmal in weihnachtlicher Ausführung. Liebevoll gezeichnete Charaktere, sympathische Nebenfiguren und eine herzerwärmend schöne und abwechslungsreiche Handlung sind auch diesmal ein Garant für allergrößtes Lesevergnügen.

FAZIT: Ich habe nach der Lektüre von „Stella auf Eis“ das Buch mit wehmütigem Bedauern geschlossen und werde Stellas liebenswerte Familie, die Rolling Angels und die Skating Devils vermissen. Die drei Bücher der Stella-Reihe sind interessante, unterhaltsame und inhaltlich wertvolle Jugendbücher, die mir ausnehmend gut gefallen haben. Angelika Hesse verstand es hervorragend, die Gedanken, Emotionen und Handlungen der sechs Elfjährigen zum Ausdruck zu bringen, deren Herzen für das Rollschuhlaufen, das Eislaufen und das Skaten schlagen. Die Jugendlichen machen die Erfahrung, dass das Leben Pläne manchmal zwar durchkreuzt, innig gehegte Wünsche aber trotz aller Widrigkeiten in Erfüllung gehen können. Das Buch weckt darüber hinaus schon jetzt die Vorfreude auf die Adventzeit und ich konnte es nach dem Aufschlagen der ersten Seite kaum mehr aus der Hand legen.

Von mir gibt es für dieses zauberhafte Jugendbuch uneingeschränkte fünf Bewertungssterne und eine Leseempfehlung für alle Kinder, Jugendliche und junggebliebenen Erwachsenen, die sich für Roll- und Eiskunstlauf begeistern und sich der Faszination des Tanzens in Rollschuhen bzw. auf Kufen nicht entziehen können!

Bewertung vom 23.08.2023
Two Weeks Until Forever
Haycraft, Lia

Two Weeks Until Forever


gut

Das Geheimnis des Jacques Laboulet

Es gab nur einen Menschen in meinem Leben, dem ich wirklich wichtig war. Und nun ist er fort. Ich werde Grand-père nie wieder sehen. Und wenn ich etwas habe, das mich immer daran erinnert, dass ich Grand-père verloren habe, wird mich das jeden Tag aufs Neue verletzen. Dieses Haus könnte mir das Herz brechen.“ (Thierry Laboulet)

Als erfolgreicher Pariser Anwalt kennt Thierry Laboulet nur seine Arbeit. Der bekennende Workaholic hat keine Zeit für ein Privatleben oder Freunde. Abgesehen von regelmäßigen Telefonaten mit seiner Schwester Veronique pflegt er auch keinen Kontakt zu seiner Familie. Der einzige Mensch, der ihm viel bedeutet, ist sein Großvater Jacques. Als dieser stirbt und ihm ein Cottage in einem entlegenen Ort an der englischen Küste vermacht, wird Thierrys strukturiertes Leben durcheinandergebracht. Denn die Bedingung seines Großvaters für dieses Erbe ist ein zweiwöchiger Aufenthalt seines Enkels in besagtem Cottage.

Olivia „Liv“ Redfield lebt mit ihrer Großmutter Mabel im malerischen Küstenort St. Ives. Sie liebt ihre Heimatstadt und das Meer, macht sich jedoch in letzter Zeit Gedanken um die zunehmende Zerstreutheit und Vergesslichkeit ihrer Großmutter. Als die fröhliche, vor Lebenslust sprühende junge Frau auf den gutaussehenden Franzosen trifft, der das Blueberry Hill Cottage geerbt hat, findet sie ihn auf den ersten Blick interessant und überaus anziehend. Doch mit den Plänen des charmanten jungen Anwalts ist Liv in keiner Weise einverstanden und sie setzt alles daran, den Abriss dieses zauberhaften Hauses zu verhindern. Dabei bringt sie Thierrys geordnetes Leben gewaltig durcheinander und bahnt sich so ganz nebenbei mit ihrer ungestümen Art und dem sonnigen Gemüt pfeilgerade einen Weg in Thierrys Herz.

Lia Haycraft präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen Wohlfühlroman, der dem Leser die idyllische Schönheit Cornwalls und die britische Gemütlichkeit nahebringt. Dank der bildhaften Beschreibung der Autorin hat man das malerische Haus auf dem großen Grundstück stets vor Augen. Man ahnt als Leser zwar bereits sehr früh, weshalb Livs Großmutter Mabel dermaßen fasziniert vom Blueberry Hill Cottage und dem imposanten Garten ist, die Details bleiben aber bis zuletzt im Dunkeln und werden sozusagen erst im „Finale“ offenbart.

Die Autorin bedient sich einer locker-leichten und sehr saloppen Sprache. Der Fokus liegt in erster Linie auf Liv und Thierry, es werden aber auch interessante Nebenfiguren in die Handlung eingebracht. Livs Großmutter Mabel, Thierrys Großvater Jacques sowie Thierrys Schwester Veronique waren mir auf Anhieb sympathisch. Allen anderen Nebendarstellern wurde kaum Aufmerksamkeit zuteil, sie blieben blass und austauschbar. Obgleich die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten großen Raum einnimmt, konnte ich mich für keinen der beiden erwärmen, sie blieben mir bis zum Ende des Buches gänzlich unsympathisch. Ich empfand darüber hinaus die ganze Geschichte, aber auch das Verhalten von Liv und Thierry, als wenig überzeugend. Es gibt obendrein Handlungsstränge und Gedankengänge, die nicht fortgeführt werden und irgendwann im Sande verlaufen. Ich hätte außerdem gerne mehr über die Familien der beiden Hauptfiguren erfahren, die lediglich kurz erwähnt wurden. Die Liebesgeschichte zwischen Liv und Thierry wirkte auf mich mit ihren permanenten Widersprüchen konstruiert – und leider ebenfalls ziemlich unglaubwürdig.

Abschließend möchte ich auf das einnehmende und hochwertige Cover hinweisen, das durch eine wunderschöne Optik sowie eine äußerst harmonische farbliche Gestaltung punktet. Die Abbildung eines in voller Blüte stehenden Zweiges wiederholt sich im Inneren des Buches zu Beginn eines jeden Kapitels, eine leserfreundliche Schriftgröße und ein ebensolcher Zeilenabstand vervollständigen den positiven Gesamteindruck.

Fazit: „Two Weeks Until Forever“ ist eine kurzweilige und leichte Sommerlektüre, die zwar durchaus einen gewissen Unterhaltungswert bot, mich persönlich aber nicht zu überzeugen vermochte. Ich konnte mich weder für die beiden Hauptfiguren, noch für die Handlung erwärmen. Ereignisse in der Vergangenheit warfen zudem Fragen auf, die für meinen Geschmack unzureichend oder überhaupt nicht beantwortet wurden. Ich hatte mir von dieser Geschichte definitiv mehr erhofft

Bewertung vom 13.08.2023
Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?
Nex, Sally

Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?


ausgezeichnet

Außergewöhnliche Gartenfragen originell, kompetent und praxistauglich beantwortet!

Die Anzahl der Gartenratgeber ist schier unermesslich und man kennt sie in den verschiedensten Ausführungen: beginnend von großformatigen und seitenstarken Bildbänden bis hin zu kleinen, handlichen Taschenbüchern ist das Angebot im Buchhandel vielfältig. Was mich auf die aktuelle Neuerscheinung des LV-Verlags aufmerksam machte war der ungewöhnliche und lange Buchtitel, der beinahe das gesamte Cover ausfüllt. Zugegebenermaßen gefällt mir der Originaltitel „Can I grow Potatoes in Pots“? um ein Vielfaches besser als jener der deutschen Übersetzung, der mit „Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ doch sehr langatmig ist und kaum im Gedächtnis bleibt. Doch bereits der erste „Blick ins Buch“ in Form einer kleinen Leseprobe faszinierte und begeisterte mich sofort für diesen Ratgeber.

Beginnend mit einer Übersicht zum Inhalt, einer groben Einteilung in Themenbereiche sowie der Aufbau in Kapitel, die jeweils durch eine fettgedruckte Frage in großen Lettern eingeleitet werden, vertiefte ich mich mit großer Neugier in diese Abhandlung. Die Autorin liefert in ihrem übersichtlich aufgebauten Buch eine Vielzahl wertvoller Informationen, die allesamt die faszinierende Welt des Gemüseanbaus zum Thema haben. Es finden sich grundlegende Informationen zur Wahl des richtigen Standortes, zur Vorbereitung des Bodens, der richtigen Auswahl von Saatgut und Pflanzen und natürlich jeglicher Tätigkeiten im Verlauf des Gartenjahres. Sally Nex plädiert in diesem Buch für ein Gärtnern unter ökologischen Aspekten, einer schonend modernen und unabhängigen Art und Weise, abseits der traditionellen Gärtnerei Obst und Gemüse anzubauen. Ihre Ausführungen unterstreicht sie durch aussagekräftige Abbildungen, besonders wichtige Informationen wurden speziell hervorgehoben. Und findet sich beispielsweise die Idee zum Bau eines relevanten Zubehörs, gibt es dazu auch eine genaue und durch Zeichnungen dokumentierte Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Als besonders hilfreich empfand ich die gezielten namentlichen Empfehlungen bestimmter Gemüsesorten. Sehr interessant sind auch die Tipps und Anleitungen der Autorin, wenn sie erläutert, wie man sogar notwendige Ausrüstung für das Gärtnern selbst herstellen kann. Hier sind wie bereits erwähnt die Abbildungen äußerst hilfreich. Ich war darüber hinaus erstaunt zu lesen, was man alles selbst auf engstem Raum anbauen kann, wie man durch die Abkehr von jahrzehntelang weitergegebenem traditionellem Gartenwissen dennoch hervorragende Erfolge erzielt, und welche Aspekte des überlieferten Wissens mittlerweile überholt sind.

Etwas skeptisch war ich beim Kartoffelanbau in Kübeln oder dem Anbau von Pflanzen auf einem Schuppendach, mit erdfreien Anbaumethoden wie der Hydrokultur oder der Hydroponik konnte ich mich ebenfalls nicht anfreunden. Die Empfehlung zum „Gardensharing“ hingegen finde ich eine Überlegung wert, und die verschiedenen Samen-Sammelmethoden faszinieren mich. Mir war zudem nicht bewusst, dass man auf dem Fensterbrett abgesehen von klassischen Küchenkräutern wie beispielsweise Schnittlauch oder Basilikum auch Exoten wie Ingwer ziehen kann. Klassische Themenbereiche wie der Bau eines Hochbeets, die Fruchtfolge im Garten und Ähnliches dürfen natürlich in einem solchen Ratgeber ebenfalls nicht fehlen. Doch man entdeckt in dieser kleinen Perle darüber hinaus noch so viel mehr…!

Abschließend möchte ich auch auf die hochwertige optische und haptische Aufmachung hinweisen, ein breites gelbes Lesebändchen vervollständigt den ansprechenden Gesamteindruck. Besonderes Augenmerk sei auch auf die Hinweise am Ende dieses Buches gelenkt, wo Sally Nex eine ausführliche Auflistung weiterführender Literatur, Online-Tipps sowie ein detailliertes Register zur raschen und gezielten Suche bestimmter Informationen zur Verfügung stellt.

FAZIT: „Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ ist zwar ein ungewöhnlicher und gewöhnungsbedürftiger Titel, der anfangs beinahe abschreckend auf mich wirkte. Doch der interessante, übersichtlich aufgebaute und wirklich hervorragend darbrachte Inhalt entschädigte mich in jeder Hinsicht dafür. Die Lektüre dieses informativen Gartenratgebers hat mir großes Lesevergnügen bereitet. Ich durfte viel Neues erfahren und empfand Schreibstil und Ausführungen der Autorin als motivierend, effizient und praxistauglich. Ich kann daher „die Beantwortung außergewöhnlicher Gartenfragen“ in Form dieses Buches uneingeschränkt weiterempfehlen und vergebe dafür begeisterte fünf Bewertungssterne.

Bewertung vom 04.07.2023
Der Laden der unerfüllten Träume
Cox, Amanda

Der Laden der unerfüllten Träume


ausgezeichnet

Die „Old Depot Grocery“ – ein Symbol der Liebe und Familie!

„Du bist ein Clearwater-Mädchen und Clearwater-Mädchen sind aus hartem Holz geschnitzt. Wir halten durch. Wir kämpfen. Das ist alles, was zählt für den kleinen Laden und drei Generationen eigensinniger Südstaatenfrauen.“

Der Laden in der Kleinstadt Brighton, der sich bereits viele Jahrzehnte lang im Besitz der Familie befindet, ist das Liebesvermächtnis des Clarence Clearwater. Jahrzehntelang arbeiteten Clarence und seine Frau Glory Ann Seite an Seite in diesem Laden, auch die beiden Töchter Rosemary und Jessamine wurden miteinbezogen. Liebe und Zusammenhalt waren stets das Wichtigste für die Clearwaters – sowohl für die Familie selbst, als auch für die Old Depot Grocery, die ihren Lebensunterhalt sicherte. Und obgleich die Vermählung von Clarence und Glory Ann auf einer arrangierten Vernunftehe basierte, waren sie sich ein Leben lang von ganzem Herzen und in inniger Liebe zugetan. Doch Glory Ann ist mittlerweile eine betagte alte Dame und es gibt in dieser Familie immer noch jahrzehntelang gehütete Geheimnisse, die ihrer Enthüllung harren…

Dieses Buch aus der Feder der christlichen Romanautorin Amanda Cox hat mich vom ersten Augenblick an in seinen Bann gezogen. Mit dieser faszinierenden Familiengeschichte hat sie sich pfeilgerade in mein Herz geschrieben. Ihr einnehmender Schreibstil, die Einbringung christlicher Werte sowie eine auf zwei Zeitebenen basierende Geschichte haben mich voll und ganz für sich eingenommen. Der Fokus liegt auf den drei Generationen Südstaatenfrauen, den Protagonistinnen Glory Ann, Rosemary und Sarah. Die Autorin beleuchtet sowohl Glory Anns Geschichte, beginnend mit dem Jahr 1965, als auch die Gegenwart mit der betagten Glory Ann, ihrer Tochter Rosemary sowie ihrer Enkelin Sarah. Die männliche Hauptrolle im Handlungsstrang der Vergangenheit spielt Clarence Clearwater, der durch sein großes Herz, seine freundliche, liebevolle Art, seine Selbstlosigkeit, Integrität und Ehrlichkeit zu meinem favorisierten Darsteller avancierte. Glory Anns zweite Tochter Jessamine, Rosemarys Ehemann Bo, ein benachbarter Landwirt namens Clay sowie Sarahs Freundin Libby bereichern als interessante Nebenfiguren die Handlung. Einzig Jimmy, Glory Anns Eltern und Aaron kamen für meinen Geschmack ein wenig zu kurz - über sie hätte ich gerne mehr erfahren.

Amanda Cox wählte ein ruhiges, langsames Erzähltempo, das darüber hinaus mit einer Fülle von Emotionen aufwartet. Die herzerwärmende Geschichte der Clearwater-Frauen ist geprägt von Liebe, Glück und Freude, sie thematisiert aber auch die dunklen Zeiten und tragischen Ereignisse in deren Leben. Der kleine Laden, der für Glory Ann und Rosemary ein Leben lang Heimat und Arbeitsplatz war, ist zugleich auch eine innig geliebte Zufluchtsstätte für Sarah, die nach Jahren der Abwesenheit wieder zurück zu ihren Wurzeln kehrt.

Ich möchte an dieser Stelle auch auf das gefällige Buchcover hinweisen, das mir sowohl hinsichtlich der Motive, als auch aufgrund der optisch ansprechenden und harmonischen Farbgestaltung außergewöhnlich gut gefallen hat. Nach dem Zuschlagen der letzten Seite musste ich allerdings ernüchtert feststellen, dass ich die Abbildung der drei Frauen in keiner Weise mit den im Buch beschriebenen Protagonistinnen Glory Ann, Rosemary und Sarah in Verbindung bringen konnte.

FAZIT: Gebrochene Herzen werden heil, tiefe Verletzungen aufgearbeitet und überwunden, lange gehütete Geheimnisse behutsam und feinfühlig aufgerollt. „Der Laden der unerfüllten Träume“ punktet mit einer in leisen Tönen erzählten emotionalen Geschichte von drei starken Südstaatenfrauen, der Einbindung des christlichen Glaubens und einem Happy End – eine Kombination, die meinem persönlichen Lesegeschmack voll und ganz entspricht. Ich empfand diese Lektüre als ausgesprochene Bereicherung und habe buchstäblich jede Seite dieses überwältigenden Lese-Highlights genossen. Die Charakterzeichnung einiger handelnder Figuren hätte ich mir zwar etwas ausführlicher gewünscht, der Authentizität der Hauptfiguren sowie meinem Lesevergnügen tat dies jedoch keinen Abbruch. Amanda Cox hat mir durch ihre berührende Geschichte über die „Old Depot Grocery“ allergrößten Lesegenuss bereitet. Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung für dieses Buch!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.06.2023
Der Sandmann / Im Kopf des Bösen Bd.1
Petermann, Axel;Mattfeldt, Petra

Der Sandmann / Im Kopf des Bösen Bd.1


sehr gut

Der Teddybär im Matrosenanzug

„Ich weiß, dass die Kollegen mich für verrückt hielten, wenn sie wüssten, dass ich im Stillen mit den Opfern und dem Täter spreche. Doch nur so kann ich es fühlen und herausfinden, warum ihnen das angetan wurde.“ (Sophie Kaiser)

„Jeder Ermittler kennt das Gefühl, noch ganz am Anfang eines Falles zu stehen. Es ist wie ein Puzzle mit einer Million Teilen.“ (Leonhard Michels)

Eine Serie von Kindermorden mit stets gleicher Vorgehensweise: blonde Jungen im Alter zwischen sechs und neun Jahren, die scheinbar niemand vermisst, werden erfroren aufgefunden. Jeder von ihnen hielt einen Teddybären im Matrosenanzug im Arm und war lediglich mit einem Schlafanzug bekleidet.

Die Reinhards sind eine perfekte Familie. Ihr harmonisches Zusammenleben ist von einem liebevollen Umgang geprägt, es gibt weder Probleme, noch finanzielle Schwierigkeiten. Vater, Mutter, drei Kinder und die Großeltern werden an Heiligabend tot aufgefunden – ein sechsfacher Mord mit anschließendem Selbstmord?

Die Serienmorde und das Auslöschen der Familie Reinhard haben nach Ansicht der Kriminalbeamten nichts miteinander zu tun. Ein besonders ambitioniertes Mitglied der Soko „Sandmann“ ist jedoch anderer Ansicht. Sophie Kaiser ist nicht nur eine hervorragende Profilerin bei der Kripo Hannover, dank ihres eidetischen Gedächtnisses und ihrer analytischen Denkweise entdeckt sie im Zuge ihrer höchst eigenwilligen Ermittlung auch eine Verbindung. Gemeinsam mit Kriminaloberkommissar Leonhard Michels aus Lübeck verbeißt Sophie sich in jede noch so kleine Spur und wird ihrem Ruf als „RoboCop“ und gute Kriminalistin wieder einmal gerecht…

In ihrer aktuellen Neuerscheinung präsentiert das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt einen interessanten, spannenden und unterhaltsamen Kriminalfall. Die Ermittlungsarbeiten der Kripo Hannover sowie der Kripo Lübeck stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Mit Sophie Kaiser und Leonhard Michels haben die Autoren höchst eigenwillige und vielschichtige Protagonisten geschaffen, die mit ihrer speziellen Beobachtungsgabe und einem ungewöhnlichen Ermittlungsansatz punkten. Die Charakterzeichnung der beiden Hauptfiguren war hervorragend und in hohem Maße authentisch. Auf die Nebenfiguren wurde jedoch weniger Wert gelegt, sie blieben für meinen Geschmack zu blass. Sophie Kaiser war mir durch die detaillierte Beschreibung ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten auf Anhieb sympathisch, ebenso ihr Ermittlungspartner Leonhard Michels. Die Tatsache, dass die Autoren auch Einblicke in das Privatleben dieser beiden Figuren gewährten, erzeugte eine gewisse Nähe, welche mir bei deren Kollegen oder Familien hingegen fehlte.

Die fieberhafte Suche nach einem Zusammenhang zwischen den beiden Fällen sorgte für Spannung im Buch. Durch die Protagonistin Sophie erhält der Leser tiefe Einblicke in die Welt der Fallanalyse, indem er an ihren Gedanken und Schlussfolgerungen zur Tatrekonstruktion im Haus der Familie Reinhard teilhaben darf. Mir haben Sophies direkte Art, ihre Ehrlichkeit, die kühle, analytische Denkweise sowie ihre Persönlichkeit ausnehmend gut gefallen. Ihren Umgang mit Ironie oder Lügen anderer Menschen wie auch mit Redewendungen fand ich erfrischend.

Axel Petermann und Petra Mattfeldt erzählen diese auf ein wahres Verbrechen beruhende Geschichte in einem flüssigen und flapsigen Schreibstil. Ereignisse rund um den geheimnisvollen Sandmann, dessen Identität lange im Dunkeln bleibt, sind kursiv gedruckt dargestellt. Hier erfährt man nach und nach immer mehr Einzelheiten zu den Hintergründen der Entführungsfälle, was den Spannungsbogen kontinuierlich erhöht.

Zu guter Letzt möchte ich auf das aufwändig gestaltete Buchcover hinweisen, das nicht nur in optischer Hinsicht einen Blickfang darstellt. Auch die Tatsache, dass auf den beiden Innenseiten dieser Hochglanzbroschur die Autoren sowie die beiden Protagonisten kurz vorgestellt werden, habe ich sehr begrüßt. Diese Vorgehensweise wäre in jedem Buch wünschenswert, da man als interessierter Leser bereits vorab relevante Informationen in knapper Form erhält.

FAZIT: „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ war ein interessanter Kriminalroman, der mir einen faszinierenden Einblick in die Welt der Fallanalyse gewährte, mich sehr gut unterhalten und die Neugier auf die Identität und die Motive des geheimnisvollen Sandmannes geschürt hat. Da es sich hierbei um den Auftakt der „Im Kopf des Bösen-Reihe“ um die Ermittlerin Sophie Kaiser handelt, darf ich mich bereits jetzt auf den Nachfolgeband mit der sympathischen Ermittlerin freuen. Im Epilog wird zudem eine zukünftige berufliche Zusammenarbeit mit Leonhard Michels angedeutet – ein Szenario, dem ich ebenfalls erwartungsvoll entgegenblicke. Abschließend möchte ich anmerken, dass speziell für diese Reihe sogar eine eigene Website sowie ein eigener Instagram-Kanal eingerichtet wurde (@imkopfdesboesen).

Bewertung vom 18.06.2023
Lighthouse Bookshop
Gosling, Sharon

Lighthouse Bookshop


sehr gut

Die Historie des mysteriösen Leuchtturms

„Ich war hier und doch nicht hier – das Erlebnis, die Welt aus einer eigenartigen Perspektive betrachten zu können.“

Achtzigtausend Bücher und ein Leuchtturm in Schottland – dies ist die Welt der Rachel Talbot, die vor fünf Jahren einen Neubeginn suchte und in Newton Dunbar in der antiquarischen Buchhandlung des James-MacDonald-Turms sesshaft wurde. Als jedoch dessen Besitzer Cullen MacDonald stirbt, droht Rachel der Verlust ihres Jobs und ihrer Unterkunft. Die eingeschworene Gemeinschaft einiger liebenswerter Stammkunden, die zugleich auch zum engeren Freundeskreis des Verstorbenen gehören, steht dem drohenden Verkauf von Cullens Besitz zunächst machtlos gegenüber…

Der Roman „Lighthouse Bookshop“ war mein erstes Buch der Autorin und hat bereits durch das bestechend schöne Cover, den faszinierenden Schauplatz Newton Dunbar in Schottland und der vielversprechenden Leseprobe meine Aufmerksamkeit gewonnen. Besonders angetan war ich von der Kurzvorstellung der einzelnen Charaktere auf den beiden Cover-Innenseiten, die den Leser bereits vorab über die handelnden Figuren informiert.

Diese warmherzige Geschichte punktet mit liebenswürdigen Figuren, die durch ihre gemeinsame Liebe zur Literatur und ihre regelmäßigen Begegnungen in der Buchhandlung zu einer richtigen kleinen Wahlfamilie geworden sind. Des Weiteren gilt es, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, lange schwelende Konflikte zu klären und Geheimnisse aufzudecken. Die Autorin besitzt einen sehr saloppen, aber einnehmenden und humorvollen Schreibstil, der zudem durch bildhafte Beschreibungen der Schauplätze und einer eindrucksvollen Charakterzeichnung ihrer Figuren besticht. Lediglich die Einbindung derber Flüche und Kraftausdrücke fand ich unnötig, es hat mein Lesevergnügen zugegebenermaßen ein klein wenig getrübt.

Der zierlichen und bezaubernden Buchhändlerin Rachel wird als Protagonistin die größte Aufmerksamkeit zuteil, die Autorin stellte ihr jedoch ebenso überzeugend ausgearbeitete und sympathische Nebenfiguren zur Seite. Die beiden Senioren und langjährigen Freunde Cullen MacDonald und Ron Forrester verbindet nicht nur die Buchhandlung im Leuchtturm, sondern auch deren Leidenschaft für das Schachspiel. Der ehemalige Angestellte einer Bohrinsel namens Ezra Jones und die Künstlerin Edie Strang zählen ebenfalls bereits zu den älteren Semestern. Ihr Umgang miteinander ist trotz der Vermittlungsversuche ihrer Freunde von gegenseitiger Abneigung, Feindseligkeit und Streit gekennzeichnet. Der charmante Neuzugang Toby Hollingwood hat ein Ferienhaus in Newton Dunbar gemietet und arbeitet als ehemaliger Kriegsreporter an seinen Memoiren. Das jüngste Mitglied dieser eingeschworenen kleinen Gemeinschaft ist die kratzbürstige und großmäulige Ausreißerin Gilly, deren unstetes Vagabundenleben in Newton Dunbar eventuell endlich ein Ende finden könnte. Meine favorisierte Figur dieses Buches war unbestreitbar die verschrobene Künstlerin Edie. Ihre Charakterzeichnung ist Sharon Gosling hervorragend gelungen und insbesondere ihre Wortgefechte mit Ezra und Gilly brachten mich wiederholt zum Schmunzeln. Die hartnäckige und herablassende Immobilienentwicklerin Dora McCreedy zeigt verstärktes Interesse an Newton Dunbar – sie zeichnete als Antagonistin dieses Buches für unangenehme Auftritte und einigen Ärger verantwortlich.

Ich kann mich vorangehender Rezensionen nur anschließen, die dieses Buch als „richtigen Wohlfühlroman“ bezeichnen. Darüber hinaus haben mir die liebevoll ausgearbeiteten und sympathischen Charaktere sowie deren persönliche Entwicklung im Verlauf des Buches großes Lesevergnügen bereitet. Die Geschichte dieses skurrilen, kilometerweit vom Meer entfernten Leuchtturms steht zwar im Zentrum des Geschehens, Freundschaft, Liebe, Hilfsbereitschaft und Vergangenheitsbewältigung sowie der Mut zum Neubeginn waren jedoch ebenso relevante Themen dieses Buches. Durch die allmähliche Enthüllung der Vergangenheit und die bereits erwähnten Geheimnisse, die es seitens Autorin aufzudecken gilt, wurde auch ein gewisser Spannungsfaktor ins Buch gebracht.

FAZIT: „Lighthouse Bookshop“ war ein warmherziger, berührender, äußerst unterhaltsamer und durch etliche humorvolle Passagen bereicherter Wohlfühlroman. Die Geschichte dieses ungewöhnlichen Leuchtturms und seiner liebenswerten Stammkunden hat mir ausgesprochen gut gefallen und vergnügliche Lesestunden bereitet.

Bewertung vom 13.06.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


ausgezeichnet

Der Bund der Frühlingstöchter

„Wir, die Frühlingstöchter, schwören feierlich, dass wir einander beschützen werden. Wir werden uns beistehen wie Schwestern und einander niemals im Stich lassen, so wahr uns Gott helfe.“

Der Name „Frühlingstöchter“ symbolisiert gemäß Nora, Fanny, Agnes und Lotte die Jugend, den Neuanfang und die Lebenslust. Eine bunt zusammengewürfelte Gemeinschaft in einem exklusiven Pensionat für höhere Töchter der Gesellschaft manifestiert sich im hanseatischen Lübeck des Jahres 1899 zu einer Freundschaft, die weit über die Zeit im Pensionat hinaus bestehen soll. Die vier Mädchen absolvieren die Abschlussklasse und fühlen sich unbesiegbar. Die hübsche Lübecker Senatorentochter Charlotte Dabel entpuppt sich manchmal als überhebliches Biest, die theatralische Kaufmannstochter Agnes Kneseke leidet unter ihren vernarbten Wangen und die ruhige Franziska Grape verdankt als mittelloses Waisenmädchen den Schulbesuch einem Stipendium. Das Eintreffen der temperamentvollen Grafentochter Eleonore von Jagow stellt für die Leiterin des Pensionats nicht nur eine willkommene zusätzliche Einnahmenquelle, sondern vielmehr auch einen enormen Prestigegewinn dar. Doch für die freiheitsliebende Nora, die wilde Ausritte auf dem elterlichen Gut oder das Lenken einer Kutsche klassischen Beschäftigungen wie Handarbeiten, Klavierspielen oder höfliche Konversation in Teestunden vorzieht, stellt das Pensionat zunächst eine Strafe dar. Doch animiert durch die kluge und progressive Lehrerin Gesche Petersen freut sie sich bald schon darauf, ihren Horizont zu erweitern und sich Wissen anzueignen. Einzig die Tatsache, von ihrem Jugendfreund Karl getrennt zu sein, bereitet Nora großen Kummer…

Bereits mit dem ersten Band ihrer aus zwei Teilen bestehenden Buchreihe „Das Pensionat am Holstentor“ konnte Anna Perbandt mich voll und ganz überzeugen. Der überaus einnehmende Schreibstil, die gewählte Sprache sowie der mitreißende Plot haben es geschafft, mein Interesse an dieser Lektüre durchgehend aufrecht zu halten. Das Leben der vier Hauptfiguren im Pensionat, ihr Alltag und die Interaktion mit der Schulleiterin und den Lehrenden, aber auch die Sehnsüchte, Wünsche und Träume dieser vier jungen Mädchen waren überzeugend dargestellt. Die Autorin konzentrierte sich darüber hinaus auf die Grafenfamilie von Jagow und erlaubt dem Leser Einblicke in das Leben auf Gut Rosenhagen, dem geschwisterlichen Verhältnis zwischen Nora und ihrem Bruder Henry, einer chronisch kranken Mutter und dem permanent abwesenden Vater. Der junge Stallarbeiter Karl war stets Noras Spielgefährte und Vertrauter – aber allmählich wuchs diese innige Freundschaft zu einer großen gegenseitigen Anziehungskraft. Einer Liebe zwischen den beiden jungen Menschen stehen jedoch die gesellschaftlichen Konventionen im Weg.

„Warum können wir nicht lieben, wen wir wollen? Wird sich das jemals ändern? (Nora)
„Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es sehr.“ (Gesche)

Der Autorin ist die Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren vortrefflich gelungen. Zwar konzentriert sie sich in erster Linie auf ihre Protagonisten, brachte darüber hinaus aber auch interessante und ebenso überzeugende Nebenfiguren in die Geschichte ein. Meine favorisierte Darstellerin war die hoch qualifizierte junge Lehrerin Gesche, die nach einem abenteuerlichen und aufregenden Leben an der Seite ihres Vaters eine Anstellung im Pensionat erhält. Ihre aufgeschlossene Art, ihr politisches Interesse, ihre mutige und unerschrockene Meinungsäußerung sowie ihr progressives Gedankengut stehen in starkem Kontrast zu den konservativen und teilweise sogar ignoranten Vorstellungen der anderen Lehrkräfte.

Die Geschichte dieser Freundschaft zwischen vier Zöglingen des Pensionats am Holstentor ist im Jahr 1899 in Lübeck angesiedelt. Die Autorin vermochte es auf vortreffliche Art und Weise, mir durch ihre Beschreibungen ein Bild des Umfelds, aber auch des Lebens in dieser Zeit vor Augen zu führen. Die „Frühlingstöchter“ zu lesen war für mich ein Eintauchen in frühere Zeiten und darüber hinaus ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis, das ich in hohem Maße genossen habe. Ich freue mich bereits jetzt auf den Abschlussband dieser Reihe und brenne darauf zu erfahren, was das Schicksal für die Figuren dieses Buches noch alles bereithält. Begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!