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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

Das Cover von Mutter ohne Kind spricht mich als betroffene Mutter sehr an. Das Thema wird als Zeichnung angedeutet, ohne zu aufdringlich zu wirken.
Eva Lindner wagt sich an das Tabuthema ein Kind durch eine Früh- oder Fehlgeburt zu verlieren, um betroffenen Müttern Gehör zu schenken und ihnen eine Plattform zu bieten, dass dieses Schreckenserlebnis angesprochen wird und die Mütter erkennen, wie vielen anderen Müttern das gleiche passiert ist. Keiner redet über eine Fehlgeburt und die Betroffenen fühlen sich allein und einsam. Wichtig ist der Austausch mit anderen Müttern, die eine Fehlgeburt durchleben mussten, weil nur sie die Gefühle nachempfinden können.
Warum ist das Thema gesellschaftlich nicht vorhanden? Warum werden betroffene Mütter nach einem Kindsverlust nicht sofort und ausreichend psychologisch betreut? Warum geht die Gesellschaft so unsensibel mit den Müttern und ihrer besonderen Situation um?
Dieses Buch ist hervorragend geeignet die Sensibilität zum Thema Fehlgeburt zu erhöhen und dem Umfeld der betroffenen Familie einen Einblick zu verschaffen, in welcher Lage sich jemand nach dem Vorgeburtlichen-Verlust des Kindes befindet.
Keine leichte Kost aber ein hilfreicher Ratgeber für Betroffene, den ich jedem Interessierten nur ans Herz legen kann.

Bewertung vom 12.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Geordnete Verhältnisse ist eins jeder Bücher, die ich nicht aus der Hand legen kann, weil sie mich so fesselnd in ihren Bann ziehen und ich das Ende kennen möchte, gleichzeitig hinterlässt es aber ein beklemmendes Gefühl, weil die beiden Charaktere so aneinander gefesselt sind, dass ein Entweichen aus den geordneten Verhältnissen fast unmöglich scheint. Kontrollwahn, Pedanterie und keinerlei Soziale Kompetenz sind die Merkmale, die Phillipp ausmachen. Eine toxische Beziehung, die bereits in der Kindheit beginnt und sich zum Alptraum im Erwachsenenalter ausbildet.
Ein ukrainisches Mädchen, das nach Deutschland kommt gerät im Laufe ihres Lebens immer wieder an Kontakte, die ihr nicht gut tun. Als Kind gerät sie bereits in den Bannkreis des sozial-gestörten Jungen, der im Laufe seines Lebens so besessen von ihr wird, dass sie ihm ausgeliefert scheint.
Der Roman schildert beide Sichtweisen der Beziehung jedoch ist Phillipp so narzistisch gestört, dass ich zu ihm keinen Zugang finden konnte. Ein Psychogramm, dass in mir als Leser noch länger nachwirkt.

Bewertung vom 06.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

Das Buch Notizen zu einer Hinrichtung ist ein besonderes Buch. Zum einen handelt es sich um einen Thriller über einen Serienmörder, der junge Mädchen tötet, gleichzeitig ist es aber ein Roman, der die Beziehungen des Täters zu den Frauen, die sein Leben geprägt haben, in einen fesselnden Rahmen stellt.
Die eigentlichen Mordtaten spielen in dem Roman eine Nebenrolle. Vielmehr erzählt er die vielschichtigen Verpflechtungen des Lebens und seiner Beziehungen. Keine leichte Unterhaltungslektüre, sondern ein Roman, der den Leser berührt und mitnimmt in die Gefühlswelt der handelnden Personen. Die Charaktere sind sehr lebendig und empathisch beschrieben, sodass beim Leser ein aktives Bild entsteht. Kein Betrachten der Geschichte von aussen, sondern ein nachleben. Eingefasst ist das Ganze in den Countdown der letzten Stunden bis zu Hinrichtung. Dies ist beim Lesen aber nur nebensächlich. Der Fokus liegt auf den Frauen, die im Leben des Mörders eine wichtige Rolle gespielt haben.
Lediglich der Titel und das Cover treffen meinen Geschmack gar nicht. Ich hätte mir einen weniger holprig anmutenden Titel gewünscht und ein Cover, dass die Tiefe des Romans besser einfängt. Dem Inhalt gebe ich aber meine uneingeschränkte Empfehlung.

Bewertung vom 21.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Paris Requiem ist der zweite Teil einer Romanreihe, der im von Deutschen besetzten Paris im Jahr 1940 spielt. Den ersten Roman kenne ich nicht, das mindert den Lesegenuss keineswegs. Inspecteur Eddie Giral ermittelt in einem Mordfall in einem Jazzclub, bei dem dem Opfer der Mund zugenäht wurde. Ein Zeichen für den Commissaire? Er hatte das Opfer zuvor ins Gefängnis gebracht und dort sollte dieser auch sein. Warum sind auch andere Inhaftierte nicht mehr im Gefängnis? Welche Machtstrukturen ziehen die Fäden im Hintergrund? Haben die deutschen Besatzer eine Verschwörung gestartet? Viele Fragen, denen der Kommissar im kriegsgebeutelten Paris nachgehen muss. Das Leben der hungerleidenden französischen Bevölkerung und die Repressalien denen sie durch die deutsche Wehrmacht ausgeliefert waren, bilden einen bedrückenden Rahmen für die Ermittlungen der französischen Policiers in diesem Roman. Die düstere Stimmung ist bereits durch das Cover gut eingefangen. Es liest sich flüssig obwohl die Beklemmung beim Lesen wiederholte Pausen nötig macht. Keine leichte Unterhaltung sondern ein Krimi mit Hintergrund und Tiefgang. Meine Leseempfehlung für kalte Winterabende.

Bewertung vom 13.01.2024
Im Spiegel des Kosmos
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


ausgezeichnet

m Spiegel des Kosmos ist eine sehr spezielle Lektüre. Ich bin mit großen Erwartungen an dieses Buch herangegangen und nach dem Lesen bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück. Als Wissenschaftler Bücher zu schreiben, die den Leser fesseln ist nicht jedem Autor gegeben. Die Fakten sind interessant zu lesen und öffnen den Blick sich mit den aktuellen Themen wie Geschlecht und Identität oder Leben und Tod aus einem anderen Blickwinkel zu nähern. Gleichzeitig ist es aber typisch amerikanisch geschrieben und voller Patriotismus, der dem Mitteleuropäischen Leser ziemlich fremd ist. Das Buch widmet sich allen aktuellen Themen, die unsere Gesellschaft angehen und bewegen. Besonders angesprochen hat mich die Thematik Fleischesser und Vegetarier. Dahingegen das Kapitel Körper und Geist für meinen Geschmack zu wenig wissenschaftlich behandelt wurde. Insgesamt keine leichte Lektüre aber das wird auch kein Leser von diesem Werk erwarten. Über die Schwächen der Übersetzung kann man großzügig hinwegsehen.

Bewertung vom 03.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Wellness ist ein Roman über die Beziehung eines Paares und dessen Entwicklungen in verschiedenen Zeiten und Phasen ihres gemeinsamen Lebens.
Jack und Elisabeth sind seit vielen Jahren ein Paar und Ihre Beziehung funktioniert. Zu Beginn der Beziehung sind beide vor ihren Elternhäusern geflohen, um „alles ganz anders zu machen“, haben sich gefunden und waren sich sicher, nie so werden zu wollen, wie die Vorgängergeneration.
20 Jahre später sind sie im Grunde genau so, wie sie als Paar nie sein wollten und stellen ihre Beziehung in Frage. Viele Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklungen werden in dem Roman erläutert und vom Autor analysiert. Der Datenkonsum und dessen absurde Manipulation der Bevölkerung ist ebenso Thema wie die politischen Strukturen und ihre grotesken Entwicklungen im Amerika der vergangenen Jahrzehnte.
Der Roman stellt seine eigene Geschichte, die Beziehungen und Verflechtungen in Frage und zweifelt vorher Faktisches an. Eine spannende Lektüre für Leser, die sich trauen hinter die Fassaden zu blicken und die Geduld haben sich auf einen längeren Roman einzulassen.
Die Lektüre des Romans belohnt diese Leser mit ein komplexen Konstrukt, das interessante und fesselnde Lesestunden bietet.
Allein das Cover konnte mich leider nicht überzeugen, da ich es absolut unpassend zum Inhalt empfinde aber dies ist kein wirklicher Kritikpunkt bei einem lohnenswerten Roman, der von seinem Inhalt lebt und nicht von seiner Hülle.

Bewertung vom 06.11.2023
The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe
Breakey, Hugh

The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe


ausgezeichnet

The beautiful fall ist eine sehr ungewöhnliche Liebesgeschichte über Robert, der unter einer besonderenForm einer Amnesie leidet und alle 179 Tage komplett bei Null anfängt, weil sein Gedächtnis ausgelöscht ist. Wenige Tage vor diesem erneuten Vergessen tritt eine junge Frau in sein Leben, die alles auf den Koof stellt, was ihm Sicherheit gibt. Endlich mal eine ungewöhnliche Romanze, die sich deutlich von vielen anderen Liebesgeschichten abhebt, weil Robert und sein Vergessen das zentrale Thema sind um das alles kreist. Die Geschichte ist angenehm flüssig zu lesen, die Charaktere sind lebendig und Empathie-weckend beschrieben und der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss gespannt. Vor allem finde ich das Ende gelungen, da es viel Raum zum Nachdenken und Reden bietet.
Leider gefällt mir das Cover überhaupt nicht. Weder die Farben noch das Motiv finde ich dem Buch gerecht-werdend. Auch den Titel hätte ich in deutscher Übersetzung gelungener gefunden. Diese negativen Aspekte mindern mein Urteil über den Inhalt aber nicht.

Bewertung vom 20.10.2023
Tränen, Liebe, Lebensgier
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


ausgezeichnet

Tränen, Liebe, Lebensgier ist ein hilfreicher Ratgeber in der extremen Trauerphase. Wenn man in dieser Situation einen Rettungsanker braucht, um sich vorstellen zu können, dass diese Phase ein Ende hat, so ist dieses Buch sicher ein brauchbarer Wegbegleiter. Die Autorin beschreibt ihre eigene Liebes- und Trauergeschichte so lebhaft und ohne zu Beschönigen, mit allen Höhen und Tiefen der Trauerarbeit. Als Betroffener sucht ein Leser sicher nach Wegen, wie man mit den Gefühlen und dem Verlassensein umgehen kann. Diese Wege zeigt sie in allen Facetten auf und macht Hoffnung, dass neben dem allgegewärtigen Schmerz auch Lachen und Freude zu der Verwandlung gehören. Das alte Leben gibt es nicht mehr aber ein Neues ist möglich und in diesem gibt es gute Zeiten. Allein für diese Hoffnung lohnt es sich das Buch zu lesen. Der Schreibstil ist sehr emotional und lebendig und lässt sich gut und flüssig lesen. Das Cover ist zauberhaft gestaltet und passt hervorragend zum Inhalt. Das Krafttier Libelle hat seine eigene, besondere Bedeutung.
Vor mir eine absolute Leseempfehlung für Trauernde aber auch für Menschen, die sich für das Thema interessieren, ohne momentan direkt betroffen zu sein.

Bewertung vom 03.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


sehr gut

Ich träumte von einer Bestie ist ein Buch, dass man sich erlesen muss. Es ist keine locker-leichte Lektüre sondern beschäftigt sich mit alter Legende und dessen Wirkung in heutige Zeit.
Als Datenforensikerin ist Fleur eigentlich ein kühler Kopfmensch aber Alpträume verfolgen sie Nacht um Nacht. Der Wald und eine Wolfsbestie spielen in diesen Träumen eine zentrale Rolle. Durch den Tod der Großmutter kommt Fleur mit der Vergangenheit ihrer Familie und den Spuren ihrer Vorfahren in Kontakt und forscht in alten Archiven und alten Gemäuern Frankreichs nach Antworten. Die Bestie des Gévaudan ist das Leitbild dieses Romans und zieht sich durch die Geschichte. Fleur versucht mit Hilfe des charismatischen Thomé Antworten zu finden auf die Fragen, die ihr Leben begleiten.
Die Geschichte ist stimmig, weist in der Mitte des Romans allerdings einige Längen auf. Daher ziehe ich einen Stern ab. Den Titel finde ich nicht besonders gelungen aber der Inhalt bietet Stoff für interessante lange Leseherbst-Abende.

Bewertung vom 18.09.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


ausgezeichnet

Meine Männer ist ein Buch, dass sich stark aus der Reihe der Neuerscheinungen hervorhebt. Eine Geschichte, die bedrückend und sehr bildreich beschreibt, wie eine junge Frau, getrieben von ihren Erlebnissen mit anderen Menschen (und vor allem Männern) versucht ihren Platz im Leben zu finden. Dabei sucht sie Nähe, Vertrauen und vor allem Liebe. Ihre Vorstellungen werden immer wieder enttäuscht und so säumen einige Todesfälle ihren Lebensweg.
Eine traumatische Erfahrung in jungen Jahren trägt sie ihr ganzes Leben mit sich herum und kann die späteren Beziehungen nicht wirklich realistisch einordnen und für sich selbst gestalten. Sie ist gefangen in ihren Gedanken und findet auch in ihrer Wahlheimat keinen Halt und kein dauerhaftes Glück.
Die Lektüre dieses Romans ist keine Entspannung sondern Lesearbeit. Die Sprache ist gewaltig und bildreich aber keine leichte Unterhaltung. Wenn sich der Leser auf die Reise durch diese Geschichte begibt, erhält er ein besonderes Leseerlebnis, bei dem man manche Passage gerne noch einmal liest, um die Wirkung nachzuspüren.
Das Cover spricht mich nicht an, ich finde es nicht zum Thema passend. Der Inhalt entschädigt für das Cover. Eine Empfehlung für Leser, die sich an ein bedrückendes Thema heranwagen, dafür aber sprachlichen Hochgenuss schätzen.