Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ceecee
Wohnort: 
Graz

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 05.11.2022
Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
Thomas, Aiden

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald


sehr gut

Eine wunderbar sensible Geschichte, in der es u.A. um Trauma, Liebe und Heilung geht!

Schon als ich das Cover sah, hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Dass Aiden Thomas' "Wendy & Peter" eine etwas düstere Interpretation des Klassikers ist, spiegelt sich darin gut wieder. Zeitweise hatte ich während des Lesens das Gefühl einen sanfteren Thriller in der Hand zu halten - nichtsdestotrotz gibt es genug fantastische Elemente und eine wunderschöne Slow-Burn-Romanze, sodass auch Fantasy-Liebhaber nicht zu kurz kommen.

Mir hat der Schreibstil gefallen. Insgesamt wird alles sehr bildhaft erzählt, sodass es mir nicht schwer fiel, der Story zu folgen und mein inneres Kino des Gelesenen am Laufen zu halten.
Man erlebt die Geschichte aus Wendys Sicht und bekommt einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt vermittelt. Ihr Verhalten und ihre Charakterentwicklung waren für mich den Roman hindurch nachvollziehbar. Die Anstrengung, ihre Vergangenheit abzuhaken und das entstandene Trauma seit dem Verschwinden ihrer Brüder zu verarbeiten, werden sensibel thematisiert.
Und Peter... hach, ich war bisher noch nie ein großer Peter Pan-Fan. Frech & rebellisch, hedonistisch, angeberisch, irgendwie naiv und oft auch ein bisschen selbstbezogen - so kenne ich ihn aus anderen Büchern und Filmen, was in meinen Augen irgendwie keine sympathische Kombination ist. Aiden Thomas' Peter hat durchaus Anteile von all dem, es überwiegen dennoch die positiven Eigenschaften: Fürsorglichkeit, Charme, Witz, Schlagfertigkeit. Man hat beim Lesen keine Zweifel daran, Peter Pan vor sich zu haben. Aber eben einen Peter Pan, den man einfach nur lieben kann. Was ich besonders interessant fand, aber ohne spoilern zu wollen... Je älter Peter im Laufe des Buchs wird, desto mehr wurde Peter Pan für mich zu Peter und desto verschwommener habe ich diese typische "Peter Pan-Essenz" wahrgenommen. Ich finde es beeindruckend, wie Aiden Thomas das schreiberisch geschafft hat.

Den Plot selbst fand ich mitreißend und schön umschrieben, dennoch - und das ist auch der Hauptgrund dafür, weshalb ich nur 4 von 5 Sternen gebe - kam mir der Mittelteil unnötig redundant vor. Hier hätte man durchaus alles um ein paar Seiten kürzen oder ein paar mehr Spannung erzeugende Elemente einbauen können. Auch wie am Ende alles aufgelöst wird, kam mir irgendwie zu einfach vor. Aber hier muss man vermutlich auch eher zwischen den Zeilen lesen - es lässt auf jeden Fall Raum für eigene Interpretationen.
Ein Schmunzeln konnte ich mir an einer Stelle des Buchs nicht verkneifen, als Wendys Mutter sagt: "Bleibt im Wohnzimmer. Niemand geht nach oben". Ich meine, come on, Wendy ist 18 Jahre alt!

Aufgrund des Positiven und der wenigen Negativpunkte, ist "Wendy & Peter - Verloren im Nimmerwald" für mich eine sehr gelungene Adaption des Klassikers und absolut empfehlenswert für alle, die märchenhafte Geschichten und originelle Urban Fantasy lieben!

Bewertung vom 01.11.2022
Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


gut

Das Buch hat meine Aufmerksamkeit zu Beginn durch das wunderschöne Cover erregt. Es passt toll zur Geschichte, die nicht nur mit einer starken, emanzipierten Protagonistin punkten kann, sondern einen auch in eine faszinierende, schön gestaltete Welt eintauchen lässt. Besonders interessant fand ich, wie die Autorin die Unterschiede in der Kultur, den Werten und natürlich auch der Vegetation zwischen den Ländern Eshrian und Amisa beschreibt. Das hätte für meinen Geschmack durchaus noch sehr viel detaillierter ausgemalt werden dürfen, auch wenn es nicht unbedingt relevant für die Story ist - war aber nichtsdestotrotz okay so wie es ist.
Magie wird in Fantasyromanen ja immer wieder anders interpretiert. Die Auslegung der Autorin mit den Runen und wie das Wirken mit diesen im Buch beschrieben wird, fand ich originell und eine schöne Idee. Mit The Lost Crown erschafft Frau Benkau definitiv eine Welt, die man so noch nicht aus anderen Fantasyromanen kennt und die es Spaß zu entdecken macht.

Leider fand ich die Geschichte zum Ende hin relativ vorhersehbar. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass die Entwickung der Charaktere nicht mit dem Tempo der Handlung übereinstimmt, wodurch ich mich immer schwieriger in die Protagonisten hineinversetzen konnte und mit der Zeit mehr und mehr die Lust am Lesen verlor. Gerade der Beziehungsaufbau zwischen Mirulay und Kaya war mir zuweilen absolut unverständlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefe, mehr gemeinsame Szenen zwischen Mirulay und Kaya gewünscht, die die Entwicklungen irgendwie nachvollziehbar machen. Da gerade die Beziehung der Protagonisten in einem Romatasy-Roman eine große Rolle spielt, fehlt mir hier die Liebe zum Detail.

Insgesamt hat sich das Leseerlebnis für mich einfach nicht rund angefühlt, daher leider nur drei Sterne. Ich bin nichtsdestotrotz gespannt auf den zweiten Teil, der sicherlich noch immer die Chance birgt, die Schwächen des ersten Bandes etwas auszugleichen.

Bewertung vom 15.04.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


sehr gut

Das abstrakte, schlichte Cover in Kombination mit dem Titel hatte mich von Anfang an neugierig auf das Buch gemacht. Nachdem ich den Roman gelesen habe, gefällt es mir noch mehr, da es perfekt zum relativ nüchternen Schreibstil und natürlich auch zum Ende der Geschichte passt.
Da ich mich bisher nie mit internationaler Diplomatie beschäftigt hatte, fand ich den kurzen Einblick, den Lucy Frickes Roman ermöglicht, mehr als spannend. Mich überraschte, wie sehr Fred, obwohl sie im Ausland unterwegs ist, dennoch in einer "deutschen Blase" lebt; wie wenige Einflussmöglichkeiten sie trotz ihrer Position zu haben scheint und natürlich wie sich all das, was sie durch ihren Job erlebt, auch auf ihr Privatleben auszuwirken scheint. Insgesamt bekommt man durch den Roman, denke ich, ein gutes Gefühl dafür, mit welchen Schwierigkeiten Diplomatie gerade in Ländern, die sicherlich nicht immer der deutschen Rechtsstaatlichkeit entsprechen, zu kämpfen hat und in welchen Dilemmata Diplomaten moralisch gefangen sein können. Ich finde erstaunlich, wie gut Lucy Fricke dem Leser dies auf so wenigen Seiten verständlich machen kann.
Nichtsdestotrotz liegt in der Kürze des Romans auch seine Schwäche. Zwar ist die Geschichte durchweg interessant und spannend geschrieben, dennoch geht durch die teils sehr knappen, nüchtern geschriebenen Kapitel auch ein wenig die Emotionalität verloren. Dies passt insgesamt sicherlich zu Freds eigenem Verhältnis zu allem, was sie erlebt - trotzdem hätte ich mir manchmal einen noch tieferen Einblick in in diese fremde Welt der Diplomatie, in Freds Beziehungen und die politischen Gegebenheiten vor Ort gewünscht. Aber vielleicht ist genau dieser Roman nicht der richtige Platz dafür. Und vielleicht ist genau diese Oberflächlichkeit, die der Roman ausstrahlt, auch das, was das Diplomatentum ein wenig ausmacht.
Insgesamt eine sehr lesenswerte Geschichte - gerade für alle, die sich wie ich zuvor noch nie viel mit Diplomatie auseinandergesetzt haben. Und ein Roman, dessen Inhalt vor allem im aktuellen Zeitgeschehen nochmal eine besondere Bedeutung erlangt.

12