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ghinorella

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 22.10.2022
Der Horror der frühen Chirurgie
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

die morbide Seite der Geschichte
Lindsey Harris schon einmal ein Buch mit historischer Medizin und den wichtigsten Personen dazu geschrieben. Anders als um die Anfänge der Medizin im Allgemeinen geht es in ihrem zweiten Band um die plastische Chirurgie. Wo man bei dem Namen heute nur hässliche Lippen und überdimensionale Brüste im Kopf hat, war es damals ein Akt der Heilung von Verwundeten des ersten Weltkrieges. Nie dagewesene verheerende und entstellende Verletzungen sowie der psychologische Druck, dem die Invaliden ausgesetzt sind, werden geschildert. In Mitten dieser neuen Situation befindet sich der Chirurg Harold Gillies (1882-1960), der mit Hilfe von mühsamen Modellagen Gesichter der Soldaten rekonstruiert. Er gilt als Vater der plastischen Chirurgie. Anders als den Not- und Feldärzten geht es ihm darum wieder Lebensqualität herzustellen, Münder und Augenlieder wieder zum möglichst nah an ihre ursprüngliche Funktion heranzuführen.
Seine Arbeiten lässt er durch verschiedene Medien dokumentieren, weshalb wir so auch auf seinen Spuren wandeln können.

Insgesamt bin ich begeistert von dem Buch. Die Leseprobe hält, was sie verspricht und auch der Rest des Buches befriedigt jede morbide aber auch historisch interessierte Seite. Das liegt nicht auch zuletzt an den guten Recherchen und dem angenehmen Schreibstil der Autorin. Eine eindeutige Kaufempfehlung meinerseits, am besten im Doppelpack mit dem ersten Band!

Bewertung vom 25.05.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


gut

Ein Titel mit falschen Versprechungen
Das Cover ist schlicht, aber edel und somit sehr ansprechend. Auch der Titel "Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern" lässt auf ein interessantes Geschichtsbuch hoffen.

Allerdings ist es eben nicht eine umfassende literarische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, sondern der geschichtliche Teil beschränkt sich leider nur auf die Antike. Alles beginnt in Alexandria mit der legendären Bibliothek Alexanders des Großen. Irgendwie hätte ich erwartet, dass auch Vorläufer der Schrift thematisiert werden, auch wenn es keine "Bücher" im eigentlichen Sinne sind. Geschichtliche Exkurse, die nichts mit der Geschichte des Buches zu tun haben, stören den Informationsfluss. Über Alexander wird viel zu unreflektiert und positiv berichtet und gleicht eher einer Lobpreisung als einem fundierten wissenschaftlichem Beitrag.

Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und die geschichtliche Narration über die Antike mit literaturhistorischem Einfluss, denn das ist es, was hier veröffentlicht wurde, liest sich soweit gut. Der Titel entspricht jedoch dem Inhalt definitiv nicht. Das ist mehr als schade...

Bewertung vom 09.04.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Grenzen(lose) Freude beim Lesen
Titel und Cover haben gleich meine Neugierde angezogen. Eine schöne Gestaltung! Das spiegelt sich auch innerhalb des Buches wider. Das Layout ist detailliert und übersichtlich, die Infografiken sind einfach zu verstehen. Dazu trägt auch der Schreibstil bei, er ist frisch und nicht langweilig, was bei einem Sachbuch am wichtigsten ist. Das Thema Grenzen wird dabei von vielseitiger Weise betrachtet: Grenzen als Vermächtnisse, Meere und Grenzen, Mauern und Migration, spezielle Grenzen unumstrittene Grenzen. Gerade die Darstellung von Natürlichen Grenzen fand ich sehr spannend. Besonders erfreulich ist es, dass die Autoren eine eurozentrierte Sichtweise vermieden haben, sodass man Neues aus aller Welt lernen kann. Ein Einsatz im Geografieunterricht wäre bestimmt ebenfalls gewinnbringend. Das Buch ist also auch für die typischen Was-ist-Was-Kinder geeignet.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Buch informativ, lehrreich, spannend und sehr schön gestaltet ist.
Eine klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 28.03.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Dieses Buch gibt einem Sommervibes!
Das Cover ist ansprechend gestaltet. Es passiert eher selten, dass ich mich in einem Buch verliere, aber Dank des Schreibstils der Autorin ist es mir hier sofort gelungen. Die Charaktere sind gut beschrieben, man fiebert sofort mit Maserati mit und will wissen, ob sie sich noch mit Theo und seinem Cousin anfreundet und was es denn nun mit dieser Schallplatte auf sich hat... Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind oft nur etwas unscharf skizziert, aber genau das finde ich großartig, da es oft einem selbst so im Leben geht und man nicht richtig weiß, woran man beim Gegenüber ist. Gerade weil die Handlung nicht in einem klassischen Happy End alla Disney endet, finde ich das Buch so gut. Im wahren Leben gibt es auch oft nicht das perfekte Ende, manchmal ist es eben nur ein gutes oder zufrieden stellendes Ende...
So oder so würde ich dieses Buch jedem empfehlen, der mal eine etwas untypische Sommerlektüre lesen möchte!

Bewertung vom 24.03.2022
Mord im Gewächshaus
Bunce, Elizabeth C.

Mord im Gewächshaus


sehr gut

Ein kluges Mädchen mit scharfem Verstand
Aufmachung, Klappentext und auch Handlung erinnern ein wenig an die Flavia de Luce Reihe, die ich sehr liebe und schätze. Ein junges Mädchen, das aber anders als Flavia nicht alleine kämpft, sondern die unerschütterliche Gouvernante Miss Judson an ihrer Seite hat. Pluspunkt, dass es dich dabei um eine PoC handelt, ein weiterer Pluspunkt, dass das absolut keine besondere Rolle spielt. Was mich jedoch etwas stört ist, dass hier sehr einen auf "ich bin nicht wie andere Mädchen" gemacht wird, was das gesamte "Mädchensein" als etwas Dummes darstellt. Meiner Meinung nach müsste Myrtle nicht andere Mädchenfiguren abwerten, um sich als besonders hervorzutun. Sehr schade, deswegen einen Stern abzug. Der Schreibstil ist angenehm und die restlichen Figuren sind liebenswert dargestellt. Die Story ist originell und Myrtel ist ein tolles Vorbild für Mädchen mit naturwissenschaftlichem Interesse. Ein Muss für jeden Krimi-Fan, egal ob Groß- oder Klein.

Bewertung vom 23.03.2022
New Moms for Rebel Girls
Mierau, Susanne

New Moms for Rebel Girls


ausgezeichnet

Starke Mütter für starke Töchter!
Das Cover ist zugegebenermaßen nicht ganz mein Fall, aber der Titel bringt es gleich auf den Punk!
Der Schreibstil ist angenehm und die Struktur des Buchen sinnvoll, ganz zu Schweigen vom Inhalt. Man beginnt die eigene Kindheit, das eigene Sein und die Erziehung, die man auf die Kinder ausübt, zu hinterfragen und zu reflektieren. Nur so schafft man es selber aus ungesunden Mustern herauszukommen, die gesellschaftlichen Strukturen zu hinterfragen und die Mädchen von heute zu mutigen selbstbewussten und charismatischen Frauen von morgen zu erziehen! Ein unglaublich wichtiges Buch, das nicht nur Töchtern, sondern auch Müttern ein neues Frausein schenkt. Der Inhalt war nicht nur gut recherchiert, sondern auch abwechslungsreich gestaltet mit kleinen Bildern, Interviews oder rosa hinterlegten Passagen, die einen häufig zum Nachdenken gebracht haben. Ich hätte mir dennoch eine andere Farbe als die klassische "Mädchenfarbe" gewünscht, um von diesem Pink-Blau-Denken etwas wegzukommen.
Trotzdem eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.03.2022
Die gigantischen Dinge des Lebens
Nielsen, Susin

Die gigantischen Dinge des Lebens


sehr gut

In dem Jugendbuch "Die gigantischen Dinge des Lebens" von Susin Nielsen geht es um den 14-jährigen Wilbur, der zusammen mit seinen Eltern, die er die Mumps (Mum und Mup) nennt, in Toronto lebt. Er ist Kind einer Regenbogenfamilie und ein schüchterner Junge mit nur wenigen Freunden. Sein bester Freund ist der 85-jährige Nachbar Sal. Er begleitet ihn oft zu Unternehmungen, die eher rentnertypisch sind und wenig mit Jugendkultur gemein haben. An einer neuen Schule lernt Wilbur Alex kennen und die beiden freunden sich an. Schwierigkeiten in ihrer Freundschaft gibt es jedoch als Alex einen Freund bekommt. Alles ändert sich, als die Austauschschülerin Charlie aus Paris ankommt.

Alles in allem eine schöne Coming-of-Age Geschichte. Handlung und Charaktere sind fein aufeinander abgestimmt. Die Autorin versteht es jegliche Emotionen anzusprechen. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.02.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


sehr gut

Cover und Gestaltung sind schlicht, aber ansprechend. Der Titel macht neugierig, ebenso der Klappentext. Der Schreibstil der Autorin ist ungewöhnlich, trotzdem nah und doch fern. Man wird in die Geschichte hineingezogen wie in einen Strudel. Tausend Emotionen kochen hoch und verglühen, man fühlt mit jeder Figur mit und hat gleichzeitig Unverständnis für sie. Jeder der auf dem Land in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, wird merken, dass sich dieses Buch, seine Figuren und die Geschichte tief in die eigene Seele wühlt und sich dort einbrennt. Man begleitet drei Generationen Dorf und fragt sich zugleich, wie es dem eigenen geht, nachdem man es verlassen hat. Die Figuren sind authentisch geschildert und man wird immer wieder an den Zwang der Gesellschaft erinnert. Dieses Buch ist ein Beweis und eine Mahnung an alle, ihr Umfeld zu hinterfragen und Über dieses hinauszuwachsen. Eine klare Leseempfehlung!

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